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Autor Thema: Allein in einem fremden Land - Vietnam und Kambodscha im November 2011  (Gelesen 28819 mal)

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motorradsilke

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Hm, an einen Tempel im Neuaufbau habe ich leider gar keine Erinnerungen. Ob mir das einfach nicht aufgefallen ist oder ob sie schon fertig waren, kann ich nicht sagen. Weißt du noch, wo das war?


Nein, leider nicht so genau. Ich erinner mich nur noch, dass es ziemlich zentral war und dass es kein großer Tempel war. Ich hab damals noch keine Reiseberichte geschrieben und kann mir die Namen immer nicht so gut merken (deshalb ja auch jetzt Reiseberichte :wink:). Aber ist ja auch nicht so wichtig, hätte mich nur interessiert. Irgendwann komm ich da nochmal hin und dann such ich ihn :wink:.

Das mit den Überflutungen ist schon tragisch. Die ohnehin schon extrem armen Menschen haben nun noch ihre Ernten verloren. Und trotzdem sind sie (waren sie jedenfalls bei uns) überwiegend so gut drauf. Wenn man sich dann überlegt, worüber wir hier jammern....

paula2

  • Paula
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Hallo Flicka,

ja es klappt halt nicht alles in einem Urlaub gell? Aber da soll man sich wirklich nicht ärgern! Und der Flug über die Tempel war doch toll! Ein Kollege von mir der auch dort unten in Urlaub war ist mit einem Ballon aufgestiegen um die Tempel aus der Luft zu sehen, allerdings war der Ballom am Boden angebunden, es war also mehr wie die Aussicht von einem Turm aus. Das mit dem Flieger werd ich mir merken!
Die Bilder sind einfache genial, unglaublich diese Tempelanlagen.
Übrigens haben wir solche Bäume, die über Mauern etc wuchern in Hoi An und Saigon auch gesehen, diese Wurzeln sind extrem beeindruckend. Man muss sich wundern, dass überhaupt jemand die Tempel gefunden hat.
Ich freue mich schon auf den Rest der Reise  :D

Flicka

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Na wenigstens war der Rundflug gigantisch! Also kein komplett verkorkster Tag.

A propos Flüge: Du hattest da was geschrieben von einer Einreiseprozedur wie in den USA. Gestern habe ich in der Zeitung (Neue Westfälische) gelesen, dass auch Südkorea zum 1.1.12 Fingerabdrücke nimmt, um der illegalen Einwanderung Herr zu werden.

Ich weiß nicht, wie sie es in Südkorea machen, aber in Kambodscha haben sie auch ganz genau kontrolliert, wer wieder ausreist. Da musste ich nämlich auch bei der Ausreise wieder Fingerabdrücke abgeben.

Der Urlaubstag war tatsächlich nicht komplett verkorkst, auch der Ausflug nicht, sondern teilweise schon irgendwie amüsant. Erst als ich das Bier bezahlen sollte, war ich am Ende mit meiner Duldsamkeit. :koch:


Hallo Flicka,

ja es klappt halt nicht alles in einem Urlaub gell? Aber da soll man sich wirklich nicht ärgern! Und der Flug über die Tempel war doch toll! Ein Kollege von mir der auch dort unten in Urlaub war ist mit einem Ballon aufgestiegen um die Tempel aus der Luft zu sehen, allerdings war der Ballom am Boden angebunden, es war also mehr wie die Aussicht von einem Turm aus. Das mit dem Flieger werd ich mir merken!
Die Bilder sind einfache genial, unglaublich diese Tempelanlagen.
Übrigens haben wir solche Bäume, die über Mauern etc wuchern in Hoi An und Saigon auch gesehen, diese Wurzeln sind extrem beeindruckend. Man muss sich wundern, dass überhaupt jemand die Tempel gefunden hat.
Ich freue mich schon auf den Rest der Reise  :D


An eine Ballon"fahrt" hatte ich auch erst gedacht, aber ich hatte mal einen Beitrag im Fernsehen gesehen, wo die Leute tatsächlich mit dem Ballon über das ganze Tempelgelände gefahren sind. Also ich mitbekommen habe, dass man "nur" in die Luft steigt und an derselben Stelle wieder runter muss, hatte ich darauf aber keine große Lust mehr.

Falls jemand sich für die Flugtouren interessiert: Sie werden unter skyventure.org angeboten. Dort ist auch der Micro-Flyer abgebildet.

