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Länder und Reiseziele abseits von USA und Kanada => Bunte Reisewelt => Reiseberichte abseits von USA und Kanada => Thema gestartet von: Inspired am 02.11.2013, 21:51 Uhr

Titel: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 02.11.2013, 21:51 Uhr
Madam, your car is ready for you now!

Kommt noch jemand mit?

Aber Achtung, ab und zu kann es schon mal chaotisch werden im indischen Verkehr!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Kauschthaus am 03.11.2013, 00:30 Uhr
Hallo Birgit,

kaum zurück, geht der Bericht los? Wahnsinn, da bin ich sofort dabei.

Liebe Grüße, Petra
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: ziony am 03.11.2013, 01:27 Uhr
Nach Indien komme ich nie, deshalb fahre ich mit dir.  :D
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: usa2008 am 03.11.2013, 08:11 Uhr
Guten Morgen,

ich würd´ so gern mal das Taj Mahal sehen, aber Indien trau ich mir nicht zu,
also fahr ich lieber bei dir mit.

Gaby


Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: motorradsilke am 03.11.2013, 10:41 Uhr
Klar bin ich auch mit dabei. Mal sehen, wie und ob sich deine Eindrücke mit unseren decken.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 11:29 Uhr
Ja, ich habe auch lange gedacht, dass ich niemals nach Indien fahren würde, dass ich mich das niemals trauen würde. Und gestern bei Ankunft im grauen diesigen kühlen Deutschland wünschte ich, ich wäre niemals zurück gekommen.

Silke, das war ja nun eine ziemliche Standard-Einsteigertour, aber irgendwie ist das Gefühl einfach total klasse, ein Land für sich zu erobern, auch wenn es vor dir schon Millionen Anderer getan haben.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 11:40 Uhr
Die lange Zeit der Vorbereitung

Ein wenig orientierungslos laufe ich durch die Reiseführerabteilung des Hugendubel und überlege, was es abends zu essen geben könnte. Kochen? Nee, zu müde. Also was bestellen. Aber was? Oder gehst du doch noch schnell ein paar Zutaten für Spaghetti Aglio Olio besorgen? Ach Quatsch, bestell mal lieber was vom Inder. Vom Inder! Ja, das indische Essen gehört zu meinen besten Erinnerungen aus Malaysia und Singapur...

Also zu den Reiseführern wollte ich ja eigentlich. Im Forum scheint Namibia als Reiseziel derzeit beliebt zu sein, also blättere ich mal in dem einen oder anderen Reiseführer. Oder vielleicht doch lieber Südafrika? Mal sehen, wie es so dort geworden ist seit der Zeit ums Abi, als mein Onkel mit Familie dort ein paar Jahre lebte und wir ihn mit der ganzen Familie zwei Mal besuchten.

Zu Hause finde ich eine Mail von meiner längst verschollen geglaubten und erst kürzlich wieder gefundenen Schulfreundin Hiroko, die ist in Südafrika geboren ist und die auch in den letzten Jahren mal wieder dort war. Mein Meat Masala vom Lieferservice ist inzwischen da. Ihre Antwort auf meine Frage, wie es denn in Südafrika derzeit so sei: "Südafrika, na ja, die Nationalparks sind schon spannend, aber vielleicht überlegst du dir ja auch, vielleicht lieber nach Namibia zu fliegen? Oder ein ganz anderer Vorschlag, wie wäre es denn mit Indien?"

Und weil Liebe durch den Magen geht, verbringe ich die letzten Happen meines Meat Masala mit dem Checken der Flugmöglichkeiten und -Preise nach Mumbai und Delhi. Hm, Indien. Little India in Georgetown, das indische Viertel in Singapur, die Hindutempel in Kuala Lumpur und Singapur hatten mich damals schon fasziniert. Aber Indien? Ausgerechnet Indien, wo einem die Bettler auf die Motorhaube springen und man sich mit absoluter Sicherheit solche Magen-Darm-Probleme holt, dass man ins Krankenhaus muss?

Und beim nächsten Besuch im Hugendubel landet der seeeeeehr dicke Lonely Planet Indien in meinem Rucksack.

Und die Flugpreise? Hm, recht günstig, also dann, wenn es in Deutschland schlechter wird mit dem Wetter, irgendwann ab Mitte Oktober, ist die Regenzeit in Indien schon vorbei, so hoffe ich.

Und kurz vor Weihnachten ist es gebucht, das Ticket, ein wenig panisch, denn der Preis ist von Frankfurt aus plötzlich einen riesigen Sprung nach oben gehüpft, nur von Leipzig aus ist es noch günstiger. Aber warum nicht mal von Leipzig aus fliegen?

Indien polarisiert. Das konnte man überall nachlesen. Und das tat Indien schon, bevor ich überhaupt nur einen Fuß auf den Boden des Landes gesetzt hatte. Wellenartig und mit viel Ambivalenz geht es mit der Vorbereitung weiter.

Ein Fahrer ist schnell gefunden. Ashok Taxi Tours. Wirkt sympathisch, zuverlässig, fix, eine tolle und informative Website, DEN nehme ich.

http://www.i-love-my-india.co.in/tours.html

OK, und nun? In einem (Indien)Reiseforum fühlte ich mich nicht so ganz verstanden mit meinem Reisestil und meinen Vorstellungen, aber es musste doch irgendwann mal was werden. Ein ewiges Auf und Ab. Irgendwie war doch schon alles Wesentliche erledigt, aber müsste man sich auf dieses Land nicht besser vorbereiten? Oder sind es vielleicht gerade die perfekt Vorbereiteten, die auf die Nase fallen, weil dann doch wieder alles anders kommt?

Aber wenigstens die beiden geplanten Inlandsflüge und die Hotels an den unverrückbaren Stationen kannste noch buchen.

Nach einem ziemlichen Ausheulthread und sehr lieben und hilfreichen Antworten in einem anderen Forum bin ich einen Schritt weiter und werde zudem von Martin aufgegabelt. Er und seine Frau Steffi sind diejenigen, die vor einigen Jahren nach ihrer eigenen Reise die Website des Fahrers Ashok zusammenbastelten und ihn mit riesigem Engagement von Deutschland aus noch heute unterstützen. Na, so ein Glück. Infos aus erster Hand, wenn das mit Indien mit so vielen Zufällen beginnt, dann kann es ja nur gut werden.

Und die lange Zeit der Vorbereitung läuft:

(https://lh5.googleusercontent.com/-3GUF6lZWZU8/UlHXwhLFv-I/AAAAAAAAMuo/XKgaXt3WHT8/s800/Indien%2520vorbereiten.jpg)

Tja, da ist nun alles in Ordnung und ich habe mich mit allerlei Fragen zu befassen: Braucht man für Indien spezielle Impfungen? (Entschieden habe ich mich gegen alles, was ich nicht sowieso schon habe.) Muss ich spezielle Medikamente mitnehmen? (Entschieden habe ich mich für Kopfschmerztabletten, Imodium, einiges für den Magen und einen Zettel, auf dem der Wirkstoff eines Antibiotikums steht, das ich mir im Zweifel auch ohne Rezept vor Ort kaufen kann, wie meine Recherchen zumindest vermuten lassen.)

Auf Hirokos Rat zum Sammeln von Schooooooolpens für indische Kinder wird befolgt, außerdem kaufe ich noch andere Kleinigkeiten als Mitbringsel.

Welche Hygienevorsichtsmaßnahmen sind wichtig? Also jede Menge Lotions, Tücher und Sprays zum Desinfizieren einkaufen und mir einen Steripen wünschen um Wasser keimfrei zu machen.

Wie geht das mit dem Visum? (Das habe ich etwa zwei Monate vor Abreise beantragt, die Bearbeitung ging nach gewissenhaftem Ausfüllen eines ellenlangen Fragebogens in drei Tagen inklusive Postweg.)

