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Länder und Reiseziele abseits von USA und Kanada => Bunte Reisewelt => Reiseberichte abseits von USA und Kanada => Thema gestartet von: wuender am 04.06.2015, 19:14 Uhr

Titel: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 04.06.2015, 19:14 Uhr
Einleitung
Im Jahr 2011 waren wir in Patagonien unterwegs - also im allersüdlichsten Teil von Argentinien und Chile. Dabei haben wir wunderschöne Landschaften gesehen und unglaublich nette und gastfreundliche Menschen kennen gelernt. Nach zwei Jahren mit etwas kleineren Urlauben stand 2014 wieder eine Fernreise auf dem Programm und relativ schnell fiel die Entscheidung, dass diese wieder nach Südamerika führen soll. Von den vielen Ländern dieses faszinierenden Kontinents sind immer noch Argentinien und Chile diejenigen, die sich am unproblematischsten individuell bereisen lassen - vor allem, wenn die Reise mit dem Mietwagen stattfinden soll - also stand das grobe Reiseziel recht schnell fest.

Die typische Tour in diese Länder - vor allem von Ersttätern - enthält gerne mal ziemlich viele Flugetappen: Da wird fröhlich mit dem Flugzeug von den Wasserfällen im Osten Argentiniens zu den Wüsten im Norden Chiles gehüpft und dann weiter ganz in den Süden nach Patagonien. So etwas mögen wir nicht so wirklich - wir erfahren im wahrsten Sinne des Wortes ein Land gerne - daher sind wir auch auf unserem ersten USA-Trip einfach mal von New York nach Los Angeles quer durch gefahren. Nebeneffekt dieser Reisephilosophie: 2011 hatten wir zwar ein tolles Patagonien-Intensivprogramm. Die Erinnerungen an die vielen dadurch erst möglich gewordenen tollen Wanderungen dort wollen wir nicht missen. Kehrseite der Medaille: Unsere Liste von potentiellen Reisezielen in den beiden Ländern wies noch jede Menge nicht abgehakter Punkte auf.
 
Dieses Mal sollte es daher in den Norden Chiles und den Nordwesten Argentiniens gehen. Normalerweise stellt hat man sich, wenn man an diese Gegenden denkt, recht trockene Wüsten und Hochebenen vor. Aber in der Realität ist die Landschaft deutlich abwechslungsreicher: Es gibt die wilde Pazifikküste, die trockene Atacamawüste und die Steppenlandschaft des Altiplano. Letztere ist über weite Strecken dicht mit Büscheln des gelben Ichugrases bewachsen und wird dann Puna genannt. Weiter im Osten kommt man zu den noch deutlich höheren Gipfeln der zentralen Anden - hier handelt es sich oft um schöne Vulkane in allen möglichen Farben. Auf der argentinischen Seite schließt sich an die Hochebene eine völlig andere Gegend an: Im Norden regnen hier die an den Bergen hängen bleibenden Wolken ab und es gibt dichte Regenwälder, die sogenannten Yunga-Wälder. Weiter südlich finden sich an die USA erinnernde deutlich aridere Gegenden, voll mit Säulenkakteen. Der gesamte Bereich ist ein geologisches Wunderland voller roter, weißer, brauner und grüner Felsen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/Atacama-Tour_2014.jpg)
Unsere Reiseroute durch den Norden von Argentinien und Chile.

Eine geeignete Reiseroute zusammenzubasteln, erwies sich als schwierig. Zu Beginn der Planung wollten wir uns nur auf den Norden (etwa nördlich von Copiapo) beschränken und entweder nur drei Wochen fahren oder vier Wochen, aber mit einem Abstecher über das argentinische Chaco Grande bis zu den Iguazu-Wasserfällen ganz im Osten dieses riesigen Landes. Es erwies sich allerdings, dass Flüge nach Copiapo (ähnliches gilt auch für Antofagasta, Iquique, usw.) deutlich teurer sind, als nur nach Santiago de Chile und außerdem üblicherweise extrem lange Aufenthaltszeiten in Santiago haben. Zudem sind die Mietwagen von und nach Santiago deutlich billiger als in den anderen Städten. Da denkt man sich: Lieber selber mit dem Auto nach Norden fahren, als stundenlang im Flughafen festzuhängen, um dorthin zu fliegen. Also haben wir einen Allrad-Pick-Up ab Santiago gemietet, für insgesamt vier Wochen. Unser Plan sah vor, möglichst schnell in den Norden zu kommen, aber ohne die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke allzusehr zu vernachlässigen. Im Norden Chiles angekommen, haben wir dann deutlich Tempo aus der Reise rausgenommen, um die Gegend intensiv zu genießen.

Da es an einigen schönen Stellen, vor allem handelt es sich dabei um bestimmte Örtlichkeiten auf dem Altiplano, keinerlei Möglichkeiten zum Übernachten gibt, und zudem wildes Campen in Argentinien und Chile erlaubt ist, haben wir es dieses Mal betreffend der Übernachtungen gemischt gehalten: Der Großteil der Übernachtungen fand in Hotels, Motels oder Lodges statt, es waren aber auch ein paar Nächte im Zelt vorgesehen. Im Verlauf der Vorbereitung haben wir uns leichte Sorgen betreffend der niedrigen Nachttemperaturen auf hoher Höhe gemacht und daher unsere Campingausrüstung zum Beispiel um gescheite Isomatten erweitert. Ich kann hier - glaube ich - schon verraten, dass wir nicht erfroren sind. Aber wie das Zelten auf dem Altiplano dann letztendlich wurde, könnt Ihr im Reisebericht nachlesen.

Die Tageseinteilung der Etappen sah so aus:
16.10.2014: München - Santiago de Chile
17.10.2014: Santiago de Chile - Illapel
18.10.2014: Illapel-Valle Hurtado
19.10.2014: Valle Hurtado-Punta Choros
20.10.2014: Punta Choros-Caleta Pan de Azucar
21.10.2014: Caleta Pan de Azucar-Antofagasta
22.10.2014: Antofagasta - Iquique
23.10.2014: Iquique - Codpa
24.10.2014: Codpa - Putre
25.10.2014: Putre
26.10.2014: Putre - Geiseres de Puchuldiza
27.10.2014: Geiseres de Puchuldiza - Pica
28.10.2014: Pica - Geyseres del Tatio
29.10.2014: Geyseres del Tatio - San Pedro de Atacama
30.10.2014: San Pedro de Atacama
31.10.2014: San Pedro de Atacama - Purmamarca
1.11.2014: Purmamarca - Salta
2.11.2014: Salta - Cafayate
3.11.2014: Cafayate - Molinos
4.11.2014: Molinos - Salar de Rincon
5.11.2014: Salar de Rincon - Calama
6.11.2014: Calama - Salar der Pedernales
7.11.2014: Salar de Pedernales - Fiambala
8.11.2014: Fiambala - Chilecito
9.11.2014: Chilecito - Talampaya
10.11.2014: Talampaya - San Agustin de Valle Fertil
11.11.2014: San Agustin de Valle Fertil - Barreal
12.11.2014: Barreal - Maipu
13.11.2014: Maipu - Santiago de Chile
14.11.2014: Santiago de Chile - München

Wie auch in allen unseren bisherigen Reiseberichten wird es alle zwei Tage eine neue Etappe des Berichts geben. Es geht auch gleich mit dem ersten Tag los, der Anreise und der Fahrt nach Illapel. Es wäre schön, wenn sich wieder ein paar Mitfahrer finden würden.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 04.06.2015, 19:19 Uhr
Und los geht's...

16.-17.10.2014: München - Illapel
Um die Urlaubszeit zu maximieren, fliegen wir wieder - wie schon bei unserer Patagonienreise 2011 - am Donnerstagabend los. Aufgrund des aktuellen Arbeitgebers von Katharina, bzw. dessen Lage, fahren wir ausnahmsweise mal mit dem Auto zum Flughafen. Dirk verlässt um 16:15 Uhr mit sehr viel zeitlicher Sicherheit seinen Arbeitsplatz, fährt auf die A9 - und in den Stau. Auf der Bundesstraße etwas später fährt er noch hinter jeder Menge Schwertransporter mit Röhren und Fahrzeugen von älteren Fahrern her - was die Laune enorm hebt. Letztendlich brauchen wir alle Zeitpuffer auf - aber dafür sind Zeitpuffer ja auch da. Das Auto sicher verstaut, stehen wir noch gut vor der Abflugzeit am Gate. Der Flug nach Paris verläuft ereignislos. In Paris fingert unser Flugzeug dieses Mal nicht an, sondern wir werden in einen Bus verfrachtet, der uns erstmal gefühlt eine halbe Stunde quer über das Flughafengelände kutschiert. Das hat allerdings den Vorteil, dass wir nach dem Aussteigen direkt zum Bereich E2 durchlaufen können, ohne aufs Neue die Security durchlaufen zu müssen. Es reicht zeitlich wieder sehr gut - auch wenn Dirk noch auf dem letzten Drücker und zu einem miserablen Kurs Dollar eintauscht. Diese wollen wir in Argentinien zum Bezahlen einsetzen.

Auch der zweite Flug - von Paris nach Santiago de Chile - verläuft ohne größere Probleme, wenn man mal von den immer wieder auftretenden ziemlich heftigen Turbulenzen absieht. Wir fliegen wieder über Brasilien - hier können wir über dem endlos erscheinenden Regenwald einen schönen Sonnenaufgang bewundern - Paraguay und Argentinien. In Nordargentinien kennen wir nun aufgrund der Reisevorbereitung deutlich mehr der auf der Moving Map eingezeichneten Ortschaften als noch vor drei Jahren. Allgemein ist der Nordwesten Argentiniens ein geologisches Wunderland: Wir sehen faszinierende rote Felsen und Gesteinsstrukturen und freuen uns, diese Gegend in etwas weniger als einem Monat auch aus der Nähe anschauen zu können. Über den Anden kommen wir in Wolken - auf der chilenischen Seite reißt es aber wieder etwas auf und der Aconcagua - mit 6962 Metern der höchste Berg Amerikas - lässt sich erahnen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_17_01.jpg)
Interessante Felsstrukturen in Argentinien aus dem Flugzeug

Nach der Landung in Santiago gehen wir zur Immigration. Hier ist dieses Mal extrem viel los und wir haben sogar noch Glück: Hinter uns kommen die Passagiere eines eigentlich vor uns gelandeten Fliegers in die Wartehalle welche schnell komplett überfüllt ist. Viel später als gedacht kommen wir zum Baggage Claim und zum Zoll. Glücklicherweise treffen wir draußen noch den Mitarbeiter unserer Mietwagenfirma an, ziehen schnell noch etwas chilenisches Geld aus dem Automaten, und laufen dann gemeinsam zum Parkplatz. Hier treffen wir den deutschsprachigen Mitarbeiter der Mietwagenfirma, über den der ganze Buchungsprozess ablief. Der Wagen ist ein fast neuer Toyota Hilux-Pick-Up mit Allradantrieb. Ein schönes Auto - und ziemlich groß.

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Unser Pick-Up

Es geht los auf die Ringautobahn um Santiago und auf dieser Richtung Quilicura, wo wir einkaufen wollen. Leider tut sich unser GPS-Gerät in Kombination mit den OSM-Karten recht schwer, so dass wir doch länger als geplant sehr ziellos durch die Stadt eiern. In Anbetracht dessen, wie lange wir schon wach sind, ist es ein Wunder, dass wir dabei keinen Unfall bauen. Mit aufgefüllten Vorräten verlassen wir aber am frühen Nachmittag erfolgreich die Metropolregion von Santiago Richtung Norden auf der Panamericana, der Ruta 5, einer hier sehr gut ausgebauten vierspurigen Autobahn.

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Es geht nach Norden

Links und rechts der Straße liegt - zumindest im Speckgürtel der Großstadt - sehr viel Müll herum. Wie ein - leider nicht allzu guter - Witz erscheint daher die an der ersten Mautstation betriebene penible Mülltrennung. Die Ruta 5 verläuft zunächst flach durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Landschaften, dann steil bergauf in eine deutlich kargere Gegend mit interessanten Felsformationen und Saguaro-ähnlichen Säulenkakteen. Hier werden auch Orangen angebaut.

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Landschaft entlang der Panamericana

Wir fahren immer weiter nach Norden - die Landschaft wird immer karger und irgendwann taucht vor uns tiefblau der Pazifik auf. Etwas weiter nördlich verlassen wir die Ruta 5 bei Pichidangui und schauen uns etwas in diesem sehr touristischen Fischerdörfchen um. Die Ortschaft gefällt uns sehr gut - auch und vor allem, da sie zur momentanen Nebensaison sehr leer ist. Auffällig sind die allgegenwertigen Warnschilder, welche die Evakuierungsroute im Falle von Tsunamis anzeigen.

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Schlafender Hund in Pichidangui

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Fischerboote in Pichidangui

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Blick auf den Pazifik

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Blühende Kakteen am Strand

Wir fahren wieder zurück auch die Ruta 5, auf dieser nach Norden bis Los Vilos und dann auf die Landstraße Richtung Illapel. Hier kommt nun die karge Landschaft noch besser zur Geltung. An beiden Seiten der Straße ist das braune Gras wunderschön gesprenkelt von gelben und orangefarbenen Frühlingsblumen. Illapel liegt in einem von Nord nach Süd verlaufenden Tal, welches ungefähr parallel zur Ruta 5 verläuft. Um dort hinzugelangen, müssen wir also zuerst einen Bergrücken überqueren. Die Straße führt zunächst sehr spannend bergauf - hier bieten sich tolle Tiefblicke - und dann sofort wieder hinab. Kurz vor Illapel kommen wir zu einem nur einspurig befahrbaren Baustellenabschnitt und müssen einige Zeit warten.

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Straße ins Landesinnere

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Rückblick ins Tal

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Gebirgsbach auf dem Weg nach Illapel

Ursprünglich hatten wir überlegt, heute eventuell bis zur Reserva Nacional Las Chinchillas zu fahren, um dort zu campen. Aber aufgrund aller im Verlauf des Tages zusammengekommenen Verspätungen würden wir Gefahr laufen, die Öffnungszeiten des Parks knapp zu verpassen. Also suchen wir uns in Illapel ein Hotel und verbringen den Abend in dem zwar etwas abwechslungsarmen aber dennoch sehr hübschen Städtchen. Wir kaufen uns zum Abendessen Brot und Käse in einem Supermarkt und machen es uns auf der sehr nett modern gestalteten Plaza bequem. Da wir beide nach der langen Anreise sehr müde sind, geht es recht früh ins Bett.

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Plaza von Illapel

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Saguaro am 05.06.2015, 19:42 Uhr
Hallo Katharina und Dirk  :winke:,

ihr habt es also wieder getan  :wink: und nochmals Südamerika beehrt.

Nach den Turbulenzen musste ich mich aber erst einmal erholen und steige jetzt ausgeruht zu  :D.

Im Pick-up ist bestimmt noch ein Plätzchen auf der Rückbank für mich frei.

Ich freue mich auf eure Erlebnisse und hoffe, dass mir die Luft in den Höhenlagen vor Staunen nicht wegbleibt  :wink:.

LG

Ilona
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Chrissie am 05.06.2015, 20:16 Uhr
Hallo Dirk,
auf der Suche nach neuen Reisezielen habe ich mich bisher nur oberflächlich mit Südamerika beschäftigt. Vielleicht schafft es dein RB, dass ich tiefer eintauche.  :)
Deine Aussage, Südamerika sei leicht auf eigene Faust mit dem Mietwagen zu erkunden, ist schon mal ein wichtiges Kriterium. Falls es dir nicht allzu viel Mühe macht, wäre es schön, wenn du die ungefähre Länge eurer Tagesetappen angeben könntest.
VG Chrissie
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 05.06.2015, 21:30 Uhr
Hallo Ilona und Chrissie,

Nach den Turbulenzen musste ich mich aber erst einmal erholen und steige jetzt ausgeruht zu  :D.

Im Pick-up ist bestimmt noch ein Plätzchen auf der Rückbank für mich frei.

Ich freue mich auf eure Erlebnisse und hoffe, dass mir die Luft in den Höhenlagen vor Staunen nicht wegbleibt  :wink:

Natürlich ist für Dich noch ein Plätzchen frei - schön, dass Du mitfährst.

Zur Beruhigung: Nach der turbulenten Anreise bleiben Dir, ehe es hoch hinaus geht, noch ein Paar Tage Zeit zum Erholen auf Normalhöhe :wink:

auf der Suche nach neuen Reisezielen habe ich mich bisher nur oberflächlich mit Südamerika beschäftigt. Vielleicht schafft es dein RB, dass ich tiefer eintauche.  :)
Deine Aussage, Südamerika sei leicht auf eigene Faust mit dem Mietwagen zu erkunden, ist schon mal ein wichtiges Kriterium. Falls es dir nicht allzu viel Mühe macht, wäre es schön, wenn du die ungefähre Länge eurer Tagesetappen angeben könntest.

Ich kann nur empfehlen, etwas mehr einzutauchen. Wir sind nach unseren Reisen nach Nordamerika und Australien auch recht skeptisch an das Ziel Südamerika herangetreten. Aber - wie man am Bericht sieht: Wir sind wieder gekommen und würden auch gerne noch ein drittes Mal dort hinfahren. Aber erst einmal geht es dieses Jahr in eine Gegend, in der Du Dich deutlich besser auskennst :wink:

Zu Deiner Frage erstmal eine kurze Erklärung: Mit "am unproblematischsten individuell bereisen" meine ich eine Gemengelage aus hauptsächlich folgenden Faktoren: Chile und Argentinien sind politisch stabil, relativ sicher (Kriminalität) und haben eine gute Infrastruktur (Hotels, Tankstellen, Straßen, ...). Zudem ist es hier - im Gegensatz zu zum Beispiel Bolivien und Peru - sehr gut möglich, den hier im Forum üblichen Reisestil (Roadtrip von Ort zu Ort mit dem Mietwagen) umzusetzen.

Die Etappen waren dieses Mal sehr unterschiedlich lang. Gerade zu Beginn der Reise sind wir ja recht schnell in Richtung Norden gefahren - da waren dann auch Etappen mit über 400 Kilometern dabei. In der Mitte hatten wir sogar eine reine Überführungsetappe mit mehr als 700 Kilometern (ohne vorgebuchte Übernachtung - wir sind bis kurz vor die Dämmerung gefahren und haben dann das Zelt aufgebaut). In der Summe mit etlichen gemütlicheren Tagen kamen wir auf einen Schnitt von etwa 300 Kilometern pro Tag.

Soll ich die Kilometerzahlen bei den einzelnen Tagesberichten mit angeben?

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.06.2015, 09:30 Uhr
Guten Morgen allerseits - wir fahren weiter:

18.10.2014 Illapel-Valle Hurtado
Wir stehen früh auf und sind gleich zu Beginn des Frühstückzeitraums um 7:15 Uhr im kleinen Speisesaal unseres Hotels. Nach Frühstück, Bezahlen und Auschecken geht es los, auf der Ruta D-705 nach Norden. Unser erstes Ziel ist die Reserva Nacional Las Chinchillas. Hier werden die letzten wildlebenden Chinchillas in Chile geschützt. Diese niedlichen Nagetiere waren einst in Südamerika sehr stark verbreitet, wurden aber wegen ihres schönen und besonders feinen Fells gnadenlos gejagt und fast ausgerottet. Nachdem wir Illapel verlassen haben, verläuft die Straße kurz durch die Vororte und industriell genutztes Gebiet. Dann öffnet sich ein sehr schönes weites Tal - die kargen Hänge der Berge sind mit vereinzelten Büschen und Kakteen bedeckt. Das Wetter ist toll und am Himmel zeigen sich nur vereinzelte Wolkenschleier. Nach ein paar Kilometern zweigt die Straße nach links ab und direkt danach kommen wir zum Eingang und zur Rangerstation des Chinchilla-Schutzgebiets.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_18_01.jpg)
Vorsicht, querende Chinchillas!

Zwar sind wir etwas zu früh da (der Park macht offiziell um 9 Uhr auf), wir werden aber dennoch sehr freundlich von den netten Parkrangern begrüßt. Es gibt zwei Lehrpfade - einer davon beginnt etwa zwei Kilometer Gravelroad von der Rangerstation entfernt. Weil uns die Gegend so gut gefällt, laufen wir einfach zu Fuß zum Trailhead. Die Schotterstraße zieht sich in ein nettes Seitental und von dort aus führt der eigentliche Lehrpfad auf einen erhöht gelegenen Aussichtspunkt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_18_02.jpg)
Kakteenwald in der Reserva Nacional Las Chinchillas

Die Gegend ist sehr hügelig und die Hügel sind über und über mit Gestrüpp und Säulenkakteen bedeckt. Tiere sehen wir keine - die Wahrscheinlichkeit auf ein Treffen mit Chinchillas in freier Wildbahn ist auch nahezu Null. Degus dagegen sollen sich abends und nachts ab und zu am hiesigen Zeltplatz blicken lassen. Wir laufen wieder zurück und schauen uns noch den zweiten Lehrpfad an - der sich aber im Prinzip nicht sehr vom ersten unterscheidet. Zum Abschluss gehen wir wieder zur Rangerstation und lassen uns von einem der Ranger in das Nachthaus führen. In diesem immer abgedunkelten Raum lassen sich Chinchillas, Degus und etliche andere kleine Nagetiere bewundern.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_18_03.jpg)
Chinchilla im Nachthaus

Wir verlassen den Park und folgen der Ruta D-705 weiter nach Nordwesten. Die Straße führt auf gutem Asphalt abenteuerlich bergauf und bergab, bis wir bei Los Pozos auf die Ruta D-71 nach Norden abbiegen. Diese Straße führt uns durch eine sehr schöne Steppenlandschaft bergauf. Kurz vor der Ortschaft Combarbala erreichen wir den höchsten Punkt - es eröffnet sich ein phantastischer Blick ins Tal - ab hier führt die Straße in vielen Serpentinen wieder runter ins Tal.

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Am Horizont die Zentralanden

Entlang einer alten Schmalspureisenbahn kommen wir zum Rio Cogoti, entlang dessen wir bis zur Embalse La Paloma fahren. Übersetzt handelt es sich hier also um den Tauben-Stausee. Ursprung dieses Namens ist wohl, dass aus der Luft oder auf der Karte gesehen der Umriss des Sees im vollgefüllten Zustand tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Silhouette einer Taube hat. Allerdings präsentiert sich der See uns alles andere als voll gefüllt - es kommt uns fast noch schlimmer vor, als das was wir am Lake Mead und Lake Powell in den USA gesehen haben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_18_05.jpg)
Alte Eisenbahnbrücke

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_18_06.jpg)
Kirche von Chanaral Alto

Den ganzen Tag über haben wir viele Tiere auf und neben der Straße gesehen - hauptsächlich Ziegen außerhalb und Hühner innerhalb der Ortschaften. Kurz vor der Embalse La Paloma dann etwas Neues - hier müssen wir wegen einer direkt hinter einer Kurve fröhlich über die Straße galoppierenden Herde Pferde in die Bremsen treten. An der Staumauer des Sees halten wir an, schauen uns um und machen einen kurzen Spaziergang.

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Embalse La Paloma

Dann geht es weiter Richtung Ovalle. Überraschend schnell kommen wir aus nahezu menschenleeren Landschaften in intensiv landwirtschaftlich genutzte Gegenden und weiter in eine quirlige Kleinstadt. Der Verkehr ist sehr chaotisch. Ganz so, so wie man sich Südamerika vorstellt. Wir besorgen uns ein Mittagessen und fahren weiter. Fast genau so schnell wie wir den Einzugsbereich der Stadt erreicht haben verlassen wir ihn auch wieder. Dabei kommen wir an ein paar Neubaugebieten und auch viel in der Gegend herumliegenden Müll vorbei, erreichen aber recht schnell wieder wunderschöne Landschaften. Ein Stück fahren wir nach Norden auf der Ruta 43 Richtung La Serena, biegen dann aber auf die D-595 Richtung des Valle Hurtado ab. Dieses Tal ist zunächst sehr breit und wirkt daher auf den ersten Kilometern nicht wie das urige Bergtal, welches wir uns vorgestellt haben. Die Straße ist gut ausgebaut und hinter der Embalse Recoleta - einem weiteren Stausee - auch sehr leer. Es geht kurvig bergauf und durch einige nette kleine Ortschaften. Hier sieht Katharina im Vorbeifahren im Gebüsch einen Kolibri.

Kurz vor der Ortschaft Pichasca machen wir noch einen Abstecher und biegen nach links ab in Richtung des Monumento Natural Pichasca. In diesem Nationalmonument wurden versteinerte Bäume, Überreste von Dinosauriern und Spuren von prähistorischer Besiedlung durch Menschen gefunden. Zuerst fahren wir ein paar Kilometer auf einer sehr schmalen Asphaltstraße bergauf, das letzte Stück bis zum Eingang des Parks verläuft dann auf sehr abenteuerlichem Schotter. Am Eingangshäuschen werden wir vom Parkranger freundlich begrüßt und bekommen die verschiedenen Wanderwege im Park erklärt. Die Trailheads erreichen wir, indem wir ein kurzes Stück auf sehr rumpeliger Straße weiter fahren. Der Ranger hatte uns in ein sehr winziges Besucherzentrum geführt - auf der Fahrt zu den Trailheads kommen wir an der Baustelle zu einem - grob geschätzt - zehnmal so großen neuen Besucherzentrum vorbei. Hoffentlich kommt einer der Verantwortlichen auf die Idee, im Rahmen dieser Erweiterung auch die Zufahrtstraße ein wenig auszubessern. Wir stellen ein paar Hundert Meter weiter unser Auto auf einem kleinen Parkplatz ab und laufen los.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_18_08.jpg)
Kakteen im Monumento Natural Pichasca

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Versteinerter Baumstamm im Monumento Natural Pichasca

Der Trail führt durch tolle Landschaften, vorbei an versteinerten Bäumen bzw. Resten davon. Dinosaurierknochen gibt es zumindest entlang des Trails keine, aber ein Modell eines Sauriers aus Beton. Am Ende wartet noch ein großer steinerner Alkoven, unter dem Steinzeitmenschen gelebt haben. Hier treffen wir zwei junge Chilenen, die uns zuerst fragen, wie lange wir für die Wanderung gebraucht haben - scheinbar warten sie auf einige ihrer Freunde, die auch unterwegs sind. Danach geht das Gespräch Richtung Small-Talk und hier merken wir, dass unser Spanisch - obwohl deutlich besser als noch vor drei Jahren in Patagonien - recht schnell an seine Grenzen stößt. Immerhin reicht es zu einer kurzen Fachsimpelei über Fußball. Die beiden freuen sich, dass wir aus dem Land des amtierenden Weltmeisters kommen - der im Endspiel ja den ungeliebten Nachbarn aus Argentinien besiegt hat.

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Beton-Saurier im Monumento Natural Pichasca

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Prähistorischer Siedlungsort im Monumento Natural Pichasca

Wir beenden unseren Besuch im Nationalmonument, rumpeln wieder zurück zur Hauptstraße (wenn man diese Bezeichnung überhaupt für das schmale Sträßchen verwenden kann). Nach ein paar Kilometern endet der Asphaltbelag und es geht auf gutem Ripio weiter. Für die Nacht haben wir in der Hacienda Los Andes reserviert, einem kleinen Hotel, welches hauptsächlich für Reitferien bekannt ist. Es handelt sich um eine tolle Anlage mitten in der Natur, sehr liebevoll im Kolonialstil angelegt.

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Garten der Hacienda Los Andes

Wir befinden uns fast am Ende des Valle Hurtado - und uns umgibt eine beeindruckend schöne Gebirgslandschaft. Wir werden sehr freundlich von den deutschsprachigen Besitzern der Hacienda begrüßt. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch etwas um - unter anderem laufen wir den hauseigenen Planetenweg ab, aber nur bis zum Jupiter. Wir sind die einzigen Gäste und beim Abendessen ergeben sich nette Gespräche mit den Besitzern und dem Personal. Für den späteren Abend hat sich ein Team vom chilenischen Fernsehen angekündigt, welches eine Reportage über das Valle Hurtado dreht. Wir halten uns dezent im Hintergrund, bewundern noch ausgiebig den tollen Südsternhimmel, und gehen dann ins Bett.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: DocHoliday am 06.06.2015, 10:15 Uhr
Das klingt nach einer sehr interessanten Tour. Die Gegend rund um Altiplano und Atacama Wüste fasziniert mich schon lange. Aktuell werde ich kaum dazu kommen, regelmäßig mitzulesen, weil ich Dienstag selber in Urlaub fahre. Aber wenn ich zurück bin werde ich Euren Bericht sehr genau studieren.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.06.2015, 13:46 Uhr
Hallo Dirk,

Das klingt nach einer sehr interessanten Tour. Die Gegend rund um Altiplano und Atacama Wüste fasziniert mich schon lange. Aktuell werde ich kaum dazu kommen, regelmäßig mitzulesen, weil ich Dienstag selber in Urlaub fahre. Aber wenn ich zurück bin werde ich Euren Bericht sehr genau studieren.

Dann wünschen wir Dir zuerst mal einen tollen Urlaub und danach viel Spaß beim Studieren :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Saguaro am 06.06.2015, 14:55 Uhr
Danach geht das Gespräch Richtung Small-Talk und hier merken wir, dass unser Spanisch - obwohl deutlich besser als noch vor drei Jahren in Patagonien - recht schnell an seine Grenzen stößt. Immerhin reicht es zu einer kurzen Fachsimpelei über Fußball. Die beiden freuen sich, dass wir aus dem Land des amtierenden Weltmeisters kommen - der im Endspiel ja den ungeliebten Nachbarn aus Argentinien besiegt hat.

Das ist immer so schade, wenn man sich mitteilen möchte und dann reichen die Vokabeln immer noch nicht :roll:. Das ging mir dieses Jahr auch wieder so.

Deutscher Fußball war auch bei uns meist der Türöffner :dance:.

Wie darf man sich die Unterkünfte preislich vorstellen?

Ansonsten haben mir die Besuche der Nationalparks sehr gefallen :applaus:. Die Strecken sehen doch sehr einsam aus. Wie weit muss man so im Schnitt bis zur nächsten Tankstelle fahren?

LG

Ilona
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 07.06.2015, 21:58 Uhr
Hallo Ilona,

Wie darf man sich die Unterkünfte preislich vorstellen?

Wir hatten dieses Mal eine Preisspanne von 0 Euro pro Nacht (Zelten) bis zu 160 Euro pro Nacht (gesucht war ein wirklich zentral gelegnes Hotel in Antofagasta mit Parkplatz. Aufgrund der genannten Anforderungen wurde es dann fast automatisch das edelste Hotel der Stadt 8)).

Genauere Auskünfte kann ich gerade nicht geben (wir sind unterwegs und die Reiseunterlagen liegen daheim), allerdings sind Chile und Argentinien sicherlich nicht die günstigsten Reiseländer Südamerikas und wir haben uns auch nicht überall die billigsten Backpackerunterkünfte rausgesucht. Als Beispiel kostet das Doppelzimmer in der Hacienda Los Andes mit Frühstück aktuell insgesamt 82 Euro.

Ansonsten haben mir die Besuche der Nationalparks sehr gefallen :applaus:. Die Strecken sehen doch sehr einsam aus. Wie weit muss man so im Schnitt bis zur nächsten Tankstelle fahren?

Momentan sind wir im kleinen Norden Chiles unterwegs - dieser Teil ist noch halbwegs dicht besiedelt. Richtig einsam wird es dann im sogenannten großen Norden. Allerdings finde ich es auch sehr faszinierend, dass 40 Prozent der Einwohner diese Landes weder im kleinen oder großen Norden oder Süden leben sondern dicht geklumpt in der Metropolregion der Hauptstadt Santiago.

So oder so gibt es im kleinen Norden noch ausreichend Ortschaften und Städte (zum Beispiel von Ovalle haben wir nur einfach kein Bild gezeigt). Auch das Tankstellennetz (zum Großteil von der staatlichen Kette Copec) ist ausreichend. Erst auf dem Altiplano mussten wir wirklich den Benzinvorrat und die Tankmöglichkeiten vorrausplanen - dazu kommen auch noch lustige Erlebnisse im Bericht...

Morgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 08.06.2015, 07:13 Uhr
Hallo allerseits,

weiter gehts...

19.10.2014 Valle Hurtado-Punta Choros
Der heutige Tag begrüßt uns wieder mit tollem Wetter und blauen Himmel. Wir laden zuerst die Koffer ins Auto und wollen diese auch für die anstehende längere Ripio-Etappe bereit machen. Das bedeutet vor allem, die Koffer in große Müllbeutel zu verpacken, damit sie - auf der Ladefläche unseres Pick-Up liegend - nicht vollkommen verstauben. Unsere in Deutschland gekauften Jumbo-Müllbeutel müssten laut den angegebenen Maßen gerade groß genug für die Trolleys sein - in der Praxis jedoch sind sie ein klein wenig zu klein und beim Eintüten reißt die Tüte entzwei. Blöd - eventuell findet sich in einem chilenischen Supermarkt ja noch eine größere Alternative.

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Morgenstimmung im Valle Hurtado

Wir bekommen ein sehr leckeres Frühstück und eine herzliche Verabschiedung - auch von der sehr flauschigen Katze der Hacienda - und dann geht es wieder los. Etwas rumpelig geht es bis in die Ortschaft Hurtado, schön am Talabschluss des Valle Hurtado gelegen. Auf dem Weg können wir noch einen letzten Blick zurück auf die Hacienda werfen. Am Ortsende von Hurtado knickt die Straße um neunzig Grad nach links ab und führt dann schnell recht steil nach oben. Es handelt sich immer noch um eine recht gute Gravelroad - allerdings muss man aufpassen, nicht auf die an einigen Stellen herumliegenden großen Gesteinsbrocken aufzufahren. In engen Serpentinen geht es bergauf und der Talgrund fällt schnell zurück. Um uns herum sehen wir Berge in immer neuen phantastischen Farben und es ergeben sich tolle Blicke zurück ins Tal.

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Auf der Straße zum Paso Tres Cruces

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Bunte Berge entlang der Straße

Ab und an sehen wir in dieser einsamen Gegend auch ein bewohntes Haus. Schnell erreichen wir den auf etwa 2000 Metern gelegenen Paso Tres Cruces. Von dieser Passhöhe aus ist vor allem der Blick zurück ins Valle Hurtado beeindruckend. Es ist unvorstellbar, welche verschiedenen Farben die Flanken von Bergen annehmen können. Auf der nördlichen Seite des Passes führt die Straße wieder herab ins berühmte Valle Elqui. Wir hätten erwartet, dass es hier ebenso steil wieder bergab geht, wie vorher bergauf. Daher sind wir überrascht, als die Straße nach einem kurzen Gefälle über weite Strecken eben ober sogar wieder bergauf verläuft. Die Straße ist hier auch deutlich besser zu befahren, als auf der südlichen Seite des Passes. Ab und an können wir auch einen Blick auf eines der auf zahlreichen Berggipfeln stehenden astronomischen Observatorien werfen. Letztendlich kommen wir über eine zweite Passhöhe und von dort aus geht es über einige letzte Serpentinen zunächst steil herab durch eine Karstlandschaft und dann durch dichte Baumhaine zur Ruta 41. Das ist die Straße von La Serena ins Valle Elqui und ab hier rollen wir wieder auf Asphalt.

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Erster Blick ins Valle Elqui

Das Valle Elqui ist bekannt für seinen Weinanbau. Hier kommt der berühmte Pisco her - eine Art Weinbrand. Pisco gibt es übrigens auch in Peru und beide Länder streiten sich seit längerem darüber, wer diesen Namen verwenden darf und wer nicht. Um den eigenen Anspruch zu unterstreichen, hat Chile im Jahre 1936 die kleine Ortschaft La Union - am Ende des Valle Elqui gelegen - in Pisco Elqui umbenannt. Im Valle Elqui - in der Ortschaft Vicuna - wurde auch die erste Nobelpreisträgerin Lateinamerikas geboren, Gabriela Mistral, die im Jahr 1945 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Zudem ist das Valle Elqui ein sehr beliebter Ort für alle möglichen Esoteriker - Grund ist eine angeblich energetisch günstige Lage entlang eines der Weltmeridiane. Was uns allerdings zuerst auffällt, ist der starke Kontrast zwischen der eigentlich sehr kargen Landschaft und dem knalligen Grün der intensiv bewässerten Weinfelder.

Wir besuchen das Städtchen Vicuna - die größte Ortschaft im Tal. Unser erster Stopp hier führt uns zur schön angelegten Plaza, umgeben von interessanten Gebäuden: Der Torre Bauer ist ein sehr interessanter Uhrenturm aus Holz, dessen Design entfernt an eine mittelalterliche Ritterburg erinnert. Direkt daneben befindet sich die sehr hübsche Kirche der unbefleckten Empfängnis, in Rot und Weiß gehalten. Wir füllen in einem Supermarkt unsere Vorräte auf und fahren dann in Richtung Stadtausgang.

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Torre Bauer in Vicuna

Das Gabriela Mistral-Museum lassen wir aus, aber wir wollen uns noch einen Überblick über die Ortschaft verschaffen und die kurze Wanderung auf den Cerro de la Virgen machen. Der Ausgangspunkt der Wanderung ist schnell gefunden, aber wo sollen wir das Auto abstellen? Ein paar hundert Meter vor uns parkt ein Auto einfach an der rechten Seite der Straße. Als wir es genauso machen, werden wir von einem Paar angesprochen, offenbar Bewohner eines der Häuser hier. Die beiden warnen uns, dass wir das Auto nicht an dieser Stelle abstellen dürfen - stattdessen sollen wir einfach in ihrer Hauseinfahrt parken. Sie machen einen vertrauenserweckenden Eindruck und falls jemand unser Auto plündern will, machen die zwanzig Meter zwischen den beiden Parkmöglichkeiten auch keinen Unterschied. Also bedanken wir uns, stellen den Pick-Up um und laufen los. Die Wanderung auf den Cerro de la Virgen ist deutlich kürzer als wir es erwartet hätten - der Blick von dem Aussichtspunkt auf Vicuna ist aber dennoch sehr schön. Der krasse Kontrast zwischen den Weinfeldern und den umgebenden kargen Bergen ist von hier oben besonders deutlich - zumal man im Osten die bis zu 5000 Meter hohen Berge der Zentralanden sehen kann. In dieser Richtung führt der Paso Agua Negra - eine äußerst spannende Schotterstraße - nach Argentinien. Geöffnet ist diese Route nur ein paar Monate im Hochsommer.

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Ausblick vom Cerro de la Virgen

Wir verlassen Vicuna und fahren weiter Richtung Osten ins Valle Elqui hinein. Bei der kleinen Ortschaft Rivadavia biegen wir nach Süden ab. Hier verengt sich das Tal zusehends und die Landschaft wird noch spannender. Es geht steil bergan und die Straße klebt zunächst an der linken, dann an der rechten Seite des Tals. Wir erreichen die Ortschaft Monte Grande, in welcher sich neben einer schönen Holzkirche das Mausoleum von Gabriela Mistral befindet. Letzteres hat momentan aber leider geschlossen. Also schauen wir uns nur die Kirche an - auffällig ist die flache Holzdecke mit einem aufgemalten Sternenhimmel. Wir kaufen uns ein Eis und ruhen uns auf dem schönen Kirchenvorplatz etwas aus.

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Statue von Gabriela Mistral auf der Plaza von Monte Grande

Ein paar Kilometer weiter im Inneren des Tals kommen wir nach Pisco Elqui. Auch hier gibt es eine schöne Kirche, direkt an der Plaza gelegen. Wir melden uns für eine Führung durch eine Pisco-Brennerei an und verbringen die Wartezeit bis zum Beginn der Führung zuerst auf der Plaza und schlendern dann etwas durch das Zentrum der netten kleinen Ortschaft.

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Kirche von Pisco Elqui

Die Führung durch die Distillerie dauert etwa eine Stunde und ist sehr interessant und lehrreich. Sie ist komplett auf Spanisch, so dass wir leider nicht alle Detailaufführungen und Späße des Guides komplett mitbekommen. Dennoch erfahren wir einiges über die Historie des Valle Elqui, des Weinanbaus im Tal sowie darüber, wie früher und heute der Pisco hergestellt wurde. Zum Abschluss der Führung dürfen wir zunächst zwei verschiedene Sorten Pisco probieren und dann noch ein Glas des bekanntesten auf Pisco basierenden Cocktails - dem Pisco Sour. Pisco Sour besteht hauptsächlich aus Pisco, Limettensaft, Eiweiß und Zucker und ist das Nationalgetränk Chiles und - auch hier wird gezankt - Perus.

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Pisco-Fässer in der Pisco-Destille

Nach der Besichtigung der Brennerei beenden wir unseren Kurzbesuch im Valle Elqui. Wir fahren wieder zurück nach Vicuna und weiter Richtung La Serena. Vorbei geht es an der beeindruckenden Embalse Puclaro - auch dieser Stausee macht einen recht wasserarmen Eindruck. Wir kommen zunächst recht gut voran und freuen uns - schließlich haben wir noch ein paar Kilometer vor uns.

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Staumauer der Embalse Puclaro

Als wir das Valle Elqui fast schon verlassen haben, kommen wir kurz vor La Serena an das Ende eines Staus. Ein Blick auf die Karte verrät uns, dass es hier nicht ganz trivial sein dürfte, eine Umfahrung auszuknobeln. Zudem sehen wir nicht weit vor uns ein Fahrzeug mit Blaulicht und wir sind guter Hoffnung, dass es bald weiter geht. Also warten wir - letztendlich fast eine Stunde lang. Als es weiter geht, sehen wir aus dem Augenwinkel neben dem Polizeifahrzeug ein recht zerknautschtes Motorrad liegen und hoffen, dass es dem Fahrer besser geht als seinem Gefährt. La Serena selber ist eine sehr quirlige Großstadt - aufgrund der im Stau verlorenen Zeit müssen wir auf den ursprünglich angedachten Stadtbummel verzichten. Der Verkehr ist hektisch und stressig und wir sind froh, als wir ohne Unfall die Panamericana erreichen.

Die Panamericana ist zwischen Santiago und La Serena vierspurig als Autobahn ausgebaut. Richtung Norden - also in unserer Richtung - ist sie im Moment noch eine Landstraße, wird aber auch gerade zur Autobahn ausgebaut. Der Umbau findet - so wie wir das auch schon in Patagonien erlebt haben - über viele hundert Kilometer gleichzeitig statt. Die lange Baustelle ist ziemlich beeindruckend und wir sind froh, dass wir ungestört von den Bauarbeiten auf der alten Landstraße fahren können. Ebenfalls beeindruckend ist der Streckenverlauf: teilweise steil bergauf und bergab, dabei immer die beiden im Bau befindlichen neuen Straßenspuren nebenan, selbst dann, wenn die Straße abenteuerlich an einem Berghang klebt. Irgendwie wird immer ein Platz für die neuen Fahrspuren freigesprengt. Im Verlauf der Fahrt kommen wir wieder an den Pazifik, welcher hier mit viel Elan an große und flache Buchten rauscht. Etwas mehr als 20 km hinter La Serena verlassen wir die Panamericana und fahren etwas mehr als 40 Kilometer auf einer guten Erdstraße nach Westen.

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Auf der Straße Richtung Punta Choros

Zum Großteil verläuft diese Straße eben. Zwischendrin geht es einmal steil in ein breites Quertal hinab und auf der anderen Seite ebenso steil wieder aus diesem Tal heraus. Wir kommen zur direkt am Pazifik gelegenen Ortschaft Punta Choros, wo wir eine Cabin auf einem nicht ganz einfach zu findenden Campground vorgebucht haben. Die Cabin selber ist zwar schön, aber leider stellenweise leicht dreckig. Dennoch machen wir uns ein leckeres Abendessen und genießen den Blick auf Pazifik und Sonnenuntergang.

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Sonnenuntergang in Punta Choros

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 08.06.2015, 11:25 Uhr
Oh, Südamerika mit Katharina und Dirk... da bin ich gern wieder mit dabei.
Argentinien und Chile faszinieren mich ja schon lange, aber mangelnde Spanischkenntnisse und der lange Flug haben und bisher immer davon abgehalten. Außerdem sind wir nicht sicher, ob sich diese Region überhaupt sinnvoll mit Kindern bereisen läßt. In dieser Hinsicht haben wir in den nächsten Jahren jedenfalls keine andere Opion...
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Chrissie am 08.06.2015, 18:33 Uhr

Soll ich die Kilometerzahlen bei den einzelnen Tagesberichten mit angeben?


 :dafuer:
Gerne, wenn es für dich keine Umstände macht.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 08.06.2015, 19:18 Uhr
Hallo Andreas und Chrissie,

Oh, Südamerika mit Katharina und Dirk... da bin ich gern wieder mit dabei.

Schön, dass Du mit dabei bist.

Du sprichst das Reisen mit Kindern in Südamerika an: Ich denke, dass das sehr gut möglich sein sollte, denn die Südamerikaner sind ein extrem kinderfreundlicher Menschenschlag. Ich habe irgendwo im Netz den Bericht einer Mutter gelesen, die mit ihrem dreijährigen Kind nach Bolivien gefahren ist. Vorher hatten ihr alle eingeredet, wie schlimm das doch werden wird - aber es wurde eine extrem gute Erfahrung.

Allerdings muss man - das ist aber überall auf der Welt so - die Reiseroute mit Kind etwas modifizieren. Das was wir gefahren sind ist in der Reisezeit keinem kleinen Kind zuzutrauen.

Gerne, wenn es für dich keine Umstände macht.

OK, dann reiche ich das für die schon eingestellten Tage nach, sobald wir wieder in München sind. Und ab der kommenden Etappe (Mittwoch) dann immer mit dem Bericht.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schmihei am 08.06.2015, 23:25 Uhr
Hallo Dirk und Katharina,

wir sind heute aus unserem Urlaub zurückgekommen, haben gleich mal ins Forum geschaut und entdeckt, dass Du mit dem Reisebericht begonnen hast. Wir sind sehr gespannt auf die Details und hoffen, dass wir noch die ein oder andere Info für unsere bevorstehende Chile/Argentinien-Tour rausfischen können.
Es ist immer nett, wenn man vor der eigenen Tour noch einen Reisebericht mit einer ähnlichen Route lesen kann. Das steigert die Vorfreude immer sehr.

Viele liebe Grüße
Heidi + Michael  :rotor:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 09.06.2015, 15:51 Uhr

Du sprichst das Reisen mit Kindern in Südamerika an: Ich denke, dass das sehr gut möglich sein sollte, denn die Südamerikaner sind ein extrem kinderfreundlicher Menschenschlag. Ich habe irgendwo im Netz den Bericht einer Mutter gelesen, die mit ihrem dreijährigen Kind nach Bolivien gefahren ist. Vorher hatten ihr alle eingeredet, wie schlimm das doch werden wird - aber es wurde eine extrem gute Erfahrung.
Naja, es gibt halt sehr wenig Erfahrungsberichte diesbezüglich. Ist halt nicht so alltäglich, wie der Familien-Urlaub in den USA  :wink: :lol:
Bleibt immer noch der lange Flug, obwohl unsere Kiddies diesbezüglich schon ganz schön hart im Nehmen sind. USA und Kanada waren bisher keine Probleme, meist ist es eher so, wie bei der Fahrt in den Skiurlaub: "Was, schon da? Wir haben den letzten Film noch gar nicht zu Ende geschaut... "  :shock: :?

Allerdings muss man - das ist aber überall auf der Welt so - die Reiseroute mit Kind etwas modifizieren. Das was wir gefahren sind ist in der Reisezeit keinem kleinen Kind zuzutrauen.
Na, das ist ja mal klar. Damit haben wir ja auch schon einschlägige Erfahrungen. Gegenüber den Fahrstrecken und dem Besichtigungspensum, die wir in den USA und Australien absolvierten, als wir noch ohne Kinder unterwegs waren, gehen wir in Familie schon ganz anders an die Planung heran.  :wink:

Dennoch, Südamerika mit Kindern... ich weiß nicht.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Chrissie am 09.06.2015, 17:21 Uhr


Gerne, wenn es für dich keine Umstände macht.

OK, dann reiche ich das für die schon eingestellten Tage nach, sobald wir wieder in München sind. Und ab der kommenden Etappe (Mittwoch) dann immer mit dem Bericht.

Schöne Grüße,
Dirk

 :dankeschoen:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 09.06.2015, 21:31 Uhr
wir sind heute aus unserem Urlaub zurückgekommen, haben gleich mal ins Forum geschaut und entdeckt, dass Du mit dem Reisebericht begonnen hast. Wir sind sehr gespannt auf die Details und hoffen, dass wir noch die ein oder andere Info für unsere bevorstehende Chile/Argentinien-Tour rausfischen können.

Willkommen an Bord! Dass Ihr beiden mit dabei seid, freut uns ganz besonders. Vielleicht ist ja noch die eine oder andere hilfreiche Info für Euch mit dabei.

Bleibt immer noch der lange Flug, obwohl unsere Kiddies diesbezüglich schon ganz schön hart im Nehmen sind. USA und Kanada waren bisher keine Probleme, meist ist es eher so, wie bei der Fahrt in den Skiurlaub: "Was, schon da? Wir haben den letzten Film noch gar nicht zu Ende geschaut... "  :shock: :?

Cool. Wenn bei nächsten längeren Flug Kinder eine Reihe vor oder hinter uns sitzen - können das dann bitte Eure Kinder sein? :wink:

Ansonsten traue ich mir erst dann zu, mit Dir eine weiterführende Diskussion zu Reisezielen mit Kindern zu führen, wenn wir irgendwann selber praktische Erfahrungen haben sollten (http://www.smilies.4-user.de/include/Babys/smilie_baby_088.gif)

:dankeschoen:

Gut, dann hier die Kilometerzahlen (vom Tacho abgelesen):

Santiago de Chile - Illapel: 310 km
Illapel-Valle Hurtado: 262 km
Valle Hurtado-Punta Choros: 310 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: HeikeME am 09.06.2015, 21:57 Uhr
Hallo Dirk,

ich bin auch mit dabei, wir konnten uns ja schon viele Bilder auf dem letzten
Wochenendevent ansehen.  :D
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 10.06.2015, 07:20 Uhr
Hallo Heike,

ich bin auch mit dabei, wir konnten uns ja schon viele Bilder auf dem letzten
Wochenendevent ansehen.  :D

Willkommen an Bord! Schön, dass Du trotz teilweise schon bekannter Bilder mitliest.

Schöne Grüße,
Dirk

Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 10.06.2015, 07:25 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute haben wir einen zweigeteilten Tag: Zuerst eine schöne Bootsfahrt bei Punta Choros und dann die erste etwas längere Autofahrt der Reise.

20.10.2014 Punta Choros-Caleta Pan de Azucar
Wir sind um etwa sieben Uhr wach und gönnen uns erst einmal ein gemütliches Frühstück. Von unserer Cabin aus können wir direkt auf den kleinen Fischereihafen sehen, wo schon jetzt ein geschäftiger Betrieb herrscht. Heute wollen wir eine Bootsfahrt zu den vor der Küste liegenden Inseln der Reserva Nacional Pingüino de Humboldt unternehmen, wo es jede Menge Tiere zu sehen gibt - mit etwas Glück trifft man auf der Fahrt dorthin auch Delfine.Die Dame vom Campground wollte uns einen Platz in einem Boot zusammen mit drei deutschen Motorradtouristen reservieren, leider aber erst um 11 Uhr. Wir wollen aber früher los, da wir noch eine längere Autofahrt geplant haben. Daher packen wir nach dem Frühstück zusammen und rumpeln mit dem Auto die paar hundert Meter zum Hafen. Wir sprechen einen der Fischer an. Natürlich können wir eine Bootsfahrt machen - und entweder warten bis um 9:30 Uhr vorangemeldete Gäste aus La Serena kommen oder gleich zu zweit aufbrechen, letzteres natürlich um einiges teurer. Da wir schon da sind, entscheiden wir uns für die zweite Variante. Zuerst schickt uns der Fischer zur CONAF, der chilenischen Nationalparkbehörde. Hier sollen wir Tickets kaufen, die uns zum Betreten der Isla Damas berechtigen. Wir sind leicht verwundert, denn unseres Wissens hat dieses Nationalreservat in der Nebensaison an Montagen geschlossen. Wir hatten mit einer puren Bootsfahrt ohne Landgang an der Insel gerechnet. Dennoch folgen wir der Anweisung und stehen fünf Minuten später vor einem bärtigen Natioanlparkranger, der an seiner Kaffeetasse schlürft und uns verwundert anschaut. Nein, Tickets für die Isla Damas kann er uns nicht verkaufen, denn diese sei in der Nebensaison an Montagen geschlossen...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_20_01.jpg)
Morgenstimmung am Hafen von Punta Choros

Inzwischen rudert unser Fischer inklusive eines Benzinkanisters gegen die recht heftige Brandung heraus zu einem in einiger Entfernung zur Küste vertäuten kleinen Motorboot. Dort angekommen hängt er das Ruderboot an das Motorboot und tuckert zurück zur kleinen Mole von Punta Choros. Dort wurden wir inzwischen von einem zweiten Fischer mit Schwimmwesten versehen und hüpfen inklusive des zweiten Fischers in das ziemlich schwankende Boot. Wir sitzen vorne, die beiden Fischer hinten. Im Verlauf der Fahrt bekommen wir sehr nett und kompetent alle interessanten Stellen entlang der Küstenlinie inklusive der sich dort aufhaltenden Tiere gezeigt und erklärt. Wir haben den Eindruck, dass die beiden noch freundlicher werden, nachdem sie erfahren haben, dass wir aus Deutschland stammen, also keine Nordamerikaner sind. Ansonsten unterhalten sich die beiden über Gott und die Welt, ein bisschen erinnert das Ganze an die Unterhaltungen von Waldorf und Statler in der Muppet Show.

Unser Boot beschreibt zunächst einen weitgezogenen Bogen entlang der Küstennähe, zu einer Stelle, an der mit etwas Glück Delfine zu sehen sein sollen. Und in der Tat können wir ein paar Minuten lang einige um unser Boot tummelnde und hüpfende graue Gestalten bewundern. Unter die Delfine hat sich auch der eine oder andere Seelöwe gemischt.

