Freitag, 3. Mai 2019
Immerhin lässt mich der Jetlag heute morgen bis um 4 Uhr schlafen. Ich begutachte meine Augen. Sie sehen beide leicht geschwollen aus, vor allem das linke, aber immerhin war das Auge heute morgen nicht so verklebt wie gestern. Um sechs Uhr schiebe ich mich aus dem Bett und unter die Dusche, packe meinen Kram und gehe frühstücken.
Heute nacht hat es geregnet, es ist immer noch dicht bewölkt. Ich finde das gar nicht schlecht, denn ich habe von gestern immer noch leichten Sonnenbrand. Gegen sieben mache ich mache ich mich auf den Weg, vorbei am Fischmarkt, an dem heute weit und breit kein Seelöwe zu sehen ist. Ob ich da gestern besonderes Glück hatte?
Am Treffpunkt für die heutige Tour warten schon ein paar Leute. Pünktlich um 7.50 Uhr werden wir abgeholt und erst einmal mit einem Kleinbus in den Norden von Santa Cruz gefahren, an die Anlegestelle, an der ich auch vorgestern mit der kleinen Fähre angekommen war. Unser Guide erläutert uns schon mal das Programm: Zuerst fahren wir ca. 1 Stunde bis zu der kleinen Insel Mosquera, die praktisch nur aus Sand und ein paar Felsen besteht. Dort werden wir zuerst eine kurze Wanderung über den Sand machen und anschließend schnorcheln, bevor es Mittagessen gibt und wir die zweite Station, die Insel North Seymour, ansteuern.
Das gefällt mir schon mal sehr. Dass die Tour nach North Seymour gehen würde, war klar, denn als North-Seymour-Tour war die Tour angeboten worden. Dass der Zweitstopp kein reines Schnorcheln beinhaltet, wie es wohl überlicherweise der Fall gewesen wäre, kommt mir sehr entgegen, denn schnorcheln kann ich nur mit Kontaktlinsen, das fällt mit den entzündeten Augen aus. Aber dann wird mir ja auch bei diesem Stopp auch an Land was geboten.
Vom Fähranleger aus geht es erst einmal per Schlauchboot raus zum Boot, der „Queen Karen“. Eine Koreanerin, die zur Gruppe gehört, riecht angeekelt an der Schwimmweste, die sie für die Überfahrt anlegen muss. Sie hat glitzernden pinkfarbenen Lippenstift aufgelegt und sieht typisch asiatisch aus wie aus dem Ei gepellt. Ich dagegen bin jetzt schon wieder völlig verschwitzt und könnte durchaus schon die erste Cerveza vertragen.
Die Gruppe besteht aus 16 Leuten, mit ein paar komme ich auf der Fahrt nach Mosquera schon mal ins Gespräch. Zwei Amerikanerinnen haben schon mehrere Tagestouren hinter sich und machen einen fröhlich entspannten Eindruck. Mehrere deutsche Urlauber sind auch an Bord. Ich hatte ohnehin schon feststellen können, dass Deutsche einen überraschend großen Teil der Urlauber ausmachen. Vor der Landung auf Mosquera packe ich den Rucksack mit der Kamera noch in den mitgebrachten wasserdichten Sack, denn auf Mosquera landet man mit dem Schlauchboot am Strand an, und ich bin leider von Natur aus sehr begabt darin, an unpassenden Stellen zu stolpern oder Dinge fallen zu lassen. Zum Glück klappt der Umstieg aufs Schlauchboot und der Ausstieg am Strand aber ohne Sturz. Schwierig ist es allerdings, sich überhaupt auf den Ausstieg zu konzentrieren, denn kaum kommen wir an, schießen ein paar Seelöwen heran, umrunden das Schlauchboot und kommen neugierig näher. Unglaublich, das ist ja tatsächlich wie im Fernsehen!
Auf dieser ersten kurzen Wanderung stoßen wir schon bald auf ein Seelöwenbaby, das wohl am Strand auf die Mutter wartet.