Kann man einfach eine SIM-Karte kaufen, und wenn ja, wie und wo und welche? (Gekauft habe ich letztlich keine, würde es aber nächstes Mal tun). Kann man in Indien rennen gehen? (Die Laufsachen werden zur Vorsicht mal eingepackt) Welche Kleidung gebietet der Anstand? (Pah, ich war schließlich schon öfter in Asien und bin nie durch unsittliche Kleidung aufgefallen, also wie immer leichte Hosen, T-Shirts und zur Vorsicht eine dünne Bluse zum Drüberziehen ins Gepäck, falls ich mich sonst zu nackt fühle).

Und nun ist es eine Woche vor dem Abflug. Das Unvermeidliche ist doch wieder passiert. Ich sitze mit Kratzen im Hals und etwas fiebrigem Gefühl unter der Decke auf der Couch neben dem bereits aufgehäuften Berg Klamotten und Utensilien, der irgendwie verpackt und mitgenommen werden muss und hoffe, dass es mich nicht noch ganz umhaut.

Und auch das Andere ist doch wieder passiert: Ich buche noch mal eben viel, viel mehr an Hotels vor als ich ursprünglich vorhatte, aber ein paar Tage lasse ich offen. Ich kann wirklich nicht einschätzen, ob meine Zeitplanung so OK ist, ob ich vielleicht viel mehr Zeit irgendwo brauche oder ob mich ungewohnte Bakterien zu einer ungeplant engen Beziehung zu einem Hotelbad verleiten werden.

Sonntag Kratzen im Hals und Husten. Montag: Husten. Dienstag: Halsweh. Mittwoch: Schnupfen. Donnerstag: Noch mehr Schnupfen. Freitag: Husten und Schnupfen. Samstag: Abflug, geht schon besser. Na bitte, das passt doch!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: usa2008 am 03.11.2013, 12:23 Uhr
Zitat
Das Unvermeidliche ist doch wieder passiert. Ich sitze mit Kratzen im Hals und etwas fiebrigem Gefühl unter der Decke auf der Couch

Das ist mir dieses Jahr vor der 6. USA-Tour ausnahmsweise nicht passiert. Ich hab´ mir jetzt eingeredet,
dass ich die USA mittlerweile soweit kenne, dass meine Ängste und Aufregungen nicht mehr zur Schwächung
meiner Immunabwehr führen  :zuck:
Daraus musste ich dann leider  :wink: den Schluss ziehen, dass ich nur noch Urlaub in Amerika machen sollte.

Gaby
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 16:49 Uhr
Ach Gaby, was bei mir wohl eher zur Schwächung führt, ist, dass es vor dem Urlaub immer so viel Stress gibt, weil ich alles dann auf Termin fertig haben muss und die Zeit zum Ende hin leider immer knapp wird.

Freitag, 11.10.2013:

Den ganzen Tag regnet es wie aus Eimern. Und kalt ist es auch. Dass ich nicht den goldenen Oktober verlassen muss, sondern Deutschland bei Herbstwetter der übelsten Sorte den Rücken kehren darf, empfinde ich wieder mal als einen der vielen Zufälle, die diese Reise schon vor Beginn prägen und nicht als schlechtes Omen.

Ebenso empfinde ich es im Nachhinein als einen netten Zufall, dass das von mir angerufene Erfurter Taxiunternehmen keine Zeit für mich hat: ("Junge Frau, was glauben Sie denn? Es rääääschnet, wir haben zu tun, die Leute wollen alle zum Friseur. Das kann ich Ihnen nicht versprechen, dass wir Sie um 15 Uhr abholen können.") So ein Glück, ansonsten hätte ich sicher keinen Schirm mitgenommen und wäre noch einige Male bis auf die Haut nass geworden heute.

Ich mag den Flughafen Leipzig: Klein, übersichtlich, Einchecken geht schnell. Könnte man nun tatsächlich schon mit dem ICE direkt von Erfurt nach Leipzig fahren, wäre es sicher mein Lieblingsflughafen. Und nach dem schon heute Morgen durchgeführten Online Check In war nun auch das Gepäck schon unterwegs.

In Leipzig gibt es ein erschwingliches Hotel und eine Kneipe mit Chili con Carne, Quarkkäulchen und etwas lasche Cocktails und relativ früh zwinge ich mich ins Bett. Um 5 Uhr ist schließlich die Nacht rum.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 17:29 Uhr
Samstag, 12.10.2013:

Um 6 Uhr stehe ich am Bahnhof, viel zu früh, denn der Zug geht erst um 6.21 Uhr. Viel zu früh? Beim Fahrkartenkauf habe ich es noch für einen Fehler im System gehalten. Den Zug um 6.21 Uhr gibt es nicht. Am Gleis angekommen, schwant mir Schreckliches. Schienenersatzverkehr um 6.07 Uhr. Nun aber schnell raus, da steht der Bus, also wieder mal ein  Zufall mit gutem Ausgang. Die Schienenersatzverkehrbegleiterin auf meine Frage, wie ich denn nun zum Flughafen komme, antwortet und fügt ein wenig patzig hinzu, so sei das nun mal mit Schienenersatzverkehr. Aber kann man so etwas nicht von Beginn an klar und deutlich ausschildern, die Fahrplanänderung in den Fahrplan aufnehmen und den unwissenden Normalerweisenichtbahnkunden freundlich antworten?

Am Flughafen Treffen mit Tanja und opulentes Frühstück bei Käfer, anschließend ein dekadentes Glas Prosecco um 12 Uhr. Na ja, man soll sich ja früh auf die Zeitumstellung vorbereiten und in Delhi ist schon 15.30 Uhr.

Das Boarding beginnt pünktlich, der Flieger hebt pünktlich ab und soll sogar schon 15 Minuten vor der offiziellen Ankunftszeit in Delhi landen. Und so ein Glück. Sind bei LH plötzlich auch für Otto-Normal-Kunden ohne Kinder Plätze vor der Wand buchbar? Sollte eigentlich eine andere Maschine fliegen und diese ist es geworden oder habe ich meine geschickte Sitzreservierung schon vergessen? Jedenfalls habe ich einen Platz, bei dem man manchmal die Füße etwas hochlegen kann und ohne Vordermann, der mir seine Haare auf das Tablett schütteln kann.

Neben mir auf der anderen Seite des Ganges (also des Ganges im Flugzeug, nicht des Flusses, das muss ich in diesem Reisebericht sicher noch öfter klarstellen) übrigens ein Inder mit einem Stoffarmband mit Hakenkreuzen um das Handgelenk. Ich schätze aber, dass mir umgekehrt ähnliche Faux pas in den nächsten drei Wochen auch passieren werden. Ich lehne mich entspannt zurück und warte auf das indische Essen, das gerade angekündigt wurde.

Auf dem Flug gibt es nur indisches oder zumindest indisch anmutendes Essen, außerdem zwei indische Stewardessen. Ich glaube, kein Bewohner des Subkontinents sollte sich beschweren können. Ich bekomme die ersten Saris zu sehen und in meiner Nähe sitzt auch ein Mann, der an meinen Mathelehrer aus der Oberstufe erinnert, allerdings in einem Hare Krishna Gewand, sodass ich vermute, sein Ziel ist ein Ashram.

So schnell wie in Indien bin ich in so manchem USA-Urlaub noch nicht eingereist trotz ähnlicher Fragen auf einem Einreiseformular, die ich alle irgendwie schon im Visumsantrag beantwortet habe. Und entgegen aller Unkereien wird mir auch weder mein Koffer entrissen, noch ein Taxi aufgenötigt.