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Ein Delfin

Nach dieser tierischen Begegnung steuern die Fischer in Richtung offenes Meer bzw. Richtung Isla Damas. Betreten dürfen wir diese Insel - wie gesagt - nicht, aber wir können die sich im Uferbereich tummelnden sehr zahlreichen Vögel bewundern. Von Möwen über Pelikane und Kormorane ist so ziemlich alles vorhanden, was man an einer Meeresküste erwartet. An der Isla Damas gibt es auch einen Felsen, an der laut den beiden Fischern eine Population Seeotter lebt. Wir halten das für eine mehr oder weniger hypothetische Feststellung und sind dementsprechend amüsiert, als einer der Fischer anfängt, Pfiffe von sich zu geben, um die Otter anzulocken. Umso erstaunter sind wir, als wir nur wenige Sekunden später zweimal ganz kurz einen schnell über den Felsen huschenden Otter zu Gesicht bekommen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_20_03.jpg)
Zwei Pelikane

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Felsbogen vor der Isla Las Damas

Weiter geht es zur Isla Choros. Auf dem Weg dorthin sehen wir in der Luft, auf und unter dem Wasser jede Menge Möwen, Kormorane, Pelikane, Seelöwen und Pinguine. Bei letzteren handelt es sich um Humboldtpinguine - im Gegensatz zu den Magellanpinguinen, die wir vor drei Jahren in Patagonien bewundern konnten. Humboldtpinguine und Magellanpinguine ähneln sich optisch sehr und lassen sich am einfachsten an der Anzahl der weißen Streifen auf der Brust unterhalb des Kopfes unterscheiden: Humboldtpinguine haben einen solchen Streifen, Magellanpinguine zwei. Das Verbreitungsgebiet der Humboldtpinguine reicht deutlich weiter nach Norden als das ihrer zweigestreiften Kollegen, sie kommen sogar noch in Peru vor. Zuerst treffen wir nur schwimmenden Pinguine, es ragt nur der kleine Kopf aus dem Wasser und taucht dann blitzschnell ab. An der Küstenlinie der Isla Choros sehen wir dann auch jede Menge Pinguine an Land. Besonders überrascht sind wir von ihren Kletterkünsten: Während ein großer Teil der Pinguine in kleinen Gruppen am Strand herumsteht, können wir auch einige Exemplare beobachten, die recht abenteuerlich und halsbrecherisch auf Felsvorsprüngen und Klippen herumklettern. Dabei kommt es auch zu einem Beinaheabsturz, bei dem eines der Tiere ein gutes Stück abrutscht und sich dann doch wieder fängt. Abschluss und Höhepunkt der Bootstour ist ein Besuch bei einer Seelöwenfamilie mit an der Mutter säugendem Jungtier. Danach geht es durch ziemlich raue See wieder zurück zum Hafen, wo wir nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrt wieder eintreffen.

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Drei kletternde Humboldt-Pinguine

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Ein Rotfußkormoran

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In einem Felsbogen vor der Isla Choros

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Säugende Seelöwen

Wir fahren die gestern Nachmittag zurückgelegte Strecke zur Ruta 5, der Panamericana, wieder zurück. Im auf dem Weg liegenden Quertal sehen wir auf der Wiese grasend das erste Guanako unserer diesjährigen Reise. So nah am Meer hätten wir keines dieser kamelähnlichen Tiere erwartet.

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Auf der Fahrt zurück zur Panamericana

An der Ruta 5 angekommen biegen wir nach links, in Richtung Norden ab. Im Verlauf der kommenden 200 Kilometer fahren wir entlang der langen Autobahnbaustelle, deren ersten Teil wir schon von gestern kennen und kommen auf der alten Spur sehr gut voran. Ab Vallenar bis kurz vor Copiapo ist der Ausbau schon abgeschlossen und die Straße vierspurig. Im Verlauf dieser Strecke ändert die Landschaft ihren Charakter von "ähnlich der Umgebung von Phoenix, Arizona, USA" zu "Mojave-Wüste, ebenfalls USA" zu "komplette Sandwüste": Wir sehen rechts und links der Straße große Sanddünen, teilweise wurde die Autobahn sogar mitten durch die Dünen hindurchgefräst. Wir sind endgültig in der Atacama, einer der trockensten Wüsten der Welt, angekommen.

Um Copiapo herum führt eine nagelneue Bypass-Straße und auch hinter Copiapo bis zur Ortschaft Caldera haben wir nicht die dort vorgefundene perfekt ausgebaute Autobahn erwartet. Allmählich nähern wir uns unserem Tagesziel und nehmen uns daher die Zeit, in Caldera kurz die Straße zu verlassen, um Geld abzuheben und einzukaufen. Caldera liegt direkt am Pazifik und von der Plaza aus kann man große Schiffe erkennen, die vor der Stadt vor Anker liegen. Wir schauen uns kurz die Plaza mit der sehr schönen Kirche San Vicente de Paul an, fahren dann zum nächstgelegenen Supermarkt und mit aufgefüllten Vorräten wieder zurück auf die Autobahn. Im weiteren Verlauf führt die Ruta 5 mehr oder weniger direkt nach Norden und dabei immer wieder schön an den Pazifik heran. Wir sind wieder entlang einer langen Autobahnbaustelle unterwegs. Hier befinden sich leider einige recht lange nur einspurig zu befahrende Abschnitte. Wie wir feststellen, kann es empfindlich lange Wartezeiten zur Folge haben, wenn man zum falschen Zeitpunkt an einer solchen Stelle eintrifft.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_10_20_10.jpg)
Schiffe vor Caldera

Die letzten Kilometer vor der Ortschaft Chanaral fahren wir wieder auf einer ganz klassischen zweispurigen Landstraße. Rechts der Straße sehen wir faszinierende Felsklumpen, die entfernt an die Remarkable Rocks in Australien oder die Alabama Hills in den USA erinnern. Etwas später gibt es links tolle Blicke auf das Meer, während rechts der Straße das steile Küstengebirge teilweise bis direkt an die Straße heranrückt. Kurz vor Chanaral fräst sich die Straße in einer weiten Rechtskurve abenteuerlich durch einen Sporn der Küstenberge und direkt danach erreichen wir die ersten Ausläufer der Stadt. Wir berühren diese aber nur am Rande und biegen bald nach links in Richtung unseres Tagesziels, des Parque Nacional Pan de Azucar ab. Dieser Nationalpark ist besonders bekannt durch die vielen Kakteenarten, die hier wachsen und gedeihen. Die zum Wachstum der Pflanzen notwendige Feuchtigkeit wird nicht durch Regen, sondern durch den regelmäßig vom Meer herbeigeschafften Küstennebel zur Verfügung gestellt. Den Parque Nacional Pan de Azucar erreicht man von Chanaral aus über eine etwa 20 Kilometer lange Erdstraße, welche recht spannend zwischen dem Meer und den Küstenbergen verläuft. Das Eingangshäuschen des Nationalparks ist unbesetzt, so dass wir zwar keinen Eintritt bezahlen müssen, aber auch kein Informationsmaterial erhalten.

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Auf der Küstenstraße Richtung Parque Nacional Pan de Azucar

In der winzigen Ortschaft Caleta Pan de Azucar - eigentlich handelt es sich nur um ein paar Fischerhütten - halten wir an und checken in die vorgebuchte Cabin der Nationalparklodge ein. Der Name Lodge ist ein klein wenig hochgestochen: es handelt sich um einen Campingplatz mit ganzen drei Cabins. Die Cabins liegen direkt am Stand, mit einem traumhaften Blick auf das türkisfarbene Meer und die vorgelagerte Insel mit dem Cerro Pan de Azucar, dem zuckerhutförmigen Berg nach dem der Nationalpark benannt ist. Wir verbringen einige Zeit am Meer und beobachten zahlreiche Wasservögel und Muscheln. Nach dem Abendessen legen wir uns auf die Terasse und bewundern den Sonnenuntergang.

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Die Insel mit dem Cerro Pan de Azucar

Gefahrene Strecke: 485 km

Schöne Grüße
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: freddykr am 10.06.2015, 07:52 Uhr
Bei wem habt Ihr Euren Hilux gebucht und wie viel gezahlt?
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 10.06.2015, 20:33 Uhr
Hallo Danilo,

Bei wem habt Ihr Euren Hilux gebucht und wie viel gezahlt?

Wir haben exakt [alle Mitleser, die US-Mietwagenpreise gewohnt sind, halten sich bitte mal ganz kurz fest] 2116 Euro bezahlt. Das war schon der Endpreis (inklusive Laderaumabdeckung, Benzinkanister, zweitem Reserverad, Argentinienpapieren und Abholung sowie Abgabe des Autos am Flughafen).

Um auch den leisesten Verdacht auf Werbung zu vermeiden, schicke ich Dir den Link zum Anbieter per PN (jeder den es auch interessiert, soll bitte bei mir nachfragen).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schmihei am 10.06.2015, 22:51 Uhr
Hallo Dirk,

Punta Choros und Isla Damas haben wir auch auf dem Programm. Schöne Fotos - ich freue mich besonders auf die Pinguine, weil wir ja bei unserer Patagonienreise keine Zeit dafür hatten (durch den Streick des Sicherheitspersonals in Frankfurt hatten wir dummerweise 2 Tage verloren). Habe gleich mal nachgeschaut, wann wir dort sind, mittwochs passt prima. Tickets besorgen bei der Conaf - eine Info, die ich gut gebrauchen kann!!!
Kannst Du Dich noch erinnern, was Ihr zu zweit für das Boot bezahlt habt? Wenn ich lange auf Mitfahrer warten muss, werden wir auch ein Boot für uns beide nehmen. Bei den Marmorhöhlen haben wir das damals auch gemacht (die Kosten waren nur wenige CLP mehr als wenn wir in einem Boot mit 15 Personen mitgefahren wären).
Weißt du vielleicht, ob's in der Regel das Meer morgens ruhiger ist als nachmittags? (bei den Marmorhöhlen hatte es ja nachmittags ordentlich geschaukelt und mich hat's gewundert, dass die da überhaupt noch rausfuhren. Michael hat's aber ohne die Fische füttern, überlebt!!!)
Als Unterkunft habe ich die Memo Ruz Cabins in Punta Choros gebucht. Seid Ihr auch dort gewesen oder waren das andere Cabins?

LG Heidi
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 11.06.2015, 07:26 Uhr
Hallo Heidi,

Kannst Du Dich noch erinnern, was Ihr zu zweit für das Boot bezahlt habt? Wenn ich lange auf Mitfahrer warten muss, werden wir auch ein Boot für uns beide nehmen. Bei den Marmorhöhlen haben wir das damals auch gemacht (die Kosten waren nur wenige CLP mehr als wenn wir in einem Boot mit 15 Personen mitgefahren wären).

Gut das du fragst. Ich hatte ja schon in Rodgau einen Betrag genannt - bin mir aber nicht sicher, ob dieser nicht zu niedrig war. Es werden schon einige Zehntausend CLP gewesen sein, ich kann mich aber an die Summe nicht mehr erinnern. Für das komplette Boot würde ich an Deiner Stelle mal mit irgendetwas unter 100 Euro rechnen. Sehr viel mehr wird es nicht sein und falls es weniger wird, könnt Ihr Euch freuen 8)

Ihr könnt auch beim Einchecken Yvonne von Memoruz ansprechen - die kennt die Bootsfahrer und weiß, welche anderen Gäste wann rausfahren wollen und kann dementsprechnd bei Organisieren helfen. Denn allgemein denke ich doch, dass Ihr mehr Zeit dort zur Verfügung haben werdet als wir und daher nicht gezwingenermaßen auf ein eigendes Boot angewiesen seid.

Weißt du vielleicht, ob's in der Regel das Meer morgens ruhiger ist als nachmittags? (bei den Marmorhöhlen hatte es ja nachmittags ordentlich geschaukelt und mich hat's gewundert, dass die da überhaupt noch rausfuhren. Michael hat's aber ohne die Fische füttern, überlebt!!!)
Als Unterkunft habe ich die Memo Ruz Cabins in Punta Choros gebucht. Seid Ihr auch dort gewesen oder waren das andere Cabins?

Da gibt es jede Menge andere Unterkunftmöglichkeite - Punta Choros ist ja ein ziemliches Touristenkaff. Über google findet man noch ein paar andere Anbieter (und wie eigentlich überall in Südamerika gibt es sicherlich noch ein paar andere ohne Homepage). Memoruz liegt aber recht gut mit Blick auf den Hafen und das Meer - da schaut man darüber hinweg, dass es ein wenig abgewohnt ist.

Achja, das Wetter: Als wir am späten Vormittag mit dem Boot zurückgefahren sind, hat der Wind deutlich aufgefrischt - aber ich denke, dass das tagesabhängig sein wird. HIer würde ich eventuell kurzfristig nach dem Wetterbericht schauen (oder wieder bei Yvonne nachfragen).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: freddykr am 11.06.2015, 07:46 Uhr
Hallo Danilo,

Bei wem habt Ihr Euren Hilux gebucht und wie viel gezahlt?

Wir haben exakt [alle Mitleser, die US-Mietwagenpreise gewohnt sind, halten sich bitte mal ganz kurz fest] 2116 Euro bezahlt.
Danke. So in die Richtung habe ich schon gerechnet.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 12.06.2015, 07:18 Uhr
Guten Morgen,

heute schauen wr uns ein wenig in der Atacamawüste um und besuchen eine der bekanntesten Städte dort.


21.10.2014 Caleta Pan de Azucar-Antofagasta
Wir stehen kurz nach dem Sonnenaufgang auf. Der Himmel ist zugezogen, die umgebenden Berge sind aber frei, da die Wolken deutlich höher hängen. Wir packen unser gesamtes Gepäck ins Auto - zum Auschecken ist es aber noch zu früh. Das macht aber nichts, da wir sowieso noch eine kurze Wanderung im Nationalpark unternehmen wollen, und zwar den etwa zweieinhalb Kilometer langen Weg zum Mirador Pan de Azucar. Um zum Trailhead zu gelangen, fahren wir zunächst auf der Hauptstraße, wie gestern eine gute Erdpiste, etwa fünf Kilometer Richtung Osten und dann auf einer deutlich kleineren und rumpeligeren Gravelroad zwei Kilometer nach Norden. Am Trailhead bauen ein paar Arbeiter an einem Unterstand - die Infrastruktur des Nationalparks wird momentan scheinbar deutlich modernisiert. Wir grüßen und machen uns dann auf den Weg.´

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Wüstenlandschaft im Parque Nacional Pan de Azucar

Dieser führt größtenteils auf einer Forststraße in Richtung Nordwesten und dabei stetig sanft bergauf. Links und rechts des Weges stehen flache Hügel mit jeder Menge Sträucher und Kakteen darauf. Durch die vom Küstennebel herangeschaffte Feuchtigkeit ist hier alles deutlich weniger karg als noch gestern im Verlauf der Fahrt auf der Ruta 5 nach Norden im Landesinneren.

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Blühender Strauch

Am Ende des Trails flacht der Weg etwas ab und führt an einen Aussichtspunkt, direkt an einer nahezu senkrechten Abbruchkante gelegen. Direkt unter uns müsste eigentlich der Pazifik zu sehen sein, die Sicht ist aber leider durch den Frühnebel ziemlich eingetrübt. Das sah vor etwa einer Stunde von unten gesehen noch deutlich besser aus. Wir bleiben einige Zeit und können - immer wenn sich eine Lücke im Nebel öffnet - zumindest punktuell den Blick nach unten genießen. Zum Schluss öffnet sich auch noch das Panorama nach Süden - inklusive Blick auf den Cerro Pan de Azucar - fast komplett. Eine sehr schöne und lohnenswerte Wanderung - auch wenn wir keinen der Füchse gesehen haben, die es hier in großer Anzahl geben soll. Wir gehen entlang der Aufstiegsroute wieder zum Auto und rumpeln das kurze Stück zurück zur Hauptstraße und auf dieser zurück nach Caleta Pan de Azucar.

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Blick auf den "Zuckerhut"

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Toter Kaktus

Nun sollten wir auschecken können, nur ist leider an der Rezeption das Campgrounds immer noch niemand anwesend. Wir klopfen, rufen und laufen um das Haus herum - leider ohne Erfolg. Naja, bezahlt haben wir ja schon gestern, also schreiben wir einen kleinen Zettel und hängen diesen mitsamt den Schlüsseln für die Cabin an die Türe. Zum Abschluss unseres Besuchs im Parque Nacional Pan de Azucar schauen wir noch in der kleinen Rangerstation direkt gegenüber dem Campground vorbei. Da das Eingangshäuschen des Parks gestern unbesetzt war, sind wir ja ohne zu bezahlen in den Park gefahren. Das wollen wir - falls nötig - nachholen. Direkt neben der Rangerstation gibt es einen kleinen Kakteengarten - der aber in Anbetracht der vielen hier in freier Wildbahn vorkommenden Kakteen etwas unspektakulär ausfällt. Um ein paar Pesos ärmer brechen wir nach einem längeren Gespräch mit einem Parkranger - der sich sichtlich darüber freut, dass jetzt in der Nebensaison jemand vorbei schaut - auf, in Richtung Westen wieder zur Panamericana.

Die kurze Stichstraße zur Panamericana - eine gute Erdstraße - führt durch faszinierende karge Hügellandschaften, welche durch die immer noch tief stehende Sonne farbenfroh angestrahlt werden. Die Panamericana ist hier eine gut ausgebaute Landstraße. Das Tempolimit beträgt 100 km/h und wir kommen sehr gut voran. Alle zehn oder zwanzig Minuten gilt es, einen LKW zu überholen, ansonsten sind wir nahezu alleine auf der Straße unterwegs. Die faszinierende Wüstenlandschaft um uns herum wechselt immer wieder ihren Charakter - mal fahren wir durch eine Mondlandschaft, mal sieht es eher wie auf dem Mars aus.

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Wüstenlandschaft

Wir kommen an hohen Bergen vorbei und fahren etwas später wieder durch absolut flache Ebenen. Etwa 100 Kilometer hinter dem Parkausgang haben wir die Wahl, entweder der Ruta 5 durch die Wüste zu folgen oder auf die Küstenstraße über Taltal abzubiegen. Wir entscheiden uns für erstere Möglichkeit - die Küstenstraße ist für die Rückfahrt Richtung Süden in etwas mehr als zwei Wochen angedacht. In Laguna Verde - hierbei handelt es sich um ein paar Häuser mitten im Nichts - tanken wir auf und prüfen den Reifenluftdruck. Dieser hat sich seit Beginn der Reise nicht geändert - trotz schon einiger netter Schotterstrecken - das festigt vor den noch vor uns liegenden herausfordernden Strecken das Vertrauen in die Technik.

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Auf der Panamericana durch die Atacama nach Norden

Im weiteren Verlauf der Strecke lassen wir links neben uns die langgezogene Bergkette liegen, in der sich der 3064 Meter hohe Cerro Armazones befindet, auf dessen Gipfel momentan das E-ELT, das European Extremely Large Telescope, errichtet wird. Die Höhe dieses Berges ist vor allem deshalb beeindruckend, da er sich in Luftlinie weniger als 40 Kilometer vom Meer entfernt befindet. Die vor dem Armazones stehenden Vorgipfel schirmen den Blick auf den Gipfel und die Baustelle des Teleskops allerdings komplett ab.

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Mondlandschaft entlang der Straße

Uns kommen in kurzem Abstand zwei Expeditionsmobile aus Deutschland entgegen. Wir sind jedes Mal ein klein wenig neidisch, denn die Fahrer dieses Autos haben für ihre Reise sicherlich mehr Zeit zur Verfügung als wir und das Endziel der Reise ist garantiert Ushuaia auf Feuerland - die südlichste Stadt der Erde, in der wir uns vor drei Jahren auch sehr wohl gefühlt haben. Etwa 60 Kilometer weiter kommen wir zur Mano del Desierto, einer 11 Meter hohen Skulptur einer aus der Wüste greifenden Hand. Diese wurde im Jahre 1992 geschaffen und soll dazu aufrufen, die Zerstörung der Umwelt zu stoppen, ehe die ganze Welt zu einer Wüste wird. Hier wiederholt sich ein für Südamerika typischer und von uns schon oft beobachteter Effekt: Die letzten Meter Anfahrt sind - selbst bei den bekanntesten Sehenswürdigkeiten - manchmal recht beschwerlich. In den USA wäre die Hand umgeben von einem perfekt asphaltierten Parkplatz nebst Kiosk und Visitor Center. Hier dagegen gibt es zwar eine eigene Ausfahrt von der Panamericana - die folgenden etwa 500 Meter müssen wir aber auf einer rumpeligen und mit fiesen Steinen versehenen Waschbrettpiste zurücklegen. Der Abstecher lohnt sich aber, denn die Hand steht auf einem kleinen Hügel, so dass wir nicht nur das Kunstwerk aus der Nähe bewundern können, sondern auch die umgebende Wüstenlandschaft. Die Hand selber ist dicht mit Grafitti bedeckt - das erinnert entfernt an die Cadillac Ranch bei Amarillo in Texas.

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Die Mano del Desierto

Bald darauf treffen wir wieder auf die von Taltal entlang der Küste und vorbei am Cerro Paranal nach Norden führende Straße. Jetzt befinden wir uns im Einzugsgebiet von Antofagasta. Nachdem wir an ein paar äußerst hässlichen Industrieanlagen vorbei gekommen sind, biegen wir auf die Ruta 28 ab, welche als Stichstraße vierspurig durch schroffe Hügellandschaften in Richtung Küste und Antofagasta führt. Dort wartet eine Art Kulturschock auf uns: Nach vielen Hundert Kilometern durch Wüste und Einsamkeit landen wir in einer sehr vollen, wuseligen und lärmenden Stadt. Zum Glück ist unser vorgebuchtes Hotel leicht zu finden und hat zudem einen Parkplatz. Wir stellen unseren Pick-Up ab, checken ein, machen uns frisch und starten zu einer Stadtbesichtigung. Unser erstes Ziel ist die Plaza, wo neben dem schönen, 1911 fertig gestellten, Uhrenturm die etwas unscheinbare Kathedrale von Antofagasta steht. Zudem gibt es eine Postfiliale, in der wir uns mit Briefmarken für die Grüße an daheimgebliebene Freunde und Verwandte eindecken.

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Auf der Plaza von Antofagasta

Wir laufen durch die Fußgängerzone in Richtung der historischen Markthalle. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Kleinkunstfestival vorbei. Die historische Markthalle wurde 1920 eröffnet und beinhaltet jede Menge interessante Geschäfte - unter anderem einen riesigen Metzgerladen. Schön finden wir, dass das Gebäude noch mehr oder weniger für den originalen Zweck benutzt wird - die von uns eigentlich im Inneren erwarteten Touristenbuden tummeln sich auf der Plaza Sotomayor, dem Platz vor der Markthalle.

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In der Fußgängerzone von Antofagasta

Wir laufen zurück zur Plaza und schauen uns noch einige nördlich davon gelegene historisch interessante Gebäude an: Das ist zum einen der historische Bahnhof. Dieser wurde 1878 fertiggestellt - damals gehörte Antofagasta noch zu Bolivien. Heute noch existiert eine Bahnstrecke von Antofagasta nach La Paz in Bolivien. Von dieser wird aber hauptsächlich nur noch der Abschnitt zwischen den im Landesinneren Chiles gelegenen Kupferminen und Antofagasta genutzt - um das abgebaute Kupfer zum Hafen zu transportieren. Zudem gab es eine Bahnlinie über die Anden nach Salta in Argentinien, welche aber nicht mehr in Betrieb ist. Lediglich die ersten etwa 200 Kilometer von Salta aus werden als Touristenattraktion vom Tren de las Nubes - dem Zug in die Wolken - befahren. Direkt hinter dem Bahnhof kommen wir an Holzgebäuden vorbei, in denen früher die Hafenverwaltung und das Zollamt untergebracht waren.

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Altes Zollhaus von Antofagasta

Hier überqueren wir die mitten durch die Stadt verlaufende Panamericana und kommen zum Fischereihafen. Zwei große Seelöwen haben es sich direkt an der Promenade bequem gemacht und werden von einigen chileischen Schülerinnen neugierig in Augenschein genommen. Die Mädels gehen mit gezückten Handykameras immer näher an die Tiere heran - bis es einem der Seelöwen zu viel wird. Ein einziges böses Schnauben reicht, um die ungebetenen Beobachter sehr schnell zu vertreiben.

Wir beenden unseren Stadtrundgang, besorgen uns ein Abendessen und verbringen den Rest des Abends mit zwei Gläsern Pisco Sour in der Hotellobby, von wo aus wir einen schönen Blick auf den Pazifik haben.

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Abendlicher Blick auf die Skyline von Antofagasta

Gefahrene Strecke: 426 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schmihei am 12.06.2015, 22:33 Uhr
Hallo Heidi,

Ihr könnt auch beim Einchecken Yvonne von Memoruz ansprechen - die kennt die Bootsfahrer und weiß, welche anderen Gäste wann rausfahren wollen und kann dementsprechnd bei Organisieren helfen. Denn allgemein denke ich doch, dass Ihr mehr Zeit dort zur Verfügung haben werdet als wir und daher nicht gezwingenermaßen auf ein eigendes Boot angewiesen seid.

Schöne Grüße,
Dirk

Hallo Dirk,

danke für die Infos, werden dann bei Yvonne nachfragen. Ja, Du hast Recht, an diesem Ort werden wir ein wenig mehr Zeit haben, entweder können wir nachmittags noch aufs Boot oder gleich am nächsten Morgen. Auf jeden Fall freue ich mich "tierisch" auf die Bootsfahrt. Und natürlich sind Michael und ich gespannt auf Deinen weiteren Bericht.

LG Heidi
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 13.06.2015, 14:45 Uhr
danke für die Infos, werden dann bei Yvonne nachfragen. Ja, Du hast Recht, an diesem Ort werden wir ein wenig mehr Zeit haben, entweder können wir nachmittags noch aufs Boot oder gleich am nächsten Morgen.

Wegen "Am Nachmittag noch die Bootsfahrt machen". Das hatte ich ganz ursprünglich auch überlegt (dafür nicht in der Hacienda Los Andes, sondern irgendwo im Valle Elqui übernachten). Man muss aber immer im Auge behalten, dass der Nationalpark auf der Isla Damas nachmittags recht früh zumacht (spätester Zutritt 16:30, geschlossen wird um 17:30). Wenn man bedenkt, dass die Bootsfahrt auch so ihre Zeit dauert, darf man an dem Tag vorher nicht allzuviel vorhaben (aus dem Grund erst haben wir dann unsere Übernachtungen so hingeschoben, wie sie im Bericht vorkommen).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 14.06.2015, 10:01 Uhr
Hallo allerseits,

wir fahren weiter entlang der Pazifikküste nach Norden.

22.10.2014 Antofagasta - Iquique
Heute erwarten wir ein edles Hotelfrühstück mit Blick auf den Pazifik. Der Blick ist in der Tat wirklich toll, das Frühstück aber erreicht von der Qualität nicht ganz die Sternzahl des Hotels. Aber wir sind ja auch nicht zum Frühstücken in Südamerika. Also schnell das Gepäck zusammengeräumt und los geht's: Wir folgen der Küstenstraße einfach im Verlauf nach Norden und kommen so recht schnell in die Randbezirke von Antofagasta. Diese nicht gerade hübschen Vororte ziehen sich aber ziemlich und wir befinden uns in einer Art Industriegebiet, als wir die Straße wieder verlassen, um eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen, die La Portada. Dieser weiße Felsenbogen steht ein wenig einer Steilküste vorgelagert mitten im Pazifik und ist übrigens auch als Logo auf allen Bussen von Antofagasta zu sehen.

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La Portada

Oberhalb der La Portada befindet sich ein schöner Aussichtspunkt welcher einen tollen Blick auf die Steilküste und die wild dagegen schlagenden Wellen bietet. Wir sind völlig alleine hier. Direkt am Aussichtspunkt führt eine - vermutlich aus Sicherheitsgründen - gesperrte Treppe nach unten. Dort haben es sich jede Menge Geier bequem gemacht. Wir bleiben einige Zeit, lassen dann die Geier Geier sein und fahren zurück zur Ruta 1, der Küstenstraße, auf der wir heute bis nach Iquique fahren wollen. Die Ruta 1 ist noch für ein paar Kilometer - bis zur Abzweigung nach Mejillones - autobahnähnlich ausgebaut, danach geht es als (sehr gute) Landstraße weiter. Ungefähr auf Höhe des Flughafens von Antofagasta überqueren wir den südlichen Wendekreis - ab nun sind wir in den Tropen unterwegs. Neben der Straße befindet sich ein Wendekreismonument, welches sich aber als ein recht uninspiriertes Betongebilde entpuppt.

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Durch den Küstennebel nach Norden

Die Straße verläuft zunächst durchs Landesinnere, dann kommen wir an die Küste, wo sich immer wieder tolle Blicke aufs Meer bieten, rechts von uns immer die schroffen Küstenberge. Mal verläuft die Straße direkt auf Meereshöhe, mal um einiges darüber. Im zweiten Fall erinnert die Straßenführung ein wenig an die Great Ocean Road in Australien, nur ist hier in der Atacama die Landschaft deutlich weniger grün als an der Südküste von Australien. Wir halten an diversen Geisterstädten, eine davon ist Cobija, eine ursprünglich bolivianische Hafenstadt, welche nach der Eroberung durch die Chilenen im Salpeterkrieg und dem Bau der Eisenbahnlinie von Bolivien nach Arica und Antofagasta in die Bedeutungslosigkeit versank. Wenn man die traurigen Überreste dieser Ortschaft sieht, kann man es sich nicht vorstellen, dass hier vor etwa 150 Jahren 15000 Menschen gelebt haben. Zwischen die Ruinen mischen sich einige neue Häuser. Diese bestehen allerdings nicht aus solidem Stein, sondern es handelt sich um die farbenfrohen Bretterbuden, von denen wir im Verlauf der Küste jede Menge zu sehen bekommen.

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Eine von unzähligen Geisterstädten entlang der Küste

Knapp 200 Kilometer hinter Antofagasta kommen wir nach Tocopilla. Diese Ansiedlung versorgt unter anderem die große Chuquicamata-Kupfermine mit Strom. Das erste, was wir von der Stadt sehen, ist konsequenterweise auch ein großes und ziemlich hässliches Kohlekraftwerk. Ehe wir in die Stadt dürfen, müssen wir durch eine Polizeikontrolle. Der Beamte will nur kurz die Wagenpapiere und Dirks internationalen Führerschein sehen - den Führerschein schaut er allerdings nicht einmal von innen an - und freut sich ansonsten, dass wir aus Deutschland kommen: "Weltmeister". Tocopilla selber hat in der Innenstadt ein paar schöne alte Gebäude zu bieten, die wir aber nur kurz aus dem Auto anschauen.

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Piedra Camello in Tocopilla

Hinter der Stadt führt die Straße steil nach oben in die hier bis an den Pazifik reichenden Küstenberge. Von hier gibt es einen schönen Blick zurück auf die Stadt. Zudem sehen wir jede Menge Geier, die über der Straße kreisen - scheinbar gibt es in der Nähe leckeres Aas. Im weiteren Verlauf der Fahrt kommen wir am Golfplatz von Tocopilla vorbei. Dieser wirkt ziemlich absurd, da er nur aus Fels und Stein besteht - es fehlt also jegliches Grün - und so sehr an den Golfplatz von Coober Pedy in Australien erinnert.

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Geier auf einer Mülltonne neben der Straße

Bald darauf kommen wir zum Rio Loa. Dieser Fluss, bzw. seine Vorgänger im Oberlauf, kommt aus den Hochebenen der Anden und erreicht tatsächlich - der Atacama zum Trotz - als kleines Bächlein den Pazifik. Wir halten am Fluss und machen einen kurzen Spaziergang zu den Überresten einer aus präkolumbianischen Zeiten stammenden künstlichen Bewässerungsanlage.

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Der Rio Loa

Der Rio Loa liegt an der Grenze zwischen der zweiten und der ersten Region Chiles. Da die erste Region eine Freihandelszone ist, findet eine Kontrolle von Zoll und Polizei statt. Wir müssen zuerst zum Zoll, wo wir von einer nicht sehr motiviert wirkenden Dame ein schrecklich wichtiges Dokument ausgefüllt bekommen, mitsamt der Erklärung, dass wir damit zur benachbarten Polizeistation sollen, um dort das Dokument weiter bearbeiten und mit weiteren Stempeln versehen zu lassen. Wir schaffen es gerade so, die Polizeistation zu betreten, da fragt der Beamte schon, wo wir hinfahren. Iquique - fahrt weiter, passt scho! Aha? Wir schauen, ob wir die falsche Polizeistation erwischt haben, finden aber keine zweite und fahren - leicht skeptisch - weiter. Wir schauen noch ein paar Ruinen am Strand bei Granillos an und nähern uns dann langsam Iquique.

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Ruinen bei Granillos

Etwa 70 Kilometer südlich der Stadt steht statt der zerklüfteten Berge eine riesige Sanddüne rechts von uns - die Straße fräst sich abenteuerlich entlang der Seite dieser Düne nach oben. Ein Vorgeschmack auf den Cerro Dragone - die berühmte Düne von Iquique - die beispielsweise bei Gleitschirmfliegern sehr bekannt und beliebt ist.

Ab dem Flughafen von Iquique ist die Straße wieder autobahnähnlich ausgebaut - allerdings ist der Ausbau noch nicht ganz fertig: Die Zahlstelle für die Maut wird über eine rumpelige Schotterpiste umfahren und direkt vor Iquique ist die eine Hälfte der Straße zwar fertig aber noch gesperrt. Die Stadt selber ist zwar voll und laut, gefällt uns aber deutlich besser als Antofagasta. Zunächst kaufen wir noch in einem Supermarkt Vorräte für unseren für die kommenden Tage geplanten Trip auf das Altiplano - die auf über 4000 Meter liegende Hochebene entlang der Anden - ein. Dann suchen wir unser Hotel - was sich selbst unter Zuhilfenahme unseres GPS-Geräts als nicht wirklich einfach erweist. Aufgrund dessen nur rudimentärer Routingfähigkeit fahren wir mehrfach sinnlos um den Block bis wir letztendlich doch das nicht sehr auffällig beschriftete Hotel finden. Eine halbe Stunde später - eingecheckt und frisch gemacht - laufen wir entlang der Strandpromenade in Richtung Innenstadt.

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Strand von Iquique

Die Fußgängerzone - die Baquedano -  ist sehr hübsch, mit vielen schönen alten Holzhäusern links und rechts. Die Gehwege bestehen teilweise aus Holz, das ist eine Reminiszenz an die erste Blütezeit der Stadt, die Ende des 19ten Jahrhunderts als Hafen für den im Landesinneren abgebauten Salpeter zu Reichtum kam. Diese Phase des Wohlstands endete erst, als 1916 Verfahren zur künstlichen Herstellung von Salpetersäure erfunden wurden.

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Altstadt von Iquique

Am Ende der Baquedano befindet sich die Plaza mit einem schönen Uhrturm, dem Theatergebäude, und dem Spanischen und Kroatischen Casino - schön landestypisch gestaltete Gebäude, an denen erkennbar ist, von woher viele Einwanderer nach Iquique kamen.

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Auf der Plaza von Iquique

Wir werfen eine erste Fuhre Postkarten ein und laufen dann vorbei am Museo Naval zur Hafenpromenade. Hier befindet sich eine Replik des Segelschiffs Esmeralda, welches im Salpeterkrieg 1879 vom peruanischen Flaggschiff Huascar in unmittelbarer Nähe von Iquique versenkt wurde, wobei auch der Kapitän der Esmeralda und heutige Nationalheld Chiles Arturo Prat ums Leben kam.

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Nachbau der Esmeralda aus dem Salpeterkrieg

Wir laufen zurück zur Baquedano, wo wir in einem Fischrestaurant lecker zu Abend essen, und dann zurück zum Hotel. Leider scheint Katharina eine Unverträglichkeit zu den hiesigen Muscheln zu besitzen, was ihr eine weitestgehend schlaflose Nacht mit mehreren Aufenthalten im Bad unseres Hotelzimmers verschafft.

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Abendstimmung in Iquique

Gefahrene Strecke: 386 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 16.06.2015, 07:17 Uhr
Guten Morgen,

heute schauen wir uns zwei historische Salpeterminen an, danach einige präkolumbianische Felszeichnungen und machen uns dann auf die Suche nach einer nicht-existenten Tankstelle.

23.10.2014 Iquique - Codpa
Aufgrund von Katharinas muschelhaltigem Abendessen und des in der Folge verrenkten Magens kommen wir ein wenig später als gewöhnlich aus dem Bett. Immerhin sind wir beide in der Lage zu frühstücken - und das heutige Hotelfrühstück ist wirklich gut. Wir packen unser Gepäck zusammen und brechen auf. Um die Stadt zu verlassen, müssen wir lediglich der Straße an der unser Hotel liegt ein paar Blöcke folgen und dann nach rechts auf die Manuel Bulnes abbiegen. Diese führt zur Ausfallstraße zur Ortschaft Alto Hospicio, welche auf einem Hochplateau direkt oberhalb von Iquique liegt. Präsentierte sich Iquique gestern an der Promenade und in den Bereichen an und um die Fußgängerzone noch sehr aufgeräumt und mondän, so landen wir nun in einem stressigen und sehr mediterran wirkenden Knäuel von Motorrädern und Autos. Auch die Gebäude links und rechts der Straße könnten so auch irgendwo ganz im Süden Italiens stehen. Wir sind froh, als wir heil auf der steil ansteigenden Straße nach Alto Hospicio angekommen sind. Der Blick von hier auf Iquique und den Cerro Dragon, die berühmte hinter der Stadt liegende Sanddüne, ist phänomenal. Leider gibt es entlang der Straße keine Gelegenheit zum Anhalten und Schauen - das wollen wir von ganz oben nachholen - hier gibt es normalerweise einen Aussichtspunkt. Naja, normalerweise heißt, wenn nicht aktuell die Verbindung zwischen Iquique und der Panamericana autobahnähnlich ausgebaut werden würde. Der Baustelle ist die Ausfahrt zum Aussichtspunkt zum Opfer gefallen, so dass wir mit großem Bedauern auf einen letzten Rückblick auf Iquique verzichten müssen.

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Morgenstimmung in Iquique

Unser wichtigster To Do-Punkt für heute ist die Vorbereitung auf die anstehenden Etappen auf das Altiplano, auf dem es so gut wie keine Tankstellen gibt. Daher wollen wir uns zusätzlich zum schon vorhandenen Exemplar noch einen zweiten Ersatzkanister anschaffen. Aufgrund der schon erwähnten Baustelle ist in Alto Hospicio die Hölle los und wir brauchen einige Zeit, bis wir uns zu der in unserem Copec-Atlas eingezeichneten Filiale dieser Tankstellenkette durchgequält haben. Diese Tankstelle besitzt - wie so gut wie alle ihrer Geschwister in Chile - keinen gescheiten Zubehörshop. Im Tankstellenladen gibt es nur Snacks und Getränke. Nach einigem Suchen finden wir allerdings Reservekanister direkt neben den Zapfsäulen, so dass wir diesen Punkt erfolgreich abhaken können. Wir fahren weiter auf der Ruta 16 Richtung Osten und kommen kurz vor der Kreuzung dieser Straße mit der Panamericana - etwa 50 Kilometer hinter Iquique - an den Überresten zweier großer Salpeterminen vorbei - die Oficinas Salitreras Humberstone und Santa Laura. Beide sind in der UNESCO-Liste der Weltkulturerbe aufgelistet. In dieser Gegend erlebte der Salpeterabbau Ende des 19. Jahrhunderts seine Blütezeit - in Humberstone und Santa Laura lebten damals zusammengenommen 4000 Personen. Der Handel mit dem abgebauten Salpeter machte Iquique zur reichen Stadt. Erst nachdem Fritz Haber und Carl Bosch ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Düngemittel entwickelt hatten, brach der Salpeterhandel in den 30er-Jahren des 20ten Jahrhunderts stark ein. Die Salitreras wurden noch einige Jahre weiter betrieben, aber um 1960 mussten in Humberstone und Santa Laura die Tore für immer geschlossen werden.

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Salpetermine Santa Laura

Bei der Salitrera Santa Laura handelt es sich um die etwas weniger bekannte und deutlich kleinere der beiden Anlagen. Hier kann man die Anlagen, in denen das Salpeter aufbereitet wurde, näher anschauen. Alles ist didaktisch gut aufbereitet und erklärt. Besonders fasziniert sind wir, wie gut die Gebäude und Anlagen in der trockenen Wüstenluft erhalten geblieben sind - auch wenn sicherlich an der einen oder anderen Stelle ein wenig nachbereitet bzw. ausgebessert wurde. Höhepunkt ist die riesige zentrale Aufbereitungshalle, die mit dem großen Schornstein und dem nur noch teilweise vorhandenen Dach wie ein großes Raumschiff in der Mitte der Siedlung sitzt.

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Alte Maschine in Santa Laura

Die Salitrera Humberstone ist nur etwa eineinhalb Kilometer von Santa Laura entfernt. Diese Anlage ist deutlich größer - es handelt sich um eine richtige kleine Stadt mit Theater, Kino, Markt, Schwimmbad, Schule und vielen mehr. Man merkt deutlich, dass der Salpeterabbau sehr viel Geld eingebracht hat. Wobei das nicht bedeuten soll, dass der allgemeine Luxus herrschte. Wir sind beeindruckt und leicht erschrocken zugleich, als wir sehen, wie unterschiedlich die Wohnungen der einfachen Arbeiter und diejenigen der Führungsebene und der Ingenieure aussagen: Während erstere in winzigen Zimmern, fast schon Gefängniszellen, eingepfercht waren, hatten letztere für sich und ihre Familien riesige Luxusvillen zur Verfügung.

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Arbeiterbaracken in Humberstone

Unser schon in Santa Laura gewonnener Eindruck, dass an der historischen Bausubstanz gerne auch mal ein wenig renoviert wird, verstärkt sich hier ins Extreme: An einigen Stellen wird fröhlich gebaut, zum Beispiel nagelneue Stützwände aus Beton. Wie sich solche Baumaßnahmen mit dem Status als UNESCO-Weltkulturerbe vertragen, können wir nicht einschätzen. Wir schauen uns länger um und fahren dann weiter.

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Plaza von Humberstone mit dem Theater

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Die Salpeter-Aufbereitungsanlage von Humberstone

An der Panamericana, der Ruta 5, nur etwa 500 Meter hinter Humberstone, biegen wir zunächst nach Süden ab, in Richtung der kleinen Ortschaft Pozo Almonte. Hier füllen wir den Tank unseres Autos sowie die beiden Reservetanks randvoll auf und fahren mit insgesamt etwa 100 Litern Diesel an Bord zurück in Richtung Norden. 33 Kilometer nördlich von Pozo Almonte, in der Ortschaft Huara machen wir einen kurzen Abstecher nach Osten auf der nach Colchane und weiter nach Bolivien führenden Ruta 15. Dieser folgen wir etwa 14 Kilometer und biegen dann für noch etwa 1.5 Kilometer nach links auf eine kleine Schotterstraße ab. So kommen wir zum Hügel Cerro Unita, auf dem es eine große präkolumbianische Geoglyphe gibt, den Gigante de Atacama. Diese wurde irgendwann zwischen 1000 und 1400 nach Christus geschaffen und stellt wohl eine Gottheit der damaligen Einwohner dieser Gegend dar. Mit 119 Meter Größe ist sie die größte bekannte präkolumbianische Darstellung einer menschlichen Gestalt. Da die um den Cerro Unita herumführende Straße aufgrund von Bauarbeiten gesperrt ist, können wir uns die neben dem Gigante de Atacama vorhandenen Geoglyphen nicht anschauen und fahren nach einiger Zeit wieder zurück zur Panamericana.

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Der Gigante de Atacama

Diese führt zunächst einige Zeit durch eine flache und sehr langweilige Wüstengegend. Links am Horizont sehen wir einige Hügel und rechts in großer Entfernung die Anden. Auf einmal tauchen vor uns grüne Pflanzen auf und bald darauf fahren wir durch einen lichten Wald bestehend aus niedrigen Bäumen. Hierbei handelt es sich um den nördlichen Teil der Reserva Nacional Pampa del Tamarugal. Bei den Bäumen handelt es sich um Tamarugos, deren Wurzeln bis zu 40 Meter tief reichen können. Somit sind diese Bäume ideal auf das Leben hier in der Wüste vorbereitet. Früher waren weite Teile der hiesigen Wüste (etwa 300000 Hektar) mit Tamarugo-Wäldern bedeckt. Dann kam der Salpeteranbau und die Wälder wurden gnadenlos abgeholzt. Die heute in der Reserva Nacional Pampa del Tamarugal wachsenden Bäume - auf einer Fläche von insgesamt 30000 Hektar - sind künstlich angepflanzt. Kurz hinter der Reserva Nacional Pampa del Tamarugal wird die Wüste von mehreren unterschiedlich tiefen Quertälern durchschnitten. Die Panamericana führt jedes Mal in das Tal hinein, bis hinab zum grün mit vielen Pflanzen bewachsenen Talgrund und auf der anderen Seite wieder hinaus. Nach dem ersten dieser Quertäler, der Quebrada de Tilviche verlassen wir die Straße und rumpeln ein paar hundert Meter zu einem Aussichtspunkt auf die gegenüberliegende Seite des Tals. Auf den ersten Blick gesehen ist der Blick dorthin nicht gerade sehr spektakulär, aber der Witz liegt im Detail: Wir sehen direkt auf eine Ansammlung von Felszeichnungen - insgesamt 55 Meter breit - welche eine Herde von Lamas mitsamt ihren Hirten zeigen. Der ursprüngliche Zweck dieser Installation ist nicht ganz klar, eventuell handelt es sich um eine Art Wegweiser für Lama-Karawanen, die auf dem Weg über die Anden in Richtung Pazifik waren.

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Geoglifos de Tiviliche

Das zweite Quertal - die Quebrada de Tana unterscheidet sich nicht sehr von der Quebrada de Tilviche, aber das dritte - die Quebrada de Chiza - ist riesig. Es ist faszinierend, wie die Straße entlang der steilen Talwände langsam nach unten führt. Hier gibt es auch wieder Felszeichnungen, die Geoglyphos de Chiza, direkt neben der Straße gelegen und aus einiger Entfernung gesehen deutlich eindrucksvoller als direkt aus der Nähe betrachtet.

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Geoglifos de Chiza

Bei der Ortschaft Cuya müssen wir durch eine Polizeikontrolle und direkt danach führt die Panamercana steil bergauf heraus aus dem Tal und wieder zurück auf die Hochebene. Hier ist die Straße frisch ausgebaut, mit jeder Menge Überholspuren und Parkmöglichkeiten. Oben angekommen ist es nicht mehr weit bis zur Abzweigung nach Codpa, unserem heutigen Tagesziel. Laut unserem Copec-Atlas befindet sich die nächste Tankstelle dieser Kette am Meilenstein 2050 der Panamericana - das ist gerade mal 43 Kilometer entfernt und noch deutlich vor Arica - der nächsten größeren Ortschaft. Ein paar Liter mehr Treibstoff als Reserve im Tank können auf den langen Etappen ohne Tankstellen auf dem Altiplano nicht schaden. Zudem sind wir früh dran und bisher sehr gut vorangekommen. Also entscheiden wir spontan, die 86 Kilometer Umweg in Kauf zu nehmen, und fahren weiter auf der Panamericana nach Norden. Und stehen schon nach wenigen Kilometern in einer Baustelle. Bis zur vermeintlichen Tankstelle brauchen wir daher deutlich länger als gedacht und finden zudem  am Meilenstein 2050 nur Wüste. Blöd. Weiter geht's und nach noch einer sehr zeitraubenden Baustelle - diese ist nur in einer Fahrtrichtung zu befahren - erreichen wir die Ausläufer von Arica. Hier tanken wir auf und fahren wieder zurück zur Abzweigung nach Codpa - wo wir knapp zwei Stunden nach unserem ersten Besuch dort wieder ankommen.

Von hier aus folgen wir nun endlich der A-35 in Richtung Codpa. Diese führt zuerst immer nach Osten, mitten in die Vorgebirge der Anden. Die Straßenführung ist wunderschön und die Landschaft toll von der nun schon tief stehenden Sonne angestrahlt. Die Straße ist perfekt asphaltiert, wir kommen gut voran und Zeit kosten nur die zahlreichen eingelegten Stopps zum Staunen und Fotografieren.

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Wüstenlandschaft an der Straße nach Codpa

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Serpentinen hinab ins Valle de Codpa

Kurz vor Codpa macht die Straße einen großen Bogen, zunächst nach Norden und dann wieder zurück nach Westen. Als wir nur noch zwei Kilometer von Codpa entfernt sind und uns auf das Abendessen in der vorgebuchten Lodge freuen, wartet hinter einer engen Kurve eine böse Überraschung: Wieder mal eine nur einspurig und wechselseitig zu befahrene Baustelle. Der Bauarbeiter der mit einem Schild den Status der Baustelle anzeigt, kommt zu unserem Auto und teilt uns mit, dass wir etwa 30 Minuten warten müssen. Letztendlich werden es nur 25 Minuten Wartezeit - die fünf Minuten Ersparnis rufen in uns aber nicht unbedingt überschwängliche Freude hervor. Immerhin können wir nun den Grund der Verzögerung in Augenschein nehmen. Direkt oberhalb von Codba klebt die Straße abenteuerlich an einem senkrechten Felshang und hier wird an der Befestigung der Felsen gebaggert und gebohrt. Als wir schließlich in der Lodge eingecheckt haben, können wir von der Terrasse unserer Cabin aus die hoch über uns stattfindenden Bauarbeiten bewundern. Immerhin sind wir noch rechtzeitig da um ein sehr leckeres Abendessen zu bekommen. Danach bewundern wir den sehr intensiv leuchtenden Südsternhimmel und die davor fröhlich umherflatternden Fledermäuse und gehen dann ins Bett.

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Abendstimmung in der Codpa Valley Lodge

Gefahrene Strecke: 433 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 16.06.2015, 15:57 Uhr
Als wir nur noch zwei Kilometer von Codpa entfernt sind und uns auf das Abendessen in der vorgebuchten Lodge freuen, wartet hinter einer engen Kurve eine böse Überraschung: Wieder mal eine nur einspurig und wechselseitig zu befahrene Baustelle.
Puuuuh, bei der Ankündigung hatte ich schon mit Schlimmerem gerechnet.
Hätte ja sicher auch was Böseres kommen können...
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 17.06.2015, 07:45 Uhr
Hallo Andreas,

Hätte ja sicher auch was Böseres kommen können...

Naja, nach der halben Muschelvergiftung und der erfolglosen Tankstellensuche war für uns an diesem Tag rein subjektiv diese halbe Stunde Wartezeit so kurz vor dem Ziel schon böse genug...

Allgemein kann ich hier aber beruhigen: So richtig fiese Zwischenfälle hatten wir auf dieser Reise nicht - wir kamen ausnahmsweise sogar ganz ohne Reifenpanne aus :lachen07:. Allerdings werden wir noch viel Spaß mit verschiedenen Zöllnern bzw. Zolldokumenten haben - dazu aber später rmehr.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 18.06.2015, 08:11 Uhr
Hallo allerseits,

heute wird zum ersten Mal die Luft etwas dünner...

24.10.2014 Codpa - Putre
Nach dem Aufstehen gibt es ein einfaches aber sehr gutes Frühstück. Das Wetter ist wieder perfekt und der Himmel zeigt sich wolkenlos. Wir bezahlen unser gestriges Abendessen und brechen dann auf. Der Asphaltbelag der Straße endet in Codpa. Im weiteren Verlauf folgt die sehr enge und rumpelige Strecke noch ein gutes Stück dem Codpa Valley - dicht grün bewachsen. Nach etwa 5 Kilometern kommen wir zur Abzweigung zu den Geoglifos de Otrajija. Diese Gruppe von präkolumbianischen Felszeichnungen entstand in den Jahren 1000 bis 1500 nach Christus und verteilt sich über einen größeren Bereich an den Felsen der von uns gesehen linken Talseite. Einen bezeichneten Trailhead finden wir nicht, also stellen wir unseren Pick-Up einfach an eine deutlich breitere Stelle der Straße und laufen los. Ein nur wenige hundert Meter langer Weg führt direkt zu den Malereien bzw. Ritzereien. Wir sehen jede Menge Tiere, Menschen aber auch geometrische Formen und ein Sonnensymbol. Das war ein lohnenswerter Abstecher.

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Petroglifos de Ofragia

Wir rumpeln zurück zur Hauptstraße, welche sich bezüglich des Straßenzustandes nicht wirklich von der Stichstraße zu den Geoglyphen unterscheidet - und auf dieser weiter Richtung Norden. Das Codpa Valley wird ebenso interessant verlassen wie wir gestern gekommen sind - die Straße schlängelt sich faszinierend durch immer enger zusammenstehende Felsen bergauf. Über viele Kehren geht es nach oben und dort angekommen bessert sich die Qualität der Straße merklich. Rechts von uns stehen immer die hohen Gipfel der Anden, links fällt die Landschaft flach ab - letztendlich bis zum Pazifik.

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Straßenverlauf durch die Voranden

Nach etwa 20 Kilometern - bei der kleinen Ortschaft Timar - geht es wieder steil in ein Quertal hinab. Unten im Talgrund stehen als krasser Kontrast zur umgebenden kargen Hochebene wieder viele grüne Pflanzen. Ab hier ist die Straße wieder asphaltiert und sie bleibt es bis etwa 12 Kilometer hinter einer Abzweigung, von wo aus wir durch die Pampa de Chara direkt Richtung Arica fahren könnten. Wir allerdings biegen nach rechts ab und ab hier geht es in vielen Kurven steil nach oben. Die Farben der Landschaft sind phantastisch. Die Straße führt immer mal wieder bergauf und bergab von Tal zu Tal und die Landschaft ändert sich immer wieder von karg mit Sträuchern bewachsen auf der Hochebene zu Wüste in den etwas tiefer gelegenen Gegenden und zurück - und in den Tälern ist es schön grün.

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Blick auf die Andenkette

In einem dieser Täler liegt die Ortschaft Tignamar und direkt vor der Ortschaft - etwas versteckt im Wald gelegen - die alte Dorfkirche. Dieser statten wir einen kurzen Besuch ab, während wir durch Tignamar selber nur durchfahren.

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Alte Kirche bei Tignamar

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Bunte Erde

In der Ortschaft Saxamar sehen wir unser erstes Lama am Wegrand. Zudem gibt es hier interessante Bewässerungssysteme, die sogar kurz in der Mitte der Straße parallel zu dieser verlaufen. Hier ist vom Fahrer Konzentration gefordert, um nicht mit einem Reifen in die tiefe Rinne reinzufahren.

