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Länder und Reiseziele abseits von USA und Kanada => Bunte Reisewelt => Reiseberichte abseits von USA und Kanada => Thema gestartet von: Rattus am 02.03.2011, 19:50 Uhr

Titel: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 02.03.2011, 19:50 Uhr
Hallo! :winke:

Letzten Sommer waren wir mit der MS Alexander-von-Humboldt in Norwegen, Spitzbergen, Grönland, Island und Schottland. Der Reiseverlauf sah wie folgt aus:

Dienstag, 20.07. Bremerhaven
Mittwoch, 21.07. Tag auf See
Donnerstag, 22.07. Bergen / Norwegen (458 Seemeilen)
Freitag, 23.07. Skjolden / Sognefjord (162 Seemeilen)
Samstag, 24.07. Tag auf See
Sonntag, 25.07. Svartisen-Gletscher (591 Seemeilen)
Montag, 26.07. Tromsø (288 Seemeilen)
Dienstag, 27.07. Honningsvåg (181 Seemeilen)
Mittwoch, 28.07. Tag auf See
Donnerstag, 29.07. Longyearbyen / Spitzbergen (565 Seemeilen)
Freitag, 30.07. Ny-Ålesund (242 Seemeilen)
Samstag, 31.07. Tag auf See
Sonntag, 01.08. Tag auf See
Montag, 02.08. Kaiser-Franz-Joseph-Fjord / Grönland (1011 Seemeilen)
Dienstag, 03.08. Ittoqqortoormiit (141 Seemeilen)
Mittwoch, 04.08. Tag auf See
Donnerstag, 05.08. Ísafjörður / Island (336 Seemeilen)
Freitag, 06.08. Reykjavik (218 Seemeilen)
Samstag, 07.08. Heimaey (142 Seemeilen)
Sonntag, 08.08. Tag auf See
Montag, 09.08. Kirkwall / Schottland (591 Seemeilen)
Dienstag, 10.08. Leith (234 Seemeilen)
Mittwoch, 11.08. Tag auf See
Donnerstag, 12.08. Bremerhaven (455 Seemeilen)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Karte_Gr%F6nland41.JPG)
Karte erstellt mit www.google.de

Wenn Interesse besteht, würde ich einen Reisebericht (vor allem mit Fotos) einstellen.  :)

Lieben Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 02.03.2011, 19:56 Uhr
ERSTER!  :lol:

Her damit! Plane selbst eine Kreuzfahrt nach Westgrönland. Leg los!  :grins:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: IkeaRegal am 02.03.2011, 20:03 Uhr
Bin dabei!
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: NähkreisSteffi am 02.03.2011, 20:25 Uhr
Hallo Rattus,

in dieser Ecke waren wir noch nie. Leg los.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: spooky2109 am 02.03.2011, 21:15 Uhr
Ist hier noch ne Koje frei? ;) ... *bindabei*
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: funny1a am 02.03.2011, 21:53 Uhr
Bei der Tour bin ich auf jeden Fall dabei.

Wir haben selber für Sept. einen Reise mit der Aida Luna gebucht. Unsere Planung steht zwar schon teilweise, aber vielleicht finden wir noch ein paar andere Ideen.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 02.03.2011, 22:17 Uhr

Hallo Rattus,

Wenn Interesse besteht, würde ich einen Reisebericht (vor allem mit Fotos) einstellen.  :)

na - du kannst vielleicht Fragen stellen :lol:


Wir möchten deinen Reisebericht "Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010" lesen :D :D :D :D :D

LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Dreamer am 02.03.2011, 22:34 Uhr
Bin auch dabei.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: captsamson am 02.03.2011, 22:38 Uhr
(vor allem mit Fotos)

 :dafuer:  :daumen:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 03.03.2011, 12:24 Uhr
Also dann "Willkommen an Bord" - es geht auch schon los... :)

1. Tag, 20.07.2010
Bremerhaven


Früh morgens stehen wir auf und nehmen uns dann ein Taxi zum Flughafen Frankfurt. Ungewohnterweise nicht um in ein Flugzeug zu steigen, sondern von dort fährt unser Bus nach Bremerhaven. Wir hatten uns entschieden, die Anreise über den Veranstalter zu buchen, denn falls wir das Schiff aus irgendwelchen Gründen verpassen sollten, würde so der Veranstalter organisieren, dass wir hinterhertransportiert werden.

Nachdem wir stundenlang bei hochsommerlichen Temperaturen durch halb Deutschland gefahren und an verschiedenen Treffpunkten noch etliche andere Passagiere zugestiegen sind, kommen wir endlich in Bremerhaven an und sehen zum ersten Mal "unser" Schiff. Die Alexander-von-Humboldt ist für ein Kreuzfahrtschiff recht klein - nur 470 Passagiere und 240 Besatzungsmitglieder haben auf dem 150 Meter langen, 21 Meter breiten Schiff Platz. Insgesamt gibt es 7 Passagierdecks.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1672.jpg)
(Bild ist nicht in Bremerhaven aufgenommen)

Nachdem unsere Koffer durchleuchtet wurden und wir unsere Pässe abgegeben haben, beziehen wir erstmal unsere Kabine. Es ist eine Außenkabine mit zwei Bullaugen auf Deck 2, also fast ganz unten. Wie zu erwarten war, ist die Kabine recht klein, aber es ist alles da, was man braucht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1762.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1758.jpg)

Als alle an Bord sind und wir bereits unsere erste Schiffserkundung hinter uns haben, wird erstmal die vorgeschriebene Rettungsübung abgehalten. Mit unseren Schwimmwesten marschieren wir zu unserem Sammelpunkt und lassen uns über die Sicherheitsvorkehrungen aufklären. Nachdem die Übung abgeschlossen ist, begeben wir uns auf das obere Deck um den Ablegevorgang anzusehen. Leinen los!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4547.jpg)

Der Lotse leitet uns den Hafen von Bremerhaven entlang Richtung offene Nordsee. Eine ganze Weile kommen uns etliche Containerschiffe entgegen. Langsam fängt es schon an zu dämmern. Die Nordsee ist spiegelglatt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4555.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4576.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4573.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4580.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4585.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4587.jpg)

Am Abend begeben wir uns in eins der beiden Restaurants an Bord - eins mit Buffet und eins à la carte. Das Essen ist sehr gut und wir gehen früh schlafen.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 04.03.2011, 00:40 Uhr

Aha! Und wie die erste Nacht an Board war, erfahren wir demnächst :wink:


LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 04.03.2011, 10:39 Uhr

Aha! Und wie die erste Nacht an Board war, erfahren wir demnächst :wink:


Hab' geschlafen wir ein Baby. :lol:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 04.03.2011, 10:43 Uhr

2. Tag, 21.07.2010
Tag auf See


Heute verbringen wir einen ganzen Tag auf der Nordsee und nutzen die Zeit um den Rest des Schiffs zu erkunden. Der Pool ist seit gestern zwar mit Wasser gefüllt, aber es ist viel zu kalt zum Baden und wahrscheinlich wird sich das auf der Reise auch nicht wesentlich ändern.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4610.jpg)

Wir begutachten sämtlich Rettungsboote, in denen wir schon bald sitzen werden, da diese auch teilweise für die Landgänge benutzt werden.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4606.jpg)

Interessanter sind allerdings die Schlauchboote, die wir mit an Bord haben. Es sind sogenannte Zodiacs, die wir für die Anlandungen in Spitzbergen und Grönland benötigen, weil dort keine oder nur kleine Anlegestellen vorhanden sein werden, weder groß genug für die Alexander-von-Humboldt noch für die Rettungsboote.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4613.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4614.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4621.jpg)

Die Nordsee ist uns nach wie vor wohlgesonnen und es sind kaum Wellen vorhanden.

Ab morgen wird es dann interessanter, wenn der erste Landgang kommt. :wink:

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 04.03.2011, 22:19 Uhr
Hab' geschlafen wir ein Baby. :lol:

Warum nur habe ich nichts Anderes erwartet? :wink: :lol:

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 04.03.2011, 22:22 Uhr

Wieviele Leute haben eigentlich in den Zodiacs und in den Rettungsbooten Platz? In letzteren schätze ich maximal 3, ist das richtig?

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 05.03.2011, 12:04 Uhr

Wieviele Leute haben eigentlich in den Zodiacs und in den Rettungsbooten Platz? In letzteren schätze ich maximal 3, ist das richtig?


In jedes Rettungsboot sollen 150 Leute passen, wobei ich mich gefragt habe, wie das gehen soll... würde bestimmt kuschelig werden. :lol:

In ein Zodiac passen 11 Leute, also je 5 links und rechts auf dem Schlauch und 1 Fahrer. Es kommen aber noch Bilder von vollbesetzen Zodiacs. :)
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 05.03.2011, 13:01 Uhr
3. Tag, 22.07.2010
Bergen / Norwegen

Heute morgen werden wir vom unsanften Rattern des Seitenruders geweckt. Bei einem vorsichtigen Blick aus unserem Bullauge stelle ich fest, dass wir schon in Bergen angekommen sind. Bergen ist mit rund 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Norwegens.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4623.jpg)

Nach dem Frühstück starten wir unseren ersten Landgang. Der Weg führt uns zunächst nach Bryggen, einem ehemaligen Handelsviertel der Hanse-Kaufleute. Seit 1979 steht dieses Viertel auf der Liste des Weltkulturerbes des UNESCO.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4708.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4637.jpg)

Wir spazieren durch die engen Gänge und entdecken dabei den "Moose Shop", der allerdings leider geschlossen hat.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4644.jpg)  (http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4650.jpg)

Das nächste Ziel ist der bekannte Fischmarkt von Bergen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4660.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4672.jpg)

In der ganzen Innenstadt sind Verkaufsstände aufgebaut, bei denen man offenbar selbstgefertigte dicke Wollsocken und -mützen kaufen kann. Kann mir gut vorstellen, dass man die im Winter hier bitter nötig hat :lol:.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4678.jpg)

Wir laufen weiter durch die Innenstadt und kommen am Vestlandske Kunstindustrimuseum vorbei, welches wir aber nur von Außen ansehen,...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4686.jpg)

... und dann zu einem künstlich angelegten See mit Springbrunnen sowie einem künstlerisch gestalteten überdimensionalen Würfel, dessen Sinn sich mir nicht ganz erschließt  :lol:.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4690.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4695.jpg)

Wir begegnen auch immer wieder diversen überlebensgroßen typisch norwegischen Trollen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4712.jpg)

Nach diesem ersten Stadtrundgang begeben wir uns zum Mittagessen zurück zum Schiff. Direkt neben der Alexander-von-Humboldt hat ein weiteres Kreuzfahrtschiff angelegt, die Costa Deliziosa, ein italienisches Schiff. Dieses ist mit 2800 Passagieren und 1000 Besatzungsmitgliedern wesentlich größer als unser Schiff.

Nach dem Mittagessen ist unser nächstes Ziel ist der Berg Fløyen. Mit der sogenannten Fløybahn gelangt man auf einen 399 Meter hohen Aussichtspunkt. Bei dieser Bahn handelt es sich um eine moderne Standseilbahn, die ein klein wenig an die Cable Cars von San Francisco erinnert. Das Wetter ist äußerst klar, teilweise sogar ein bisschen sonnig und so haben wir eine tolle Aussicht über Bergen. Ganz links im Bild sieht man ein Schiff der Hurtigruten, der traditionellen norwegischen Postschifflinie, die uns auf dieser Reise noch oft begegnen wird.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4809.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4810.jpg)

Vom Aussichtspunkt aus können wir auch unser Schiff erspähen. Hier ein Größenvergleich zwischen der winzigen Alexander-von-Humboldt (links) und der Costa Deliziosa (rechts). Die Alexander-von-Humboldt wirkt fast ein wenig verloren :lol:, aber wir sind froh, mit so einem kleinen Schiff unterwegs zu sein, denn natürlich kommt man so viel besser und tiefer in die schmalen Fjorde hinein.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4784.jpg)

Wir gehen noch einen steilen Wanderweg weiter auf den Berg hinauf und entdecken den ein oder anderen kleinen See, drehen aber nach einer Weile um, da es in Strömen anfängt zu regnen. Allerdings ist der Regen zum Glück nur von kurzer Dauer.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4822.jpg)

Zurück auf dem Schiff setzen wir unsere Fahrt entlang der norwegischen Küste fort. Auf Deck ist es extrem windig geworden, sodass ich kaum die Kamera halten kann, aber die See ist weiterhin erstaunlich ruhig.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4897.jpg)

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 05.03.2011, 22:28 Uhr
In jedes Rettungsboot sollen 150 Leute passen, wobei ich mich gefragt habe, wie das gehen soll... würde bestimmt kuschelig werden. :lol:

In ein Zodiac passen 11 Leute, also je 5 links und rechts auf dem Schlauch und 1 Fahrer. Es kommen aber noch Bilder von vollbesetzen Zodiacs. :)

Da hätte ich mich komplett verschätzt. Auf die Fotos bin ich gespannt!


LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 05.03.2011, 22:32 Uhr

Bergen gefällt mir. Ich glaube, ich hätte mir dort gleich Warmes zum Anziehen gekauft :lol:

Solange die Wellen halbwegs glatt sind, wäre mir auch das kleine Schiff lieber, aber bei hohem Wellengang würde ich doch lieber auf das größere Schiff umsteigen :wink:


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 06.03.2011, 11:47 Uhr
4. Tag, 23.07.2010
Skjolden, Nationalpark Jotunheimen & Sognefjord / Norwegen


Heute früh kommen wir in dem kleinen, beschaulichen Örtchen namens Skjolden an. Es ist zwar nicht so warm, dass man ohne Jacke auskommen könnte, aber dafür haben wir strahlend blauen Himmel und Sonnenschein und das ist doch die Hauptsache.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5042.jpg)

Nach dem Frühstück geht es auch schon los Richtung Landesinnere. Unser erster Stopp ist der Wasserfall Åsafossen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4922.jpg)

Weiter geht es in die Berge hinein. Wir sind mitten im Nationalpark Jotunheimen. Jotunheimen ist das höchste Gebirge Skandinaviens und heißt übersetzt "Heim der Riesen". In dem Gebirge sind etliche Gipfel höher als 2.000 Meter, der höchste ist der 2.469 Meter hohe Galdhøpiggen. Ich bin ein wenig überrascht von solch hohen Bergen, hatte ich doch bisher Norwegen eher mit Fjordlandschaften als mit Gebirge in Verbindung gebracht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4937.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4942.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4949.jpg)

Die Gipfel sind fast alle noch schneebedeckt bzw. auf vielen Gipfeln befinden sich Gletscher. Wir kommen an einigen tiefblauen Bergseen vorbei. Ein klein wenig erinnert die Landschaft an den Tioga Pass.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4976.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4979.jpg)

Bei unserem nächsten Stopp spazieren wir zu einem kleinen Schneefeld und so kommt es, dass wir Ende Juli noch einen Schneemann zu Gesicht bekommen. :lol:

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5001.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5005.jpg)

Obwohl teilweise noch Schnee liegt, macht sich auch hier der Sommer (oder scheinbar im Moment eher nur der Frühling) schon deutlich an der Pflanzenwelt bemerkbar. In der Sonne ist es schon schön warm, sodass mittlerweile ein Pullover ausreichend ist.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5009.jpg)

Ein weiteres Mal halten wir an einem alten aber sehr gepflegten Hotel an, das ganz im Baustil gehalten ist, wie ich mir skandinavische Häuser vorgestellt habe, und richtig schöne Verzierungen außen hat.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5015.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5025.jpg)

Nach diesem interessanten Ausflug setzen wir unsere Fahrt mit dem Schiff durch den Sognefjord fort. Der Sognefjord ist mit 204 Kilometern der längste Fjord Europas und mit 1.308 Metern soll er der tiefste der Welt sein. Mich erstaunt, dass trotz des Klimas entlang des Fjordes überall Wein- bzw. Obstanbau betrieben wird. Dies liegt daran, dass an der Mündung des Fjordes unter Wasser eine Felsenschwelle liegt und dadurch nur das warme Wasser von der Oberfläche in den Fjord strömt. Dadurch ist das Klima verhältnismäßig mild. Immer wieder sieht man kleine Dörfer am Ufer und einige größere und kleinere Wasserfälle.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5076.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5095.jpg)

Als wir schließlich die kleine Ortschaft Urnes passieren, halten wir Ausschau nach der ältesten überhaupt erhaltenen Stabkirche. Stabkirchen sind typisch für die nordischen Länder, ihren Namen haben sie durch die so genannte Stabbauweise erhalten. Die Kirche in Urnes stammt aus dem Jahr 1100.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5105.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5112.jpg)

Bei der Fahrt durch den Fjord tauchen überall immer wieder unzählige kleine Schweinswale auf. Leider halten sie großen Abstand zum Schiff und sind immer nur für Sekundenbruchteile sichtbar, sodass es kaum möglich ist, gescheite Fotos von ihnen zu schießen. Ich tröste mich damit, dass unsere Fahrt noch lang ist und wie hoffentlich noch mehr Wale sehen werden.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5137.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5177.jpg)

Wieder geht ein abwechslungsreicher Tag mit einer schönen Mischung aus Gebirge und Fjord zu Ende.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 06.03.2011, 15:46 Uhr

Von einem Schweinswal habe ich bis jetzt nie etwas gelesen und habe deswegen gleich mal bei Wikipedia nachgelesen. Interessant, aber auch traurig, dass der Bestand der Schweinswal rückläufig ist.

Ein paar deiner Fotos erinnern mich an Gran Canaria :lol:

Insgesamt ein für mich faszinierender Bericht mit wirklich tollen Fotos! :D


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 06.03.2011, 17:20 Uhr
Hallo,
oute mich mal als blinder Passagier.
Eine tolle Reiseroute habt ihr euch da ausgesucht. So etwas würde
mir auch gefallen, weil ich da einige Ziele zusammen hätte, die ich einzeln
wahrscheinlich nicht bereisen würde. Norwegen und Schottland kenn ich schon,
aber auf Grönland und Island bin ich gespannt, vor allem darauf, wieviel bzw.
was man bei so einer Kreuzfahrt so als Landausflug machen kann.
Verrätst du uns, was die Kreuzfahrt einschl. Landausflüge gekostet hat?

Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 06.03.2011, 19:33 Uhr
Ein paar deiner Fotos erinnern mich an Gran Canaria :lol:

Tatsächlich? Nur dass es da wahrscheinlich um die Jahreszeit 20°C wärmer ist. :lol:

@Gaby
Schön, dass Du mitfährst. Landausflüge werden immer etliche verschiedene angeboten; mir fiel es teilweise wirklich schwer, mich zu entscheiden, da ich alles gerne gemacht hätte. So 4.500 Euro wird man inkl. Ausflüge schon los, aber da sind halt auch z.B. 6 Mahlzeiten am Tag mit drin.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 07.03.2011, 00:32 Uhr
Ein paar deiner Fotos erinnern mich an Gran Canaria :lol:

Tatsächlich? Nur dass es da wahrscheinlich um die Jahreszeit 20°C wärmer ist. :lol:

Ja, wirklich.

Dieses Bild

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4937.jpg)

könnte auf GC entstanden sein und selbst Schnee hatten wir vor kurzem auf der Cumbre :lol:
Anschließend hatten wir 30° C und mittlerweile frieren wir bei 20° :wink:


LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Susan26 am 07.03.2011, 10:38 Uhr
Hallo,

so, jetzt muss ich mich auch einmal als blinder Passagier outen - es ist doch zu schön, mal wieder ein paar Fotos aus Norwegen zu sehen. Den ersten Teil eurer Reise kenne ich noch ganz gut, daher bin ich dann auch mal auf den "Rest" gespannt.
Schön, schön, schön! Norwegen ist eben doch immer eine Reise wert ;-) Und so mit dem Schiff ist es ja auch mal was ganz anderes.
Susan
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 07.03.2011, 14:20 Uhr
Hallo,

eine interessante Schiffsroute in Gegenden, zu deren Bereisung ich meine "Jungs" wohl lange überreden muss  :roll:

Also steige ich sehr gern hier mit ein, auch wenn ich es wohl wie Angie halten werde  :wink:
Solange die Wellen halbwegs glatt sind, wäre mir auch das kleine Schiff lieber, aber bei hohem Wellengang würde ich doch lieber auf das größere Schiff umsteigen :wink:

Die bisherigen Eindrücke sind schon mal vielversprechend
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 08.03.2011, 17:52 Uhr
Anschließend hatten wir 30° C und mittlerweile frieren wir bei 20° :wink:
Ja, bei 20°C muss man natürlich ungemein frieren. :P

@SCKW
Um ehrlich zu sein, ich bin auch nicht die Seefesteste und auf den wellenreichen Teilstrecken hätte ich auch nichts gegen ein kurzes Umsteigen gehabt :lol:. Aber es gibt mittlerweile ja auch ganz gute Mittelchen dagegen.