Und all meine Sorge fällt von mir ab, als ich den Fahrer mit dem Schild begrüßen kann, das sich schon rein farblich abhebt von denen, die die anderen haben. Ein Beispiel, wie es auszusehen hat, habe ich zuvor per Mail bekommen, außerdem den Namen des Fahrers und seine Telefonnummer. Noch schnell den Chef Ashok anrufen, der mich herzlich in Indien willkommen heißt und ab geht es mit Anil in die Stadt.

Die Frontscheibe des Autos ist gesprungen. Da hat ein Affe einen Stein drauf fallen lassen. Ich zeige ihm meine Uhr. Heute morgen habe ich gemerkt, dass das Glas ebenfalls gesprungen ist, war aber kein Affe, sondern höchstwahrscheinlich ich selbst. Ich entscheide mich neben Anil statt hinten sitzen zu wollen. Als es losgeht, schlängelt Anil das Auto beherzt, aber sicher durch die Straßen.

Und nein, man wird nicht an allen Ecken und Enden belagert, auf dem Flughafen gibt es ordentliche Toiletten und einen ATM, der allerdings nur maximal 10.000 Rupies ausspucken will. Die Straßen sind nachts frei und Anil ist nicht nur ein sympathischer Mensch, er spricht auch ausreichend Englisch, hat Humor und ist äußerst fürsorglich. Na ja, der Blumen zur Begrüßung hätte es allerdings nicht bedurft, zumal die äußerst unpraktisch sind auf Reisen. Ich freue mich aber selbstverständlich angemessen.

Nun ist es hier schon etwa 2 Uhr nachts und so fühle ich mich auch, als ich im ordentlichen Mittelklasse-Hotel City Star einchecke, das in der Nähe des Bahnhofs liegt. Es dauert noch eine Weile bis ich schlafen kann, schließlich war der Tag aufregend. Aber nach einer Dusche und noch einem halben Liter Wasser lege ich mich nach einer "ich bin gut angekommen"-Mail an die Lieben daheim ins Bett mit dem guten Gefühl einen Fahrer an meiner Seite zu haben, bei dem ich mich sicher und gut aufgehoben fühlen kann und der mir ermöglichen wird, mich im Urlaub entspannt und unkompliziert auf das Land einlassen und konzentrieren zu können.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 03.11.2013, 17:38 Uhr
Indien war nicht meine große Liebe, aber ich gehe mal als stiller Mitreisender auf die Rücksitzbank und schaue mal, ob sich meine Meinung nicht doch noch ändert.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 17:43 Uhr
Hallo Katrin,

wenn ich das richtig mitbekommen habe, bist du als Backpackerin durch Indien gereist, stimmt´s? Da kann ich mir schon vorstellen, dass die anstrengenden und schon sehr nervigen Seiten im Vordergrund stehen und einiges überschatten.

Durch die guten Erfahrungen mit Fahrer vor allem auf Bali bin ich da mutig geworden und habe mir einen Fahrer engagiert. Das geht dann ähnlich zu wie auf Bali. Der kennt sich halt aus und kann einiges dazu erzählen, dass man stressfrei überall zurecht kommt. Ich glaube, ansonsten wäre ich wohl sehr schnell auf dem Zahnfleisch gekrochen und hätte das Land nicht so genießen können.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: lurvig am 03.11.2013, 18:13 Uhr
Kommt noch jemand mit?

wenn ich gegen irgend ein Reiseziel Vorurteile habe, dann gegen Indien ;)
Aber - hell yes - ich bin dabei! Vielleicht hilfts ja.  Bin wirklich gespannt....

Lurvig
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 18:29 Uhr
Lurvig, was meinst du, wie mir teilweise bei der Reisevorbereitung der Allerwerteste auf Grundeis ging!

Aber ich versichere dir, dass ich in der Nacht zum Samstag wohlbehalten, entspannt, gebräunt, und mit 2 kg mehr als bei Reiseantritt das Flugzeug bestiegen habe, nur eben ein bisschen traurig, keinesfalls jedoch verdreckt, verlaust, krank, der Unschuld und des Geldes beraubt ;)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: lurvig am 03.11.2013, 18:48 Uhr
Aber ich versichere dir, dass ich in der Nacht zum Samstag wohlbehalten, entspannt, gebräunt, und mit 2 kg mehr als bei Reiseantritt das Flugzeug bestiegen habe, nur eben ein bisschen traurig, keinesfalls jedoch verdreckt, verlaust, krank, der Unschuld und des Geldes beraubt ;)

klingt nach einer grossartigen Reise. Und nach einer Reise, wie sie sein soll. Ein bisschen "Angst" hat man vorher immer ...und das grosse Gefühl danach bleibt ja meist auch
Ich bin noch mehr gespannt!

Lurvig
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Heike & Heimo am 03.11.2013, 19:57 Uhr
Ich quetsch mich auch noch auf die Anils Rückbank - bin schon gespannt, was du so alles erleben wirst.
lg, Heike
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 20:12 Uhr
Ich quetsch mich auch noch auf die Anils Rückbank

Kein Problem. In Indien ist es völlig normal, dass ein Moped mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern besetzt ist, ein Auto 8 Insaßen hat oder eine ganze Schulklasse einen Ausflug auf der Ladefläche eines Pick up Trucks macht. :)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Sedona am 03.11.2013, 22:30 Uhr
Na dann, wenn noch Platz ist, quetsch ich mich auch noch schnell in eine Ecke des Autos und fahre neugierig mit. :D
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.11.2013, 22:36 Uhr
@Isa: In Indien ist Platz für so viele Menschen, herzlich willkommen!


Und nochmals zur Route, damit ihr wisst, wohin wir überhaupt wollen:

Am Morgen nach der Landung Start zu folgender Reise mit insgesamt 14 Übernachtungen:

http://goo.gl/maps/CeKnV

Anschließend per Flug von Udaipur aus 3 Nächte Varanasi, dann per Flug zurück nach Delhi, dort noch 2 volle Tage vor dem Rückflug in der Nacht zum Samstag (2.11.)

Auf Mount Abu habe ich letztlich aber verzichtet und die beiden dann übrigen Nächte dann noch Ranakpur und Udaipur zugeschlagen.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 04.11.2013, 07:28 Uhr
Sonntag, 13.10. Fahrt nach Agra zum Taj Mahal

Anil hat mich von Start mittags (wegen Ausschlafen nach dem langen Flug und durch die Zeitverschiebung) auf Start um 10 Uhr runtergehandelt und so klingelt der Wecker mich um 8.30 Uhr aus den Federn. So sonderlich gut geschlafen habe ich nicht. zu viel ging mir im Kopf herum und zu aufgedreht war ich noch von der Anreise. Somit war das auch wieder eine kurze Nacht.

Frühstück auf der Dachterrasse. Hupen schallt herauf, beim Blick nach unten sehe ich Tuk Tuks, Delhi beginnt gerade zu erwachen.

Von wegen, in Indien dauert alles ewig. Kaffee (schon gesüßt und insgesamt vom Geschmack her gar nicht als Kaffee zu erkennen, vielleicht sollte ich das Unglaubliche wagen und auf Tee umsteigen) und Omelett stehen innerhalb von 5 Minuten auf dem Tisch, auch beim Auschecken geht es verhältnismäßig fix bis der Mann an der Rezeption merkt, dass das Hotel prepaid war. Und Anil steht auch schon 20 Minuten eher als verabredet da.

Und los geht es durch den deutlich dichteren Verkehr Richtung Agra. Der Stärkere gewinnt. Autos sind stärker, dafür sind Motorräder, Fahrräder und Fußgänger wendiger, wenn es darum geht sich durchzuschlängeln. In Ortschaften an Kreuzungen ist es somit oft der eigentlich Schwächste, der das Rennen macht.