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Unser erstes Lama

Kurz vor der Ortschaft Belen kommen wir an einer interessant in den Berg gebauten kleinen Kapelle vorbei, dem Santuario de la Virgen de Tojo Tojone. Belen selber ist eine schöne kleine Ortschaft, die wir uns im Verlauf eines Spaziergangs genauer anschauen. Die Ortschaft wurde im Jahre 1625 von den Spaniern gegründet. Daher findet sich als zentraler Platz - wie in fast jeder südamerikanischen Ortschaft - eine Plaza, von der aus schachbrettförmig die engen Straßen ausgehen. Wir schauen uns in den Gassen und auf der Plaza mitsamt der erhöht gelegenen Kirche Virgen de la Candelaria und deren frei stehendem Turm um. Als wir fast schon wieder aufbrechen wollen, spricht uns der Dorfpfarrer an und fragt, ob wir einen Blick in die Kirche werfen wollen. Da sagen wir nicht nein - und es lohnt sich: Ein zwar sehr schlichter aber wunderschöner Holzbau mit einem Altar, der ebenfalls komplett aus Holz besteht. Die Kirche stammt zwar aus dem 18ten Jahrhundert, wurde aber etwa hundert Jahre später durch Erdbeben schwer beschädigt und erst vor wenigen Jahren wieder hergestellt.

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Straßenverlauf über Berg und Tal

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In Belen

Nach einiger Zeit verabschieden wir uns und fahren weiter. Entgegen all unserer Erwartungen ist der weitere Verlauf der Straße ab direkt hinter Belen asphaltiert, wenn auch nicht überall sonderlich breit. Was ein Mittelstreifen auf einer grob geschätzt zweieinhalb Meter breiten Straße soll, weiß auch nur derjenige, der den Streifen hat draufmalen lassen. Die Straße gewinnt steil an Höhe, unter anderem mittels abenteuerlicher Serpentinen. Auf diesem Streckenabschnitt können wir auch einen kurzen Blick auf den Cerro Milagro erhaschen, einen Teil der sehr farbigen Bergketten des Altiplanos. Ungefähr zur gleichen Zeit stellen wir auch laut unserem GPS-Gerät mit 3756 Höhenmetern einen vorläufigen Höhenrekord auf. Dabei fühlen wir uns ganz gut und auch das Auto zieht noch halbwegs - man muss halt häufiger mal einen Gang niedriger benutzen als sonst. Nach einer letzten Bergkuppe taucht die Straße wieder ab und erreicht bei einem Truckstop die Ruta 11, die große Verbindungsachse von Arica nach Bolivien. Ein großer Teil des Verkehrs auf dieser Straße besteht aus einem stetigen Strom von angestrengt bergauf schnaufenden LKW und neunzig Prozent dieser LKW stammen aus Bolivien. Das ist kein Wunder, da die Strecke über Ruta 11 nach Arica nahezu der einzige Meereszugang für Bolivien ist, nachdem Chile Bolivien nach dem Salpeterkrieg Jahr 1884 das gesamte Gebiet nördlich von Antofagasta weggenommen hat. Seitdem sind sich Bolivianer und Chilenen auch nicht sehr freundlich gesonnen.

Die Ruta 11 gewinnt steil an Höhe und bald sind fast 3800 Meter erreicht. Vor Erreichen unseres Tagesziels machen wir aber noch einen kurzen Abstecher in die etwa 5 Kilometer abseits der Strecke gelegene Ortschaft Socoroma. Diese ist bekannt für die schöne Plaza mitsamt Kirche. Schön ist Socoroma sicherlich - dem können wir nicht widersprechen - aber im Vergleich zu unserem Besuch in Belen gefällt es uns weniger gut. Vielleicht, weil hier alles wesentlich touristischer wirkt - und das, obwohl wir völlig alleine da sind.

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Serpentinen hinunter nach Socoroma

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Kirche in Socoroma

Unser Etappenziel heißt Putre und ist nur noch etwa 20 Kilometer entfernt. Kurz vor Putre öffnet sich der Blick ins wunderbar grüne Tal mit der Ortschaft. Direkt dahinter erhebt sich der 5775 Meter hohe Vulkan Taapaca. Die Ortschaft hat etwas weniger als 200 Einwohner, von denen ein Großteil Aymara sind, ein auf dem Altiplano von Peru, Bolivien und Chile heimisches Indiovolk. Putre ist die ideale Ausgangsbasis für Besuche der direkt östlich gelegenen Nationalparks, hauptsächlich den Parque Nacional Lauca.

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Blick auf Putre mit dem Vulkan Taapaca

Wir verlassen die Ruta 11 und suchen unser Hotel für die kommenden beiden Nächte, die Terrace Lodge. Dort werden wir sehr freundlich von der Wirtsfrau in Empfang genommen, die uns auch mit Tipps für unseren für morgen geplanten Aufstieg in noch höhere Gegenden versorgt. Wir haben mit Absicht unsere vorige Übernachtung in Codpa auf rund 2000m gelegt und wollen heute in Putre auf etwa 3600 Metern Höhe bleiben, um uns schrittweise an die große Höhe zu gewöhnen. Obwohl wir in den Alpen auch schon bis fast 4000 Metern unterwegs waren, spüren wir die Höhe deutlich - gerade schnelles Laufen fällt doch deutlich schwerer als man es gewohnt ist. Daher ruhen wir uns zunächst etwas in unserem gemütlichem Zimmer aus und machen dann einen kleinen Spaziergang in die westliche Umgebung von Putre. Dabei sehen wir in Gefangenschaft lebende Lamas und Alpakas sowie zwei Kolibris.

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Kolibri

Wieder zurück in der Ortschaft laufen wir zur Plaza, an der es tatsächlich eine Bank mit Geldautomaten gibt. Letzterer wirkt in dieser Ortschaft ungefähr so, wie ein frisch gelandetes Ufo. Wir suchen uns ein Lokal für das Abendessen und kommen gerade rechtzeitig nach Sonnenuntergang zurück zu unserer Unterkunft.

Gefahrene Strecke: 194 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: freddykr am 18.06.2015, 08:30 Uhr
Wie siehts denn da oben mit der Verständigung aus?
In Patagonien haben ja doch viele englisch gesprochen und wo es nicht mehr weiter geht, haben wir mit Händen und Füßen kommuniziert.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 18.06.2015, 08:59 Uhr
Wie siehts denn da oben mit der Verständigung aus?
In Patagonien haben ja doch viele englisch gesprochen und wo es nicht mehr weiter geht, haben wir mit Händen und Füßen kommuniziert.

Bezüglich der Englischkentnisse schaut es nicht viel anders aus, als in Patagonien: In den touristischeren Gegenden sprechen ein paar Chilenen bzw. Argentinier Englisch, vor allem in den Hotels (dort z.B.: Torres del Paine, El Calafate, ... - hier z.B.: San Pedro de Artacama - das Hotel dort war das einzige im Verlauf der Reise in dem wir in perfekten Englisch begrüßt wurden). Auch trifft man einige Ausländer, wie zum Beispiel unsere Wirte in Putre (das waren Italiener), die dann natürlich auch gut Englisch sprechen.

Sobald man in etwas einsamere bzw. untouristischere Gegenden kommt, schaut es dagegen mit Englisch düster aus. In Geschäften, am Zoll usw. konnten wir uns auch nur mit Spanisch unterhalten - so dass es sehr von Vorteil war, dass wir unsere Sprachkentnisse seit 2011 etwas aufpoliert hatten.

Im Grunde besteht für einen Südamerikaner ja genau so wenig Grund (bzw. noch weniger) wie für einen US-Amerikaner, eine Fremdsprache zu lernen. Er kommt ja in einem sehr weiten Bereich von benachbarten Reisezielen mit seiner Muttersprache zurecht.

Falls alle Stricke reißen (wir werden in ein paar Tagen von einer Autopanne berichten, bei der wir geholfen hatten und nahezu kein Wort von dem verstanden haben, was die älteren Herrschaften uns erzählt haben), muss man halt auf die von Dir erwähnten Hände und Füße zurück greifen.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 20.06.2015, 09:29 Uhr
Hallo allerseits,

heute schauen wir uns zum ersten mal das im Titel des Berichts auftauchende Altiplano an.

25.10.2014 Putre
Dirk hat fast die gesamte Nacht nicht schlafen können - wir vermuten, dass es sich um leichte Anzeichen einer beginnenden Höhenkrankheit handelt. Wenn keine weiteren Symptome dazu kommen, sollte aber noch alles in Ordnung sein. Pünktlich um acht Uhr sitzen wir im Frühstücksraum unserer Lodge - das Frühstück ist sehr reichhaltig und lecker. Nach dem Frühstück brechen wir auf. Heute wollen wir uns das Altiplano in der Gegend von Putre anschauen. Dabei werden wir uns zum größten Teil im Parque Nacional Lauca bewegen. Direkt hinter dem Ortsausgang von Putre führt eine geschotterte Stichstraße direkt zur Ruta 11. Diese spart uns im Vergleich zur asphaltierten Ortszufahrt - welche weit zurück nach Westen führt - etwa fünf Kilometer Strecke ein und entpuppt sich als recht lustiges Wellblech. Naja, unser Auto wird in den kommenden Tagen noch deutlich mehr aushalten müssen. Auf der Ruta 11 landen wir wieder in einem Konvoi bolivianischer LKW, den wir aber glücklicherweise nach nicht einmal zwei Kilometern wieder verlassen können, als wir nach links auf die kleine A-23 abbiegen. Diese Schotterstraße führt direkt an der Süd- und Südwestflanke des Taapaca entlang, den wir ja schon gestern bei der Anfahrt nach Putre aus der Entfernung bewundern konnten.

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Taapaca

Die Straße gewinnt schnell an Höhenmetern - rechts von uns immer die Flanke des Vulkans. Nach links eröffnen sich immer neue faszinierende Blicke ins Tal oder auf in einiger Entfernung stehende andere Vulkane. Hinter einer Kurve sehen wir rechts von uns im Berghang stehend und grasend unsere ersten Vicunas. Vicunas sind die kleinste und zierlichste der vier in Südameika heimischen Kamelarten. Vicunahaare sind sehr fein und wachsen sehr langsam nach - ein Vicuna kann nur einmal alle zwei Jahre geschoren werden. Da zudem Vicunas nicht domestiziert sind, gilt ihre Wolle als die teuerste Wolle der Welt. Ein Paar Vicunasocken kostet schnell 1000 Euro, ein Mantel 25000 Euro. Bis in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts litten die Vicunas sehr unter Wilderei, landwirtschaftlicher Nutzung ihrer ursprünglichen Weidegebiete sowie eingeschleppten Krankheiten. Die Anzahl ging stark zurück, auf etwa 6000 Tiere. Dann wurden Schutzgebiete eingerichtet - zum Beispiel die Reserva Nacional Las Vicunas, die wir uns morgen anschauen werden - und seitdem hat sich die Vincuna-Population wieder deutlich erholt, auf zuletzt etwa 200000 Exemplare. Wir beobachten die Gruppe der niedlichen Tiere ausgiebig und fahren dann weiter.

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Zwei Vicunas

Immer noch unterwegs an der Flanke des Taapaca erreichen wir die höchste Stelle unserer heutigen Strecke: Laut unserem GPS-Gerät befinden wir uns 4790 Meter über dem Meeresspiegel, laut dem am Straßenrang aufgestellten Schild sind es 5250 Meter. Wir entscheiden uns, dass wir eher dem GPS-Gerät glauben und dass das Schild an einem leichten Anfall von Größenwahn leidet. Egal wie hoch wir hier genau sind - von der Passhöhe bietet sich ein genialer Blick auf die vor uns und unter uns liegende Ebene des Altiplano, sehr karg und lediglich dicht mit kleinen grünen Büschen bewachsen. Weit vor uns sehen wir den fast schon auf der Grenze nach Peru stehenden Vulkan Tacora und rechts davon - deutlich näher - unser erstes heutiges Tagesziel, den Cerro Suriplaza, einen der zahlreichen farbigen Berge dieser Gegend. Die Ebene wird durchschnitten von der Quebrada Allane, einem kleinen Canyon, welchen wir nach etwa 17 Kilometern erreichen. Hier bewundern wir schroffe Felswände links und rechts neben uns, müssen einmal lustig das Bett eines kleinen Baches durchfahren und - fast der Höhepunkt, da absolut unerwartet - es kommt ein Auto entgegen. Hinter der Quebrada de Allane geht es wieder auf die Ebene des Altiplano und wir nähern uns der kleinen Ortschaft Colpitas.

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Quebrada de Allane

Hier kommen wir auch zum ersten Mal an einer typischen Geländeform des Altiplano vorbei, einem Bofedal. Bofedale sind weite grüne Moorlandschaften, von denen die geringen auf dem Altiplano vorkommenden Wassermengen quasi aufgesaugt werden. Wasser bedeutet Leben und so bieten die Bofedale des Altiplano zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Besonders auffällig sind vor allem die großen Herden von Alpakas, Lamas und Vicunas, die sich in den Bofedalen tummeln. Während wir gestern noch glücklich waren, ein einzelnes Lama neben der Straße gesehen zu haben, können wir nun zig Alpakas und Lamas beim Grasen zuschauen - ein tolles Erlebnis. Colpitas selber besteht nur aus ein paar Häusern. Wir biegen nach links ab und fahren ein kurzes Stück direkt an der Flanke des Cerro Suriplaza entlang. Kurz darauf biegen wir nach rechts auf eine noch kleinere aber immer noch sehr gute Schotterstraße ab. Die Straße führt recht steil bergauf, letztendlich sogar durch ein paar ziemlich enge Serpentinen. Die Landschaft ist phantastisch: Am Straßenrand sehen wir immer wieder kleinere Bofedale mit vielen Alpakas und Lamas. Im Verlauf des Anstiegs öffnet sich immer mehr der Blick auf den Cerro Suriplaza mit seinen intensiv in rot, orange und braun leuchtenden Hängen.

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Grasende Lamas vor dem Suriplaza

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Noch mehr Lamas

Einige hundert Meter unter dem Gipfel des Suriplaza führt die Straße über ein Plateau, wo wir eine Pause einlegen. Hier sehen wir viele Llaretas, grüne Pflanzen, die irgendwie an auf den Boden geworfene Kissen erinnern. Llaretas werden etwa einen halben Meter hoch und erreichen eine Fläche von einigen Quadratmetern. Im Gegensatz zum ersten Eindruck sind diese Pflanzen nicht weich, sondern sogar ziemlich hart. Llaretas wurden und werden von den indigenen Bewohnern des Altiplano in der Volksmedizin und als Brennstoff verwendet. Da Llaretas nur sehr langsam nachwachsen, stehen sie kurz vor dem Aussterben und werden streng geschützt.

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Der Suriplaza

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Llareta-Stauden

Über die Straße, die auf der nördlichen Seite des Suriplaza-Plateaus wieder zurück ins Tal führt, hatten wir im Vorfeld der Reise keinerlei Informationen gefunden, aber Versuch macht klug: Wir fahren los und finden eine sehr gute Schotterpiste - wieder vorbei an vielen Bofedalen, dicht gesprenkelt mit Alpakas und Lamas. Unten angekommen biegen wir bei Cosapilla auf die direkt nach Osten führende A-117 ab, die hier absolut schnurgerade durch das Altiplano führt. Im Südosten sehen wir am Horizont schon die beiden berühmten Zwillingsvulkane Parinacota (6348 Meter) und Pomerape (6222 Meter). An den Gipfeln dieser Berge hängen auch ein paar Wolken - das werden hoffentlich im weiteren Verlauf des Tages nicht mehr. Bei Guacoyo stoßen wir auf die A-123, auf die wir in Richtung Süden - Richtung Parinacota - abbiegen. Diese Straße wurde in den vergangenen Jahren über weite Strecken frisch asphaltiert - der neue Belag führt letztendlich bis kurz vor Parinacota und damit um einiges weiter vorhanden als wir es nach Studium des verfügbaren Kartenmaterials erwartet haben.

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Ein Bofedal, voll mit grasenden Lamas und Alpakas

Parinacota ist ein Ritualdorf der Aymara. Das bedeutet, dass die Ortschaft normalerweise fast völlig verlassen ist und die Bevölkerung dort nur zu hohen religiösen Festen zusammenkommt. In Parinacota finden sich in der Touristensaison als Ausnahme ein paar Andenkenverkäufer. Wir sind in der Nebensaison da, finden zwar einen Stand mit Postkarten, müssen dann aber länger suchen bis wir eine Person finden, bei der wir diese Karten bezahlen können. Wir schauen uns etwas um und bewundern vor allem den zentralen Platz mit der weißen Kirche - wie fast alle Kirchen hier auf dem Altiplano mit einem schönen weißen Turm. In ihrer jetzigen Form wurde die Kirche im Jahre 1789 errichtet. Direkt südlich von Parinacota stoßen wir wieder auf die von Putre hierher und weiter nach Bolivien führende Ruta 11, der wir Richtung Osten folgen. An einem Aussichtspunkt haben wir einen schönen Blick auf die unterhalb der Straße liegenden Lagunas de Cotacotani. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen größeren See, der an seinem Rand in ein Sumpfgebiet übergeht. Hier könnte man von der Straße aus eine Wanderung zum See unternehmen. Wir überlegen kurz, ob wir loslaufen sollen, entscheiden uns dann aber dagegen: Wir befinden uns auf 4600 Metern Höhe und spüren immer noch deutlich die Auswirkungen der Höhe. Mit Höhenkrankheit hat das bis jetzt zwar nicht wirklich etwas zu tun - aber es ist doch schon faszinierend, wie schnell man auf dieser Höhe nach nur ein paar schnelleren Schritten außer Atem gerät.

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Kirche von Parinacota

Also fahren wir weiter und kommen nach ein paar Kilometern zum Lago Chungara, einem der höchstgelegenen Seen der Erde. Etwa 13 Kilometer vor der Grenze zu Bolivien halten wir - direkt am Seeufer - an einer Rangerstation des Parque Nacional Lauca an. Der uns zur Begrüßung entgegeneilende Ranger will nur wissen, aus welchem Land wir kommen und verschwindet dann sofort wieder. Wir spazieren ein wenig entlang des Seeufers, im Blick immer der direkt hinter dem tiefblauen See stehende Parinacota mit seiner perfekten Vulkanform sowie - deutlich weiter entfernt - der schon in Bolivien stehende Sajama (6542 Meter) - ein ebenso nahezu perfekt geformter Kegel. Wir sehen jede Menge Wasservögel, unter anderem Flamingos sowie eine größere Abart von Blesshühnern.

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Parinacota und Sajama hinter dem Lago Chungara

Wir fahren zurück in Richtung Putre. Hinter Parinacota befindet sich die Straße in einem Zustand, der sich nur als erbärmlich bezeichnen lässt. Das sind keine einzelnen Schlaglöcher mehr sondern eine Schotterpiste mit einzelnen übriggebliebenen Stücken Asphalt drumherum. Teilweise wird aber an der Straße gearbeitet und ab ein paar Kilometer vor Putre ist wieder alles Tip-Top in Schuss. Wir kommen an einigen Bofedalen mit vielen lamaartigen Tieren vorbei. Einer davon ist der kleine Bofedal de las Cuevas, direkt neben einer Nationalpark-Rangerstation gelegen. Hier gibt es einen etwa einen Kilometer langen Spazierweg, der zuerst am Bofedal entlangführt und dieses über einen Holzsteg überquert. Hier sehen wir eine Herde grasende Vicunas. Obwohl wir diese Tiere gebührend bewundern sind wir doch viel mehr begeistert von den zwei kleinen grauen Tieren die - direkt dahinter - über die Felsen der Straßenböschung huschen. Aus einiger Entfernung sehen wir die ersten Viscachas unserer Reise.

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Vicunaherde

Bei Viscachas handelt es sich um mit Chinchillas verwandte Nagetiere die sich am ehesten als eine Art Kaninchen mit langem Schwanz beschreiben lassen. Der Weg überquert die Straße und führt dann hinter einem kleinen Hügel zu den Höhlen die dem Bofedal seinem Namen gegeben haben. Hier haben schon vor 7000 bis 9000 Jahren Menschen gesiedelt. Heute lebt hier nur noch eine größere Anzahl von Viscachas, welche - verstreut über zahlreiche Felsen - die Nachmittagssonne genießen und sich durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir verbringen viel Zeit damit, nach den putzigen Tieren Ausschau zu halten und diese zu beobachten. Das ist ein absolut lohnenswerter Abstecher. Zurück zum Auto müssen wir den kleinen Hügel überqueren - ein Unterfangen, dass uns sofort wieder spüren lässt, in welcher großen Höhe wir uns hier befinden. Mit vielen Pausen und unter großem Schnaufen schaffen wir es aber wohlbehalten wieder zurück zum Auto.

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Posierendes Viscacha

Wir rollen zurück nach Putre und ruhen uns dort zunächst etwas in unserem Zimmer aus. Dann organisieren wir von unserem Wirt ein paar Liter Diesel. In diesem Kontext entspinnt sich ein nettes Gespräch über unsere weitere Reiseroute. Ein wichtiges Detail ist natürlich, wo wir auf die nächste Tankstelle treffen werden. Unser Copec-Atlas zeigt in der Ortschaft Pica eine Tankstelle. Sowohl Flavio, unser Wirt, als auch der ebenfalls anwesende Tourguide eines Schweizer Pärchens kannten diese Tankstelle nicht - sind nun aber überzeugt. Denn was im Copec-Atlas steht muss stimmen. Letztendlich ist der Tank unseres Pick-Ups um 40 Liter Diesel voller - zu einem Preis, der zwar deutlich höher liegt, als das was wir im Tal bezahlt hätten, aber immer noch billiger als in Deutschland. Nun sollten wir - in Kombination mit den beiden Reservekanistern die langen Etappen der beiden kommenden Tage sicher überstehen.

Am Abend bummeln wir noch ein wenig durch Putre. Auf der Plaza sind verschiedene Teleskope aufgestellt - und momentan noch (natürlich mit montierten Sonnenfiltern) auf die schon tief stehende Sonne gerichtet. Wir fragen nach und erfahren, dass das hier die Conference Excursion einer momentan in Arica stattfindenden Astronomietagung ist. Zum Abendessen gehen wir wieder in eines der zahlreichen Restaurants und fallen danach müde ins Bett.

Gefahrene Strecke: 212 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 22.06.2015, 07:32 Uhr
Und weiter gehts...

26.10.2014 Putre -  Geiseres de Puchuldiza
Nach einem erneut sehr guten und reichlichen Frühstück checken wir aus und bedanken uns bei Flavio nochmal für die Versorgung mit Diesel. Dann geht es los - zunächst, wie gestern, wieder auf die Ruta 11 in Richtung Bolivien - dann aber nicht nach links in Richtung Quebrada de Allane, sondern geradeaus. Am Bofedal de las Cuevas, wo wir gestern auf der kleinen Wanderung jede Menge Viscachas aus nächster Nähe beobachten können, sehen wir aus dem Auto heraus wieder einige dieser netten Nagetiere - süß. Ein paar Kilometer weiter biegen wir nach rechts ab, auf eine Schotterpiste in Richtung des Salar de Surire. Dieser große Salzsee liegt zwar mitten in einem Naturschutzgebiet, dem Monumento Natural Salar de Surire, wird aber dennoch intensiv industriell genutzt: hier wird Borax abgebaut, das in der Natur recht selten vorkommende aus Natrium und Bor gebildete Salz. In der Folge handelt es sich bei der Strecke zum Salar, zuerst durch den Parque Nacional Lauca und die Reserva Natural Las Vicunas führend, zwar um eine recht gut ausgebaute Schotterpiste, allerdings wird diese leider auch extrem stark von LKW genutzt. Weil über weite Strecken rechts und links der Piste vom Grader aufgeworfene Schotterhaufen liegen, hat das die paradoxe Folge, dass wir in einer der eigentlich einsamsten Gegenden der Welt nicht einfach zum Schauen und Fotografieren anhalten können, da ein paar Sekunden später garantiert von hinten mit Vollgas ein Laster angebraust kommt.

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Grinsendes Lama am Straßenrand

Naja, ganz so schlimm ist es nicht immer und wir haben genügend Zeit, die traumhafte Landschaft zu bewundern. Deren herausstechendstes Merkmal sind natürlich die Vulkane: Zuerst links von uns ganz prominent der von uns schon gestern ausführlich beobachtete Parinacota mit seiner perfekten Kegelform. Als der Parinacota langsam hinter dem Horizont verschwindet, steht vor uns schon längst der nächste beeindruckende Vulkan, der Guallatire, mit 6071 Metern Höhe der dritthöchste aktive Vulkan der Erde. Der Guallatire hat zwar nicht die perfekte Form des Parinacota, dafür aber ein anderes interessantes Merkmal: Um zu demonstrieren, dass er noch recht aktiv ist, begrüßt er uns mit einer über dem Krater hängenden recht großen Dampfwolke.

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Rauchender Vulkan Guallatire

Die erste Ortschaft, durch die wir kommen, ist direkt unterhalb des Vulkans gelegen und heißt auch Guallatire. Es handelt sich um ein nettes kleines Dorf mit hübscher Kirche und Polizeistation. In unseren Reiseführern haben wir die Information gefunden, dass man sich bei der Polizeistation für die Weiterfahrt registrieren lassen muss. Also schauen wir, ob wir einen Carabiniero sehen. In der Tat - ein freundlicher Polizist kommt winkend auf uns zugelaufen, bittet uns in das Gebäude und schreibt unsere Namen und die Nummer unseres Autos auf ein leeres A4-Blatt.

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Kirche von Guallatire

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Der Vulkan Guallatire

Hinter Guallatire kommen wir an mehreren langgezogenen Bofedalen vorbei und können auf diesen Feuchtgebieten wieder recht viele Tiere beobachten. Allgemein ist die Straße durch die Reserva Natural Las Vicunas ein Paradies für alle tierbegeisterten Reisenden. Hauptsächlich sehen wir viele Alpakas und - dem Namen des Schutzgebietes entsprechend - noch viel mehr Vicunas. In Anbetracht dessen, dass Vicunas noch vor wenigen Jahrzehnten nahezu ausgerottet waren, hätten wir nicht damit gerechnet, diese Tiere hier in solchen Mengen zu sehen. Die Landschaft wechselt ihren Charakter ständig: Zwar ist der steppenartige Charakter des Altiplano ständig vorhanden, aber ansonsten sehen wir spannende kleine Canyons, weiße Gesteinsstrukturen, die so auch im Südwesten der USA stehen könnten, und am Horizont immer wechselnde Berge in schwarz, braun, rot und weiß.

Nachdem wir eine kleine Anhöhe überquert haben, sehen wir vor uns den großen Salar de Surire als große Salzpfanne ausgebreitet im Tal vor uns liegen. Mitten darauf stehen viele Vögel, interessanterweise auch lamaartige Tiere (hauptsächlich Vicunas) und eine lange Kolonne von LKW, die von einem Kran mit Salz beladen werden. Wir wollen den See an seiner Ostseite umrunden und müssen uns dazu wieder bei einer Polizeistation registrieren. Wieder das gleiche Spiel: Unsere Daten und die des Autos werden nicht in ein amtliches  Formular eingetragen, sondern nur auf ein leeres Blatt Papier geschrieben. Was mit den Daten wohl passiert? Vermutlich ist die Registrierung nur eine Maßnahme, um die Langeweile der Polizisten etwas aufzulockern und die Zettel werden am Abend weggeworfen...

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Salar de Suririe mit Flamingos und Lastwagen

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Vicunas am Salar de Surire

Die Straße um den Salzsee herum führt mal nahe an die weiße Fläche heran und ist an einigen Stellen auch wieder recht weit von dieser entfernt. Beeindruckender Hintergrund sind immer die bis fast direkt an den See heranreichenden Berge, zumeist Vulkane, und über 5000 Meter hoch. Am nördlichen Ufer finden wir neben der Salzpfanne auch stehendes Wasser und in diesem jede Menge Wasservögel, vor allem verschiedene Arten von Flamingos. Hier kommen wir über eine kleine Stichstraße bis fast direkt an das Wasser, und damit eine perfekte Stelle zum Tiere beobachten, heran. Nach ungefähr drei Vierteln der Fahrt entlang der östlichen Seite des Salar de Surire kommen wir zu den Thermalquellen von Polloquere, Hier befinden sich nahe des Ufers der großen Salzfläche eine intensiv blau gefärbte runde Wasserfläche, welche von unterirdischen heißen Quellen gespeist wird und in der Folge fröhlich dampft und nach Schwefel stinkt. Direkt an das natürliche Becken haben nette Leute ein kleines Badehaus gebaut. Wir schauen uns das Ganze erst einmal von einer leicht erhöhten Stelle an der der Straße aus an. Optisch erinnert das Ganze irgendwie an den Yellowstone Nationalpark in den USA. Dann schauen wir uns die heißen Quellen natürlich noch aus der Nähe an, verzichten aber auf ein Bad.

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Termas de Polloquere

Wir verlassen den Salar de Surire nach ungefähr einer dreiviertel Umrundung und biegen nach Süden auf die A-95 ab. Die Straße hier ist deutlich rauer und rumpeliger und wir sind froh, gute All Terrain-Reifen zu haben. Nun sind wir auch völlig alleine unterwegs - die Salzlaster sind nur auf der Strecke nördlich des Salzsees unterwegs. Das hat zur Folge, dass der folgende Streckenabschnitt zu einem der einsamsten und schönsten zählt, auf denen wir je unterwegs waren. Nach Überquerung eines kleinen Passes geht es wieder herab in die Ebene des Altiplanos, recht grün und immer wieder gesprenkelt mit Herden von Vicunas. An einer Stelle kommen wir nahe an einer rechts der Straße stehenden steilen Felswand vorbei und können zwei Viscachas beobachten - diese sind wieder relativ unbeeindruckt von unserer Gegenwart. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es auch zwei Furtdurchquerungen. Trotz der guten Reifen unseres Pick-Ups tasten wir uns jedes Mal zwar zügig aber auch sehr vorsichtig durch das nicht allzu tiefe Wasser, denn einen Reifenwechsel auf dieser großen Höhe wollen wir uns ersparen. Bei jeder der Bachdurchquerungen werden wir neugierig von jeder Menge Lamas und Alpakas beäugt, die am Grünzeug neben dem Wasser knabbern. Einige Kilometer hinter dem Salar de Surire kommen wir in den Parque Nacional Isluga, benannt nach dem gleichnamigen Vulkan, welcher im Moment eine recht dünne und schüchterne Dampfwolke ablässt.

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Einsame Steppenlandschaft

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Baby-Alpaka

Kurz vor der Ortschaft Enquelga biegt nach rechts eine direkte Verbindung nach Puchuldiza ab. Da wir uns die beiden Ortschaften Enquelga und Isluga anschauen wollen, fahren wir geradeaus weiter und kommen auf eine absolut üble Piste mit sehr vielen großen Felsbrocken, um die man nicht herum fahren kann, sondern - sehr vorsichtig und langsam - darüber hinweg. Unsere Reifen halten immer noch und wir kommen problemlos nach Enquelga, einem Aymaradorf mit einer schönen weißen Altiplano-Kirche. Auf diesem Abschnitt der Strecke begegnen wir auf der Straße mehrfach Radlern, die zumeist in Zweiergruppen unterwegs sind. Wir versuchen jeweils, möglichst staubarm vorbei zu fahren und sind voller Respekt vor der Leistung dieser Sportler - man darf nicht vergessen, dass die gesamte Gegend über 4000 Meter hoch ist und der Sauerstoffgehalt in der Luft dementsprechend gering ist. Isluga unterscheidet sich nicht groß von Enquelga: Wieder ein kleines Dörfchen mit schlichten Häusern und einer wunderschönen Kirche.

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Kirche von Isluga

Fünf Kilometer hinter Isluga stoßen wir auf Asphalt, und zwar auf die perfekt ausgebaute Ruta 15, die Verbindung von Huara nach Colchane und weiter nach Bolivien. Wir sind ja vor drei Tagen auf unserem kurzen Abstecher zum Gigante de Atacama ein kurzes Stück auf dieser Strecke unterwegs gewesen. Jetzt biegen wir nach Westen ab und folgen der Ruta 15 für gut 30 Kilometer nach Westen. Die Hauptstraße führt dabei durch tolle Felsformationen, ein Traum für jeden Geologen und teilweise irgendwie ähnlich den Dingen, die im Südwesten der USA von Menschenmassen besucht und bewundert werden. Um unser heutiges Etappenziel, die Geysire von Puchuldiza, zu erreichen, müssen wir dann nach rechts auf die kleine A-487 abbiegen. Diese ist etwas rumpelig, aber gut zu befahren. Etwas übler wird es, als wir ein paar Kilometer später auf die noch kleinere Zufahrtsstraße zu den Geysiren abbiegen.

Um zu den Geysiren zu gelangen, müssen wir einen kleinen Pass überqueren. Von dort oben haben wir einen tollen Blick auf das in einem Talkessel liegende Geothermiegebiet mit einem großen Geysir neben vom Wasser des Geysirs erzeugtem großen Eisblock sowie unzähligen Fumarolen und Blubberquellen. Auf dem Weg weiter ins Tal sehen wir direkt neben der Straße drei Suris - das ist ein anderer Name für den Nandu, die südamerikanische Variante des Vogel Strauß. Bisher haben wir diese Vögel nur in Patagonien gesehen, haben aber auch auf dem Altiplano nach ihnen Ausschau gehalten. Denn schließlich ist der Salar de Surire, an dem wir heute vorbei gekommen sind, nach dieser Vogelart benannt.

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Drei Nandus

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Geysier mit Mini-Gletscher

An den Geysiren sind wir völlig alleine, wir können uns völlig frei bewegen, es gibt auch kein Eingangshäuschen. Nicht weit weg vom Geysir steht ein Thermalbecken mit tollem Blick auf den tiefer gelegen Teil des Geysirfeldes. Hier wollen wir unser Zelt aufbauen. Wir passen auf, das nicht allzu nahe an heißem Wasser oder auf möglicherwiese instabilem Untergrund zu tun. Was uns allerdings einen Strich durch die Rechnung macht, ist der doch recht steife Wind. Also fahren wir ein Stück weiter und finden eine schöne und windgeschützte Stelle hinter einem kleinen Hügel. Hier kochen wir uns ein Abendessen, bewundern noch den phantastischen Sternenhimmel (die nächste wirklich größere Ortschaft dürfte mehr als hundert Kilometer entfernt sein) und gehen dann ins Bett.

Gefahrene Strecke: 303 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 22.06.2015, 15:36 Uhr
Wirklich eine traumhafte Kulisse und tolle Bilder

Von dort oben haben wir einen tollen Blick auf das in einem Talkessel liegende Geothermiegebiet mit einem großen Geysir neben vom Wasser des Geysirs erzeugtem großen Eisblock sowie unzähligen Fumarolen und Blubberquellen.
Das war aber doch nicht wirklich Eis, oder?
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 22.06.2015, 19:13 Uhr
Hallo Andreas,

Wirklich eine traumhafte Kulisse und tolle Bilder

Von dort oben haben wir einen tollen Blick auf das in einem Talkessel liegende Geothermiegebiet mit einem großen Geysir neben vom Wasser des Geysirs erzeugtem großen Eisblock sowie unzähligen Fumarolen und Blubberquellen.
Das war aber doch nicht wirklich Eis, oder?

Doch, das ist wirklich Eis. Wir haben es selber nicht geglaubt, können aber die Beschaffenheit des Blocks nach vor Ort erfolgter ausgiebiger Prüfung offiziell bestätigen :D

Es ist wohl so, dass dieser Eiswürfel hauptsächlich im Verlauf der bitterkalten Nächte (unter minus 20 Grad ist dort im Winter nicht unüblich und auch im Sommer wird es nicht sehr viel wärmer) aus der Gischt des Geysirs entsteht und dann tagsüber langsam vor sich hin taut.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 24.06.2015, 07:21 Uhr
Alle Mitfahrer bitte einsteigen - es geht weiter. Heute erreichen wir im Verlauf einer traumhaften Passstraße den höchsten Punkt unserer Reise.

27.10.2014 Geiseres de Puchuldiza - Pica
Aufgrund der großen Höhe und der damit verbundenen nächtlichen Kälte haben wir im Zelt zwar nicht perfekt geschlafen, sind aber kurz nach Sonnenaufgang erstaunlich fit. Unsere Höhenakklimatisation schreitet auch voran: Der Fußmarsch auf den kleinen Hügel direkt hinter unserem Zelt fällt nun wesentlich leichter als noch gestern Abend.

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Morgenstimmung am Geysirfeld

In der kalten Morgenluft erscheinen die Geysire viel imposanter als noch gestern Abend, zumal über Nacht eine große schräg aus dem Boden schießende Fontäne dazu gekommen ist (wir haben in der Nacht das damit verbundenen Brausen für das Geräusch eines irgendwo in der Nähe vorbei fahrenden Autos gehalten). Wir bewundern das Schauspiel ausgiebig und bauen dann das Zelt ab. Das Auto springt ziemlich schwer an, gibt dabei eine große dunkle Wolke von sich, läuft letztendlich nach etwas Aufwärmzeit aber rund. Wir fahren zurück auf das Geysirfeld und schauen uns die einzelnen Fontänen und Blubberquellen aus der Nähe genauer an. Dann geht es zu dem kleinen Thermalbecken, neben dem wir gestern fast unser Zelt aufgebaut hätten. Nach der gestrigen langen Fahrt hierher und der kalten Nacht lassen wir es uns nicht nehmen, uns einige Zeit lang in dem warmen Wasser auszuruhen und aufzuwärmen. Vom Becken aus haben wir einen schönen Blick auf das sich unter uns noch weiter ausbreitende Thermalgebiet. Welches wir immer noch völlig für uns alleine haben. Ein phantastisches und wunderschönes Erlebnis - wir sind sehr gespannt, was die noch auf unserem Reiseprogramm stehenden - ungleich bekannteren - El Tatio-Geysire bei San Pedro de Atacama zu bieten haben werden.

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Der über Nacht frisch ausgebrochene Geysir

Wir rumpeln über die kleine Schotterpiste zurück zur größeren Waschbrettstraße, der wir bis zur Ruta 15 folgen. Auf dieser fahren wir für exakt zwei Kilometer nach Westen und biegen dann nach links auf die A-557 ab. Diese ist frisch asphaltiert und führt uns vorbei an schönen und interessanten Gesteinsstrukturen - darunter eine Ansammlung von orangefarbigen Knubbeln, die ziemlich an das Goblin Valley in den USA erinnern.

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Interessante Felsstrukturen neben der Straße

Immer im Hintergrund steht der spitze Kegel des 5350 Meter hohen Vulkans Nevado Cariquimo. Nach einigen Kilometern auf der Hochebene taucht die Straße steil in das tiefe Tal der Quebrada de Umina ab. Vorbei an roten Felsen, die so auch im Monument Valley stehen könnten erreichen wir den auf 3700 Meter gelegenen Talboden mit einem großen Bofedal von dem aus uns wieder einmal viele grasende Lamas und Alpakas neugierig beäugen. Auf der anderen Seite der Schlucht führt die Straße steil wieder nach oben. Bei der kleinen Ortschaft Ancuaque verlassen wir den Asphalt und biegen auf die A-97-B nach Süden ab.

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Bofedal mit Vulkankegel des Nevado Cariquimo

Wir sind wieder auf knapp 4000 Metern über dem Meer unterwegs und die Straße gewinnt stetig an Höhe. Es handelt sich um eine der besten Schotterpisten, die wir je gefahren sind. Die Strecke ist nagelneu gegradet und an einer Stelle treffen wir sogar ein paar Straßenbautechniker, die die Straße inspizieren. Eventuell dient ja der gute Schotter als Basis für eine geplante Asphaltierung. Lohnen würde es sich, denn die Streckenführung ist atemberaubend. Ist das Altiplano selber noch mehr oder weniger dicht mit niedrigem Buschwerk bewachsen so kommen wir nun in wirklich hochandine Regionen, in denen außer den grünen Llareta-Kissen nichts mehr wächst. Selbst die weiter unten so häufigen Lama- und Alpakaherden lassen wir hinter bzw. unter uns. Die Straße führt beeindruckend steil nach oben, mehr als der zweite oder manchmal nur der erste Gang unseres Pick-Ups macht keinen Sinn.

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Auf der Passstraße nach oben

Die Straße führt mehr oder weniger auf die niedrigste Stelle zwischen zwei fast 6000 Meter hohen Bergen zu, den Paso Picavilque. Kurz vor der Passhöhe wird die Straße etwas schlechter, dann erreichen wir laut unserem GPS-Gerät eine maximale Höhe von 5066 Metern und ab hier geht es für die kommenden Stunden nur noch bergab. Der Blick nach Norden auf die tief unter uns liegende Ebene des Altiplano - selber mehr als 4000 Meter hoch - ist phänomenal. Rechts neben der Straße sehen wir vom Wind in faszinierende Formen geblasenen Büßerschnee.

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Die andere Seite vom Pass

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Büßerschnee

Vom Paso Picavilque aus erreichen wir in vielen Bögen und Kurven wieder die Ebene des Altiplano. Kurz vor der kleinen Ortschaft Lirima biegen wir nach Süden ab, in Richtung Salar de Huasco. Hier verschlechtert sich die Qualität der Straße weiter, nun kommen auch noch Wellblech, vereinzelte große Steine sowie kurze Stücke mit Tiefsand ins Spiel. Vorbei an der Ortschaft Collacahua mit einem schönen Bofedal mit vielen Tieren - neben Alpakas und Lamas sehen wir auch Andengänse und Nandus - rollen wir mehr oder weniger flach in Richtung des Salar de Huasco. Rechts und links der Straße sehen wir in wechselnder Entfernung immer neue tolle Berge in wechselnden Farben.

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Ein Nandu in der Steppe

Als wir den Salar de Huasco erreichen, sind wir zunächst etwas enttäuscht, da sich die vom Norden kommende Straße in einem recht weiten Bogen an der westlichen Seite des Salzsees um diesen herumschwingt - die eigentliche Salzfläche lasst sich nur aus einiger Entfernung betrachten. Das ändert sich aber im Verlauf der Strecke entlang des Salars nach Süden. Ab und an steigen wir aus und laufen zum Wasser. An Tieren sehen wir hauptsächlich jede Menge Flamingos (im Wasser) bzw. Alpakas und Lamas (vor dem Wasser), ab und an dazwischen auch Vicunas.

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Salar de Huasco

Wir folgen der Straße bis zur Abzweigung nach Pica. Hier diskutieren wir das weitere Prozedere: Bisher gefällt uns der Salzsee richtig gut. Eigentlich wollten wir heute bis nach Pica fahren, diese Stadt liegt direkt westlich von uns und fast zweieinhalbtausend Meter tiefer in den Ausläufern der Berge. Aufgrund der frühen Tageszeit könnten wir auf dem Altiplano bleiben, der Straße um den See noch ein Stück folgen, dann die kurze Stichstraße zur hier asphaltierten A-97-B in Richtung Collahuasi nehmen. Falls wir dabei gut vorankommen, könnten wir probieren, über die B-97-A nach Ollagüe und weiter nach Calama zu kommen. Die Strecke soll kurz vor Ollagüe zwar laut unserem Reiseführer in keinem guten Zustand sein - aber Informationen aus Reiseführern bezüglich des Zustands von Schotterpisten sind ja prinzipiell schon bei Drucklegung veraltet. Gesagt - getan: Die Strecke um den See herum ist richtig schön, wir sehen wieder viele Vicunas. Die dann folgende nur acht Kilometer lange Querverbindung zur A-97-B entpuppt sich aber als richtig üble Piste - mehr oder weniger nur eine Ansammlung von großen Steinbocken. Nach einiger Zeit kehren wir freiwillig um - zurück zur Abzweigung nach Pica. Diese führt ein gutes Stück bergauf - dabei kommen wir an einem schönen Viewpoint auf den See vorbei. Dann queren wir die asphaltierte A-97-B, die wir ein bisschen weiter südlich nicht erreicht haben. Sollen wir nun einen weiteren Versuch wagen, Ollagüe zu erreichen? Nein - wir verzichten, da wir nun doch zu viel Zeit verbraten haben.

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Rückblick auf den Salar de Huasco

Also bleiben wir bei unserer ursprünglichen Planung und folgen der A-685 in Richtung Pica. Diese Straße führt ziemlich steil bergab - wir verlassen das Altiplano und verlieren auf einer Stecke von weniger als 60 Kilometern fast zweieinhalbtausend Meter Höhe. Wir haben damit gerechnet, gemütlich bergab rollen zu können und sind überrascht ob der schlechten Straßenqualität: Wir holpern über große Gesteinsbrocken und durch lange Tiefsandstellen. Eine dieser Stellen kommt dermaßen überraschend, dass es uns fast das Auto aus der Bahn wirft. Während der Bergabfahrt ändert sich die Landschaft schnell von der grüngelb bewachsenen Steppe des Altiplano zur relativ farblosen Wüste der Atacama. Kurz vor Pica fahren wir durch riesige Dünen. Die Ortschaft Pica - zusammen mit ihrer Nachbarstadt Matilla - ist eine grüne Oase in der Oase und bekannt für ihre heißen Quellen sowie den hier betriebenen Obstanbau. Die Limonen aus Pica sollen die besten in ganz Chile sein und werden auch sehr gerne dazu verwendet, Pisco Sour zu mixen. Wir schauen uns kurz um und überlegen dann, wie wir den Rest des Tages gestalten. Es ist immer noch sehr früh und daher entschließen wir uns, einen der für morgen geplanten Punkte vorzuziehen: 39 Kilometer von Pica entfernt liegen - direkt an der Panamericana - die Geoglyphen von Pintados. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Dinosaurierausstellung am Rand der Ortschaft vorbei.

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Saurierskulptur in Pica

Der Rest der Strecke verläuft eintönig und flach durch die Wüste. Die Geoglyphen liegen im südlichen Teil der Reserva Nacional Pampa del Tamarugal. Durch den nördlichen Teil dieses Naturschutzgebiets mit seinen tief wurzelnden Tamarugo-Bäumen sind wir ja schon vor ein paar Tagen auf der Etappe von Iquique nach Codpa gekommen. Wir queren die Panamericana und müssen noch ein kurzes Stück auf Schotter zurücklegen. Die Geoglyphen von Pintados befinden sich auf dem nördlichen Hängen einer in Ost-West-Richtung verlaufenden Hügelkette. Es handelt sich um eine der weltweit größten Ansammlungen von Geoglyphen: Auf einer Fläche von 50000 Quadratmetern finden sich mehr als 400 Zeichnungen von Tieren, Menschen und geometrischen Formen. Die Geoglyphen wurden zwischen 1000 und 1400 nach Christus geschaffen und sind damit in etwa genauso alt wie der von uns vor vier Tagen besuchte Gigante de Atacama.

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Geoglifos de Pintados

Wir schauen uns ausführlich um und fahren dann zurück nach Pica. Hier suchen wir uns ein Zimmer für die Nacht, schauen uns dann ein zweites Mal in der Ortschaft um und machen uns dabei auch auf die Jagd auf ein Abendessen - welche wir mit mäßigem Erfolg abschließen.

Gefahrene Strecke: 321 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schmihei am 24.06.2015, 21:05 Uhr
Hallo Dirk,

nachdem wir ja einen Teil der von Euch gefahrenen Strecke nicht in unserem Programm haben, genieße ich Deine schönen Fotos und Deinen Reisebericht dazu umso mehr. Da ich mich vorher intensiv mit der Gegend beschäftigt habe, finde ich's doch ein wenig schade, dass wir unsere Route geändert haben. Aber leider kann man als arbeitender Mensch ja nicht so viel Urlaub nehmen wie man gerne hätte und so bleibt einem eben nichts anders übrig als den Reiseplan nicht zu voll zu packen und etwas zu streichen. Für mich ist's nur wirklich so, wenn ich bei Euch mitreisen würde. Ich genieße die Fahrt mit Euch.
Jetzt bin ich gespannt auf die Fortsetzung, denn jetzt folgen ja viele Regionen, die wir auch erkunden werden.
Mal schauen wie wir dann die Höhe bei unserem Urlaub verkraften werden. Wenn alles gut geht, wollen wir ja dann irgendwann mal die Gegend um Putre und Bolivien in Angriff nehmen.

LG Heidi  :rotor:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 25.06.2015, 07:48 Uhr
Hallo Heidi,

Schön, dass Du noch mitfährst bzw. mitliest :winke:

nachdem wir ja einen Teil der von Euch gefahrenen Strecke nicht in unserem Programm haben, genieße ich Deine schönen Fotos und Deinen Reisebericht dazu umso mehr. Da ich mich vorher intensiv mit der Gegend beschäftigt habe, finde ich's doch ein wenig schade, dass wir unsere Route geändert haben. Aber leider kann man als arbeitender Mensch ja nicht so viel Urlaub nehmen wie man gerne hätte und so bleibt einem eben nichts anders übrig als den Reiseplan nicht zu voll zu packen und etwas zu streichen. Für mich ist's nur wirklich so, wenn ich bei Euch mitreisen würde. Ich genieße die Fahrt mit Euch.
Jetzt bin ich gespannt auf die Fortsetzung, denn jetzt folgen ja viele Regionen, die wir auch erkunden werden.

Die Reiseroute zusammenzubasteln war - wie in der Einleitung geschrieben - wirklich nicht ganz einfach. Was mit entscheidend dafür war, dass alles wirklich gut geklappt hat, war wohl die Entscheidung, die eine oder andere Übernachtung mit dem Zeit zu machen. Zum Beispiel die schon beschriebene Etappe zu den Puchuldiza-Geysiren oder die mehr als 700 Kilometer lange Überführungsetappe von Calama in Richtung Paso San Francisco (kommt in zehn Reisetagen) hätte man mit Hotelübernachtungen schlicht nicht planen können: Einfach mal schauen, wie weit man kommt und dann irgendwo mitten im Nichts das Zelt aufbauen... (http://www.smilies.4-user.de/include/Draussen/smilie-out-118.gif)

Mal schauen wie wir dann die Höhe bei unserem Urlaub verkraften werden. Wenn alles gut geht, wollen wir ja dann irgendwann mal die Gegend um Putre und Bolivien in Angriff nehmen.

Nordchile und Bolivien in einer Reise? Welches Verkehrsmittel wollt Ihr nehmen? Bus, geführte Tour oder Mietwagen? Die einzigen mir bekannten Mietwagenanbieter, die Bolivien und Nachbarländer erlauben, sitzen in Bolivien und verlangen dafür Preise, die die sowieso schon recht hohen Preise in Chile nochmal sehr deutlich übersteigen (ich grübele immer noch über eine Bolivien/Peru-Kombi. Allgemein raten sowieso fast alle Leute in den gängigen Reiseforen davon ab, dort mit dem Mietwagen herumzufahren - wirklich zwingende Gründe dafür gibt es mit etwas Erfahrung und vor allem Spanischkentnissen meiner Meinung nach aber nicht).

Morgen fahren wir weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 26.06.2015, 13:08 Uhr
Hallo allerseits,

heute kommt der Bericht zwar leicht verspätet, aber dafür wird es spannend: Wir schauen uns eines der größten menschengemachten Löcher der Welt an...

28.10.2014 Pica - Geyseres del Tatio
Wir brechen zeitig auf, da wir unser erstes Etappenziel zu einer definierten Zeit erreichen müssen. Daher lassen wir mit leichtem Bedauern auch das Frühstück ausfallen, welches es laut dem englischsprachigen Infozettel unseres Hotels ab 8 Uhr geben soll. Als wir aber pünktlich vor verschlossener Türe da stehen, ruft uns der Junge, der nebenan den Pool reinigt "ocho y media" zu, also in einer halben Stunde. Das ist uns zu spät. Wir rollen los. Die ersten 37 Kilometer auf der Ruta A-755 bis zur Panamericana kennen wir ja schon von unserem gestrigen Trip zu den Geoglifos de Pintados. Danach biegen wir aber nach links auf die Panamericana ab. Dieser folgen wir ohne große Ereignisse nach Süden. Die Wüste schaut hier abschnittsweise wie festgewordener Matsch aus - später wie festgewordener grauer Schlamm - noch etwas später wird es steinig. Wir kommen wieder an längeren Straßenbaustellen vorbei - hier wird die Panamericana erneuert und auch mit breiteren Seitenstreifen versehen. Hinter der Baustelle kommen wir tatsächlich noch zu einem ganz kurzen Stück alte Panamericana mit vielen Schlaglöchern - laut älteren Reiseführern ist es noch nicht lange her, dass die Ruta 5 über fast die gesamte Strecke in Chile eine solch bescheidene Qualität aufwies. Das kann man sich heute gar nicht mehr so recht vorstellen.

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Auf der Panamericana

Als wir ungefähr 130 Kilometer auf der Panamericana unterwegs sind, taucht die Straße in das Tal des Rio Loa ein und erreicht dort die winzige Ortschaft Quillagua ein. Den Rio Loa kennen wir schon von der Etappe zwischen Antofagasta und Iquique. Damals mussten wir an der Grenze zur ersten Region Chiles durch eine Zoll- und Polizeikontrolle und hier ist es genauso: Am Zoll müssen wir neben unseren Pässen auch den Zettel vorweisen, den wir vor sechs Tagen bei der Einreise in die erste Region bekommen haben. Der Zettel bekommt ein paar Stempel und Unterschriften aufgedrückt. Mitsamt Zettel dürfen wir langsam weiterfahren, vorbei an einem Polizisten, der die Fahrzeugpapiere sowie Dirks Pass und Führerschein sehen will. Danach kommen wir zu einem Zollmenschen, der uns den Zettel endgültig abnimmt. Das ist mal wieder chilenische Bürokratie in Hochkultur - und das nur, weil man von einem Verwaltungsbereich des Landes in einen anderen fährt. Neben der Zollregelungen werden die Kontrollen offiziell übrigens auch mit Fruchtfliegenprophylaxe begründet. Wir hätten im Gepäck Millionen von Fliegen mitnehmen können, ohne dass es irgendjemanden aufgefallen wäre...

