Wir laufen auch immer unseren eigenen Rhythmus.
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Beim Bergwandern hat man die kraftraubenden Aufstiege am Anfang der Tour und kann dann zum Schluss sich gemütlich ins Tal rollen lassen.
Beim Canyonwandern ist das umgekehrt, man sollte sich also genügend "Körner" aufbewahren.
Hallo,
genau dies sind die entscheidenden Punkte. Wer seinen eigenen Rhytmus nie auf anspruchsvollen Bergtouren mit Höhenunterschieden von 1.000 Metern und mehr kennen gelernt hat, kann ihn im Grand Canyon auch nicht einhalten. Den Grand Canyon als Erstlingstour zu machen, davor würde ich immer abraten. Man muss sich seine Kräfte einteilen können, weil man die Tour nicht abbrechen kann. Man muss hoch. In den Bergen kann man jederzeit aufgeben; hier nicht.
Vielleicht helfen folgende Erläuterungen ein wenig. Für mich und jeden Bergwanderer sind sie selbstverständlich. Aber es scheint ja so zu sein, dass viele Bergunerfahrene den Grand Canyon angehen.
In den Bergen spielt die Entfernung für den Zeitbedarf praktisch keine Rolle. Entscheidend ist der Höhenunterschied. Bei geübten Bergwanderern mit normaler Kondition geht man von etwa 400 Höhenmetern in einer Stunde aus. Bei 1.350 Höhenmetern sind das am Bright Angel Trail also etwa 3 1/2 Stunden reine Gehzeit für Geübte, die Ihren Rhytmus kennen. Für die gut 2 km im Tal im unruhigen bergauf-bergab kommt mindestens noch eine gute halbe Stunde hinzu.
Mein ganz persönliches Tempo liegt bei etwas über 300 Höhenmetern/h. Ich brauche für den reinen Aufstieg also etwa 4 1/2 Stunden. Dabei gehe ich fast ohne Pause. Nur zum Essen und Fotografieren halte ich kurz an, setzte mich aber möglichst nicht. Das größte Hindernis waren daher für mich die Mulis, die mir dauernd im Weg standen, so dass ich meinen Rhytmus nicht einhalten konnte. Überholen darf man sie nicht, da sie scheuen könnten.
Nach meinen Unterlagen habe ich für den Anstieg 5 Stunden ab Phantom Ranch benötigt. Das entspricht also ziemlich genau meinem ganz persönlichen Zeitbedarf.
Ähnlich genau kann ich den Abstieg errechnen. So langsam ich im Aufstieg bin, so schnell bin ich im Abstieg. Ich gehe 800 Höhenmeter/h. Normal sind 600 Höhenmeter/h. Vom Yaki Point bis zum Colorado sind es knapp 1.500 m. Bis zur Phantom Ranch habe ich 2 Stunden gebraucht. Damit entspricht das wiederum ziemlich genau meinem ganz persönlichen Zeitbedarf. Normal sind etwa 2 1/2 Stunden.
Wer in ähnlicher Weise für sich selbst den Zeitbedarf ausrechnen kann, weiß schon vorher, was auf ihn zukommt. Wer das nicht kann, sollte sich vorher in unseren schönen Alpen mal auf einer 1.500 m Tour üben. Es gibt genügend unschwierige Wandertouren auf guten Wegen und Steigen. Wer auf einer solchen Tour Schwierigkeiten hat und sie vielleicht sogar abbrechen muss, sollte unbedingt die Finger vom Grand Canyon lassen. Dort ist es wegen der Hitze schwieriger.
Dabei spielt es für mich überhaupt keine Rolle, ob man die Tour in ein oder zwei Tagen macht. Den Berg mal eben runterzuhüpfen ist für mich persönlich überhaupt kein Problem. Wer im Bergabgehen ungeübt ist und Kniebeschwerden bekommt, weil er nicht locker genug ist, sollte die Tour auf keinen Fall machen. Auch hier gilt der Grundsatz: Schmerzen werden beim Wandern
nie besser, sie werden
immer schlimmer!
So ist es z. B. wichtig, beim kleinsten Anzeichen einer Druckstelle im Schuh
sofort etwas zu unternehmen. Es wird sonst garantiert schlimmer.
Noch ein ganz persönlicher Tip für ein Ersatzteil, dass ich immer in mehrfacher Ausfertigung dabei habe. Es hilft bei drückenden Wanderschuhen oder Schischuhen genauso, wie z.B. bei einem einschneidenden oder drückenden Rucksackteil:
Die Slipeinlage ist immer dabei. Ich habe damit schon so manch einem aus der Patsche geholfen. Das Ding verrutscht nicht dank seiner Klebeseite und es kann nach Belieben zurecht geschnitten werden. Die ganz normale Stärke ist o.k. Nehmt nicht die Dicken oder die Dünnen. Wenn man dieses ideale "Universal-Werkzeug" erst einmal kennt, reicht für alle Anwendungsgebiete eure Fantasie.