09.03.2016 - Am heiligen See in Pushkar Die heutige Etappe nach Pushkar war eine der kürzeren Fahrten. 150 Kilometer. Abfahrt um 9 Uhr bedeutet wir sind am Mittag ca. da. Erst mal Checkout im Wall Street Hotel. Alles easy. Inder im Hotel haben offenbar alle ein fotografisches Personengedächtnis. Ich bin nur aus dem Fahrstuhl heraus, da haben die schon die richtigen Unterlagen hingelegt. Die wussten da alle genau wer ich war und in welchem Zimmer ich wohnte. Gestern hatte ich den Schlüssel an der Rezeption abgegeben. Am Abend musste ich nicht einmal die Zimmernummer sagen. Ich bin zur Rezeption gekommen und da wurde mir schon der richtige Schlüssel entgegengereicht.
Checkout war easy. Alles richtig. Anil wartete schon. Natürlich fragte er wie es mir ginge. Da konnte ich glücklicherweise Entwarnung geben. Noch nicht wieder bei 100% aber auf gutem Wege. Die letzte Nacht hatte richtig gut getan. Nur Husten blieb mir erhalten. Und das sollte er auch noch für die nächsten drei Wochen.
Den Weg nach Pushkar sind wir eigentlich in einem Rutsch durch. Es ging meist über vernünftige Mautstraßen recht zügig (wenn man das von 80 Km/h sagen kann) voran. Anil meinte schon bei Abfahrt das das Hotel nicht mit dem Auto zu erreichen sei. Als wir nahe Pushkar waren hat er daher beim Hotel angerufen und es wurde ein Treffpunkt ausgemacht, wo ich dann abgeholt werden sollte.
Das hat auch geklappt. Als wir ca. 1 Minute am vereinbarten Ort gewartet hatten kam jemand vom Hotel mit dem Moped vorbei und hat mich aufgegabelt. Ich hatte für die eine Nacht alles Nötige in meinen kleineren Handgepäcktrolly gepackt. Der wurde vorne zwischen die Beine genommen und ich hinten drauf auf den Sitz und schon ging die wilde Fahrt durch die Gassen los. Huiiiiii.
Das Hotel konnte man wirklich nur per Moped erreichen, soviel stand mal fest. Wahlweise Fahrrad oder zu Fuß wäre auch gegangen.
Beim Checkin gabs erst mal die nette Info das mein gebuchtes „Deluxe Doppelzimmer“ nicht verfügbar wäre. Ich habe den Mann nicht ganz genau verstanden, aber irgendwas hat er gefaselt von jemand sei krank und würde das Zimmer länger benötigen. Hmmmmmm. Das stattdessen angebotene „Standardzimmer“ sollte ich aber dafür für 650 R die Nacht kriegen. Das wäre bei wohlwollender Umrechnung 8 Euro. Das Zimmer war jetzt nicht das größte, hatte aber ein großes Doppelbett und das Bad war auch begehbar. Also alles in Allem für 8 Euro vollkommen OK. Leider gabs keine Klimaanlage sondern nur einen Propeller unter der Decke.
Ich habe ja gesagt und kriegte gleich noch das Passwort für das WLAN mitgeteilt.
Für den Rest des Mittag/Nachmittag war jetzt Ortserkundung angesagt. Pushkar liegt an einem (heiligen) See und entlang der Haupt-Marktstraße gibt es diverse Tempel. Mal kucken was ich so finde.
Von der Lage her war das Hotel Everest perfekt. Man musste eigentlich nur der Gasse am Hotel nach unten folgen. An vielen Lädchen und Geschäftchen wo viel gebrutzelt und frittiert wurde vorbei. Und schon stand man direkt vor dem Hauptteil des Sees, dem Brahma Ghat. Sehr praktisch.
Auf der Treppe saßen ein paar gewandete Herren mit langen Bärten, die mich, als ich interessiert in deren Richtung schaute, mit vielen Gesten zum Näherkommen aufforderten. Hier wollte ausnahmsweise mal keiner Geld von mir. Es gab nur einen kleinen Hinweis darauf das ich die Schuhe ausziehen solle an Fuß der Treppe und „no pictures of bathing people“.
Ich bin also am Wasser noch ein wenig rumgegangen und habe die Leute beobachtet bei ihren vielfältigen Aktivitäten am und im Wasser, beim Wäsche waschen oder beim Diskutieren im Schatten auf den Treppen. Hin und wieder kam mal ne Kuh vorbei. Das erste Mal das ich gesehen habe wie Kühe Treppen hochsteigen. Sieht ein wenig unbeholfen aus, geht aber gut.