Hinter Qillagua folgen wir der Panamericana noch etwas mehr als 80 Kilometer nach Süden, vorbei an vielen verlassenen Salpeterminen, ehe wir kurz vor Maria Elena nach links auf die Ruta 24 Richtung Calama abbiegen. Auch diese Straße verläuft schnurgerade durch die Wüste, sie unterscheidet sich von der Panamericana lediglich durch die Anzahl der Stromleitungen, die parallel zu ihr verlaufen. Waren es an der Panamericana maximal zwei Leitungen, so ist die Straße nun auf beiden Seiten geradezu gespickt von Strommasten. Hier fließt hauptsächlich der Strom aus dem Kraftwerk in Tocopilla - welches wir vor sechs Tagen gesehen haben - für die Kupferminen in Calama. Die Straße führt steil bergauf, schließlich liegt Calama auf 2400 Meter Höhe - und damit doppelt so hoch wie Maria Elena. Kurz vor Calama, die Ruta 24 hat gerade einen Höhenrücken überwunden, könnte die Straße eigentlich geradeaus direkt nach Calama führen - die Stadt ist direkt vor uns in nur ein paar Kilometern Entfernung zu sehen. Früher nahm die Straße auch tatsächlich diesen Verlauf, Reste davon sind noch zu sehen. Dummerweise überschneidet sich die Straße mit dem Verlauf der hier befindlichen ergiebigen Kupferader. Als Folge wurde ein großer Teil der alten Straße durch ein großes Loch im Boden ersetzt. Als Ersatz wurde mit viel Aufwand eine neue Autobahn in großem Bogen durch die Hügel neben dem Loch geführt. In Calama angekommen bleibt uns ausreichend Zeit, um Vorräte aufzufüllen sowie Mittag zu essen.

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Geier am Straßenrand

Dann fahren wir zum Besucherzentrum von Codelco Norte, dem für die riesigen Kupferminen staatlichen chilenischen Bergbauunternehmen und den größten Kupferproduzenten der Welt. Wir haben von Deutschland aus für eine Tour nach Chuquicamata angemeldet. Chuquicamata ist zum einen der Name der seit 1915 betriebenen weltgrößten Kupfermine und zum anderen ist es der Name der direkt neben der Mine gelegenen Ortschaft, in der ursprünglich die Minenarbeiter lebten. Die Ortschaft wurde 2007 aufgegeben - alle Bewohner wurden nach Calama umgesiedelt. Grund war hauptsächlich die in direkter Nähe der Mine vorhandene Umweltverschmutzung. Kupferabbau und insbesondere die Weiterverarbeitung des gewonnenen Erzes ist nun mal eine nicht sehr umweltschonende Angelegenheit, da jede Menge giftiger Chemikalien verwendet werden. Als Folge des giftigen Feinstaubs litten etliche Arbeiter an Asthma, Staublungen und Krebs. Früher startete auch die Besichtigungstour direkt an den Toren der Kupfermine, seit ein paar Jahren ist dies offiziell aber nur noch am Besucherzentrum von Codelco Norte in Calama möglich. Wir treffen genau rechtzeitig zum ausgemachten Zeitpunkt - 13 Uhr - dort ein. Wir melden uns an und müssen dann eine kurze Zeit lang auf den Beginn der Tour warten. Währenddessen unterhalten wir uns mit einem Geophysiker aus Venezuela, der inzwischen in Deutschland lebt und auch recht gut Deutsch spricht. Nach Europa hat ihn die Liebe getrieben und nun zurück nach Chile sein Job: Er hat im Auftrag seines Arbeitgebers beruflich die Mine besucht und will sie sich nun auch noch im Rahmen der Besuchertour anschauen.

Um halb zwei geht es los: Zunächst zeigt uns der Guide vor dem Besucherzentrum das Endprodukt der Mine, wie es auch zu den Häfen - zum Beispiel von Antofagasta - geschafft und von dort aus in dir Welt geschickt wird: Es handelt sich um recht unscheinbare Platten aus nahezu reinem Kupfer. Ein paar Informationen zum Herstellungsprozess dieser Platten später werden alle Besucher in einen Bus gepackt und es geht los nach Chuquicamata. Hier schauen wir uns die alte Ortschaft an - bzw. was von dieser übriggeblieben ist. Teile der Stadt, z.B. das Krankenhaus wurden nämlich einfach von den Abraumhalden des Tagebaus zugeschüttet. Dennoch vermittelt der Ort auch heute noch das Bild einer bedrückenden Geisterstadt - insbesondere, da der Exodus der Bevölkerung gar nicht so lange her ist. An der zentralen Plaza hängen noch Überreste des Weihnachtsschmucks und direkt daneben befindet sich ein absolut einsatzbereiter Verkehrsübungsplatz. An der Plaza steht auch das Casino der Bergarbeiter, und hier findet der nächste Teil der Führung statt: Hier werden die Techniken der Kupfergewinnung - vom Erz bis zu den verschiffbaren Platten - im Detail erklärt. Die dabei entstehende Umweltverschmutzung wird nicht direkt geleugnet, aber es wird auch nicht gezielt der Fokus darauf gelegt.

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Hier wird uns erklärt, wie aus Kupfererz Kupfer wird

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Plaza der aufgegebenen Bergarbeiterstadt

Weiter geht es in die Mine selber. Wir fahren zunächst an jeder Menge Ruinen vorbei, denn lange Minuten durch alle möglichen Verarbeitungsanlagen und Becken mit Säureresten, bis wir zum großen Loch selber kommen. Dabei handelt es sich um das größte menschengemachte Loch der Erden, fünf Kilometer auf drei Kilometer groß und einen Kilometer tief. Bis zum Jahre 2019 soll hier das Kupfer weiterhin im Tagebauverfahren abgebaut werden, dann will man auf klassische Bergbauverfahren umsteigen und die Mine noch bis 2060 betreiben. Beeindruckend sind die riesigen Kipperfahrzeuge, die rund um die Uhr das erzhaltige Gestein nach oben bringen. Jedes Exemplar der größten Variante dieser Fahrzeuge kann bis zu 400 Tonnen Gestein transportieren. Als wir mit dem Bus ein wenig in das Loch herein fahren kommen uns ein paar dieser riesigen Fahrzeuge entgegen - unser Bus wirkt im Vergleich dazu wie ein Spielzeug. Zum Abschluss der Tour stoppt der Bus an einem Aussichtspunkt am oberen Rand des Loches. Wir dürfen ein paar Minuten schauen und dann bringt uns der Bus zurück in die Stadt, wo wir um kurz vor halb fünf wieder ankommen.

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Die Mine von Chuquicamata

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Reisebus im Vergleich zu den riesigen Muldenkippern

Heute wollen wir gerne bei den Geysiren von El Tatio übernachten und sind uns nicht sicher, ob wir uns in Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit zu viel vorgenommen haben. Wir verlassen die Stadt auf der asphaltierten Ruta 21 nach Norden, in Richtung der am Rio Loa gelegenen Wüstenoase Chiu Chiu. Hier schauen wir uns kurz um und bewundern unter anderem die schöne Kirche sowie die direkt daneben gelegene Plaza. Die Kirche San Francisco de Chiu Chiu, errichtet im 17ten Jahrhundert, ist im typischen Baustil dieser Gegend gehalten, mit weißen Doppeltürmen. Die Kirchentore und auch die Decke bestehen aus Kaktusholz - gut zu erkennen an der Maserung.

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Kirche von Chiu Chiu

Ein paar Kilometer hinter Chiu Chiu machen wir einen kurzen Abstecher zur Laguna Inka Coya, zu erreichen durch eine kurze Stichstraße. Dieser kreisrunde und etwa 50 m im Durchmesser messende See besticht durch die tiefblaue Farbe des Wassers und ist vermutlich der Überrest einer Einsturzdoline. Wir fahren weiter und folgen der stetig an Höhe gewinnenden Straße Richtung Caspana und weiter nach El Tatio.

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Laguna Inka Coya

Laut den uns vorliegenden Straßenkarten ist diese Strecke asphaltiert - das können wir nicht bestätigen. Der Straßenbelag ist zwar recht glatt - es handelt sich aber um eine Erdstraße, mit der Folge, dass der Fahrer immer auf Schlaglöcher oder sonstige Unebenheiten achten muss. Die Landschaft ist beeindruckend. Links von uns am nördlichen Horizont stehen riesige Vulkane, vor uns die gelbgrüne Steppenlandschaft des Altiplano, durch welche sich die Straße mehr oder weniger kurvig nach oben zieht.

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Zwei Guanacos

Die Sonne steht schon tief, mit der Folge einer traumhaften Lichtstimmung. Hier ist die Strecke - nun auch offiziell Schotter - deutlich besser zu befahren als gedacht. Das letzte Stück vor der Kreuzung mit der direkt von San Pedro de Atacama zu den Geiseres del Tatio heraufkommenden Straße besteht sogar aus Asphalt. Neben der Straße sehen wir viele Tiere, zumeist Vicunas.

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Straße im Abendlicht

Nach der Kreuzung mit der Straße von San Pedro biegen wir nach Norden ab und es geht es ziemlich rumpelig über Waschbrett in ein Tal herunter. Kurz vor El Tatio ist die Straße dann perfekt gegradet und noch deutlich vor Sonnenuntergang kommen wir an der Rangerstation vor den Geysiren an. Wir befinden uns nun wieder auf 4300 Metern höher und damit fast zweitausend Meter höher als Calama. Die Rangerstation wird von einigen einheimischen Indios betrieben. Wir melden uns an und bezahlen den Eintritt sowie die Gebühr für den Zeltplatz. Für einen ausgedehnten Besuch an den Geysiren ist es nun schon zu spät - stattdessen beobachten wir ausgiebig die direkt neben dem Gebäude grasenden und gar nicht schüchternen Vicunas.

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Ein Vicuna

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Andenglühen

Gefahrene Strecke: 446 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 28.06.2015, 07:15 Uhr
Guten Morgen allerseits,

nachdem wir am Eingang zu den Geysiren von El Tatio übernachtet haben, schauen wir uns heute dieses geothermische Gebiet genauer an:

29.10.2014 Geyseres del Tatio - San Pedro de Atacama
Eigentlich kann man ja erwarten, in dieser Höhe und abgeschiedenen Lage ungestört schlafen zu können. Dummerweise ist das am Eingang zu den Geiseres del Tatio nicht so, denn der Strom für die Rangerstation wird von einem ziemlich laut ratternden dieselgetriebenen Generator erzeugt. Dieser Generator hat sich gestern Abend glücklicherweise um etwas Mitternacht abgeschaltet bzw. in den Stand by-Modus versetzt, rattert aber pünktlich um fünf Uhr früh wieder los. Das ist andererseits aber gar nicht mal so schlecht, denn so werden wir immerhin zuverlässig vor der Ankunft der ersten Tagesgäste wach. Die Geiseres del Tatio sind eine der touristischen Top-Attraktionen von Chile und werden dementsprechend stark besucht. Allerdings gibt es an den Geysiren keinerlei Hotels oder Lodges und es ist auch fast niemand so verrückt, hier oben zu zelten. Daher kommt ein großer Teil der Gäste im Rahmen von geführten Touren von San Pedro de Atacama aus zu den Geysiren. Diese Touren starten in aller Herrgottsfrühe im auf 2400 Meter gelegenen San Pedro - dann wird halsbrecherisch zu den Geysiren gebrettert, um noch vor dem Sonnenaufgang anzukommen. Dann - die Luft ist noch von der Nacht her besonders kalt - kommt der Dampf der Geysire besonders gut zur Geltung. Gerade als wir kurz vor sechs Uhr beraten, wann wir aufstehen sollen - der Sonnenaufgang ist um kurz vor sieben -  hören wir, wie sich das erste Auto mit Tagesbesuchern nähert. Also schnell das Zelt abgebaut und verstaut sowie im Waschraum der Rangerstation fertig gemacht. Inzwischen sind mehrere Tourbusse eingetroffen und es ist leicht surreal, sich die Zähne zu putzen, während sich nebenan Tourgäste nach zwei bis drei Stunden Fahrt erleichtern.

Das Geysirfeld liegt sehr beeindruckend in einem Talkessel und ist früh morgens wirklich sehr beeindruckend. Allerdings gibt es nur wenige echte Geysire, stattdessen sehr viel mehr Fumarolen, Dampffontänen bzw. Blubberpools. Und selbst bei den wenigen Geysiren versteckt sich der recht mickrige Wasserstrahl zumeist in einer enormen Dampffontäne. Die Lufttemperatur ist im Schatten der umliegenden Berge bitter kalt. Hier kann es helfen, sich in den äußeren Bereich der Dampfwolken zu stellen - auf diese Idee kommt auch die Tierwelt: wir sehen mehrere Möwen, die sich genüsslich im heißen Wasser aufwärmen. Wir schauen uns ausgiebig um und sind neben dem eigentlichen Naturwunder sehr beeindruckt von der schieren Anzahl an Leuten, die zu so früher Stunde hier hochgeschafft werden.

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Geiseres del Tatio

Über weite Strecken des Geysirfeldes sind Wege markiert - eine sinnvolle Einrichtung. Denn hier sind schon Touristen zu Tode gekommen, als sie sich den Quellen zu sehr näherten, durch die dünne und brüchige Erdoberfläche einbrachen und direkt im kochenden Wasser landeten. Aber solche Geschichten hindern auch heute einige Helden nicht, kreuz und quer abseits der markierten Gegenden herumzustapfen. Wir bewegen uns langsam bis ans Ende des Geothermiegebiets, fahren noch ein gutes Stück eine recht rumpelige Straße auf einen Hügel, von wo aus wir einen schönen Überblick auf die Geysire haben. Hier suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen und frühstücken ausgiebig. Unsere Getränke allerdings sind nur bedingt verzehrfertig: Obwohl wir die Flaschen mit ins Zelt genommen hatten, ist die Flüssigkeit teilweise gefroren.

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Geysire im Gegenlicht

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Geysirfeld von oben

Als um etwa 9 Uhr die Anzahl an Besuchern langsam abnimmt und wir uns auch satt geschaut haben, machen wir uns langsam auf den Rückweg. Allerdings halten wir noch auf halber Strecke entlang der Geysire an einer ganz besonderen Attraktion, und zwar dem hiesigen Heißwasserpool. Im Gegensatz zum winzigen gemauerten Becken von Puchuldiza handelt es sich hier um ein richtiges kleines Schwimmbad mitsamt Umkleidekabinen. Wir stürzen uns ins Nass - das warme Wasser tut nach der eisigen Nacht besonders gut. Dem Becken wird über eine einzelne Leitung heißes Wasser zugeführt. Es ist sehr interessant, wie sich im Wasser des Beckens Wirbel unterschiedlicher Temperatur - von recht kalt über lauwarm zu extrem heiß ausbilden. Dementsprechend sammeln sich auch die Badegäste an den Stellen mit der angenehmsten Temperatur. Nach ausgiebigem Bad brechen wir auf, Richtung San Pedro de Atacama. Unser Gesamteindruck von den Geiseres del Tatio ist zwiespältig. Einerseits ist dieses geothermische Gebiet sehr schön - andererseits haben uns die Geysire von Puchuldiza besser gefallen. Vor allem, da El Tatio extrem überlaufen ist. Wir sind froh, dass wir diese Gegend auch am Abend, ohne allzu viele andere Menschen, erleben durften.

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Bad in der Thermalquelle

In Internetforen hatten wir Schauergeschichten über schwierige Straßenverhältnisse und schwindelnde Abgründe entlang der Straße nach San Pedro gelesen und sind überrascht, dass sich zumindest die von uns gewählte Route über Machuca als gut zu fahrende Straße aus nahezu perfektem Estabilizado (das ist eine asphaltähnlich gewalzte Graveloberfläche) entpuppt. Wir fahren vorbei am schönen Bofedal de Potana, mit vielen Tieren - hauptsächlich Alpakas und Vicunas, der Ortschaft Machuca mit seiner typischen Hochandenkirche und der beeindruckenden Schlucht des Rio Grande. Hier sehen wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Säulenkakteen. Über die Berge am Horizont spitzt der Licancabur - der 5920 Meter hohe Hausberg von San Pedro de Atacama - mit seiner perfekten Vulkanform.

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Seen vor der Andenkette

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Grasende Vicunas

Da wir uns früher als geplant San Pedro nähern, fahren wir nicht direkt in die Stadt, sondern nehmen kurz vorher eine kleine Querstraße zu den Ruinen von Quitor. Diese Festungsanlage wurde um etwa 1300 von der präkolumbianischen Atacamakultur errichtet. Mitte des 15ten Jahrhunderts wurde diese Gegend Teil des Inkareichs - aber auch die Inka konnten nichts gegen den Expansionsdrang der Spanier ausrichten: Im 16ten Jahrhundert wehrten sich die Bewohner der Pukara de Quitor erbittert - aber letztendlich erfolglos - gegen die Angriffe der Eroberer unter Diego del Almagro. Ein paar Schautafeln informieren über die Geschichte der Atacama-Indianer allgemein und über Quitor im speziellen. Nebenan führt ein kurzer Wanderweg entlang der Ruinen, welche sich abenteuerlich einen Berghang hochziehen. Wir laufen diesen Weg ab und bewundern den Blick auf die recht gut erhaltenen Gebäude der Ruinenanlage - welche allerdings vor gerade einmal 35 Jahren teilweise restauriert wurden. Neben uns ist auch ein Kindergarten- oder Grundschulausflug unterwegs. Als wir den kurzen Weg zu den Ruinen beenden, kommen die Kinder gerade einen zweiten Wanderweg herunter, der mit "Mirador", also Aussichtspunkt, beschriftet ist. Das macht uns neugierig.

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Ruinenstadt Quitor

Also laufen wir laufen los. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem ausgeschildeten Mirador nicht um einen Aussichtspunkt auf die Quitor-Ruinen, denn diese lassen wir schnell unter uns. Wir befinden uns auf einer richtigen kleinen Wanderung - selbst als der scheinbare Gipfel erreicht ist, geht es noch ein Stück weiter auf einen leicht versetzt stehenden noch höheren Gipfel, versehen mit einem riesigem Gipfelkreuz. Dieses Kreuz und die umgebende Anlage erinnern an die letzten Indianer, die sich hier oben verzweifelt gegen die Unterwerfung durch die Spanier gewehrt haben. Die Aussicht, die sich uns auftut, zeigt San Pedro de Atacama als grüne Oase in einer hellbraunen Wüste, am Horizont die hohen Berge der Anden, am prominentesten natürlich der Licancabur. Direkt neben San Pedro sehen wir die zerklüfteten Formen der Cordillera del Sal mit dem berühmten Valle de la Muerte.

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Salzstrukturen in der Cordillera del Sal

Wir fahren weiter nach San Pedro und finden ein sehr nettes und gemütliches Städtchen vor - allerdings stark touristisch geprägt und überlaufen. Die Häuser bestehen überwiegend aus Adobe. Da die Bewohner - und die meisten der Besucher - tendenziell auch ein klein wenig alternativ eingestellt sind, erinnert die Grundstimmung ein wenig an Santa Fe in den USA. Unser vorgebuchtes Hotel ist schnell gefunden und wir dürfen, trotz der frühen Stunde, auch schon einchecken. Das Zimmer ist super schön, mit einem tollen Bad inklusive riesiger Dusche. Wir gönnen uns eine kurze Ruhepause und brechen dann auf zu einer Rundfahrt zu den Seen im Salar de Atacama, dem großen Salzsee südlich von San Pedro de Atacama. Der Salar de Atacama ist mit über 3000 Quadratkilometern der größte Salzsee Chiles. Zum Großteil besteht seine Oberfläche aus Salzverbindungen, welche nicht - wie man sich das vorstellt - blendend weiß sind, sondern bräunlich oder grau. Die Gegend erinnert uns wechselweise an Landschaften auf dem Mond oder den Mars. Wenn man sich die Oberfläche aus der Nähe anschaut, findet man faszinierende Strukturen und Salzgebilde. In dieser großen Salzfläche befinden sich einzelne Lagunen - als Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Die Lagunen sind wunderschöne blaue bzw. türkisfarbene Oasen inmitten der braungrauen Fläche des Salzsees. Die Infrastruktur ist gut: Es gibt überall ein Rangerhäuschen und z.B. an der Laguna Cejar bzw. der direkt danebengelegenen Laguna Piedra, die wir zunächst ansteuern, gute Duschen und Waschmöglichkeiten. Einzig die Zufahrt über kurze Stichstraßen gestaltet sich teilweise - wie wir es von Chile inzwischen gewöhnt sind - ein wenig rumpelig. Auf der Oberfläche der Lagunen spiegeln sich auf beeindruckende - manchmal sogar irreal wirkende Art - die Gipfel der im Osten stehenden Andenvulkane. Wir sehen zunächst jede Menge kleiner Vögel und sind zunächst enttäuscht, als sich die Anzahl der gesichteten Flamingos doch sehr in Grenzen hält: An der Laguna Cejar gab es einzelne Exemplare, an der 11 Kilometer entfernten Laguna Tebinquinche zeigt sich dagegen kein einziger dieser Vögel - die hier eigentlich besonders häufig sein sollen.

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Laguna Cejar

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Laguna Tebinquinche mit Licancabur

Um zur am südlichsten gelegenen Lagune zu kommen, müssen wir ein Stück auf der Ruta 23 nach Süden zurücklegen. Östlich von uns liegen die Zufahrten zu den beiden Pässen nach Argentinien, den Paso Jama und den Paso Sico, die wir im weiteren Verlauf unserer Reise beide noch befahren wollen. Zudem kommen wir an der Stichstraße zum ALMA vorbei, dem Atacama Large Millimeter Array. Dieses weltgrößte Radioteleskop, bestehend aus 66 einzelnen Antennen, ist ein europäisch-amerikanisch-japanisches Gemeinschaftsprojekt und wurde 2011 in Betrieb genommen. Die Zufahrtsstraße zu dem auf etwa 5000 Meter Höhe gelegenen Teleskop ist eine der höchsten asphaltierten Straßen der Welt.

Wir legen eine kurze Pause in der kleinen Ortschaft Toconao ein und schauen uns um. Es gibt eine schöne Innenstadt mit netten Steingebäuden. An der Plaza steht die Kirche San Lucas mit ihrem separaten Glockenturn (der Turm wurde 1750 errichtet, die Kirche wohl einige Jahre früher). Wie wir es schon in anderen Ortschaften beobachtet haben, wurde auch beim Bau dieser Kirche stark auf Kaktusholz mit seiner einzigartigen Maserung als Baumaterial zurückgegriffen. Ehe wir aufbrechen, machen wir noch einen kurzen Abstecher zur vom Fluss Jerzez gegrabenen Schlucht. Neben uns sind viele andere Touristen unterwegs - nach den einsamen Tagen auf dem Altiplano fast ein kleiner Kulturschock für uns. Ein paar Kilometer südlich von Toconao biegen wir auf eine kleine nach Westen und auf den Salar de Atacama führende Straße ab, welche uns zur 27 Kilometer entfernten Laguna Chaxa führt. Hier laufen wir einen sehr interessanten Lehrpfad durch die Mondlandschaft ab und kommen denn zur Lagune. Die nun folgenden Stunden entschädigen mehr als ausreichend für die bisher ausgebliebenen Flamingos, denn die Laguna Chaxa ist ein absolutes Paradies für alle Tierfreunde: Neben jeder Menge Flamingos (wir erkennen Andenflamingos und Chileflamingos) sehen wir viele unterschiedliche andere Wasservögel (u.a. Möven und freche Regenpfeifer) und viele Eidechsen. Die Sonne steht schon tief und kurz vor dem Sonnenuntergang treffen in einer wahren Karawane viele Tourbusse ein. Waren die Geiseres del Tatio eine Top-Destination für den Sonnenaufgang, so ist die Laguna Chaxa einer der beliebtesten Plätze in der Gegend von San Pedro de Atacama, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Wir fahren zurück nach San Pedro, essen in einem der zahlreichen Restaurants gut zu Abend und gehen dann ins Bett.

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Kirche in Toconao

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Flamingo in der Laguna Chaxa


Gefahrene Strecke: 268 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 29.06.2015, 13:51 Uhr
Die Gegend erinnert uns wechselweise an Landschaften auf dem Mond oder den Mars.
Unglaublich, wo Ihr überall schon gewesen seid...  :zwinker: :knockout:
 :nixwieweg:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 29.06.2015, 13:54 Uhr
Hallo Andreas,

Die Gegend erinnert uns wechselweise an Landschaften auf dem Mond oder den Mars.
Unglaublich, wo Ihr überall schon gewesen seid...  :zwinker: :knockout:
 :nixwieweg:

Besteht Interesse an einem Reisebericht dazu? :wink: :hand:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 30.06.2015, 07:10 Uhr
Hallo allerseits,

heute schauen wir uns nocheinmal in der sehr abwechslungsreichen Umgebung von San Pedro de Atacama um. Ein sehr nettes Städtchen übrigens, aber extrem touristisch und schon in der Nebensaison sehr voll. Das Moab Chiles quasi - und damit ein extremer Kontrast zu den einsamen Landschaften weiter nördlich.

30.10.2014 San Pedro de Atacama
Das leckere Frühstück gibt es auf der sonnenbeschienenen Pergola des Hotels - sehr stilvoll. Unser erstes Ziel für heute ist das Valle de la Muerte - das Tal des Todes - nur wenige Kilometer westlich von San Pedro de Atacama gelegen. Wir haben ja schon gestern vom Aussichtspunkt oberhalb der Pukara de Quitor auf dieses die Cordillera del Sal durchschneidende Tal schauen können. Der Name des Tals hat seinen Ursprung übrigens nicht in dem Schicksal von Siedlern die dort verdurstet sind oder ähnlichen Schauergeschichten. Nein, hier wurden einfach historische Gegenstände und auch menschliche Knochen gefunden. Wir fahren ein Stück auf der asphaltierten Ruta 23 Richtung Calama nach Westen. Auf dieser Straße wären wir nach San Pedro gekommen, wenn wir nicht den äußerst interessanten Schlenker über die Geiseres del Tatio gemacht hätten. Nur zwei Kilometer hinter dem Ortsausgang von San Pedro kommen wir in einer langgezogenen Linkskurve auf die nach rechts abgehende kleine Schotterstraße zum Valle de la Muerte. Diese führt lustig und rumpelig durch eine kleine Schlucht mit nahezu senkrechten Wänden stetig nach oben. Bei näherem Hinschauen offenbart sich, dass das Gestein stark salzhaltig ist. Wir wissen, dass die Straße nach ungefähr zwei Kilometern das eigentliche Tal des Todes erreicht, dieses durchquert und dann in einem Bogen zurück zur Ruta 23 führt. Das eigentliche Tal lässt sich nach aktuellen Informationen wohl nicht mehr durchfahren, also wollen wir einfach versuchen, mit dem Auto so weit wie möglich zu kommen und ab dort zu laufen.

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Ein Tourbus mit Sandboardern rumpelt in Richtung des Valle de la Muerte

Der Charakter des Sträßchens ändert sich stetig von gut fahrbar zu leicht sandig zu extremer Rumpelei über große Felsbrocken und wieder zurück. Uns kommen zwei Kleinwagen entgegen und wir fragen uns, wie diese die Felsabschnitte überstanden haben. Wir selbst sind jedenfalls sehr froh über unser hochbeiniges Auto mit seinen All Terrain-Reifen. Kurz vor einem längeren und schlecht einsehbaren extrem felsigen Abschnitt stellen wir schließlich unseren Pick-Up an einer Kurve ab und laufen zu Fuß weiter. Kurz darauf überholt uns ein Tourbus mit Sandboardern und nur wenige Meter weiter erreichen wir das Valle de la Muerte, mit großen Sanddünen und faszinierenden Gesteinsstrukturen. Bis hierher wären wir mit viel Vorsicht wohl auch mit dem Auto gekommen, aber auch das Laufen in dieser Landschaft macht Spaß. Die Straße wird sandig, aber immer noch OK, und zieht sich im Laufe des Tals an dessen rechten Seite gut nach oben. Dort ist die Strecke teilweise von einer dicken und abschüssigen Sandschicht bedeckt. Diese Sandschicht hätten wir niemals durchfahren können. Von oben nach unten sollte es mit Allrad und eventuell einer Differentialsperre gehen, aber die Schräglage ist wirklich kriminell und es will ja niemand sein Auto in dieses schöne Tal schmeißen.

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Im Valle de la Muerte

Wir laufen zu zweit den sandigen Weg nach oben und bewundern den Blick auf die skurrilen Gesteinsformationen und zurück nach Osten in Richtung San Pedro, wo in der Entfernung der perfekte Kegel des Licancabur steht. Am oberen Ende des Tals führt der Weg wieder in einer Schlucht weiter. Wir entscheiden, uns aufzuteilen: Katharina will durch diese Schlucht bis zur Ruta 23 weiter laufen, während Dirk zurück zum Auto geht, um Katharina letztendlich am Ende des Trails wieder abzuholen. Gesagt, getan. Während Katharina schneller als erwartet an der Bundesstraße ankommt, beobachtet Dirk noch kurz die Touristengruppe, die gerade Sandboarden beigebracht bekommt. Es scheint ziemlich schwierig zu sein - zumindest für Anfänger - auf Sand mit einem Snowboard überhaupt ins Rutschen zu kommen. Und wenn das einmal geklappt hat, passiert recht schnell genau dasselbe, wie man es von Anfängern in den Skigebieten der Alpen kennt: Batsch! Nach etwa 30 Minuten ist Dirk am Auto, nach zehn weiteren Minuten auf der Ruta 23 und kann schon bald die am Straßenrand fröhlich winkende Katharina ins Auto laden.

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Valle de la Muerte von oben

Wir fahren zurück Richtung San Pedro de Atacama. Die Straße verläuft hier eindrucksvoll durch die Cordillera del Sal, deren Strukturen von Farbe und Form her teilweise sehr an das Monument Valley in Arizona und Utah erinnern. Unser nächstes Ziel ist die Aldea de Tulor, eine im Südwesten von San Pedro gelegene Ruinenstadt, die schon um 800 vor Christus errichtet wurde. Hier ist bei der Besichtigung die Begleitung durch einen Führer Pflicht. Wir sind zunächst wegen unserer nicht perfekten Spanischkenntnisse etwas skeptisch, aber die Verständigung klappt relativ gut und wir kommen mit unserem netten Guide sogar etwas zum Small-Talk. Er zeigt und erklärt uns zunächst die Ausstellungsräume zur Atacama-Kultur sowie zur Flora und Fauna der Wüste hier. Dann laufen wir zu den Ruinen, von denen bisher nur ein kleiner Teil ausgegraben ist. Das soll vorerst auch so bleiben, wie uns der Guide auf Nachfrage erklärt. Grund ist, dass die Bauwerke vor dem Einfluss von Wind und Wasser geschützt werden sollen. Direkt neben den Ruinen gibt es den Nachbau von zwei Rundhäusern, beeindruckend in ihrer schlichten aber energieeffizienten Adobe-Bauweise. Alle Baumaterialien sind aus der Gegend - selbst einzelne Bäume für das für die Dachstühle verwendete Holz lassen sich hier in der Wüste finden. Nach Besichtigung der Rekonstruktionen ist der Blick auf die originalen Ruinen sehr beeindruckend, auch wenn man außer ein paar niedrigen Mauerüberresten nicht wirklich sehr viel sieht. Aber dabei handelt es sich ebene um fast 3000 Jahre alte Mauerüberreste. Am Horizont steht wieder der Licancabur und daneben die sich steil nach oben ziehende Straße zum Paso Jama und weiter nach Argentinien, die wir morgen unter die Räder nehmen wollen.

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Ruinen von Tulor

Nach einer herzlichen Verabschiedung von unserem Guide fahren wir wieder zurück in die Stadt, um zu tanken und eine kurze Mittagspause einzulegen. Die einzige Tankstelle in San Pedro ist bekanntermaßen sehr versteckt und trotz guter Vorausrecherche haben wir leichte Probleme, die im Hinterhof eines Hotels versteckten Zapfsäulen zu finden. Mit vollem Dieselkanister geht es zurück zu unserem Hotel und nach einer kurzen Siesta weiter zu Fuß in die Innenstadt von San Pedro mit der schönen Plaza. Hier steht die Kirche San Pedro de Atacama, erbaut im siebzehnten Jahrhundert und seitdem immer wieder umgebaut und erweitert. Die Kirche ist im Adobestil errichtet, verputzt und weiß gestrichen. Leider kommen wir nicht ins Innere, da momentan renoviert wird. Im Rahmen dieser Renovierung werden neue Adobeziegel gefertigt - und zwar in der Originaltechnik: Wir sehen zwei Arbeiter, die in einem mit Stroh versetzten Matschbad herumwüten - und direkt daneben das Resultat ihrer Mühen, zwei nagelneue Adobeziegel.

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Kirche von San Pedro de Atacama - in Renovierung

An der Plaza gibt es auch zwei Banken mit Geldautomaten. Das wäre im Prinzip sehr praktisch, da unser chilenisches Geld langsam zur Neige geht. Leider hat eine der beiden Banken komplett zu und die zweite gibt uns kein Geld, trotz Einsatz von insgesamt drei Maestro-Karten an zwei Automaten. Na ja, ein bisschen Geld haben wir ja noch und morgen geht es sowieso weiter nach Argentinien. Weiter geht es zum archäologischen Museum, welches ursprünglich vom belgischen Pfarrer Gustavo Le Paige gegründet wurde und heute auch nach ihm benannt ist. Le Paige lebte seit den 50er-Jahren des 20ten Jahrhunderts in San Pedro de Atacama und beschäftigte sich intensiv mit der Historie und der Kultur der hier lebenden Menschen. Das Museum bietet einen schönen Überblick über die Geschichte der Besiedelung dieses Teils der Atacamawüste, beginnend mit den aus Richtung der Beringstraße sich auf den amerikanischen Doppelkontinent verbreitenden Ureinwanderern vor über 10000 Jahren bis zur Verbindung mit der bolivianischen Tiwanaku-Kultur, den Inka und natürlich den Spaniern.

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Der Licancabur hinter Salzfelsen

Nun ist es später Nachmittag. Wir laufen zurück zum Hotel und fahren mit dem Auto zum Valle de la Luna, einem Tal im südwestlich von San Pedro de Atacama gelegenen Ausläufer der Cordillera del Sal. Hinter dem Parkeingang führt eine Straße in einem Halbbogen um die Berge herum bzw. durch diese hindurch. Wir legen diverse Stopps ein und laufen diverse kurze Trails: Der erste führt durch einen sehr schönen Canyon, mal breit mal eng. Teilweise erinnert das Ganze ein wenig an den Little Wildhorse Canyon in Utah. Allerdings ist das Material der Wände stark salzhaltig, und immer wieder sehen wir herausragende glitzernde Salzkristalle - faszinierend. Der Trail endet wieder an der Parkstraße, aber ein paar hundert Meter hinter dem Trailhead und auch etwas höher. Also laufen wir das kurze Stück über die Straße zurück zum Auto. Dort angekommen, nehmen wir gleich den nächsten Trail in Angriff. Dieser ist mit "Cuevas" betitelt und verläuft zunächst durch einen weiteren interessanten Canyon. Recht bald aber kommen wir zu den namensgebenden Höhlen - recht eng und auch dunkel. Hier hätten wir besser eine Stirnlampe mitgebracht, kommen mit etwas Glück und Geschick aber auch so durch. Nach Durchqueren der Höhlen führt der Weg an die Oberfläche, wo er entlang faszinierender Salzformationen wieder zurück zum Auto führt, am Schluss noch mittels einer kurzen und leichten Kletterei bergab.

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Salzstrukturen

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Sanddünen im Valle de la Luna

Am Parkplatz stehen nun sehr viele Autos, zumeist Tourbusse. Wohl alles Leute, die sich den Sonnenuntergang - wie wir auch - von der bekannten großen Düne aus anschauen wollen. Bis zum Sonnenuntergang ist es aber noch etwas hin, also fahren wir die Parkstraße zunächst bis an deren Ende und kommen dabei durch ein Red-Rock-Wonderland. Am Ende der Straße steht die bekannte Gesteinsstruktur Tres Marias - also die drei Marias - samt großem Parkplatz und es gibt eine Stichstraße zur ehemaligen Salzmine Crisanta. Eine ehemalige Salzmine - das hört sich interessant an. Da einige Autos in diese Richtung unterwegs sind, fahren wir einfach hinterher. Die Straße entpuppt sich als übelstes Gerumpel über große Steine mit zig Zentimeter tiefen Löchern dazwischen. Die meisten der anderen Autos scheinen wesentlich schneller drüberzuheizen. Wir probieren das auch aus und in der Tat tritt bei höherem Tempo ein etwas glättender Effekt ein, wie man ihn auch von normalem Waschbrett her auch kennt.

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Las Tres Marias

Die Ruinen der Salzmine sind nicht allzu beeindruckend - irgendwie halt doch nur ein altes Haus. Aber die umgebende Salzebene ist einfach genial. Wir laufen mindestens eine Stunde umher und bewundern Salzkristalle, diverse faszinierende Gesteinsstrukturen (welche in den USA wohl alle einen Namen hätten) und den Blick auf die umgebenden Berge.

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Alte Salzmine im Valle de la Luna

Rechtzeitig für den Sonnenuntergang rumpeln wir wieder zurück zur Parkstraße und zum Parkplatz unter der großen Düne. Dieser ist schon recht voll und ein Ameisenstrom an Menschen windet sich den Trail herauf. Der Weg ist nicht sonderlich schwierig und in ein paar Minuten zu schaffen. Oben befinden wir uns auf einem langgezogenen Grat und es bietet sich eine schöner Blick auf ein sich nach Osten öffnendes schüsselförmiges Tal, dahinter die Berge des zentralen Andenkamms mitsamt dem Licancabur. Bis zum Sonnenuntergang ist es noch etwa eine halbe Stunde und wir beobachten während dieser Zeit, wie immer mehr Menschen eintreffen, bis der Grat nahezu komplett mit Besuchern gefüllt ist. Während des Sonnenuntergangs leuchten zuerst die Felsen im Tal immer röter auf - und in einer zweiten Stufe die Anden. Da wir uns ganz knapp in den Tropen befinden (23 Grad südlicher Breite), ist das Ganze recht schnell vorbei.

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Sonnenuntergang im Valle de la Luna

Kein absolutes Aha-Erlebnis wie der Sonnennutergang am Uluru in Australien oder am Delicate Arch in den USA, aber dennoch sehr schön. Der Abstieg bzw. das Herabrutschen von der Düne verläuft - zumindest im ersten Teil - dank Sand sehr fix. Zurück in San Pedro de Atacama laufen wir nochmal in die Innenstadt und suchen uns dort ein Restaurant für das Abendessen. Nun hat auch die am Nachmittag geschlossene Bank den Zugang zu ihren Automaten wieder geöffnet, so dass wir unsere Reserven an chilenischem Bargeld wieder auffrischen können.

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"Andenglühen" am Licancabur

Gefahrene Strecke: 75 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 02.07.2015, 07:17 Uhr
Hallo allerseits,

heute verlassen wir San Pedro de Atacama vorerst wieder, nicht ohne uns die Gegend im Osten dieser Ortschaft genauer anzuschauen. Dabei kommen wir in deutlich einsamere Gegenden und erreichen letztendlich zum ersten Mal im Verlauf dieser Reise Argentinien.

31.10.2014 San Pedro de Atacama - Purmamarca
Wir frühstücken um acht Uhr, wieder auf der Pergola unseres Hotels. Dann checken wir aus und los geht's - bei wieder perfektem Wetter. Zuerst fahren wir zum Zollgebäude am Ortsrand von San Pedro de Atacama. In einem Reiseforum haben wir während der Reisevorbereitung erfahren, dass die chilenischen Zollformalitäten für den Paso Jama, den wir heute fahren wollen, seit neuestem nicht mehr in San Pedro de Atacama stattfinden, sondern am Pass selber. Da wir das Risiko minimieren wollen, einer Fehlinformation aufgesessen zu sein und vom Pass aus 160 Kilometer zurück geschickt zu werden, wollen wir sicherheitshalber nachfragen. Offizielle Schilder zu einer Verlegung der Grenzstation gibt es keine, aber auf einem Zettel am Schalter der Einwanderungspolizei steht eine Liste von Pässen, auf der der Jama nicht auftaucht. Ein angesprochener Polizist schickt - bzw. scheucht beinahe - uns weiter. OK, mal schauen, wie es am Pass selber ausschaut.

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Licancabur, leicht schüchtern hinter dem Juriques

Wir verlassen San Pedro de Atacama auf der direkt nach Osten führenden Ruta 27 und gewinnen sehr schnell an Höhe. Links neben uns steht majestätisch der Licancabur. Der Rückblick auf die nun schon tief unter uns liegende Ebene mit San Pedro de Atacama und dem Salar de Atacama ist beeindruckend. Es sind auch viele LKW unterwegs, die sich in Schneckentempo die Steigung hochquälen. Kamen diese an der Ruta 11 bei Putre noch größtenteils aus Bolivien, so sind es nun hauptsächlich Trucks aus Paraguay. Schnell sind wir auf der über 4000 Meter hoch gelegenen Ebene der Puna und überqueren dort den ersten der insgesamt sechs Pässe, die heute auf dem Programm stehen. Der Paso Jama ist der höchste und prominenteste dieser Pässe. Die Straße führt uns durch stetig wechselnde Landschaften. Während wir uns zunächst wie auf den Mars versetzt vorkommen, ist es am Rio Quepiaco bzw. der Laguna Quepiaco deutlich farbenfroher: Das Wasser des Flusses sorgt für einen fröhlichen gelbgrünen Pflanzenbewuchs und der See ist ein leuchtend blaues Auge in der Wüste.

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Wasser auf dem Mars

Auf beiden Seiten der Straße stehen - mehr oder weniger nahe - über 5000 Meter hohe Vulkane. Hinter denjenigen direkt an der rechten Seite der Straße müsste sich die Hochebene mit dem ALMA befinden. Tatsächlich sehen wir auf einem Berggrat ein menschengemachtes Objekt, eventuell ein kleines Haus, welches sicherlich nicht direkt mit der Funktion des Radioteleskops in Verbindung steht, aber eventuell eine Art Aussichtspunkt für die Astronomen oder etwas ähnliches darstellt. Hinter der Laguna Quepiaco zieht sich die Straße nach links und nach oben, die Landschaft wird deutlich steppenartiger. Hier geht nach links eine Allradpiste zum Salar de Tara ab, die wir uns aber sparen. Zusätzlich stehen auf der Ebene jede Menge riesiger brauner Steingebilde herum, die Monjes - also Mönche - de la Pacana.

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Einer von den Monjes. Im Hintergrund: Unser Auto

Vor allem der größte dieser Mönche - ein großer Steinfinger - ist schon von der Straße aus gesehen ziemlich beeindruckend. Während der Reiseplanung haben wir uns gefragt, wie genau man zu den in einiger Entfernung von der Straße stehenden Steinformationen hinkommt. Die Antwort ist ganz einfach: Man folgt einfach einer der zahlreichen querfeldein verlaufenden Reifenspuren. Als wir nach ausgiebiger Besichtigungszeit auf diese Art und Weise wieder querfeldein zurück in Richtung des Asphalts der Ruta 27 rumpeln, haben wir noch eine sehr nahe Begegnung mit einer Herde Vicunas - die hier ganz offensichtlich nicht mit einem Auto gerechnet hat und uns sehr neugierig anschaut.

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Grasende Vicunas

Von den Monjes aus konnten wir schon Salar Aguas Calientes und die in diesem Salzsee gelegene Laguna Negra sehen. Nur kurz nachdem wir wieder die Asphaltstraße erreicht haben kommen wir zu einem Viewpoint auf Salzsee und See. In dem blauen Wasser der Lagune spiegeln sich schön die dahinter stehenden Vulkane. Kurz hinter uns trifft ein Tourbus mit deutschsprachigen Touristen unterwegs Richtung Argentinien am Aussichtspunkt ein. Wir sind neugierig - ein Tagesausflug von San Pedro de Atacama wird das ja wohl nicht sein - und sprechen die Gruppe an: Eine relativ kleine Reisegruppe, die eine zweiwöchige geführte Reise durch den Norden von Chile und Argentinien macht. Sicherlich auch eine angenehme Art zu Reisen.

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Die Laguna Negra

Ein paar Kilometer weiter kommen wir am Salar de Quisquero vorbei, an dem wir fast achtlos vorbei gefahren wären, hätten wir nicht auf dem Wasser dieses Salzsees einige Flamingos gesehen. Also wird ausgiebig beobachtet und erst dann zur argentinischen Grenze weiter gefahren. An dieser gibt es in der Tat - so wie uns ja schon mitgeteilt wurde - ein neues gemeinsames Abfertigungsgebäude von Chile und Argentinien. Dummerweise ist scheinbar kurz vor uns ein großer Reisebus angekommen, so dass die Warteschlangen ziemlich lang sind. Hinter uns reiht sich die deutschsprachige Reisegruppe in die Reihe, so dass sich die Wartezeit gut mit dem Austausch von Erfahrungen überbrücken lässt. Als wir an die Reihe kommen, sind wir froh, dass wir das Prozedere drei Jahre nach unserer Patagonienreise noch halbwegs hinbekommen. Im Gegensatz zu den Insassen der kleinen und großen Busse müssen wir unser Gepäck auch nicht ins Gebäude und zum Durchleuchtungsapparat schleppen, sondern werden individuell am Auto selber kontrolliert. Wir müssen unsere Reisetasche öffnen, aber der Blick auf die darin gelagerten Schlafsäcke und Isomatten scheint den Zöllnern zu genügen. Also weiter.

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Grenze nach Argentinien

Wir fahren vorbei an den Salzseen Laguna Ana und Salar de Cauchari. Dahinter zeigt sich die Landschaft deutlich farbenfroher als wir es auf dieser Höhe erwartet hätten. Wenn nicht die immer noch sehr hohen Andengipfel am Horizont wären, könnten wir auch irgendwo im Westen der USA unterwegs sein. Irgendwo auf diesem Teil der Strecke treffen wir auch einige ältere Einheimische, die mit ihrem äußerst betagten PKW liegen geblieben sind, uns anhalten und dabei mit wilden Gesten auf einen leeren Wasserkanister zeigen. Der Wagen scheint aufgrund zu wenig Kühlwasser heiß gelaufen zu sein. Auch wenn wir vom Spanisch der Herren nahezu nichts verstehen, holen wir einen unserer großen Wasserkanister raus, das Kühlwasser ist schnell aufgefüllt, die Stimmung sehr dankbar und wir fahren weiter. Dirk grübelt nach dem gemeinsamen Aufbruch noch eine Weile darüber nach, warum nach Auffüllen des Wassers der Ölmessstab kontrolliert wurde - aber das wird schon seinen Sinn gehabt haben.

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Eine Vicunaherde rennt über einen Salzsee

In der winzigen Ortschaft Susques kreuzen wir die Ruta 40, die berühmteste Straße Argentiniens. Die Ruta 40 führt über 5300 Kilometer von einer der nördlichsten Stellen des Landes bei La Quiaca an der bolivianischen Grenze bis ganz in den Süden des Landes, an das Cabo Vírgenes bei Rio Gallegos an der Atlantikküste. Wir sind im Rahmen unserer Patagonienreise 2011 schon weite Abschnitte dieser legendären Straße gefahren. In der Gegend von Susques fühlen wir uns auch endgültig in den Westen der USA versetzt: Saftige Wiesen in den Tälern, farbige Felsen in rot, braun, weiß und lila und eine Straße, die sich lustig über die Berge schlängelt. Etwas später kommen auch noch Säulenkakteen dazu. Diese stehen entlang der Straße in einer tollen Schlucht aus braunem Gestein, vom Rio Congelado gegraben, in der sich die Straße steil nach unten in eine flache Ebene schlängelt.

Hier befinden wir uns "nur noch" auf knapp 3500 Meter Höhe und fahren relativ ereignislos und gerade durch eine Graslandschaft. Ab und zu steht am Straßenrand ein Esel. Wir fragen uns schon, wo der in den Karten eingezeichnete Salar Grande bleibt, als uns auffällt, dass das Gras eine leicht hellgrüne Farbe angenommen hat und es zwischen den Büscheln weiß schimmert. Wir befinden uns schon seit einiger Zeit auf dem gesuchten Salzsee - und bei der von uns erwarteten grellweißen Salzfläche handelt es sich um die sogenannten Salinas Grandes, die wir kurz darauf erreichen. Wir halten an einem Rasthaus, welches ganz aus Salz gebaut ist.

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Las Salinas Grandes

Hier kann man auf die blendend weiße Salzfläche laufen, wo sich eine beeindruckende Salzhalde befindet sowie mehrere rechteckige Vertiefungen in der ansonsten ebenen Fläche. Diese Vertiefungen wurden genutzt, um Salz abzubauen. Schön sind auch die Strukturen, die durch den Einfluss von verdunstenden Regen auf der Salzoberfläche entstanden sind: Die ansonsten spiegelglatte Oberfläche des Salzsees ist überzogen von einem Netz aus Polygonen, kleinen vom Wasser gebildeten Salzanhäufungen. Neben dem Rasthaus gibt es einen kleinen Andenkenstand, an dem man jede Menge Zeug aus Salz kaufen kann, zum Beispiel echt süße Mini-Lamas.

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Bunte Hügel in Argentinien

Wir fahren weiter. Die Straße verlässt die Salinas Grandes und den Salar Grande und führt in lustigen Serpentinen wieder steil nach oben, bis auf den Abra de Porterillos, auf 4170 Meter gelegen. Von hier aus geht es steil herunter, ebenfalls über abenteuerliche Serpentinen - diese erinnern entfernt an den berühmten Trollstigen in Norwegen - in die Quebrada de Purmamarca, ein Seitental der bekannten Quebrada de Huahuaca.

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Cuesta de Lipán

Die Quebrada de Purmamarca entpuppt sich als wahres geologisches Wunderland. Wir sehen Berge in allen nur erdenklichen Farben, interessante Schichtstrukturen und über viele Kilometer auf der linken Talseite dunkelbraune Felsstrukturen, die verdächtig an die Nadeln des Bryce Canyon in den USA aussehen. Am Talgrund angekommen - hier stehen wieder links und rechts der Straße viele Säulenkakteen - fahren wir nur noch ein kleines Stück, ehe wir unser Tagesziel Purmamarca erreichen. Diese Ortschaft ist bekannt für den Cerro de los Siete Colores, den Berg der sieben Farben. Unser Hotel liegt am Ortsrand und wir erreichen es nach einer etwas rumpeligen Fahrt durch die geschotterten Straßen der Ortschaft mit mehrfachen Routenänderungen wegen zahlreicher Baustellen.

Wir checken ein, machen uns frisch und brechen dann zur letzten Aktivität des Tages auf. Das Hotel liegt am Beginn eines 3.3 Kilometer langen Rundwegs, mehr oder weniger eine gute Forststraße - um den farbigen Berg herum. Eigentlich hatten wir gehofft, dass nun - am späten Nachmittag - die Farben des Berges durch die tiefstehende Sonne gut zur Geltung kommen. Nun hängen leider auf der argentinischen Seite der Anden deutlich mehr Wolken, als es noch in Chile der Fall war. In der Folge steht nun in der Tat die Sonne tief, sie hat aber geringe Schwierigkeiten, durch die Wolken durchzukommen. Dennoch strahlen die verschiedenfarbigen Felsen gut auf und man kommt auch, je nach Zählweise, auf sieben verschiedene Farben. Wir nehmen uns vor, je nach Wetter und Lichtverhältnissen morgen früh noch einmal wiederzukommen.

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Der siebenfarbige Berg (bitte nachzählen;-))

Am Ende des Rundweges kommen wir am Friedhof von Purmamarca vorbei in die Innenstadt. Die Hotels und Geschäfte hier sind teilweise deutlich edler als von uns erwartet - es ist gut zu erkennen, dass Purmamarca eine sehr touristisch geprägte Ortschaft ist. Zentraler Punkt ist die Plaza. Hier findet momentan ein Markt statt, auf dem Handwerkswaren - größtenteils sehr touristisches Zeug - verkauft werden. Direkt an der Plaza befindet sich auch die schöne Kirche der Ortschaft - die 1648 errichtete Iglesia de Santa Rosa.

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Straßenszene in Purmamarca

Nachdem wir uns ausgiebig umgeschaut haben und auch dem einzigen - und äußerst widerspenstigen - Geldautomaten in Purmamarca einige argentinische Geldscheine entlockt haben, brauchen wir noch ein Abendessen. Hierbei müssen wir zum ersten Mal im Verlauf unserer diesjährigen Reise beachten, dass es in Argentinien üblich ist, das Abendessen extrem spät zu sich zu nehmen. Es geht allerfrühestens um 20 Uhr los - viele Restaurants öffnen sogar erst um 21 Uhr - so dass unsere Mägen ein klein wenig länger warten müssen, als sie es von Chile her gewöhnt sind.

Gefahrene Strecke: 408 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 04.07.2015, 16:03 Uhr
Hallo allerseitsa,

weiter gehts...

1.11.2014 Purmamarca - Salta
Das Wetter ist im Vergleich zu gestern Abend deutlich besser und der Himmel zeigt sich blau mit vereinzelten Wolken. Daher machen wir uns direkt nach dem Frühstück - dieses wird vom Wirt direkt an die Cabana gebracht - nochmal kurz auf, um über eine kleine Abkürzung eine besonders schöne Stelle des Weges um den Cerro de las Siete Colores zu erreichen. In der noch tiefen Morgensonne leuchten die verschiedenen Farben des Berges richtig schön auf. Wir genießen den Anblick eine Weile, laufen dann zurück, checken aus und brechen auf. Hinter Purmamarca verläuft die Ruta 52 noch etwa 3 Kilometer nach Osten und trifft dann auf die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Ruta 9. In nördlicher Richtung führt diese durch die Quebrada de Humahuaca. Diese etwa 150 Kilometer lange Schlucht beginnt knapp außerhalb der Stadt San Salvador de Jujuy und endet ungefähr 40 Kilometer nördlich von Humahuaca. Dabei geht es gewaltig bergauf: Von etwa 1400 Metern Höhe bis auf 3600 Metern Höhe. Humahuaca, die wichtigste Ortschaft des Tals liegt auf knapp unter 3000 Metern. Die Quebrada de Humahuaca gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier verlief ein Teil des Inka-Straßensystems und es finden sich viele Überreste von Ortschaften und Bewässerungssystemen.

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Kakteen und Felsen in der Quebrada de Humahuaca

Wir wollen uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Tals anschauen und biegen daher nach Norden ab. Wie wir feststellen, ist die Quebrada de Humahuaca nicht nur kulturell sehr interessant, sondern auch vom landschaftlichen Gesichtspunkt her. Gut, das - zumindest in den tieferen Lagen - intensiv landwirtschaftlich genutzte Innere des Tals könnte sich so ähnlich auch irgendwo in Norditalien oder Südfrankreich befinden, aber die steilen Felswände links und rechts sind einmalig. Hier wiederholt sich mehr oder weniger das intensive Farbenspiel des Cerro de las Siete Colores: Während an manchen Stellen rote Felsen sehr an den Südwesten der USA erinnern, sieht das Ganze nur ein paar hundert Meter weiter ganz anders aus. Und wo im Südwesten gibt es komplette Berge aus grünen Felsen?

