Ich habe einen Grundsatz in den USA: nicht über Politik reden, mit Fremden und flüchtigen Bekanntschaften schon gar nicht (würde ich auch in Deutschland nicht machen).
Ansonsten habe ich kein Problem damit, wenn mir ein Amerikaner erzählt, was seiner Meinung nach in Deutschland 'schief' läuft. Wäre doch mal interessant zu erfahren, was ein Amerikaner der auf Reisen in Deutschland weilt, über unser Land weiss.
Ich verfalle nicht automatisch in Verteidigungsmechanismen wenn jemand schlecht von meinem Land redet, ich kann es auch mal so stehen lassen, dass nicht alles zum Besten steht und es durchaus Bereiche gibt in denen Deutschland kein leuchtendes Beispiel darstellt.
Nächster Grundsatz in den USA: America is great, fantastic and beautiful, das erzähle ich den Amerikaner wenn sie
mich fragen, was ich von ihrem Land halte.
Das ein Amerikaner den Touristen fragt, wie er Amerika findet ist m.E. die Regel und das haben wir schon mehrfach erlebt.
Die absolute Ausnahme ist m.E. die Konstellation die hier zuletzt für Streit sorgte: der Tourist der
ungefragt dem Amerikaner erzählen will 'that's wrong with your country'.
Auf so eine Idee käme ich gar nicht.
Ich habe aber auch schon mal ein längeres Gespräch mit einem Nationalparkangestellten geführt, der gerade nicht viel zu tun hatte, weil der Park um die Jahreszeit so schlecht besucht war.
Er wollte alles mögliche über Deutschland und Europa wissen und verglich unsere Antworten dann immer wieder mit den USA.
Irgendwann sind wir dann auch beim Thema Gesundheitswesen gelandet (genau genommen deswegen, weil ich in dem Bereich tätig bin). Dann habe ich ihm auch gesagt, dass es für Deutsche und Europäer nur schwer verständlich sei, warum sich eine Mehrheit der Amerikaner gegen eine Krankenversicherung ausspricht. Das war nicht ungefragt, sondern hat sich im Laufe des Gesprächs so ergeben.
Er, selbst krankenversichert, hat dann erzählt, dass seine Schwester und sein Schwager sich regelmässig in Mexico behandeln lassen, da sie sich die Behandlungskosten in den USA ohne Krankenversicherung nicht leisten können. Trotzdem hielt er selbst es nicht für erforderlich eine Pflichtversicherung wie von Obama angstrebt, einzuführen.