Ein paar Impressionen von unterwegs, allerdings von anderen Reisetagen. Heute habe ich nur staunend und zwischendurch müde im Auto gesessen:

(https://lh3.googleusercontent.com/-ZKTlgEyph4k/UnYrYv466DI/AAAAAAAANlA/0zY-B4T6fYE/s800/IMG_1955.JPG)

(https://lh5.googleusercontent.com/-2Wht1luUHJc/UnYraMXCTOI/AAAAAAAANlI/-mvuny0JThU/s800/IMG_2111.JPG)

(https://lh3.googleusercontent.com/-2g0BDYbLrrc/UnYrcLW8FQI/AAAAAAAANlQ/cKuPSA_rQz8/s800/IMG_2305.JPG)

Zwischendurch halten wir einmal an um etwas zu essen. Inklusive Trinkgeld weniger als 5 Euro für zwei. Es gibt Paneer (Käse statt Fleisch) mit Gemüse in Sauce, Dal (ein Linsengericht), Joghurt, ein paar Scheiben geschälter Gurke und Brot. Vorher waschen wir uns die Hände aus einem Kanister. Um uns herum indische Familien, die ebenfalls Pause machen auf dem Weg nach Agra.

Am Straßenrand lauter beigebraune Tiere, die der Einheitsfarbe nach alle miteinander verwandt zu sein scheinen, was aber gar nicht sein kann, denn mal sind es Hunde, mal Kühe, mal Affen und mal Ziegen.

(https://lh3.googleusercontent.com/-bOKDND1YzDg/UnYrkL3wXvI/AAAAAAAANlo/5ZdCxZ8j568/s800/IMG_2448.JPG)

(https://lh4.googleusercontent.com/-V4NKH6C_HDo/Ulwh0VVS_jI/AAAAAAAAMvY/dqAOmRy8oeY/s640/IMG_1928.JPG)

Die buntesten Farbflecken Frauen, die wie im Bollywoodfilm in transparente bunte Glitzerstoffe gekleidet sind. Nee, halt, noch bunter waren verschiedene Männergruppen, fast schon in Agra, die wie es in Deutschland jetzt wohl auch Mode wird, hier aber zum Fest "Holi" Brauch ist, über und über mit Farbe bespritzt sind. Grund ist ein Festival der Hindus.

Im Laufe des Tages disponiert Anil einige Male um je nach "estimated arrival time" in Agra.

Ich bekomme somit heute das Taj Mahal im Sonnenuntergangslicht zu sehen statt morgen früh im Morgengrauen, das ist mir auch ganz recht so. Heute sei das Wetter schließlich gut, aber wer weiß, wie es morgen sein würde. Morgen würden wir dann vor der Weiterfahrt nach Jaipur das Red Fort besichtigen.

(https://lh5.googleusercontent.com/-Gu6iqdGF3DE/UnYrdhToVEI/AAAAAAAANlY/Gy0DxoACNas/s800/IMG_2442.JPG)

(https://lh3.googleusercontent.com/-pHj3cZxQvZE/UnYrfbP3O2I/AAAAAAAANlg/ELmUXuE9Vro/s800/IMG_2443.JPG)

Am Taj Mahal ist die Hölle los. Vorwiegend indische Touristen, die nur einen geringen Prozentsatz des Ausländereintritts zu zahlen haben, stehen Schlange. Für meinen fürstlichen Eintrittspreis gibt es dafür Eintritt ohne Warteschlange, eine Flasche Wasser und Schuhüberzieher umsonst.

Noch viel schöner als die Anlage selbst mit dem üblichen Standardfoto ist es, durch den Garten etwas abseits zu gehen. Vogelgezwitscher und abseits der Achse mit der perfekten Symmetrie fast kein Mensch unterwegs. Mein überzivilisierter Kopf ahnt,  dass Indien tatsächlich alle Sinne ansprechen kann und ich sauge dieses neue Gefühl auf. Und toll ist auch der Duft, der in der Luft liegt, so ein schwerer Blütenduft, irgendwie gemischt mit Räucherstäbchen und ein kleines bissen Verwesung. Auf der anderen Seite des Flusses ein Park mit Menschen, in dem Park exotische Musik. Hier lohnt es sich auch sich einen Moment zu setzen und die Stimmung auf sich wirken zu lassen. Ich verbringe etwa zwei Stunden hier und tauche zum ersten Mal richtig in Indien ein.

(https://lh5.googleusercontent.com/-oI_kzJTo068/UlwiBdDDQEI/AAAAAAAAMwA/Wqi3goZnGS4/s800/IMG_1927.JPG)



Eine wunderbare Anlage. Und im Allerheiligsten, dem Mausoleum, ist Fotografieren streng verboten. Hier wird man (entweder ohne Schuhe oder mit diesen Überziehern) gruppenweise im Gänsemarsch durchgeschleust - und kaum ist die Gruppe drin, starten die unartigen Inder ein wahres Blitzlichtfeuer und die eigentlich hier verbotenen Handys werden in die Luft gestreckt zum Fotografieren, was die unwirschen Bewacher mit herrischen Gesten und schrillem Trillergepfeife zum Schweigen bringen wollen, was ihnen wiederum nicht gelingt. Au weh, in die Mühlen des Gesetzes möchte ich hier allerdings nicht geraten, wenn das hier Anzeichen indischer Machtausübung ist.

(https://lh4.googleusercontent.com/-fk9f0IniHEk/UnSrAdiKq1I/AAAAAAAANhc/hpKCDw-yveg/s800/IMG_2444.JPG)

(https://lh5.googleusercontent.com/-Fxnujkl4nZ0/UnSrFLLc-II/AAAAAAAANh0/TZo4PIlR1MY/s800/IMG_2447.JPG)

(https://lh5.googleusercontent.com/-DM15M2s1fD0/Ulwh4d_7ScI/AAAAAAAAMvo/TXPs3tVT0-o/s800/IMG_1930.JPG)

(https://lh5.googleusercontent.com/-otxVczZcEHQ/UnSrCDpQDwI/AAAAAAAANhk/lU1cFddvsV8/s800/IMG_2445.JPG)

(https://lh6.googleusercontent.com/-vWrANT60caU/UnSrDiYf3aI/AAAAAAAANhs/FMtO5Lur98s/s800/IMG_2446.JPG)

(https://lh3.googleusercontent.com/-xZTrT4LOL7Q/Ulwh22mrRYI/AAAAAAAAMvg/bp9eapFz1fg/s800/IMG_1929.JPG)

(https://lh6.googleusercontent.com/-VLkbeFpXbA8/Ulwh6LMZi0I/AAAAAAAAMvw/yx5PlkwZ8vA/s800/IMG_1931.JPG)

Übrigens: Wenn ich mal davon ausgehe, dass es in Agra, wie allerorts im Internet verkündet, das Schlimmste sein soll in Bezug auf die Belagerung von Touristen, dann habe ich nun nichts Schlimmes mehr zu erwarten, egal wie. Es sind nur einige wenige Punkte, an denen man auf verschiedene Weise versucht Kunden zu akquirieren, aber ich bin angewiesen es zu ignorieren und auf dem Gelände selbst fragt nur selten mal jemand, ob er mich mal gegen ein Trinkgeld fotografieren soll.

Ansonsten werde ich nur von freundlichen indischen Touris angesprochen. So sagt ein Vater, dass seine etwa fünfjährige Tochter gerne mal mit mir sprechen wolle. Und als ich sie frage, wie sie heißt, versteht und antwortet sie in ganz niedlichem Englisch. Ein anderer Hiesiger wird von mir beim Fotografieren beobachtet. Er merkt es, kommt zu mir und zeigt mir stolz die letzte Aufnahme, die er gemacht hat.