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Maimara

Etwas mehr als 20 Kilometer, nachdem wir auf die Ruta 9 abgebogen sind, erreichen wir die Ortschaft Tilcara. Hier verlassen wir die Hauptstraße und fahren in den zunächst ziemlich unübersichtlichen erscheinenden Ort. Alles ist sehr verwinkelt mit einigen leicht unübersichtlich angelegten Einbahnstraßen. Mit etwas Geschick finden wir den richtigen Weg zur am südwestlichen Rand der Ortschaft gelegenen Ruinenstadt Pukara de Tilcara. Diese Festung geht zurück auf den Stamm der Omaguaca und datiert ursprünglich etwa auf das 12te Jahrhundert. Die Omaguaca wurde erst gegen Ende des 15ten Jahrhunderts in das Inkareich integriert. Die Herrschaft der Inka dauerte dann nur etwa 50 Jahre, bis im Jahre 1536 die Spanier hier eintrafen. Die Historie dieser Festungsanlage erinnert uns ziemlich an diejenige der Atacama-Kultur auf der chilenischen Seite der Anden mit der wir uns in San Pedro de Atacama ausführlich beschäftigt haben.

Die strategisch wertvoll auf einem Hügel gelegene Anlage befindet sich in einem sehr guten Zustand. Dieser ist allerdings nicht irgendwelchen günstigen Witterungsverhältnissen oder ähnlichem geschuldet, sondern den hier durchgeführten Restaurierungsarbeiten: Die Pukara de Tilcara wurde zu Beginn des 20ten Jahrhunderts wiederentdeckt und damals waren von den meisten Gebäuden nur noch die Grundmauern erhalten. Diese wurden bis auf eine Höhe von etwa einem Meter wieder errichtet, einige ausgewählte Gebäude wurden auch komplett restauriert. Trotzdem oder gerade deshalb bietet die Pukara de Tilcara einen tollen Eindruck in die Lebensweise der präkolumbianischen Kulturen. Wir laufen den Rundweg ab und kommen dabei unter anderem an Wohnhäusern, religiösen Anlagen und einem Friedhof vorbei. Der Blick von dem Hügel in die umgebende Landschaft der Quebrada de Humahuaca ist toll und zwischen den Gebäuden stehen jede Menge Säulenkakteen. Auf dem Gelände befindet sich zusätzlich ein kleiner botanischer Garten, den wir uns ausgiebig anschauen, insbesondere den Teil der verschiedene Kakteenarten zeigt. Dann brechen wir wieder auf.

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Blick von der Pucara del Tilcara ins Tal

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Rekonstruierte Indiobauten in der Pucara del Tilcara

Ein paar Kilometer nördlich von Tilcara, in der Ortschaft Uquia legen wir den nächsten Stopp ein. Hier gibt es eine kleine Kirche, deren weiße Mauern einen schönen Kontrast zur Farbe der umgebenden Bäume sowie den roten und brauen Felsen der Quebrada darstellt. Bei dieser Kirche handelt es sich um eine der ältesten hier im Tal - sie wurde 1691 erbaut - der barocke Altar im Inneren ist der älteste der Region. Sehr interessant finden wir auch die Bilder der Erzengel - ausgerüstet mit spanischen Gewändern und Gewehren. Leider ist im Inneren der Kirche das Fotografieren verboten.

Nur etwa zehn Kilometer nördlich von Uquiqa erreichen wir Humahuaca. Hier parken wir unseren Pick-Up an der schönen grünen Plaza San Martin und laufen die paar hundert Meter durch enge Kopfsteinpflastergassen bis zum Stadtzentrum. Humahuaca erscheint uns stellenweise sehr touristisch - aber ein klein wenig abseits vom Trubel auch sehr schön und interessant. Nahezu sämtliche Gebäude im Zentrum sind im Kolonialstil errichtet. Das häufigste Baumaterial ist Adobe - wenn man genauer hinschaut kann man erkennen, dass an der einen oder anderen Stelle auch Kaktusholz verwendet wurde. An der zentralen Plaza befinden sich die schöne Kathedrale sowie das Rathaus mit seinem modernen Uhrenturm. Auch in der Kathedrale finden wir wieder viele Stellen, an denen Kaktusholz verarbeitet wurde. Da auch hier das Fotografieren verboten ist, können wir davon nur die Eingangstüre dokumentieren. An der Plaza finden sich auch zahlreiche Verkaufsstände von einheimischen Händlern - unterwegs in farbenfroher Kleidung, teilweise auch mit den runden Hüten, die man hauptsächlich aus Bolivien kennt.

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Rathaus von Humahuaca

Von der Plaza aus ist es nur ein paar Schritte weit bis zum Unabhängigkeitsdenkmal. Dieses lässt sich über eine monumentale Treppe erreichen und von oben bietet sich uns ein toller Blick auf den Ortskern von Humahuaca. Das Denkmal selber besteht aus einer überdimensionalen Indio-Figur und soll an den Anteil der Ureinwohner am Unabhängigkeitskampf Argentiniens gegen die spanischen Kolonialherren erinnern. Wir halten das für ein klein wenig verlogen, denn schließlich hat kaum ein Land seine indianische Bevölkerung und deren Kultur so gnadenlos verfolgt wie Argentinien.

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Unabhängigkeitsdenkmal in Humahuaca

Nach einem ausgiebigen Stadtbummel verlassen wir Humahuaca wieder und folgen der Ruta 9 nun nach Süden, wieder zurück durch die Quebrade de Humahuaca. Die Eindrücke, die die atemberaubende Landschaft bietet sind genauso toll, wie sie es auf der Hinfahrt waren und wir legen jede Menge Stopps zum Staunen und Fotografieren ein. Ein weiterer Halt führt uns zu einem riesigen Andenkenladen - vor dessen Tür ganz stilecht ein noch riesigeres überlebensgroßes Lama steht. So etwas würde uns auch irgendwo in den USA nicht überraschen. Hier decken wir uns mit Mitbringseln für daheim gebliebene Freunde ein. Im weiteren Verlauf unserer Fahrt müssen wir zwei Mal kurz hintereinander an Polizeikontrollen halten. Unser chilenisches Nummernschild macht die Polizisten offensichtlich leicht misstrauisch. Aber den Hinweis darauf, dass wir Touristen aus Deutschland in einem Mietwagen sind, wirkt jedes Mal sehr schnell und zuverlässig.

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Souvenirshop in Lamaform

Das südliche Ende der Quebrade de Humahuaca ist mit dichten und tiefhängenden Regenwolken komplett zugehängt und wir fahren mitten in diese Wolkenwand. Die Sichtweite beträgt nun nur noch wenige Meter und strömender Regen klatscht an die Scheiben unseres Pick-Ups. Der erste Regen im Verlauf unserer Reise. Immerhin wird dadurch das Auto ein klein wenig entstaubt. Es geht noch ein Stück steil bergab und dann - durch eine für unsere Augen ungewohnt grün erscheinende Landschaft - in Richtung San Salvador de Jujuy. Wir umrunden diese Stadt auf der autobahnähnlichen Umfahrungsstraße - der Verkehr ist ziemlich dicht. Nach Salta - unserem Tagesziel - könnten wir auch direkt auf der großen Straße gelangen. Wir entscheiden uns aber für eine deutlich spannendere Alternative: Die alte Verbindung zwischen Jujuy und Salta über den Camino de Cornisa. Der zentrale Abschnitt dieser Straße führt durch dichten Yunga-Regenwald in vielen Kehren und Serpentinen steil bergauf. Da wir keine Zeit haben, im Verlauf der Reise einen der drei argentinischen Yunga-Nationalparks anzuschauen, nehmen wir die Fahrt durch den dichten grünen Wald sehr gerne mit. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber sehr schmal. Sehr schmal bedeutet vier Meter - und zwar für beide Fahrtspuren. Theoretisch müssten also zwei entgegen kommende Autos gerade so aneinander vorbei passen - in der Praxis ergeben sich aber doch hektische Abbrems- und Ausweichmanöver. Wir halten mehrfach an, schauen uns um und unternehmen kurze Spaziergänge in den Wald. Dabei sind wir sofort umgeben von den seltsamen und exotischen Geräuschen des Regenwalds.

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Yunga-Wald

Kurz vor Salta verlässt die Straße den Wald und verläuft deutlich ebener als vorher. Interessanterweise behält sie aber noch über eine weite Strecke ihre Breite von vier Metern bei - obwohl hier auch ausreichend Platz für eine breitere Strecke wäre. Das ist bei dem mit abnehmender Entfernung nach Salta deutlich zunehmenden Verkehr nicht immer ganz entspannend für die Fahrer. Salta ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa eine halbe Million Einwohner. Wir kommen von Nordwesten in die Stadt, wechseln über eine Umfahrungsstraße auf die östliche Seite und erreichen relativ unkompliziert die Plaza 9. de Julio, den zentralen Platz von Salta, wo wir in unser vorgebuchtes Hotel einchecken.

Nach einer kurzen Pause im Hotelzimmer schauen wir uns kurz im Innenstadtbereich von Salta um, zuerst an der netten Plaza mit der daran befindlichen Kathedrale und weiteren schönen historischen Gebäuden. Im Inneren der Kathedrale finden wir unter anderem das Grab von Martín Miguel de Güemes, einem General des argentinischen Unabhängigkeitskampfes, der mit seinem berühmten Gauchoheer in der Gegend von Salta gegen die Spanier und ihre Verbündeten kämpfte.

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Ehrengrab für Güemes und seine Gauchos

Salta ist die erste größere argentinische Stadt im Verlauf unserer Reise - daher wollen wir probieren, unsere mitgebrachten US-Dollar günstig in argentinische Pesos umzutauschen. Also marschieren wir auf eine direkt an der Plaza befindliche Wechselstube zu - die am späten Nachmittag natürlich schon geschlossen hat. Wie erhofft spricht uns jedoch ein vor der Wechselstube wartender Mensch an. Ob wir Dollar tauschen wollen? Natürlich - und wir bekommen sogar einen ziemlich guten Kurs. Zwei Blöcke östlich der Plaza kommen wir zur Iglesia San Francisco, einer Kirche mit einer wunderschönen rot-weiß-gelben Fassade. Im schönen Innenraum können wir einen Blick auf zahlreiche liebevoll gestaltete Heiligenfiguren werfen - sowie durch einen vergitterten Seitenausgang die Gärten des direkt nebenan gelegenen Konvents bewundern.

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Arkardengang an der Plaza von Salta

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Franziskuskirche von Salta

Zum Abschluss unseres Spaziergangs durch Salta laufen wir zurück zur Plaza und besuchen das MAAM, das Museo de Arqueología de Alta Montana, das Museum für Hochgebirgsarchäologie. Der Name dieses Museums klingt sehr weitumfassend und ist damit ein klein wenig irreführend: Die gesamte Ausstellung dreht sich um drei Kindermumien, die im Jahre 1999 auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco entdeckt wurden. Dieser Vulkan ist in der Luftlinie etwa 315 Kilometer von Salta, direkt an der Grenze zu Chile gelegen. Die Mumien sind etwa 500 Jahre alt und waren Opfer der Inka an ihre Gottheiten. Aufgrund der kalten Temperaturen auf dem Gipfel des 6739 Meter hohen Llullaillaco sind die Mumien hervorragend erhalten. Sie werden hier im Museum in speziellen Kühlkammern und in einer Atmosphäre mit reduziertem Sauerstoffgehalt aufbewahrt. Das Museum erzählt kurz über die Geschichte und Kultur der Inka, dann wird über die von den Inka dargebrachten Menschenopfer allgemein und über die drei Kindermumien vom Llullaillaco im Speziellen berichtet. Zuletzt kann eine der Mumien - es wird immer nur eine ausgestellt - angeschaut werden. Diese befindet sich in einem ebenfalls gekühlten Ausstellungskasten. In Anbetracht dessen, wie lange es her ist, dass die drei Kinder geopfert wurden, ist der Zustand der ausgestellten Mumie erstaunlich gut. Ein sehr lohnenswertes Museum.

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Kathedrale von Salta

Zum Abendessen gehen wir in eine hippe Sportbar. Wir sind scheinbar die allerersten Gäste, die Abendessen bestellen - das wundert uns aber in Anbetracht der absonderlichen Abendessenszeiten der Argentinier gar nicht. Unser Tisch befindet sich unter einem Fernseher auf dem Fußball läuft - bestimmt etwas Südamerikanisches, denken wir. Und sind erstaunt, als wir (nicht live sondern zeitversetzt) mit anschauen dürfen, wie Bayern München knapp gegen Borussia Dortmund gewinnt. Nach dem Abendessen geht es die paar Hundert Meter zurück ins Hotel und dort ins Bett.

Gefahrene Strecke: 293 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.07.2015, 07:16 Uhr
Weiter gehts...

2.11.2014 Salta - Cafayate
Da wir noch einen kleinen Stadtspaziergang machen wollen, stehen wir früh auf. Das Wetter ist geringfügig besser als gestern, aber es hängt noch eine dichte Wolkendecke über der Stadt. Nach dem Frühstück laufen wir wieder in Richtung Kirche San Francisco, aber von dort aus weiter Richtung Osten zum Konvent San Bernardo, und von dort zum kleinen Park unterhalb des Cerro San Bernardo, den 1472 Meter hohen Hausberg von Salta. In diesem Park erinnert eine große Statue an General Güemes, den lokalen Unabhängigkeitshelden, dessen Grab wir gestern in der Kathedrale besucht haben.

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Convento San Bernardo

Nun befinden wir uns in einem properen und schönen Stadtviertel, auch wenn - wie wohl fast überall in Südamerika - das eine oder andere Autowrack herumsteht. Hier beginnt direkt neben dem Anthropologischen Museum ein Kreuzweg, der bis hinauf zum Gipfel des Cerro San Bernado führt. Diesen Weg wollen wir laufen. Theoretisch würden auf den Gipfel auch eine Seilbahn und eine Straße führen, aber für die Bahn sind wir deutlich zu früh unterwegs und das Auto hat mal eine Pause verdient. Außer uns sind nur ein paar Frühsportler unterwegs. Der Weg führt über viele Stufen unschwer durch dichten Wald den Berg hinauf.

Kurz vor dem Gipfel kommen wir leider in tiefhängende Wolken, so dass wir vom Gipfelplateau aus die Stadt nur schemenhaft erahnen können. Wir warten ein wenig und schauen uns auf dem Plateau um, inklusive der Gipfelstation der Seilbahn, einem Gipfelkreuz und einer überlebensgroßen Statue des wiederauferstandenen Jesus Christus als letzte Station des Kreuzwegs. Wir haben tatsächlich das Glück, dass sich die Wolkendecke im Verlauf unserer Wartezeit ein wenig lichtet. Wir bekommen zunächst einen klaren Blick auf die südlichen Teile von Salta und bald darauf auch auf die Innenstadt.

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Blick vom Cerro San Bernardo auf Salta

Wir bewundern den Ausblick eine Weile und brechen dann wieder nach unten auf. Dort angekommen, wandern wir durch ein äußerst wohlhabendes Wohnviertel zur Talstation der Seilbahn, im östlichen Zipfel des Parque San Martin. Dieser Park führt wie ein grüner Keil in die Innenstadt. Leider wird er in weiten Bereichen momentan umgebaut und ist dort nicht zugänglich. Wir laufen bis zum Ende des Parks - hier stehen Statuen von Leonardo da Vinci und Christoph Columbus - und von dort aus in einem Bogen über die Plaza zurück zu unserem Hotel.

Wir checken aus und begeben uns wieder auf die Straße. Die Innenstadt zu verlassen, fällt mit Hilfe unseres GPS-Geräts und auch dank des sehr spärlichen Sonntagvormittags-Verkehrs sehr leicht. Wir tanken noch den Pick-Up auf und verlassen dann Salta endgültig auf der Ruta 68 nach Süden. Diese Straße durchquert zunächst noch einige Salta vorgelagerte kleinere Städtchen, dann wird es immer ländlicher. Die Straße ist dicht gesäumt von saftig dunkelgrünen Bäumen und Sträuchern. Je weiter nach Süden wir kommen, desto trockener wird die Gegend, der Pflanzenbewuchs wird leicht spärlicher.

Knapp 100 Kilometer südlich von Salta, kurz vor dem Eingang in die berühmte Quebrada de las Conchas, das Tal der Muscheln, machen wir einen Stopp in der kleinen Ortschaft Alemania. Diese hat sowohl ihren Aufstieg Anfang des 20. Jahrhunderts als auch ihren Niedergang nur wenige Jahre später der Eisenbahn zu verdanken: Im Jahre 1912 entstand der Ort als Zwischenstation der im Bau befindlichen Eisenbahnlinie von Salta nach Cafayate.

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Am Eingang der Quebrada de las Conchas

Seinen Namen hat Alemania am Eisenbahnbau beteiligten deutschen Arbeitern zu verdanken. Der Ort wuchs schnell und bald lebten über 200 Familien dort. Die Bahnlinie wurde allerdings nur bis Alemania gebaut und im Jahre 1920 wurde entschieden, den Weiterbau abzublasen. Obwohl der Zug von Salta nach Alemania noch bis 1971 verkehrte, war der Niedergang von der Ortschaft nicht mehr aufzuhalten. Heute leben dort nur noch ein paar Menschen. Zentraler Punkt ist der schön restaurierte Bahnhof, von dem aus die teilweise überwucherten bzw. überwachsenen Gleise nach Norden Richtung Salta führen. Nach Süden strecken sich die Gleise zwar hoffnungsfroh, enden aber ein paar Meter weiter im Nichts.

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Bahnhof von Alemania

Die Berge südlich von Alemania und somit auch der Beginn der Quebrada de las Conchas dienen als natürliche Wetterscheide: War im bisherigen Verlauf der heutigen Strecke der Himmel relativ dicht mit Wolken bedeckt, kommen wir hier nahezu übergangslos in eine Gegend blauem Himmel und nur noch vereinzelten Wolken. Im Verlauf der Quebrada führt die Ruta 68 über ungefähr 50 Kilometer sehr kurvig entlang des Rio de las Conchas und entlang fantastischer Gesteinsstrukturen, wieder in allen möglichen Farben.

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In der Quebrada de las Conchas

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Rote Felsen in der Quebrada de las Conchas

Zusätzlich zu den unzähligen Stellen, an denen man anhalten und staunen kann sind mit kleinen Holzschildern besonders interessante oder auffällige Gesteinsformationen markiert. Die ersten beiden an denen wir vorbei kommen sind auch die bekanntesten: Die Garganta del Diablo und das Anfiteatro. Beim ersten handelt es sich um eine riesige, sich ungefähr im Winkel von 45 Grad eine hohe Bergflanke hochziehende Rinne. In diese Rinne kann man unten hineinlaufen und der Blick entlang der gigantischen Seitenwände aus rotem Stein nach oben ist atemberaubend.

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Garganta del Diablo

Ungefähr einen Kilometer weiter kommen wir zum Anfiteatro, dem Amphitheater: Hier ist der Fels so erodiert, dass man durch eine schmale Öffnung in einen nahezu komplett von Felswänden umringten und nach oben hin offenen Raum eintreten kann. Der Bekanntheitsgrad der Garganta del Diablo und vom Anfiteatro wird von zahlreichen fliegenden Händlern ausgenutzt, die jede Menge Gerümpel, zumeist Schmuck, anbieten. Am Anfiteatro will zusätzlich ein Gesangsduo mit seinen Künsten Geld erspielen, hat aber bei uns kein Glück, denn wir finden an diesem schönen Ort die Musik eher störend.

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El Anfiteatro

Wir kommen an einer Stelle vorbei, an der ein Teil der Straße durch die Quebrada de las Conchas vor ein paar Jahren offensichtlich im Rahmen einer Begradigung durch eine direktere Streckenführung ersetzt wurde. Die Argentinier haben recht pragmatisch denkend - wohl um Geld zu sparen - den alten Streckenbelag nahezu komplett liegen gelassen und nur an beiden Enden ein paar Meter des Asphalts weggebaggert. Das Resultat - eine knapp neben der Straße aus dem Nichts entspringende zweite Fahrbahn - erscheint reichlich skurril. Obwohl wir zur Nebensaison unterwegs sind, ist deutlich zu erkennen, dass der Bogen von Salta nach Cafayate und zurück über Molinos und Cachi ein sehr beliebter Bestandteil von Mietwagentouren in Argentinien ist: Auf der Strecke und den Parkplätzen sehen wir viele der kleinen Mietwägen, die für Argentinien typisch sind. Unser großer Pick-Up fällt da etwas aus dem Bild und fällt dementsprechend auch auf. Als wir vom kurzen Trail zum Anfiteatro zurückkommen, treffen wir einen Touristen aus den USA, der unser Auto fotografiert. Hauptsächlich, wie er uns erklärt, wegen des Nummernschilds aus Chile.

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In der Quebrada de las Conchas

Wir fahren weiter und kommen an unzähligen weiteren interessanten Punkten vorbei, wie einem großen Felsen in Form einer Kröte, einem Felsen in Form eines Mönchs, einer Felswand mit Löchern, in denen Papageien nisten, einem großen Obelisken und einer beeindruckenden roten Felswand, welche Los Castillos - die Schlösser - genannt wird. Diese Schlösser liegen ganz am Ende der Quebrada de las Conchas und somit kommen wir nach mehreren Stunden im Wunderland der Steine wieder in deutlich flachere Gegenden.

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Die Kröte

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Los Castillos

Flacher ist relativ, denn wir fahren zwar durch eine Ebene, aber vor uns stehen die hohen Berge der Anden. Unser Tagesziel ist nun nur noch wenige Kilometer entfernt: Der für Weinanbau bekannte Ort Cafayate. Kurz vor Cafayate kommen wir an vielen edlen Weingütern vorbei, umgeben von großen Weinfeldern. Ähnlich wie wir es vor vier Jahren schon in Australien beobachtet haben, ist die Sonnenstrahlung hier so intensiv, dass der Wein nicht an Hängen angebaut werden muss.

Cafayate - aus 1680 Metern Höhe gelegen und mit knapp 12000 Einwohnern - ist eine gemütliche kleine Ortschaft und sehr touristisch geprägt. Das lässt sich an der hohen Anzahl an Hotels, Hostals und Restaurants ablesen. Fast alle Gebäude der Ortschaft sind im Kolonialstil errichtet. Wir fahren zu unserem vorgebuchten Hotel, checken ein und verbringen den Rest des Tages bei einem kleinen Stadtrundgang sowie bei der Siesta im sehr gemütlichen Innenhof des Hotels. Höhepunkt der Stadt ist die hübsche Plaza mit der Kathedrale Nuestra Señora del Rosario. Dabei handelt es sich um die einzige Kirche mit fünf Schiffen weit und breit. Am Abend gehen wir in die Casa de las Empanadas - das Haus der Empanadas - und essen uns mit diesen äußerst leckeren und in verschiedenen Sorten gefüllten Teigtaschen satt.

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Kirche von Cafayate

Gefahrene Strecke: 186 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 06.07.2015, 12:47 Uhr
Hallo,

nun bin ich auch hier vorbeigesurft. Drucke mir den Bericht jetzt erstmal soweit aus, damit ich auf dem laufenden bin.

Weiteres dann, wenn Du weiterschreibst.  :wink:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 06.07.2015, 13:23 Uhr
Schon mal eine Zwischenfrage.

Wenn Ihr Euch etwas angeschaut habt, was habt Ihr denn dann mit den Koffern hinten auf dem Pick up gemacht?
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.07.2015, 22:06 Uhr
Wenn Ihr Euch etwas angeschaut habt, was habt Ihr denn dann mit den Koffern hinten auf dem Pick up gemacht?

Das Auto hatte eine abschließbare Laderaumabdeckung, so dass das Gepäck zumindest nicht zu sehen war. Wer wirklich hätte drankommen wollen, hätte die Klappe mit Gewalt sicher schnell aufbekommen. Aber Chile und Argentinien sind von der Kriminalitär her vergleichsweise harmlose Länder, so dass wir uns selbst in den wenigen Städten entlang der Reise keine größeren Sorgen gemacht haben.

Witzigerweise war ich 2011 bei der Buchung für Patagonien sehr irritiert, als es auf einmal hieß, eine Laderaumabdeckung wäre für diese Strecke zwingend vorgeschrieben (frag' bitte keiner, warum) und würde noch so etwa 100 Euro extra kosten. Damals wollte ich so ein Teil gar nicht haben.

Wir fanden es dann so praktisch (zum Beispiel konnten wir so damals das Gepäck während dem mehrtägigen Trekking im Torres del Paine-Park sicher auf der Ablagefläche lassen), dass es dieses mal (neben dem zweiten Reservereifen und dem Reservekanister) als essentielles Extra sofort mitgebucht wurde.

Hier das beste Bild welches ich gefunden habe (ich musste das Bild extrem zuschneiden - das sieht man auch an der Qualität):

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/PickUpChile.jpg)
Unser Pick-Up mit Laderaumabdeckung

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 07.07.2015, 12:07 Uhr
Der Wagen sieht gut aus und danke für die Erklärung.

Einige Deiner Bilder machen richtig Lust auf dieses Land. Da wir aber  gar kein Wort spanisch können, würden wir uns wohl sehr unwohl fühlen. Da wäre es sicherlich hilfreich, ein paar spanische Wörter/Sätze zu können.

Wir könnten wohl gerade ein Bier und einen Wein bestellen. :wink:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 07.07.2015, 21:28 Uhr
Wir könnten wohl gerade ein Bier und einen Wein bestellen. :wink:

Das sollte fürs Erste doch gut ausreichen :bier: :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 08.07.2015, 07:24 Uhr
Hallo allerseits,

weiter gehts...

3.11.2014 Cafayate - Molinos
Nach dem Frühstück und Auschecken aus dem Hotel verlassen wir Cafayate. Eigentlich wollen wir nach Norden fahren, um über San Antonio de los Cobres und den Paso Sico wieder nach Chile zurückzufahren. Allerdings nehmen wir uns die Zeit, um wegen einer besonderen Sehenswürdigkeit einen Bogen nach Süden zu fahren. Die Straße, welche Cafayate in Nord-Süd-Richtung durchquert, ist die Ruta 40 und zum ersten Mal seit unserem Patagonien-Urlaub vor drei Jahren sind wir wieder auf dieser legendären Straße unterwegs. In Patagonien war die Ruta 40 größtenteils geschottert - auch wenn es sich dort über hunderte Kilometer um eine geschotterte Parallelstraße handelte, während die eigentliche Ruta 40 gerade frisch asphaltiert wurde und somit ihrem ursprünglichen Charakter beraubt wurde. Asphaltiert ist das erste Stück der Ruta 40 von Cafayate aus nach Süden auch. Dennoch gibt es immer wieder Stellen - teilweise alle paar hundert Meter - an denen der Verkehr mittels Tempolimits auf sehr geringe Geschwindigkeiten abgebremst wird. Hier wird die Straße von betonierten Senken, sogenannten Baden, unterbrochen. An diesen Stellen quert ein Fluss oder Bach die Straße und über diese künstlichen Furten soll das Wasser in der Regenzeit die Straße queren, ohne größeren Schaden anzurichten.

Direkt außerhalb von Cafayate kommen wir an einigen sehr edlen Weingütern vorbei, danach werden die Gegend und die an der Straße stehenden Häuser etwas profaner, aber keineswegs ärmlich. Das System der Täler um Cafayate herum wird Valles Calchaquíes genannt - eines dieser Täler, die Quebrada de las Conchas, haben wie ja gestern schon besucht. Nun sind wir unterwegs im breiten Tal des Rio Santa Maria, rechts und links von uns stehen hohe Berge.

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Weinfelder bei Cafayate

Knapp 50 Kilometer hinter dem Ortsausgang von Cafayate kommen wir zur Abzweigung zu den in Fahrtrichtung rechts von uns gelegenen Ruinen von Quilmes. Hier lebte ab etwa 800 nach Christus der Stamm der Quilmes-Indianer, die Ansiedlung hatte bis zu 15000 Einwohner. Im 14ten Jahrhundert wurden die Quilmes in das Inka-Reich integriert. Im 16ten Jahrhundert trafen die spanischen Eroberer in dieser Gegend ein und die Quilmes leisteten über mehr als hundert Jahre erbitterten Widerstand. Erst im Jahre 1667, nach über 35-jähriger Belagerung konnte die Festungsanlage von den Spaniern erobert werden. Danach wurde der größte Teil der Überlebenden Quilmes in einer Art Todesmarsch über mehr als tausend Kilometer nach Buenos Aires umgesiedelt. Ein großer Teil der Indianer starb auf dem Marsch oder danach an Krankheiten. Heute heißt ein Vorort von Buenos Aires Quilmes und - bitterböse Ironie der Geschichte - das dort gebraute Bier, die wohl meist getrunkene Biersorte Argentiniens.

Von der Ruta 40 führt eine etwa 5km lange Schotterpiste zu den Ruinen. Nachdem wir Eintritt bezahlt haben, werden wir am Parkplatz freundlich begrüßt und bekommen die Regeln erklärt: Wir dürfen eigentlich überall frei herumlaufen, wenn wir auf den Wegen bleiben. Das ist leichter gesagt als getan, denn richtig ausgezeichnete Wege gibt es hier nicht: Die sehr beeindruckenden Ruinen bestehen aus etwa einen Meter hohen Mauerresten, doppelt gemauert, sehr dick und im Inneren mit der grauen Erde dieser Gegend aufgefüllt. Das ergibt grau aufgefüllte Mauern und graue Landschaft mit grauen Wegen dazwischen. Dazu gibt es in der gesamten Anlage vielleicht zehn bis zwanzig blaue Wegweiser, die die erlaubten Wege symbolisieren wollen. Das funktioniert nicht wirklich - wir landen einige Male, einem vermeintlichen Weg folgend, auf irgendeiner Mauer, von der wir leicht verschämt wieder runter hüpfen müssen.

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Ruinen von Quilmes

Die Ruinenanlage schmiegt sich in einen Talkessel und zieht sich sehr interessant einen Berghang hoch. An beiden Flanken des Talkessels führen Wege zu hoch gelegenen Aussichtspunkten herauf, von denen aus man die Größe der Pukara sehr schön in Augenschein nehmen kann. Es gibt auch einen - sehr lohnenden Weg - über den die Aussichtspunkte auf beiden Seiten miteinander verbunden sind. Auf dem Weg zurück zum Auto freunden wir uns noch mit zwei Lamas und einer Katze an und verlassen dann, beeindruckt von der hier stattgefundenen Geschichte, die Ruinen wieder.

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Quilmes von oben

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Lama in Quilmes

Wir fahren auf der Ruta 40 zurück nach Cafayate, wo wir eine kleine Mittagspause in einem Café an der Plaza einlegen und dabei einige der verfügbaren sehr guten Eissorten durchprobieren. Dann geht es, frisch vollgetankt, weiter nach Norden. Auch hier sind wir auf der Ruta 40 unterwegs und kommen zuerst zur kleinen Ortschaft San Carlos, mit einer wunderschönen Plaza und der an der Plaza stehenden Kirche San Carlos de Borromeo. Hier gefällt es uns mindestens ebenso gut wie in Cafayate. Es ist aber an der geringeren Anzahl an Restaurants und Cafés deutlich zu merken, dass San Carlos weniger vom Tourismus entdeckt und geprägt wurde als Cafayate. Ob wohl die Einheimischen darüber glücklich oder unglücklich sind? Wir schauen uns kurz um und fahren dann weiter.

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Skulpturen auf der Plaza von San Carlos

Hinter San Carlos ist die Straße nur noch für einige Kilometer asphaltiert. Die Landschaft und die Vegetation werden deutlich karger. Grund ist, dass die Straße langsam aber stetig an Höhe gewinnt. Bald endet auch der Asphalt und wir sind auf Schotter unterwegs. Die Qualität des Straßenbelags wird sich im Verlauf der folgenden Strecke von sehr gut über leichtes Waschbrett bis zu mit ein paar größeren Steinen versetzt ändern - immer hin und wieder zurück. Im Grunde ist aber alles leicht und problemlos zu fahren - vor allem mit unserem hochbeinigen Pick-Up mitsamt seinen robusten Reifen. Auf der von uns aus gesehen rechten Talseite zeigen sich wieder farbige Felsen, vor allem in Grün und allen möglichen Rottönen. Auf unserer Seite dagegen sind die Felsen in einer helleren Farbe gehalten, einer Art Beige bis Creme. Wir kommen vorbei an ein paar kleinen Ortschaften, teilweise mit hübschen Kirchen. Einige Male sehen wir über uns hinwegfliegende Gruppen von grünen Papageien.

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Ein Papagei

Grob geschätzt 60 Kilometer nördlich von Cafayate endet mehr oder weniger plötzlich jegliche Besiedlung oder landwirtschaftliche Nutzung der Flächen entlang der Straße. Wir kommen in die Quebrada de las Flechas - das Tal der Pfeile - einen Bereich, der für seine skurrilen Felsformationen bekannt ist. Diese bestehen aus teilweise um 90 Grad gedrehten, größtenteils aber lediglich schräg geneigten Schichten aus hellem Gestein. Letztere sehen teilweise so aus wie sich in die Erde bohrende riesige Pfeile aus Stein - und hier kommt wohl auch der Name der Schlucht her.

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Felsstrukturen in der Quebrada de las Flechas

Die um 90 Grad gedrehten Schichten bilden stellenweise Felsrippen. Wenn zwischen diesen Felsrippen Erosion stattfindet, erinnert das Ganze teilweise sehr an die Vorform der Arches im gleichnamigen Nationalpark in den USA. Wir fahren einige Zeit durch das geologische Wunderland der Quebrada de las Flechas und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. An einer Stelle gibt es auch einen kurzen Trail zu einem leicht erhöhten Aussichtspunkt, von dem aus sich diese Formationen noch schöner betrachten lassen.

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Friedhof in der Quebrada de las Flechas

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Aussichtspunkt in der Quebrada de las Flechas

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Blick auf die Nevados de Cachi vom Talausgang der Quebrada de las Flechas

Hinter der Quebrada de las Flechas kommen wir wieder in landwirtschaftlich genutzte Gegenden und fahren an einigen bewohnten Häusern vorbei. Auch der Rio Calchaqui lässt sich wieder neben der Straße blicken. Das Staunen hat jedoch kein Ende, denn wir sehen auf beiden Seiten des Tals jede Menge rote, braune und orangefarbene Felsstrukturen, die an anderen Stellen der Welt wohl jede für sich benannte Sehenswürdigkeiten wären. Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt durch diese schöne Landschaft, insgesamt etwa 110 Kilometer  hinter Cafayate, erreichen wir Molinos, unser Tagesziel für heute. Diese Ortschaft wirkt etwas ärmlicher als die anderen, durch die wir heute gekommen sind, ist aber trotzdem recht hübsch. Wir haben in der Hacienda de Molinos gebucht. Diese Anlage war der Wohnsitz von Nicolás Severo de Isasmendi (1753-1837), dem letzten spanischen Vizegouverneurs hier in der Gegend. Die Anlage ist sehr ruhig und gepflegt. Direkt gegenüber befindet sich die Kirche des Ortes, San Pedro de Nolasco. In dieser befinden sich auch die sterblichen Überreste von Herrn Isasmendi. Nach einer kurzen Besichtigung der Kirche verbringen wir den Rest des Nachmittags im Schatten des großen Baumes im Innenhof der Lodge und schauen uns vor dem Abendessen noch kurz im Dorf um.

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Kirche von Molinos

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_11_03_12.jpg)
Innenhof der Hacienda de Molinos

Gefahrene Strecke: 223 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 08.07.2015, 10:30 Uhr
Wir könnten wohl gerade ein Bier und einen Wein bestellen. :wink:

Das sollte fürs Erste doch gut ausreichen :bier: :wink:

Schöne Grüße,
Dirk

Ha ha......  :wink:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 08.07.2015, 10:37 Uhr
Hattet Ihr alle Unterkünfte vorgebucht?
Über ein spezielles Reisebüro oder direkt selbst über das Internet (spanische Sprahche)?

Die Route, die Ihr bis jetzt gefahren seit, ist super interessant!!! Gern würde ich das auch sehen, aber wie ja schon geschrieben, nicht alles ist machbar.  :wink:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 08.07.2015, 12:56 Uhr
Hattet Ihr alle Unterkünfte vorgebucht?
Über ein spezielles Reisebüro oder direkt selbst über das Internet (spanische Sprahche)?

Ja, wir hatten einen großen Teil der Unterkünfte vorgebucht. Ausnahme waren die Zeltübernachtungen sowie die beiden Übernachtungen in Illapel und in Pica - weil wir hier nicht sicher waren, wie wir fahren wollen bzw. wie weit wir am jeweiligen Tag kommen.

2011 für Patagonien haben wir noch alle Buchungen über ein spezielles Reisebüro machen lassen. Mit dem Effekt, dass wir zwar tolle Unterkünfte hatten und auch alles gut geklappt hat, das Ganze aber auch eine Spur teurer war als eigentlich nötig. Daher haben wir dieses Mal alles selber gemacht. Etwa 80 Prozent aller Unterkünfte haben wir über ein Buchungsportel bekommen, der Rest musste über e-Mail-Kontakt laufen. Das lief erstaunlich gut, selbst die eigentlich nötigen Vorauszahlungen (eigentlich über sündhaft teure Auslandsüberweisungen) ließen sich entweder anders abwickeln oder wurden uns erlassen.

Auch das Suchen der beiden vor Ort gesuchten Unterkünfte war kein Problem - hier haben wir gemerkt, dass sich unser Spanisch seit 2011 verbessert hat: Damals hatten wir exakt eine Unterkunft nicht vorgebucht, in der Ortschaft Villa Cerro Castillo. Damals sind wir dort in das vom Reiseführer empfohlene Hotel spaziert und haben auf spanisch nach einem Zimmer gefragt. Die ablehnende Reaktion der Wirtin war ungefähr so, als hätte ich gefragt, ob ich mit ihrer Tochter etwas unartiges anstellen darf. Wir haben nie herausgefunden, was der Grund für diese Reaktion war. 2014 dagegen war das größte sprachliche Problem, als ich in Fiambala nach einem Stellplatz für das Zelt gefragt habe und dabei das spanische Wort für Zelt verwendet habe. Der Herr an der Schranke kannte aber nur das südamerikanische Wort für Zelt - was sich dann nach einigen Minuten glücklicherweise aufklären ließ...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 10.07.2015, 07:23 Uhr
Guten morgen,

heute fahren wir wieder aufs Altiplano und nehmen dabei eine sehr spannende Passstraße.

4.11.2014 Molinos - Salar de Rincon
Nach einem leckeren Frühstück beladen wir unser Auto und brechen wieder auf. Kurz hinter Molinos halten wir an und besteigen einen kleinen neben der Straße gelegenen Hügel, von dem aus wir einen schönen Rückblick auf das Dorf haben, mitsamt der Kirche und der Hacienda.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_11_04_01.jpg)
Rückblick auf Molinos

Die Straße unterscheidet sich nicht sehr vom letzten Teil der gestrigen Etappe. Es geht am westlichen Rand des breiten Tals des Rio Calchaqui entlang. Die Landschaft ist recht arid und, steppenähnlich. Allerdings sorgt das Wasser des Rio Calchaqui - rechts von uns - für saftig grüne Wiesen. Wie gestern sehen und hören wir einige Papageien, heute in Bäumen direkt neben der Straße sitzend. Etwa 45 Kilometer nördlich von Molinos liegt die Ortschaft Cachi, unser erstes Ziel für heute.

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Im Tal des Rio Calchaqui

Cachi selbst ist ein nettes Städtchen mit etwas mehr als 500 Einwohnern und liegt malerisch unter den im Nordwesten steil emporragenden Flanken der Nevado de Cachi. Die höchsten Berge dieser Kette sind über 6300 Meter hoch. Cachi existierte bereits, ehe die Spanier hier eintrafen. Hier siedelte der Stamm der Diaguitas und legte ausgeklügelte Bewässerungsanlagen an. Die Ortschaft wurde im Jahre 1673 erstmals urkundlich erwähnt. Nachdem wir die etwas versteckt gelegene Tankstelle gefunden und unserem Auto ein paar Liter Diesel spendiert haben, fahren wir in die Innenstadt und schauen uns etwas um. Sämtliche Gebäude um die hübsche Plaza herum sind im Kolonialstil errichtet, inklusive der im 17ten Jahrhundert errichteten Kirche San José. Auch in dieser Kirche wurde, wie wir schon oft im Verlauf der Reise gesehen haben, in weitreichendem Maße Kakteenholz als Bauholz verwendet. Selbst der Beichtstuhl ist aus Kakteenholz.

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Straße in Cachi

Zum Abschluss unseres Besuchs in Cachi spazieren wir in die lokale Tourismusinformation. Wir fragen nach, ob sie uns denn den aktuellen Zustand der Passstraße über den 4950 Meter hohen Abra del Acay verraten können. Dieser Pass bildet die direkte Verbindung in Richtung Norden nach San Antonio de los Cobres - und ist damit für uns der kürzeste  Weg weiter zur Passstraße über den Paso Sico und damit zurück nach Chile. Der Abra del Acay kann sich gerade im Frühling in sehr schlechtem Zustand befinden. In jeglichen Reiseführern wird daher empfohlen, in Cachi oder in der näher am Pass gelegenen Ortschaft Poma nach dem Zustand der Straße zu fragen. Die junge Dame am Schalter der Tourismusinformation sieht auf den ersten Blick gesehen nicht so aus, als könne sie etwas über einen noch etwas mehr als 80 Kilometer entfernten hochandinen Straßenabschnitt erzählen. Wir werden aber positiv überrascht und bekommen ein detailliertes und mehrere Minuten langes Referat über die aktuelle Situation am Abra del Acay: Es schaut gut aus, nur nachts sollten wir nicht fahren, damit wir nicht in einem der tiefen Abgründe seitlich der Straße landen. Das haben wir so definitiv nicht vor, bedanken und verabschieden uns.

Nördlich von Cachi ist die Ruta 40 ein kurzes Stück asphaltiert, allerdings ist der Straßenbelag in einem recht bemitleidenswerten Zustand. Nach etwas mehr als zehn Kilometern geht nach rechts die Straße über die Cuesta del Obispo und den 3300 Meter hohen Paso Piedra del Molino zurück Richtung Salta ab. Diese wunderschöne Gebirgsstraße wird von den meisten Touristen hier verwendet, um den Kreis von Salta nach Cafayate und zurück über Molinos und Cachi wieder zu schließen. Wir hatten den Paso Piedra del Molino leider nicht sinnvoll in unserer Route unterbringen können und uns daher für die kürzere, aber auch deutlich höhere und spannendere Alternative über den Abra del Acay entschieden. Die nach Norden führende Straße dorthin verläuft die ersten paar Kilometer eben und gerade als Schotterautobahn durch eine Art Hochebene. Am Horizont stehen die beeindruckenden hohen Berge der Anden. Dann taucht die Straße in ein Tal ab und ist hier rechts und links von wunderschönen roten Felsen eingerahmt. Wieder fühlen wir uns in den Südwesten der USA versetzt.

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Ruta 40 nördlich von Cachi

Aufgrund zahlreicher Kurven und auch zahlreicher nötiger Stopps zum Staunen und Fotografieren kommen wir nicht mehr allzu schnell voran. Kurz vor der kleine Ortschaft La Poma verlassen wir das hübsche Tal wieder und kommen wieder auf eine Hochebene. Nun stehen die tollen roten Felsen weiter von uns entfernt. Wir kommen an einem Paar rechts der Straße gelegenen schwarzen Vulkanen vorbei, den Gemelos. Auf einen Besuch in La Poma verzichten wir, ebenso lassen wir die Puente del Diablo aus, eine ursprünglich von Lava gebildete Röhre im Gestein, durch die nun ein Fluss fließt. Ein Besuch dieser Klamm ist nur mit einem lokalen Führer erlaubt. Stattdessen bewundern wir lieber in aller Ruhe die uns umgebende Landschaft. Die Qualität der Piste verschlechtert sich graduell immer mehr, zuletzt fahren wir auf einem sehr schmalen, mit größeren Felsklumpen durchsetzten Schotterband und alle paar Minuten lustig durch eine Furt. Wir kommen immer näher an die vor uns liegenden Berge heran bzw. durch enge Täler an diesen vorbei. Dabei bekommen wir immer neue Einblicke in sich vor uns öffnende Täler und fragen uns jedes Mal von neuem, wo denn die Straße weiter gehen soll.

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Auf der Zufahrt zum Abra del Acay

Die Anzahl der entlang der Straße stehenden Häuser nimmt immer mehr ab. Haben wir weiter unten noch ab und zu einen Menschen - zum Beispiel eine Ziegenhirtin mit ihrer Herde - gesehen, so sind wir nun bald völlig alleine unterwegs. Die Straße führt immer steiler und abenteuerlicher bergauf - teilweise reicht der erste Gang fast nicht mehr aus. Wir durchfahren viele Serpentinen und am Schluss geht es sehr abenteuerlich an der Flanke um einen steilen Berg herum. Hier darf der Beifahrer keine Gefühle von Höhenangst entwickeln... Im starken Kontrast zu unserer vorher gemachten Beobachtung, dass wir völlig alleine sind, steht ein hypermoderner Straßenbaubagger etwa 100 Meter unterhalb der Passhöhe. Darin sitzt ein sehr gelangweilter Bauarbeiter - entweder momentan ohne konkreten Arbeitsauftrag oder in der Mittagspause. Vor allem ist uns schleierhaft, wie dieser Bagger hierher gekommen ist.

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Fast auf der Passhöhe

Schließlich erreichen wir die Passhöhe. Diese ist markiert durch diverse Schilder, welche allesamt mit hunderten von Aufklebern bedeckt sind. Hier haben sich andere Reisegruppen verewigt, teilweise sogar mit speziell für ihre Reise entworfenen Aufklebern. Laut unserem GPS-Gerät sind wir 4981 Meter hoch - im Rahmen der Messgenauigkeit stimmt das mit den offiziellen Höhenangaben der NASA recht gut überein. Unsere auf dem chilenischen Altiplano gewonnene Akklimatisation hält noch an und wir haben glücklicherweise keinerlei Probleme mit der großen Höhe. Es ist extrem windig und wir haben einen tollen Blick in die im Norden und Süden liegenden Täler bzw. Ebenen. Im Osten und Westen stehen der 5378 Meter hohe Cerro Saladillo und der 5716 Meter hohe Nevado de Acay.

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Der Abra del Acay

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Blick vom Abra del Acay nach Norden

Nördlich des Abra del Acay ist der Straßenverlauf deutlich flacher und einfacher zu fahren. Nicht ohne Grund wird Besuchern mit einem normalen PKW gerne die Auffahrt auf diese Seite als lohnenswerter Ausflug von San Antonio de los Cobres aus empfohlen. Nach ein paar Serpentinen kommen wir an einem schönen Bofedal vorbei, dicht bevölkert mit Alpakas und Guanakos. Ein paar hundert Höhenmeter weiter erreichen wir die auf etwa 4000 Meter Höhe gelegene Ebene des Altiplano. Ab hier verläuft die Straße wieder als Schotterautobahn. Hinter einer Kurve, wir sind wegen der auf der rechten Seite der Straße stehenden Guanakos extrem langsam unterwegs, erhebt sich auf einmal erschrocken eine Gruppe von vier Nandus, die direkt neben der Straße Rast gemacht haben. Eine sehr schöne und unerwartete Tierbegegnung.

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Guanako

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Nandu

Kurz darauf treffen wir auf die Ruta 51, welche von Salta hier herauf führt. Diese wird auf diesem Abschnitt momentan asphaltiert und es ist ein wenig kompliziert, korrekt auf die Straße abzubiegen, ohne im Baustellenbereich zu landen. Letztendlich erfolgreich legen wir die 13 Kilometer nach San Antonio de los Cobres zurück. Diese Ortschaft, gelegen auf 3774 Metern Höhe, ist vor allem bekannt für den Tren de las Nubes, den Zug in die Wolken. Dabei handelt es sich um die verbleibenden etwa 200 Kilometer der Bahnstrecke zwischen Salta und Antofagasta. Der Zug in die Wolken ist eine große Touristenattraktion und sollte eigentlich einmal pro Woche verkehren. Ein Stopp wird dabei in San Antonio eingelegt und der Umkehrpunkt des Zuges ist das - etwa 12 Kilometer hinter dieser Ortschaft befindliche - bekannte Polvorilla-Viadukt. Allerdings gab es im Juli diesen Jahres einen Unfall, bei dem in einem Tunnel ein Wagen entgleiste. In der Folge entspann sich eine längere Diskussion um die Sicherheit des Zuges und letztendlich entzog die Provinzregierung der Betreibergesellschaft die Genehmigung zum Betrieb der Züge.

Nachdem wir keinen großen Hunger verspüren und auch der Tank unsers Autos noch recht voll gefüllt sind, fahren wir durch San Antonio de los Cobres nur durch, weiter auf der hier gut geschotterten Ruta 51 Richtung Paso Sico und Chile. Fünf Kilometer hinter San Antonio machen wir einen Abstecher und biegen nach Norden auf die Ruta 40 ab, welche hier ein schmales uns steiniges Sträßchen ist. Elf Kilometer Rumpelei von der Abzweigung entfernt kommen wir zum Polvorilla-Viadukt, dem schon erwähnten Umkehrpunkt des Tren de las Nubes. Diese beeindruckende Stahlbrücke befindet sich selber auf 4188 Meter Höhe, ist 224 Meter lang und 63 Meter hoch. Die Ruta 40 führt unter dem Viadukt hindurch. Es gibt ein kleines Hüttchen, an dem Andenken und Erfrischungen verkauft werden, aber wohl hauptsächlich zu den Zeiten, an denen der Zug hier hält. Der Blick entlang der Streben nach oben zum Viadukt ist atemberaubend, allerdings wollen wir das Ganze auch gerne von den Schienen aus sehen. Hierzu benutzen wir einen kleinen Pfad, der sich ziemlich steil den Hang an der östlichen Seite des Viadukts hochschlängelt. Auf dem Weg spüren wir dann doch den Einfluss der großen Höhe - so schnell wie hier sind wir noch nie auf einem vergleichbaren Anstieg außer Atem gekommen. Aber es lohnt sich: Von oben - hier befinden sich auch die Flächen, auf denen vor den Ankunft des Tren de la Nubes allerlei fliegende Händler ihre Stände aufbauen - haben wir einen tollen Blick auf das leicht nach links geschwungene Viadukt und nach unten, auf den Verlauf der Ruta 40 durch das Altiplano.

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Das Polvorilla-Viadukt

Wir rumpeln zurück auf die Ruta 51. Eine vorgeplante Übernachtungsmöglichkeit für diese Nacht haben wir nicht. Stattdessen wollen wir so weit fahren wie es geht und dann nach einem schönen Plätzchen für unser Zelt suchen. Die Ruta 51 verläuft zunächst immer entlang des Schienenstrangs der Bahnstrecke Salta - Antofagasta. Dabei fahren wir zunächst keinesfalls nur flach über eine Hochebene - zum Beispiel kommen wir über den 4560 Meter hohen Paso Alto Chorillo, von wo aus sich ein schöner Rückblicke nach Osten bietet. Vor hier aus verläuft die Straße relativ eben weiter und wir kommen gut und schnell voran. Die Sonne sinkt immer tiefer und wir sehen am Horizont in einiger Entfernung schon die argentinische Zollstation am Paso Sico. Etwa zehn Kilometer vor dem Paso Sico taucht die Straße herab zum Salar de Rincon, rechts von uns steht ein schöner Bergrücken. Hier wollen wir zelten und finden nach einigem Suchen einen kleinen Weg, der hinauf in Richtung der Berge führt. Diesem Weg folgen wir ein paar hundert Meter und suchen einen Stellplatz für unser Zelt. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf den unter uns ausgebreitet liegenden Salzsee. Während dem Aufbauen des Zelts legen wir eine kurze Pause ein, um den über den östlich von uns gelegenen Bergen aufgehenden Mond zu bewundern. Nach dem Abendessen gehen wir früh ins Bett.

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Abendstimmung über dem Salar de Rincon

Gefahrene Strecke: 312 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 12.07.2015, 14:27 Uhr
Hallo allerseits,

wir fahren weiter - wieder zurück nach Chile.

5.11.2014: Salar de Rincon - Calama
Im Verlauf der Nacht hat zwar ein steifer Wind unser Zelt heftig durchgepustet, dennoch haben wir recht gut geschlafen. Nach einem kleinen Frühstück bauen wir das Zelt ab und fahren weiter. Im Licht der tiefstehenden Sonne - nun im Osten stehend - glüht der sich direkt unterhalb von uns ausbreitende Salar de Rincon sehr schön auf.

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Morgenstimmung über dem Salar del Rincon

Das Wetter ist - wie könnte es anders sein - wieder sehr gut. Wir fahren zunächst über eine Hochebene, die vor uns von interessanten roten Felsrippen begrenzt wird. Hier macht die Straße einen Linksknick und nur wenig später stehen wir - eine Stunde nachdem offiziell der Betrieb aufgenommen wurde - am argentinischen Grenzposten. Solche Dinge wie definierte Öffnungszeiten sind aber recht sinnlos an einem Grenzposten, an dem pro Tag höchstens zwei oder drei Autos vorbei kommen. Auf jeden Fall sind die Beamten sichtlich überrascht, uns zu dieser Stunde hier zu sehen. Zudem scheint es momentan ein Problem mit der Stromversorgung zu geben: Die Abwicklung am Zoll verläuft noch problemlos - ohne Strom - dann tüftelt ein Beamter ein paar Mal am Sicherungskasten und kurz darauf wird im Nebengebäude ein Kompressor angeworfen. Die Lichter gehen an und nun kann auch die Immigration stattfinden - mit Computerunterstützung. Zum Abschied wird uns von einem diensthabenden Beamten höchstpersönlich der Schlagbaum hochgehoben und es geht weiter. Entlang der roten Felsrippen fahren wir wenig bergauf auf eine weitere Hochebene und auf dieser zur argentinisch-chilenischen Grenze. Diese ist hier lediglich durch ein großes Schild markiert - die chilenische Grenzstation befindet sich ungefähr 200 Kilometer entfernt in San Pedro de Atacama.