Flicka

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Das mit den Überflutungen ist schon tragisch. Die ohnehin schon extrem armen Menschen haben nun noch ihre Ernten verloren. Und trotzdem sind sie (waren sie jedenfalls bei uns) überwiegend so gut drauf. Wenn man sich dann überlegt, worüber wir hier jammern....

Ja, man muss sich wirklich mal bewusst haben, wie gut man es es trotz aller "Probleme" in Mitteleuropa hat. Nach meinem Indienurlaub vor ein paar Jahren hatte ich mir fest vorgenommen, nie mehr über irgendwelchen Blödsinn zu jammern. Der gute Vorsatz hat damals aber auch nur ein paar Tage gehalten... Na ja, und jetzt lese ich gerade, dass ich mich in meinem letzten Beitrag über die Bierpreise beschwere...

Bei uns kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass eine Missernte zu Hunger und Tod führen kann. In Kambodscha ist das traurige Realität. Ein paar Tage vor meiner Reise hatte ich irgendwo auf einer asiatischen Nachrichtenseite gelesen, dass in Siem Reap an einem Tag bewusst das falsche Gerücht in die Welt gesetzt wurde, eine Flutwelle käme auf die Region zu, um die Reispreise weiter in die Höhe zu treiben. Wenn ich mir dann vorstelle, dass Leute, deren eigene Ernte vernichtet wurde, verzweifelt ihr letztes Geld zusammenkratzen, um sich noch einen Essensvorrat anzulegen, bevor auch alles andere vernichtet wird, läuft es mir doch kalt den Rücken herunter.  :(

Angie

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Hallo Flicka,


der Flug mit dem Leichtflugzeug würde auch mir gefallen. Die Tour am Nachmittag war dann wohl eher grenzwertig, ich kann mir vorstellen, dass du ganz froh warst, als sie schließlich zu Ende war.

Und nun folgt schon der letzte ganze Urlaubstag? Leute, wie die Zeit vergeht :?


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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Flicka

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Und nun folgt schon der letzte ganze Urlaubstag? Leute, wie die Zeit vergeht :?


Ja, nur noch einmal schlafen, dann müssen wir wieder zurückfliegen.  :( Aber jetzt gehts erst nochmal zu den Tempeln:



Mittwoch, 16. November

Als ich heute morgen das Hotel verlasse, wartet „mein“ Tuk-Tuk-Fahrer Da schon auf mich. Ich zeige ihm auf der Karte, welche Tempel ich mir heute gerne anschauen will und klettere ins Tuk-Tuk, wo ich dann schon gleich auf den ersten Unterschied treffe zu dem vorgestern über das Hotel gebuchten Tuk-Tuk: Vorgestern musste ich selbst unterwegs regelmäßig Nachschub an Getränken kaufen. Heute steht schon eine gefüllte Kühlbox bereit.

Eigentlich wollte ich Preah Khan auslassen, weil ich diesen Tempel schon auf der Fahrradtour besucht hatte, aber als wir dort ankommen, gehe ich doch ein zweites mal durch den Tempel und bereue es nicht. Es ist doch ein Unterschied, ob man dreckig, verschwitzt und mit ca. 20 km in den Beinen durch einen Tempel stolpert und ein paar „Pflichtbilder“ macht oder ob man ausgeruht und mit kaltem Wasser versorgt hindurchspaziert. Beim Fotografieren spricht mich dann einer der Tempelpolizisten an, zeigt mir eifrig Fotostandorte und schließt die kleine Privatführung mit den Worten, wenn ich „kind“ wäre, könne ich ja eine kleine „Donation“ machen. Ich frage zurück „Donation for you?“, und klar, natürlich ist es eine Spende für ihn. Hm, von einem Polizisten um Trinkgeld gebeten zu werden ist natürlich nichts, was das Vertrauen in die Staatsgewalt stärkt.








Als nächstes fahren wir zum Neak-Pean-Tempel, der inmitten von einigen Wasserbecken liegt. Schon der Weg dorthin führt über einen langen Holzsteg übers Wasser. Leider gibt es derzeit wohl zu viel Wasser um den Tempel herum, und so kann man nicht um und durch den Tempel gehen. Also marschiere ich zurück zu Da und seinem Tuk-Tuk und wir fahren nach Ta Som. Hier gibt es einige Gesichter wie am Bayon, und einige Bäume wie in Ta Prohm.