Leider konnte ich nicht bis ganz an Wasser ran, weil das alles in der prallen Sonne lag und ich mir sofort, als ich auch nur einen Fleck Treppe berührt habe der nicht im Schatten lag, Brandblasen an den Mauken zugezogen habe. Ich habe mich ja doch wirklich gewundert, wie die ganzen Inder da munter auf den heißen Steinen rummarschiert sind. Denen hats nicht wirklich etwas ausgemacht.
Als ich genug gesehen hatte bin ich draußen die Marktstraße hoch in Richtung des Brahma Tempels gegangen. Rund um den Fuß der Treppe war ein dicker Betrieb. Am Rand hatten ein paar Typen ihre Stände aufgebaut und die nahmen die Schuhe entgegen die man natürlich ausziehen musste. Daneben stand eine Art in die Jahre gekommener Schrank mit abschließbaren Fächern. Da musste ich meinen Fotoapparat einschließen.
Als ich die Treppe betrat, bekam ich dann von jemanden Blumen in die Hand gedrückt. Für den Tempel. Aha. Und sofort war jemand da, der mir unbedingt alles erklären und zeigen musste. Natürlich nicht für Geld, neiiiiin, er arbeitet für den Tempel und macht das freiwillig. Das er später ne „freiwillige“ Spende will hat er natürlich verschwiegen.
Mein neuer Freund hat mich nun durch den Tempel geführt und mir ein paar Dinge erklärt. Was die einzelnen „Heiligtümer“ bedeuten, wie ich nun welche Blume mit welcher Farbe hinlegen muss und wo ich die Glocke läuten darf. Ich muss schon sagen, das ist definitiv nicht mit einer unserer Kirchen bzw. Kirchenritualen vergleichbar. Andere Länder, andere Sitten.
Ich hatte mir ja schon gedacht das der Typ am Ende die Hand aufhält und Geld will. Als er aber plötzlich meinte, dass er die nun fällige Spende gerne in Euro oder auch Dollar hätte und er da recht fette Beträge in den Mund nahm, habe ich doch erst mal doof geschaut. Ich habe ihm gesagt das er sich seine Euro oder Dollar in den Wind schreiben kann und er von mir jetzt 50 Rupies und etwas Kleinkram bekommt. Uiuiuiiii. Da habe ich aber was losgetreten. Der junge Herr hätte mich wohl am liebsten gelyncht. Er hat noch die ganze Treppe runter hinter mir hergezetert. Unten stand dann plötzlich jemand der jetzt seinen Obulus für die Blumen kassieren wollte, die er mir eben ungefragt in die Hand gedrückt hat. Grrrr. OK. Letztendlich hätte ich mir das denken können. Auch Blumen drückt einem beim Tempel keiner aus Nächstenliebe in die Hand. Als dann aber noch der Schuhmann eine Schuh-Aufbewahrungsgebühr haben wollte und der Typ mit seinen Schließfächern eine Schließfach-Benutzungsgebühr, da ist mir ja doch fast der Kragen geplatzt. Ich konnte nur schwer ruhig bleiben. Die Schuhe musste ich ausziehen und es gab keine andere Möglichkeit die Schuhe zu deponieren. Den Fotoapparat musste ich abgeben und musste ihn da einschließen. Und für solche Zwangs-Sachen muss ich dann noch zahlen. Grrrrrrrrrrrrrr
OK. Nicht Aufregen, du bist im Urlaub. Und beim nächsten Tempel bist du schlauer. Jeder muss einmal reinfallen und daraus lernen.
Also bin ich wieder die Marktstraße runter und habe mir die Lädchen angeschaut. Und bei dem ganzen Terz habe ich ganz vergessen vom Tempel noch Fotos zu machen.
Irgendwie war da auf der "Main-Market-Road" recht viel Touristen-Zeugs bei. Viele Stände die irgendwelchen Lederkram im Angebot hatten. Wenn man sich mal die Leute ein wenig genauer angeschaut hat (ich habe mich noch wo hingesetzt und was getrunken, hieß irgendwas mit Monkey Cafe), dann konnte man schon den Eindruck bekommen, das hier die letzte Ruhestätte für alle Althippies, Aussteiger und Möchtegerngurus des Westens wäre. Viele ergraute und verlebte Gestalten in Kaftanen und wallenden Tüchern mit Zauselbärten stapften da rum. Und das waren keine Inder. Alternativ zum Zauselbart wären auch noch Rastas im Angebot gewesen.