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Grenze nach Chile

Auf dem Weg Richtung San Pedro begrüßt uns zunächst eine deutlich schlechtere Straßenqualität als vorher. Wir bewegen uns wieder durch die farbenfrohe Landschaft der Puna - gelbe Steppenlandschaft und Berge in allen möglichen Farben - bei diesen handelt es sich oft um Vulkane. Wären wir vor drei Jahren in Patagonien noch froh darum gewesen, nur einen einzigen Vulkan ohne Wolken oder einen Schleier von Vulkanasche zu sehen, posieren hier manchmal mehrere dieser Gesellen gleichzeitig vor unserer Windschutzscheibe.

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Mondlandschaft hinter der chilenischen Grenze

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Auf der Fahrt durch die Anden

Bald hinter der Grenze beginnt ein reger Verkehr an Baufahrzeugen - hier wird intensiv an der Straße gearbeitet, teilweise fahren wir auf einer neben der eigentlichen Route angelegten Umleitung. Die Beschilderung ist für aus Richtung Argentinien kommende Fahrzeuge suboptimal. Einmal verpassen wir die Umleitung und machen, als wir ein paar hundert Meter weiter - auf der guten neuen aber eigentlich gesperrten Piste fahrend - an einem Bauarbeiter vorbeirollen, möglichst schuldbewusste Gesichter. Bald darauf kommen wir an einer Polizeistation vorbei. Das ist zwar noch nicht die eigentliche Grenzstation, aber hier wird die an der Grenze ebenso fällige Kontrolle auf verbotene landwirtschaftliche Güter durchgeführt. Wir werden in das Büro des zuständigen Beamten geführt und dürfen dort erstmal geschätzte zwanzig Minuten lang einem sehr intensiv und emotional geführten privaten Telefongespräch zuhören. Die darauf folgende Abwicklung der Formalitäten ist aber tiptop - kompetent und nett - man merkt, dass der Mensch Spaß daran hat, die Insassen der wenigen hier durchkommenden Autos zu bearbeiten.

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Vicunaherde vor bunten Bergen

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Vicuna

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Bunte Berge

Ein paar Kurven später - der Straßenbelag besteht wieder aus gutem Gravel - kommen wir zur Laguna Tuyajto - einen Salzsee mit einer vergleichsweise großen und intensiv türkisgrünen Wasserfläche. Der Kontrast zwischen dem Wasser, dem weißem Salz, der umgebenden Steppenlandschaft und den braungrauen Vulkanen rundherum ist phantastisch. Wir nehmen eine kleine Piste zum Ufer des Sees und lassen lange die Stimmung auf uns wirken.

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Laguna Tuyajto

Nur etwas mehr als sieben Kilometer weiter kommen wir zur Laguna Aguas Calientes. Diese ist zwar deutlich größer als die Tuyajto, besteht aber zu einem weitaus größeren Teil aus weißem Salz. Die Berge sind teilweise sehr interessant hellgrau gefärbt und es gibt viele Flamingos. Auch hier gibt es Pisten direkt zum Ufer. Haben wir an der Laguna Tuyajto noch nur ein einziges anderes Auto gesehen, sind hier nun neben uns jede Menge anderer Autos unterwegs - größtenteils Tourbusse mit Tagesausflüglern aus San Pedro de Atacama. Der schönste Blick auf die Laguna Aguas Calientes bietet sich schon im Weiterfahren, als Rückblick von der Anhöhe aus, auf die sich die Straße - hier in Richtung Norden führend - hochzieht.

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Flamingos in der Laguna Aguas Calientes

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Die Laguna Aguas Calientes

War die Anzahl der anderen Touristen an der Laguna Aguas Calientes schon vergleichsweise hoch, wird das noch um Größenordnungen übertroffen von dem, was uns an unserem nächsten Ziel erwartet. 30 Kilometer hinter der Aguas Calientes kommen wir zur kleinen und äußerst rumpeligen Stichstraße zu den beiden direkt nebeneinander gelegenen Hochlandlagunen Miscardi und Miniques. Die Lagunen sind eines der klassischen Tourziele von San Pedro aus und ziemlich überlaufen. An den einzelnen Parkplätzen können wir ein regelrechtes Gewimmel von Tourbussen und Geländefahrzeugen auf der Suche nach freien Stellplätzen beobachten. Dennoch gefällt es uns hier richtig gut: Die Seen sind zwei tiefblaue Edelsteine in der gelben Punalandschaft, majestätisch überragt von den Vulkanen Miscanti (5622 Meter) und Miniques (5910 Meter). Wir machen uns nach einiger Zeit wieder auf und sind glücklich über diesen bisher sehr schönen Tag.

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Laguna Miniques

Die Ruta 23 - übrigens ab etwa 16 Kilometer vor der Abzweigung zu den beiden Lagunen asphaltiert - führt nun steil hinab ins Tal. Vor uns und tief unter uns ist schon die riesige braun-weiße Fläche des Salar de Atacama zu sehen. Wir fahren vorbei an Socaire mit seiner sehr hübschen braunen Kolonialkirche und an Toconao - ab hier kennen wir die Strecke ja schon - und rollen Richtung San Pedro de Atacama und der dort befindlichen Zollstation. Wir haben das Glück, dass die ganzen Tourbusse Richtung Bolivien zu anderen Tageszeiten unterwegs sind und wir die einzigen Kunden sind. Die Immigration verläuft schnell und problemlos. Die Zollformalitäten aber entwickeln sich zu einem Nahezu-Desaster. Die Dame am Schalter ist wohl neu und hat noch nie den Laufzettel gesehen, den wir für die Grenzübertritte unseres Autos mit uns führen. Seit 2011 hat unser Mietwagenanbieter seine Fahrzeuge im Computersystem des Zolls registrieren lassen, und somit haben wir nicht mehr - wie noch in Patagonien - einen Zettel pro Grenzübertritt (und zurück). Stattdessen müssen die Zöllner die Grenzübertritte in ihren Computer eingeben und parallel auf unserem Zettel abstempeln. Dieser besteht aus zwei Seiten: Die erste beinhaltet die Daten des Autos, des Vermieters und von uns - und vier Stempelfelder für jeweils einmal Chile - Argentinien und zurück. Und die zweite Seite beinhaltet weitere Stempelfelder.

Die Dame vom Zoll versteht nicht, wo sie ihren Stempel hinhauen soll - das ist ja auch bei vier Feldern, von denen nur noch eines frei ist, wahnsinnig schwer. Sie fragt mehrfach nach und holt noch eine Mappe zu Hilfe, in der genau so ein Dokument als Beispiel abgeheftet ist. Dann werden wir beziehungsweise unser Gepäck zur Durchleuchtungsanlage geschickt, von wo uns ein - wohl erfahrenerer Kollege - gleich wieder zum Auto zurück schickt und dann seine Kollegin tadelt: Die beiden kommen doch vom Paso Sico - deren Gepäck muss nicht durchsucht werden. Akt drei und Höhepunkt des Dramas folgt sogleich: Die Dame weigert sich, uns den Laufzettel fürs Auto zurückzugeben. Erst als Dirk fragt, wie wir denn ohne das Dokument in ein paar Tagen über den Paso San Francisco kommen sollen, bekommen wir - äußerst widerwillig - die zweite Seite ausgehändigt. Die erste Seite aber behält die Dame, denn diese ist ja vollgestempelt. Obwohl uns das spanisch vorkommt, fahren wir erstmal ein gutes Stück weiter Richtung Calama.

Allerdings grübeln wir nach - auf dem verbleibenden Rest des Dokuments ist ja nicht jede nötige Information enthalten. Was, wenn wir an der nächsten Zollstation wieder zurück geschickt werden? Nach ein paar Kilometern halten wir an und rufen sicherheitshalber bei unserem Autovermieter an um nach Rat zu fragen. Der Rat fällt folgendermaßen aus: Um Gottes Willen sofort die erste Seite des Zettels zurückholen, diese sei absolut notwendig. Also wieder zurück nach San Pedro zum Zoll und unseren Zettel zurück verlangt. Nun ist neben der betreffenden Dame auch deren Chefin anwesend. Dank dieser haben wir auch bald unsere Dokumente wieder zusammen und im Prinzip ist somit alles gut. Als uns allerdings die Chefin - wohl in teilweiser Unkenntnis der Vorgeschichte - belehren will, dass ja nun ein Dankeschön angebracht sei, brechen wir schnell auf, ehe wir platzen.

Lieber fahren wir weiter Richtung Calama. Hier waren wir ja schon vor acht Tagen und haben uns die Chuquicamata-Mine angeschaut. Dieses Mal fahren wir natürlich direkt über die Ruta 23 nach Calama, nicht über die Geiseres del Tatio. Den schönsten und abwechslungsreichsten Streckenabschnitt über die Cordillera del Sal kennen wir größtenteils schon. Im weiteren Verlauf geht es recht langweilig und über weite Strecken schnurgerade durch die Wüste. Wir fahren auf einen sehr langsam fahrenden LKW aus Paraguay auf. Dieser wird immer langsamer, blinkt und drückt sich an den Straßenrand. Das ist aber nett, dass der uns mit so viel Aufwand vorbei lässt. Als wir vorbeiziehen, sehen wir, dass ein zweiter LKW - ebenso aus Paraguay, aber in die entgegengesetzte Richtung unterwegs - auf dieselbe Art und Weise in den Straßengraben zieht. Im Rückspiegel können wir beobachten, wie die beiden Fahrer aussteigen und sich herzlich begrüßen. Ach so, keine extrem netten Verkehrsteilnehmer, sondern eine Art Familientreffen.

Der Verkehr in Calama ist hektisch und wir brauchen einige Zeit, bis wir zu unserem vorgebuchten Hotel - am Rand von Calama gelegen - gelangen. Nach dem Einchecken fahren wir noch in die Innenstadt - und begehen den Fehler, nicht das vor dem Hotel stehende Taxi zu nehmen, sondern unbedingt mit dem eigenen Auto fahren zu wollen. In der Innenstadt von Calama findet gerade ein Festumzug statt und es ist die Hölle los. Die Hälfte der Straßen ist gesperrt und in der anderen Hälfte stapeln sich die Autos nahezu. Als wir mit Müh und Not eine Parklücke gefunden haben - diese ist nur wenig größer als unser Auto - und gerade dabei sind, das Auto irgendwie hinein zu bugsieren, spricht uns der Besitzer der hinter der Parklücke befindlichen Boutique an. Er hilft beim Einparken und will wissen, wo wir herkommen. Dann teilt er uns mit, dass das hier eigentlich eine sichere Gegend ist, verspricht aber, dennoch ein Auge auf das Auto zu werfen und aufzupassen. Nett. Wir schauen uns etwas um. Calama besitzt - mit Ausnahme von Chuquicamata - keinerlei bekannte Sehenswürdigkeiten und wir sind überrascht, dass wir in der Innenstadt ein paar schöne historische Gebäude und die 1906 errichtete Kirche San Juan Bautista de Calama vorfinden. Zum Abendessen gehen wir in ein deutsch-bayrisches Lokal - wo es im Grunde dasselbe Essen gibt, wie in jedem anderen chilenischen Restaurant auch. Aber die Dekoration ist nett, inklusive Ausschnitten aus deutschsprachigen Zeitungen, in denen - mit nachträglich hinzugefügter spanischer Übersetzung - bayerische Bräuche erklärt werden.

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Kirche in Calama

Gefahrene Strecke: 512 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 13.07.2015, 12:47 Uhr
Die Gegend ist ja ein Traum!!!! :D
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 13.07.2015, 18:03 Uhr
Die Gegend ist ja ein Traum!!!! :D

Das ist sie in der Tat.

Die Kombination aus tollen Farben der Berge, interessanten Tierbeobachtungen und streckenweise absoluter Einsamkeit ist etwas, was ich so sonst fast noch nirgendwo auf der Welt erlebt habe.

Morgen fahren wir weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 13.07.2015, 18:39 Uhr
Darauf freue ich mich schon.


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Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 14.07.2015, 07:40 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute kommt die schon zu Beginn angekündigte einzige reine Fahretappe unserer Rundreise. Aber wie alle Mitleser feststellen werden, haben wir es geschafft, auch hier ein paar interessante Besichtigungen einzubauen.

6.11.2014: Calama - Salar der Pedernales
Wir schlafen gemütlich aus und wollen dann auschecken. Bei dem Versuch des Auscheckens werden wir gefragt, ob wir denn nicht frühstücken wollen. Aber ja, gerne. Das ist eine freudige Überraschung, war dieses Hotel doch das einzige vorgebuchte im Verlauf unserer Reise, bei dem auf der Buchungsbestätigung ausdrücklich kein Frühstück erwähnt wurde. Letztendlich kommen wir somit nach dem Frühstück erst um 9 Uhr los - ein wenig spät für die heute angedachte sehr lange Etappe - aber wir haben auch kein fixes Ziel. Stattdessen wollen wir schauen, wie weit wir kommen und kurz vor der Dämmerung nach einem schönen Plätzchen für unser Zelt suchen. Aus Calama finden wir schnell heraus. Zum einen kennen wir uns nach dem Ausflug in die Innenstadt gestern Abend ja schon etwas aus, zum anderen ist auf den Straßen auch nicht sehr viel los.

Wir nehmen die Ruta 25 Richtung Antofagasta. Diese führt sehr gut ausgebaut recht eintönig durch die Wüste nach Südwesten. Etwa 45 Kilometer südlich von Calama kommen wir zur Mina Spence. Da direkt unterhalb des ursprünglichen Verlaufs der Ruta 25 ein größeres Erzvorkommen lag, schlägt die Straße hier einen großen Halbkreis nach Osten und mündet nach 16 Kilometern - südlich der Mine - wieder auf ihre alte Trasse. Etwa 113 Kilometer hinter Calama mündet die Ruta 25 in die Ruta 5 - die Panamericana. Hier biegen wir für ein paar Kilometer nach Norden ab. Das ist zwar eigentlich die falsche Richtung für unsere heutige Reiseroute. Aber wir wollen uns die historische Salpetermine Chacabuco anschauen, 5 Kilometer nördlich der Kreuzung von Ruta 25 und Ruta 5 fast direkt an der Straße gelegen. Wir haben im Verlauf unserer Reise zwar schon die zwei bekannten alten Salpeterminen bei Iquique gesehen, aber Chacabuco ist aus zwei Gründen etwas besonderes: Zum einen ist hier erheblich weniger Aufwand in die Restaurierung gesteckt worden als bei den beiden anderen Komplexen, so dass viel schöner zu sehen ist, wie der Zahn der Zeit auch in der Wüste an den alten Gebäuden nagt. Oft ist zum Beispiel die Vorderfront eines Gebäudes einfach nach vorne umgefallen.

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Arbeiterbarracken in Chacabuco

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Ruinen in Chacabuco

Und zum anderen hat dieses Gelände auch noch eine traurige zweite Geschichte. Der Salpeterabbau in Chacabuco wurde 1938 eingestellt - gerade mal 14 Jahre nach der Gründung der Anlage. Im Jahre 1971 wurde die Mine von Salvador Allende zum historisch bedeutsamen Ort Chiles erklärt. Jedoch nur zwei Jahre später, nach dem blutigen Militärputsch von Augusto Pinochet, wurde das Gelände von Chacabuco zum Lager für politische Gefangene umfunktioniert. Bis in das Jahr 1975 waren hier bis zu 1800 Häftlinge interniert. Um auch die kleinste Hoffnung auf Flucht zu zerstören wurde die umgebende Wüste - sowieso schon eine extrem überlebensfeindliche Gegend - auch noch vermint. Um sich etwas abzulenken, haben sich die Gefangenen eigene kleine Kirchen, Versammlungsorte und sogar eine Theatergruppe geschaffen. In einer Zelle - umfunktioniert zu einer Art Gebetsraum - sehen wir an der Wand ein sehr beeindruckendes Relief, welches eine echte Kirche zeigt. Am Eingang haben wir ein sehr informatives Heftchen über die Geschichte der Mine - inklusive der dunklen Stunden - ausgehändigt bekommen und erkunden einige Zeit lang das Gelände auf eigene Faust. Ein Besuch, der sich auf jeden Fall gelohnt hat.

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Gefangenenkunst in Chacabuco

Zurück auf der Panamericana - dieses Mal in der richtigen Richtung unterwegs - kommen wir zuerst recht bald auf eine nagelneu zur Autobahn ausgebaute Ruta 5 und nur etwa 30 Kilometer hinter Chacabuco zur kleinen Ortschaft Baquedano. Hier wurde im Jahre 1910 ein Bahnhof an der Bahnlinie von Antofagasta nach Bolivien gebaut und im Laufe der Zeit entstand um diesen Bahnhof eine Ortschaft. Heute bietet diese Ortschaft hauptsächlich dem eisenbahninteressierten Besucher einiges: Es gibt ein Eisenbahnmuseum, dessen zentraler Bestandteil eine alte Wartungshalle mitsamt großer Drehscheibe ist. Wir stellen unser Auto ab und folgen den Schildern in Richtung Museum. Interessanterweise müssen wir nirgendwo Eintritt bezahlen. Das Museum macht auch nicht den Eindruck eines Museums, sondern wirkt eher wie ein Schrottplatz. Aber gerade das hat einen gewissen morbiden Charme und wir verbringen einige Zeit damit, uns die alten Dampflokomotiven und Waggons anzuschauen, die hier herumstehen.

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Alter Lokschuppen in Baquedano

Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir am alten Bahnhof von Baquedano vorbei. Diesen Bahnhof hat wohl jeder James-Bond-Fan schon mal gesehen, denn hier wurde die Schlussszene von "A Quantum of Solace" gedreht. Im Film stellt der Bahnhof einen bolivianischen Bahnhof dar (übrigens wurde ein großer Teil der in Bolivien spielenden Szenen von "A Quantum of Solace" in Chile gedreht). Treppenwitz der Geschichte ist, dass wir uns in einem Teil Chiles befinden, welcher vor dem Salpeterkrieg 1884 tatsächlich zu Bolivien gehört hat. Aus diesem Grund sind sich die Bewohner dieser beiden Länder auch heute noch ziemlich spinnefeind. Als beim damaligen Filmdreh der Bürgermeister von Baquedano erfuhr, dass in seiner Ortschaft Statisten mit bolivianischen Uniformen rumlaufen, soll er wutentbrannt in sein Auto gestiegen und zum Drehort gerast sein - und dort fast Daniel Craig über den Haufen gefahren haben.

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Bahnhof von Baquedano - bekannt aus James Bond

Ein paar Kilometer südlich von Baquedano kreuzen wir den südlichen Wendekreis - ein Ereignis, dem hier auch ein recht nettes Monument gewidmet ist. Nun verlassen wir die Tropen endgültig, zumindest für den Verlauf dieser Reise.

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Zum letzten Mal überqueren wir den Wendekreis

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Auf der Panamericana nach Süden

Wir fahren an Antofagasta vorbei, beziehungsweise den äußerst hässlichen Industrieflächen, welche dieser Stadt vorgelagert sind. Ab hier kennen wir den Verlauf der Route schon von vor sechzehn Tagen. Allerdings wollen wir nicht die gesamte Strecke vom Hinweg zurückfahren und biegen daher kurz vor der Mano del Desierto von der Panamericana ab und fahren weiter auf der Ruta B-70 (ein klein wenig weiter südlich wird diese Straße zur B-710). Die Strecke führt uns zunächst sehr abwechslungsreich durch ein breites Tal. Die Landschaft hier sieht irgendwie so aus, wie auf dem Mars. Links von uns sehen wir nach einiger Fahrtzeit in einiger Entfernung einen großen Berggipfel mit einer Fahrtstraße hinauf und deutlichen Spuren aktuell stattfindender Bauarbeiten wie große Baufahrzeuge und vom Wind davongewehte Staubfahnen. Hierbei handelt es sich um den 3064 Meter hohen Cerro Armazones und die Baustelle des E-ELT, des European Extremely Large Telescope - das zukünftig größte Spiegelteleskop der Welt. Auf unserem Weg nach Norden vor mehr als zwei Wochen war ja der Blick von der Panamericana auf diesen Gipfel von Vorbergen zugestellt gewesen.

Am aktuell größten Spiegelteleskop der Welt, dem Very Large Telescope (VLT), kommen wir wenig später übrigens auch noch vorbei. Dieses Teleskop steht auf dem 2635 Meter hohen Cerro Paranal und kann durch eine asphaltierte und ziemlich steil in die Höhe steigende Stichstraße der Ruta B-710 erreicht werden. Wir fahren diese Stichstraße so weit es geht und freuen uns über die Schilder am Straßenrand, in denen man aufgefordert wird, die Lichter des Wagens auszuschalten bzw. abzublenden. Aus dem normalen Straßenverkehr in Deutschland kennt man ja eher Aufforderungen zum Einschalten des Lichts, aber im normalen Straßenverkehr kann man auch mit Streulicht der Lampen nicht sehr schnell wissenschaftliche Experimente ruinieren. Wir fahren bis zum Kontrollposten für das eigentliche Gelände des Teleskops, bewundern einige Zeit lang die auf dem Gipfel des Paranal stehenden vier großen Teleskopgebäude und drehen dann wieder um. Man kann das Teleskop auch besichtigen, aber dafür sind wir zum falschen Wochentag da: Die Touren finden jeden Samstag statt und um an einem Samstag hier zu sein, hätten wir in der Planungsphase unsere Route so sehr umbauen müssen, dass es an anderen Enden nicht mehr aufgegangen wäre.

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Das Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal

Etwa 37 Kilometer hinter der Abzweigung zum VLT taucht die Straße über jede Menge abenteuerliche Kurven und Serpentinen von 1500 Meter Höhe auf fast Meereshöhe ab. Dieser Streckenabschnitt ist extrem spaßig zu fahren, eine Meinung die die Fahrer der zahlreichen sich hier bergauf oder bergab quälenden LKW vermutlich nicht teilen dürften. Bei Paposo erreichen wir den tiefblauen pazifischen Ozean. Bis Taltal, fast 60 Kilometer weiter südlich, fahren wir nun auf einer tollen und sehr schönen Küstenstraße. Hier legen wir die eine oder andere Pause ein, um zum Stand zu laufen und das Meer zu beobachten. In Taltal tanken wir das Auto auf und decken uns mit Vorräten ein. Hinter Taltal löst sich die Straße wieder vom Ozean und stößt kurz darauf wieder auf die Panamericana. Nun sind wir wieder auf einem Stück Straße unterwegs, welches wir schon von vor 16 Tagen kennen. Die Strecke verläuft zwar immer noch durch die Wüste, nun aber deutlich bergiger und abwechslungsreicher als noch zuvor. Die Berge sind Ausläufer derjenigen im Parque Nacional Pan de Azucar.

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An der Pazifikküste

Kurz vor der Ortschaft Chanaral - dem Eingangstor zum Parque Nacional Pan de Azucar - verlassen wir die Panamericana wieder und biegen nach Osten auf die asphaltierte und gut ausgebaute Ruta C-13 ab. Diese führt in Richtung der Ortschaft Diego del Almagro, durch interessante Berge und dabei stetig nach oben. Waren wir auf der Panamericana noch auf 200 Meter Höhe über dem Meer unterwegs, sind es in Diego del Almagro schon 800 Meter und es geht immer weiter bergauf. Diego del Almagro ist benannt nach einem der bekanntesten spanischen Konquistadoren. Dieser eroberte in den Jahren 1524 bis 1535 zusammen mit Francisco Pizarro das Inkareich in Peru und erkundete später weite Landstriche im nördlichen Chile. Nach seiner Rückkehr aus Chile im Jahre 1538 wurde Diego del Almagro im Rahmen eines Machtkampfes mit Francisco Pizarro und seinem Bruder Hernando von diesen in Cuzco gefangen genommen und später hingerichtet. Nachdem wir in Diego del Almagro an einer Tankstelle vorbei kommen, tanken wir vor der morgigen sehr langen Etappe sicherheitshalber den Pick-Up nochmal voll.

Hinter Diego del Almagro taucht die Straße in ein sehr interessantes Tal ab, fast schon eine Schlucht. Links und rechts der Straße stehen sehr schroffe Felsen in allen möglichen Farben. Da die Sonne nun schon tief steht, kommen diese besonders gut zur Geltung. Auf Höhe der Minenstadt Potrerillos - etwa 9 Kilometer südlich von uns gelegen - biegen wir nach Norden ab und fahren in zwei großen Serpentinen sehr abenteuerlich einen etwa 45 Grad steilen Hang an der Nordseite des Tals hinauf.

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Serpentinen bei Potrerillos

Ab hier ist die Straße nicht mehr asphaltiert. Der Blick von der oberen Kante zurück in das tief unter uns liegende Tal und auf die auf der anderen Talseite etwas entfernt liegende Minenstadt ist im Licht der tiefstehenden Sonne atemberaubend. Im weiteren Verlauf ist die Qualität der Straße zunächst recht gut, wird dann aber sukzessive immer schlechter. Wir fahren lustig einen Berg hinauf, bis auf fast 3700 Meter Höhe. Von hier aus bieten sich schöne Blicke nach unten, auf allerdings äußerst kahle niedrigere Bergketten. Dann geht es wieder herunter, bis wir die Ebene des Altiplano auf etwa 3300 Meter erreichen.

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Die Minenstadt Potrerillos

Hier kommen wir auf die Ruta C-173 entlang des Salar de Pedernales mit dem sehr pittoresk dahinter stehenden Vulkan Dona Ines (5092 Meter). Wir schauen uns kurz Salzsee und Vulkan von einem erhöhten Aussichtspunkt aus an - auf dem Weg zu diesem Aussichtspunkt kommen wir an einer Ansammlung Esel vorbei - ehe wir wieder auf den Weg machen und auf die Suche nach einem Platz für unser Zelt. Eigentlich wollten wir direkt am Salzsee campen, andererseits hätten wir gerne eine wenigstens halbwegs blickgeschützte Stelle. Solche Stellen sind an oder auf der flachen Fläche eines Salars verständlicherweise nicht so leicht zu finden.

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Abendstimmung über dem Salar de Pedernales

Daher fahren wir noch etwas weiter und lassen letztendlich den Salar komplett hinter uns. Kurz ehe wir ernsthaft darüber nachdenken, das Zelt einfach irgendwohin zu stellen, kommen wir zu einer kleinen Stichstraße Richtung Termas de Río Negro. Dieser folgen wir ein Stück, bis wir auf eine nur wenige Meter kurze Abzweigung zum Rio Juncalito abbiegen. Hier finden wir die perfekte Stelle für unser Zelt und fallen nach dem Abendessen vom langen Tag recht müde aber auch glücklich ins Bett.

Gefahrene Strecke: 766 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 16.07.2015, 08:07 Uhr
Guten morgen allerseits,

heute geht es über den letzten spannenden Andenpass im Verlauf dieser Reise (wie queren die Berge zwar noch einmal auf unserem Weg zurüch nach Chile, das aber auf einer deutlich profaneren und vielbefahreneren Asphaltstraße).

7.11.2014: Salar de Pedernales - Fiambala
Nach einer relativ erholsamen Nacht packen wir unser Zelt zusammen, machen uns frisch, frühstücken und fahren los. Wir kurven die paar Kilometer zur Ruta C-173 zurück und biegen nach links auf diese ein, Richtung Salar de Maricunga. Die Straße ist hier tadellos in Schuss und wir kämen sehr schnell voran, wenn wir nicht alle paar Minuten anhalten und staunen würden. Wie gestern Abend sind wir unterwegs auf einer - hier auf etwa 3800 Meter gelegenen - Hochebene. Links und rechts von uns stehen farbenfrohe Vulkane und der Himmel ist wolkenlos. Nach einigen Kilometern macht die Straße einen kleinen Bogen nach links und führt leicht bergab. Es liegt der große Salar de Maricunga vor uns, ein etwa 80 Quadratkilometer großer Salzsee, an dessen nordöstlichem Zipfel sich die chilenische Zollstation für den Paso San Francisco befindet. Da wir heute diesen Pass fahren wollen - unser dritter großer Andenpass im Verlauf dieser Reise - ist unser nächstes Ziel die Zollstation.

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Auf der Andenhochebene

Als wir in das relativ neue Abfertigungsgebäude einrollen, befindet sich witzigerweise - zu dieser frühen Stunde und auf dieser abgelegenen Strecke eher unerwartet - schon ein anderes Auto vor uns. Dieses ist aber schnell abgefertigt, und wir kommen an die Reihe. Immigration bzw. Ausreise und der Zoll sind schnell erledigt. Die argentinische Zollstation befindet sich 130 Kilometer Schotterpiste entfernt bei Las Grutas, so dass wir uns, wieder einmal, einige Stunden lang offiziell in keinem Land befinden. Der Zollbeamte macht uns auch mit einem Radler aus Deutschland bekannt. Dieser hat hier im Zollhaus übernachtet und aufgrund der im Verlauf der folgenden Kilometer recht steil ansteigenden Straße würden die Zöllner den Radler gerne mit einem Auto mitschicken. Dazu sind wir sehr gerne bereit und probieren alle Möglichkeiten aus, ihn samt Gepäck und Rad ins Auto zu stopfen. Trotz aktiver Erfahrung im Tetris-Spielen scheitern wir und entscheiden, nur das Gepäck des Radlers zur etwa 80 Kilometer entfernten Laguna Verde mitzunehmen und bei der dortigen Polizeistation zu deponieren. Mit etwas Schieben und Drücken passen die fünf (ziemlich großen und schweren) Packtaschen in unser Auto und los geht es.

Die ersten paar Kilometer führt die Straße sehr schön am Salar de Maricunga entlang, in dem wir auch ein paar Flamingos sehen. Vor uns überquert ein kleineres Tier die Straße - eine Katze? - Nein, ein Fuchs! Endlich sehen wir den langersehnten ersten Fuchs unserer Reise.

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Andenfuchs

Kurz darauf kommen wir an einem kleinen Schrein vorbei, einen Monument für die Virgen de la Candelaria. Hier musste sich im Jahre 1780 Mariano Caro Inca, ein aus San Fernando stammender Chilene (heute ist San Fernando ein Stadtteil von Copiapo), aufgrund des schlechten Wetters hinter einem Felsen verkriechen. Dabei fand er - der Legende nach - einen 14 Zentimeter großen Stein welcher die Form der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind in ihren Armen hatte. Als Caro Inca wieder gesund daheim angekommen war, begann ein kleiner Kult um diesen Stein: Jedes Jahr kamen die Familien der Gegend zusammen und verehrten die heilige Jungfrau. Bald wurde eine kleine Kapelle errichtet. Das ganze setzte sich auch nach dem Tod von Caro Inca fort und heute gibt es in Copiapo eine richtige Kirche - über die Jahre mehrfach umgebaut und vergrößert - und hier, am Fundort des Steins, den kleinen Schrein. Dieser setzt - farbenfroh wie er ist - einen schönen Kontrastpunkt in die ansonsten recht karge Umgebung.

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Salar de Maricunga

Die Straße ist ab der Zollstation frisch asphaltiert. Ursprünglich war ein rascher und kompletter Ausbau bis zum Paso San Francisco vorgesehen, aber dieser wurde aufgrund des Protestes von Umweltschützern - welche sich vor dem nach dem Ausbau folgendem steigenden Verkehrsaufkommen fürchten - abgebrochen. Daher sind wir sehr gespannt, wie lange wir gut vorankommen werden. Am südlichen Ende des Salar de Maricunga zieht die Straße recht steil nach oben und knickt nach Osten ab. Rechts von uns liegt nun das tief eingeschnittene Tal des Rio Llama - die Talsohle ein leuchtend grüngelbes Band in der Puna.

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Am Rio Llama

Es gibt eine Möglichkeit, über ein kleines Schottersträßchen zum Fluss hinunter zu gelangen und zwar zu einem schönen Wasserfall. Diese Möglichkeit nutzen wir natürlich und schauen uns unten ausführlich um. Neben dem Wasserfall stoßen wir auf eine Herde sich ausruhender Vicunas. Eines der Tiere badet im Sand - so etwas haben wir schon vor drei Jahren in Patagonien beobachtet, damals allerdings aus viel geringerer Entfernung. Einige andere Tiere spazieren sehr grazil und trittsicher entlang einer Bergflanke bergauf.

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Ein Vicuna

Wieder zurück auf der Ruta 31 Richtung Paso San Francisco kommen wir auf eine Hochebene, wieder umringt von zahlreichen Vulkanen. Zuerst stehen rechts von uns die Nevada Tres Cruces (der höchste Gipfel dieser Kette ragt bis zu einer Höhe von 6748 Metern empor), nach denen auch der hiesige Nationalpark benannt ist. Später ins Bild kommen so prominente Kandidaten wie der Incahuasi (6638 Meter) und der Cerro San Francisco (6018 Meter). Insgesamt wirkt die Gegend hier deutlich wilder als die Landschaft entlang der Strecke zu den weiter nördlich gelegenen Pässen Jama und Sico. Irgendwo hier endet auch der frische Asphaltbelag.

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Vulkane auf der Hochebene

Etwas später öffnet sich relativ kurz der Blick auf den Ojos del Salado, mit 6891 Metern Höhe der höchste Vulkan der Erde. Wir machen zahlreiche Pausen und Fotostopps und bei einer dieser Pausen passiert ein kleines Unglück: Als Dirk aus dem Auto springt, reißt ihm der extrem starke Wind die Tür des Toyotas aus der Hand und diese knallt gegen sein linkes Knie. Blöd gelaufen, Zähne zusammen beißen und weiter. Später allerdings - Dirk wundert sich, warum das Knie gar so zwickt - finden wir eine bestimmt zehn Zentimeter lange blutende Platzwunde. Das ist insofern dumm, da wir heute an sehr schönen Thermalquellen übernachten wollen - für zumindest einen von uns fällt das Bad in diesen Quellen nun definitiv aus.

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Der Ojos del Salado - der höchste Vulkan der Erde

Etwa 20 Kilometer vor dem Paso San Francisco kommen wir zur Laguna Verde, einem auf 4300 Metern gelegenen grünen See, der seinen Namen wahrlich nicht zu Unrecht trägt. Zuerst öffnet sich der Blick von oben auf den See. Die satt türkisgrüne Färbung des Wassers ist ein fantastischer Kontrast zur in Grau- und Brauntönen gehaltenen Umgebung. Dann führt die Straße bis fast an das Ufer heran. Hier gibt es heiße Thermalquellen, die wir jedoch auslassen. Stattdessen bestaunen wir ausgiebig, wie sich das vom Wind aufgepeitschte Wasser des Sees an den hellgrauen Steinen des Ufers bricht - und fahren nach einiger Zeit weiter zur nahegelegenen Polizeistation.

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Die Laguna Verde

Hier wollen wir das Gepäck des Radlers abgeben. Es dauert einige Zeit, bis die Carabineros auf unser Klopfen und Rufen reagieren, aber sie nehmen das Gepäck sehr gerne an und wir werden per Handschlag wieder verabschiedet. Hinter der Laguna kommt noch ein knackiger Anstieg - hier ist auch die Straße in einem nicht allzu guten Zustand - ehe die Passhöhe auf 4726 Metern Höhe erreicht wird. Rechts von uns steht der Cerro San Francisco und vor uns breitet sich die argentinische Asphaltstraße aus. Diese verliert viel sanfter an Höhe als es auf der chilenischen Seite bergauf ging. Insgesamt wirkt die ganze Szene deutlich lieblicher, weniger schroff und alpin, als noch in Chile. Die Puna leuchtet gelb, die Berge rot und grau - wunderschön.

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An der Grenze nach Argentinien

21 Kilometer hinter dem Pass kommen wir zur argentinischen Zollstation bei Las Grutas. Es ist fast nichts los, die Immigration ist sehr schnell erledigt - aber der Zoll zieht sich. Als einer der Zollmitarbeiter die Daten unseres Autos in den Computer eintragen will, ploppt ein hässliches rotes Fehlerfenster auf. Die beiden Jungs vom Zoll sind sehr bemüht, aber ihr Computersystem tut sich schwer mit der Tatsache, dass vor zwei Tagen bei der Ausreise aus Argentinien am Paso Sico zwar der Laufzettel für unser Auto mit einem Ausreisestempel versehen wurde, aber die Ausreise scheinbar nicht in das Computersystem eingetragen wurde. Das heißt, wir wollen mit einem Auto einreisen, welches offiziell nie ausgereist ist. Wir erinnern uns - die Grenzstation am Paso Sico hatte ja Probleme mit einem Stromausfall. Scheinbar hat der zuständige Beamte unsere Ausreise nur notiert und dann vergessen, diese ins System nachzutragen. Wir sind nun die Leidtragenden. Es dauert insgesamt 90 Minuten voller ewiger Telefonate mit Durchgeben all unserer Daten, ehe unser Auto kurz durchsucht und wir mit einem Händedruck sowie einem herzlichen "Gute Reise" wieder losgeschickt werden. Während dieser Wartezeit verkriecht sich die sehr flauschige Katze der Zollstation zeitweise unter unser Auto.

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Salzsee bei der argentinischen Grenzstation

Wir fahren weiter. Die Landschaft bleibt faszinierend farbig hochandin, auch die Berge scheinen noch ein wenig intensivere Farben zu haben als auf der chilenischen Seite. Die Straße verliert in vielen Kurven und Serpentinen langsam aber stetig an Höhe. Seit der Passhöhe steht alle paar Kilometer am Straßenrand eine kleine Notunterkunftshütte - ein Service wohl vor allem für die Radfahrer. Auf dieser Strecke kommen wir auch an einem wohl leicht lebensmüden Vicuna vorbei, welches ganz offensichtlich Selbstmord-Absichten hegt: Das Tier befindet sich ein paar hundert Meter vor uns und auch gut vom Straßenrand entfernt in der Wiese. Als wir uns nähern, setzt es sich recht gemächlich in Bewegung, aber auf einem direkten Kollisionskurs mit unserem Auto. Der Zusammenprall lässt sich mit einem kurzen Tippen auf das Bremspedal verhindern und das Tier läuft seelenruhig weiter, als wäre nichts geschehen.

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Endlich haben wir die Einreise geschafft

Einige Kilometer vor Fiambala, unserem Tagesziel für heute, beginnt sich die Straße um dicht stehende Hügel zu winden und taucht dann in ein faszinierendes enges Tal ab. Hier sind die Felswände abwechselnd rot und braun - ein besonderer Kontrast ergibt sich durch dunkelgrüne Felsen und der hellgrünen Vegetation eines Bofedals im Tal. Das faszinierende Farbenspiel begleitet uns über viele Kilometer, bis sich das Tal öffnet und wir quer in ein wesentlich breiteres - von Nord nach Süd verlaufendes - Tal, das Valle de Fiambala, kommen.

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Bunte Felsen am Straßenrand

Hier rollen wir stetig bergab bis in die kleine Ortschaft Fiambala. Den Motorsport-Begeisterten ist dieser Ort vielleicht ein Begriff als regelmäßiges Etappenziel der Ralley Dakar. Da wir im November hier sind, rollen allerdings keine Ralleyautos in das hübsche Städtchen - eine große Oase in einer ansonsten recht trockenen Gegend - sondern nur wir mit unserem Pick-Up. Allerdings fahren wir nur durch, denn eigentlich wollen wir in die Termas de Fiambala. Dieses Thermalbad ist spannend in der Sierra de Fiambala am östlichen Hang des Valle de Fiambala gelegen. Als Übernachtungsmöglichkeiten gibt es sowohl Cabanas als auch einen Campground. Die Cabanas sind leider alle schon vergeben. Als wir nach ein paar Minuten Diskutieren dem älteren Herren am Eingang verständlich gemacht haben, dass wir zelten wollen (er kennt nur das südamerikanische Wort für Zelt, wir nur das spanische) lässt er uns rein. Wir suchen uns einen schönen Stellplatz, und bauen unser Zelt auf. Dabei bekommen wir Besuch von einem überhaupt nicht scheuen Fuchs. Nach einem kurzen Besuch an den Quellen und im dazugehörigen Restaurant verbringen wir den Rest des Abends gemütlich auf dem Campground.

Gefahrene Strecke: 374 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 16.07.2015, 08:11 Uhr
Noch ein organisatorischer Hinweis meinerseits,

trotz extrem viel um die Ohren habe ich es bisher immer geschafft, den (vorgefertigten) Bericht pünktlich im Zweitagesrhytmus hier einzustellen. Am Wochenende wird das aber definitiv nicht klappen, so dass wir nun an den Thermen von Fiambala (definitiv nicht der ungeeignetste Ort dafür) eine etwas längere Pause einlegen werden (vorraussichtlich bis Montag).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 20.07.2015, 07:46 Uhr
Guten Morgen allerseits,

danke für die Geduld. Einen definitiven Termin für unseren neuen Telefonanschluss gibt es immer noch nicht, so dass wir vorraussichtlich bei diesem Rhythmus bleiben müssen (ein Berichttag alle zwei Tage, nicht aber am Wochenende).

Heute nutzen wir (naja, nur diejenige von uns, die sich nicht eine tiefe blutige Schramme ins Knie geschlagen hat...) noch gut die schöne Thermen von Fiambala aus und fahren dann gemütlich (ich sehe gerade mit Überraschung, dass es dann doch fast 300 Kilometer Strecke wurden) weiter in eine sehr nette argentinische Kleinstadt.

8.11.2014: Fiambala - Chilecito
Wir schlafen lange und erholsam aus, bauen dann unser Zelt ab und fahren dann nochmal die kurze Strecke vom Campground zu den Thermalquellen hoch. Katharina probiert nacheinander die Becken mit den verschiedenen Wassertemperaturen durch. Dirk muss wegen seines lädierten Knies leider draußen bleiben. Das Wetter ist wieder hervorragend und der Blick von den Thermen hinab in das Valle de Fiambala und auf die auf dessen anderer Seite aufragenden Ausläufer der Zentralanden - die wir gestern überquert haben - ist einfach toll. Nach ausgiebigen Badefreuden brechen wir am späten Vormittag wieder auf.

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Morgendlicher Besucher am Campingplatz

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Die Termas de Fiambala

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Blick von den Thermen ins Tal

Zuerst fahren wir wieder herunter nach Fiambala und - nachdem wir uns durch diverse sehr verwirrend angeordnete (und in den eigentlich recht aktuellen Karten unseres GPS-Geräts nicht korrekt verzeichnete) Einbahnstraßen gequält haben - weiter nach Süden auf der Ruta 60. Das Valle de Fiambala wirkt recht arid, ist aber gut begrünt, wodurch sich ein sehr mediterran wirkender Gesamteindruck ergibt. In vielen Ortschaften gibt es schöne alte Adobe-Häuser - so dass hier offiziell eine sogenannte "Ruta de Adobe" eingerichtet wurde. Hinweisschilder weisen auf besonders interessante Gebäude hin. Noch in Fiambala selber halten wir an der 1770 errichteten und hübsch weiß getünchten Iglesia San Pedro. Das Innere dieser kleine Kirche ist sehr schlicht und wird geprägt durch den starken Kontrast zwischen weißen Wänden und den Dachstreben und der Inneneinrichtung aus dunklem Holz. Die Wände sind geschmückt mit Heiligenbildern. Da keine Fenster vorhanden sind, ergibt sich ein leicht düsterer Gesamteindruck.

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Iglesia de San Pedro in Fiambala

Ein paar Kilometer weiter südlich kommen wir zur Ortschaft Andacollo - mit der 1833 errichteten Kirche Nuestra Senora de Andacollo. Die sehr schlicht gehaltene Fassade mit den beiden niedrigen Türmen ist nicht angestrichen, so dass sich aus der Nähe betrachtet die Struktur des Adobe - inklusive der eingearbeiteten Strohhalme - gut erkennen lässt. Vor der Kirche treffen wir auf eine große Gruppe junger Menschen, die sich anscheinend hier treffen und dann zu einer Mischung aus Wochenendspaziergang und Schnitzeljagd aufmachen.

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Nuestra Senora de Andacollo

Wir fahren nur ein paar hundert Meter auf der Ruta 60 weiter nach Süden und biegen dann in Richtung der kleinen Ortschaft El Puesto ab. Diese winzige Ansiedlung ist sehr pittoresk - ein großer Teil der sich an der Hauptstraße befindlichen Gebäude besteht aus Adobe. Höhepunkt ist die kleine Kapelle Oratorio de los Orquera, welche im Jahre 1740 errichtet wurde. Hier gäbe es im Prinzip auch ein kleines Museum, aber leider sind dieses und die Kapelle selber im Moment geschlossen. Da die Kapelle zudem auf Privatgrund steht, schauen wir uns nur kurz um und fahren dann weiter. Als nächstes kommen wir zum etwas größeren Städtchen Tinogasta. Hier gäbe es eine Art Umfahrungsstraße, wir fahren aber mit Absicht mitten durch - weil unser Pick-Up allmählich Durst nach etwas Diesel bekommt. Der Straßenverkehr in Tinogasta begrüßt uns mit einem sehr südeuropäisch wirkenden Gewusel. Im Vergleich zu Chile benutzen hier in Argentinien wesentlich mehr Verkehrsteilnehmer Mofas oder kleine Motorräder. Teilweise quetschen sich komplette Familien auf so ein Gefährt. Wer - so wie wir - in einem sowieso schon ungewohnt großem Auto unterwegs ist und sich zudem in der Stadt nicht auskennt, muss höllisch aufpassen, nicht aus Versehen einen der um ihn herum zirkulierenden kleineren Verkehrsteilnehmer abzuräumen. An der Tankstelle ist auch die Hölle los. Wir nutzen die Gelegenheit, uns im Shop ein zweites Frühstück zu organisieren und fahren dann weiter.

Etwa 15 Kilometer hinter Tinogasta kommen wir zur Ortschaft Copacabana. Hier gibt es - auch wenn der Name anderes vermuten lässt - keinen Traumstrand, sondern eine große und sehr gemütliche zentrale Plaza mit einer für diese Ortschaft reichlich überdimensionierten Kirche. Nach all den Kirchen mit weißen oder adobefarbenen Fassaden bildet dieses Gebäude einen überraschenden Kontrast: Sowohl an der Fassade als auch im Innenraum dominiert Rosa - im Inneren kommt an den Dachgewölben ein sich gut einfügender Hellblauton dazu. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Farbgebung gefällt uns diese Kirche sehr gut - insbesondere die in die Seitenwände eingelassenen Nischen mit schön gestalteten Heiligenschreinen, allesamt sehr farbenfroh mit Blumen geschmückt. Interessant finden wir die Straßenanordnung von Copacabana: Es gibt so gut wie keine Nebenstraßen, stattdessen reiht sich die Ortschaft über Kilometer hinweg wie eine Perlenschnur entlang der Ruta 60 auf.

Hinter Copacabana wird die Landschaft deutlich trockener. Hier kommen wir an den Ruinen der kleinen Ansiedlung Cerro Negro vorbei - hier gruppieren sich ein paar verfallene Gebäude um einen sich ebenfalls nicht mehr in Betrieb befindlichen Bahnhof. Heute lebt niemand mehr in Cerro Negro außer einem auf einer Telegrafenleitung sitzenden großen Schwarm Papageien, der uns beim Näherkommen laut kreischend und protestierend begrüßt. Als wir keine Anstalten machen, sofort zu verschwinden, hebt der komplette Schwarm flatternd ab und sucht sich ein wenig entfernt ein ungestörteres Plätzchen. Wir untersuchen die Ruinen eingehend. Augenscheinlich waren dies früher wirklich herrschaftliche Gebäude - heute stehen teilweise nur noch die Außenmauern. Die Stimmung ist gespenstisch. Wir stoßen auf eine Küche mit einem riesigen Ofen sowie auf einen Lagerraum, in dem heute noch jede Menge Kisten mit alten Flaschen herumstehen.

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Ruinen in Cerro Negro

Direkt hinter Cerro Negro trifft die Ruta 60 auf die von Norden kommende Ruta 40 - die über 5300 km von Norden nach Süden quer durchs Land führende argentinische Traumstraße. Auch wir wären von Norden über die Ruta 40 hierher gekommen, wenn wir vor fünf Tagen von Cafayate aus nach Süden gefahren wären, anstelle den großen Schlenker über Abra del Acay und Paso Sico nach Chile und zurück über den Paso San Francisco nach Argentinien zu machen. Wir folgen der Ruta 40 nach Süden, entlang des westlichen Abhangs der Ausläufer des westlichen Arms der Sierra de Velasco. Nur ein kleines Stück westlich von uns befindet sich eine flache und weite Halbwüste - die Pampa de Toruma. Wir allerdings fahren parallel zum Rio Los Sauces - ein schmaler Streifen Landschaft links und rechts des Flusses ist dicht grün bewachsen und auch dicht besiedelt. Dass hier auch schon vor einigen hundert Jahren gesiedelt wurde, sehen wir an den Ruinen von Hualco, die wir über eine kleine Nebenstraße erreichen. Bei Hulaco handelte es sich um eine Siedlung am Inka-Trail, errichtet zwischen den Jahren 700 und 1000. Wir stellen unser Auto am kleinen Besucherzentrum ab. Hier sind jede Menge Leute unterwegs, dabei handelt es sich aber ausschließlich um Einheimische, die ein Grillfest veranstalten. Bei unserem kurzen Abstecher ins Besucherzentrum sind wir völlig alleine, ebenso wie auf dem kurzen Trail zu den Ruinen.

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Schlucht bei den Ruinen von Hualca

Die hier vorhandenen Informationstafeln sind leider entweder verrottet und somit unlesbar oder fehlen komplett. Aber immerhin helfen die traurigen Überreste der Schilder, den korrekten Weg zu den Ruinen zu finden. Von etwa 150 Steinhäusern stehen hier - sich in eine tolle Gebirgslandschaft schmiegend - nur noch die Grundmauern bis auf eine Höhe von etwa 50 bis 60 Zentimetern. Dazwischen sehen wir jede Menge große Säulenkakteen, teilweise auch blühend. Der Blick auf die sich unter uns befindliche Pampa de Toruma mit dem hier schnurgeraden weiteren Verlauf der Ruta 40 ist grandios.

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Ruinen von Hualca

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Kaktusblüte

Der weitere Verlauf der Fahrt nach Chilecito lässt sich eher als eintönig zusammenfassen. Nach den etwa 30 Kilometern durch die Pampa de Toruma knickt die Straße nach Süden ab, in das Valle de Antinaco. Auf beiden Seiten stehen nun hohe Berge.

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Unterwegs auf der Ruta 40

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Berge bei Chilecito

Kurz vor Chilecito kommen wir an einer Art außer Kontrolle geratener Müllkippe vorbei - ausgehend von einer wohl offiziellen Abladestelle hat der Wind hier jede Menge Plastiktüten und Flaschen über mehrere Kilometer entlang der Straße verteilt. Das ist kein sehr schöner Anblick, der uns das übelste für die Ortschaft Chilecito selber befürchten lässt. Dennoch fahren wir - nachdem wir ein Zimmer in unserer in einem Vorort gelegenen Unterkunft bezogen haben, in die Stadt, um uns umzuschauen. Und wir werden positiv überrascht. Ein hübsches kleines Städtchen und es pulsiert das Leben. An der zentralen Plaza findet ein Freiluftgottesdienst statt. Wir setzen uns zum Abendessen in ein schlichtes Lokal an der Plaza und beobachten die Menschen auf dem Platz: Hier sind spielende Kinder unterwegs, Jugendliche, Erwachsene und alte Leute - in einem fröhlichen Durcheinander und einer guten Stimmung. Irgendwie ist das hier anders als in Europa - vermutlich hauptsächlich deswegen, weil hier niemand gestresst erscheint. Ein sehr schöner Abend.

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Plaza von Chilecito

Gefahrene Strecke: 293 km

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
DIrk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 20.07.2015, 09:54 Uhr
Ich muss sagen, ich bin schwer begeistert - einfach toll!!!! :D
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 21.07.2015, 08:14 Uhr
Ich muss sagen, ich bin schwer begeistert - einfach toll!!!! :D

Schön, dass Du noch mitliest.

In den kommenden beiden Reisetagen wird es noch zwei Nationalparks (bzw. einen Nationalpark und einen Provinzpark) mit jeder Menge toller roter Felsen geben.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 21.07.2015, 09:44 Uhr
Freu mich, kann aber erst ab Freitag wieder mitlesen.

Bin dienstlich 2 Tage in Nürnberg.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 22.07.2015, 17:16 Uhr
Hallo allerseits,

nun haben wir - wie angekündigt - den ersten von zwei Tage mit roten (und weißen) Felsen satt. Es gibt sogar eine Art Moqui Marbles...

9.11.2014: Chilecito - Talampaya
Wir schlafen gut aus, dann gibt es Frühstück. Dieses fällt etwas knapp und bescheiden aus - ein einziger kleiner Minuspunkt für die ansonsten sehr schöne und gute Unterkunft. Dann geht es wieder auf Achse, noch einmal das kurze Stück nach Chilecito. Dabei überholen wir zwei alte bzw. uralte Pickups mit Pferden auf der Ladefläche - unterwegs wohl zu einer sonntäglichen Pferdeshow oder etwas ähnlichem.

In Chilecito schauen wir uns zum Abschluss unseres Besuchs die Talstation der bekannten Seilbahn an. Diese wurde zwischen 1903 und 1904 errichtet und führt von Chilecito über eine Länge von 35 Kilometern bis zur auf eine Höhe von 4600 Metern Höhe in der Gebirgskette Sierra de Famatina gelegenen Mina la Mejicana. Diese Mine war schon vor dem Bau der Seilbahn als ergiebige Quelle für Gold- Silber- und Kupfererz bekannt. Da es allerdings auf dem Berg weder Wasser noch Feuerholz gab, konnte das Erz nicht direkt am Ort der Mine weiter verarbeitet werden. Stattdessen musste es per Maultier ins Tal geschafft werden - auf verschlungenen Wegen war man dabei mehr als 100 Kilometer unterwegs. Die Seilbahn - erbaut von der deutschen Firma Adolf Bleichert & Co - sollte hier Entlastung schaffen. Der Bau stellte sich als besonders schwierig heraus: Niemals zuvor waren Seilbahnen dieser Länge oder mit vergleichbaren Steigungen gebaut worden, zudem führte die Strecke durch vorher nur schlecht kartographiertes Gelände. Über etwa 300 Meter führt die Strecke der Seilbahn sogar durch einen Tunnel. Als im Jahre 1926 die Erzvorräte der Mine größtenteils erschöpft waren, wurde die Bahn stillgelegt. Heute kann man sich die Talstation anschauen, ein großes und sehr imposantes Gebäude aus vernieteten Stahlträgern.