Danach kommen wir auf dem Weg zu den nächsten Tempeln an leuchtend grünen Reisfeldern vorbei. Da, der Tuk-Tuk-Fahrer kann anscheinend nicht verstehen, was ich an Reisfeldern und Palmen so besonders finde, und ich versuche ihm zu erklären, dass es zu dieser Jahreszeit in Deutschland ziemlich grau, regnerisch und dunkel ist.



Anschließend kommen wir am Östlichen Mebon an. Der Tempel bietet ein paar Steinelefanten, die von den Ecken hinunterschauen. Ansonsten ist er aber nicht so fotogen.







Inzwischen ist es dann doch schon fast ein Uhr, und bevor ich die beiden letzten Tempel für heute besuche, will ich eine Kleinigkeit essen und lade auch Da dazu ein. Ich bestelle mir ein typisch kambodschanisches Essen, nämlich Amok, eine Art Curry mit Kokosmilch und scharfen Gewürzen und er bestellt sich Spiegelei und Pommes Frites. ;-) Beim Essen fragt er mich dann nochmals zum Thema Wetter, und als ich von den Schneefällen von letztem Jahr erzähle, schaut er mich an, als würde ich gerade von der Eroberung des Südpols erzählen. Schnee gibt es in Kambodscha nicht, und heute ist mit nur knapp über 30 Grad nach kambodschanischen Maßstäben ein eher kühler Tag. Er selbst erzählt von seiner Mutter, die mit seiner Schwester in seinem Heimatdorf lebt, etwa 100 km von Siem Reap entfernt. Er selbst ist nach Siem Reap gekommen, weil es in seiner Heimat keine Arbeit für ihn gibt. Durch die Hochwasser der letzten Wochen, berichtet er weiter, wurde ein großer Teil der Reisernte vernichtet, so dass die Bauern nicht nur keinen Reis verkaufen, sondern ihn selbst zukaufen müssen, und wer dafür kein Geld hat, hat nichts zu essen. Mein Fahrer erzählt, er wolle einmal Guide werden, und dafür lernt er eifrig Englisch, während ich durch die Tempel spaziere und liest in einem Führer über die Tempel. Ich drücke ihm die Daumen, dass er es schafft.

Pre Rup, der nächste Tempel, ist eine „bessere“ Version des Östlichen Mebon. Dort werde ich von einem Mönch – oder zumindest jemandem, der sich als Mönch ausgibt, genötigt, der Buddha-Statue ein paar Räucherstäbchen zu spenden, dann erfolgt die Anweisung „Here Money“, und ich stopfe einen Dollar in die Donation-Box, und zwar möglichst so, dass er sie nicht wieder herausfischen kann, was natürlich nichts bringt, falls er abends ohnehin die Spendenkasse mit heimnimmt.








Der letzte Tempel, Banteay Kdei, bietet dann wieder eine schöne Mischung aus Gesichtern, Bäumen und Steinschnitzereien.








Auf dem Rückweg nach Siem Reap legen wir noch einen Stopp ein, und zwar an einer Gedenkstätte für ein Killing Field. Im ganzen Land, auch hier bei Siem Reap, wurden Ende der 70er Jahre unter der Herrschaft des Polpot-Regimes Menschen auf solchen Killing Fields brutal umgebracht. Etwa 2 Millionen Menschen, ein Drittel des kambodschanischen Volks, starb durch diese Morde oder aufgrund von Mangelernährung.

In der Gedenkstätte gibt es zwei Tafeln mit Fotos von Getöteten, und in einer Stupa mit Glaswänden sind Schädel von Opfern aufgeschichtet.



Nebenan steht auch ein buddhistischer Tempel, in den ich auch kurz hineinschaue und nochmal einen Dollar in eine Donation-Box stopfe.





Schließlich bringt mich Da zurück zum Hotel. Es ist vier Uhr, und so verbringe ich noch eine gute Stunde am Hotelpool, bevor ich es dann gerade noch rechtzeitig zum Shuttle-Bus schaffe, der um 18.00 Uhr ins Zentrum von Siem Reap fährt. Heute ist der letzte Urlaubsabend, und ich begehe ihn mit Erdbeer-Margaritas und leckerem mexikanischen Essen. Vielleicht nicht ganz stilecht, aber Da hat heute mittag ja auch nicht gerade typisch kambodschanisch gegessen. Ich bummele dann noch durch ein paar Souvenirgeschäfte und kaufe ein paar Mitbringsel, schaue noch in einen Supermarkt und nehme dann ein Tuk-Tuk zurück zum Hotel. Um neun Uhr im Bett zu liegen ist auch nicht gerade standesgemäß für den letzten Urlaubsabend, aber ich bin hundemüde und ich will morgen ja noch etwas unternehmen und stelle mir den Wecker – seufz – auf sechs Uhr. Dann steht zum Abschluss noch der Besuch eines besonderen Juwels auf dem Plan: Die „Zitadelle der Frauen“.