Auf dem weiteren Weg bin ich noch bei einem Sri Raghunatha Swami Tempel vorbeigekommen. Da wurde aber offensichtlich gebaut. Das war mehr Baustelle als Tempel. Weiter vorbei am Gautam Ashram gings zum Sri Vaikunthanatha Swamy Tempel. Der sah mal ziemlich gut aus mit dem fast spitz zulaufenden „Dach“ und den ganzen Verzierungen. Als ich rein wollte, wurde plötzlich ein träge rumsitzender Wachmann munter. Er stoppte mich und zeigte nur mit ernstem Gesicht auf ein Schild auf dem „No Foreigners“ stand. Schade. Ausländer müssen leider draußen bleiben. Also die Sri Swamy Leute wollen keine Fremden im Tempel. OK. Zumindest durfte ich aber den Tempel von außen nach Belieben fotografieren.
Hey. Und einen Geldautomaten habe ich noch gefunden. Endlich Bargeldversorgung. Lustigerweise ist es in Indien scheinbar so, dass wenn man eine Bank gefunden hat, der Geldautomat garantiert niemals im Schalterraum zu finden ist, sondern irgendwo nebenan in einem kleinen unscheinbaren Kabuff, wo auch garantiert kein Schild von einer Bank mehr dransteht. Als ich das mal herausgefunden hatte, habe ich plötzlich überall Geldautomaten gefunden. Gewusst wie.
Nach der kleinen Tempeltour bin ich nun so langsam wieder Richtung Hotel gepilgert. Ich glaube es war jetzt so ca. 4 Uhr und im Lonely Planet stand auch nix mehr drin, was jetzt ein Must-See in Pushkar gewesen wäre. Daher bin ich zum Hotel und habe mich ein wenig hingelegt.
Am Abend gings dann aufs Dach zum Essen. Restaurant war vegetarisch. Es gab aber auch Nudeln mit diversen Soßen. War ganz OK. Aber jetzt auch nicht der Superhit. Also für Abends gibt’s im Ort denke ich schon bessere Alternativen.
Fazit Pushkar : Hmmm. So ganz hat mich Pushkar nicht wirklich überzeugt. Man könnte auch sagen, dass es mir nicht gefallen hat. Das ganze Ambiente war jetzt nicht so dolle. Auf der „Main-Market-Road“ musste man dauernd aufpassen, dass man in der Menge aus Einheimischen und gestrandeten Hippies nicht von Mopeds totgefahren wurde, die todesmutig durch die Menge gepflügt sind. In Zwei von Drei Tempel durfte ich nicht rein. Und Leuten im Wasser zuzusehen ist auch nur für eine begrenzte Zeit interessant. Zur Zeit der Kamelmesse ist die Stadt wohl komplett anders und eine große Kirmes. Ich möchte nicht ausschließen das es mir zu dieser Zeit gefallen würde. Jetzt und hier aber eher nicht.
Fazit Unterkunft : Das „Hotel Everest“ war ja jetzt in Indien die erste „Budget-Unterkunft“. Auch wenn mein gebuchtes „Deluxe“ Zimmer verfügbar gewesen wäre, es hätte glaube ich 11 Euro gekostet, wäre es wohl genauso „Standard“ gewesen. Ich glaube der Unterschied zwischen „Deluxe“ und „Standard“ war die Klimaanlage. Ich denke bei richtig Hitze ist die sinnvoll. Jetzt bei beginnendem Sommer hat der Propeller aber ausgereicht. Alles in Allem sehr Basic. War aber alles vorhanden. Und es war sauber. Die Beschreibung und die Bilder bei booking.com waren vollkommen ehrlich.
Das Essen im „Rooftop-Restaurant“ war zumindest am Abend nich so dolle. Das Frühstück war aber gut.
Auch wenn ich nicht alle Bewertungen bei Booking nachvollziehen kann (sowohl positiv wie negativ) war es für eine Nacht vollkommen OK. Ein Reinfall wars definitiv nicht. Tendentiell, wenn ich nochmal nach Pushkar komme (was ich bezweifle), würde ich mir aber ein anderes Hotel suchen.