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Seilbahn von Chilecito

Zudem gibt es ein kleines Museum. Hier werden in ein paar Zimmern verschiedene Gegenstände und Fotos zum Bau und Betrieb der Seilbahn ausgestellt. Eine nette Dame führt uns herum und erklärt uns jeden einzelnen Gegenstand. Da die den Bau durchführende Firma aus Deutschland kam, sind zum Beispiel die ausgestellten Detailpläne - allesamt fein säuberlich handgezeichnet - auf Deutsch beschriftet. Zudem sind auch diverse Instrumente - z.B. das Tachometer der Bahn - mit deutscher Beschriftung versehen. Ein interessanter Abstecher. Das Museum kostet keinen Eintritt, Spenden werden aber gerne angenommen.

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Höhenplan der Seilbahn

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Die Entladestation der Seilbahn

Wir verlassen Chilecito nach Süden, Richtung Nonogasta. Auf diesem Abschnitt wird die Ruta 40 momentan neu gebaut, aber irgendwie tut sich auf der Baustelle nicht wirklich viel. Einmal sehen wir einen Arbeiter, der einen Holzpflock in den Boden hämmert. Allgemein scheinen uns dieses Jahr die Straßenbaustellen in Argentinien deutlich betriebsärmer zu sein als noch 2011 - im Gegensatz zu den chilenischen Baustellen, auf denen es über hunderte Kilometer vor Betriebsamkeit nur so sprüht. Extrapolieren wir nur einzelne Beobachtungen auf unzulässige Weise hoch oder sehen wir hier die Folgen der in den vergangenen Jahren drastisch schlimmer gewordenen Staatsfinanzen Argentiniens? In Nonogasta tanken wir voll und folgen dem nach Westen abknickenden Verlauf der Ruta 40, Richtung Cuesta de Miranda.

Zuerst verläuft die Straße durch diese Schlucht noch relativ harmlos und flach durch diverse Ortschaften - unter anderem das namensgebende Miranda. Dann bleibt die Bebauung zurück und die Straße zieht sich in zahlreichen Kurven stetig nach oben. Links und rechts der Straße befinden sich jetzt steile Felswände in faszinierenden Rottönen. Ab und an bietet sich auch ein schöner Tiefblick in ein dicht grün bewachsenes Tal - farblich in schönem Kontrast stehend zu den auch hier vorhandenen roten Felsen. Etwas weiter beginnt eine längere Baustelle - es wird asphaltiert. Das hat zunächst noch recht harmlose Umleitungen zur Folge - weiter oben aber - die Straße klebt abenteuerlich an einem fast senkrechten Berghang - wird es spannend. Für die neue Asphaltstraße werden Betonstützwände gegossen. Diese sind aber noch in Arbeit und der schmale Zwischenraum zwischen Betonwand und Berg ist noch nicht aufgefüllt. In genau diesem Zwischenraum verläuft momentan die Straße - auf grob geschätzt dreieinhalb Metern zwischen Bergwand und einem aus der halbfertigen Betonwand weit herausragendem Geflecht aus Bewehrungsstahl. Dies wird ganz besonders knapp, wenn Gegenverkehr kommt - dann beginnt ein wildes Vorbeimanövrieren, in dem es um jeden Zentimeter geht. Zum Glück kommen wir nur einmal in dieses Vergnügen und zum Glück bekommt unser Pick-Up im Verlauf keine Schrammen ab. Kurz darauf fahren wir wieder auf breitem Asphalt und wir verlassen langsam wieder die Cuesta de Miranda.

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In der Cuesta de Miranda

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In der Cuesta de Miranda

Die Straße verläuft nun eben durch die Halbwüste. Wir wollen zum Parque Nacional Talamapaya und weiter zum Parque Provincial Ischigualasto. Anstatt nun die längere und asphaltierte Strecke über Villa Union dorthin zu nehmen, biegen wir auf die gute Schotterpiste nach Pagancillo ab und von dort aus auf die Ruta 76 in Richtung der beiden Parks. Im Parque Nacional Talampaya - etwa 29 Kilometer hinter Pagancillo - informieren wir uns über die Verfügbarkeit von Exkursionen für morgen früh. Jetzt direkt reservieren können wir nur für eine der verschiedenen Touren - für alles andere sollen wir morgen um 8 Uhr nochmal wieder kommen. Das trifft sich gut, da wir ohnehin auf dem parkeigenen Campground übernachten wollen.

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Felswand im Parque Nacional Talampaya

Aber zunächst - der Tag ist noch recht jung - rollen wir weiter die ungefähr 80 Kilometer zum Parque Provincial Ischigualasto. Dieser Wüstenpark wird wegen der unwirtlichen Landschaft auch Valle de la Luna - das Tal des Mondes - genannt. Hier (und im Parque National Talampaya) wurden jede Menge Fossilien aus der Triaszeit gefunden. Unter anderem auch ein Skelett des ältesten bekanntesten Dinosauriers - 230 Millionen Jahre alt. Um diese Landschaft zu schützen, sind Ischigualasto und Talampaya im Jahre 2000 zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt worden. In Ischigualasto gibt es Touren, bei denen man mit dem eigenen Auto einem Rangerfahrzeug folgt. An insgesamt fünf Stationen wird Halt gemacht und der Ranger erklärt Details zur Geologie oder den in der Nähe gemachten Funden. Alleine darf man den Park nicht betreten.

Diese Rundfahrten starten einmal pro Stunde. Wir sind etwa um 14:30 Uhr da und spekulieren auf die Rundfahrt ab 15:30 Uhr. In der Zwischenzeit wollen wir uns das schön gestaltete Visitorcenter anschauen. Als wir dort nachfragen, schickt uns der nette Mensch an der Theke jedoch gleich weiter - die Tour ist zwar schon unterwegs, wir würden sie aber am ersten Haltepunkt schon einholen. Gesagt, getan. Wir fahren alleine in den Park und treffen am ersten Haltpunkt eine erstaunlich große Menge an Autos an. Der sehr nette Ranger fragt uns sogar, wo wir herkommen, ob wir seine spanischen Erklärungen verstehen oder ob wir zusätzliche Erklärungen in Englisch benötigen.

Der Rundweg ist etwa 40 Kilometer lang und jeder der sehr informativen Stopps beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Geschichte des Parks und der hier gemachten Funde. Die vielen Autos - größtenteils Kleinwagen - quälen sich tapfer über die recht rumpelige und mit großen Steinen und Felsplatten versehene Strecke zwischen den Haltepunkten. An der ersten Station gibt es noch recht viele allgemeine Informationen - und zum Anschauen ein recht unscheinbares fossiles Blatt. Später kommen wir jedoch zu einem Tal, welches irgendwie an die Badlands in den USA erinnert, zu Kugeln, die sehr an die Moqui Marbles erinnern und zu sehr interessanten Formationen aus weißem Fels. Die auffälligsten dieser Formationen haben Namen. So gibt es einen Pilz, eine Sphinx und ein U-Boot. letzterem ist allerdings vor kurzer Zeit aufgrund eines Einsturzes ein gutes Stück im mittleren Teil des Rumpfes verloren gegangen.

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"Painted Desert" im Parque Provincial Ischigualasto

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Steinkugeln

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El Submarino (das U-Boot)

Nach etwa der Hälfte, bei dem schon erwähnten Pilz - im Prinzip handelt es sich dabei um einen sehr großen Hoodoo - löst sich die Gruppe auf. Von hier darf jeder in seinem eigenen Tempo weiter fahren. Das nutzen wir gerne und kommen dabei an einer riesigen, mehrere hundert Meter hohen und viele Kilometer langen roten Felswand vorbei, schön angeleuchtet von der schon tief stehenden Sonne. Diese Wand ist gigantischer als alle roten Steine, die wir je in den USA gesehen haben und wäre dort der absolute Höhepunkt in jedem Nationalpark des Südwestens. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und legen viele Fotostopps ein. Nach der roten Wand kommen wir noch an hohen weiß, grün und gelb gefärbten Felsformationen vorbei und dann ist die Rundfahrt - nach mehr als drei Stunden - leider schon wieder zu Ende.

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El Hongo (der Pilz)

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Rote Felswand in Ischigualasto

Wir schauen uns noch kurz im Visitorcenter um beziehungsweise in der daneben befindlichen großen Halle, in der es eine ausführliche und sehr informative Ausstellung zu den hier gemachten Dinosaurierfunden gibt. Dann fahren wir zurück zum Parque Nacional Talampaya. Auf der Fahrt sehen wir viele Guanakos am Rand der Straße, einige wachtelähnliche Vögel, die die Straße im Gänsemarsch überqueren, sowie einen Pampashasen. Letzteren hätten wir im Westen von Argentinien nicht erwartet. Als wir nach einer heftigen Bremsung zurückrollen, um das Tier aus der Nähe anzuschauen, hüpft es leider schon davon. Dirk macht sich aufgrund der großen Menge von Besuchern in Ischigualasto Gedenken, ob wir schon bei unserem ersten Stopp in Talampaya nach einem Stellplatz für unser Zelt hätten fragen sollen. Vor seinem inneren Auge sieht er einen überfüllten Campground und wir sind baff erstaunt, als die Fläche vor dem Visitorcenter von Talampaya komplett leer ist. Wir sind tatsächlich die einzigen Gäste - auch als wir nach dem Zeltaufbau zum Abendessen ins Restaurant des Parks gehen werden wir exklusiv von den beiden Angestellten bedient. Etwas später kommt noch ein anderes Paar mit einem spannenden Allradcamper und stellt sich auf einen der Stellplätze neben uns. Zum Abschluss des Tages treffen wir noch einen neugierigen Fuchs.

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Felsstrukturen auf der Straße zwischen Ischigualasto und Talampaya

Gefahrene Strecke: 357 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 22.07.2015, 17:26 Uhr
Die rote Felswand sieht klasse aus. Man meint, man wäre in der usa.


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Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schmihei am 22.07.2015, 22:24 Uhr
Hallo Dirk,

ich kann ja nicht immer nur mitlesen, sondern muss Dich auch mal loben, dass Du es immer wieder schaffst am Ball zu bleiben und eine Etappe nach der anderen reinzustellen.

So, ich habe auch wieder aufgeholt und bin nach wie vor begeistert von Deinem Bericht mit den für uns äußerst nützlichen Infos.  :dankeschoen:

Eure Zeltetappen   :zeltfeuer: haben mich auch begeistert, obwohl ich selbst in dieser Höhe nicht übernachten möchte, aber dadurch konntet Ihr Eure Etappen besser einteilen als wir das nun gemacht haben, da wir ja immer auf Unterkünfte angewiesen sind.

Auch Respekt, dass Du es immer wieder schaffst den Reisebericht durchzuziehen, obwohl Du ja genug anderes zu tun hast.  :respekt: Bei mir bleibt da immer alles liegen, schäm - ich bin nun aber auch dran, mein zweites Fotobuch der USA-Reise 2013 fertig zu stellen .... und dann fehlt noch so viel weitere Urlaube. Gut einen Reisebericht habe ich zwar nicht zu Papier gebracht, aber zumindest haben wir jeden Tag Tagebuch geschrieben, so dass das alles im Gedächtnis bleibt. Es kann also nur besser werden und so nach und nach werde ich aufholen. 

LG Heidi  :rotor:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 23.07.2015, 09:16 Uhr
Die rote Felswand sieht klasse aus. Man meint, man wäre in der usa.

Das fand ich dieses Mal auch besonders faszinierend: Wir hatten viele Landschaften, die sehr an die USA erinnert haben (vor allem die roten Felsen und die Kakteenfelder in Argentinien), und dann wieder Dinge die es im Norden des Kontinents so nicht gibt (hauptsächlich natürlich die Hochebenen auf 4000 Meter). Dieser stetige Kontrast war klasse, insbesondere, da der Süden des Kontinents erheblich weniger touristisch - und damit viel einsamer - ist als der Norden (Ausnahmen wie San Pedro bestätigen die Regel), aber fast genauso einfach zu bereisen (sofern man die Sprache ansatzweise beherrscht).

Eure Zeltetappen   :zeltfeuer: haben mich auch begeistert, obwohl ich selbst in dieser Höhe nicht übernachten möchte, aber dadurch konntet Ihr Eure Etappen besser einteilen als wir das nun gemacht haben, da wir ja immer auf Unterkünfte angewiesen sind.

Schön, dass Du noch dabei bist :winke:

Wegen den Zeltübernachtungen waren wir vorher auch ein wenig skeptisch, haben es aber einfach mal ausprobiert.

Man hätte ja auch das Standardargument bringen können, dass wir erstmal Erfahrungen sammeln und die einsame (und laut Reiseführern nicht immer unproblematische) Etappe von Putre zum Salar de Huasco sowie die Zeltübernachtungen erst in einem zweiten Urlaub dort machen. Aber nachdem wir noch so viele komplett unterschiedliche Gegenden der Welt im Kopf haben, die wir auch noch besuchen wollen, ist dieser sprichwörtliche zweite Urlaub in der selben Gegend ja gar nicht so selbstverständlich.

Im Notfall (Höhenkrankheit) muss man dann halt schnell reagieren und die Route umbiegen - das ist klar. Das Schlimmste an den Zeltübernachtungen war übrigens weder die Höhe (nach Akklimatisation glücklicherweise kein Problem mehr - in Putre hatte ich mich ja noch schwer getan) oder die Kälte während der Nacht (mit guten Schlafsäcken auch halbwegs erträglich), sondern die Kälte der Metallstangen beim Zelt-Abbauen am Morgen - das ging jedes mal gehörig in die Finger (http://www.smilies.4-user.de/include/Wetter/cold.gif)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 24.07.2015, 08:28 Uhr
Guten Morgen,

viele Besucher und auch geführte Touren machen die beiden Parks Ischigualasto und Talampaya an einem Tag. Das ist aber eigentlich nicht zu empfehlen, da man dann vor lauter farbigen Steinen übersättigt wird und die Schönheit der beiden Parks gar nicht richtig genießen kann. Daher haben wir direkt am Besucherzentrum vom Parque Nacional Talampaya gezeltet (wie auch schon in Fiambala hatten wir eine wunderbare laue Nacht und auch keinerlei Temperaturprobleme beim Abbauen des Zeltes 8)) und schauen uns diesen Park heute in aller Ruhe an:

10.11.2014: Talampaya - San Agustin de Valle Fertil
Vor unserer Reise haben wir Gerüchte von riesigen Spinnen im Parque Nacional Talampaya gehört, die beispielsweise gerne mal beim Abbau des Zeltes zwischen Innen- und Außenzelt herausfallen. Als Gerüchte bezeichnen wir dies deswegen, weil Berichte über diese Spinnen hauptsächlich von Teilnehmern geführter Reisen eines ganz bestimmten Anbieters stammen - ansonsten liest man nicht viel davon. Nun ja, wir sind entweder zur falschen Zeit da - oder die Spinnen existieren wirklich nicht. Sie würden sich hier zumindest sehr wohl fühlen, denn die Anzahl an Fliegen hat fast schon australische Dimensionen - und es gibt kein Mittel, die Viecher loszuwerden.

Der Parque Nacional Talampaya schützt - ähnlich wie der gestern von uns besuchte Parque Provincial Ischigualasto - Gesteinsschichten der Triaszeit in denen viele Fossilien gefunden wurden. Die in Talampaya vorkommenden Schichten liegen etwas oberhalb denen von Ischigualasto und haben daher auch eine andere Farbe: Der größte Teil von Ischigualasto (mit Ausnahme der gigantischen roten Felswand, an der wir am Ende unseres Besuchs dort vorbeigekommen sind) besteht aus weißem Gestein - in Talampaya dagegen sind alle Felsen rot. Die Kombination der in den Gesteinsschichten beider gefunden Fossilien ist ein Traum für jeden Paläontologen, da sich der zeitliche Ablauf der Entwicklung der Lebewesen über die gesamte Triaszeit ablesen lässt. Hauptattraktion in Talampaya ist der Canon de Talampaya, ein sich durch die Sierra Los Colorados ziehender Canyon. Im Gegensatz zum Parque Provincial Ischigualasto - den wir ja im Konvoi mit unserem eigenen Auto durchfahren durften - ist der Besuch des Parque Nacional Talampaya nur im Rahmen geführter Exkursionen erlaubt.

Wir bauen unser Zelt ab und stehen um acht Uhr im Verkaufsbüro für die Exkursionen. Hier kaufen wir uns Tickets für die große Rundfahrt in den Canyon Talampaya und den Nebencanyon Cajones de Shimpa, die insgesamt drei Stunden dauern soll. Wir haben im Internet auch Informationen zu einer viereinhalbstündigen Tour gesehen, diese gibt es aber scheinbar nicht mehr. Die kurze Wartezeit bis zum Beginn der Tour verbringen wir mit dem Ablaufen eines kurzen Lehrpfades durch die Wüste. Höhepunkt auf diesem Spaziergang sind die vielen Spuren im Sand, unter anderem von Füchsen und Guanakos sowie der Vorbeimarsch an einem recht ausgetrockneten Fluss, wo wir ein stoisches Guanako und drei schüchtern weghüpfende Pampashasen treffen.

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Einsames Guanaco

Pünktlich um neun Uhr sind wir wieder am Nationalparkkomplex und dort am Abfahrtspunkt für die Exkursionen. Anstelle eines Tourbusses treffen wir einen Mitarbeiter des Nationalparks, der uns mitteilt, dass die Tour abgesagt wurde und dass wir doch bitte im Büro unsere Tickets umtauschen sollen. Das tun wir - und sind sehr gespannt, den Grund für die Absage zu erfahren. Dieser ist wie folgt: In der Nacht gab es ein kleines Erdbeben, welches wohl die Zufahrt zum Cajones de Shimpa unzugänglich gemacht hat. Also buchen wir einfach - gegen eine entsprechende Rückerstattung - auf dieselbe Tour um, nur halt ohne den nicht zugänglichen Teil.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_11_10_02.jpg)
Tourbus im Canon de Talampaya

Mit uns im Tourbus hocken neben dem Fahrer und dem Guide ein Pärchen aus La Rioja, der Provinzhauptstadt, sowie das Pärchen, das gestern Abend nach uns noch auf dem Campground eingetroffen ist. Die beiden kommen aus der Schweiz und sind unterwegs auf einem Sechswochen-Trip durch ganz Argentinien in einem coolen Allradcamper mit Dachzelt. Diese Fahrzeuge sind in Südamerika sehr selten und dementsprechend in der Miete extrem teuer. Unser Tourbus fährt erstmal einige Zeit auf einer Asphaltpiste schnurgerade auf die Sierra Los Colorados zu. Unsere Exkursion durchfährt den gesamten Canon de Talampaya. Dabei werden insgesamt vier Stopps eingelegt: Zuerst am Eingang des Canyons, an einem Bereich, in dem es Spuren - vor allem Ritzzeichnungen - von prähistorischer Besiedlung gibt.

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Prähistorische Zeichnungen

Zweiter Stopp ist im Canyon an einer Stelle mit dichtem Pflanzenbewuchs und darin herumwuselnden Meerschweinchen. Hier gibt es auch eine der bekanntesten Felsformationen des Parks, einen etwa 150 Meter hohen senkrechten Schacht im Fels, den sogenannten Kamin. Wenn man sich hier hinstellt und in den Kamin hereinruft, kann man noch einige Zeit sein Echo hin- und herhallen hören, gebündelt vom Kamin und zurückgeworfen von der gegenüberliegenden Wand des Canyons. Das muss natürlich vorgeführt werden - unser Guide sucht nach einem passenden Wort, welches alle Mitglieder der Gruppe auf Kommando gemeinsam rufen sollen. Das argentinische Pärchen schlägt "Gol" - also spanisch für "Tor" vor. Aber der Guide - wohl ein Fußballfan - weigert sich, so kurz nach der Weltmeisterschaft in der Anwesenheit von Deutschen dieses Wort zu rufen. Stattdessen einigt man sich auf "Sol", also "Sonne", und der Echoeffekt funktioniert tatsächlich.

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Im Canon de Talampaya

Nach einer Trinkpause - wir dürfen wählen zwischen Wasser und Wein aus der Region (für den auch gleich kräftig die Werbetrommel gerührt wird) - geht es weiter zur gotischen Kathedrale. Hierbei handelt es sich um einen Abschnitt der Canyonwand, der aus vielen senkrechten Türmchen und Spitzen besteht - eben wie eine Kathedrale. Hier nisten auch viele Papageien, die wir aber zum Großteil nur hören und nicht sehen können. Der letzte Haltepunkt und gleichzeitig auch der Umkehrpunkt der Tour ist am Torre, dem Turm, einem gigantischen Hoodoo. Dieser steht schon außerhalb des Canyons. Der Blick auf die Ebene und die überall herumstehenden Gesteinsformationen ist sensationell.

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Die "gotische Kathedrale"

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El Totem und La Torre

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El Monje (der Mönch)

Nach diesem Stopp geht es über die Anfahrtsstraße wieder zurück zum Nationalparkkomplex. Eine tolle Tour, während der wir neben den schon erwähnten Meerschweinchen auch einige Guanakos, einen hoch über uns fliegenden Kondor sowie eine Nandu-Familie, bestehend aus dem Muttertier (bzw. Vatertier, denn bei den Nandus übernimmt das Männchen sowohl das Ausbrüten der Eier als auch die Aufzucht der Jungtiere) und vielen kleinen mit Federn und Schnabel versehenen Kugeln, gesehen haben. Nach herzlicher Verabschiedung von Guide, Fahrer und den Mitfahrern schauen wir uns noch den Trias-Lehrpfad an, auf dem es Nachbauten der Dinosaurier zu bestaunen gibt, die hier in der Gegend einmal gelebt haben.

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Junge Nandus

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Saurierskulptur auf dem Trias-Lehrpfad

Dann geht es weiter nach San Agustin de Valle Fertil, wo wir recht früh ankommen und in unserer Unterkunft einchecken. Diese macht zunächst einen etwas seltsamen Eindruck: Keine Rezeption, niemand ist da - wenn nicht der Name der Unterkunft vorne drauf stehen würde, würden wir daran zweifeln, dass wir überhaupt vor dem korrekten Haus stehen. Nach einigem Suchen und Klopfen kommt ein junger Mann aus dem Gebäude - offensichtlich der Sohn der Besitzer - und führt uns in unser Zimmer. Und dieses gefällt uns richtig gut - urig und gemütlich eingericht. Allgemein gefällt uns die ganze Anlage - abgesehen vom etwas missglückten Empfang - sehr gut. Es gibt einen netten Garten mit Swimming Pool und Liegestühlen herum. Genau das richtige, um nach einen langen und warmen Frühlingstag ein wenig auszuspannen.

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Picknickplatz an der Straße

Aber zunächst einmal schauen wir uns noch ein wenig in der Ortschaft um. Wir laufen bis zum Stausee der Ortschaft, halb um diesen herum bis zu einer interessanten modernen Kirche und dann - mit einem Schlenker über die Hauptstraße - wieder zurück zum Hotel. Diese Ortschaft ist überhaupt nicht touristisch geprägt, und das gefällt uns eigentlich recht gut: Eine wilde Mischung von ärmlichen Häusern und reichen Villen, Metzgereien und Autohändlern mit interessant handgeschriebenen Verkaufsschildern, Autowracks (aber noch fahrbereit) auf der Straße - so stellt man sich Südamerika vor. Vor dem Abendessen - die Argentinier fangen damit ja erst zu extrem späten Zeiten an - ruhen wir uns noch etwas im Garten unserer Unterkunft aus und suchen uns dann eine gemütliche Bar. Das Essen ist gut, die Bedienung freundlich - alles super, einziger Wermutstropfen ist lediglich das Fernsehprogramm: Wir dürfen eine irgendwo in Europa aufgezeichnete Matinee von André Rieu bewundern...

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Stausee von San Agustin de Valle Fertil

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Laden in San Agustin

Gefahrene Strecke: 118 km

Am Montag geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Nekochan am 27.07.2015, 07:10 Uhr
Da Dirk diese Woche auf Dienstreise ist, muss ich mal wieder als eure Reiseführerin einspringen. Manche hier kennen mich vielleicht noch, - für die anderen: Ich bin die im Reisebericht manchmal erwähnte Katharina.

Doch nun genug der Vorrede - fahren wir weiter:

[11.11.2014: San Agustin de Valle Fertil - Barreal
Wir schlafen gut aus und bekommen pünktlich um acht Uhr unser Frühstück ins Zimmer gebracht. Dieses fällt sehr reichlich und lecker aus. Alles in allem - trotz der leichten Irritationen zum Beginn - eine sehr schöne und sehr empfehlenswerte Unterkunft. Wir bezahlen und verlassen dann San Agustin wieder in Richtung Süden auf der Ruta 510.

Rechts von uns liegt die Sierra de la Huerta, der im südlichen Teil den das Nationalreservat Valle Fertil nach Osten abschließende Bergkamm. Links von uns sehen wir ein flaches uns sehr breites Tal, welches in einiger Entfernung abgeschlossen wird von der Sierra de Malazan. All die genannten Bergketten gehören nicht zu den Anden, sondern zu den Sierras Pampeanas, einem eigenständigen System von Gebirgen im zentralen und westlichen Argentinien. Diese Gebirge haben ihr eigenes Mikroklima mit trockenen Wintern und feuchten Sommern - und das ist auch der Grund für den Namen "Valle Fertil" - also fruchtbares Tal. Rein vom optischen Eindruck passt dieser Name momentan allerdings nicht so ganz: Wir sind zwar umgeben von dichtem grünen Buschwerk, die weite Ebene im Osten dagegen wird schon ziemlich trocken und karg.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_11_11_01.jpg)
Wolken an den Bergen des Valle Fertil

Die ersten 115 Kilometer geht es so nach Süden, manchmal etwas bergauf oder bergab, manchmal um eine Kurve, aber insgesamt recht abwechslungsarm und immer entlang der Sierra de la Huerta. Die Landschaft wird etwas arider, der Pflanzenbewuchs karger. Dann treffen wir auf die von Ost nach West verlaufende Ruta 141 und biegen auf diese nach Westen Richtung San Juan ab. Im Prinzip sieht die Straße hier nicht viel anders aus als vorher, mit der Ausnahme dass merklich mehr LKW unterwegs sind.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2014_11_11_02.jpg)
Wieder hinaus in die Steppe

Nach etwas mehr nach 70 Kilometern auf der Ruta 141 - wir haben eine Polizeikontrolle und eine Fruchtfliegenkontrolle hinter uns gebracht - kommen wir zu einer Art Ortschaft. Diese besteht hauptsächlich aus einer Tankstelle und einem riesigen Haufen Andenkenläden und Kiosken. Es ist gar nicht leicht, den zentralen Punkt, um den sich all dieses Gerümpel schart, zu finden - aber letztendlich sind wir erfolgreich. Und zwar befinden wir uns am zentralsten aller Difunta-Corea-Schreine, am Ort, an dem sich die Geschichte der verdurstenden Mutter, die ihren Säugling noch nach ihrem Tod mit der Muttermilch am Leben erhalten hat, zugetragen hat. Heute stehen hier jede Menge kleiner Kapellen, von außen über und über mit Dankesplaketten beschlagen. Diese wurden angebracht von Leuten, denen Difunta Corea - eine inoffizielle und äußerst populäre Heilige in Argentinien - eine Bitte oder einen Wunsch erfüllt hat. Im Inneren der Kapellen befindet sich, thematisch geordnet, Zeug wie Pokale zu gewonnenen Wettkämpfen, Brautkleider,...

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Aufstieg zum Schrein der Difunta Correa

Der zentrale Schrein befindet sich auf einem kleinen Hügel, auf den hinauf überdachte Wege führen, über und über behangen mit Nummernschildern von Autos. Die Difunta Corea ist nämlich hauptsächlich Schutzpatronin der Autofahrer, Fernfahrer und Reisenden im Allgemeinen. Oben angekommen, finden wir ein kleines Gebäude mit zwei Plastiken der Difunta Corea und daneben einen riesigen Haufen von Plastikwasserflaschen - Gaben an Difunta Corea. Wir haben noch einen Rest Wasser von den für die Altiplano-Strecken gekauften Vorräten übrig und lassen diesen neben den anderen Flaschen stehen.

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Difunta Correa

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Geopferte Wasserflaschen

Nach diesem zwar schrägen, aber auch ein sehr interessanter Abstecher fahren wir weiter nach Westen auf der Ruta 141 und nähern uns San Juan. Kurz hinter dem Difunta-Corea-Schrein verläuft parallel zur Straße ein sehr interessanter Fahrradweg. Und zwar besteht dieser nicht aus einem simplen und schmalen Asphaltstreifen, wie man das so aus Europa kennt. Stattdessen besitzt der schmale Asphaltstreifen hier Seitenmarkierungen, einen Mittelstreifen und sogar Rasthäuschen. Vermutlich wird der Fahradweg auch für Prozessionen zur Difunta Corea verwendet - aber die Aufmachung als Miniaturversion der direkt daneben verlaufenden Straße amüsiert uns doch.

Kurz vor San Juan wird das Land intensiv genutzt - wir kommen vor allem an vielen Weinfeldern und einigen edlen Weingütern vorbei. Da wir noch etwas argentinisches Geld benötigen, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach San Juan, um entweder einen Geldwechsler oder einen funktionierenden und befüllten Geldautomaten aufzutreiben. Gerade letzteres hat sich in den vergangenen Tagen gerade in argentinischen Kleinstädten als nicht immer selbstverständlich erwiesen. Letztlich wird es ein Geldautomat - auf der Suche landen wir mitten in der Innenstadt von San Juan mit der zentralen Plaza. Auch der Verkehr hier ist so, wie man es sich in einer Innenstadt vorstellt. Einige Minuten später verlassen wir mit volleren Geldbeuteln San Juan wieder in Richtung Norden auf der Ruta 40.

Hier erwartet uns eine völlig andere Landschaft als noch zuvor - zwar auch recht arid, aber sehr viel bergiger und abwechslungsreicher. Wir kommen vorbei am alten Bahnhof von Talacasto - außer ein paar Häuserruinen und sehr rudimentären Gleisüberresten gibt es hier nichts zu sehen. Hinter Talacasto verlassen wir die Ruta 40 und biegen nach links, Richtung Westen in die Berge ab, die Vorberge des Andenhauptkamms. Leider hat sich etwa seit San Juan das Wetter stetig verschlechtert - aus ein paar Wolken ist eine komplette Wolkendecke geworden. Die Landschaft ist aber auch bei grauem Himmel schön: Hauptsächlich hell- und dunkelgraue Berge, in die sich die Straße in vielen Kehren und Kurven hineinzieht.

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Ruinen in Talacasto

An einer Stelle - er will ein Foto der Berge aufnehmen - spurtet Dirk einen Schotterhang am Rand der Straße hoch, um ein möglichst gutes Blickfeld zu erhalten. Dabei tritt er mit dem linken Fuß mitten auf einen irgendwie aus dem Hang ragenden Nagel. Der Nagel exakt so lang, dass er sich zwar durch die Schuhohle bohrt, aber auf der Unterseite des Fusses keine tiefe Verletzung, sondern nur einen schmerzhaften Bluterguss hinterlässt. Das war Glück im Pech, denn im Fall der Fälle hätte es Zeit gekostet, hier in der Gegend einen Arzt oder ein Krankenhaus zu finden.

Wir erreichen eine auf etwa 2000 Metern Höhe gelegene Hochebene, dann rücken die Berge rechts und links nahe an die Straße und wir kommen in die Quebrada de las Burras. Hier erreicht die Straße mit etwas Mehr als 2200 Metern ihren höchsten Punkt und führt dann in der Quebrada sehr steil abwärts in Richtung des Tals des Rio San Juan.

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Auf der Hochebene

Und ab hier wird es deutlich farbenfroher: Der Himmel zeigt zunächst ein paar blaue Fleckchen und in Folge verschwinden die Wolken immer mehr. Das Tal selber ist satt grün - die Straße führt am linken Rand entlang, ist teilweise sehr schmal und manchmal auch in einem ziemlich schlechten Zustand. Die das Tal einrahmenden Berge sind abwechselnd grün, rot, weiß und grau - eine faszinierende Kombination. Am allerfaszinierendsten ist aber der Blick, der sich nach einiger Zeit nach vorne bietet, als wir das breite Valle de Calingasta erreichen. Hier knickt die Straße nach Süden ab und rechts vor uns sehen wir den Andenhauptkamm mit seinen riesigen und teilweise schneebedeckten Gipfeln. Wir glauben sogar, in noch großer Entfernung, den Aconcagua, den höchsten Berg Amerikas zu sehen.

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Im Tal des Rio San Juan

Kurz hinter den Ruinen des Minendörfchens Hilario, gelegen direkt am Straßenrand aber leider durch einen Stacheldrahtzaun abgesperrt, kommen wir zu einer besonderen Sehenswürdigkeit, und zwar zum Cerro Alcazar. Haben wir bisher die schönen farbigen Berghänge nur quasi von ihrer Außenseite aus bewundern können, so führt hier eine kurze Schotterstraße mitten hinein in ein sehr schmales Seitental und in ein Traumland für jeden Geologen - mit schroffen Hängen in grün, rot, gelb und weiß, die in der Tat an ein Schloss, ein Alcazar, erinnern. Die Strukturen erinnern ein wenig an den Badlands National Park in den USA - allerdings können wir uns hier völlig frei bewegen und außerdem ist kein Eintritt fällig. Es gibt auch einen kurzen Trampelpfad, in dessen Verlauf sich die ganze Pracht von erhöhten Positionen aus bewundern lässt.

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Ruinen von Hilario

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Cerro Alcazar

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Blick von Cerro Alcazar auf den Andenhauptkamm

Wir schauen uns ausgiebig um und fahren dann weiter zu unserem Etappenziel, der kleinen Ortschaft Barreal. In dieser haben wir in einem hübschen und edlen Hotel vorgebucht - mit direktem Blick auf die Andenkette. Alleine die Anfahrt zu dem Hotel gestaltet sich spannend - durch ein riesiges parkähnliches Gelände und über schmale Holzbrücken nähern wir uns dem zentralen Gebäude, wo wir sehr freundlich von den Wirten begrüßt werden. Um das zentrale Gebäude gruppieren sich einige einzeln stehende Bungalows - mit je zwei Zimmern. Die Terrassen der Zimmer sind der Andenkette zugewandt. Da das Valle de Calingasta recht dünn besiedelt ist und das Hotel etwas außerhalb von Barreal steht, haben wir hier völlig freie Sicht. Das nutzen wir nach dem äußerst guten Abendessen aus, als wir noch einige Zeit mit unserem Fernglas die Sterne des Südhimmels bewundern. Zum Beispiel die beiden Magellanschen Wolken lassen sich sehr gut erkennen.

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Bunte Felsen an der Straße Richtung Barreal

Gefahrene Strecke: 462 km
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Nekochan am 29.07.2015, 07:07 Uhr
Guten Morgen, liebe Mitreisende. Immer noch bin ich euer Ersatz-Reiseführer.
Und weiter gehts: Heute wandeln wir auf den Spuren von Charles Darwin und des argentinischen Nationalhelds San Martin (nicht der mit dem Mantel...). Außerdem gibt es noch ein leckeres Asado.

12.11.2014: Barreal - Maipu
Nach dem Frühstück packen wir zusammen und halten beim Auschecken einen Plausch mit unserem Wirtspaar. Die beiden wohnen eigentlich in Buenos Aires, zusammen mit ihren Kindern. Das Hotel betreiben sie gemeinsam mit ihrer Schwester und deren Mann und betreuen es im Wechsel: Während eines der beiden Paare am Hotel ist, ist das andere daheim und umgekehrt. Eine nette Idee. Wir wünschen viel Glück für die Zukunft und brechen dann auf.

Der Himmel ist teilweise bewölkt und wir fahren weiter auf der Ruta 412 nach Süden durch das schöne Valle de Calingasta, in dem wir uns schon gestern bewegt haben: rechts von uns stehen die 6000er der Anden, links die niedrigere Gebirgskette der Sierra del Tontal. Etwas weniger als 20 Kilometer südlich von Barreal kommen wir zum Parque Nacional El Leoncito. Dieser Park umfasst einen Teil des Valle de Calingasta sowie der östlich davon stehenden Sierra del Tontal. Durch den Park wird hauptsächlich die Landschaft der hiesigen Puna geschützt, inklusive der ansässigen Tier- und Pflanzenwelt. Zum Beispiel leben hier Nandus, Guanakos und Kondore. Da zudem das Straßensystem der Inka durch das Valle de Calingasta führte, gibt es hier auch schützenswerte archäologische Fundstätten. Was zudem sehr interessant ist: Aufgrund der extrem klaren Luft hier in der Gegend und der dünnen Besiedlungsdichte, eignen sich die Berge im Nationalpark gut für astronomische Beobachtungen und so wurden auf zwei Berggipfeln im Park Teleskope errichtet.

Die Zufahrtsstraße zum Nationalpark zieht sich steil in die östlich des Tals liegenden Berge hinauf. Zunächst schnurgerade und asphaltiert durch steppenartige Landschaften, dann als Schotterstraße und über Serpentinen direkt in die Berge hinein und in ein schönes Seitental. Das Wasser diverser zusammenfließender kleiner Bäche schafft hier eine wunderschöne grüne Oase in der deutlich kargeren umgebenden Landschaft. Es gibt auch einige Wanderungen, zum Beispiel zu Wasserfällen. Diese müssen wir leider aus Zeitgründen auslassen. Stattdessen halten wir an zwei Aussichtspunkten an. Vom ersten haben wir einen schönen Blick in die grüne Landschaft des Nationalparks. Der zweite Aussichtspunkt liegt am Rand der gewundenen Straße zum astronomischen Anlage El Leoncito. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf die unter uns liegende Ebene des Valle de Calingasta. Neben der Ruta 412 sehen wir die große freie Fläche der Pampa Leoncito - eine etwa zehn auf drei Kilometer große und extrem flache Ebene aus Sandablagerungen. Diese ist wohl vor allem auch bei Autofahrern beliebt, die ihr Gefährt austesten wollen - und aufgrund der hier vorkommenden steifen Winde auch bei Strandseglern.

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Blick auf die Andenhauptkette

Etwas oberhalb des zweiten Mirador kommen wir zum Verwaltungsbereich der astronomischen Anlage. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns dafür, eine Tour durch das Observatorium zu machen - obwohl tagsüber natürlich nicht die ideale Zeit ist, ein astronomisches Teleskop zu besuchen. Als wir uns vor dem Gebäude kurz mit der Katze der Astronomen anfreunden, kommt auch schon eine Dame vorbei, bei der wir den Eintritt bezahlen. Für die eigentliche Führung müssen wir noch ein Stück weiter den Berg hoch fahren, bis auf den Gipfel. Hier stellen wir unseren Pick-Up ab und müssen erst ein wenig den Eingang in das große weiße Gebäude des Observatoriums suchen. Wir werden von einem Astronomen begrüßt, welcher uns in den nächsten etwa 45 Minuten erklärt, was hier oben so getrieben wird. Hauptsächlich handelt es sich um eine Langzeituntersuchung des südlichen Sternenhimmels, um den Effekt der Ausdehnung des Universums nachzuweisen sowie um die Suche nach Asteroiden. Er zeigt uns eine kleine astronomische Ausstellung und das große Zwillings-Linsenteleskop des Observatoriums. Das ist zwar alles nichts weltbewegend Neues - aber dennoch recht interessant und vor allem angenehm hemdsärmelig.

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Teleskop in einem der Observatorien im Parque Nacional Leoncito

Wir verabschieden uns und verlassen den Park wieder. Von allen angekündigten Tierarten sehen wir keine einzige, aber dafür jede Menge Meerschweinchen, die in den Büschen neben der Straße wuseln und nur schwer in den Blick oder gar auf ein Foto zu bekommen sind. Wieder auf der Ruta 412 angekommen, lassen wir es uns nicht nehmen, eine kurze Runde auf der Sandfläche der Pampa Leoncito zu drehen, ehe wir endgültig nach Süden weiterfahren.

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Unser Auto auf der Pampa Leoncito

Die Straße ist hier - entgegen unserer Erwartungen - nicht durchgehend asphaltiert, die Qualität der Schotterpiste ist jedoch sehr gut. Kurz vor Uspallata kommen wir an den Inkaruinen von Tambillos vorbei. Diese sind zwar angenehm unkommerziell, dies geht aber so weit, dass sämtliche Infotafeln fast komplett verwittert und somit auch nicht zu lesen sind. Schade! Herauszubekommen ist nur, dass dieser Ort bis vor etwa 500 Jahren von den Inka bewohnt war und dass Charles Darwin - als er 1835 während seiner berühmten Weltreise die Anden überquerte - hier vorbeigekommen ist. Die Ruinen selber sind recht unspektakulär - sehr viel mehr als ein paar Grundmauern ist nicht mehr vorhanden.

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Anden bei Uspallata

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Inkaruinen von Tambillos

Die Landschaft erinnerte bis jetzt entfernt an Montana oder Wyoming. Kurz vor Uspallata kommen nun doch viele Bäume hinzu und der Gesamteindruck ändert sich eher Richtung Kanada. Von Uspallata könnten wir über die große Passstraße Ruta 7 entweder direkt zurück nach Santiago in Chile fahren - oder über die selbe Straße begab in Richtung Mendoza. Wir haben uns aber für einen Umweg entschieden und biegen direkt nach dem Ortseingang nach links auf die Ruta 52 ab - Richtung Paso de Paramillos de Uspallata. Dies ist übrigens genau die Strecke, auf der Charles Darwin während seiner Andenüberquerung unterwegs war. Die Straße führt steil bergauf in die Berge. Hier sollte sich ein schöner Rückblick auf den Andenhauptkamm bieten - die Berge sind in den Gipfelregionen leider von Wolken umhüllt. Wir kommen durch tolle karge Landschaften mit roten, grauen, gelben und grünen Felsen. Kurz vor der Passhöhe kommen wir an dem Areal vorbei, in dem Darwin einen versteinerten Wald entdeckte - und begeistert davon war, dass die Überreste der Bäume nicht etwa verstreut umherliegen, sondern noch genau so wie zu Lebzeiten dort stehen. An diese Entdeckung Darwins erinnert heute eine Marmorplakette, an der wir eine kurze Pause einlegen.

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Etwas modernere Ruinen

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Auf der Straße zum Cruz de Parasillos

Kurz darauf ist die Passhöhe am Cruz de Paramillos erreicht, auf knapp 3000 Metern Höhe, und von hier an geht es bergab, vorbei an zahlreichen Gunakoherden. Bis zum Aussichtspunkt Balcon del Indio, von wo aus wir einen schönen Tiefblick in eine beeindruckende extrem schmale und tiefe Schlucht haben, verläuft die Straße noch relativ harmlos.

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Auf der Passhöhe

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Am Balcon del Indio

Aber dann wird es richtig lustig: Die Strecke herunter Richtung Mendoza - vorbei am Thermenhotel Villavicencio - nennt sich Straße der 365 Kurven. Und das ist keine Übertreibung. Eine dermaßen kurvige und lange Bergstrecke haben wir noch nie gesehen. Die Straße schmiegt sich abenteuerlich an die dicht grün bewachsenen Berghänge, die Blicke nach unten sind atemberaubend. Da es sich zudem um eine Gravelroad handelt, benötigen wir insgesamt ungefähr eine Stunde um eine Höhendifferenz von 1400 Metern zu überwinden. Leider haben wir die Kurven nicht mitgezählt und können daher keine Aussage darüber abgeben, ob die Anzahl 365 wirklich stimmt.

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Die Straße der 365 Kurven

Im Tal angekommen, verläuft die Strecke - nun schnurgerade - Richtung Mendoza. Wir kommen vorbei an den Ruinen von Canota. Hier hat General San Martin, einer der großen Staatshelden Argentiniens, 1817 seine Truppen zusammen gezogen, ehe er die Anden überquerte und später im selben Jahr gemeinsam mit dem Chilenen O'Higgins in der Schlacht von Chacabuco einen spektakulären Sieg über die Spanier errang. Argentinien war damals schon unabhängig, aber die gemeinsamen Aktionen von San Martin und O'Higgins ebneten den Weg zur Unabhängigkeit Chiles - welche dann 1818 erfolgte. Heute führt die Straße - ganz pragmatisch - mitten durch die Ruinen von Canota hindurch, und auch die weitere Nutzung - als Grillplatz - kann nur als pragmatisch bezeichnet werden.

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Ruinen von Canota

Bevor wir Mendoza erreichen, müssen wir den Vorort Las Heras durchqueren. Zuerst geht es schön durch die netten Sträßchen einer Kleinstadt, aber je mehr wir uns Mendoza nähern, desto stressiger wird das Ganze. In der Kombination aus sehr viel Verkehr und äußerst ungewöhnlichen Aktionen der anderen Verkehrsteilnehmer ergibt sich eine der stressigsten Ortsdurchfahrten im Verlauf unserer Reise. Man ist es aus Deutschland einfach nicht gewohnt, dass zum Beispiel mitten auf einer Schnellstraße auf einmal ein sehr langsamer Fahrradfahrer vor einem auftaucht.

Letztendlich kommen wir in die kleine Ortschaft Maipu, wo wir ein Zimmer in einem kleinen und gemütlichen Weingut vorgebucht haben. Nach der Begrüßung fragt uns Hans - der Besitzer und Betreiber der Posada - ob wir an einem Asado, das ist die argentinische Version eines großen Grillfestes, teilnehmen wollen. Eigentlich wollten wir ja nach Maipu zum Abendessen fahren, aber bei so einem Angebot sagen wir nicht nein. Laut Hans veranstaltet er immer mal wieder ein Asado, zu dem alle Gäste der Posada und auch Freunde von Außerhalb eingeladen werden. Dann benötigt er ein paar Tage, um sich wieder zu erholen. Und dann steht das nächste Asado auf dem Programm. Die Posada hat nur vier Gästezimmer, momentan bewohnt von Leuten aus allen möglichen Ländern mit völlig unterschiedlichen Reisestilen: Backpacker, Leute die mit dem Bus oder Flugzeug zu einzelnen Zielen hüpfen und sich dort einen Mietwagen nehmen und eben wir, unterwegs auf einer Mietwagenrundfahrt. Dementsprechend lustig und sehr lang wird auch der Abend.

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Abendstimmung in den Weinfeldern


Gefahrene Strecke: 267 km
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Nekochan am 31.07.2015, 07:03 Uhr
Guten Morgen, allerseits!

Heute überqueren wir (leider) zum letzten Mal die Anden und kommen dabei noch an einem bekannten Berg vorbei.

13.11.2014: Maipu - Santiago de Chile
Frühstück gibt es offiziell ab 8:30 Uhr. Letztendlich wird der Tisch erst ein bisschen später gedeckt - aber das ist nach der sehr kurzen Nacht niemandem übel zu nehmen. Wir langen gut zu und verquatschen uns mit den anderen Gästen, so dass wir erst um etwa 9:30 Uhr loskommen. Wir bezahlen unser Zimmer und schenken zum Abschied Hans ein paar Dinge, die wir nicht mit dem Flugzeug nach Deutschland mitnehmen können, zum Beispiel unsere Streichhölzer und die Campinggasflasche. Dann brechen wir wieder auf.

Zunächst fahren wir einfach die Route von gestern zurück - quer durch Maipu bis zur Ruta 40. Auf diese biegen wir dann aber nicht nach Norden - Richtung Mendoza - ab, sondern nach Süden. Dies ist unsere letzte Begegnung mit dieser Traumstraße Argentiniens - hier ist sie autobahnähnlich ausgebaut - und nur ein paar Kilometer weiter südlich biegen wir nach Westen auf die Ruta 7 ab, welche Richtung Paso Libertadores und damit zur chilenischen Grenze führt. Am Horizont vor uns steht das sich auftürmende Massiv der Anden. Wir sind sehr froh, dass sich das Wetter deutlich gebessert hat - der Himmel ist wieder wolkenlos - wollen wir uns doch heute einen sehr bekannten Berg aus der Nähe anschauen.

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Unterwegs auf der Ruta 7 in Richtung der Anden

Fuhren wir bei Maipu noch hauptsächlich durch Weinfelder, so sind wir nun wieder von einer recht trockenen, fast steppenähnlichen Landschaft umgeben. Die Straße verläuft zunächst noch eben und gerade, dann wir es immer kurviger und geht bergauf. Bei Potrerillos haben wir einen schönen Blick auf den gleichnamigen Stausee - 12 Kilometer lang und schön von Bergen umgeben. Danach wird es immer alpiner: Die Straße führt durch ein enges Tal, es werden auch etliche Tunnel, wenn auch recht kurze, durchquert. Parallel zur Straße verläuft die Eisenbahnstrecke Mendoza-Santiago. Schon im Jahre 1854 wurde geplant, hier eine Bahnlinie über die Anden zu bauen. 1887 wurde mit dem Bau begonnen, aber die komplette Strecke konnte erst 1910 dem Verkehr übergeben werden. Die Strecke war dann bis 1984 im Betrieb. Im Jahr 2006 wurde von Chile und Argentinien ein Vertrag unterschrieben, dass die Strecke wieder flott gemacht werden soll. Viel tat sich daraufhin aber nicht. Aktueller Plan ist es, für mehr als 3 Milliarden US$ eine Art Basistunnel unterhalb des Paso Libertadores zu errichten. Die Bahnlinie durch diesen Tunnel soll dann einen Großteil des Güterverkehrs zwischen Argentinien, Brasilien und Chile transportieren. Aber ob dieses Projekt wirklich umgesetzt wird, steht in den Sternen.

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Der Rio Mendoza begleitet uns ein gutes Stück nach Westen

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Unterwegs in Richtung Paso Libertadores

Nach einer Fahrt von insgesamt etwa 110 Kilometern erreichen wir Uspallata, in einem breiten Talkessel gelegen und umgeben von beeindruckenden Bergen. Boten die Andenpässe Paso Sico und Paso Jama ganz im Norden noch eine absolut fremd und unwirtlich wirkende Szenerie einer von  Vulkanen bedeckten Hochebene, so war der weiter südlich gelegene Paso San Francisco schon deutlich alpiner. Und hier am Paso Libertadores schließlich wirkt die Szenerie wie in den Hochalpen oder wie irgendwo in den Rockies Nordamerikas. Um uns herum sehen wir saftig grüne Weiden und schroffe Berge. Wenn diese eine andere Farbe hätten, könnte das hier auch eine leicht in die Höhe gepimpte Version zum Beispiel des Ötztals sein. Den nördlichen Ortsausgang von Uspallata haben wir ja bereits gestern auf der Fahrt von Barreal nach Maipu kurz berührt und unser damaliger Eindruck hat nicht getrogen: Alles sehr grün, viele Bäume, insgesamt ein hübsches kleines Städtchen - und voll und ganz auf den Tourismus eingestellt. So viele Cabanas und Hosterias wie hier haben wir im Verlauf unserer Reise noch nirgendwo gesehen.

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Inkaruinen direkt neben der Straße

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Bergwelt entlang der Straße

Vorbei am Skiort Punta de Vacas kommen wir zur Puente del Inca in der gleichnamigen kleinen Ortschaft. Die namensgebende Brücke hat nichts mit den Inka zu tun, sondern ist eine natürlich entstandene 28 Meter breite und 47 Meter hohe Brücke über den Rio Mendoza. Das Gestein ist teilweise rotgelb gefärbt, ein Effekt der vom Wasser einer direkt an der Brücke gelegenen schwefelhaltigen heißen Quelle verursacht wird. Bis vor etwa 60 Jahren wurde das heiße Wasser auch für ein Thermalbad genutzt. Zusammen mit den Überresten des Bades, direkt an der Brücke gelegen und inzwischen auch rotgelb verfärbt, ergibt sich ein leicht surreales Gesamtbild. Früher durfte man die Brücke auch zu Fuß überqueren, das ist heute nicht mehr erlaubt, wohl aus statischen Gründen. Wir halten an einem Parkplatz an und müssen zunächst an einer größeren Anzahl Touristenbuden vorbei und dann noch die alte Bahnlinie nach Chile überqueren, ehe wir zur Puente del Inca kommen, die wir dann ausgiebig von allen Seiten bewundern. Das ist ein netter Stop, wenn auch nicht weltbewegend, und extrem touristisch ausgeschlachtet.

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Puente del Inca

Nur etwas mehr als einen Kilometer hinter Puente del Inca stehen am rechten Straßenrand zwei Reisebusse. Die Insassen sind ausgestiegen und drängeln sich, um einen Blick auf den im Norden stehenden Berg zu erhaschen - den Aconcagua, den mit 6962 Metern höchsten Berg des amerikanischen Doppelkontinents. Einen Blick auf diesen Berg wollen wir natürlich auch erhaschen - aber nicht vom Straßenrand aus - und daher fahren wir noch ein wenig weiter. Nochmal knapp zwei Kilometer weiter biegen wir nach rechts in den Parque Provincial Aconcagua ab. Hier beginnen auch zwei der Aufstiegswege auf den Berg - aber für den normalen Touristen ist eine der Hauptattraktionen des Parks ein ungefähr drei Kilometer langer Rundtrail, der vorbei an an zwei schönen Bergseen zu  einem Viewpoint auf den Aconcagua führt. Man kann auch weiter in Richtung der Basislager laufen, aber das sparen wir uns aus Zeitgründen. Zum Trailhead führt eine etwa eineinhalb Kilometer lange Straße. Diese ist im Frühling gesperrt - und auf der Südhalbkugel herrscht im November nunmal Frühling - so dass summa summarum sechs Kilometer zurückzulegen sind.

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Unterwegs im Parque Provincial Aconcagua

Woran wir nicht gedacht haben, ist, dass für einen Provinzpark Eintriitt zu zahlen ist - und zwar 20 Pesos pro Person. Das ist zwar nicht viel, aber wir haben heute früh mit einer Mischung aus Dollar und unseren allerletzten argentinischen Pesos die Unterkunft bezahlt und haben somit keinen einzigen argentinischen Peso mehr dabei. Die Dame am Schalter im Besucherzentrum darf weder Dollar noch chilenische Pesos wechseln - wir sollen doch bitte nach Puente del Inca zurück fahren, dort könne man Geld wechseln. Dazu haben wir keine Lust und sprechen vor dem Besucherzentrum den erstbesten Argentinier an, ob er uns zu einem für ihn sehr vorteilhaften Kurs Dollar in Pesos wechselt. Das tut er gerne und keine fünf Minuten nach dem ersten Versuch stehen wir wieder im Besucherzentrum und können unsere Eintrittskarten kaufen. Alleine der Fußweg über die Fahrstraße zum Trailhead ist toll. Obwohl wir uns auf 3000 Metern über dem Meer befinden, stehen in allen Richtungen schroffe und noch deutlich höhere Berge. Der Weg selber führt durch ein kleines Tal, bedeckt mit saftigen Almwiesen. Vom eigentlichen Trailhead an sind wir auf kleinen Wegen unterwegs, die sich so auch in den Alpen befinden könnten. Der Rundweg ist sehr schön, der Blick auf den Aconcagua ist phantastisch. Während alle anderen Berge in der direkten Umgebung nahezu schneefrei sind, ist der Aconcagua im oberen Teil noch komplett schneebedeckt, mit beeindruckenden gigantischen Gletscherabbruchkanten. Entlang des Weges gibt es auch einen Mirror Lake - aber hier weht für den perfekten Eindruck zu viel Wind - und eine Stelle, an der Fossilien gefunden wurden.