Ein paar kleine Meerechsen gibt es hier auch, außerdem Krabben, Pelikane und sogar die ersten Blaufußtölpel. Ich weiß nicht, wie es mir in ein paar Tagen hier gehen wird, wenn ich ein paar Touren hinter mir habe, aber hier und heute bin ich völlig begeistert davon, wie ungezwungen man sich zwischen den Tieren bewegen kann und wie gelassen sie auf uns reagieren. Fast so, als wäre man überhaupt nicht da.
Nur die frechen Seelöwen suchen immer wieder den Kontakt. Offenbar hat ihnen niemand etwas von den zwei Metern Mindestabstand zwischen Tier und Mensch erzählt.
Galapagos-SeelöweEtwas furchsam scheinen dagegen die Roten Klippenkrabben mit dem schönen lateinischen Namen Grapsus grapsus.
Rote KlippenkrabbeLeider ist unser Guide etwas autoritär. Als einer aus der Gruppe eine Frage stellt, bekommt er zur Antwort, dass er das wisse, wenn er richtig zuhören würde. Ups. Die Inseln darf man nur als Gruppe mit einem vom Nationalpark zugelassenen Führer betreten, und die Amerikanerinnen erzählen mir später, dass nur alle 10 Jahre neue Führer zugelassen werden. Dieser hier gehört offenbar schon zu der etwas älteren Generation, bei denen der Wunsch, Wissen zu vermitteln, einer gewissen Selbstgefälligkeit gewichen ist.
Nach dem Spaziergang über Land kommt der Schnorchelteil. Ich schnorchele nicht, kann aber am Strand eine Weile schwimmen und im Wasser plantschen, begleitet von drei anderen aus der Gruppe, die auch nicht schnorcheln. Bei der Schnorchelgruppe hüpfen ab und zu Seelöwen aus dem Wasser, die mit den Schnorchlern spielen wollen, und auch wir werden ab und zu von den flinken Tieren eingekreist. Das Wasser ist wunderbar warm, zwischenzeitlich ist die Sonne rausgekommen. Der Himmel ist blau, das Wasser glitzert, der Sand leuchtet weiß in der Sonne, wir plantschen im Wasser und scherzen miteinander. Entspanntes karibisches Feeling auf einer kleinen Sandinsel, umgeben von wilden, aber zutraulichen Tieren, es fühlt sich richtig paradiesisch an. Als wir schließlich mit dem Schlauchboot zurückfahren, schaue ich ein wenig sehnsüchtig zurück zum weißen Strand.
Zurück an Bord wird das Mittagessen serviert, dann fahren wir weiter nach North Seymour. Ich frische die Sonnencreme auf, setze den Hut auf, ziehe die Schuhe an, denn hier auf North Seymour wird trocken angelandet. Ins Schlauchboot umsteigen muss man aber trotzdem. Wie schon eben werden wir in zwei Gruppen an Land gebracht, ich bin bei der ersten Gruppe und kann deshalb ausgiebig das Schauspiel genießen, dass sich uns hier bietet: Zwei Blaufußtölpel beim Paarungstanz. Neben dem obligatorischen Füße-Zeigen, denn man will ja der Partnerin demonstrieren, dass man die begehrten blauen Füße hat, zeigt das Männchen auch ausgiebig das Sky-Pointing, bei dem es Schnabel, Flügel und Schwanz in den Himmel reckt. Die Partnerin zeigt sich allerdings zur mäßig interessiert und putzt sich die meiste Zeit über lieber. Ich bin hin und weg, das ist ja schon wieder wie im Fernsehen!
BlaufußtölpelDie zweite Gruppe die anlandet, darf das Spektakel nur noch kurz genießen, denn schließlich, so meint der Guide, gäbe es auf der Insel noch genug andere Blaufußtölpel. Eine der Amerikanerinnen widerspricht halbherzig mit Hinweis auf den Paarungstanz, aber es ist sowieso klar, dass es hier und heute weniger darum geht, was die Gruppe möchte als darum, was der Guide so will. Mir egal, die Tierwelt kann ich auch ohne Guide genießen, ein bisschen habe ich mich ja voher schon eingelesen. Und ein wenig hilfreich ist er ja doch, als er uns beispielsweise die ersten Blaufußtölpelküken zeigt, die in diesem Jahr geschlüpft sind.
Wie auch auf Mosquera zeigen die Tiere hier kaum Scheu. Die Blaufußtölpel haben ihre Nester sogar dicht neben den Wegen gebaut, da kann man gar keine 2 Meter Abstand halten. Hier sitzen sie und schützen ihre Eier vor der Sonne.
Auch so mancher Fregattvogel nistet nur wenige Meter vom Weg entfernt, und sogar das ein oder andere Küken ist zu sehen. Während wir eins der Nester umrunden, bettelt das Küken energisch und letztlich auch erfolgreich um Futter. Unglaublich, so etwas einfach so aus nächster Nähe auf einem Spaziergang mitzuerleben.
Fregattvogel - Weibchen mit KükenFregattvogel - JungtierFregattvogel - MännchenZum Schluss beschließt der Guide, jeden Teilnehmer einzeln vor dem blauen Meer zu knipsen, vermutlich in der Hoffnung auf eine Steigerung seines Trinkgelds. Da mache ich nicht mit, ich bin sowieso völlig abgekämpft und nicht mehr vorzeigbar. Ein Asiate, der sowie schon die ganze Zeit mehr darüber nachgedenkt, wie er tolle Selfies machen kann, darf sich minutenlang so hinter drei Nestern positionieren, dass der Guide ihn bestmöglich ablichten kann, das finde ich doch befremdlich. Aber egal, die Tour war toll und hat meinen Entschluss hierher zu kommen, schon mal voll und ganz bestätigt. Und den ein oder anderen Landleguan haben wir auch erspäht.
Auf der Rückfahrt merke ich schon, dass ich mir auch heute wieder einen Sonnenbrand geholt habe. Trotz LSF 50 und Hut. Vermutlich schwitze ich die Sonnencreme einfach runter, aber nachcremen bringt auch nicht viel, wenn man schon schweißnass ist. Die halbe Stunde im Wasser hat für einen Sonnenbrand auf den Schultern schon ausgereicht, also werde ich bei den künftigen Ausflügen mein Neopren-Shorty mitnehmen, ganz egal, ob das Wasser warm genug ist. Dann sind wenigstens die Schultern und der Rücken vor der Sonne geschützt.
Gegen halb fünf werde ich im Hotel abgesetzt, springe erst mal unter die Dusche, sichte Fotos und mache mich schließlich um sechs, als die Sonne untergegangen ist, auf den Weg zum Abendessen, mal wieder zum Islagrill, denn irgendwie gefällt es mir hier. Heute nehme ich mal eine Erdbeer-Margarita als Vorspeise und als Hauptgang gegrilltes Hühnchen mit gefüllten Kartoffeln. Danach schlendere ich noch eine Weile die Hauptstraße entlang. Die ist heute abend für Autos gesperrt, mein Restaurant hat sogar Tische auf die Straße gestellt. Drüben neben dem Fischmarkt führt eine Gruppe Tänze auf. Alles ist herrlich entspannt.
Ich beschließe spontan, an einem der Automaten an der Bank Geld abzuheben. Ich brauche zwar aktuell noch keins, aber heute auf dem Schiff hat mir eine aus der Gruppe das bestätigt, was ich eh schon gehört hatte, nämlich dass die Automaten nicht immer gefüllt sind und man auch jedesmal nur 200 Dollar abheben könne. Ich versuchs mal mit 300, aber da zeigt der Automat tatsächlich an, dass das Limit überschritten sei. 200 gibt er mir aber.
Abends versuche ich, ein paar Fotos auszusortieren, gebe bei der Fülle aber bald auf. Der Sonnenbrand schmerzt ein wenig. Morgen werde ich etwas langärmliges anziehen, denn meine Arme hat es auch erwischt. Wahrscheinlich immer dann, wenn ich sie zum Fotografieren hochgehalten habe, und das war ja heute ständig der Fall.
Für morgen habe ich keine Tour gebucht, da werde ich die Insel mal wieder auf eigene Faust erkunden.
Gute Nacht!