Gute Nacht!

Anti

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Warst du denn "kind" zu dem Polizisten? Da denkt man, der Mensch ist einfach nur freundlich und dann... :umherschau:

Deine Beschreibung von Amok klingt lecker (gibt es bestimmt auch für Veggies  :D). Bist du denn anschließend Amok gelaufen oder war es nicht so scharf?  :grins: Oder verträgst du das Essen recht gut? Ich esse ja gerne scharf. An einem Chinaimbiss habe ich mal zur Soße mit dem Roten Deckel (sehen fast aus wie eine Nuckelflasche) gegriffen und ordentlich was auf meine Nudeln gemacht. Die nette Asiatin konnte gar nicht schnell genug halt rufen um mich zu warnen. Dann erntete ich aber ein anerkennendes Grinsen, als ich erwiderte, dass ich dieselbe Soße zu Hause im Kühlschrank habe und genüsslich die Nudeln verschlang. Aber die können dort, glaube ich, noch mehr Schärfe ab...

motorradsilke

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Dann steht zum Abschluss noch der Besuch eines besonderen Juwels auf dem Plan: Die „Zitadelle der Frauen“.


Also das Beste zum Schluss. Der in meinen Augen Schönste der Tempel. Ich hatte schon befürchtet, den hast du nicht gesehen.
Und bin gespannt, wie du es empfunden hast.

Matze

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Wieder zwei interessante Tage ...
Die Luftaufnahmen gefallen mir sehr, ich selber würde allerdings niemals in so ein Fluggerät steigen ...

Diese Tempelanlagen sind unwahrscheinlich beeindruckend - was haben Menschen vor langer Zeit da erschaffen :daumen:
Gruß Matze




San Francisco!!

Angie

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Wirklich beeindruckende Bauwerke präsentierst du uns wieder einmal mehr.

Die Beschreibung, woraus Amok besteht, sagt mir nicht recht zu, aber sag' mal, Flicka, hat es dir auch wirklich geschmeckt? Scharf mag ich auch sehr gerne, aber der Rest sollte halt auch stimmen :wink:

Auf die Zitadelle der Frauen bin ich schon sehr gespannt!


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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Flicka

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Warst du denn "kind" zu dem Polizisten? Da denkt man, der Mensch ist einfach nur freundlich und dann... :umherschau:

Deine Beschreibung von Amok klingt lecker (gibt es bestimmt auch für Veggies  :D).

Ja, ich war "kind" zu dem Polizisten. Hinterher habe ich es bereut, dass ich nicht einfach weggegangen bin, aber im ersten Moment war ich so geplättet, dass ich automatisch in die Tasche gegriffen habe und einen Dollarschein rausgezogen habe.

Amok bin ich aber trotzdem nicht gelaufen. ;-) Amok ist übrigens wohl traditionell ein Fischgericht, zumindest habe ich es so im Reiseführer verstanden, wurde aber im Restaurant auch mit verschiedenen Fleischsorten angeboten. Es kann durchaus sein, dass es auch vegetarische Varianten gibt. Scharf war es wirklich, aber ich mag ja scharfe Gerichte und esse auch gerne die thailändischen süß-scharfen Currys.


An alle Mitreisenden:

Den letzten Reisetag haben wir noch vor uns, und dann liefere ich euch wie versprochen rechtzeitig zu Weihnachten zuhause ab.

Und wie Silke schon richtig angemerkt hat: Das Beste kommt zum Schluss:



Donnerstag, 17. November


Der letzte Tag ist angebrochen. Um kurz vor sieben verlasse ich das Hotel, wo Da schon mit seinem Tuk-Tuk auf mich wartet. Die Fahrt zum Banteay-Srei-Tempel dauert von meinem Hotel aus mit dem Tuk-Tuk eine gute Stunde, und unterwegs kann ich nochmals einen Blick auf die anderen Tempel werfen. Leider kann ich die Aussicht nicht wirklich genießen, denn gestern abend hatte sich meine Unterlippe plötzlich ganz entzündet angefühlt, und jetzt ist sie halb taub. Statt mich zu freuen, dass sie sich wenigstens nicht mehr entzündet anfühlt und dass ich mir in zweieinhalb Wochen keine schlimmeren Beschwerden als eine lädierte Unterlippe zugezogen habe, beschließe ich aus irgendeinem Grund, den ich später nicht mehr ganz nachvollziehen kann, dass ich die Tollwut habe. Und wenn es nicht die Tollwut ist, dann sind es wahrscheinlich irgendwelche Killerbakterien, die innerhalb eines halben Tages sämtliche Nerven in meinem Körper auffressen.