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Der Aconcagua - der höchste Berg Amerikas

Wir laufen zurück zum Auto und fahren weiter bis zum Talende unter dem Paso de la Cumbre. Über diesen 3934 Meter hohen Pass führte bis 1980 ein sehr schmales Teilstück der Straße von Argentinien nach Chile. Dann wurde ein Tunnel eröffnet, der das allerhöchste Stück des Berges durchschneidet - also quasi ein Cumbre-Basistunnel. Ganz oben auf der Passhöhe befindet sich auch eine große 1904 aufgestellte Christusstatue. Wenn wir später im Jahr unterwegs wären, hätten wir uns den Pass sehr gerne angeschaut, aber dafür liegt jetzt noch zu viel Schnee. Dafür halten wir am Gebäudekomplex kurz vor dem Tunnel an, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen, weil laut unserem Kenntnisstand hier irgendwo die argentinische Grenzstation sein müsste. Wir fragen einen Polizisten um Rat - und der schickt uns weiter in Richtung Chile - dort gibt es seit vergangenem Jahr ein kombiniertes Grenzgebäude, welches den kompletten Verkehr aus Richtung Argentinien behandelt. Die Gegenrichtung wird dafür in Argentinien fällig - ein paar Kilometer hinter uns. Der zweite Grund für unseren Stopp ist der folgende: Der Grenztunnel ist mautpflichtig - und wieder werden nur argentinische Pesos akzeptiert. Hier hilft uns nun der kleine Shop, der sich gegenüber der Mautstation befindet. Scheinbar sind wir nicht die ersten Leute mit diesem Problem, denn der Verkäufer bietet uns ohne zu Zögern für einen US-Dollar genau den Betrag für die Maut und zusätzlich als eine Art Wechselgeld einen Keks aus der Schüssel vor ihm an. Sehr praktisch.

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Stau am Grenzübergang nach Chile

Weiter geht es durch den Tunnel und auf der anderen Seite bergab bis zum neuen Zollkomplex. Hier ist recht viel los und es dauert fast eine Stunde bis wir durch sind. Die Zollbeamten kommen übrigens wieder nicht sonderlich gut mit dem Laufzettel unseres Autos zurecht und hauen ihre Stempel kreuz und quer über das Dokument - nur nicht auf die dafür vorgesehenen Stellen. Wir sind uns auch nicht sicher, ob der Granzübertritt des Autos korrekt im Computer eingetragen ist, aber die Dame am chilenischen Zoll schaut nicht so aus, als ob sie Widerspruch zu ihrem Handeln dulden würde, also halten wir unseren Mund. Um kurz vor vier kommen wir endlich wieder los. Auf chilenischer Seite führt die Straße zunächst recht steil über abenteuerliche Serpentinen bergab, dann etwas zahmer durch ein sehr enges Bergtal und in der Ortschaft Los Andes öffnet sich dieses Tal schließlich komplett.

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Spannende Serpentinen auf der chilenischen Seite des Paso Libertadores

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Rückblick von der chilenische Seite auf den Andenhauptkamm

Hier biegen wir auf die Schnellstraße Richtung Santiago ab, die uns zuerst durch sehr grünes Land - unter anderem wird Wein angebaut - dann durch eine deutlich kargere Landschaft der Hauptstadt näher bringt. Hier ist auf den Straßen die Hölle los. Wir fahren über die Ringautobahn auf die Panamericana Richtung Innenstadt - und ab hier geht es nur noch im Schneckentempo voran. Grund ist wohl ein Unfall nicht weit vor uns. Der Fahrstil der Chilenen ist gewöhnungsbedürftig und teilweise sehr ruppig, vor allem, wenn es um das Einfädeln bei Engstellen geht. Einmal haben wir sogar den Eindruck, dass man uns als Gringos mit Absicht nicht in eine Lücke lässt. Als wir schließlich unser Hotel - direkt in der Innenstadt gelegen - erreichen, haben wir durch den Stau weit mehr als eine Stunde verloren und sind mit den Nerven nahezu am Ende. Die Dame an der Rezeption erzählt uns etwas von einem Buchungsproblem,und dass sie uns umbuchen will auf ein anderes Hotel, per Taxi nur ein paar Minuten entfernt. Wir machen ihr klar, dass wir mit dem Auto da sind und heute Abend in dieser Stadt keinen Meter mehr Auto fahren wollen. Die Reaktion ist etwas erstaunt ("mit dem Auto?!"), aber wir haben Erfolg und keine fünf Minuten später ein Zimmer. Dieses hat zwar drei Betten anstelle der bestellten zwei, aber das ist uns egal.

Der Abend ist schon recht weit fortgeschritten, so dass wir uns nur noch die direkte Umgebung des Hotels anschauen. Höhepunkt ist die direkt naben dem Hotel gelegene Iglesia de San Francisco. Diese Kirche stammt aus dem 17ten Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Glockenturm mehrfach komplett zerstört oder schwer beschädigt. Der heutige Turm im viktorianischen Stil stammt aus der Mitte des 19ten Jahrhunderts und steht im interessanten Kontrast zum deutlich älteren Hauptgebäude. Wir folgen der kleinen Straße neben der Kirche nach Süden und kommen so ins Barrio París-Londres, einem sehr kleinen aber hübschen Viertel aus engen Gassen und architektonisch interessanten Häusern aus dem Beginn des 20ten Jahrhunderts. Wir fühlen uns richtig wohl hier, was auch daran liegen mag, dass die Stadt zu Fuß deutlich angenehmer und stressfreier zu erleben ist als mit dem Auto. Wir laufen eine Runde und kommen wieder zur Avenida Libertador Bernardo O'Higgins, der großen Verkehrsachse, welche die Stadt hier in Ost-West-Richtung durchschneidet. Wir schauen uns noch kurz in der nördlich davon gelegenen Fußgängerzone um, suchen uns ein Restaurant, sortieren nach dem Abendessen im Hotel unser Gepäck für den morgigen Rückflug um und gehen dann ins Bett.

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Iglesia San Francisco - direkt neben unserem Hotel - im späten Abendlicht

Gefahrene Strecke: 369 km

Am Montag übernimmt dann Dirk wieder die Reiseleitung.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 31.07.2015, 12:12 Uhr
Dirk übernimmt wieder, aber leider der letzte Tag.  :wink:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Nekochan am 31.07.2015, 12:31 Uhr
Dirk übernimmt wieder, aber leider der letzte Tag.  :wink:

Gut aufgepasst :wink: - Aber wer unsere Reiseberichte kennt, weiß, dass danach noch zumindest ein Fazit sowie Foto-Outtakes kommen...
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 31.07.2015, 12:42 Uhr
Ich habe mir die erste Seite ausgedruckt, wo Ihr die Tage aufgeführt habt.

Dort habe ich dann Tag für Tag abgestrichen, damit ich keinen verpasse. Und das jetzt nur noch der 14.11.14 dort steht, ist es halt der letzte Tag.  :wink:



Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, eine ganz tolle Tour, zu der ich 100% auch Lust hätte, aber eben dann doch nicht machen werde. Daher danke für den Hinweis auf diesen Reisebericht!!! :D
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 03.08.2015, 07:49 Uhr
Guten Morgen allerseits,

und hier der letzte Tag unserer Reise. Im Verlauf der Woche werde ich noch das Fazit und die Outtakes einstellen.

14.11.2014: Santiago de Chile - München
Aufgrund der langen Wartezeit an der Grenze und der noch viel längeren Wartezeit im Stau in Santiago haben wir gestern unsere Besichtigung der chilenischen Hauptstadt auf ein Minimum beschränken müssen. Das wollen wir heute natürlich - so weit möglich - nachholen und stehen daher recht früh auf. Im Frühstücksraum unseres Hotels treffen wir zum ersten Mal im Verlauf unserer Reise ein Publikum, welches mehrheitlich englischsprachig ist. Die meisten Leute sind scheinbar Teilnehmer einer Tagung, die momentan hier im Hotel stattfindet. Das Frühstück selber ist recht gut und auch reichlich.

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Morgendliche Rush Hour in Santiago

Santiago ist groß - auf einer Fläche von 641 Quadratkilometern leben 6 Millionen Menschen, das ist ,ehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung Chiles. Für eine Stadtbesichtigung kann man daher auch problemlos deutlich mehr Zeit verbringen, als wir sie zur Verfügung haben. Also wollen wir unsere Besichtigungstour auf den zentralen Teil der Innenstadt beschränken - und dabei ein paar kurze Abstecher in benachbarte Bezirke unternehmen. Gesagt, getan: Wir marschieren los und überqueren als erstes wieder die große Avenida Libertador Bernardo O'Higgins, um in die Downtown zu gelangen. Nördlich der Bernardo O'Higgins kommen wir in die Fußgängerzone, die gar nicht sehr südamerikanisch wirkt und sich in ähnlicher Form auch in nahezu jeder andern Großstadt der Welt befinden könnte: Links und rechts von uns befinden sich hohe Gebäude voll mit Banken, Geschäften und Supermärkten. Aufgrund der frühen Stunde überwiegt die Anzahl der Müllabfuhren, Lieferanten und Straßenkehrer diejenige der Passanten, aber das wird sich sicherlich recht schnell ändern. Die Innenstadt von Santiago präsentiert sich architektonisch als buntes Gemisch von älteren Gebäuden aus allen möglichen Epochen und hypermodernen Glasfassaden.

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Postgebäude in Santiago

Als erstes laufen wir zur Plaza de Armas, dem zentralen Platz der Stadt. Hier steht die Kathedrale von Santiago, deren Bau im Jahre 1747 begann und erst 1899 abgeschlossen wurde. Zahlreiche ältere Vorgängergebäude waren durch Erdbeben zerstört worden. Zudem sehen wir das neobarocke Gebäude der Hauptpost sowie das aus dem 18ten Jahrhundert stammende Gebäude der Stadtverwaltung und den Palacio de Real Audiencia, in dem die letzte spanische Kolonialverwaltung untergebracht war. Leider ist der zentrale baumbestandene Bereich der Plaza wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass wir diesen recht schönen Platz gar nicht richtig ausnutzen können. Auch ein frontaler Blick auf all die schönen Gebäude ist nahezu unmögich. Von der Plaza de Armas laufen wir zunächst ein kurzes Stück nach Westen, zum Palacio Real Casa Aduana, dem ehemaligen königlichen Hauptzollamt - heute befindet sich hier das Museum für präkolumbianische chilenische Kunst. Noch einen Block weiter kommen wir zum ehemaligen Kongressgebäude und zum neoklassizistischen Block des Palastes des obersten Gerichtshofes.

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Casa Colorada

Unser nächster Ziel ist der Cerro Santa Lucia, der direkt östlich an die Innenstadt anschließende baumbestandene Hügel, von dem aus sich ein schöner Blick auf die Stadt bietet. Also laufen wir wieder nach Osten, vorbei an der Basilica de la Merced. Diese Kirche wurde ursprünglich in der Mitte des 16ten Jahrhunderts errichtet, die allerneuesten Teile des Bauwerks stammen allerdings aus dem Ende des 19ten Jahrhunderts. Grund ist nicht etwa, dass hier stetig verbessert, erweitert oder verschönert wurde, sondern dass die Basilika im Laufe der Jahre immer wieder während Erdbeben eingestürzt ist und danach neu aufgebaut werden musste. Als wir am Cerro Santa Lucia ankommen, sind noch alle Zugangstore versperrt. Den angeschriebenen Öffnungszeiten zufolge sind wir noch ein wenig zu früh dort. Also laufen wir weiter in Richtung des direkt an die Innenstadt anschließenden Szeneviertels Bellavista, auf der nördlichen Seite des Rio Mapocho gelegen.Unser Besuch in diesem Viertel fällt gezwungenermaßen recht kurz und knapp aus, dennoch finden wir etwas Zeit, um die interessanten Geschäfte, Kneipen sowie die phantasievoll bunt bemalten Gebäude zu bewundern.

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Street Art in Bellavista

Dann laufen wir zurück Richtung Süden, vorbei am Gebäude des Museums der schönen Künste, und wieder zum Cerro Santa Lucia. Dieser müsste inzwischen geöffnet sein. Allerdings steht am von uns angesteuerten Eingang eine große Limousine sowie mehrere Menschen in schwarzen Anzügen. Diese Herrschaften sehen verdächtig nach Bodyguards aus. Als wir vorbei und in den Park laufen wollen, wird uns beschieden, dass dieser heute gesperrt sei, da dortein Treffen der chilenischen Präsidentin Bachelet mit Kabinettskollegen stattfinden würde. Das ist natürlich schade, dann auf den Ausblick hatten wir uns besonders gefreut. Aber was sollen wir machen?

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Museum der schönen Künste

Auf unserem Weg zurück Richtung Hotel laufen wir am städtischen Theater und am aus dem 17ten Jahrhundert stammenden Templo San Agustin vorbei zur Plaza de la Constitucion - dem Platz der Verfassung. Hier steht der chilenische Präsidentenpalast, der von 1788 bis 1805 errichtete Palacio de la Moneda. Wohl fast jeder, der zeitgeschichtlich interessiert ist, hat die Filmaufnahmen und Bilder im Kopf, wie dieses Gebäude am 11. September 1973 von den Panzern und Flugzeugen Augusto Pinochets zusammengeschossen wurde, während sich Salvador Allende in dem Gebäude verschanzte. Allende hat im Palacio de la Moneda Selbstmord begangen und wenig später begann die Schreckensherrschaft von Augusto Pinochet. Die Aufnahmen vom Sturm auf den Präsidentenpalast entstanden von einem damaligen Luxushotel aus - in diesem Gebäude befindet sich heute das chilenische Außenministerium. Wir schauen uns ausführlich auf der sehr schön gestalteten Plaza de la Constitucion um und finden dabei unter anderem eine Statue für Salvador Allende. Als wir schon fast wieder aufbrechen wollen, hören wir aus der Entfernung Marschmusik. Kurze Zeit später marschiert ein Trupp Polizisten mit Musikkorps auf und veranstaltet auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast eine waschechte Wachablösung. So etwas kannten wir bisher nur von Ländern mit einer Monarchie wie Großbritannien oder den skandinavischen Königreichen, nicht aber von einer reinen parlamentarischen Demokratie.

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Wachablösung vor dem Palacio de la Moneda

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Palacio de la Moneda

Direkt südlich des Palacio de la Moneda befindet sich ein weiterer großer Platz, die modern gestaltete Plaza de la Ciudadania. Hier befindet sich - wieder südlich der großen Avenida Libertador Bernardo O'Higgins - eine unterirdische Krypta, in der sich die sterblichen Überreste des Nationalhelden O'Higgins befinden sollen. Wir verwenden die Formulierung "befinden sollen" deswegen, da es zwar eine große Glasplatte gibt, durch die man die Krypta sehen kann, aber entweder steht die Sonne falsch oder wir sind zu dumm - jedenfalls können wir dort unten nicht wirklich viel erkennen.

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Straßenschlucht

Zum Abschluss unseres Stadtrundgangs besuchen wir noch einmal kurz das direkt hinter dem Hotel gelegene Barrio Paris-Londres. Hier schauen wir uns noch einmal die schönen Gebäude an, bei besseren Lichtverhältnissen als gestern abend. Wir kommen auch an einem Gebäude vorbei, welches zu Zeiten der Pinochet-Diktatur als Gefängnis und Folterstätte verwendet wurde. Heute erinnern Plaketten an die Namen der Opfer, zudem sind Plakate aufgestellt, auf welchen die dunkle Geschichte dieses Orts thematisiert wird.

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Im Barrio Paris-Londres

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Jugendstil-Gebäude

Wir checken aus dem Hotel aus und fahren los. Zunächst einmal sind wir - der Hotelausfahrt folgend - Richtung Osten unterwegs. Das ist natürlich die falsche Richtung, um zum nordwestlich der Stadt gelegenen Flughafen zu gelangen, aber wir haben uns eine Route zum Flughafen vorbereitet, entlang derer wir auch an einer Tankstelle vorbei kommen würden. Denn das Auto will ja vollgetankt zurückgegeben werden. Dieser Plan wird allerdings recht schnell zunichte gemacht, denn an der zu nehmenden Linksabbiegung steht ein Schild, auf welchem im extrem langatmigen Spanisch erklärt wird, wann man hier abbiegen darf und wann nicht. Bevor wir diesen Text verstanden haben, sind wir schon im dichten Stadtverkehr daran vorbeigeschwommen. Blöd. Also weiter, zur Plaza Baquedano, einem großen Kreisverkehr, an dem wir automatisch die Fahrtrichtung ändern können. Hier fällt uns zum ersten Mal der heutige extrem starke Verkehr auf, welcher uns ungefähr für die kommende Strunde begleiten wird: Wie wir später erfahren werden, ist heute das U-Bahn-System von Santiago zusammengebochen, so dass jede Menge Leute als Ersatz ins Auto gestiegen sind. Dementsprechend geht über weite Strecken gar nichts mehr. Das ist für unsere nach dem gestrigen Verkehrschaos immer noch leicht angespannten Nerven natürlich ganz toll.

Zudem lernen wir schnell eine Besonderheit der Verkehrsführung in Santiago kennen: Der rechte Teil der Straße ist exklusiv Bussen und Taxis vorbehalten und auch mit kleinen Pollern baulich von der links davon gelegenen Spur für die normalen Fahrzeuge getrennt. Alle paar hundert Meter gibt es eine kleine Lücke in der Kette von Pollern. Bis wir auf die Idee kommen, dass man sich zum rechts abbiegen rechtzeitig - das heißt ein paar hundert Meter vorher - vor einer Kreuzung durch eine dieser Lücken auf die Busspur einordnen muss, sind wir durch grob geschätzt drei bis vier Kreuzungen geradeaus durchgerauscht. Letztendlich schaffen wir es, nach Norden abzubiegen, müssen noch im Stau durch einige winzigeSträßchen - glücklicherweise auch vorbei an der nötigen Tankstelle, ehe wir wieder auf größere Straßen kommen.

Sobald wir es geschafft haben, den zentralen Bereich der Stadt zu verlasen und uns auf der Constanera Norte - der zum Flughafen führenden Autobahn - befinden, ist auch der Verkehr wieder erträglich. Wir kommen gut voran und erreichen mit immer noch einigem zeitlichen Puffer den Flughafen. Wir nutzen diese Zeit, das Auto am vereinbarten Treffpunkt abzustellen, unser Gepäck in das Terminalgebäude zu tragen und dort schon einzuchecken und das Gepäck abzugeben. Dann schlagen wir etwas Zeit tot und laufen dann zurück, um das Auto abzugeben.

Am Treffpunkt trifft bald ein Mitarbeiter der Mietwagenfirma ein. Nach einem kurzem Check des Fahrzeugs erhalten wir das Blankoformular mit unseren Kreditkarteninformationen zurück und der Mensch steigt in den Wagen und fährt los. Nur um nach ein paar Metern wieder anzuhalten und uns zu sich zu rufen. Wir sind leicht gespannt, welchen Schaden oder Mangel er denn gefunden hat, letztendlich will er aber nur wissen, wie man das Radio einschaltet. Das haben wir im Verlauf der vergangenen vier Wochen zwar kein einziges Mal benutzt - dennoch können wir helfen und kurz darauf biegt der Pick-Up um eine Ecke und verschwindet damit endgültig aus unserem Gesichtsfeld. Es ist komisch - dies war unsere insgesamt sechste große Mietwagenrundfahrt - aber Dirk als Fahrer hat noch nie mit so viel Wehmut einem zurückgegebenen Auto hinterhergeschaut. Dies war nahezu der einzige Mietwagen mit dem wir keine einzige Reifenpanne oder ein anderes technisches Problem hatten. Und das, obwohl wir über viele hundert Kilometer teilweise schwierige Schotterpisten gefahren sind. Zudem war die Kiste vergleichweise sparsam: Was hatten wir im Vorfeld der Reise recherchiert, um wie viel Prozent mehr Treibstoff auf über 4000 Metern Höhe gebraucht werden wird und wieviele Reservekanister wir in der Folge benötigen werden. Alles unnötig: Es waren sowohl auf Meereshöhe also auch auf dem Altiplano um die neun Liter Diesel auf hundert Kilometer - ein für das hohe Gewicht des Wagens recht guter Wert.

Wir laufen zurück in das Flughafengebäude. Dort gönnen wir uns kurz vor dem Abflug noch einen letzen chilenischen Imbiss. Dirk überlegt sich, ob wir als Erinnerung an die Reise eine Flasche original chilenischen Pisco mitnehmen sollen - entscheidet sich aber dagegen. Die erste Stunde des Fluges führt uns zunächst über die Anden und dann - auf deren argentinischer Seite - über Gegenden, durch die wir im Verlauf des letzten Abschnitts unserer Reise gekommen sind: Wir sehen von oben den Parque Provincial Ischigualasto mit seiner imposanten kilometerlangen Felswand und wenig später den roten Canyon des Parque Nacional Talampaya. Ein imposanter Anblick. Vorbei geht es über Chilecito mit seiner Seilbahn und weiter in die zentraleren Gebiete von Argentinien.

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Auf Wiedersehen, Santiago!

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Ischigualasto von oben

Der weitere Flug über den südamerikanischen Kontinent und den großen Teich nach Paris verläuft ereignislos. In Paris sehen wir, wie an der Security einem Pärchen eine Flasche Pisco - haargenau so eine Flasche wie wir sie auch kaufen wollten - weggenommen und in den Müll geschmissen wird. Das ist naürlich bitter. Der Flug nach München ist nur noch eine kurze Formsache und auch die Heimfahrt - dieses Mal mit dem im Parkhaus auf uns wartenden Auto - verläuft problemlos.

Gefahrene Strecke: 63 km

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 05.08.2015, 07:41 Uhr
Guten Morgen,

hier das versprochene Fazit. Die Outtakes reiche ich morgen früh nach.

Eigentlich sind wir ja gar nicht so große Wüsten-Freaks. Auch in den USA haben wir uns über die Route 66 und die saftig grünen Landschaften des Nordwestens langsam herangetastet, ehe es im Verlauf unserer dritten Reise rote Felsen satt gab. Insofern war auch für unsere erste Reise nach Chile und Argentinien die logische Wahl Patagonien mit seinen Regenwäldern, tiefen Fjorden und imposanten Bergketten.

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Kakteen im Parque Nacional Pan de Azucar

Nach dieser ersten Reise waren wir nicht nur begeistert von beeindruckenden Landschaften und Tierbegegnungen, sondern auch von der Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit so vieler Leute, denen wir im Verlauf der Reise begegnet sind. Daher kam schnell der Wunsch auf, noch einmal diese beiden Länder zu besuchen. Die Verwirklichung ließ dann aber ein wenig auf sich warten: Nach zwei Jahren, in denen für uns aus beruflichen Gründen kein vierwöchiger Sommerurlaub möglich war, konnte dann Ende 2013 endlich die Planung beginnen. Die Entscheidung für das Ziel war schnell klar, denn wir wollten unbedingt einmal die vielfältigen Landschaften des Altiplano mit seinen Vulkanen mit eigenen Augen gesehen haben. Wie schon in der Einleitung des Berichts beschrieben, war dann die Wahl des Start- und Zielorts etwas kniffelig und den Ausschlag gab dann die Kombination aus Zeitgründen, den Kosten für An- und Abreise und den Mietwagen sowie aber auch die Vielseitigkeit der Reiseroute.

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Farbige Felsen auf dem Plateau des Cerro Suriplaza

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Die Vulkane Parinacota und Pomerape hinter den Lagunas de Cotacotani

Für die eigentliche Reiseplanung haben wir dieselben Werkzeuge verwendet, die wir vom letzten Mal noch hatten bzw. kannten: Die Reiseführer vom Reise Know-How Verlag für Chile und Argentinien können immer noch als recht tauglich empfohlen werden. Für Südamerika fällt die Menge der im Internet verfügbaren Informationen - speziell auf Deutsch oder Englisch - deutlich dünner aus, als für die USA oder Nordamerika im allgemeinen. Dennoch kommt man mit etwas Übung und Geduld ganz gut zurecht - im Notfall wird halt ein online-Übersetzer zu Hilfe genommen. Als deutschsprachiges Internetforum haben wir dieses Mal hauptsächlich das Chile-Forum von Malte Sieber, dem Autor des von uns empfohlenen Reiseführers verwendet.

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Sich sonnendes Viscacha im Parque Nacional Lauca

Den Mietwagen haben wir bei demselben Anbieter gebucht wie vor drei Jahren - nur dieses Mal direkt und nicht über ein deutsches Reisebüro. Das hat uns einen doch nicht unerheblichen Preisvorteil eingebracht - ein wichtiges Argument bei den ohnehin schon hohen Preisen für 4x4 Pick-Ups. Die vorhandenen Versicherungen haben wir noch über eine separate Kfz-Reise-Haftpflicht-Versicherung aufgestockt. Die Grenzüberquerungen hatten ja 2011 gut geklappt - hierzu haben wir uns also keine großen Gedanken mehr gemacht. Letztendlich hat sich das neue computergestützte Verfahren für die Ein- und Ausreise des Autos aber - wie im Bericht beschrieben - die größten im Verlauf der Reise aufgetretenen Probleme verursacht. Wir raten jedem Reisenden, der mit solchen elektroischen Dokumenten unterwegs ist, an jeder Grenze darauf zu achten, dass der Grenzübertritt des Autos auch korrekt in den Computer eingetragen wird.

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Baby-Alpaca im Parque Nacional Lauca

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Geysir samt Eisblock bei den Geiseres de Puchuldiza

Im Gegensatz zur Patagonien-Reise haben wir dieses Mal alle vorgeplanten Übernachtungen selber gebucht. Das ging in einem großen Teil der Fälle absolut unproblematisch über Buchungsportale im Internet. Die verbleibenden Buchungen haben etwas mehr Zeit gekostet - zum Teil war auch einiges an spanischsprachigem e-Mail-Verkehr nötig. Letztendlich sind wir aber um extrem teure internationalen Überweisungen für die Anzahlung komplett herumgekommen: Entweder ging es auch mit den Kreditkarteninformationen oder die Anzahlung wurde uns als Europäer erlassen. Wie wir später erfahren haben, buchen Südamerikaner oft gerne einfach mal eine Übernachtung und erscheinen dann nicht. Europäer haben, was diese Problematik angeht, in dieser Gegend der Welt wohl einen weitaus besseren Ruf als die Einheimischen.

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Vulkan Licancabur hinter Torbogen auf dem Weg zum Mirador bei der Pukara de Quitor

Was die Übernachtungen im Freien angeht, hatten wir vorher lediglich uralte und auch eher für das mitteleuropäische Klima geeignete Ausrüstung zur Verfügung. Nach längerer Recherche wurde diese vor der Reise erweitert um ein extrem leichtes Dreimannzelt der Marke MSR, zwei tieftemparaturgeeignete Schlafsäcke von Lestra sowie Isomatten von Therm-A-Rest. Diese Kombination hat hervorragend funktioniert. Wir hatten es immer schön warm - selbst dann, wenn uns die ins Zelt mitgenommenen Getränke in der Nacht eingefroren sind. Obwohl wir vorher leicht skeptisch waren, wurden die Übernachtungen im Freien - fernab von jeglicher anderen Menschenseele - zu einem absoluten Höhepunkt unserer Reise.

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Fliegende Flamingos bei der Laguna Chaxa im Salar de Atacama

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Flanke des Cerro de los Siete Colores vor Ausläufern der Ortschaft Purmamarca

Und wie war nun - nach all den Vorbereitungen - die eigentliche Reise? Phantastisch. Auch wenn wir (von wenigen Ausnahmen abgesehen) in recht trockenen Gegenden unterwegs waren, handelte es sich keineswegs um eine vierwöchige Fahrt durch eintönige Wüsten. Selbst das Altiplano auf 4000 Metern Höhe bietet eine unglaubliche Vielfalt an Landschaftsformen. Und dann noch die Pazifikküste, die Atacamawüste, die Yungawälder in Argentinien und die dortigen Weinanbaugebiete und, und, und... Die Begengnungen mit der einheimischen Tierwelt waren einfach phänomenal: Das Beobachten der auf Bofedalen grasenden Lamas und Alpacas und der über Felsen hüpfenden zierlichen Vicunas, die Begegnungen mit den niedlichen Viscachas oder die Flamingosichtungen im Salar de Atacama sind Erlebnisse, die wir nie vergessen werden. Aufgrund unserer deutlich besser gewordenen Sprachkenntinisse war auch der Kontakt zur Bevölkerung intensiver und spannender als noch 2011.

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Laguna Miscanti vor dem Vulkan Miscanti

Wer sich auf eine ähnliche Reise machen will und ausreichend Zeit hat, sollte sich unbedingt nicht ausschließlich auf die (zumindest relativ gesehen) leicht überlaufenen Gegenden um San Pedro de Atacama, Salta/Cafayate und (in abgeschwächter Form) Putre konzentrieren. Ähnlich wie drei Jahre vorher in Patagonien waren unsere persönlichen Highlights die Besuche an abgelegenen aber wunderschönen Orten wie zum Beispiel den Geyseres de Puchuldiza. Hier waren wir völlig alleine unterwegs - der Menschentrubel zwei Tage später an den eigentlich genauso schönen Geyseres del Tatio hat - zumindest im direkten Vergleich - das Erlebnis dort doch ein wenig geschmälert.

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Rote Felsen im Parque Nacional Talampaya

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Aconcagua

Dieses Jahr geht es für uns ja auf einen ganz anderen Kontinent, aber wir überlagen uns jetzt schon, noch einmal den südlichen Teil Amerikas zu besuchen. Chile haben wir ja nun - zumindest grob - fast schon durch, mit der Ausnahme des zentralen Gebiets südlich von Santiago. In Argentinien fehlt uns noch die gesamte Ostküste - mit der extrem tierreichen Peninsula Valdez - und weiter hoch vorbei an Buenos Aires und weiter über die Iberasümpfe und den Dschungel von Misiones mit seinen Jesuitenreduktionen bis zu den Iguazu-Wasserfällen. Eine Reise dorthin könnte man auch kombinieren mit einem Besuch in Brasilien - zum Beispiel den Paranal-Sümpfen - oder in Uruguay. Viele interessante Möglichkeiten. Und dann gibt es ja noch - im westlichen Teil des Kontinents - Bolivien und Peru mit tollen Hochebenen, Salzseen und Regenwäldern sowie extrem interessanten Überresten präkolumbianischer Kulturen wie Tiwanaku, Machu Picchu und den Nazca-Linien. Nicht zu sprechen von all den noch weiter nördlich liegenden Zielen. Ob und wo es uns letztendlich hin verschlägt? Keine Ahnung - einfach mal schauen. Eventuell berichten wir ja wieder hier davon...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 05.08.2015, 12:27 Uhr
Das war toll!  :D

Danke für diesen super schönen Reisebericht. Ich bin gern gefolgt und war auch etwas neidisch, das ich das (wohl) nicht machen werde. Aber geht nun mal nicht alles  :wink:


Nochmals vielen Dank.



Wohin geht es denn dieses Jahr?
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 05.08.2015, 13:50 Uhr
Pünktlich zum Abschluß des Berichtes bin ich mit dem Nachlesen auch fertig.
Eine tolle Reise, die Ihr da gemacht habt. Vielen Dank fürs Mitnehmen.
Und wo auch immer Euch in diesem Jahr die Reise führt, ich lese gern wieder Euern Bericht dazu  :P
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 05.08.2015, 17:48 Uhr
Hallo Gabriele, hallo Andreas,

danke für die positiven Meinungen zum Bericht. Schön, dass es Euch gefallen hat. Es wird - wie gesagt - morgen noch die Outtakes geben (die sind bei unseren Berichten ja inzwischen schon eine Tradition).

Wohin geht es denn dieses Jahr?

Nachdem wir 2010 die seltsamen Tiere (Australien) besucht haben, werden wir nun bei den wilden Tieren vorbei schauen...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 05.08.2015, 19:12 Uhr
Südafrika oder ähnliches?


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Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.08.2015, 07:39 Uhr
Südafrika oder ähnliches?

:daumen:

Die Formulierung "ähnliches" trifft es perfekt: südliches Afrika, aber nicht Südafrika selber. Wir sind extrem gespannt, da es sich von der Landschaft, der Kultur der Menschen und der Tierwelt um etwas völlig anderes handelt, als wir es im Verlauf unsere bisherigen Reisen gesehen haben.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Doreen & Andreas am 06.08.2015, 07:49 Uhr
Klingt schwer nach Namibia und/oder Botswana  :wink: :lol:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.08.2015, 07:56 Uhr
Klingt schwer nach Namibia und/oder Botswana  :wink: :lol:

:groove:

Mit einem ganz kurzen Abstecher zu den Victoriafällen. Dabei haben wir uns bewusst dafür entschieden, diesen mit dem eigenen Auto zu machen - ich freue mich jetzt schon auf die Grenzformalitäten :grins:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 06.08.2015, 07:59 Uhr
Guten Morgen allerseits,

hier als Abschluss des Berichts - wie versprochen - die Bilder, die es nicht in den Bericht geschafft haben:

Aussortierte Bilder

Der nächstgelegene Feuerlöscher befindet sich dem Schild zufolge irgendwo rechts außerhalb des Bildausschnitts. Um was es sich bei dem roten Gegenstand in der linken Bildhälfte handelt, konnten wir leider nicht klären.

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Feuerlöscher-Wegweiser in der Mistral-Piscobrennerei in Pisco Elqui

Das es sich bei chilenischen Rindern um coole Viecher handelt, erkennt man an dem an der Tür zum Kühlraum angebrachten Bild. Ob der davor liegende Hund das Fleich bewacht oder einfach nur Hunger hat, wissen wir zwar nicht. Sein Blick ist aber irgendwie verdächtig.

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Hund in Metzgerei in der historischen Markthalle von Antofagasta

Wenn ein Tsunami naht, muss man weglaufen - das ist klar. Wass aber tun, wenn der Tsunami schneller ist, als man laufen kann? Man nimmt einfach das Skateboard.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/LuftWirdDuenn_Outtakes03.jpg)
Tsunami-Evakuationsschild in Antofagasta

An der der La Portada nördlich von Antofagasta darf man aus Sicherheitsgründen nicht mehr die Treppe zum Stand herunter laufen. Was genau passieren kann, wenn man es dennoch probiert? Keine Ahnung, aber die Geier warten jedenfalls schon.

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Geier an der La Portada bei Antofagasta

Sind die Wirte unserer Lodge in Putre sehr tierliebe Menschen? Oder wollen sie einfach nicht alle paar Wochen die Wände der Zimmer ihrer Lodge neu streichen müssen?

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Hinweisschild in unserem Zimmer in der Terrace Lodge in Putre

In Pica wurden vor kurzer Zeit die Straßen neu asphaltiert. Alles ist gut gegangen - allerdings hatten die Planer im Vorfeld nur eckigen Asphalt bestellt. Der runde Asphalt kommt dann nächste Woche.

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Sehr lokale Straßensperrung in Pica

Was die Produkte der Fastfoodkette Fritz - im speziellen das hier abgebildete Sandwich - zu etwas spezifisch deutschem macht, ist uns nicht klar. Aber irgendwie ein wenig heimatlich haben wir uns bei dem Namen dieses Burgers (und auch beim Anblick der auf der Tapete abgebildeten Landkarte) schon gefühlt. Und extrem lecker sind die südamerikanischen Burger sowieso.

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Werbeschild für Hühnchensandwich in der Mall von Calama

Der Namenspatron der Ortschaft San Pedro de Atacama ist der heilige Petrus. Eine der am häufigsten in San Pedro beschriebenen typischen Trendsportarten ist Sandboarden. Was also macht Petrus, wenn er die nach ihm benannte Ortschaft besucht? Eine dumme Frage eigentlich...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/LuftWirdDuenn_Outtakes08.jpg)
Sandboardender Petrus in San Pedro de Atacama

Mit der Political Correctness bezüglich Gleichberechtigung der Geschlechter ist es in Südamerika leider noch nicht sehr weit gediehen. Hier ist auf Kochzutaten nämlich genau vermerkt, wer diese kaufen und verwenden soll. Nach den mit "Mann" beschrifteten Flaschen im Bierregal haben wir dann aber seltsamerweise vergeblich gesucht...

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Interessant beschriftete Essigflaschen im Supermarkt in Cachi

In der am 12.7.2015 in das Forum eingestellten Etappe habe ich darüber geschrieben, dass wir in Calama in einem deutsch-bayrisches Lokal essen waren. Das Essen war zwar das gleiche Zeug, welches es überall in Chile gibt, aber immerhin gab es für die kleinen Besucher vermeintlich typisch deutsche Rätselspiele ("Finde die sieben Unterschiede zwischen Helga 1 und Helga 2").

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Suchbild im Bavaria-Restaurent (das heißt wirklich so!) in Calama.

Ich würde auch sehr gerne einmal mit einer Bogenlage zusammenarbeiten...

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Interessante Übersetzung in unserem Hotel in Chilecito

In Deutschland wird ja auf Autos gerne kund getan, dass Mark-Kevin oder Chantalle in diesem Gefährt unterwegs ist. Ähnlich ist es in Chile auch, allerdings sind dort die Familien im Durchschnitt ein klein wenig größer als bei uns - wie folgendes am Flughafen von Santiago gemachte Bild eindrucksvoll belegt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/LuftWirdDuenn_Outtakes12.jpg)
Wie diese Familie in ihr Auto einsteigt, könnte man filmen und bei Wetten dass... zeigen

Und das war es endgültig. Vielen Dank an alle Mitleser!

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schneewie am 06.08.2015, 12:51 Uhr
Die Bilder sind klasse.

Habe gerade die Mittagspause zum lachen genutzt.  :D
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: Schmihei am 06.08.2015, 22:06 Uhr
Hallo Katharina und Dirk,

auch von mir noch mal ein herzliches Dankeschön für den supertollen Bericht. Der kam gerade zur richtigen Zeit und steigert die Vorfreude auf unseren Chile/Argentinienurlaub umso mehr.

Ich bin nun natürlich gespannt, ob wir die Teile, die sich mit Eurer Reise decken auch so erleben werden und auf die, die Neuland sind, bin ich noch mehr gespannt wie z.B. die Gegend zwischen Tolar Grande und Antofagasta de la Sierra/Fiambala - das wird sicher auch sehr einsam sein und wir werden kaum jemandem begegnen. Ich denke, dass das ein Highlight unserer Reise werden wird. Zietlich sind wir fast genau zur gleichen Reisezeit wie ihr unterwegs und ich hoffe mal, dass wir auch so prima Wetter haben werden.

Auf jeden Fall habe ich noch ein paar interessante Dinge zwischen den Zeilen lesen können, die bei unserer Reisevorbereitung sehr hilfreich sind.

Schade, dass der Bericht nun zu Ende ist. Das Positive daran ist, dass Euer Urlaub immer näher rückt uns unserer natürlich auch!  :D  :D  :D  :D

Ich wünsche Euch eine schöne Zeit in Afrika mit vielen unvergesslichen Tiersichtungen.

LG Heidi :rotor:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 10.08.2015, 12:51 Uhr
Hallo Heidi,

auch von mir noch mal ein herzliches Dankeschön für den supertollen Bericht. Der kam gerade zur richtigen Zeit und steigert die Vorfreude auf unseren Chile/Argentinienurlaub umso mehr.

Auch an Dich danke für die Rückmeldung. Schön, dass der Bericht Euch gefallen hat und dass Ihr noch den einen oder anderen Tipp für Eure Reise rausziehen konntet. Hoffentlich klappt bei Euch alles genauso gut wie bei uns - oder zum Teil (Grenzübertritte mit dem Auto) sogar besser 8)

Schöne Grüße,
Dirk


Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: timberwolf am 22.08.2015, 14:15 Uhr
Vielen Dank für den tollen Reisebericht...extrem interessante Gegend, muss auch irgendwann mal auf den Plan!  :dankeschoen:
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: EDVM96 am 16.08.2016, 23:56 Uhr
Glücklicherweise treffen wir draußen noch den Mitarbeiter unserer Mietwagenfirma an, ziehen schnell noch etwas chilenisches Geld aus dem Automaten, und laufen dann gemeinsam zum Parkplatz. Hier treffen wir den deutschsprachigen Mitarbeiter der Mietwagenfirma, über den der ganze Buchungsprozess ablief.
Mal eine Frage dazu: War das über mietwagen-in-chile.de bzw. chileinside.cl arrangiert?
Ich suche einen Vermieter in Santiago bei dem ich auch gleich die argentinische Haftpflichtversicherung sowie die notarielle Erlaubnis zur Ausführung des Autos bekomme.
Der genannte Anbieter würde sich zwar darum kümmern, jedoch gibt es dort eine Mindestmietzeit von 5 Tagen. Ich brauche den Wagen aber nur einen Tag.

Natürlich könnte man einfach über die üblichen Portale einen Mietwagen in SCL reservieren, aber was ist dann mit den zusätzlichen Papieren.
Ein nicht englisch sprechender Mitarbeiter ware da echt sub-optimal (und die gibt es dort scheinbar zuhauf).
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 17.08.2016, 21:42 Uhr
Mal eine Frage dazu: War das über mietwagen-in-chile.de bzw. chileinside.cl arrangiert?

Nein, beides nicht. Aber die Idee, zu einem Spezialanbieter zu gehen, ist schonmal richtig.

Für unsere Patagonientour hatten wir (bei selbstgeplanter Route) das Auto sowie einen großen Teil der Übernachtungen bei Tourismus Schiegg (http://www.lateinamerika.de) gebucht. Laut Webpage ist für Autos eine Mietzeit von einen Tag möglich.

Da Schiegg natürlich keine eigenen Autos vermietet, haben sie uns an ein chilenisches Partnerunternehmen vermittelt. Da wir 2014 alles selber buchen wollten, haben wir uns einfach direkt an den uns schon aus Patagonien bekannten Autovermieter gewendet, und zwar an diesen hier (http://www.seelmann.cl).

Ob der Mitarbeiter immer Englisch oder Deutsch spricht, weiß ich aber nicht. Wir hatten beide Male bei der Übergabe jemanden, der eine der beiden Sprachen konnte, bei der Rückgabe aber nicht (in Patagonien hatte der Mensch nicht einmal Ahnung von Autos und hat mit einem Blick auf die Kühlwassertemperaturanzeige gemeint, dass wir das Auto doch vollgetankt hätten zurückgeben sollen).

Welche Region in Argentinien willst Du bei einer eintägigen Miete erreichen? Selbst Mendoza und zurück dürfte unserer Erfahrung nach recht stressig werden.

Schöne Grüße,
Dirk,
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: EDVM96 am 18.08.2016, 00:38 Uhr
Welche Region in Argentinien willst Du bei einer eintägigen Miete erreichen? Selbst Mendoza und zurück dürfte unserer Erfahrung nach recht stressig werden.
Mein Plan war eine Tagestour zum Parque Provincial Aconcagua von Santiago aus.
175 km pro Strecke auf gut ausgebauten Straßen - das scheint machbar. Hin durch den Tunnel, zurück evtl. sogar über den Pass.

Aber - das Vorhaben hat sich vermutlich schon wieder erledigt. Über 120 Euro für den Mietwagen plus 110 Euro alleine für die Argentinien-Papiere (1-15 Tage Versicherung).
Dazu noch Straßen- und Tunnelmaut, und möglicherweise lange Staus an der Grenze (in beiden Richtungen). Also für einen Tag zu teuer und zu stressig - für ein paar Fotos von Amerikas höchstem Berg.
Aber trotzdem Danke für die Info.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: miwunk am 18.08.2016, 12:50 Uhr
Aber Du kannst doch immerhin bis hoch zur Grenze fahren. Dann warst Du wenigstens mal oben.

Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: EDVM96 am 18.08.2016, 13:56 Uhr
Aber Du kannst doch immerhin bis hoch zur Grenze fahren. Dann warst Du wenigstens mal oben.
Nein. Die chilenische Grenzstation ist bereits 6 km vor dem Tunnel bzw. 12 km vor der Passhöhe. Und sie liegt 900 Meter tiefer.
Von chilenischer Seite kannst du den Aconcagua von der Straße aus sowieso nicht sehen. Der ist nochmal 20 km von der Grenze entfernt und wird von anderen Bergen verdeckt.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: miwunk am 18.08.2016, 14:15 Uhr
Das stimmt schon. Aber die lassen Dich durch, wenn Du denen erklärst, dass Du nur hochfahren willst. Evtl. musst Du Deinen Pass als Pfand dortlassen.
Wir haben es jedenfalls schon gemacht  :lol:
Klar, den Acongagua kannst Du nicht sehen.
Du bist nicht zufällig ein paar Tage später oder früher in Mendoza? Von dort wäre es etwas einfacher.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 18.08.2016, 16:20 Uhr
Ich würde - wenn es denn unbedingt der Aconcagua sein soll - entweder in den einen sauren Apfel beißen und das viele Geld für den Mietwagen ausgeben (wir haben letztes Jahr auch ein Heidengeld dafür ausgegeben, nur um mit den "eigenen" Mietwagen zu den Victoriafällen zu fahren).

Oder den anderen sauren Apfel nehmen und einen geführten Tagesausflug von Santiago aus machen (laut Google gibt es so etwas).

So Geschichten wie mit Pass als Pfand weiter fahren mögen an kleineren Andenpässen gehen, aber bestimmt nicht an der Hauptverkehrsstraße Santiago-Mendoza - wenn ich als Maßstab nehme, was wir schon an anderen Stellen für Erfahrungen mit argentinischen und chilenischen Grenzbeamten gemacht haben.

Andere Frage: Wenn ich mich recht erinnere, kommt die Grenzstation auf argentinischer Seite erst östlich vom Aconcagua. Die neu gebaute Station auf chilenischer Seite ist von beiden Ländern gemeinsam betrieben und behandelt nur den Verkehr von Argentinien nach Chile. Somit könnte es möglich sein, zum Aconcagua zu fahren, ohne offiziell Chile zu verlassen. Bei der Rückfahrt müsste man dann einfach um die Station rumfahren (ich würde aber an Deiner Stelle noch in einem Spezialforum um Rat dazu fragen - wir kennen diese Grenze ja nur in der anderen Richtung, wie auch im Bericht beschrieben).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: EDVM96 am 19.08.2016, 00:43 Uhr
Oder den anderen sauren Apfel nehmen und einen geführten Tagesausflug von Santiago aus machen (laut Google gibt es so etwas).
Da habe ich natürlich auch schon nach gesucht (gleich als Erstes), jedoch bislang nicht wirklich was Brauchbares gefunden.

Zitat
So Geschichten wie mit Pass als Pfand weiter fahren mögen an kleineren Andenpässen gehen, aber bestimmt nicht an der Hauptverkehrsstraße Santiago-Mendoza - wenn ich als Maßstab nehme, was wir schon an anderen Stellen für Erfahrungen mit argentinischen und chilenischen Grenzbeamten gemacht haben.
Das mit dem Reisepass als Pfand war wohl eher ein schlechter Witz. Wenn ich mir diese Grenzstation (https://goo.gl/maps/Mi75DTzmZWq) so ansehe sowieso. Und dann 2x 25 km Fahrt in Argentinien ohne Reisepass und ohne Versicherungsschutz, noch dazu den Wagen illegal über die Grenze gebracht. Ja nee is klar.  :lol:

Zitat
Andere Frage: Wenn ich mich recht erinnere, kommt die Grenzstation auf argentinischer Seite erst östlich vom Aconcagua. Die neu gebaute Station auf chilenischer Seite ist von beiden Ländern gemeinsam betrieben und behandelt nur den Verkehr von Argentinien nach Chile. Somit könnte es möglich sein, zum Aconcagua zu fahren, ohne offiziell Chile zu verlassen.
Das war mir bei Street View auch schon aufgefallen.  :lachen07: Aber wie gesagt - das ist dann doch eine Spur zu heikel mit der Versicherung. Zumal die Rückfahrt idealerweise ja über den Paso de la Cumbre führen soll (das wären dann 17 km steile unbefestigte Straße mit vielen Spitzkehren).
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: miwunk am 19.08.2016, 10:34 Uhr
Das mit dem Reisepass als Pfand war wohl eher ein schlechter Witz. Wenn ich mir diese Grenzstation (https://goo.gl/maps/Mi75DTzmZWq) so ansehe sowieso. Und dann 2x 25 km Fahrt in Argentinien ohne Reisepass und ohne Versicherungsschutz, noch dazu den Wagen illegal über die Grenze gebracht. Ja nee is klar.  :lol:

Zitat


Nein, es war kein Witz und es hat funktioniert. Ich habe doch geschrieben, dass wir es gemacht haben.
Und: Du fährst doch nicht ohne Versicherungsschutz und in Argentinien. Du bist nach der Grenzstation immer noch in Chile. Die eigentliche Grenze ist erst oben am Tunnel. Da darfst Du natürlich nicht mehr weiterfahren.

Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 19.08.2016, 19:14 Uhr
Und: Du fährst doch nicht ohne Versicherungsschutz und in Argentinien. Du bist nach der Grenzstation immer noch in Chile. Die eigentliche Grenze ist erst oben am Tunnel. Da darfst Du natürlich nicht mehr weiterfahren.

Das hilft aber nichts, wenn er den Aconcagua sehen will.

Noch drei Punkte/Gedankengänge von meiner Seite aus:

1) Wie schon geschrieben, behandelt die neue Grenzstation auf chilenischer Seite nur Reisende von Richtung Argentinien (Ausreise aus Argentinien _und_ Einreise nach Chile. Das umgekehrte Prozedere für Reisende aus Richtung Chile findet erst nach dem Aconcagua statt (bei Horcones). Somit habe ich gar keine Möglichkeit, offiziell aus Chile auszureisen, wenn ich nur zum Aconcagua fahre. Die Frage, wie es rechtlich bezüglich des Mietwagens aussieht, ist natürlich relevant, das stimmt. Ich habe keine Ahnung. Falls jemand mehr weiß, bitte melden. Wie gesagt, evtl. in einem Chile-Forum fragen. Einen Pass als Pfand dazulassen, geht somit aber definitiv auch nicht...

2) Wenn ich mich recht erinnere, kann man inzwischen nur noch von der argentinischen Seite ganz auf den alten Pass hochfahren. Die Abfahrt auf der Westseite ist gesperrt. Dennoch ein sicher lohnenswerter Abstecher, den wir auch gerne gemacht hätten (ging nicht, weil zu früh im Jahr).

3) Von wegen geführte Tour: Wie wäre es denn mit so etwas hier? https://www.toursbylocals.com/Aconcaguadaytour

EDIT: Punkt drei ziehe ich zurück, nachdem ich die Preise für diese Tour gesehen habe :shock: Dann lieber selber fahren...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: EDVM96 am 20.08.2016, 10:56 Uhr
evtl. in einem Chile-Forum fragen.
Kennst du ein brauchbares Chile-Forum?

Zitat
Wenn ich mich recht erinnere, kann man inzwischen nur noch von der argentinischen Seite ganz auf den alten Pass hochfahren. Die Abfahrt auf der Westseite ist gesperrt. Dennoch ein sicher lohnenswerter Abstecher, den wir auch gerne gemacht hätten (ging nicht, weil zu früh im Jahr).
Hm, schade. Die Spitzkehren auf der chilenischen Seite (http://static.panoramio.com/photos/1920x1280/25337883.jpg) sahen vielversprechend aus.

Zitat
3) Von wegen geführte Tour: Wie wäre es denn mit so etwas hier? https://www.toursbylocals.com/Aconcaguadaytour
EDIT: Punkt drei ziehe ich zurück, nachdem ich die Preise für diese Tour gesehen habe :shock: Dann lieber selber fahren..
Hm, da müsste man schon mind. 4 Leute zusammentrommeln damit die Tour bezahlbar wird. Aber das könnte sogar klappen.
Titel: Re: Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 20.08.2016, 21:31 Uhr
Kennst du ein brauchbares Chile-Forum?

In deutscher Sprache gibt es eigentlich nur dieses hier:
215619.forumromanum.com

Das Forum macht optisch zwar nicht viel her, aber es ist wirklich viel Expertise vertreten, inkl. vieler in Chile lebender Leute und dem Autor vom Chile-Reise Know How (also wenn man so will der Grundmann von Chile).

Hm, schade. Die Spitzkehren auf der chilenischen Seite (http://static.panoramio.com/photos/1920x1280/25337883.jpg) sahen vielversprechend aus.

Diese Spitzkehren wirst Du so oder so fahren, denn sie sind Bestandteil der aktuellen Asphaltstraße. Mein Kommentar bezog sich nur auf den allerobersten Teil des Passes, denjenigen mit der Schotterstraße, die durch den Tunnel abgekürzt wird.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Antw:Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: EDVM96 am 13.02.2017, 08:27 Uhr
Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert.

https://goo.gl/photos/RrXQbuVkX272QPG36
Nette Tagestour ab/bis Santiago.

Was die Papiere für Argentinien betrifft: Die wollte tatsächlich niemand sehen dort.
Der Checkpoint ist ja erst in Horcones. Bei der Wiedereinreise nach Chile waren diese Papiere
allerdings sehr hilfreich - sonst wär ich da wohl erstmal gestrandet ...  :lol:

Grüße aus Chile.  :winke:
Titel: Antw:Die-Luft-wird-dünn-Tour-2014: Vier Wochen Atacama, Altiplano und mehr
Beitrag von: wuender am 13.02.2017, 20:43 Uhr
Prima, dass es geklappt hat - danke für den Erfahrungsbericht. Die Fotos gefallen mir sehr gut, zudem sie Erinnerungen an unsere eigene Reise wecken.

Viel Spaß noch in Chile.

Schöne Grüße,
Dirk

Was die Papiere für Argentinien betrifft: Die wollte tatsächlich niemand sehen dort.
Der Checkpoint ist ja erst in Horcones. Bei der Wiedereinreise nach Chile waren diese Papiere
allerdings sehr hilfreich - sonst wär ich da wohl erstmal gestrandet ...  :lol: