Zunächst einmal ist die USA kein monolithischer Block, d.h. dass das Umweltbewusstsein in Kalifornien anders ist als in Oklahoma. Daher muss man sich natürlich mit Generalisierungen zurückhalten.
Hier mein Gedanken dazu (natürlich generalisierend):
Ich denke, dass da ganz verschiedene Grundideen das Bewußtsein des Durchschnittsamerikaners bewegen:
- Der Wunsch, nach außen alles als perfekt darzustellen
- Die Idee, anderen zu helfen.
- Der Glaube an die Unerschöpflichkeit der Welt
- Der Glaube an das "free enterprise" als Grundstock ständig wachsenden Wohlstands
Die letzte Grundidee sorgen dafür, dass Umweltbewusstsein grundsätzlich als etwas negatives angesehen wird, da es das "free enterprise" (scheinbar) behindert. Dass man mit Umweltschutz auch Geld verdienen kann, begreifen viele amerikanische Firmen bis heute nicht.
Der Glaube an die Unerschöpflichkeit der Welt bedeutet, dass Amerikaner nicht so richtig einsehen, warum man etwas wie Wasser, Energie und Rohstoffe sparen sollte, wenn es doch soviel gibt. Dafür sorgt natürlich auch die nach wie vor vorhandene Weite im Land. Hier in Deutschland findest Du keinen Platz mehr, wo man noch ohne Belästigung der Bevölkerung eines Mülldeponie einrichten könnte. Deswegen setzt man auf Müllvermeidung und -verwertung (na ja, teilweise wenigstens).
In den USA gibt es hingegen nach wie vor riesige Gebiete, wo praktisch niemand lebt. In der Nähe des Saguaro NP soll z.B. die größe Mülldeponie der Welt eingerichtet werden für den Müll aus L.A. Dort sollen dann täglich ca. 30.000 Tonnen Müll hingekippt werden. Täglich! Auf den Gedanken, dass man mit Mülltrennung z.B. große Teile davon wiederverwenden könnte, kommt leider niemand.
Der Wunsch, nach außen alles als perfekt darzustellen, zieht sich ja durch das ganze amerikanische Leben. Alles ist immer "great" and "fantastic", die Haare sitzen immer perfekt etc. Darunter kann auch die Umwelt leiden. Als ich im Austausch in Wisconsin war, hat uns ein dortiger Biologie-Lehrer stolz den einzigen Ort in der Gemeinde gezeigt, der ein Naturschutzgebiet war - ca. 100 mal 100 Meter. Im übrigen Ort gab es strenge Vorschriften, wie ein Garten auszusehen hatte. Einheitsrasen, ein paar Blumen, keine Büsche höher als 2 Fuß. Das sieht dann zwar "nice" aus, ist aber eine ökologische Wüste.
Im teilweisen Gegensatz dazu steht dann der Wunsch, anderen bzw. der Gemeinschaft ehrenamtlich zu helfen. Das sind dann die Leute, die Highway-Meilen adoptieren, um den Müll aufzusammeln, der dort übrigens in Massen anfällt. Denn das fehlende Umweltbewußtsein führt dazu, dass Abfälle einfach aus dem Wagen geworfen werden. Dass es nicht so auffällt wie in Deutschland, liegt daran, dass die amerikanischen Straßen einfach länger sind, das verteilt sich einfach besser. Und wenn dann noch regelmäßig der Müll eingesammelt wird (wer macht das schon in Deutschland?), dann fällt das einfach nicht mehr auf.
Insgesamt ist das Umweltbewußtsein der Amerikaner immer noch in weiten Bereichen auf dem Stand, wie es hier in den 60er Jahren war. Ungehemmte Verschwendung der Ressourcen, insbesondere von Wasser und Energie. Sanierungsmaßnahmen u.ä nur wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, d.h. wenn alles so versaut ist, dass man selbst beim besten Willen nicht mehr wegsehen kann.
In erheblichen Teilen der USA ist das Grundwasser so vergiftet, dass es in Deutschland niemals mehr als Trinkwasser benutzt werden könnte.
Natürlich gibt es auch mal Positives für die Umwelt, wie die Kat-Einführung, aber alles nur sehr oberflächlich, willkürlich und widersprüchlich.
Insofern kann man eben in den USA sein Auto hinterm Haus stehen lassen, bis es auseinanderfällt. In Deutschland verhindern das die Abfallgesetze, denn ein altes Auto ist Abfall und muss entsprechend entsorgt werden.
In Hinsicht auf das Umweltbewusstsein ist die USA leider nach wie vor ein Entwicklungsland.