Mutig geworden, will ich den Rest des Tages allein verbringen, mal ein bisschen spazierengehen und die Straßenszenen, die den ganzen Tag nur an mir vorbeigehuscht sind, aus der Nähe betrachten. Ja, das geht, meint Anil, aber bitte nicht nach 19 Uhr. Die Einheimischen trinken gerne und wenn sie dann abends betrunken seien, belästigen sie gerne Frauen.

Das Spezierengehen hätte ich mir allerdings sparen können. Nicht nur, dass es lebensgefährlich ist an der chaotischen Straße und wegen der vielen Hindernisse eher ein Spazierenstehen ist, ich bekomme auch permanent angeboten, was der westliche Tourist so brauchen kann. Rikscha fahren soll ich und im Shop gucken und Haschisch kaufen. Ganz profan kehre ich somit im Pizza Hut ein. Schlimmeres passiert übrigens nicht, kein Grabschen, keine unmoralischen Angebote außer Haschisch, obwohl ich meine Ausgangszeit bis 19 Uhr noch glatt um fast eine Stunde überschritten habe.

(https://lh4.googleusercontent.com/-IFLMVkocM0g/Ulwh96qAaDI/AAAAAAAAMv4/BxNi9OeD9IY/s800/IMG_1932.JPG)

Ich grinse ein bisschen in mich hinein bei der Vorstellung, dass ich tatsächlich in Betracht gezogen habe, in Indien rennen zu gehen und beschließe, selbiges lieber auf dem Laufband im Hotel zu tun. Doch ich gebe auch hier auf. Es war trotz Klimaanlage brüllend heiß und ein Dauerhustenanfall meines hartnäckigen Erkältungsrestes treibt den Mitarbeiter dazu nach 5 Minuten besorgt herbeizukommen und zu fragen, ob es mir gut geht.

Also ab ins Zimmer, unter die Dusche und mit dem Reisebericht ins Bett zum Fernseher. Ich schätze, um 22 Uhr ist heute Nachtruhe angesagt.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 04.11.2013, 10:00 Uhr
Hallo Katrin,

wenn ich das richtig mitbekommen habe, bist du als Backpackerin durch Indien gereist, stimmt´s? Da kann ich mir schon vorstellen, dass die anstrengenden und schon sehr nervigen Seiten im Vordergrund stehen und einiges überschatten.


Es ist nicht so, dass mir Indien nicht gefallen hätte, aber der Funke ist einfach nicht übergesprungen. Es ist kein Land, in das es mich zieht, aber das heißt ja nicht, dass man sich es nicht mal bequem von der Rückbank anschauen kann  :D . In 25 Jahren hat sich sicher viel getan.

Das sind ja unglaubliche Menschenmassen am Taj Mahal. Ich war damals fast alleine dort.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: snowtigger am 04.11.2013, 13:42 Uhr
Ich bin mal schnell hinterhergehuscht (Motorradführerschein machts möglich :wink: )!
Ich selbst war noch nie in Indien, kenne aber vieles von Reisen von einer sehr guten Freundin von mir und lasse mich gerne einräuchern und an der Farbenpracht laben.

Toll finde ich, dass man sich alternativ zum Backpacken rumfahren lassen kann! Vielleicht wär das ja dann eher was für mich.
 8)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 04.11.2013, 14:33 Uhr
Sich herumfahren zu lassen ist echt effektiv, sicher, komfortabel und nervenschonend. Ich würde es immer wieder so machen! Man hat seine Kapazitäten frei für die schönen Seiten des Landes ohne sich das aufreibend erkämpfen zu müssen, wenn man keine Lust hat sich mit allen Widrigkeitn selbst zu befassen.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 04.11.2013, 22:15 Uhr
Montag, 14.10. Agra to Jaipur

Hirokos Bilder mit dem Dunst um das Denkmal sahen zwar ungewöhnlich und geheimnisvoll aus, sodass der Sonnenaufgang hier sicherlich ein Erlebnis wäre, aber ich fand es gestern in der Abendstimmung perfekt so, wie es war. Zwar werde ich zufällig im noch Dunklen wach und überlege kurz, ob ich mich nun zu Fuß nochmals auf den kurzen Weg mache, aber schnell dämmere ich wieder dahin, noch bevor der Gedanke zu Ende gedacht ist.

Anil steht schon wieder eine halbe Stunde früher als verabredet parat, als ich von der Apotheke zurückkomme, wo ich prophylaktisch das empfohlene Ciprofloxacin (hilft bei allem) kaufe - weil es so günstig ist (ca. 1,50 Euro für die 5 Tage, die man es nehmen soll), in doppelter Ausführung - und außerdem mir gegen den Husten einen furchtbaren roten Saft geben lasse, den der Verkäufer mir unaufgefordert, aber auffordernd hinstellt. Erst als die Flasche leer ist, frage ich Google nach dem Zeug und erfahre, dass dieser Saft kein Hustenlöser ist, nicht einmal Codein, wie befürchtet, sondern Prednisolon. Na Klasse, da habe ich dann eben eine knappe Woche lang Cortison gegen Erkältung eingenommen!

Wieder mal etwas früher als geplant geht es los, und um 9.30 Uhr bin ich am roten Fort von Agra. Wieder mal sind viele Touris unterwegs. Ein toller, aber leider durch ein Feuer verrauchter Ausblick auf das Taj Mahal, die vielen angeblich offiziellen Führer schüttele ich ab und dann muss ich mich mit einer indischen Reisegruppe fotografieren lassen und wieder mal an die drei Dutzend Male erklären, woher ich komme.

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Weiter geht es nach Fatehpur Sikri, einer weiteren Festung mit Moschee. Alle möglichen Leute belagern mich hier. Aber auch hier ist es dann nach Überwinden der Hürde angenehm ruhig und sogar ein bisschen grün.

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Unterwegs halten wir einmal bei badenden Büffeln. Wieder mal so eine Eingebung von Anil. Kaum denke ich, dass diese doch fotografierenswert seien, kommt die Frage: 'You want to stop, take a photo?' Auf der anderen Straßenseite wird getöpfert. Malerisch! Und wieder steht eine Horde Kids um mich herum, neugierig, freundlich lächelnd. Sie weisen auf die Ziegen weiter weg. Die könne ich auch fotografieren, sie selbst auch, nachdem noch der kleine Bruder mit herangewunken ist. Nichts leichter als das!

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Es folgt eine lange Fahrt, die nur vom Lunch unterbrochen wird, den ich nutze um mal meinen Fahrer abzulichten. Das also ist Anil:

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Warum übrigens macht er sich nicht selbstständig? Nun, er hat keinen Computer, keine Website, nicht mal eine Mailadresse. Nicht einmal das Auto gehört ihm, sondern der Company.

Nach dem Mittag bietet mir Anil Betelnuss mit Kautabak an. Der Duft, der aus dem bunten Tütchen hochsteigt, ist wunderbar aromatisch, der Geschmack bäääääh. Dass man das Zeug nicht schlucken darf, sondern es ausspucken muss, muss Anil mir nicht zweimal sagen. Das mache ich gerne, und zwar umgehend. Ich halte mich lieber an das gesüßte Anis-Gewürz, das es heute nach dem Essen gab, davon klaue ich (Anil für mich) eine knappe Hand voll.

Schon fast in Jaipur, machen wir am Affentempel Halt. Hier gibt es Lemuren, nicht nur die normalen Makaken. Und es gibt einen Hindutempel, malerisch vor einem Berg. Und das war das Highlight des Tages! Es ist nichts los hier. Ich komme nach dem vielen Stress und Verkehr heute zur Ruhe.

Zwar wird man hier überall um 'donation for the temple' gebeten, dafür habe ich als Belohnung auch Zeichen auf die Stirn und ein Armband bekommen, das mir bestimmt die nächsten 30 Jahre good luck bescheren wird.