Zum Glück erreichen wir den Tempel, bevor ich auf die Idee kommen kann, mich sofort in das Internationale Hospital bringen zu lassen, dass nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt liegt. Und zum Glück ist der Tempel so schön, dass ich sofort abgelenkt bin. Über 1000 Jahre ist er schon alt und zählt trotzdem zu den am besten erhaltenen Tempeln im archäologischen Park. Da probiert sich schon als Guide und erklärt mir, der Tempel werde Banteay Srei, also "Zitadelle der Frauen" genannt, weil er von Frauen erbaut worden wäre. Na ja, das stimmt jetzt nicht so ganz, aber ich bringe es nicht übers Herz, Da zu korrigieren. Allerdings sind sich meine beiden Reiseführer anscheind nicht so einig darüber, ob der Name wegen der "üppigen Devatas in den Blendnischen" entstand oder einfach wegen der feinen Steinschnitzerein.
















Vor dem blauen Himmel leuchten die goldene Steine in der Sonne, und zumindest eine Viertelstunde lang habe ich den Tempel mit seinen fantastischen Steinschnitzerein auch noch fast für mich alleine. Dann rollt die erste große Reisegruppe an, und ab diesem Zeitpunkt quellen im Fünfminutentakt die nächsten Reisegruppen in das kleine Tempelgelände. Ich bin froh, dass ich früh genug da war, dass ich wenigstens in den ersten Minuten noch Ruhe und Frieden vorgefunden habe, bevor französische, italienische, deutsche und vor allem chinesische Reiseleiter lautstark ihre Schäfchen durch die Anlage schleusen. Als ich schließlich zum Parkplatz zurückkomme, finde ich Da mit seinem Tuk-Tuk zwischen den Reisebussen kaum wieder. Auf meine fassungslose Frage, ob hier jeden Morgen solch ein Betrieb sei, erklärt er mir, das ginge ab jetzt den ganzen Tag so weiter.

Auf dem Rückweg legen wir dann noch einen Stopp ein, um Palmzucker zu kaufen.



Dann besuche ich noch eine Schmetterlingsfarm, wo ich 4 Dollar Eintritt bezahle und dann von zwei enthusiastischen Westlerinnen in Empfang genommen werde. Von ihnen erfahre ich alles, was ich schon immer über Schmetterlinge wissen oder auch nicht wissen wollte. Eigentlich will ich ja nur ein paar Fotos machen. Stattdessen darf ich mir Eier, Raupen und an die zwanzig verschiedene Schmetterlingspuppen ansehen, davon eine, von denen beide nicht wissen, was für eine Art es ist. Als ich scherze, dass da bestimmt ein Vampir-Schmetterling schlüpft, verziehen beide keine Miene. Ich versuche noch, von ihnen zu erfahren, auf welchen verschlungenen Wegen sie dazu gekommen sind, 6 Monate auf einer kambodschanischen Schmetterlingsfarm zu verbringen, aber außer dass eine von ihnen Grafikdesignerin ist, aber keine Lust hatte, ihr Leben hinterm Computer zu verbringen, bleiben ihre Motive ziemlich im Dunkeln. Immerhin kann ich dann doch noch ein paar nette Schmetterlingsfotos machen.





Gegen zwölf Uhr komme ich dann schließlich wieder im Hotel an, verabschiede mich von Da und werfe mich in meine Badesachen, um noch ein wenig Zeit am Hotelpool zu verbringen.



Gegen drei Uhr checke ich dann aus, entschuldige mich mehrfach beim Personal für meinen schweren Koffer, der leider auch in Kambodscha noch leicht zugelegt hat und werde dann zum Flughafen gebracht. Ich habe einen richtigen Kloß im Hals. Einerseits freue ich mich darauf, wieder nach Hause zu kommen, andererseits habe ich mich auch hier in Kambodscha sehr wohl gefühlt.