Schön, dass noch der ein oder andere zugestiegen ist. :)

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 08.03.2011, 18:05 Uhr
5. Tag, 24.07.2010
Tag auf See


Heute steht kein Landausflug an und so verbringen wir einen ruhigen Tag an Bord. Ein Tag ohne Programm kommt mir sehr gelegen, denn es scheint etwas dran zu sein an dem Sprichwort, dass Seeluft müde macht. Seit wir an Bord sind, könnte ich dauerschlafen. So verbringen wir die meiste Zeit des Tages mit lesen und schlafen (und natürlich essen :lol:).

Zwischendrin schnappen wir mal ein wenig Luft an Deck, aber abgesehen von einer Bohrinsel und dem dazugehörigen Tanker gibt es rundherum rein gar nichts zu sehen außer Wasser. Nicht mal ein Wal lässt sich blicken.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5246.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5249.jpg)

Das Wetter ist nach wie vor kühl und besonders an Deck weht ein ordentlicher Wind, aber die Sonne scheint unbeirrt. Hoffentlich bleibt das noch lange so.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 09.03.2011, 17:56 Uhr
6. Tag, 25.07.2010
Svartisen-Gletscher / Norwegen


Recht früh am Morgen kommen wir nach einer schönen Fahrt durch die Fjorde am Svartisen-Gletscher an. Man sieht ihn schon vom Schiff aus und nachdem wir geankert haben, werden mangels einem ausreichend großen Anleger die Rettungsboote zu Wasser gelassen und wir setzen über. Der Gletscher liegt im 1989 gegründeten Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark, dem viertgrößten Nationalpark in Norwegen.

Wir starten bei noch immer strahlendem Sonnenschein unsere Wanderung zum Gletscher und stellen bald fest, dass wir die Entferung und auch die Größe des Gletschers deutlich unterschätzt haben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5267.jpg)

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Wir brauchen eine ganze Weile nur um den tiefblauen Gletschersee zu umrunden und kommen dann schließlich zum deutlich steileren Stück. Am letzten Teil des Weges ist ein Geländer aus Ketten zum Festhalten aufgestellt, was auch durchaus nötig ist. Je höher wir kommen, desto besser wird der Ausblick auf den See.

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Als wir schon recht nah am Gletscher sind, entdecken wir einen Kletterer auf dem weißen Eis (siehe roter Pfeil) und erst jetzt wird uns im Verhältnis zu der Größe des Menschen eigentlich klar, wie groß der Gletscher und wie dick das Eis ist. Aus der Ferne hat es viel kleiner gewirkt.

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Leider schaffen wir es von der Zeit her nicht mehr bis direkt an den Gletscher, aber dennoch sind diese ungeheuren Eismassen auch schon von weitem äußerst faszinierend. Svartisen bedeutet übersetzt schwarzes Eis. Der Gletscher ist rund 370 km² groß und damit der zweitgrößte Gletscher Norwegens.

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Nach dieser wirklich schönen Wanderung begeben wir uns mit dem letzten Rettungsboot wieder zurück an Deck. Auch von Bord aus lassen sich noch paar gute Aufnahmen des Gletschers schießen. Traurig anzusehen ist allerdings, dass rund um den Gletscher überall Schmelzwasser in Form von fast reißenden Wasserfällen austritt. Das müssen tausende Liter innerhalb von Minuten sein. In ein paar Jahren hat der Gletscher bestimmt nur noch den Bruchteil seiner heutigen Größe.

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Wir setzen unsere Fahrt durch den Fjord schließlich fort, sehen schöne Landschaften und nette kleine Häuschen, hin und wieder mal mehr oder weniger hohe Hügel bzw. Berge, auch mal ein norwegisches Fischerboot oder die norwegische Küstenwache. Genauso habe ich es mir in Norwegen vorgestellt.

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Da wir heute Nacht den Polarkreis überquert haben, also den Breitengrad, an dem zur Winter- bzw. Sommersonnenwende die Sonne gerade nicht mehr auf- bzw. untergeht, bleibt uns heute nicht das Ritual der Polartaufe erspart, die allerdings aus Temperaturgründen nicht mit Wasser stattfindet. Auf Schiffen ist es Brauch, dass beim Überqueren dieses Breitengrades Neptun an Bord kommt und die Neuankömmlinge in seinem Reich begrüßt. Na ja, nicht ganz "meine" Veranstaltung, aber man muss es mal gesehen haben. Und so geht ein weiterer Tag zuende.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: rookie am 09.03.2011, 18:16 Uhr
Hi Rattus,

ich muss mich auch mal "outen", fahr schon die ganze Zeit klammheimlich mit :oops:

Sehr schöner Bericht :wink:

LG Rookie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Dreamer am 09.03.2011, 19:49 Uhr
Ich bin begeisterte Mitfahrerin. Vielen Dank für den Bericht, denn so kann ich mir diese Fahrt mal anschauen von meinem nicht schaukelnden Sofa aus ohne seekrank zu werden. Der heutige Tag hat mir total gut gefallen.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 09.03.2011, 20:16 Uhr
Jetzt wirds langsam spannend. Ach, wie ich Gletscher liebe, faszinierend... :)
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: funny1a am 10.03.2011, 06:52 Uhr
Hallo Rattus,

da hattet Ihr wirklich ein schönen Tag hinter Euch.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: RedZed am 10.03.2011, 08:42 Uhr
Ich oute mich auch mal als Mitleser :). Schöne Bilder. Macht richtig neugierig, Dein Bericht.....
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 10.03.2011, 19:02 Uhr
Hallo an die ganzen "geouteten" Mitfahrer. :winke:

7. Tag, 26.07.2010
Tromsø / Norwegen


Der Himmel ist heute Morgen immer noch wunderbar blau, aber über dem Wasser hat sich dichter Nebel breit gemacht. Teilweise sieht es richtig interessant aus, wie sich der Nebel so um die Berge legt. Wir fahren im Moment durch die nordnorwegische Innenpassage.

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An manchen Stellen hat man das Gefühl, man fährt regelrecht auf dichte "Wände" aus Nebel zu.

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Nach einer Weile Fahrt kommt schon Tromsø in Sicht, unser heutiges Tagesziel. Tromsø hat rund 67.000 Einwohner und ist die größte Stadt im Norden von Norwegen. Im Jahresdurchschnitt beträgt die Temperatur hier nur 2,5°C, ein Grund, weshalb ich hier nie leben könnte. :shock:

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Nach dem Anlegen geht es direkt los in die Stadt. Wir fahren an der architektonisch interessant gestalteten Bibliothek von Tromsø vorbei durch die Innenstadt, die für mich den typisch skandinavischen Flair hat (vom untypischen Wetter mal abgesehen :lol:).

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Unser erstes Ziel ist eine Seilbahn, die hinauf den 418 Meter hohen Storsteinen führt, dem Hausberg von Tromsø.

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Der Nebel hat sich inzwischen komplett aufgelöst und wir haben einen tollen Blick über Tromsø, den Fjord und die Berge. Die Stadt gefällt mir wirklich gut; viele kleine Häuser und viel Grün drumherum. Die Temperaturen sind mittlerweile auch wirklich angenehm; man kann es gut ohne Jacke aushalten.

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Auf dem Bild sieht man die Tromsø-Brücke, die über einen Kilometer lang ist. Sie verbindet den Inselteil der Stadt mit dem Festland. Am rechten Ende der Brücke sieht man die so genannte Eismeerkathedrale, unser nächstes Ziel.

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Nachdem wir wieder mit der Seilbahn hinunter gefahren sind, sehen wir uns die Eismeerkathedrale von Nahem an. Eigentlich heißt die Kirche Tromsdalen kirke, wird aber wegen ihres Baustils gerne Eismeerkathedrale genannt. Sie wurde 1965 errichtet und ist das Wahrzeichen der Stadt. Es ist ein wirklich interessantes und modern wirkendes Bauwerk, das beim Umrunden von der jeder Seite und aus jedem Blickwinkel anders aussieht. Die Architektur soll Eis, lange Dunkelheit und das Polarlicht darstellen.

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Auch innen bemerkt man die ausgefallene Bauweise und dank der durchdachten Architektur ist es im Inneren erstaunlich hell, obwohl es an den Seiten nicht wirklich Fenster gibt. Vorne hinter dem Altar befindet sich ein riesiges 140 m² großes Glasfenster, das zu den größten Glasgemälden Europas zählt. Auch die Deckenleuchter sehen schick aus.

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Nach der Besichtigung der Kirche fahren wir weiter durch Tromsø, auch vorbei an einer Psychiatrie, die sich mit einer bestimmten Lichttherapie gegen Winterdepressionen beschäfitgt. Ich kann mir kaum einen passenderen Ort dafür vorstellen, ist es hier doch im Winter 24 Stunden dunkel.

Unser nächster Halt ist das Tromsø-Museum, in dem sich unter anderem eine Ausstellung zum Leben der "Ureinwohner" Norwegens befindet, den Samen. In anderen Stockwerken sind weitere Ausstellungen angesiedelt, z.B. zum Thema Erdgeschichte oder über die nordische Tierwelt und wir sehen uns einen Film über das Polarlicht an, das ich auch wahnsinnig gerne mal sehen würde, aber leider sicherlich nicht auf dieser Reise.

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Nach diesen interessanten Eindrücken von Tromsø fahren wir wieder zurück zum Schiff. Unsere Reiseleiterin gibt uns mit auf den Weg, das der heutige sonnig warme Tag nicht wirklich einen realistischen Eindrück von einem Sommer in Tromsø gibt, aber komischerweise findet das keiner sonderlich schlimm. :lol:

Bei der Weiterfahrt mit dem Schiff legt sich erneut leichter Nebel über die Berge und zwischen die Fjorde. Vor uns fährt wieder ein Schiff der Hurtigruten und wir schauen zu, wie es nach einer Weile im tiefen Nebel verschwindet.

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Heute steht zum ersten Mal in unserer Bordzeitung bei der Uhrzeit des Sonnenuntergangs "entfällt". Tatsächlich warten wir abends vergebens auf Dunkelheit. Obwohl wir die Vorhänge vor die Bullaugen ziehen, kommt jede Menge Licht in die Kabine. Das ist wirklich gewöhnungsbedürftig...

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 10.03.2011, 20:38 Uhr
Zitat
Unsere Reiseleiterin gibt uns mit auf den Weg, das der heutige sonnig warme Tag nicht wirklich einen realistischen Eindrück von einem Sommer in Tromsø gibt

Stimmt, ich habe Tromso recht farblos und trist erlebt, halt wie oft im norwegischen Sommer:
wolkenverhangener Himmel, Regen, Nebel, alles grau in grau.

Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: NähkreisSteffi am 10.03.2011, 20:47 Uhr
Tolle Bilder, auch der Norden wäre mal eine Reise wert.

Mal sehen wie es weiter geht.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 10.03.2011, 22:43 Uhr

Hallo Rattus,


so, jetzt bin ich wieder up to date. Die Gletscher begeistern mich :D Hättest du nicht den roten Pfeil eingesetzt, hätte ich auf dem einen Bild unmöglich einen Menschen vermutet.


LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 11.03.2011, 12:14 Uhr
Zitat
Unsere Reiseleiterin gibt uns mit auf den Weg, das der heutige sonnig warme Tag nicht wirklich einen realistischen Eindrück von einem Sommer in Tromsø gibt

Schade eigentlich, denn so hat mir die Stadt gut gefallen  :D Interessant auch die Nebelbilder. Bei dem einen schaut es wirklich so aus, als hätte jemand dort eine Milchglaswand eingezogen  :shock:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 11.03.2011, 15:49 Uhr
8. Tag, 27.07.2010
Honningsvåg / Norwegen


Morgens legen wir in Honningsvåg an. Das kleine Örtchen liegt auf der Insel Magerøya und ist rund 30 km vom Nordkap entfernt. Mittlerweile ziehen gelegentlich ein paar Wolken auf, aber oft setzt sich auch die Sonne durch und von Regen ist weit und breit keine Spur. Am Vormittag werden wir abgeholt um den für Nordnorwegen fast schon obligatorischen Ausflug zum Nordkap zu unternehmen. Auf einer schönen Strecke fahren wir die Insel entlang.

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Nachdem wir gestern an den Hängen des Storsteinen vergeblich nach Rentieren gesucht hatten, werden wir heute nicht enttäuscht. Man muss allerdings wissen, dass es sich bei diesen Rentieren nicht um völlig wildlebende Tiere handelt. Auf dem europäischen Festland gibt es nämlich nur noch in einem Gebirge in Südnorwegen eine kleine wildlebende Population. Die großen Herden hier laufen zwar auch völlig frei herum, es handelt sich aber um domestizierte Tiere der Samen. Fast während der ganzen Strecke bis zum Nordkap stehen an den grünen Hängen immer wieder Herden von Rentieren. Die Tiere haben kaum scheu vor Menschen und Autos, letzteres wurde leider dem ein oder anderen zum Verhängnis.

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Wir sehen diverse Farbausprägungen von braun bis weiß, auch gescheckte und gefleckte Tiere kommen vor. Erstaunlicherweise haben bei Rentieren auch die weilblichen Tiere ein Geweih, allerdings ein deutlich kleineres als die männlichen Gegenparts.

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Wir legen einen kleinen Zwischenstopp bei einem Samen namens Nils ein, der uns stolz die trationelle samische Tracht und seine Rentiere präsentiert. Er zeigt uns einen Hirsch mit imposantem Geweih, der währenddessen genüsslich einen Haufen Flechten von einem Holzschlitten futtert.

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Auch kleine Kälber befinden sich in der Herde. Ist das nicht herzig?

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Wir setzen unsere Fahrt fort und kommen schließlich bald am Nordkap an. Als erstes muss ich natürlich das Schild fotografieren, das dokumentiert, dass wir uns mittlerweile auf dem 71. Breitengrad befinden. Landläufig heißt es, dass das Nordkap der nördlichste Punkt Europas ist, das stimmt aber nicht ganz, denn es gibt nicht weit von hier noch eine weitere Landzunge, die noch ein Stückchen weiter ins Meer ragt.

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In der Nordkaphalle gibt es einen großen und überteuerten Souvenirshop, ein Restaurant und natürlich das Postamt mit den bekannten Nordkapstempeln. Kurioserweise und ganz und gar nicht zur hiesigen Atmosphäre passend befindet sich hier auch eine Art kleiner Tempel, der an den Besuch eines siamesischen Königs vor vielen Jahren erinnern soll. Wir begeben uns lieber nach draußen und schauen uns die Nordkaphalle von außen an. Es gibt direkt am Nordkap sogar einen Campingplatz, das lässt unsere Camperherzen höher schlagen.

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Natürlich führt unser nächster Gang zu der bekannten Weltkugel am Nordkap, die 1978 aufgestellt wurde.

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Wir spazieren ein bisschen an den Klippen entlang und betrachten die Weltkugel und die Steilküste noch mal von weitem.

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Nach einer Weile treten wir die Rückfahrt an. Wieder geht es durch diverse Rentierherden und zwischen kurios aussehenden, komplett mit Gras bewachsenen Häusern zurück nach Honningsvåg.

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Wir kommen an einem riesigen Holzgestell vorbei, das voller Trockenfisch bzw. Stockfisch hängt. Er wird hier als tørrfisk bezeichnet und hat in skandinavischen Ländern eine lange Tradition. Honningsvåg ist die größte Fischereisiedlung der West-Finnmark, dem nördlichsten Bundesland Norwegens.

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Zurück in Honningsvåg spazieren wir noch ein wenig durch das beschauliche Örtchen. Auch hier begegnen uns mal wieder diverse Figuren von lebensgroßen Trollen, aber sonst scheint es in dem Ort keine besonderen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten zu geben.

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Zurück auf dem Schiff tut uns unser Kapitän den Gefallen, an der Küste entlang bis zum Nordkap zu fahren, damit wir es auch noch mal von der Seeseite aus bewundern können. Ganz klein auf dem Bild sieht man die weiße Kuppel der Nordkaphalle herausragen und der kleine Punkt links davon ist die Weltkugel.

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Am späten Nachmittag nehmen wir also vorerst Abschied vom Festland und machen uns auf den Weg Richtung Norden.

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Viele Vögel fliegen hier umher, auch hunderte von Papageitauchern, die man sowohl vom Aussehen als auch vom Namen her eigentlich eher in die Tropen einordnen würde, aber diese Vögel leben am nördlichen Atlantik und Nordpolarmeer. Obwohl wir sehr viele sehen, ist das Fotografieren recht schwierig, da sie großen Abstand zum Schiff halten. Man erkennt sie aber von weitem an ihrer etwas unbeholfen und beschwerlich wirkenden Flugweise, was allerdings täuscht, wie sie in diversen Flugmaövern demonstrieren.

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Vor dem Schlafengehen stellen wir uns den Wecker für 6:00 Uhr, da wir um diese Zeit die Bäreninsel passieren sollen und wir uns das trotz der frühen Uhrzeit natürlich nicht entgehen lassen wollen.

Als ich dann mitten im Schlaf plötzlich aufwache, weil die Sonne hell ins Zimmer scheint, frage ich mich schon, ob wir den Wecker überhört haben bis ich schlaftrunken auf meiner Uhr sehe, dass es 2:30 Uhr nachts ist. Bei strahlendem Sonnenschein schäle ich mich mitten in der Nacht aus dem Bett, um das Phänomen dieser nächtlichen Helligkeit fotografisch festzuhalten, bevor ich weiterschlafe.

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Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 13.03.2011, 13:14 Uhr
9. Tag, 28.07.2010
Tag auf See (Passage Bellsund / Spitzbergen)


Pünktlich klingelt heute früh unser Wecker und wir machen uns auf den Weg an Deck, um die Bäreninsel zu sehen. Leider hat sich in den wenigen Stunden zwischen meinem nächtlichen Blick aus dem Bullauge und dem frühen Morgen jetzt dichter Nebel rundherum breit gemacht. Steht man ganz vorne am Schiff, kann man kaum das andere Ende des Schiffs sehen und ebenso wenig sieht man irgendetwas, wenn man ins offene Meer blickt. Wir warten noch ab, bis wir laut Durchsage den geringsten Abstand zur Bäreninsel haben und als dennoch rein gar nichts außer Nebel zu sehen ist, begeben wir uns wieder in unsere Kabine und hauen uns noch eine Runde auf's Ohr.

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Nach dem Frühstück müssen wir uns im Show-Room einfinden, wo wir Instruktionen zum Ausbooten mit den Zodiacs und eine Einführung in die Umweltgesetze der Arktis erhalten. Ohne an dieser Veranstaltung teilgenommen zu haben, darf man in kein Zodiac steigen. Wir erfahren einiges zum Ablauf und Verhalten beim Ein- und Aussteigen in die Zodiacs und vor allem, wo man sich am Zodiac festhalten und hintreten kann und wo besser nicht :lol:. Die Umweltschutzmaßnahmen sind eigentlich selbstverständlich - grob gesagt nichts dort lassen, nichts mitnehmen und aufpassen, wo man hintritt.

Als wir danach auf dem Oberdeck frische Luft schnappen, tauchen plötzlich Buckelwale auf. Wir beobachten sie bis sie verschwinden und da wir halb durchgefroren sind, gehen wir erstmal wieder nach unten. Kaum dort angekommen, hören wir die Durchsage, dass wieder Wale zu sehen sind und sich dazu wohl auch noch Delfine gesellt haben. Wir hechten also wieder hoch und versuchen, noch ein paar schöne Aufnahmen zu machen, allerdings sind sie allesamt recht weit weg. Was ein Stress und das im Urlaub. :lol:

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Nachdem wir uns den Tag mit etlichen weiteren Buckelwal- und Delfinsichtungen vertrieben haben, kommt am frühen Abend Spitzbergen in Sicht. Die Norweger bezeichnen die Inselgruppe als Svalbard, was kühle Küste bedeutet. Etwa ab 1900 wurde Spitzbergen lange Zeit hauptsächlich wegen seiner reichen Kohlevorkommen besiedelt. Mittlerweile nennt man es auch "größtes Labor der Welt", da hier heutzutage aktiv Arktisforschung betrieben wird.

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Es liegt viel Schnee und man sieht deutlich, dass einige Stellen vergletschert sind. 60% der Fläche von Spitzbergen soll mit Gletschern bedeckt sein. Wo keine Gletscher sind, sieht man Tundra und mir wird klar, dass wir die nächsten Tage erstmal keine Bäume mehr zu Gesicht bekommen werden. Ich finde diese graue Landschaft mit dem weißen Schnee darauf wunderschön. Auch was den Sonnenschein betrifft haben wir wieder enormes Glück, obwohl es noch heute früh bei der Bäreninsel ganz und gar nicht danach aussah.

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Uns begleiten etliche Eissturmvögel. Ein Wunder, dass hier überhaupt Tiere leben können.

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Wir fahren weiter die Küste entlang in den Recherchefjord. Am Kopfende des Fjordes befindet sich der Recherchegletscher. Er wurde 1839 bei einer Expedition mit dem französischen Schiff "La Recherche" entdeckt und danach benannt. Wenn ich zurückdenke, wie klein mir der Svartisen-Gletscher in Norwegen erschien, bevor wir den Kletterer darauf gesehen haben, will ich gar nicht wissen, wie hier der Gletscher-Mensch-Vergleich aussehen würde, wirkt der Recherchegletscher doch selbst von weitem schon unfassbar riesig.