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Ich hatte ein Hotel gebucht, das liegt zentral, aber leider hatte hotels.com es mit einem Hotel außerhalb verwechselt. Und leider checkt die vornehme Dame an der Rezeption mich ein ohne die Reservierung zu finden, sodass ich leider bei Anil anrufen  und ihn bitten muss mich umzuparken. Der Tag war anstrengend und ich will endlich ein bisschen zur Ruhe kommen, aber die Stadt nervt mich. Eigentlich hatte ich eine halbe Stunde im Pool und ein gutes Essen im Sinn.

Da das eigentlich gebuchte Hotel entgegen der Beschreibung weit außerhalb ist, bitte ich Anil, mir etwas anderes zu zeigen. Und so sitze ich hier nun im Rajasthan Palace, einem insgesamt eher schlichten Hotel, in dem aber alles Vorhandene funktioniert. Es ist zwar ohne Pool, aber mit Garten, zwar ohne uniformierte Mitarbeiter mit perfektem Englisch, dafür aber mit echt freundlichem Lächeln Und ich habe nun ein Thali gegessen und es steht inzwischen das zweite Kingfisher Bier vor mir. Mir wäre heute so ziemlich alles recht gewesen. Übrigens: Auch hier kann der Inder im Allgemeinen und im Besonderen wohl Gedanken lesen. Kaum frage ich mich, ob ich hier wohl ein Bier bekommen könne, fragt der Hotelier mich, ob ich wohl ein Bier will.

Ich hoffe, im Zimmer habe ich dann die Möglichkeit das Wifi zu nutzen und die vielen schönen Bilder von heute hochzuladen. Das funktioniert tatsächlich wunderbar, wenn auch nicht im Zimmer, so doch im Garten mitten in der Anlage.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 05.11.2013, 20:26 Uhr
DI, 15.10.: Sightseeing Jaipur

Heute liegt nur Sightseeing in Jaipur an. Ich finde es etwas doof, dass ich so gar keine eigene Orientierung in der Stadt habe. Fahren muss man offenbar ordentlich Schleifen für eine Strecke, die per Luftlinie eigentlich nur kurz ist. Irgendwie bin ich es nicht gewohnt so unselbstständig zu sein und nach allem fragen zu müssen statt einfach mit google maps loszulaufen oder loszufahren. Fast fühle ich mich ein bisschen wie in einer Reisegruppe ohne Herde...

Aber trotzdem ist alles gut. Ein kleiner Dank Anils an den Gott der Hindus mit den vielen Namen bevor es losgeht und dann sehe ich von außen den Palast der Winde (Hawa Mahal). Anil wirkt ein bisschen gestresst. Es ist wirklich sehr, sehr voll, und er findet kaum einen Parkplatz. Macht nichts, die paar Meter kann ich schon laufen.

Foto von außen. Um den Palast herum sieht es sonst immer so leer aus auf den beeindruckenden Fotos in den Reiseführern, also bevorzuge ich schon mal das später am Tag aufgenommene Foto von der gegenüber liegenden Straßenseite, es ist ehrlicher.

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(https://lh5.googleusercontent.com/-nN0c2nkr2sc/Ul1Fq4JpqcI/AAAAAAAAM1I/NJ-vt0bh7fQ/w600-h800-no/PGPhoto)

Ehrlicher ist es deshalb, weil ich das hier sehe, wenn ich mich an der Absperrung vor dem Palast umdrehe. Es fehlt lediglich ein mit Gemüse voll beladener Handkarren, der hier auch noch durchgeschoben wird:



Und es geht weiter nach etwas außerhalb zum Amber Fort.

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Hier herrscht Elefantenstau. Das Sprichwort, dass man hier fast totgetrampelt wird, hat gute Chancen sich zu erfüllen, denn immer wieder schmeißen sich einem Souvenirverkäufer und Guides vor die Füße, die einen direkt in den Dreck und auf den Weg der Elefanten drängen.

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Aber auch der Anstieg und Spießrutenlauf ist irgendwann überwunden, und auf mich wartet ein 1001 Nacht Ambiente, gekoppelt mit Mittelalter, und ich darf die herrlichen Schnitzereien bewundern, hinter denen sich selbst die Alhambra fast schon verstecken kann.

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Unterwegs bei der Pause ein zugegeben malerisch anzusehendes älteres Paar, offenbar für Ordnung und Sauberkeit hier zuständig. Sie wollen, dass ich sie fotografiere. Das mache ich gerne und mir ist klar, was das bedeutet. Bakshish wollen sie, 100 Rupies. Mir ist das Foto 10 Rupies wert, dann gehe ich.

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Erst einmal geht es vorbei an diesem Wasserpalast.

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Dann landen wir beim City Palace. Irgendwie ist heute schon die Luft raus bei mir. Ein Nachmittag am Pool wäre toll, aber am Pool mangelt es. Also schleiche ich etwas lustlos erst durch das Stadtschloss.

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Dann gehe ich zum Jantar Mantar direkt nebenan, wo es Astronomie aus alten Zeiten zu bewundern gibt.

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Ich bin KO, aber Anil schickt mich auf den Markt. Ich trotte los, habe schließlich verkündet, den wolle ich unbedingt sehen. Falsche Entscheidung, denn wieder geht es zu der lauten und vollen Straße. Ein Moped fährt mir fast über den Fuß, ich halte zur Vorsicht die Tasche ganz fest. Immer wieder bitten mich Bettlerinnen sie in ihren bunten malerischen Gewändern mit ihrem Baby zu fotografieren gegen Rupies. Ich lehne ab, verteile einige geringe Sachwerte und bin bald wieder am Parkplatz. Der Basar bietet nichts, das mich reizt, und das viele Winken und Rufen, ich solle reinkommen, nervt mich. Dabei wird man im Gegensatz zu Marokko hier nicht einmal angefasst, außer von Frauen, die mich zur Seite schieben wollen, weil sie vorbei wollen.

Ich erinnere mich an das ruhige Café im Stadtpalast. Ein Schattentisch, Cola light, ein Palak Paneer (indischer Käse in würzigem Spinat) und ein Lassi zum Nachtisch helfen meinem Unmut schnell ab.

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Etwas entspannter gehe ich zurück zum Auto. Anil fragt, ob ich noch ins Kino möchte, und wenn ja, um 15 Uhr oder um 18 Uhr? Ich entscheide mich für 18 Uhr und Pause im Hotel. Vor dem Kino, wo er mir schon mal die Karte besorgen will, fragt Anil, ob ich um 15 Uhr oder um 18 Uhr gehen will. OK, habe ich wohl beim ersten Mal die falsche Antwort gegeben. Also 15 Uhr? Er ist für 15 Uhr, wie sich herausstellt, denn dann ist es nicht so voll. Na, meinetwegen, Pool ist ja hier eh nicht.

Er wirkt, als ob er gerne mitkommen würde, also bitte ich ihn eine Karte für sich mitzubringen, wenn er möchte, und er kommt mit zwei Karten zurück. Für ihn sicherlich ähnlicher Luxus wie für mich Opernkarten in der Semperoper. Wir parken für den Ticketkauf in zweiter Reihe. Wenn jemand kommt, soll ich fix das Auto wegfahren. Schluck! Oder ein Scherz? Aber es kommt niemand und die Wartezeit beträgt sowieso nur zwei Minuten.

Und dann der Film? Nun ja, die Handlung ist schnell erzählt: Pakistani und Inder wollen keinen Krieg und spielen statt dessen an der Grenze durch den Stacheldrahtzaun Karten. Eine Journalistin filmt permanent den Major, in den sie sich verliebt hat, der ist leicht daran zu erkennen, dass er als Einziger keinen Schnurrbart trägt. Und manchmal singt die Journalistin, dann freuen die Soldaten sich so, dass sie mit ihren Gewehren im Anschlag tanzen. Zwischendurch jagen Pakistani und Inder gemeinsam entlaufene Hühner und werden von Mitgliedern des Government dabei beobachtet, die glauben, dass nun endlich mal gekämpft wird. Aber den größten Lacher erzielt der Film, als einer der Soldaten ein Feuer löscht, indem er drauf pieselt. Die Inder im nur halb vollen Kino sind ganz bei der Sache, außer denjenigen, die gerade lautstark telefonieren. Es war ein Erlebnis!