Die Wartezeit am Flughafen vergeht zum Glück schnell. Als ich schließlich um kurz vor halb sechs über das Rollfeld zum Flugzeug gehe, geht gerade die Sonne unter.




Und während wir auf den Start und den Flug nach Hanoi warten, wird es langsam dunkel. Der Tag ist vorbei, und mein Urlaub ist es auch. Auf Wiedersehen, Kambodscha, Machs gut Hanoi, jetzt muss ein anderer das viele Bier trinken!

Aber hebt mir ein paar Flaschen auf, denn ich werde wiederkommen! ;-)

Gute Nacht!

Smartdriver76

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Leider kann ich die Aussicht nicht wirklich genießen, denn gestern abend hatte sich meine Unterlippe plötzlich ganz entzündet angefühlt, und jetzt ist sie halb taub. Statt mich zu freuen, dass sie sich wenigstens nicht mehr entzündet anfühlt und dass ich mir in zweieinhalb Wochen keine schlimmeren Beschwerden als eine lädierte Unterlippe zugezogen habe, beschließe ich aus irgendeinem Grund, den ich später nicht mehr ganz nachvollziehen kann, dass ich die Tollwut habe. Und wenn es nicht die Tollwut ist, dann sind es wahrscheinlich irgendwelche Killerbakterien, die innerhalb eines halben Tages sämtliche Nerven in meinem Körper auffressen.

Ich lach' mich gerade schlapp. Das könnte original 1:1 von meiner Frau stammen. Die bekommt zuweilen auch ganz obskure Phantomerkrankungen und macht sich "'nen Kopp", was sie sich da wohl wieder gefangen hat. Bisher entpuppte es sich zum Glück immer als harmlos bis eingebildet.  :roll:

Bin auch froh, dass ich noch nie in Kambodscha war, weil so viele Tempel... nee, das wär' nix für mich.  :shock:

Ob der geneigte Leser zum Abschluss der Reise und des tollen Berichts die unerschrockene Biertrinkerin wohl mal zu Gesicht bekommt?  :wink:



Flicka

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Ob der geneigte Leser zum Abschluss der Reise und des tollen Berichts die unerschrockene Biertrinkerin wohl mal zu Gesicht bekommt?  :wink:

Nö. Manches muss der Phantasie überlassen bleiben.  :wink:

Das Kompliment für den tollen Bericht nehme ich aber trotzdem gerne entgegen.  :D

Ich bin übrigens von meiner tauben Unterlippe schon während der Rückreise wieder vollends genesen. Keine Ahnung, was das war. Bis jetzt habe ich auch weder Malaria noch eine Japanische Enzephalitis bekommen. Obwohl - letztere verläuft laut Internet, der Informationsquelle Nummer 1 für Hypochonder, bei der Mehrzahl der Infizierten so milde, dass die Symptome sich auf leichte Kopfschmerzen beschränken. Kopfschmerzen hatte ich nach der Rückkehr öfter. Vielleicht lags aber auch am Alkoholentzug.  :wink:

Smartdriver76

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Ob der geneigte Leser zum Abschluss der Reise und des tollen Berichts die unerschrockene Biertrinkerin wohl mal zu Gesicht bekommt?  :wink:

Nö. Manches muss der Phantasie überlassen bleiben.  :wink:


Schade. :( Aber im Sinne der Mythenbildung natürlich verständlich.  :wink:

Und so freuen wir uns bereits jetzt auf den nächsten Band der "Reisetagebücher der geheimnisvollen, unerschrockenen Biertrinkerin: Terra Australis Incognita".  :lol:



Angie

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Hallo Flicka,


war doch gut, dass du dich nicht ins Internationale Hospital hast fahren lassen, sonst wäre dir (und somit uns) die Zitadelle der Frauen entgangen und das wäre echt schade gewesen.

Das war jetzt zum Schluss nochmal ein schöner Leckerbissen :D Schon gewaltig, welche Bauwerke entstanden sind.

Schade, dass der Reisebericht nun vorbei ist, ich wäre noch gerne weiter mitgefahren, das mache ich dann beim nächsten Mal :D

Ganz herzlichen Dank für deinen abwechslungsreichen, sehr informativen und mit wunderschönen Bildern geschmückten Reisebericht :dankeschoen: Umgehend vergebe ich deinem Reisebericht den "Daumen hooooooooooooch" :D :D


Liebe Grüße,
Angie
Viele Grüße,
Angie

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