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Der große Bellsund-Fjord, zu dem auch der Recherche-Fjord gehört, ist ein Teil des Nationalparks Süd-Spitzbergen. Erstaunlicherweise gibt es auf der Insel neben dem ganzen Grau auch scheinbar recht gut bewachsene grüne Wiesen, allerdings scheint das wirklich eine Ausnahme zu sein.

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Neben den Eissturmvögeln begegnet uns nun noch mehr tierisches Leben in dieser lebensfeindlichen Gegend. Immer wieder mal taucht eine Robbe neben dem Schiff auf. Unglaublich, dass die in diesem kalten Wasser überleben können, dabei muss man sich immer vor Augen halten, dass hier zur Zeit Hochsommer ist.

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Mit diesen schönen Eindrücken neigt sich der Tag dem Ende. Ich freue mich schon, wenn wir morgen an Land gehen.

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Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 14.03.2011, 23:53 Uhr

Hallo Rattus,


"das Eintauchen in eine andere Welt" - das wäre die wohl richtige Bezeichnung für den zuletzt eingestellten Reiseberichttag :D Nachdem ich es wohl kaum in die Antarktis schaffe, wäre zu überlegen, ob die Arktis ein tröstender Ersatz wäre :wink: Landschaftlich auf jeden Fall verlockend!


LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 15.03.2011, 20:27 Uhr
"das Eintauchen in eine andere Welt" - das wäre die wohl richtige Bezeichnung für den zuletzt eingestellten Reiseberichttag :D Nachdem ich es wohl kaum in die Antarktis schaffe, wäre zu überlegen, ob die Arktis ein tröstender Ersatz wäre :wink: Landschaftlich auf jeden Fall verlockend!

Ja, eine andere Welt - so kann man es nennen. Antarktis, das könnte ich mir auch vorstellen... die Alexander-von-Humboldt fährt da übrigens auch hin und an Bord waren etliche Passagiere, die dort schon waren 8). Darf ich fragen, wieso Du denkst, dass Du nicht mehr in die Antarktis kommst?
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 15.03.2011, 20:48 Uhr
10. Tag, 29.07.2010
Longyearbyen und Skansbukta / Spitzbergen


Auch heute setzen sich die zahlreichen Gletschersichtungen fort. Es ist mittlerweile teilweise etwas bewölkt, aber es fällt kein Tropfen Regen oder Schnee.

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Für heute ist unsere erste Anlandung auf Spitzbergen geplant. Wir laufen einen Ort namens Longyearbyen an. Er ist mit ca. 1800-2000 Einwohnern der größte auf Spitzbergen und sozusagen die Hauptstadt der Inselgruppe. Longyearbyen wurde 1906 von einem Amerikaner namens Longyear geründet und hieß ursprünglich mal Longyearcity. Longyearbyen hat sogar einen ausreichend großen Anleger, sodass wir die Zodiacs heute früh noch nicht benötigen. Im Hafen liegt ein schönes Segelboot.

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Beim Erkunden des Ortes merkt man deutlich, dass hier ganz und gar nicht nach Schönheit und erst recht nicht für touristische Zwecke gebaut wurde. Es ist alles sehr zweckmäßig und grau, ja fast schon trist. Wie die meisten Orte auf Spitzbergen wurde auch Longyearbyen als Bergarbeitersiedlung wegen der Kohlevorkommen gegründet. Die meisten Leute, die hier leben, sind wahrscheinlich sowieso nur eine begrenzte Zeit zum Arbeiten hier.

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Das Klima ist hockartisch und Longyearbyen befindet sich auf so genanntem Permafrostboden, der bis zu 100 Meter tief gefroren ist und auch im Sommer taut nicht viel mehr als der oberste Meter auf. Das ist der Grund, weshalb alle Häuser auf Pfählen gebaut sind und sämtlich Wasserleitungen oberirdisch verlaufen. Die Pfähle sieht man nicht bei allen Häusern, da diese teilweise mit Brettern rundherum benagelt sind und so als Abstellkammer dienen, da kein Haus unterkellert ist. Wie man auf dem Foto sieht, sind selbst die Bushaltestellen auf Stelzen gebaut. :lol:

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Es gibt sogar eine kleine Kirche in dem Städtchen. Innen ist es ganz familiär; man muss seine Straßenschuhe aus- und Hausschuhe anziehen, die am Eingang bereitstehen, wenn man den Innenraum betreten will.

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Als wir weiter durch den Ort spazieren, entdecken wir doch ein paar etwas freundlicher und bunter gestaltete Häuser.

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Überall auf den Wiesen wächst arktisches Wollgras. Diese Wattepuschel sehen wirklich witzig aus.

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Obwohl Longyearbyen über ein vergleichsweise gut ausgebautes Straßennetz verfügen soll, stellt keine der Straßen eine Verbindung zu einem anderen Ort her. Die Leute sind ganz auf Schneemobile und Boote angewiesen. Überall stehen Warnschilder vor Schneemobilen.

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Auf den Wiesen sind teilweise richtige Parkplätze voller Schneemobile angelegt. Es gibt auch eine große Werkstatt und einen Händler extra für Schneemobile. Der wird wohl so schnell nicht pleite gehen. :lol:

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Am Ortsausgang hängt ein weiteres "exotisches" Verkehrsschild. Da es über 3.000 Eisbären auf Spitzbergen gibt, sind die Autofahrer angehalten, auf die Eisbären Rücksicht zu nehmen wie wir in Deutschland auf Rehe :lol:. Der Hinweis unter dem Schild bedeutet, dass diese Eisbärwarnung für ganz Spitzbergen gilt.

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Nachdem wir Longyearbyen verlassen haben, fahren wir mit dem Schiff weiter die Insel entlang nach Norden. Für heute ist eine weitere Anlandung geplant und zwar in der Skansbukta, diesmal mit Zodiac, da sich in dieser Gegend keine Ortschaft und auch kein Anleger befindet. Wir kriegen noch mal eingetrichtert, dass wir beim Ertönen des Nebelhorns des Schiffs sofort zurück zu den Zodiacs gehen müssen, da Spitzbergen ein treibeisgefährdetes Gebiet ist und daher ein frühzeitiges Auslaufen nötig sein kann. Nicht zuletzt könnte sich auch jederzeit ein Eisbär nähern, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese sich blicken lassen.

Bis kurz vor dem Ausbooten ist unklar, ob wir überhaupt an Land gehen können, da das Wetter nicht so stabil zu sein scheint und das Meer ein wenig unruhiger wird, auch wenn es auf den Bildern gar nicht danach aussieht. Das Wetter kann sehr schnell umschlagen. Der Kapitän entscheidet sich aber doch dafür, uns ausbooten zu lassen und wir werden allesamt mit Schwimmwesten bestückt. In der Tat ist das Einsteigen in das Zodiac ganz schön wacklig und auch die Überfahrt ist leicht "feuchtfröhlich". Ich kralle mich mit beiden Händen an dem Halteseil fest. Wer ganz hinten im Zodiac sitzt, tut gut daran, wasserdichte Schuhe anzuziehen, denn da steht einiges an Wasser im Boot. Wir kommen dennoch heil an Land an.

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Wir laufen die Bucht auf dem Kieselstrand entlang und entdecken ein hölzernes Schiffswrack, außerdem steht hier eine kleine verlassene Trapperhütte, die aber wohl noch ab und an benutzt wird.

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Na, wer hat aufgepasst und entdeckt hier den Fehler im Bild? :lol:

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Richtig, da liegt ein Baumstamm, obwohl es auf Spitzbergen keine Bäume gibt. Wir lassen uns darüber aufklären, dass hier manchmal Baumstämme aus Sibirien angeschemmt werden. Kurios.

Auf Spitzbergen ist es wegen den vielen Eisbären übrigens nicht erlaubt, außerhalb von Ortschaften ohne Waffen unterwegs zu sein. Das gilt natürlich auch für uns und deshalb haben wir noch in Norwegen extra zwei Eisbärwächter mit ihren Gewehren an Bord genommen, die von Haus aus Großwildjäger sind, und uns im Falle des Falles vor auftauchenden Eisbären schützen sollen, obwohl natürlich das oberste Ziel immer ist, sich ohne Waffeneinsatz in Sicherheit zu bringen und dem Eisbär nicht zu schaden.

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Am Himmel über uns herrscht jedenfalls reges Treiben. Es müssen hunderte, wenn nicht tausende Vögel auf dem Felsen wohnen. Auf Spitzbergen gibt es insgesamt 15 Vogelschutzgebiete. Das schwarze Pünktchen auf dem Felsen ist übrigens der zweite Eisbärwächter, der mit seinem Fernglas Ausschau hält.

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Nachdem wir heil, ohne Eisbärsichtung und nach einer wellenreichen Überfahrt wieder an der Alexander-von-Humboldt ankommen, haben die Helfer ganz schön Mühe und brauchen viel Kraft, um das Zodiac am Schiff einigermaßen ruhig zu halten, damit wir sicher aussteigen können. Eins der Schlauchboote braucht mehrere Anläufe um die richtige Stelle des Schiffs zu treffen.

Auf der Weiterfahrt entdecken wir wieder viele Gletscher. Einer davon ist der Nordenskiöldgletscher, der 25 km lang und 11 km breit sein soll. Kaum vorstellbar.

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Wir passieren den Ort Pyramiden, ebenfalls eine Bergarbeitersiedlung, die aber mittlerweile aufgegeben wurde und verlassen ist. Zwischenzeitlich befinden wir uns im Eisfjord.

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Zur Abwechslung in dieser verlassenen Gegend kommt uns sogar ein Schiff entgegen. Es handelt sich um die Polar Star, ein Eisbrecher, der aber mittlerweile auch Passagiere befördert.

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Unser letztes Ziel für heute ist der Tempelfjord.

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Im Tempelfjord befindet sich der gewaltige Tunagletscher. Dieser Gletscher soll innerhalb von 2 Jahren 1,5 km in den Fjord vorgedrungen sein. Wieder kann man die Größe so gar nicht einschätzen, aber die Gletscherzunge soll 5 km breit und die Abbruchkante 20-30 Meter hoch sein. Man kann sich also locker ein Hochhaus daneben denken.

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Als ich am Fotografieren bin, bricht sogar genau an dieser Stelle gerade ein gewaltiges Stück des Gletschers ab bzw. eigentlich rutscht es kaum merkbar ins Meer. Man sieht auf dem Bild nur ein klein wenig, wie das Wasser schäumt.

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Sehr interessant finde ich auch das Phänomen der so genannten Gletschermilch, die der Gletscher absondert. Dieses Wasser ist durch Sedimente grau gefärbt und aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit gegenüber dem Meerwasser vermischen sich beide nur sehr langsam miteinander. Tatsächlich scheint die Grenze wie mit dem Lineal gezogen; links die Gletschermilch, rechts das Meerwasser:

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Wieder einmal fallen wir vor so vielen Eindrücken abends totmüde in die Koje.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: funny1a am 16.03.2011, 07:19 Uhr
Das war ja echt ein Klasse Tag mit Hammerbildern  :groove:

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: RedZed am 16.03.2011, 08:50 Uhr
Wirklich sehr beeindruckender Bericht mit ganz faszinierenden Bildern!
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 16.03.2011, 12:09 Uhr
Nette kleine Spritztour mit dem Zodiac  :lol:
Die Gletscher sind faszinierend, tolle Bilder!
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 16.03.2011, 22:44 Uhr
Antarktis, das könnte ich mir auch vorstellen... die Alexander-von-Humboldt fährt da übrigens auch hin und an Bord waren etliche Passagiere, die dort schon waren 8). Darf ich fragen, wieso Du denkst, dass Du nicht mehr in die Antarktis kommst?

Klar darfst du fragen. Michael will nicht, es ist ihm viel zu kalt.
Zwar bin ich auch ein Kind der Sonne und Wärme, aber für einen Urlaub würde ich auch zur Abwechslung Kälte in Kauf nehmen, man kann sich ja entsprechend anziehen.

So bleibt mir nur der Traum, das könnte unter "Angie's Dreams" laufen :wink: Von PolarQuest lasse ich mir aber noch Aktuelles zu senden, ich kann es einfach nicht lassen. Es gäbe sogar einen Flug direkt zum Südpol mit 6-tägigem Aufenthalt, das wäre überhaupt das non-plus-ultra, kostet schlappe € 30.000,- pro Person, nicht gerechnet der Flug von Europa weg. Ist aber gut, dass der Flug zum Südpol so teuer ist, sonst würde jeder Zweite hinfliegen und die Antarktis würde noch mehr geschädigt, als sie ohnehin schon ist.

Und jetzt schweife ich wieder in die Arktis, muss aber erst deinen neuesten Reiseberichttag lesen :D
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 16.03.2011, 22:58 Uhr

Toll, einfach nur toll!!!

Übrigens habe ich im Nachbar-Reisebericht von nordlicht gelernt, dass, wenn etwas von einem Gletscher abbricht, man dies "der Gletscher kalbt" nennt.

Wenn ihr Eisbären zu Gesicht bekommen hättet, wäre das das I-Tüpfelchen am heutigen Tag gewesen, der aber auch ohne Eisbären faszinierend genug war, allein, wenn ich an die Gletscher denke - fantastisch :D


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 17.03.2011, 18:56 Uhr
Klar darfst du fragen. Michael will nicht, es ist ihm viel zu kalt.

Ob die Arktis dann so eine gute Alternative ist? Warm ist jedenfalls etwas anderes... :lol:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 17.03.2011, 19:01 Uhr
11. Tag, 30.07.2010
Ny-Ålesund und Magdalenenbucht / Spitzbergen


Für heute steht Ny-Ålesund auf dem Programm. Der Ort hat wohl erst recht kurze Zeit eine Anlegestelle, sodass wir auf eine Zodiacfahrt verzichten müssen, was ich sehr bedauere, da das wirklich Spass macht. Auch Ny-Ålesund ist ursprünglich eine Bergarbeitersiedlung gewesen und sollte eigentlich nach Beendigung des Kohleabbaus aufgegeben werden. Schnell kamen allerdings Pläne auf, aus Ny-Ålesund eine Polarforschungsstation zu machen und so leben hier je nach Jahreszeit zwischen 30 und 120 Personen, hauptsächlich Forscher und deren Studenten. Ny-Ålesund liegt auf 78° 55' N und gilt als eine der nördlichsten Siedlungen weltweit.

Der Spaziergang durch den Ort ist wie eine kleine Reise durch die Forschungsstationen der verschiedenen Länder. Das hier ist z.B. das norwegische Polarinstitut...

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... und das hier sieht zwar eher aus wie ein heruntergekommenes China-Restaurant, ist aber die chinesische Station mit dem offiziellen Namen Polar Research Institute of China.

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Auch Deutschland hat eine Station in Ny-Ålesund, ein unscheinbares kleines blaues Häuschen, das Alfred-Wegener-Institut. Selbst außerhalb der Ortschaft stehen überall Messgeräte und dergleichen für die Forschung. Leider hat sich das Wetter verschlechtert und die Sonne scheint kaum noch, aber immerhin ist es trocken und nicht komplett nebelig wie bei der Bäreninsel neulich nachts.

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In dem kleinen Ort gibt es sogar ein Hotel mit dem treffenden Namen Nordpol...

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... außerdem befindet sich hier das nördlichste Postamt der Welt.

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Im Gegensatz zu Longyearbyen gibt es keine asphaltierten Straßen in Ny-Ålesund, dementsprechend geländegängig sind die Autos.

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Noch ein paar Überreste aus den vergangenen Zeiten des Kohleabbaus sind zu finden. So steht z.B. ein kleiner Zug herum, der schlicht beim Abtransport der restlichen Utensilien vergessen wurde und deswegen heute als Museumsstück dient. Im Ort gibt es sogar Polarfüchse, einer davon soll seinen Bau unter diesem Haus haben, leider lässt er sich nicht blicken.

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In Ny-Ålesund halten die Menschen gleich ein ganzes Rudel von Schlittenhunden. Ein großer Zwinger steht im Ort und außen hängt als Hundefutter Robbenfleisch zum Trocknen. Genau dieses Fleisch lockt wohl immer mal Eisbären her, wie uns eine Infotafel verrät. Der letzte Eisbärenbesuch ist zur Freude der hier lebenden Menschen aber schon etwas über ein Jahr her. Die Hunde in ihren Zwingern sind größtenteils am Dösen und machen einen recht gelangweilten, aber ausgeglichenen Eindruck. Jeder Hund hat eine kleine Holzhütte, die auch auf Stelzen steht.

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Ein kleines Stück außerhalb der Ortschaft steht ein unscheinbarer Mast, der allerdings große geschichtliche Bedeutung hat. Roald Amundsen, ein norwegischer Polarforscher, der 1926 mit einem Luftschiff von Ny-Ålesund aus zu einer Nordpolexpedition aufbrach, hat diesen Mast als Ankermast für seinen Zeppelin benutzt. Seine damalige Expedition gilt als die erste erfolgreiche und belegte Fahrt von Menschen zum Nordpol in der Geschichte. Der Ankermast steht noch heute.

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Bei einem Blick ins Umland entdecken wir zwei Spitzbergen-Rentiere grasen, diesmal sind es echte Wildtiere. Das Spitzbergen-Ren ist eine Unterart des Rentieres und hat sich räumlich isoliert von den Rentieren auf dem Festland entwickelt. Man erkennt äußerlich einen deutlichen Unterschied zu den Rentieren am Nordkap; das Spitzbergen-Ren ist viel kleiner und kurzbeiniger, der Körper ist stämmiger und wirkt robuster. Kein Wunder, die Tiere müssen auch mit viel extremeren Witterungsverhältnissen klar kommen.

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Im ganzen Ort sind überall Weißwangengänse zu sehen, teilweise mit Nachwuchs. Im Gänsemarsch watschelt eine Gänsefamilie über die Schotterstraße.

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Weitere interessante Vögel sind die Küstenseeschwalben. Ich bin total fasziniert von diesen Tieren; unglaublicherweise verbringen sie den Sommer in der Arktis und fliegen im Winter eine Strecke von bis zu 30.000 Kilometern bis in die Antarktis, um den dortigen Sommer ebenfalls auszunutzen. Die fliegen quasi von Sommer zu Sommer und erleben so kaum Dunkelheit, da in Arktis und Antarktis jeweils im Sommer die Sonne nicht untergeht. Das traut man diesem winzigen, unscheinbaren Vögelchen gar nicht zu.

Und noch etwas traut man ihnen nicht zu, wovor man uns vor dem Landgang sogar gewarnt hatte. Diese Vögel werden schnell aggressiv und scheuen auch nicht davor zurück, Menschen anzugreifen. Dazu haben sie ihre ganz eigene Abwehrmethode entwickelt, denn wenn sie sich bedroht fühlen, entleeren sie ihren Mageninhalt, der nicht gerade nach Rosen duftet, über ihrem vermeintlichen Feind, um diesen so in die Flucht zu schlagen. Tatsächlich sehen wir doch einen Mitreisenden, dessen Jacke mit einer unappetitlichen Masse eingesaut ist und der beteuert, von den Warnungen nichts mitbekommen zu haben. Na ja, kann auch nicht jeder von sich sagen, dass er mal von einer Küstenseeschwalbe angekotzt wurde. Ob man das wohl beim Waschen rausbekommt? :lol:

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An den Ortsausgängen stehen auch hier überall Schilder, die darauf aufmerksam machen, dass man außerhalb der Ortschaft wegen der Eisbären eine Waffe mit sich führen muss.

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Nachdem wir wieder zurück auf dem Schiff sind sehen wir auf der Weiterfahrt - wie immer - eine ganze Reihe von Gletschern.

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Unser Ziel ist die Magdalenenbucht. Wir ankern und das erste Zodiac mit den Eisbärwächtern wird zu Wasser gelassen. Als diese sich an Land positioniert haben, fahren auch wir mit dem Schlauchboot hinüber. Das Meer ist wesentlich ruhiger und das Einsteigen in das Zodiac ein Kinderspiel im Vergleich zu gestern.

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An Land angekommen sehen wir, dass der ganze Strand voll ist mit angeschwemmten, teilweise mannshohen Gletscherstücken. Das Eis hat teils bizarre Formen mit Löchern und ähnlichem.

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Endlich können wir einen Gletscher mal von Nahem betrachten. Die im Eis eingeschlossene Luft muss Millionen von Jahre alt sein. Jedes Mal, wenn durch das Schmelzen des Eises ein Luftbläschen freigesetzt wird, gibt es ein knackendes Geräusch. Beim Spazieren gehen am Strand erleben wir das reinste Knisterkonzert. Spannend, einen Gletscher schmelzen zu hören.

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Wir begegnen einer einsamen Gryllteiste, eine Vogelart aus der Familie der Alkenvögel, die sich rein gar nicht von uns stören lässt. Ab und zu taucht sie mal unter, um Nahrung zu suchen.

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Uns besuchen zwei polnische Forscher mit ihrem Schlauchboot, die in der Magdalenenbucht ihr Zelt aufgeschlagen haben. Auch die haben wegen der Eisbären vorschriftsmäßig ihr Gewehr dabei und ihr Vorratszelt weit weg von ihrem Schlafzelt aufgeschlagen. Sie scheinen über ein paar neue Gesichter und etwas Abwechslung in dieser Einsamkeit erfreut zu sein.

Als die Alexander-von-Humboldt im letzten Jahr fast dieselbe Strecke gefahren ist und in der Magdalenenbucht vor Anker war, hatten die Leute mehr Glück was Eisbärsichtungen angeht. Damals lag ein angeschwemmter toter Wal in der Bucht, an dem sich ein Eisbär zu schaffen gemacht hatte. Dieses Jahr ist weder ein Wal noch ein Eisbär weit und breit in Sicht. Schade. Da wir heute noch Spitzbergen verlassen und die Chance, in Grönland Eisbären zu sehen, noch geringer ist, verabschiede ich mich langsam von dem ohnehin unwahrscheinlichen Gedanken, einen Eisbären zu Gesicht zu bekommen.

Zurück an Bord lassen sich noch ein paar schöne Aufnahmen vom gewaltigen Waggonway-Gletscher schießen, der sich am Ende der Magdalenenbucht befindet. Auch seine Abbruchkante ist viele, viele Meter hoch.

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Wir verlassen Spitzbergen und nehmen Kurs auf Grönland.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 17.03.2011, 19:40 Uhr
Ob die Arktis dann so eine gute Alternative ist? Warm ist jedenfalls etwas anderes... :lol:

Nein, es ist keine Alternative und da ich nie dorthin kommen werde, genieße ich deinen Reisebericht umso mehr :D

Die Gletscherfotos beeindrucken mich ungemein, hast du das Knistern auf Video, falls du überhaupt eines gemacht hast?

Auch Deutschland hat eine Station in Ny-Ålesund, ein unscheinbares kleines blaues Häuschen, das Alfred-Wegener-Institut.

Ich erinnere mich gerade, als ich mit 14 Jahren "Alfred Wegeners letzte Fahrt" regelrecht verschlungen habe und nicht nur ein Mal. Das hat mich damals schon fasziniert.


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 19.03.2011, 11:39 Uhr
Die Gletscherfotos beeindrucken mich ungemein, hast du das Knistern auf Video, falls du überhaupt eines gemacht hast?

Bitte schön. :wink:

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 19.03.2011, 12:40 Uhr

Hallo,
hab´ euch gerade wieder eingeholt. Absolut faszinierende Reise und tolle
Bilder. Wenn ich nicht zur Seekrankheit neigen würde, würde das mein
nächstes Ziel. Landschaften zu sehen und zu betreten, die kaum ein Mensch
bisher betreten hat, finde ich einfach faszinierend.
Allerdings hätte ich gerne noch eine Sonnenscheingarantie. :zwinker:
paar Wolken sind erlaubt, aber kein Dauerregen.

Wie sieht´s denn eigentlich mit Mücken aus bei den Landgängen?

Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 19.03.2011, 19:54 Uhr
Allerdings hätte ich gerne noch eine Sonnenscheingarantie. :zwinker:
paar Wolken sind erlaubt, aber kein Dauerregen.

Ja, ich muss auch sagen, es steht und fällt dort viel mit dem Wetter. Neben Regen/Schnee und Nebel gibt es in dieser Gegend für Schiffe allerdings noch ein weiteres wetterbedingtes Problem, wie wir noch schmerzlich zu spüren bekommen werden.

Zitat
Wie sieht´s denn eigentlich mit Mücken aus bei den Landgängen?

Kann mich nicht erinnern, dass da Mücken waren. Bei den zig Minusgraden, die dort den ganzen Winter über sind, haben Mücken wenig Chancen, denke ich.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 20.03.2011, 11:23 Uhr
12. Tag, 31.07.2010
Tag auf See


Kurz nachdem wir uns heute Nacht endgültig von Spitzbergen verabschieden, erreichen wir unseren nördlichsten Punkt auf dieser Reise: 79° 34' 27'' N. Von hier aus sind es nur noch 1.159 Kilometer bis zum Nordpol. Übertragt man diesen Breitengrad auf die Südhalbkugel, würden wir uns schon inmitten des antarktischen Festlandes befinden.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6741.jpg)

Leider hat unser Expeditionsleiter heute sehr schlechte Nachrichten für uns. An der grönländischen Küste entlang schiebt sich ein riesiges Packeisfeld Richtung Süden und zwar direkt uns in den Weg. Die Alexander-von-Humboldt hat leider nur Eisklasse 1C, ist also gerade mal für leichte Eisverhältnisse geeignet und auch das wäre risikoreich. Für das Packeisfeld vor Grönland ist das Schiff definitiv nicht gebaut, dafür bräuchte man schon einen Eisbrecher und selbst für die wäre so ein Eisfeld nicht ganz ohne.

Eigentlich wäre für morgen eine Anlandung auf der Sabine Insel im Nordost-Grönland-Nationalpark geplant, dem größten Nationalpark der Welt. Er hat eine Fläche von 972.000 km² auf denen nur rund 30 Menschen dauerhaft wohnen.

Als unser Expeditionsleiter uns über die Eisverhältnisse aufklärt und den Satz "Die Sabine Insel können Sie vergessen..." ausspricht, ist der Tag für mich gelaufen. Es kommt sogar noch schlimmer, denn auch unser übermorgiges zweites Ziel in Grönland, der Kaiser-Franz-Joseph-Fjord, steht auf der Kippe. Selbst wenn es gut läuft, müssen wir schon jetzt fast bis zu unserem nächsten Ziel, Ittoqqortoormiit, nach Süden fahren, um dann um das Eisfeld herum wieder zig Seemeilen nach Norden bis zum Fjord hoch zu fahren. Auch wenn das gelingen sollte, stellt sich die Frage, ob wir überhaupt in den Fjord einfahren können, denn dieser ist häufig gefüllt mit sehr großen Eisbergen. Wenn von denen einer unglücklich liegt und den Weg versperrt, war ohnehin alles umsonst und wir können direkt wieder umdrehen.

Die Crew lässt sich fast stündlich mit den neusten Eiskarten vom Danish Meteorological Institute versorgen, die die Wanderung und aktuelle Position des Treibeises darstellen. Ein paar der Karten hängen mit einer eingezeichneten möglichen Route der Alexander-von-Humboldt aus. Von der Sabine Insel kann in der Tat keine Rede mehr sein und auch der Kaiser-Franz-Joseph-Fjord ist lediglich mit Fragezeichen eingezeichnet. Die verschiedenen Farben stellen die unterschiedliche Dicke und Dichte des Eises dar.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3356.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3358.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3354.jpg)

Meine Laune ist jedenfalls im Keller. Groß zu sehen gibt es draußen heute auch nichts abgesehen von Wasser. Nicht mal Wale lassen sich blicken. Ich bin ohnehin nicht in Fotografier-Laune. Ich trauere der Sabine Insel ungemein nach, obwohl im Katalog natürlich mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass alle Anlandungen vorbehaltlich der Wettersituation und der Kapitänsentscheidung sind, aber wirklich damit rechnen, dass ganze Landgänge buchstäblich ins Wasser fallen, tut man dann doch nicht oder will es nicht. Nicht auszudenken, wenn sich das Eis am Ende noch bis Ittoqqortoormiit vorschiebt, dann hätten wir eine Reise nach Grönland gemacht und wären am Ende nie dort angekommen...

Tja, uns wird einmal mehr klar, dass das Nordpolarmeer halt doch eine Spur abenteuerlicher und unberechenbarer ist als man denkt. Damit muss man wohl klar kommen, ansonsten ist man im Mittelmeer vermutlich besser aufgehoben. :(

Beim Schlafengehen nach diesem unerfreulichen Tag hoffe ich, dass wir morgen wenigstens die Nachricht bekommen, dass der Kaiser-Franz-Joseph-Fjord klappt.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 22.03.2011, 18:31 Uhr
13. Tag, 01.08.2010
Sabine Insel / Grönland
Tag auf See


Insgeheim habe ich ein wenig gehofft, dass sich das Packeis über Nacht spontan aufgelöst hat und wir doch zur Sabine Insel fahren können, aber das ist natürlich nicht der Fall. Wir sind mit voller Fahrt auf dem Weg nach Süden zum Ende des Packeisfeldes, damit wir unseren Zeitplan trotz des großen Umweges noch einhalten können. Den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord will der Kapitän wohl auf jeden Fall versuchen anzusteuern, ob wir dann einfahren können und wie weit ist noch offen und wird sich auch erst vor Ort entscheiden.

Viel zu sehen gibt es auf hoher See auch heute nicht, teilweise ist es leicht nebelig, aber die meiste Zeit scheint die Sonne. Das Meer ist spiegelglatt, obwohl ich eigentlich auf der Strecke zwischen Spitzbergen und Grönland mit den höchsten Wellen gerechnet habe. Mir kommt das sehr gelegen, denn ich bin auch nicht ganz unempfindlich gegen Seekrankheit. Wir verbringen viel Zeit an Deck und hin und wieder taucht mal ein Wal auf. Leider lässt sich kein gutes Foto schießen; entweder sind sie zu weit weg oder so nah am Schiff, dass sie nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen sind und dann abtauchen.

Am frühen Abend sind wir erneut kurz auf dem Oberdeck als wir völlig unerwartet unseren ersten Eisberg entdecken. Er taucht mystisch aus dem Nebel auf und treibt kaum merkbar an uns vorbei. Wäre der Nebel nur ein klein wenig dichter, hätte ihn gar niemand bemerkt, abgesehen natürlich von den Leuten auf der Brücke, die ihn bestimmt schon lange auf dem Radar im Blick haben. Ich kann das schlecht schätzen, aber 10 Meter wird er bestimmt hoch sein.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6750.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6753.jpg)

Wir sind jetzt kurz vor dem unteren "Zipfel" des Packeisfeldes und tatsächlich kommt auf der Steuerbordseite Eis in Sicht. Der Kapitän hält respektvollen Abstand. Kurze Zeit später drehen wir wieder Richtung Norden ab und fahren um das Eis herum. Falls sich jemand bei der Karte in meinem Anfangsposting über den scheinbar unerklärlichen Knick in der Route mitten auf dem Meer kurz vor Grönland gewundert hat, das ist also die Auflösung; das Packeis war der Grund dafür.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6756.jpg)

Nach dem Abendessen gehen wir noch mal kurz an Deck und haben wieder Glück mit Walen. Bisher haben wir hauptsächlich Buckelwale gesehen, heute Abend ist auch ein Wal dabei mit einer riesigen Rückenflossen, sodass ich vermute, dass es fast nur ein Orca gewesen sein kann. Bis ich allerdings meine Kamera in Position habe, ist er schon längst weg und ich kriege gerade noch das durch das Abtauchen aufgewirbelte Wasser auf das Bild. Leider taucht er auf der anderen Seite es Schiffs auch nicht wieder auf.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6762.jpg)

Als wir später dann eigentlich schon bettfertig sind, sehen wir in unserer Kabine auf dem Bildschirm, der aktuelle Bilder von der vorderen Außenkamera überträgt, dass die Sonne gerade wunderschön tief steht - von Sonnenuntergang kann man ja nicht reden, denn schließlich geht die Sonne hier zurzeit nicht unter - und irgendetwas auf uns zu kommt, wahrscheinlich ein Schiff. Wir können nicht widerstehen und gehen um 0:30 Uhr noch mal an Deck. Oben angekommen blicken wir auf eine wunderschön tief stehende Sonne, die den Himmel in kräftigem Orange und Rot leuchten lässt. Das, was wir als Schiff auf dem Bildschirm interpretiert haben, entpuppt sich als Eisberg, der sich direkt vor der tiefstehenden Sonne entlang schiebt. Wie im Bilderbuch...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6783.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6832.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6846.jpg)

So stehen wir mitten in der Nacht eine ganze Weile an Deck und warten, bis der Eisberg auf unserer Höhe ist. Jetzt erkennen wir lauter kleine schwarze Punkte auf dem Eis. Offensichtlich hat der Eisberg einige Mitfahrer, denn er ist bevölkert mit lauter Vögeln. Aus der Entfernung lässt sich nicht sagen, was es für welche sind, aber ich tippe mal auf irgendeine Lummenart. Anhand der winzig erscheinenden Vögel lässt sich auch ein klein wenig erahnen, wie hoch der Eisberg ist.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6876.jpg)

Als der Eisberg vorbei ist, reißen wir uns endlich los und verschwinden in die Koje.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 22.03.2011, 18:55 Uhr
Klasse Ausblick! Ich hätte es auch zuerst als Schiff gesehen.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 22.03.2011, 19:15 Uhr
Wirklich sehr abenteuerlich diese Schiffsreise   8)

Hätte auch mit mehr Seegang auf der Strecke gerechnet - passt aber vielleicht nicht zu Packeis? Drücke die daumen, dass wir doch noch was von Grönland sehen
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 23.03.2011, 22:20 Uhr
Die Gletscherfotos beeindrucken mich ungemein, hast du das Knistern auf Video, falls du überhaupt eines gemacht hast?

Bitte schön. :wink:

Danke, habe ich soeben geguckt :D

Dein Bedauern, dass ihr nicht nach Plan fahren konntet, kann ich voll und ganz verstehen. Genau wie du schreibst: Man weiß zwar, dass es wetterbedingt zu Änderungen kommen kann, aber man glaubt nicht wirklich daran und wenn es dann doch eintritt, ist man maßlos enttäuscht.

Umso mehr bin ich gespannt, ob es doch noch gelingt, in den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord zu fahren.

Die nicht-Sonnenuntergangsfotos :wink: sind dafür traumhaft schön!


LG, Angie

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 24.03.2011, 18:52 Uhr
13. Tag, 02.08.2010
Kaiser-Franz-Joseph-Fjord / Grönland


In der Nacht sind wir wohl gut vorangekommen und auch das Packeis ist weit und breit nicht mehr zu sehen. Mit einem Tag Verspätung kommen wir nun zum Glück doch in Grönland an. Schon bevor wir den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord erreichen, schwimmen uns erste Eisschollen und -berge entgegen. Wir haben das schönste nur vorstellbare Wetter mit strahlenstem Sonnenschein. Dick in Jacke und Pullover eingepackt lässt es sich so an Deck ganz gut aushalten. Das Meer ist so glatt, dass man sich fragt, ob das tatsächlich bewegliches Wasser sein soll oder ob da jemand eine Folie gespannt hat.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6922.jpg)

Je näher wir an den Eingang des Fjordes kommen, desto zahlreicher und größer werden die Eisberge. Bisher läuft alles gut und keiner davon versperrt uns den Weg. Um uns herum ist nur karge, graue Tundra; kein Baum, kein Strauch, keine Wiese. Das ist also Grönland, dessen Name vom Dänischen übersetzt eigentlich Grünland bedeutet. Wenn ich mich hier so umsehen, fällt mir kaum ein unpassenderer Name ein. Es heißt aber, das südliche Grönland sei im Frühjahr und Sommer wunderbar grün und voller blühender Blumen, daher kommt wohl auch der Name. Hier im rauen Ostgrönland ist davon wenig zu spüren.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6890.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6902.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3049.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3144.jpg)

Immer mehr Eisberge kommen uns entgegen und ich frage mich, wie lange es wohl noch dauert, bis einer so ungünstig liegt, dass wir nicht daran vorbei kommen. Wieder lässt sich die Größe der Eisberge kaum einschätzen, aber zur besseren Vorstellung sei gesagt, dass alle Bilder vom Oberdeck aus aufgenommen sind, welches sich alleine schon in 15 Metern Höhe befindet. Selbst die Eisberge, auf die wir hinunter sehen, können also schon mehrere Meter hoch sein. Viele würden das Schiff bei weitem überragen, wenn man näher heran fahren würde.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2738%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3026.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2989.jpg)

Nach einer Weile ruhiger Fahrt kommt das sogenannte Teufelsschloss in Sicht. Dabei handelt es sich um eine 1.340 Meter hohe markante Felsformation, die bereits 1870 bei der zweiten deutschen Polarexpedition beschrieben wurde. Ich stelle fest, dass ich mich auch bei der Einschätzung der Höhe der umliegenden Berge vertan habe. Wenn ich mir vorstelle, dass man hier 1870 mit einem klapprigen Holzschiff bei eisiger Kälte und vielleicht schlechter Sicht entlanggefahren und dann dieser Felsen aus dem Nebel aufgetaucht ist, finde ich die Namesgebung sehr treffend. Hier sieht man das Teufelsschloss links im Bild von vorne...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2727%7E0.jpg)

... und von der Seite.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2849%7E0.jpg)

Laut unserem Expeditionsleiter können wir uns glücklich schätzen, dass wir das Teufelsschloss zu Gesicht bekommen haben, denn Schiffe unserer Größe können nicht oft überhaupt so weit in den Fjord einfahren. Scheinbar hat unsere Pechsträne ein Ende.

Nun kommen vereinzelt zwischen dem grauen Steinboden grüne Stellen zum Vorschein. Hier scheint also doch etwas zu wachsen. Auf den Wiesen erkennt man mit bloßem Auge sehr, sehr weit entfernt winzige schwarze Pünktchen und dank dem Fernglas können wir diese Punkte als Moschusochsen identifizieren. Etwa die Hälfte oder sogar etwas mehr des weltweiten Moschusochsenbestandes lebt in Grönland.
Eine kleine Herde aus drei Tieren steht zunächst scheinbar regungslos da um dann wie von der Tarantel gestochen die Küste entlang zu rennen. Den Grund dafür können wir nicht erkennen, aber es ist ein tolles Schauspiel. Besonders viele Menschen haben die in ihrem Leben sicherlich noch nicht zu Gesicht bekommen - wenn überhaupt - aber wir sind viel zu weit weg als dass wir der Grund für die Flucht sein könnten.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2796%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2798%7E0.jpg)

Je mehr Eisberge wir passieren, desto interessanter werden sie. Kennt man sich wirklich damit aus, kann man einiges, auch was die Erdgeschichte betrifft, aus deren Erscheinungsbild und Beschaffenheit ablesen. Eisberge sind z.B. gar nicht immer rein weiß, viele haben schwarze Streifen von Gesteinsablagerungen, manche haben gelbliche Streifen und andere hellblaue. Letzteres kommt davon, dass Teile des Eises zeitweise zu Wasser gescholzen sind, welches anschließend wieder gefroren ist.

An der Oberfläche des Eises sieht man außerdem, ob sich der Eisberg schon gedreht hat oder ob der sozusagen noch ganz frisch herumtreibt. Die, die sich schon oft gedreht haben, wirken glatt und abgeschliffen vom Wasser, die anderen hingegen eher kantig und ungeformt. Einmal will sich ein Eisberg drehen während wir gerade vorbei fahren, überlegt es sich aber leider im letzten Moment doch anders. Diese Exemplare sind mit uns auf gleicher Höhe oder höher, ragen also über 15 Meter aus dem Wasser:

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3050%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2923.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3032.jpg)

Natürlich gibt es auch hier immer wieder Gletscher zu bewundern.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2887%7E0.jpg)

Nachdem wir so schon mehrere Stunden und etwa die Hälfte durch den Fjord gefahren sind, passiert, was passieren musste. An einer Engstelle liegen zwei große Eisberge so wie es aussieht dicht beieinander und weder links noch rechts davon scheint sonderlich viel Platz zum Vorbeifahren zu sein. Zumindest nicht für ein Schiff von 21 Metern Breite. Über Lautsprecher werden wir informiert, dass der Kapitän dennoch versuchen will, irgendwie an den beiden Eisbergen vorbei zu kommen. Mir scheint fast so, als sei der Kapitän nun vom Ehrgeiz gepackt, aber die Sicherheit geht natürlich vor. Ich bin gespannt, ob wir da durchkommen. Es wäre sicher schade, wenn wir umdrehen müssten, aber ich wäre nicht ganz so enttäuscht wie gestern, da wir bereits jetzt mehr gesehen haben als erwartet.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3102.jpg)

Die Fortsetzung des heutigen Tages mit der Auflösung folgt in Kürze... :wink:

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 24.03.2011, 20:01 Uhr
Das sieht harmlos aus, wenn man die Brocken da so liegen sieht, kaum vorstellbar, dass 90 % des Klotzes unter Wasser hängt...
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: RedZed am 25.03.2011, 09:24 Uhr
wirklich faszinierend!
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 25.03.2011, 13:18 Uhr
Toll, fürs erste hat das daumendrücken geholfen.  :D Fantastische Eindrücke!
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: funny1a am 25.03.2011, 20:33 Uhr
Hallo Rattus,

wirklich traumhaft schöne Bilder.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 25.03.2011, 20:56 Uhr

Uuuu, so´n bisschen Angst hätte ich ja schon, wenn das Schiff
da so dicht vorbeifährt, dass der Kapitän vielleicht ein bisschen
was übersieht, von dem, was unter der Oberfläche ist :shock:

Ich find´s toll, dass ihr jetzt herrliches Wetter habt und vor allem,
dass die Einfahrt in den Fjord geklappt hat.
Geht´s in Grönland auch noch an Land? Einmal grönländischen Boden
betreten, das wär schon ein kleiner Traum.
Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 25.03.2011, 23:11 Uhr

Hallo Rattus,


toll, dass es heute doch geklappt hat, ich hatte schon ernsthafte Bedenken.
Hervorragend finde ich auch deine Erklärungen zu den Eisbergen, wirklich sehr interessant :daumen:

Tja, kommt ihr zwischen den beiden Eisbergen hindurch oder nicht, das ist die Frage :think: :kratzen:

Ich bin optimistisch und sage: Ihr kommt durch!