Abends unterhalte ich mich mit der Hoteliersfrau. Sie bietet mir ein Stück Kuchen an, aus Weizenmehl, wie sie betont, nicht aus Maismehl: Die jetzige Regierung ist schlecht, alles ist teuer, die Preise explodieren, es wird eine Menge Zeug errichtet, das keiner braucht und das die Preise in die Höhe treibt. Nahrung wird exportiert, während das Volk nicht genug zu essen hat. Die ganzen schönen Mangos gehen ins Ausland, während für Indien nur Äpfel und Bananen bleiben. Die Touristen sollen kommen, weil sie Geld ins Land bringen, aber die Steuern steigen, selbst die Preise für Grundnahrungsmittel explodieren, aber die Preise für Leistungen kann man nicht entsprechend erhöhen.

Die Gesetze sind veraltet, teilweise noch aus Kolonialzeiten. "Are you british?" Nein, bin ich nicht. Gut, die Briten haben uns hier vieles übergestülpt, haben das Volk unter Druck gesetzt, sind gegangen und kümmern sich nicht. So sieht hier eben inzwischen jeder, dass er zurecht kommt.

Ja, denke ich, das erklärt doch einiges, wenn die Leute hier so empfinden, besonders die Ultraarmen, denn die Ultrareichen hier leben sehr gut. Und tatsächlich, man muss überall, sei es im Verkehr oder in Läden sehen, dass man irgendwann mal dran kommt.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 06.11.2013, 20:01 Uhr
MI, 16.10.: Jaipur to Pushkar

Ich bin in Pushkar und will nicht wieder weg! Die Stadt packt mich ähnlich wie Ubud auf Bali. Sicher ist die Stadt ebenso touristisch, aber sie ist auch ebenso heilig. Die Fahrt hierher ist nur kurz, sodass wir schon gegen 12 Uhr am Hotel sind. Anschließend hat Anil frei.

Kurzer Zwischenstopp mit Schnappschuss:

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Nach dem Einchecken im wirklich wunderschönen (und von mir ausgesuchten und vorgebuchten) Pushkar Palace direkt am See mache ich mich auf die Stadt zu erkunden, in der Mahatma Gandhis Asche verstreut ist.

Zunächst ein paar Ansichten aus dem und im Hotel:

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Der Basar zieht sich durch die ganze Stadt, etwa vom Brahmatempel bis zum Hotel. Ein paar Minuten weiter liegt der Sikhtempel.

Ich gehe los, soll mich bloß nicht zu Donation überreden lassen. Man würde mir Blumen in die Hand drücken, kostenfrei, und mich dann immer wieder zu Donation drängen. Ich hätte auch so Glück und müsste mir es von den Bauernfängern hier nicht kaufen. Anil sei Hindupriester, also wisse er das genau. Gut, dass ich das rote Bändchen aus Jaipur noch am Handgelenk trage, dann könne ich es zeigen und sagen, ich hätte schon gespendet. Doch darauf fällt zumindest einer nicht rein. Er sagt, das sei doch sicher aus dem Affentempel in Jaipur. Gewieftes Bürschchen!

Ich kehre zwischendurch ein in ein relaxt wirkendes Lokal etwas abseits in einem Garten, das offenbar von Studenten geführt wird. An einem Tisch sitzt ein "Indian", von dem ich allerdings nicht recht weiß, ob es ein "Dot-Indian" ist oder ein "Feather-Indian", wie es Donna Leon mal in einer Lesung zum Besten gab. Er isst und fängt anschließend an zu nähen.

Alle Mitarbeiter tragen Mottoshirts und bieten somit Lesestoff. Einer hat das Motto: "Student + dying = studying". Tot machen die sich hier allerdings nicht. Nachdem der Koch mein Essen zubereitet hat, legt er sich in die Hängematte und lässt sich von mir für seine wirklich göttlichen Kartoffeln in Sahnesauce mit einem Hauch Knoblauch und das gemischte Gemüse auf Reis loben. Ich könne gerne abends wiederkommen, dann sei hier gute Musik und ich würde auch ein Bier bekommen. Pushkar ist ja Brahma gewidmet und als heilige Stadt somit eigentlich vegetarisch und alkoholfrei.

Später, abends in einer anderen Kneipe bekomme ich ebenfalls Bier. Gott sieht alles, aber offenbar verzeiht er auch alles.

Ich fotografiere aber zunächst jede Menge aus meiner touristischen Sicht Idyllisches, was für die Leute hier aber meistens harte Arbeit und sicher ziemliche Härte des Lebens ist.

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Ein "heiliger Mann" ist heilig und sieht so aus, zum Glück ist er gleichzeitig so weltlich, dass er gegen 10 Rupies für ein Foto für mich posiert.

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Ich gehe zum Brahmatempel und besichtige ihn. Alle seine Sachen muss man einschließen, "camera not allowed". Daher gibt es nur Fotos von der Warteschlange.

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Immer wieder gehe ich unterwegs zu den Ghats, wo die Leute baden. Manche rufen mir "hallo" zu, besonders viele kleine Kinder sprechen mich an. Ich reagiere manchmal streng, wenn sie betteln und schicke sie weg.

Schuhe aus und barfuß durch den Kuhdung und den Taubendreck. Macht doch nichts, ich habe keine offene Wunde am Fuß. Aber heiß sind die Stufen, sodass ich lieber an den Stellen bleibe, die im Schatten liegen oder die aus hellem Stein sind. Immer wenn ich zu meinen Schuhen zurückgehe, hoffe ich, dass sie erstens noch da und zweitens nicht von einem heiligen Kuhfladen bedeckt sind.

Fotografieren von Badenden ist natürlich verboten. Das gebietet ja eigentlich auch der Respekt schon ohne Hinweisschilder. Ich kann es dennoch nicht lassen. Ein Mann sagt leise drängend und unterschwellig tadelnd: "Madam, no photographing of bathing people." Ich bin ertappt und stecke ein bisschen verschämt die Kamera weg.

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Ich schlendere durch den Basar zurück. In den nächsten Hindutempel am Wegesrand darf ich nicht rein, verboten für Fremde. Zähneknirschend akzeptiere ich, versuche aber noch ein paar Fotos mit möglichst vielen bunten Gewändern im Vordergrund zu knipsen. Das fällt einer Frau auf, die gerne fotografiert werden möchte, sodass sie ihre gesamte Familie sich aufreihen lässt und sich dann das Foto zeigen lässt. Oma will aber auch mit aufs Foto und ist auf dem ersten Bild kaum zu sehen, und so muss ich noch einmal knipsen. Alle tätscheln mir den Arm, den Rücken, die Schultern. Eine Frau hält ihren dunkelbraunen Arm neben meinen Weißen, alle lachen.

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Nun ist der Sikhtempel dran. Hier muss man sein Haar bedecken. Dafür liegen Tücher parat, aber ich nehme lieber meinen Schal. Ich werde herzlich willkommen geheißen. Wirkt total sympathisch, ich will mehr über die Religion wissen.

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Ich gehe zum Hotel zurück, setze mich rechtzeitig auf den Gang vor meinem Zimmer mit Blick auf den See um den Sonnenuntergang zu genießen. Ich tausche mich ein wenig mit einer ebenfalls allein reisenden Frau in meinem Alter aus Neuseeland aus.