Auf die Auflösung bin ich gespannt :wink:


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 27.03.2011, 12:18 Uhr
Danke... :)

@Gaby
Ich glaube, da war mehr Abstand zwischen dem Schiff und den Eisbergen als es aussieht. Ich hatte jedenfalls deswegen zu keiner Zeit Bedenken.

Ja, es kommt auch noch ein Landgang in Grönland. :wink:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 27.03.2011, 12:25 Uhr
Fortsetzung vom 02.08.2010...

Je näher wir an die beiden Eisberge heranfahren, desto optimistischer werde ich, dass eine Durchfahrt vielleicht doch möglich ist. So dicht, wie es von Weitem aussah, scheinen die beiden gar nicht beieinander zu schwimmen. Offenbar liegen die sogar ein ganzes Stück hintereinander versetzt und der erste ziemlich weit links in Landnähe, sodass wir versuchen, uns an den beiden vorbei zu schlängeln. Wir nähern uns langsam und der erste Eisberg schwimmt an unserer Backbordseite vorbei. Wunderschönes Exemplar...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3118%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3136%7E0.jpg)

... aber der zweite Eisberg toppt diesen und alle anderen, die wir bisher gesehen haben, bei weitem. Er hat eine einzigartige Form mit zwei so großen Löchern - eigentlich sind es eher meterhohe Toreinfahrten - , dass man dort glatt mit einem kleinen Segelschiff durchfahren könnte. Unser Expeditionsleiter sagt, dass das Teil etwa 25 Meter hoch ist und es wahrscheinlich nur noch maximal wenige Tage dauert, bis er in sich zusammenbricht. Man sieht rundherum auch ganz deutlich überall Wasser herunterlaufen, er ist also schon rasant am Schmelzen.

Fotos können das sicherlich nur sehr begrenzt transportieren, aber das Teil ist gigantisch. Als wir an dem Eisberg vorbei fahren, merke ich ein paar Mal, dass ich unwillkürlich und ungläubig den Kopf schüttle und denke 'Das kann gar nicht sein, sowas Schönes gibt's gar nicht...'. Ich würde wahnsinnig gerne mal mit dem Zodiac näher ran und durch die Löcher durchfahren, aber das ist leider viel zu gefährlich, weil jederzeit Eis abbrechen oder das ganze Teil in sich zusammenbrechen kann. Der Expeditionsleiter bezeichnet das Gebilde treffenderweise als Eisschloss.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3162.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3168%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3172%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3176.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3197%7E0.jpg)

Als wir weiterfahren entdecke ich mit dem Teleobjektiv eine Möwe über dem Eisberg. Erst dann werden mir nochmals die Größenverhältnisse so richtig klar. Ich habe es mal rot eingekringelt, auch wenn man es fast gar nicht sieht, aber das weiße Pünktchen im Kringel ist die Möwe :lol:. Man muss dazu noch bedenken, dass nach der Bergmann'schen Regel Tiere immer größer werden, je kälter die Region ist, in der sie leben. Aber selbst diese Riesenmöwe wirkt winzig im Vergleich zu dem Eisberg.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3204.jpg)

Nicht nur die Eisberge sondern auch die Landschaft ist äußerst interessant. Das Gestein und der Boden sind auffällig farbenfroh, man könnte es fast schon als bunt bezeichnen. Die Berge haben richtige Streifen, die teilweise wie mit dem Lineal gezogen aussehen. Der schiffseigene Geologe erklärt auch einiges dazu, z.B. wie es dazu kommt und was man daraus ablesen kann, aber ehrlich gesagt kapiere ich 3/4 davon gar nicht erst und das restliche Viertel kann ich zumindest nicht wiedergeben. Aber schön sieht es trotzdem aus.  :lol:

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3143.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3218.jpg)

Wir fahren den ganzen Tag durch den Fjord und alle Eisberge meinen es offensichtlich gut mit uns und liegen so, dass wir vorbeifahren können. Die Sonne lässt das Wasser um manche Eisberge herum richtig schön türkis leuchten.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6997.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_7017.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3140.jpg)

Da wir unzählige Eisberge in den tollsten Formen gesehen haben und ich mehrere hundert Fotos gemacht habe, die zu zeigen hier eindeutig den Rahmen sprengen würden, habe ich mal eine kleine Auswahl zusammengestellt:

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1.JPG)


Hatten wir auf Spitzbergen zumindest ab und zu mal eine verlassene Trapperhütte oder ein Zelt von Abenteurern oder Forschern gesehen, sieht man in dieser Gegend rein gar nichts, was darauf schließen könnte, dass hier schon mal Menschen waren. Nicht mal ein Schiff kommt uns entgegen. Ich dachte eigentlich, ich wäre schon in einsamen Gegenden gewesen, aber das ist alles kein Vergleich zu Ostgrönland. Das einzig lebendige hier sind die Moschusochsen, Robben und ein paar Vögel.

Wieder sehen wir auch diverse vergletscherte Berge.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3313%7E0.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3307%7E0.jpg)

Nachdem wir fast den ganzen Tag bei Kälte aber wunderbarem Sonnenschein draußen an Deck gestanden und den Ausblick genossen haben, merkt man am Abend schon wieder eine leichte Dämmerung, auch wenn die Sonne noch immer nicht untergeht. Kurz vor dem Ende des Fjordes taucht vor uns dichter Nebel auf und bald beschränkt sich die Sicht auf wenige Meter. Ich bin nicht böse darum, der Tag war wunderschön und so langsam bin ich ohnehin k.o. von der frischen Luft und den vielen Eindrücken. Wir verziehen uns geschafft in unsere Kabine, guten Gewissens, dass wir aufgrund des Nebels sowieso nichts draußen verpassen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3286.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3345.jpg)

Unser Expeditionsleiter sagt auf der Nachbereitungsveranstaltung, dass wir uns den Tag heute rot im Kalender markieren können und es will schon etwas heißen, wenn das jemand sagt, der seit Jahrzehnten regelmäßig in Arktis und Antarktis unterwegs ist. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Tage mit solchem Wetter wie heute in dieser Gegend nur sehr spärlich vorhanden sind. Bei Nebel und 50 Meter Sicht wären wir glatt an diesen Eisbergen vorbei gefahren ohne auch nur einen einzigen zu sehen. Er erwähnt außerdem, dass seines Wissens noch nie ein so großes Schiff wie die Alexander-von-Humboldt es vorher geschafft hat, den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord komplett zu durchfahren. Das nenne ich mal einen guten Trost über den ausgefallenen Landgang auf der Sabine Insel hinweg. :)

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: funny1a am 27.03.2011, 15:02 Uhr
Die Bilder sind echt der absolute Hammer.

Vor allem der ICE ARCH sieht echt klasse aus.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 30.03.2011, 19:55 Uhr
Hallo!

Ich merke gerade, ich habe mich mit dem Datum vertan, gestern war natürlich der 02.08.2010...

14. Tag, 03.08.2010
Ittoqqortoormiit / Grönland


Heute steht unsere erste und aufgrund des Packeises leider auch einzige Anlandung in Grönland auf dem Programm. Immer noch haben wir das tollste Wetter. Neun Monate im Jahr bleibt das Meer in dieser Region zugefroren, aber heute sind es für grönlandische Verhältnisse hochsommerliche 12°C. Wie sich das gehört für ein Schiff haben wir die Flagge des Gastlandes gehisst. Mir gefällt die grönländische Flagge total gut. Sie stellt eine über dem Meer untergehende Sonne mit einer Eisscholle davor dar.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3410.jpg)

Als wir merken, dass das Schiff ankert, gehen wir wieder an Deck. Völlig unerwartet in dieser unglaublichen Einsamkeit entdecken wir das Dörfchen Ittoqqortoormiit. Das erste menschliche Lebenszeichen seit wir in Grönland angekommen sind. Ich kann kaum glauben, dass derart isoliert und von der Außenwelt abgeschnitten Menschen leben. Die Häuser sind in den unterschiedlichsten Farben angestrichen: blau, rot, weiß, grün, gelb, ein krasser Gegensatz zu dem öden Land rundherum.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3373.jpg)

Grönland hat nur ca. 56.000 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 0,026 Einwohner pro km² entspricht. Ostgrönland ist im Vergleich zu Westgrönland wesentlich dünner besiedelt. An der grönländischen Ostküste sind auf 2700 km gerade mal zwei "Städte" zu finden; Tasiilaq im Süden und Ittoqqortoormiit im Norden. Tasiilaq ist für grönlandische Verhältnisse geradezu eine Weltmetropole mit 1.900 Einwohnern. 850 km weiter nördlich befindet sich der "Nachbarort" namens Ittoqqortoormiit, einer der abgelegensten Orte in ganz Grönland. Das Dorf liegt direkt am Eingang zum Nordost-Grönland-Nationalpark. Die Gemeindefläche von Ittoqqortoormiit entspricht etwa der Fläche von Großbritannien, wobei Ittoqqortoormiit nicht mal 500 Einwohner zählt. Kaum vorstellbar.

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Aus Mangel an einem ausreichend großen Anleger müssen wir mal wieder auf die Schlauchboote zurückgreifen. Das Meer ist völlig ruhig und so ist das Ausbooten und die Überfahrt kein Problem. An Land werden wir direkt von einer Meute neugieriger Inuit-Kinder empfangen, für die unser Besuch sicherlich eine große Abwechslung in dieser Einsamkeit darstellt. Übrigens mögen es die Inuit nicht, wenn man sie als Eskimos bezeichnet, da Eskimo übersetzt Rohfleischfresser bedeutet. Inuit heißt dagegen schlicht Mensch.

Wir spazieren auf den Schotterstraßen durch den Ort. Asphaltierte Straßen gibt es hier keine. In ganz Grönland gibt es überhaupt nur wenige geteerte Straßen; die längste davon ist übersichtliche 13 km lang und befindet sich im etwas zivilisierteren Westgrönland. Es gibt auffallend wenige Autos im Ort, was allerdings auch nicht sonderlich verwundert bei diesen Straßenverhältnissen. Innerorts kann man ohnehin alles zu Fuß erreichen und außerhalb des Ortes kommt man mit dem Auto nicht weit. Man scheint hier als Fortbewegungsmittel eher das Quad zu nutzen. Passiert man die äußeren Häuser des Ortes steht man direkt in der Wildnis und nichts lässt mehr auf menschliche Zivilisation schließen. Mittelpunkt es Ortes ist eine kleine Kirche.

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Die einheimischen Inuit sind freundlich und zurückhaltend, wobei ich den Eindruck habe, dass sie auch ein wenig stolz sind, dass Fremde eine so weite Reise machen, um ihr kleines Dorf zu besuchen und ihr Lebensart kennen zu lernen. Wenn Besucher ins Dorf kommen, bieten die Einheimischen immer vor dem kleinen Gemeindezentrum Moschusochsenfleisch zum Probieren an. Ich hatte mir fest vorgenommen davon zu kosten, aber als ich die schwarzen Fleischstücke in der Schüssel sehe, kann ich nicht anders und mache einen Rückzieher. Appetitlich wirkt das Fleisch leider ganz und gar nicht und bevor ich es vor den Augen einer enttäuschten Inuit-Frau wieder hervorwürge, verzichte ich lieber. Gar nicht schlecht sieht dagegen der Fisch aus, der zum Trocknen überall hängt.

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Eine sich äußerlich nicht wesentlich von den restlichen Häusern unterscheidende Hütte ist mit dem Schild "Politi" gekennzeichnet, die Polizeistation. Es gibt sogar ein kleines Gefängnis. Leider ist ähnlich wie in Amerika bei den Indianern auch bei den Inuit Alkohol ein großes Problem, vor allem bei den Jugendlichen. Irgendwie kann ich das sogar nachvollziehen, so nett dieser Ort als Reiseziel ist, länger als ein paar Wochen könnte ich in dieser Abgeschiedenheit nicht aushalten, obwohl ich sehr naturverbunden bin.

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Den erste Kontakt mit Europäern hatten die hier lebenden Inuit erst vor rund 100 Jahren. In Ittoqqortoormiit leben die Menschen daher noch sehr ursprünglich und hauptsächlich vom Fischfang und der Jagd auf Moschusochsen, Robben und Eisbären. Diverse zum Lüften draußen hängende Felle zeugen davon und obwohl der Anblick der Eisbärenfälle mich nicht unbedingt erheitert, fühle ich mich als deutsche Touristin, die hier mal ein paar Stunden den Ort besucht, nicht in der Position über die Eisbärenjagd der Einheimischen zu urteilen, zumindest solange die Tiere nicht völlig sinnfrei massenweise abgemetzelt werden.

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Vor den Häusern und an den Wegesrändern stehen immer wieder Hundeschlitten ganz schlicht aus Holz, gar kein Vergleich zu den High-Tech-Versionen, die bei internationalen Hundeschlittenrennen verwendet werden. Die Schlitten sind derzeit nicht in Gebrauch, da wir uns gerade im Hochsommer befinden und während dieser Zeit etwa für 8 Wochen im Jahr selbst hier kein Schnee liegt. Auch ungewohnte Verkehrsschilder sind zu sehen.

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Im ganzen Ort verteilt liegen überall angekettete Schlittenhunde herum, allerdings keine Huskys, wie man vielleicht erwarten könnte, sondern ausschließlich Grönlandhunde. Ittoqqortoormiit befindet sich im so genannten Hundeäquator. Der Hundeäquator ist eine überlieferte Grenze der Inuit und teilt Grönland was die Hundehaltung angeht in zwei Hälften. In der einen Hälfte ist ausschließlich die Haltung von isoliert zu anderen Hunderassen lebenden Grönlandhunden erlaubt. In der anderen Hälfte dagegen dürfen ausschließlich Haushunde gehalten werden, wobei kein Hund die Grenze überschreiten darf.
Diese Teilung dient dazu, dass sich die Grönlandhunde nicht mit schwächeren Rassen vermischen, denn die Inuit jenseits des Hundeäquators sind auch heute noch auf die Hunde als Transportmittel angewiesen. Daher hat die Erhaltung von Eigenschaften wie Robustheit, Ausdauer und Zähigkeit für den Gebrauch der Hunde in der rauen Arktis eine hohe Priorität.

Einer der Hundebesitzer bereitet gerade die Fütterung vor.

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Die Besitzerin erklärt uns während alle Hunde, mit Ausnahme von einem einzigen Tier, mächtig Theater machen, dass das der Rudelchef ist und er als ranghöchstes Tier weiß, dass er keinen Aufstand machen muss, da er sowieso immer als erster gefüttert wird. Ich weiß nicht genau, was die Hunde bekommen, aber ich tippe mal auf Robbenfleisch.

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Die Hunde sind gierig ohne Ende, jaulen und springen durch die Luft.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3462.jpg)

Weiter erzählt die Besitzerin, dass sie im letzten Jahr Besuch von einem Eisbären hatten, der quer über den Hundeplatz spaziert ist, aber wohl den Hunden nichts getan hat. Das hätte ich mir ja gerne mal angesehen... Laut der Frau machen sie mit den Hunden manchmal Touren von bis zu einem Monat fernab jeder Zivilisation mitten durch die arktische Wildnis. Die Hunde schlafen das ganze Jahr über im Freien, auch bei -40°C macht das denen gar nichts aus. :shock:

Grönlandhunde gibt es in allen Farben und auch dieses Rudel ist bunt gemischt. Wunderschöne Tiere wie ich finde.

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(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3721.jpg)

Nichts desto trotz sind wir vorher auf dem Schiff ausdrücklich davor gewarnt worden, auf keinen Fall einem dieser Hunde zu nahe zu kommen und schon gar keinen davon anzufassen. Ich als Hundeliebhaberin muss mich zwar schwer beherrschen, keinen dieser Hunde durchknuddeln zu wollen, aber beim Beobachten der Tiere merkt man tatsächlich, dass diese Hunde etwas andere Kaliber sind als wir sie hierzulande kennen. Sie sind recht angriffslustig untereinander, fletschen permanent die Zähne und knurren sich gegenseitig an, was allerdings sicherlich auch an der Fütterungszeit liegt.

Die Hunde sind so angekettet, dass sie sich gerade nicht berühren können und das wohl nicht ohne Grund. Kein Wunder, die Tiere werden hier auch nicht als Haustiere sondern als Arbeitstiere gehalten. Ihrem Besitzer und auch uns aus der Ferne gegenüber sind sie allerdings völlig friedlich. Wenn er sich nähert schmeißen sie sich ihm ans Bein und wollen beschmust werden. Untereinander wirken sie dagegen eher nicht so zärtlich und auch mir steht bei diesem Anblick nicht unbedingt der Sinn danach, auszuprobieren, wie die Hunde sich fremden Menschen gegenüber verhalten. :lol:

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In einem anderen Rudel gibt es gerade Welpen. Eine ältere Inuit-Frau erzählt uns stolz, dass die wunderschöne grau-weiße 4-jährige Hündin ihrer Tochter gehört und gerade vier "puppies" hat. Ich bin überrascht, dass die Inuit so gut Englisch sprechen, wenn überhaupt hätte ich das höchstens von der jüngeren Generation erwartet.

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Ich kann mich nur sehr schwer von den Hunden losreißen, aber unser Zodiac wartet. Wir setzen über auf das große Schiff, beobachten wie Ittoqqortoormiit im langsam aufziehenden abendlichen Nebel verschwindet und lassen die Menschen und Hunde in ihrer Einsamkeit zurück. Unsere Fahrt setzen wir Richtung Scoresbysund-Fjord fort.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 30.03.2011, 22:52 Uhr

Hallo Rattus,


Ich merke gerade, ich habe mich mit dem Datum vertan, gestern war natürlich der 02.08.2010...

ich hab's ausgebessert, in beiden Teilen, da der Bericht an diesem Tag zweigeteilt war.

Fasziniert habe ich eben den heutigen Tag gelesen. Ich habe ja nichts gegen Einsamkeit, aber mir ginge es so wie dir: Ein paar Tage, von mir aus auch ein paar Wochen wären ok, aber ständig in dieser Einsamkeit leben, möchte ich nicht.

Bei den Zähne fletschenden Hunden wäre ich ein paar Schritte zurück gewichen :lol: Die Fotos sind beeindruckend!


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 01.04.2011, 19:52 Uhr
ich hab's ausgebessert, in beiden Teilen, da der Bericht an diesem Tag zweigeteilt war.

Danke Dir. :)
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 01.04.2011, 20:06 Uhr
15. Tag, 04.08.2010
Scoresbysund / Grönland


Der Scoresbysund steht nun auf dem Programm. Es handelt sich dabei um das größte Fjordsystem der Welt. Die Gesamtfläche beträgt etwa 38.000 km². Der Fjord wurde benannt nach William Scoresby, der 1822 die Gegend kartografiert hat. Wieder einmal hören wir über Lautsprecher die Durchsage "Eisberg voraus!", denn auch dieser Fjord ist aufgrund der vielen Gletscher im Inneren voller riesiger Eisberge.

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Als wir durch den Fjord fahren tauchen mal wieder Wale vor uns auf. Uns sind schon viele Wale auf der Reise begegnet, aber oftmals recht weit weg und meist waren die Tiere auf Wanderschaft und daher schnell wieder verschwunden. Diesmal haben wir mehr Glück. Ein Buckelwal taucht dicht am Schiff auf und scheint es auch gar nicht eilig zu haben. Er dümpelt im Wasser herum und lässt sich von uns nicht stören.

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Er erscheint immer wieder fast an der gleichen Stelle, wirft seine Schwanzflosse hoch und lässt sie mit einem lauten Platscher auf das Wasser klatschen. Uns wird erklärt, dass es sein kann, dass er von Seepocken an der Schwanzflosse befallen ist und versucht, die Parasiten so loszuwerden. Es ist aber genauso möglich, dass er es einfach aus Spass macht, da Buckelwale sehr verspielt sind. Das Schauspiel geht bestimmt 15 Minuten so bis der Wal sich mit seinem namensgebenden Buckel beim Abtauchen endgültig in die Tiefen des Ozeans verabschiedet.

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Wie so oft, wenn wir bisher Wale gesehen haben, sind auch Delfine nicht weit. Dieses Mal kommt eine kleine Gruppe direkt seitlich auf das Schiff zu und endlich sind auch mal ein paar nicht so fotoscheue Tiere dabei. Im Gegensatz zu dem Buckelwal scheinen die Delfine aber auf Wanderschaft zu sein, sie schwimmen sehr schnell und tauchen immer nur für Sekundenbruchteile auf. Es handelt sich um Weißschnauzendelfine, die mit am nördlichsten lebende Delfinart. Diese Tiere wandern oftmals bis an den Rand des Packeises. Weißschnauzendelfine werden über 2,50 Meter lang und bis zu 350 Kilo schwer.

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Ich hätte nie gedacht, dass wir auf dieser Reise so viele Wale und Delfine zu Gesicht bekommen, da wir gar nicht wie beim Whale Watching nach den Tieren suchen, sondern alles reine Zufallsbegegnungen sind. Nachdem der Buckelwal und die Delfine verschwunden sind, konzentrieren wir uns wieder auf die Eisberge. Auch hier ist das weiße Eis von hellblauen Adern durchzogen, die durch das Schmelzen und wieder Gefrieren des Eises entstanden sind.

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In der Ferne taucht ein besonders großes Exemplar auf. Über Lautsprecher werden wir informiert, dass dieser Eisberg rund 40 Meter hoch ist. Er hat zwar keine so außergewöhnliche Form wie z.B. das Eisschloss von vorgestern, aber er ist der größte, den wir bisher gesehen haben - mehr als doppelt so hoch wie das Oberdeck unseres Schiffes. Umso beeindruckender ist der Eisberg, wenn man bedenkt, dass nur 10% davon aus dem Wasser ragen. Ich kann mir das kaum vorstellen, aber es lässt sich mathematisch sogar nachrechnen und beweisen. Dieses Ding geht also unter Wasser noch 360 Meter tief nach unten und ist insgesamt 400 Meter dick... Verständlicherweise hält der Kapitän einen großen Sicherheitsabstand zu diesem Monstrum ein, da man nie genau sagen kann, wie weit sich der Eisberg unter Wasser ausgebreitet hat.

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Wir sehen noch viele weitere Eisberge von den unterschiedlichsten Größen von Formen. Ich schieße noch viele Fotos, wohlweislich, dass dies unsere letzten Eisberge sein werden, da wir Grönland noch heute verlassen werden.

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Es ist eisig kalt an Deck; nur mit zwei Hosen, zwei Pullovern, zwei Paar Socken übereinander, Winterstiefeln, dicker Jacke, Mütze, Kaputze und Handschuhen hält man es eine Zeit lang an Deck aus bevor man halb erfroren wieder nach unten verschwinden muss. Selbst im Sommer wird es hier nicht über 5°C warm. Es weht ein eisiger Wind, der die Temperatur umso niedriger erscheinen lässt. Dennoch sieht man auch hier wieder ganz deutlich, wie das Wasser von den Eisbergen läuft und sie schmelzen. Trotzdem kann es manchmal Monate, bei den ganz großen Exemplaren sogar Jahre dauern bis sie sich völlig aufgelöst haben.

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Endgültig verabschieden wir uns nun von Grönland und nehmen Kurs auf Island.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 01.04.2011, 20:15 Uhr
Grandios!

Wenn du es irgendwo noch einflicken magst: mich würde auch mal so das Leben an Bord interessieren, die Atmosphäre, das Essen, ist es ruhig nachts, isst man da wirklich im Schichtbetrieb etc. pipapo...

Wir haben nämlich hier schon die Hurtigruten-Kataloge liegen und wollen in den nächsten Jahren auch mal ins Polarmeer.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: rookie am 01.04.2011, 20:37 Uhr
Hi Rattus,

eine ganz tolle Tour beschreibst Du hier und die Fotos :respekt:

Bin weiter gespannt dabei :wink:

LG Rookie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: funny1a am 01.04.2011, 22:10 Uhr
Ich kann wirklich ein Wort zu den tollen Bildern und dem Bericht sagen

GRANDIOS


 :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 03.04.2011, 12:41 Uhr
Danke :).

Wenn du es irgendwo noch einflicken magst: mich würde auch mal so das Leben an Bord interessieren, die Atmosphäre, das Essen, ist es ruhig nachts, isst man da wirklich im Schichtbetrieb etc. pipapo...

Im Schichtbetrieb haben wir nicht gegessen. Es gab zwei Restaurants, eins mit Speisekarte und eins mit Buffet. Beide hatten jeweils etwa 2-2,5 Stunden mittags und abends offen; man konnte frei entscheiden, wann und wohin man essen gehen will (außer beim Kapitäns-Dinner). Wenn man zu den Stoßzeiten hingegangen ist, konnte es sein, dass man ein paar Minuten warten musste bis ein Tisch frei war. Das fand ich aber immer noch angenehmer als Schichtbetrieb mit festen Plätzen. Was ich persönlich nicht so mochte war, dass es fast nur 4er oder 6er Tische gab und man deshalb meistens noch mit anderen Leuten am Tisch saß. Ich glaube, das ist aber auf Schiffen wegen des Platzmangels so üblich.
Das Essen fand ich sehr lecker, auch wenn die Auswahl beim Hauptgang nicht sooo riesig war. Hauptsächlich gab es deutsche Küche, aber da viele von der Besatzung Philippiner waren, waren auch manchmal sehr gute asiatische Gerichte dabei. Insgesamt gab es sechs Mahlzeiten am Tag: Early Bird, Frühstück, Mittagessen, Tee- und Kaffeestunde, Abendessen und Late Night Snack, wobei wir eh so satt waren, dass wir nur die Hauptmahlzeiten ausgenutzt haben.

Mit Lärm nachts hatte ich keine Probleme, aber ich schlafe auch recht fest. Wir hatten die dritte Kabine von vorne, dementsprechend war bei uns auf dem Gang auch kaum "Durchgangsverkehr". Generell denke ich schon, dass die Türen auf solchen Schiffen relativ hellhörig sind. Vom Schiffsmotor haben wir gar nichts gehört, da unsere Kabine so weit vorne war. Nur das Rattern des Seitenruders hat mich manchmal geweckt, allerdings logischerweise nur dann, wenn wir zur Schlafenszeit an- oder abgelegt haben.

Die Atmosphäre war ganz locker, auf so einem hochgestochenen Kahn hätte ich mich auch nicht wohlgefühlt. Nur beim Kapitäns-Dinner sollte man etwas festlicher gekleidet sein, aber es gab auch welche, die das ignoriert haben und das war kein Problem. Jeden Abend waren im Show-Salon Veranstaltungen, wobei wir die nicht besucht haben, da die Zielgruppe dafür nicht ganz meiner Altersklasse entsprochen hat. :lol:

Wenn Du sonst noch was wissen willst, einfach fragen. :wink:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 03.04.2011, 12:48 Uhr
OK, Danke für die Infos!
Bin gespannt, wie es weitergeht und würde mich auch über das ein oder andere Bild vom Schiff freuen.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 03.04.2011, 19:29 Uhr
Bin gespannt, wie es weitergeht und würde mich auch über das ein oder andere Bild vom Schiff freuen.

Ok, ich werde aber zum Schluss sowieso noch ein paar Bilder vom Schiff einstellen.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 03.04.2011, 19:36 Uhr
16. Tag, 05.08.2010
Ísafjörður / Island


Die Überfahrt von Grönland nach Island ist im Vergleich zu der bisherigen Reise recht wellenreich. Man merkt nun ein leichtes Schwanken des Schiffes, dank der Stabilisatoren lässt es sich aber noch ganz gut aushalten. Nur wenn man frei durch die Gänge läuft wirkt es ein wenig als hätte man einen über den Durst getrunken :lol:. Richtig schlecht wird mir zum Glück nicht, aber ein klein bisschen flau ist mir dann doch im Magen. :?

Zu meiner Erlösung erreichen wir bald Island. Schon von Weitem kann man die schroffe Küste erblicken. Das Wetter ist immer noch sehr gut und regenfrei, wenn auch mittlerweile teilweise ein paar Wolken aufgezogen sind.

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Wir laufen in die geschütze Bucht von Ísafjörður ein und können dieses Mal ganz ohne Schlauchboote direkt an Land gehen - die Zivilisation hat uns wieder. Ísafjörður bedeutet vom Isländischen übersetzt Eisfjord. Die Stadt liegt auf einer Sandbank im äußersten Nordwesten von Island und hat nicht ganz 4000 Einwohner. Wir machen zunächst einen ausgedehnten Spaziergang durch den kleinen Ort. Es gibt schöne alte Holzhäuser, die genauso aussehen, wie ich sie mir auf Island vorgestellt habe.

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Im kleinen Stadtzentrum finden wir diverse Einkaufsläden. Ein paar Kinder verkaufen auf der Straße "Ash for cash" - isländische Vulkanasche. Ich glaube davon liegt hier aber auch so genug herum, dass man dafür nicht noch Geld ausgeben müsste. Vermutlich haben die meisten Europäer und der Rest der Welt nach dem Vulkanausbruch im März/April aber ohnehin vorerst genug von isländischer Vulkanasche. :lol:

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Nachdem wir nun über eine Woche lang nur Tundra und keinen einzigen Baum gesehen haben, gibt es hier endlich wieder ein wenig Grün. Irgendwie ist die Landschaft schon arg fade ohne Bäume, ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das vermissen würde.

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Der Ort ist geprägt von der Fischerei und im großen Hafen liegen überall Fischerboote. Ísafjörður liegt zwischen den beiden Berghängen Eyrarfjall und Kirkjubólsfjall, die 731 und 832 Meter hoch sind. Langsam machen wir uns nach unserem Rundgang auf den Weg zurück zum Schiff, da heute noch ein Ausflug ansteht.

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Von einem kleinen Boot werden wir schließlich abgeholt. Obwohl das Meer ruhig ist, schaukelt das kleine Schiff ordentlich bei der Geschwindigkeit und wer draußen ganz außen sitzt, wird kräftig nassgespritzt. Wir fahren an der Küste entlang und sehen den einzigen Gletscher Islands, der sich nach wie vor vergrößert. Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt noch wachsende Gletscher gibt und die Wissenschaftler können sich auch nicht erklären, warum dieser eine wächst und alle anderen schrumpfen.

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Unser Ziel ist das Naturschutzgebiet Hesteyri am Ende des Fjordes Hesteyrarfjörður. Hesteyri ist ein mittlerweile verlassener Ort, in dem früher ca. 80 Menschen hauptsächlich vom Fischfang gelebt haben. Als die Heringsbestände jedoch zurückgingen sind auch die Einwohner nach und nach abgewandert bis 1952 die letzten Bewohner verschwunden sind. Heute werden die Häuser nur als Sonmerhäuser benutzt.

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Mittlerweile ist auch die Sonne wieder rausgekommen. Auf den Bergen rundherum liegt noch ein wenig Schnee, aber es ist angenehm warm, sodass man es sogar ohne Jacke aushalten kann. Der Ort ist total idyllisch und friedlich und er Inbegriff davon, wie ich mir Island vorgestellt habe. Hier kann man bestimmt wunderbar wandern.

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Die örtliche Reiseleiterin führt uns ein wenig in dem Ort herum und erzählt, dass sie in ihrer Kindheit und Jugend hier jeden Sommer verbracht hat. Sie selbst spricht nur Isländisch, aber wir haben einen Reiseleiter vom Schiff dabei, der uns alles übersetzt. Es ist interessant die Sprache mal zu hören, aber herleiten oder zumindest wortweise verstehen kann man rein gar nichts, wie das manchmal bei anderen Sprachen der Fall ist.

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Nachdem wir den Ort durchquert haben machen wir eine Pause im ehemaligen Arzthaus. Wir bekommen von einer nach Island ausgewanderten Hamburgerin typisch isländische Speisen serviert, obwohl wir eigentlich schon seit der ganzen Reise dauersatt sind wegen dem vielen Essen auf dem Schiff. Es ist eine kleine Zusammenstellung von Kuchen und ähnlichem und sieht sehr appetitlich aus. Es ist pappsüß, aber sehr lecker.

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Nach dieser Stärkung empfiehlt uns die örtliche Reiseleiterin noch die kleine ehemalige Walfangstation außerhalb des Ortes zu erlaufen. Da ich die Tiere eindeutig in lebendiger Form bevorzuge und die Walfangmethoden mich nicht wirklich so detailiert interessieren, wandern wir lieber eine kleine Runde auf einen der umliegenden Hügel. Es ist wirklich schön hier. Wenn das Wetter in dieser Gegend nicht so unbeständig wäre, könnte ich mir glatt vorstellen hier mal einen Wanderurlaub zu verbringen. Bei Sonnenschein ist es traumhaft, aber ich vermute, dass hier die meiste Zeit eher trübes Wetter oder Nebel ist. Wir haben mal wieder Glück mit dem Wetter.

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Wie auf der Hinfahrt sichtet auch auf der Rückfahrt unser Reiseleiter ein paar Mal Wale und Robben, aber jedesmal sind sie weg noch bevor ich sie sehe oder zumindest bevor ich ein Foto machen kann. Zurück in Ísafjörður steigen wir wieder von dem kleinen wackeligen Boot auf die Alexander-von Humboldt um.

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Als wir Ísafjörður verlassen haben kreuzen schon wieder Weißschnauzendelfine unseren Kurs. Immer wieder ein toller Anblick...

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Übrigens wird es mittlerweile nach rund 10 Tagen ausschließlicher Helligkeit endlich wieder dunkel nachts. Zunächst nur stundenweise, aber immerhin gibt es schon wieder so etwas wie einen Tag-Nacht-Rhythmus. Es ist doch sehr ungewohnt auf Dauer, wenn es immer hell ist.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 03.04.2011, 20:34 Uhr

Mann, hast du ein Glück, Norwegen und Grönland im Sonnenschein und jetzt auch
noch in Island so herrliches Wetter. Da bekomme ich tatsächlich wieder Lust auf eine
Nordlandreise, ist schon ein faszinierender Teil unserer Welt.
Aber 2-3 Wochen nur Regen und grauer Himmel und dazu noch seekrank, wäre für
mich ein echter Horrortrip.  :shock:

Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 03.04.2011, 22:59 Uhr

Hallo Rattus,


ich melde mich als verschollen :wink:, aber nicht zwischen irgendwelchen Eisschollen :wink: Wir haben Besuch und sind viel unterwegs. Ich möchte aber in deinem Reisebericht nicht nur Bilder gucken, sondern auch lesen, was du schreibst, das hole ich nach dem 12. 4. nach, versprochen!


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: NähkreisSteffi am 04.04.2011, 13:38 Uhr
Hallo Rattus,

was für eine abwechslungsreiche Reise, und dann noch Glück mit dem Wetter, das würde mir auch gefallen.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 06.04.2011, 23:19 Uhr
17. Tag, 06.08.2010
Reykjavik / Island


Heute legen wir in Reykjavik an. Reykjavik ist die nördlichste Hauptstadt der Welt und hat ca. 120.000 Einwohner. Unsere Glückssträhne was das Wetter angeht, nimmt leider ein abruptes Ende, dennoch freue ich mich auf einen interessanten Ausflug heute. Während es leicht regnet und ziemlich bewölkt ist, holt uns ein Bus ab und wir fahren zunächst durch die Stadt. In Reykjavik wirken die Häuser ziemlich neu und mir gefällt gut, dass alles so weitläufig ist.

Wir fahren bis nach Þingvellir. Dabei handelt es sich um einen Ort und einen Nationalpark mit großer historischer Bedeutung für Island. Das isländische Wort "Þing" bedeutet Volksversammlung und in dem Ort tagte fast neun Jahrhunderte lang regelmäßig das alte, isländische Parlament.

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Þingvellir ist außerdem umgeben von vier noch aktiven Vulkanen. Die Gegend wird häufig durch Erdbeben erschüttert und man kann imposante Felsspalten beobachten, da hier die europäische und die amerikanische tektonische Platte aufeineinadertreffen bzw. vor allem auseinanderdriften.

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Unsere Fahrt führt uns direkt ins Landesinnere in die Kieswüste von Kaldidalur. Die Straßenverhältnisse sind nicht die besten, aber wir sind es ja von Grönland sowieso noch gewohnt. 8)

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Bald erreichen wir unser nächstes Ziel, den Gletscher Langjökull. Erstmal essen wir gemütlich in einem Haus unser mitgebrachtes Mittagessen in Form von Lunchboxen und schauen uns anschließend ein wenig die Gegend an. Man sagt, hier haben die Amerikaner damals für die Mondlandung trainiert und in der Tat scheint mir dieser Ort äußerst geeignet dafür zu sein.

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Der Langjökull ist mit einer Fläche von 953 km² und einem Volumen von 195 km³ der zweitgrößte Gletscher Islands nach dem wesentlich größeren Vatnajökull. Obwohl der Gletscher teils im Nebel liegt, sehen wir bald in der Ferne auf dem Eis unser Fahrzeug langsam heranfahren.

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Bei unserem Gefährt handelt sich um einen zum Gletscherfahrzeug umfunktionierten Schwertransporter, wie er wohl auch bei der Bundeswehr benutzt wird. Er hat mehrere Achsen und wuchtige Räder, die vorne mit Schneeketten ausgestattet sind. Auf der Ladefläche ist eine Passagierkabine installiert.

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Wir steigen ein und schon geht die Fahrt los auf das Eis und den Gletscher. Es ist unheimlich wackelig, man muss aufpassen, dass man sich nicht den Kopf an der Scheibe stößt, wenn man zu nah mit dem Gesicht ans Fenster geht. Leider regnet es mittlerweile in Strömen, sodass die Scheiben voller Tropfen sind und fotografieren unmöglich ist. Das Eis ist teilweise tiefblau gefärbt, was für viel eingeschlossenen Sauerstoff spricht.

Durch den unebenen Gletscher schaukelt es weiterhin heftig und wir überwinden diverse mehr oder weniger große Spalten, von denen ich ein paar durch das gekippte Fenster doch fotografieren kann. Jetzt wird mir auch klar, warum das Wandern auf Gletschern so gefährlich ist, denn wir sehen einige Risse im Eis, die gerade groß genug wären, um einen Menschen darin verschwinden zu lassen. Bei einem Blick in die Spalten sieht man im wahrsten Sinne des Wortes lediglich schwarz, was nur heißen kann, dass der Boden lange nicht in Sicht ist. Nicht auszudenken, wenn die Spalten oberflächlich zuschneien und man dann darüber läuft. Derartige Unfälle sind schon des öfteren hier passiert. Ich bin ganz froh, dass wir im Gletscherfahrzeug sitzen.

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Nach einer Weile Fahrt über den Gletscher erreichen wir unser Ziel und steigen aus, kriegen aber mit auf den Weg, dass wir wegen der Gletscherspalten nicht zu weit weg gehen sollen. Zu meiner Freude stelle ich fest, dass hier gerade ein großes Rudel Schlittenhunde pausiert. Es nieselt zwar nur noch leicht bis gar nicht, aber es ist ziemlich kalt und Nebel ist aufgezogen. Auch ein paar der Schlittenhunde schauen ein wenig bedröppel drein. Wie auch in Grönland handelt es sich um Grönlandhunde, die allerdings etwas weniger Feuer im Hintern zu haben scheinen als ihre grönländischen Kollegen. Die Hunde einfach so anzufassen traue ich mich aber trotzdem nicht.

Der Grund, weshalb das Gletschereis nicht so schön weiß ist, ist übrigens der Ausbruch des Eyjafjallajökull im März/April 2010, dessen Aschewolke bei uns den ganzen Flugverkehr lahmgelegt hat. Die ausgestoßene Asche ging damals natürlich wesentlich deutlicher sichtbar über Island nieder und hat sogar dafür gesorgt, dass der Langjökull aufgrund der warmen Asche in diesem Jahr viel schneller geschmolzen ist als das sonst der Fall ist. An der Stelle, auf der wir stehen, soll der Gletscher trotzdem über 200 Meter dick sein.

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Als wir durch die Reihen der Hunde laufen, fällt mir ein Hund auf, der sich vor lauter Wedeln mit dem Schwanz gar nicht mehr einkriegt, eigentlich wackelt der ganze Hintern mit. Er gibt erst Ruhe, als sich unser Fahrer zu ihm begibt und ihn durchknuddelt. Der Fahrer sieht wahrscheinlich meinen fragenden Blick und endlich höre ich den langersehnten Satz "He's very friendly, you can touch him!". Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und schon beknuddel auch ich den Hund. Im ersten Moment bin ich überrascht, denn eigentlich hatte ich warmes, weiches Fell erwartet, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Haare und Hund sind nass, rau, kalt und noch dazu scheint er gerade sein Sommerfell zu bekommen. Egal, ich beschmuse den Hund trotzdem und er genießt so viel Aufmerksamkeit sichtlich. Komme ich also doch noch dazu, einen Grönlandhund anzufassen.

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Langsam und mittlerweile ordentlich durchgefroren treten wir die Rückfahrt an. Wir werden wieder mächtig durchgeschaukelt bis wir unten am Gletscher ankommen und in den Bus umsteigen.

Unser nächstes Ziel ist Deildartunguhver, die wasserreichste Heißwasserquelle Europas. Es sprudelt, spitzt und dampft überall und man wir vor dem 100°C heißen Wasser gewarnt. Die Quellen sind sehr interessant anzusehen, ebenso die Pipelines, die das Wasser zum Heizen unter anderem auf die umliegenden Höfe verteilen. Die Deildartunguhver sind einen Besuch wert, aber wer schon in Yellowstone war, den wird dieser Ort wahrscheinlich nicht sooo über alle Maßen beeindrucken, da im Yellowstone National Park das Sprudeln wesentlich imposanter ist.

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Den nächsten Stopp legen wir am Barnafoss, einem schönen Wasserfall mit beträchtlichen Stromschnellen, ein.

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Unweit des Barnafoss und zu Fuß erreichbar befindet sich der Hraunfossar. "Hraun" bedeutet übersetzt Lava. Das Besondere an diesem Wasserfall ist, dass es sich nicht etwa um einen normalen Fluss handelt, der einen Abgrund hinunter stürzt, sondern dass das Wasser scheinbar aus dem Boden gelaufen kommt. Der Grund dafür ist, dass das Schmelzwasser des Langjökull in der porösen Lava versickert und irgendwann ein ganzes Stück entfernt wieder aus dem Boden austritt.

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Unser Reiseführer ist auch heute ein Isländer, diesmal spricht er aber sehr gut Deutsch. Er erzählt fast die ganze Zeit ununterbrochen interessante Dinge über Island, so auch einiges über die bekannten Islandpferde. Er erwähnt nachdrücklich, dass die Isländer es gar nicht mögen, wenn man die Pferde als Islandponys bezeichnet :lol:. Besonders an diesen Pferden ist, dass sie eine Gangart mehr haben als andere Pferde, den so genannten Tölt. Überall stehen diese Pferde auf den Wiesen.

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Ich bin mittlerweile so k.o. von den vielen Eindrücken, dass ich sogar einmal kurz im Bus einnicke, als unser Reiseleiter mal für 10 Minuten nichts erzählt, aber eine Sehenswürdigkeit steht noch aus.  

Der letzte Stopp ist die Perlan, was übersetzt Perle bedeutet. Die Perlan ist der Warmwasserspeicher für Reykjavik. Jeweils außen befinden sich die Wassertanks und innen ist eine mit einer Glaskuppel überdachte Halle. Die Halle ist wirklich schön gestaltet und wirkt sehr edel, es gibt sogar einen künstlichen Geysir. Die Glaskuppel ist mit Lichern besetzt, sodass es wie ein Sternenhimmel aussieht. In der Halle ist es äußerst warm, sodass sogar Palmen wachsen. Jeder Tank fasst 4 Mio. Liter Wasser und so kann ein Großteil der Stadt mit Warmwasser versorgt werden. Einer der Tanks wurde stillgelegt und es befindet sich ein Saga-Museum mit Wikingern und ähnlichem darin. Das Warmwasser wird aus Bohrlöchern direkt dem Boden entnommen und Island hat so viel davon, dass sie im Winter damit sogar die Bürgersteige beheizen. Praktisch, dann kann man sich das lästige Schneeräumen sparen... :lol:

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Oben an der Kuppel gibt es eine Aussichtsplatform, von der aus man wunderbar Reykjavik überblicken kann. Es nieselt zwar wieder leicht, aber man hat trotzdem einen ganz guten Blick auf die Stadt. Alles ist so schön grün hier, das ist immer noch ein kleines bisschen ungewohnt. :lol:

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Wenige Minuten vor der angepeilten Ablegezeit kommen wir am Abend wieder an der Alexander-von-Humboldt an. Ich bin völlig platt von dem Ausflug und zu keiner Aktivität heute mehr in der Lage... Trotz des bescheidenen Wetters war das ein sehr abwechslungsreicher und interessanter Tag und wir haben viel von Reykjavik und der Umgebung gesehen.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 09.04.2011, 16:11 Uhr
19. Tag, 08.08.2010
Heimaey / Island


Die Reise geht weiter zu den Westmänner-Inseln südlich von der isländischen Hauptinsel und dort legen wir auf der Insel Heimaey und in dem gleichnamigen Ort an. In dem Städtchen leben etwas mehr als 4000 Einwohner. Die Hafeneinfahrt ist sehr schmal und es wundert mich, dass wir überhaupt einlaufen können bzw. frage ich mich wie wir wieder herauskommen sollen. Der Hafen ist voll von Fischerbooten, die teilweise extrem verrostet sind. Schon vom Schiff aus sehen wir die beiden Vulkane der Insel, links den 200 Meter hohen Eldfell und rechts den 227 Meter hohen Helgafell.

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Übrigens ist das die Bucht, in die man vor ein paar Jahren den Filmwal Keiko aus der Free-Willy-Reihe gebracht und für seine Auswilderung vorbereitet hatte. Wir werden vormittags von einem kleinen Boot abgeholt, mit dem wir einmal um die Insel herum fahren wollen.

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Die Wellen sind ganz schön heftig und das Schiff wird ordentlich durchgeschüttelt. Leider verschlechtert sich das Wetter und bald gießt es wie aus Eimern. Ich hatte zunächst unter Deck Platz genommen, aber durch die verregneten Scheiben sieht man nicht viel, daher stelle ich mich bald trotz Regen nach draußen. Das Fotografieren ist wirklich schwierig bei dem Regen, auch wenn ich den Deckel der Linse nur sekundenweise abnehme, ist sie derartig schnell vollgeregnet, dass die Zeit kaum ausreicht ein Foto zu knipsen bevor alles voller Tropfen ist.

Auch wenn mir Sonnenschein lieber wäre, dieses schlechte Wetter mit den tiefhängenden Wolken wirkt mystisch. Die ganze Insel scheint übervölkert zu sein von unzähligen Vögeln. Überall schauen kleinere und größere Inseln oder Felsen aus dem Wasser.

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Entlang der Küste sind diverse kleine Höhlen und in ein paar fahren wir sogar vorsichtig hinein. In einer der Höhlen machen wir eine kurze Pause und ein Mann von der Besatzung holt sein Saxophon heraus und spielt uns etwas vor. Es gibt manchmal sogar richtige Konzerte in diesen Höhlen, weil die Akustik wirklich toll ist. An den Felsvorsprüngen brüten überall Vögel.

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Am Höhlenausgang entdecken wir einen riesigen Basaltfelsen. So wie der Basalt hier angeordnet ist, nennt man es passenderweise Basaltrose.

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Weiter geht die Fahrt um die teilweise nebelverhangene Insel.

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An der Küste sind immer wieder grasende Schafe an schwindelerregenden steilen Felsen zu sehen. Es wundert mich, dass die Schafe nicht abstürzen. Schafsuchbild:

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Außerdem begegnen uns tausende Vögel, denn die Insel scheint wirklich das reinste Paradies für sie zu sein:

Möwen...

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... Gryllteisten

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... Eiderenten

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... Kormorane

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... Papageitaucher und viele mehr.

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Auf den dicht mit Gras bewachsenen Klippen brüten überall Papageitaucher. Island soll einen Bestand von 3-4 Mio. Brutpaaren haben und auch wir sehen hunderte dieser Vögel im Gras sitzen, durch die Luft fliegen oder auf dem Wasser schwimmen.

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Nachdem wir die Insel umrundet haben und wieder im Hafen eingelaufen sind, sehen wir uns den Ort etwas näher an. Es gibt einige Hinweisschilder, die ganz einfallsreich in Papageitaucher-Optik aufgemacht sind. Unser Ziel ist Pompei. Der Regen hat in der Zwischenzeit aufgehört, aber das Wetter ist weiterhin bescheiden.

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Im Jahre 1973 bildete sich auf Heimaey ohne Vorwarnung ein neuer Vulkan, der Eldfell. Bei den Eruptionen damals kam glücklicherweise kein Mensch zu Schaden, da aufgrund eines Sturms am Vortag alle Fischerboote im Hafen lagen und daher die Menschen schnell mit den Schiffen auf das Meer gebracht werden konnten. Es wurden allerdings viele Häuser zerstört und beinahe wäre die Hafeneinfahrt, die für die Fischer die Lebensgrundlage bildet, von der Lava vollständig verschlossen worden. Die Bewohner haben es jedoch in letzter Sekunde geschafft, den Lavastrom zu stoppen, indem sie ihn mit kaltem Meerwasser besprüht haben. Die Hafeneinfahrt blieb so ausreichend weit offen und ist heute sogar vor den berüchtigten Stürmen noch besser geschützt.

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Viele der Häuser wurden meterhoch von der Lava überrollt. Genau am Rande des Lavastroms steht ein noch teilweise sichtbares Haus. Man kann direkt durch die Öffnung des scheibenlosen Fensters in das ehemalige Wohnzimmer schauen und sieht sogar noch Einrichtungsgegenstände wie die mittlerweile völlig verrostete Heizung. Das Haus wurde als Denkmal bis heute stehen gelassen und auf der Tafel davor sieht man beeindruckende Fotos mit einem Vorher/Nacher-Vergleich des Hauses. Ich finde die Ruine und die Vorstellung, was damals hier vonstatten gegangen sein muss, sehr ergreifend.

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Wir laufen über den Lavaberg und finden an diversen Stellen Schilder, auf denen beschrieben ist, welches Haus sich gerade unter uns befindet. Die Gegend wird auch "Pompei des Nordens" genannt und es gibt mittlerweile ein Projekt, bei dem ein paar der verschütteten Häuser wieder ausgraben und als Museum genutzt werden sollen.

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Als die Zeit zum Ablegen gekommen ist, bin ich gespannt, wie unser großes Schiff durch die schmale Hafeneinfahrt wieder herauskommen soll. Zum Wenden ist die Einfahrt jedenfalls zu schmal. Eines der Lotsenboote befestigt ein Tau am Heck der Alexander-von-Humboldt und zieht sie langsam rückwärts aus der Einfahrt heraus. Die Aktion ist äußerst interessant mit anzusehen und meine Bewunderung gilt dem Kapitän des Lotsenbootes, der es schafft, so ein großes Schiff heil aus der Einfahrt rückwärts hinauszuziehen.

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Als wir das offene Meer wieder erreicht haben, verlässt uns das Lotsenboot und wir nehmen Kurs auf Schottland.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 09.04.2011, 16:23 Uhr
Auch wenn das Wetter jetzt nicht mehr ganz so mitspielt, sind das noch tolle Eindrücke aus dem hohen Norden !
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 09.04.2011, 18:58 Uhr
Das ist ja recht typisches Island-Wetter, eigentlich muss man dort froh sein, wenn es nicht regnet.
Interessant, das mal so von der Wasserseite zu sehen, und euer Gletscherausflug mit diesem Ungetüm ist auch schön!  :)
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 12.04.2011, 19:31 Uhr
20. Tag, 08.08.2010
Tag auf See


Heute befinden wir uns mitten auf dem Meer zwischen Island und Schottland. Die See ist so unruhig wie auf der ganzen Reise noch nicht. Auf der Seegangsskala, die von 1 bis 9 reicht, haben wir Stufe 5. Klingt gar nicht mal so viel, aber mir reicht das vollkommen. Direkt morgens schmeiße ich eine Tablette gegen Seekrankheit ein und dadurch wird mir zum Glück gar nicht erst richtig schlecht, sondern nur etwas flau. Vor allem unter Deck in den fenstlosen Gänge macht sich mein Magen bemerkbar, an der frischen Luft an Deck hingegen mit Blick in Fahrtrichtung lässt es sich was den Seegang angeht, ganz gut aushalten.

Wir verbringen daher trotz der Kälte und des Windes viel Zeit an Deck. Ein kleine Gruppe von drei Basstölpeln umkreist und begleitet unser Schiff und wir beobachten sie lange. Basstölpel können ohne weiteres 3 Kilo oder mehr wiegen und haben eine Flügelspannweit von ca. 50 cm. Sie können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h ins Wasser eintauchen, um Fische zu fangen.

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Abgesehen von den Basstölpeln gibt es heute nicht viel zu beobachten, selbst Schiffe sehen wir kaum und auch Wale lassen sich nicht blicken, wobei diese durch die unruhige See auch schwer auszumachen wären. Da man trotz Seekrankheit nicht den Fehler machen sollte, nichts zu essen, schleppen wir uns lustlos zu den Mahlzeiten um Wohl oder Übel eine Kleinigkeit zu essen. Abends bin ich heilfroh, als ich in der Waagerechten in der Koje liege, denn in der Position ist der Wellengang beim Einschlafen sogar recht angenehm. Ein Glück, dass das nicht die ganze Reise über so ging :lol:.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: rookie am 12.04.2011, 19:42 Uhr
...Abends bin ich heilfroh, als ich in der Senkrechten in der Koje liege, denn in der Position ist der Wellengang beim Einschlafen sogar recht angenehm...

Wie muss ich mir das vorstellen? :shock:

VG Rookie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 12.04.2011, 19:45 Uhr
...Abends bin ich heilfroh, als ich in der Senkrechten in der Koje liege, denn in der Position ist der Wellengang beim Einschlafen sogar recht angenehm...

Wie muss ich mir das vorstellen? :shock:

VG Rookie
Huch, meinte Waagerechte :P.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: rookie am 12.04.2011, 19:48 Uhr
Dachte ich mir doch :lol:

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 14.04.2011, 18:36 Uhr
21. Tag, 09.08.2010
Kirkwall / Schottland


Nach einer wellenreichen Nacht begeben wir uns zum Frühstück und hören von anderen Mitreisenden, dass es wohl gestern Abend aufgrund der Wellen noch Gläser vom Tisch gefegt hat. So stark kamen mir die Wellen zwar auch wieder nicht vor, aber ich bin ganz froh, als wir in Kirkwall einlaufen. Das Wetter ist leicht trüb und etwas verregnet, aber etwas anderes hatte ich von Schottland sowieso nicht erwartet. :lol:

Kirkwall hat ca. 7.000 Einwohner und liegt auf der Insel Mainland. Mainland ist die größte der ca. 100 Orkney Inseln, von denen allerdings nur etwa 20 bewohnt sind. Schon vom Schiff aus gewinnen wir erste Eindrücke von dem Ort und sehen beispielsweise die St.-Magnus-Kathedrale.

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Nachdem das Schiff angelegt hat, führt uns unser heutiger Ausflug zunächst an die Westküste der Insel nach Skara Brae. Skara Brae ist eine jungsteinzeitliche Siedlung, die zwischen 3.000 und 2.500 v. Chr. entstanden sein soll. Sie gilt als die am besten erhaltene jungsteinzeitliche Siedlung in Europa. Bis 1850 war sie von Sand bedeckt und wurde rein zufällig bei einem Sturm wieder freigelegt. Seit 1999 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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Es ist erstaunlich, wie gut alles erhalten ist. Ein Haus wurde nachgestellt und dieses kann man auch von innen besichtigen. Auffällig ist, dass die Eingänge total niedrig sind und man ziemlich gebückt laufen muss. Vermutlich lässt ein kleinerer Eingang einfach weniger Kälte und Wind ins Innere.

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Zu Fuß von Skara Brae erreichbar ist das Skaill House. Es wurde 1620 errichtet und von diversen Lords bewohnt. Man kann das Haus von innen besichtigen; die Einrichtung gibt einen guten Einblick in das Leben von damals. Im Esszimmer befindet sich unter anderem das originale Tischservice von James Cook. Im Schlafzimmer fallen die sehr kurzen Betten auf, was daran liegt, dass die Leute damals aus Aberglaube mit senkrechtem Oberkörper (diesmal meine ich wirklich senkrecht :P) aufrecht sitzend geschlafen haben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man so erholsam schlafen kann, aber wahrscheinlich ist es Gewöhnungssache. Leider darf man innen nicht fotografieren.

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Auf den umliegenden Weiden grasen überall Orkney-Rinder, deren Fleisch als "orkneybeef" wegen des angeblich unverwechselbaren Geschmacks weltbekannt ist.

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Wir fahren weiter zu dem Steinkreis "Ring of Brodgar". Er ist vermutlich bereits ca. 2.700 v. Chr. entstanden und mit einem Durchmesser von 104 Metern größer als Stonehenge. Bis heute ist nicht ganz klar, wofür dieser Steinring damals errichtet wurde, man geht aber von einer rituellen Nutzung aus. Von ursprünglich ca. 60 Steinen sind heute nur noch 27 erhalten. Ich finde die Vorstellung faszinierend, dass dieser Steinring hier an dieser Stelle schon tausende Jahre überdauert hat.

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Nach dem Besuch beim "Ring of Brodgar" fahren wir noch entlang der Küste zur Bucht von Scapa Flow. In dieser Bucht wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die deutsche Hochseeflotte von den Deutschen selbst versenkt. Ein paar der Wracks liegen heute noch dort und sind ein beliebtes Ziel für Taucher. In Kirkwall fahren wir an der Highland Park Distillery, der nördlichsten Whiskybrennerei der Welt, vorbei.

Nach diesem Ausflug begeben wir uns wieder zurück zur Alexander-von-Humboldt und verlassen Kirkwall. Als der Lotse von dem Pilot-Boot abgeholt wird, setzen wir die Reise Richtung schottisches Festland fort. An der Küste sieht man überall alte Gebäude und Leuchttürme.

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Trotz des erwartungsgemäß trüben Wetters und obwohl Schottland mich eigentlich nie wirklich gereizt hat, ist das heute ein interessanter Ausflug gewesen. Der Wellengang zwischen den Orkney Inseln und dem Festland ist auf der Weiterfahrt zum Glück nicht so stark wie zwischen Island und Schottland.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Dreamer am 14.04.2011, 20:50 Uhr
Die Bilder von den Basstölpeln sind klasse - besonders das erste.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 16.04.2011, 19:10 Uhr
22. Tag, 10.08.2010
Leith & Edinburgh / Schottland


Heute früh führt uns unsere Reise zunächst nach Leith, einem Stadtteil von Edinburgh. Auf kleinen Hügeln stehen Leuchttürme und ein mit Vögeln besiedeltes Wrack schaut in der Nähe des Hafens aus dem Wasser. Als Leith in Sicht kommt, stelle ich fest, dass mir der Ort bisher überhaupt nicht gefällt. Der graue Himmel lässt die ohnehin schon grauen Hochhäuser noch grauer erscheinen. Leith wirkt von hier aus auf mich wie eine halb verlassene und heruntergekommene Industriestadt, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat.

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Kurz vor der Hafeneinfahrt kommen uns zwei Lotsenboote entgegen; eins davon macht vorne und eins hinten an der Alexander-von-Humboldt fest. So befördern uns die beiden Lotsen zunächst in die Schleuse, wo kräftig Wasser abgelassen wird. Nach dieser Prozedur werden wir in das Hafenbecken geschleppt und mit einem erstaunlichen Manöver von den beiden Lotsen wechselweise seitlich an die Anlegestelle gedrückt und gezogen. Faszinierend, wie das Zusammenspiel der beiden Boote funktioniert und wie sie es schaffen, ein so großes Schiff in diese "Parklücke" zu befördern, die kaum viel größer ist als das Schiff selbst.

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Nachdem das Schiff fest verzurrt ist, steht als erstes eine Stadtrundfahrt durch die schottische Hauptstadt auf dem Programm. Die Innenstadt ist vollgestopft mit unzähligen Leuten, da zurzeit das Edinburgh Military Tattoo stattfindet, das größte Musikfestival Schottlands. Das Wetter wird zunehmend freundlicher, dennoch wirken diese grauen Sandsteinhäuser nicht unbedingt einladender auf mich. Interessant und ungewohnt für mich ist der Linksverkehr, da ich bisher noch nicht in einem Linksverkehrland war.

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Nach der Fahrt durch die Stadt geht es zu Arthur's Seat, dem Hausberg von Edinburgh. Auch wenn die Sonne sich leider mal wieder zwischen den Wolken verabschiedet hat, hat man einen tollen Blick über die Stadt. Edinburgh wirkt von hier oben total grün mit vielen Parks und Bäumen.

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Erstaunlich schnell haben sich schon kurze Zeit später bei unserem nächsten Stopp die Wolken größtenteils verzogen und wir bekommen einen tollen blauen Himmel.

Unweit von Arthur's Seat befindet sich der Holyrood Palace, der die offizielle Residenz des britischen Königshauses darstellt. Das Schloss wurde vor allem dadurch bekannt, dass Maria Stuart hier zeitweise residiert hat. Obwohl Königshäuser allgemein nicht unbedingt mein bevorzugtes Interessensgebiet darstellen, so ist das Schloss von innen doch sehr interessant. Sogar das Schlafzimmer von Maria Stuart ist noch weitgehend erhalten und ihr Bett befindet sich zum Schutz in einem großen Glaskasten. Ihr Sekretär und angeblicher Geliebter David Rizzio wurde hier 1566 von ein paar Adeligen ermordet.

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Im Inneren des Schlosses ist fotografieren leider verboten, dafür kann ich mich außen in dem wunderschön angelegten Schlossgarten wieder austoben. Eins muss man den Schotten wirklich lassen, von Gärten und vor allem von Rasen verstehen sie etwas. :lol:

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Gegenüber dem Holyrood Palace befindet sich das schottische Parlamentshaus. Erst seit 2004 tagt das schottische Parlament in diesem Gebäude im Stadtteil Holyrood, das damals von Königin Elisabeth II. eröffnet wurde. Vor allem der Plenarsaal des Gebäudes ist dank seiner ungewöhnlichen und mit einem Architekturpreis ausgezeichneten Dachkonstruktion sehr interessant.

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Auf der Rückfahrt gewinnen wir noch weitere Eindrücke von Edinburgh. Trotz des mittlerweile super Wetters ist Edinburgh mit seinen in meinen Augen größtenteils tristen und hässlichen grauschwarzen Sandsteingebäuden nicht unbedingt der Inbegriff einer schönen Stadt.

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Als wir am späten Nachmittag wieder am Hafen ankommen, hätte ich eigentlich noch gerne die Britannia, die königliche Yacht, besichtigt. 1997 wurde die Motoryacht außer Dienst gestellt und dient heute nur noch als Museumsschiff. Leider hat das Mueseum aber für heute schon seine Tore geschlossen. Praktischerweise liegt die Britannia im Hafen von Leith fast neben der Alexander-von-Humboldt, sodass wir das Schiff zumindest äußerlich gut sehen können. Königin Elisabeth II. sowie diverse weitere Mitglieder der königlichen Familie sind schon von dem Schiff befördert worden. Prinz Charles und Diana verbrachten ihre Flitterwochen auf der Yacht.

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Anstelle der Besichtigung der Yacht vertreten wir uns noch mit einem großen Spaziergang die Füße und begeben uns dann wieder an Deck. Mit einem netten Blick auf das Edinburgh Castle beschließen wir den Tag.

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Ganz spät am Abend legen wir ab und ich hoffe, dass der morgige Seetag nicht ganz so wellenreich wird wie der Tag gestern.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 16.04.2011, 19:31 Uhr
Zitat
Auf der Rückfahrt gewinnen wir noch weitere Eindrücke von Edinburgh. Trotz des mittlerweile super Wetters ist Edinburgh mit seinen in meinen Augen größtenteils tristen und hässlichen grauschwarzen Sandsteingebäuden nicht unbedingt der Inbegriff einer schönen Stadt.

Ist zwar schon länger her, so ungefähr 20 Jahre :shock:, aber so unschön habe ich Edinburgh eigentlich
nicht in Erinnerung. Wir hatten allerdings auch traumhaftes Wetter und das im Herbst.
Mir haben Grönland und Island in deinem Bericht aber auch besser gefallen, sind wirklich tolle Bilder und
eine sehr interessante Reise. Mir wird aber schon beim Lesen über Seegang und Wellen schlecht,
ich glaube meine Psyche möchte keine Kreuzfahrt machen  :?

Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Katja am 16.04.2011, 20:34 Uhr
Trotz des mittlerweile super Wetters ist Edinburgh mit seinen in meinen Augen größtenteils tristen und hässlichen grauschwarzen Sandsteingebäuden nicht unbedingt der Inbegriff einer schönen Stadt.
Ach echt? Für mich zählt Edinburgh zu einer der schönsten Städte, die ich kenne! Und ich kenne einige... :wink:
Aber die Geschmäcker sind halt verschieden, und das ist auch gut so. :D

Gruß
Katja
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 17.04.2011, 12:09 Uhr
Ja, ich weiß auch nicht, so wirklich sprang der Funke zwischen Edinburgh und mir nicht über :lol:. Vielleicht liegt es auch daran, dass das die letzte Station auf der Reise war und man nach so vielen Eindrücken nicht mehr ganz so schnell begeisterungsfähig ist...

Generell muss ich auch sagen, dass die ganzen britischen Inseln überhaupt keine Anziehungskraft auf mich ausüben. Ich kenne z.B. viele Leute, die von London komplett begeistert sind, aber mich reizt die Stadt zumindest von Fotos her überhaupt nicht. :zuck:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Katja am 17.04.2011, 13:43 Uhr
Oh, London finde ich auch toll! Meine Lieblingshauptstadt in Europa! :wink:

Gruß
Katja
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 17.04.2011, 13:58 Uhr

London ist zwar nicht meine Lieblingsstadt in Europa, ich bin
ab und an aber ganz gerne dort.


Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 17.04.2011, 21:59 Uhr

Hallo Rattus,


jetzt habe ich alles nachgelesen und bin up to date. Wie schon zuvor, bin ich auch jetzt immer noch sehr von deinem Reisebericht begeistert. Es sind nicht nur die Fotos, sondern auch die unheimlich vielen Infos, die du einstreust und die sehr interessant sind.

Beim Schafsuchbild

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_766.jpg)

finde ich 5 Schafe, ist das richtig? :wink:

Zu Edinburg: Vor vielen Jahren war ich in Edinburg, aber mir hat es gut gefallen.
Einige Male war ich auch in London und konnte seinerzeit gar nicht genug davon bekommen.


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 19.04.2011, 17:55 Uhr
Ich sag' ja, ich kenne niemanden außer mich selbst, dem London & Co. nicht gefällt. :lol:


Beim Schafsuchbild finde ich 5 Schafe, ist das richtig? :wink:

Habe gerade mal die Teleobjektivaufnahmen angeschaut; ich glaube, es sind 7 oder 8...

4 oder 5 oben ungefähr in der Mitte bzw. leicht links (bei dem großen weißen Schaf bin ich nicht sicher, ob noch ein kleines davor steht)...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_762.jpg)

... und 3 rechts unten.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_765.jpg)
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 19.04.2011, 17:55 Uhr
23. Tag, 11.08.2010
Tag auf See


Heute verbringen wir den letzten Tag an Bord. Ich hatte schon befürchtet, dass es die Nordsee ebenso wie der Atlantik wellenmäßig nicht gut mit uns meinen könnte, aber die Wellen und das Schaukeln des Schiffs halten sich im Rahmen, auch wenn es wie meistens auf See recht windig ist. Ansonsten haben wir mal wieder Glück mit dem Wetter und die Sonne scheint die meiste Zeit.

Leider lassen sich zum Abschied keine Wale oder Delfine mehr blicken, aber dafür begegnet uns das ein oder andere Schiff, darunter auch ein schöner Großsegler, dessen Namen wir auf die Entfernung aber nicht erkennen können.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1695.jpg)

Aus Mangel an anderen Fotoobjekten knipse ich ein paar Aufnahmen vom Schiff selbst. Am Heck stehen die leeren Gestelle für die Zodiacs, aus denen die Besatzung die Luft schon wieder herausgelassen und sie zusammengefaltet hat. Bei den nächsten Fahrten der Alexander-von-Humboldt werden die Schlauchboote offenbar nicht benötigt, da es in zivilisiertere Gegenden geht, die über Anlegestellen verfügen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1717.jpg)

Diverse zusammengefaltete Rettungsinseln stehen in weißen Plastikboxen herum...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1713.jpg)

... und Rettungsringe hängen an Deck, die wir ebenso glücklicherweise nicht benötigt haben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1728.jpg)

Wir genießen den letzten Tag mit Ausspannen und vor allem schlafen, weil ich nach wie vor - wie schon auf der ganzen Reise - von der Seeluft fast dauermüde bin :lol:. Abends geht es zum Kapitäns-Abschieds-Dinner, was eigentlich sinnlos ist, da unser Kapitän schon in Edinburgh von Bord gegangen ist, um wieder auf sein eigentliches "Stammschiff" zu wechseln und wir für die restliche Strecke einen neuen Kapitän an Bord genommen haben. Nach dem wieder sehr guten Essen hauen wir uns ein letztes Mal in die Koje.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: nordlicht am 19.04.2011, 18:48 Uhr
Leider lassen sich zum Abschied keine Wale oder Delfine mehr blicken, aber dafür begegnet uns das ein oder andere Schiff, darunter auch ein schöner Großsegler, dessen Namen wir auf die Entfernung aber nicht erkennen können.
Wenn mich nicht alles taeuscht, ist das die norwegische "Soerlandet (http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%B8rlandet_%28Schiff%29)". Die zwei Streifen am Vorsteven sind recht charakteristisch.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 19.04.2011, 23:18 Uhr
Habe gerade mal die Teleobjektivaufnahmen angeschaut; ich glaube, es sind 7 oder 8...

4 oder 5 oben ungefähr in der Mitte bzw. leicht links (bei dem großen weißen Schaf bin ich nicht sicher, ob noch ein kleines davor steht)...
... und 3 rechts unten.

Rechts unten habe ich 3 gezählt, aber oberhalb nur 2, ich hatte aber auch keine Tele :wink:

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 22.04.2011, 11:12 Uhr
@Nordlicht
Danke, jetzt weiß ich endlich was das für ein Schiff war. :)

@Angie
Ich glaube ohne Teleobjektiv hätte ich das schwarzen Schaf rechts unten als Felsen gesehen. :lol:
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 22.04.2011, 11:16 Uhr
24. Tag, 12.08.2010
Bremerhaven


Früh morgens laufen wir nach einer wellenmäßig ruhigen Nacht in Bremerhaven ein. Im Hafen liegt bereits die MS Amadea, ebenfalls aus der Phoenix-Flotte. Mit Hilfe des Lotsenbootes legen wir direkt gegenüber der Amadea am Columbuskaje an.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1770.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1784.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1774.jpg)

Kurze Zeit später nähert sich auch die MS Albatros, das letzte der insgesamt drei Schiffe der Phoenix-Flotte, die alle zufällig genau am gleichen Tag in Bremerhaven ankommen. Sowohl die Amadea als auch die Albatros sind allerdings ein ganzes Stück größer als die Alexander-von-Humboldt. Die Amadea hat über 600 und die Albatros 1100 Passagiere. Beide waren ebenfalls in Norwegen und Spitzbergen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1795.jpg)

Nachdem wir angelegt haben, beginnt die Besatzung die Koffer von allen Passagieren mit einem Kran von Bord zu hieven. Am Abend zuvor hat jeder Kofferanhänger bekommen, auf denen stand, wie man abreist und wohin. Entsprechend der Anhänger sind die Koffer nun auf dem Pooldeck zu verschiedenen Haufen sortiert. Die Prozedur dauert ewig und ich frage mich, ob es nicht schneller gehen würde, wenn einfach jeder seinen Koffer selbst von Bord trägt. 8)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1809.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1808.jpg)

Nach einer Weile können dann auch die ersten Passagiere von Bord gehen. Wir haben den Rücktransport wieder über den Veranstalter gebucht und finden uns so im Doppeldeckerbus nach Frankfurt ein. Es dauert lange bis alle im Bus eintrudeln und so setzen wir uns erst am späten Vormittag Richtung Frankfurt in Bewegung. Wir passieren das Atlantic Hotel Sail City, das offensichtlich dem Burj al Arab in Dubai nachempfunden wurde, aber mir wesentlich kleiner und nicht ganz so elegant erscheint.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_1810.jpg)

Nach einer langweiligen, mehrstündigen Fahrt glücklicherweise ohne größere Staus kommen wir wieder am Flughafen Frankfurt an. Bis wir schlussendlich daheim sind, ist es schon Abend. Wir sind also nach 24 Tagen und 5.615 Seemeilen (10.399 km) wieder heil angekommen, aber wie immer ging die Reise viel zu schnell rum...


Es folgt in Kürze noch ein Fazit mit ein paar Bildern vom Schiff.

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 23.04.2011, 01:09 Uhr
@Angie
Ich glaube ohne Teleobjektiv hätte ich das schwarzen Schaf rechts unten als Felsen gesehen. :lol:

So ist es mir gegangen, ich dachte, es wäre ein Felsen :lol:

Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 23.04.2011, 01:17 Uhr

Hallo Rattus,


beim Anblick der unzähligen Koffer auf einem Haufen fragte ich mich schon, ob man jemals seinen eigenen Koffer wieder sieht :lol: Offenbar war das aber der Fall, denn du berichtest nichts Gegenteiliges.

Schade, dass die Reise und somit dein Bericht zu Ende ist. Ich hätte es noch ein ganzes Stück länger ausgehalten.

Auch wenn du noch ein Fazit schreibst, möchte ich mich jetzt schon für deinen hervorragend geschriebenen Reisebericht bedanken :D Zwar musste ich unterdessen mal aussteigen, aber ich habe alles wieder aufgeholt und jeder einzelne Tag war es wert :daumen:

Deine eingestreuten Erklärungen und Informationen waren sehr lehrreich und deiner Bilder haben mich fasziniert :D Einfach nur toll!

Nochmal herzlichen Dank für deine Mühe und ich hoffe, bis demnächst mal :wink:


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 24.04.2011, 11:42 Uhr
Danke, Angie, freut mich, dass der Bericht Dir gefallen hat :)

...beim Anblick der unzähligen Koffer auf einem Haufen fragte ich mich schon, ob man jemals seinen eigenen Koffer wieder sieht :lol: Offenbar war das aber der Fall, denn du berichtest nichts Gegenteiliges.

Die standen fein säuberlich aufgereiht vor unserem Bus. Was die Organisation angeht, konnte man auf der ganzen Reise wirklich nicht meckern.

Zitat
Nochmal herzlichen Dank für deine Mühe und ich hoffe, bis demnächst mal :wink:

Ja, wer weiß... die nächste Reise steht ja schon an :lol:.
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Rattus am 24.04.2011, 11:54 Uhr
Fazit

Wie ich überhaupt darauf kam, nach Grönland in den Urlaub zu fahren ist wohl etwas ungewöhnlich: Bei einem Flug nach LA flogen wir über Grönland und ich war komplett angetan von den Ausblicken auf dieses Land, kam allerdings noch nicht auf die Idee dorthin zu fahren. Ein paar Wochen später landete zufällig ein Phoenix-Katalog im Briefkasten mit dieser Route und ich dachte mir "Warum eigentlich dieses Land nicht mal vom Boden aus ansehen?"... Nach Norwegen und Island wollte ich sowieso mal und Spitzbergen fand ich mit jedem Bild, das ich davon sah, interessanter.

Im Nachhinein war es genau die richtige Wahl, diese Reise mit diesen Zielen gemacht zu haben. Einziger Wehmutstropfen ist, dass wir keine Eisbären gesehen haben. Wenn ich noch mal vor der Buchung stehen würde, wäre lediglich die Überlegung, vielleicht ein Schiff zu nehmen, das eine höhere Eisklasse hat, da ich es nach wie vor sehr schade finde, dass wir die eine Anlandung in Grönland ausfallen lassen mussten wegen dem Packeis. Mit einem Eisbrecher hätte man sicherlich auch in Spitzbergen näher an die Packeisgrenze fahren können und hätte dort ziemlich sicher Eisbären gesehen. Allerdings ist das natürlich auch eine Preisfrage, denn Eisbrecher haben viel weniger Passagiere und da ist man preislich ganz schnell im fünfstelligen Bereich. Ich weiß nicht, ob es mir das dann wirklich wert wäre.

Was man bedenken sollte bei einer Reise in diese Gegenden ist, dass dort das Wetter sehr unbeständig ist. Wir hatten sehr großes Glück, was das Wetter angeht; in Norwegen und Grönland nur Sonne; in Spitzbergen zwar oft Wolken, aber nie so stark, dass die Sicht wesentlich behindert gewesen wäre, in Island einen Tag Sonne und sonst eher Wolken und Regen; alles in allem hätte es kaum besser sein können. Wir hätten locker drei Wochen lang Nebel mit ganz wenig Sicht und permanent Regen/Schnee haben können. Ob mein Fazit dann auch so positiv ausgefallen wäre, weiß ich nicht.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass Kreuzfahrten für mich eine gute Reisevariante sind, solange die See nicht übertrieben rau ist. Es ist mal angenehm, wenn man sich im Gegensatz zu Individualreisen um nichts kümmern braucht, sich nicht überlegen muss, wo man morgen die Nacht verbringt, ob man vielleicht eine Panne hat etc.. Ein Nachteil ist allerdings, dass man die Route nicht mitbestimmen kann und die Aufenthalte in den einzelnen Häfen meistens auf wenige Stunden beschränkt sind. Ich persönlich würde daher in "zivilisierten" Ländern selbstgeplante Reisen mit Camper oder Mietwagen vorziehen. In Ländern wie z.B. Grönland, wo dies aufgrund der Infrastruktur oder der Sicherheitslage sowieso kaum möglich ist, ist für mich die Kreuzfahrt eine gute Alternative. Man hat die Möglichkeit in kurzer Zeit viele weit auseinanderliegende Punkte zu sehen, da man auch nachts fährt.

Zusammenfassend war das mit Abstand größte Highlight der Reise die Fahrt durch den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord. Alleine aufgrund dieses einen Tages würde ich jedem, der sich für (ant)arktische Landschaften interessiert, eine solche Reise empfehlen. Die Eisberge sind gigantisch und nicht mit Bildern oder Worten zu beschreiben.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder vom Schiff:

Der Fitnessraum...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4620.jpg)

... eins der Restaurants von außen, bei gutem Wetter konnte man draußen essen...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4618.jpg)

... und das Oberdeck bei Nebel...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3770.jpg)

... MS Alexander-von-Humboldt in Skjolden / Norwegen...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5041.jpg)

... in Tromsø / Norwegen...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_4740.jpg)

... in Svartisen / Norwegen...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_5255.jpg)

... in Longyearbyen / Spitzbergen, wie man sieht hat die Alexander-von-Humboldt etwas Überlänge am Anleger... :lol:
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2219.jpg)

... in der Skansbukta / Spitzbergen...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_2248.jpg)

... in der Magdalenenbucht / Spitzbergen...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_6667.jpg)

... in Ittoqqortoormiit / Grönland...
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15798/Bild_3648.jpg)

Ich hoffe, dass Euch der Bericht gefallen hat, ich zumindest hatte Spass daran, die Reise hier noch mal zu erleben. :)

Gruß
Rattus
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: stephan65 am 24.04.2011, 12:21 Uhr
Doch, sehr interessant, vielen Dank!
Wie ich schon erwähnte, steckt mir ein Hurtigruten-Törn nach Grönland oder Spitzbergen in der Nase. Da gibt es aber immer nur wenige Termine, man muss sich oft im Vorjahr entscheiden, was bei der Urlaubsplanung in der Fa. meiner Frau einem Lottospiel gleicht.  :|
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Angie am 24.04.2011, 13:32 Uhr
Danke, Angie, freut mich, dass der Bericht Dir gefallen hat :)

Ja, er hat mir sehr gut gefallen, auch das Fazit, das ich gerade gelesen habe.
Ihr hattet wirklich sehr viel Glück mit dem Wetter, aber während der Reise darf man vermutlich nicht viel daran denken, was wäre, wenn es die ganze Zeit schüttet oder schneit. Das Risiko ist sicherlich nicht unerheblich und der Reisespaß wäre dann ziemlich dahin.

Ja, wer weiß... die nächste Reise steht ja schon an :lol:.

Ich weiß :wink: Deswegen der winzig kleine Zaunpfahl :wink:


Danke nochmals und einen schönen restlichen Ostersonntag!


LG, Angie
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: usa2008 am 24.04.2011, 15:05 Uhr


Von mir auch nochmal vielen Dank für den interessanten Reisebericht und
die tollen Fotos.
Bestimmt eine lohnenswerte Route, wenn das Wetter stimmt und man
nicht seekrank wird. Aber ich glaube nicht, dass ich dieses
Risiko eingehen würde oder vielleicht doch  :zuck:
Ich lass das mal auf mich zukommen.

Gaby
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: RedZed am 25.04.2011, 09:41 Uhr
Auch von mir herzlichen Dank fürs Mitnehmen auf diese tolle Reise. Die Fotos von den Gletschern und den Eisbergen sind fantastisch und es war definitiv mal ein etwas anderer Reisebericht hier!
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: NähkreisSteffi am 25.04.2011, 10:25 Uhr
Vielen Dank für den Bericht und die vielen tollen Bilder.

So kommt man auch in Gegenden, die man noch nie gesehen hat.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: Katja am 25.04.2011, 10:47 Uhr
Ich muss zugegeben, dass ich aus Zeitgründen meist nur die Bilder angeschaut habe, aber was man dort zu sehen bekam, war schon faszinierend! Es ist mir gleich aufgefallen, wieviel unwahrscheinliches Glück ihr offenbar mit dem Wetter hattet! So macht eine solche Reise natürlich Spaß!
Wobei ich eher nicht glaube, dass eine Kreuzfahrt etwas für uns wäre: zu viele Menschen und zu wenig Flexibilität.
Aber individuell kommt man wohl nicht ohne weiteres in diese Gegenden...
Übrigens dachte ich immer, die Alexander von Humboldt wäre der Dreimaster mit den grünen Segeln... Damit würde ich gerne mal fahren!
Vielen Dank vor allem für die tollen Bilder! Diese Gegenden werde ich wohl nie selbst zu Gesicht bekommen.
Katja
Titel: Re: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010
Beitrag von: SusanW am 02.05.2011, 14:42 Uhr
Hallo,

habe jetzt meinen Osterferien bedingten Rückstand aufgeholt  und so auch von mir noch ein herzliches
 :dankeschoen:

für diesen interessanten und informativen Reisebericht über eine ungewöhnliche Gegend