Tolle Stimmung! Musik, Trommeln, irgendwelche Gesänge machen sich gegenseitig aus unterschiedlichen Richtungen Konkurrenz, eine Tempelglocke wird geschlagen, die Sonne versinkt dramatisch gegenüber des Hotels. Eine Horde Lemuren sitzt inzwischen auf dem Dach des Hotelrestaurants, also Achtung, Diebe! Ein toller Tag liegt hinter mir!

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Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Soulfinger am 06.11.2013, 20:14 Uhr
Sehr schöner Bericht! . . . auch wenn's mich wohl niemals dorthin verschlagen wird.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 07.11.2013, 17:18 Uhr
Sehr schöner Bericht! . . . auch wenn's mich wohl niemals dorthin verschlagen wird.

Danke! Ist doch gut, wenn man bequem im Sessel sitzend sich einen Teil der Welt ansehen kann, obwohl man nicht vor hat ihn zu besuchen.

Mir ist es übrigens so gegangen, dass ich noch nach der Flugbuchung darüber nachgedacht habe, ob ich mich wohl trauen würde. Es war aber alles kein Problem!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 07.11.2013, 17:18 Uhr
DO, 17.10.: Pushkar to Bikaner

Es war wohl doch nicht so gut mittags in einer Kneipe zu essen, in der die Teller mit dem dreckigen Vorhang abgetrocknet werden, so lässig die Leute dort auch immer drauf waren. Die Auswirkungen sind nicht schlimm und mit einer Ladung Loperamid schnell in den Griff bekommen. Unangenehmer als die Stunde auf dem Klo ist die bange Frage im Halbschlaf für den Rest der Nacht, ob es wohl schlimmer werden würde. Zur Vorsicht verzichte ich auf das Frühstück und treffe mich um 8 Uhr mit Anil.

Vor uns liegt ein langer Ritt über eine ungeahnt schlechte Straße. Zwar ist nicht viel los, aber unser Durchschnittstempo liegt trotzdem kaum höher als 40 km/h. Die Straße hat Schlaglöcher und ist an vielen Stellen nicht einmal asphaltiert. Wir legen zwei Pausen ein, schließlich soll der Fahrer konzentriert bleiben.

Es bleibt viel Zeit sich zu unterhalten. Anil hat ein Einkommen von etwa 10000 Rupies pro Monat. Allein das Schulgeld für seine Tochter und den Schulbus beträgt 2300 Rupies im Monat. Was mag es selbst nach 22 Jahren in seinem Job auch heute noch in ihm auslösen, wenn die alleinreisende Deutsche am Flughafen leise vor sich hinschimpft, wenn der Automat nicht mehr als ein Monatseinkommen auf einmal ausspuckt, wenn sie dann mit einer zweiten Karte noch ein zweites Monatseinkommen zieht und wenn sie ohne mit der Wimper zu zucken für eine Nacht im Hotel ein halbes Monatseinkommen hinlegt? Wenn er mit Gästen unterwegs ist, muss er zunächst am Tag 400 bis 500 Rupies ausgeben, das ist viel für ihn. Ich sei glücklich in Deutschland zu leben. Ich beschließe die Klappe zu halten, wenn er mir erklärt, ein Hotel für umgerechnet 40 Euro die Nacht sei Geldverschwendung.

Und sein Handyladegerät im Auto ist nur noch mit einem dünnen Fädchen mit dem Stecker verbunden. Ich frage ihn, ob wir ihm ein Neues kaufen wollen. Er antwortet "not now". Ich krame in der Schublade für interkulturelle Kompetenz in meinem Gedächtnis und  erkenne, dass er "nein danke" meint. Ich werde ihm also kein Ladegerät aufdrängen.

Erst kurz vor Bikaner treffen wir an unserem ersten Zwischenziel ein, dem Rattentempel von Deshnok. Ich werde mit den üblichen Instruktionen losgeschickt. Es ist viel los. Die Gläubigen stehen mit ihren Opfergaben Schlange. Ich darf an der Schlange vorbei in den Teil des Tempels, der nicht zum Altar führt. In einer Ecke sitzt ein Musiker, über Lautsprecher schallen irgendwelche Ansagen oder Gebete durch das Gebäude, über allem liegt Stimmengewirr.

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Ach ja, da war doch noch was? In einer Ecke sitzen die ersten beiden Ratten. Auf der Erde liegt Futter und Dreck, die Ratten fühlen sich wohl. Immer mehr tauchen auf in Nischen und Kammern. Die Menschen dazwischen völlig ungerührt, ein Mann liegt auf dem Boden und schläft. Ein anderer sitzt neben der vollsten Rattennische nur etwa 5 Meter weiter auf dem Boden und backt Brot. Kinder krabbeln auf dem Boden. Ich überlege jeden Schritt, komme in einen Raum, in dem Gläubige den Ratten säuerlich riechende Milch in große Gefäße gießen.

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Ein paar Kilometer weiter halten wir um zu essen. Die Kamelfarm öffnet erst um 15 Uhr und nach einem Tag ohne Frühstück habe ich Kohldampf. Wir bestellen und während wir auf das Essen warten, sehe ich mich um. Auch hier flitzen zwei Ratten durch den Raum, der eher einer Werkhalle gleicht, in dem ansonsten ausschließlich indische Männer etwas essen, Tee trinken oder sich Leitungswasser in den Mund fließen lassen, das vorher aus einem großen Plastikfass in den Krug gegossen wurde. Jemand wischt den Tisch mit einem Lappen ab, der entweder aus anthrazitfarbenem Stoff besteht oder aber so dreckig ist, als ob jemand damit im Kohlebergwerk Staub gewischt hat. Mich beachtet irgendwie niemand.

Ich glaube, heute ist der bisher klischeehafteste Indientag meiner Reise, wenn man an die vielen Horrorgeschichten denkt, die man bei der Vorbereitung einer solchen Reise so hört über "indische Verhältnisse". Aber komisch, irgendwie fühlt es sich deutlich harmloser und selbstverständlicher an als wenn man solche Geschichten vor einer Reise liest.

Auf der Kamelfarm muss ich mir dringend erst einmal die Füße waschen wegen des Rattendrecks und schlendere dann über das wenig aufregende Gelände. Ein Kamel kostet umgerechnet so viel wie das iPad, auf dem ich gerade schreibe und ist somit für einen Inder ein sehr hoher Wert. Kamele ohne Ende, außerdem kann man Leder- und Milchprodukte vom Kamel kaufen. Anil warnt mich Milch zu trinken. Offenbar soll diese aphrodisierend wirken, das geht nicht, wenn ich ohne Mann unterwegs bin, meint er. Aber schon, weil ich heute wegen meines Bauches vorsichtig sein will, verzichte ich darauf, schätze aber, dass ich auch mit der Milch hätte an mich halten können und nicht über den nächstbesten Inder hergefallen wäre. Ohnehin wirkt kaum einer der Herren, mit denen ich bisher zu tun hatte, als ob er das Kama Sutra beherrscht.

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Die paar letzten Kilometer nach Bikaner sind schnell abgesessen und Anil fährt mich zum wiederum schönen, aber auch eher schlichten Hotel Harasar Haveli ohne "Firlefanz" mit wiederum äußerst netten Inhabern und sehr aufmerksamen und angenehmen Mitarbeitern und einem farbenfroh eingerichteten Zimmer. Nach dem Einchecken fährt er mich in die Altstadt und so ist sein Job für heute beendet. Zurück will ich laufen.

Ich fotografiere von außen das Fort, für eine Besichtigung bleibt keine Zeit. Es sind Wolken aufgezogen, jede Menge Sand weht durch die Stadt, ohrenbetäubender Lärm von Motoren und dem ständigen Gehupe auch hier. Ich werde angesprochen und angebettelt. Meistens sind es wohl Guides, die den Kontakt zu mir knüpfen wollen um mir dann ihre Dienste anzubieten. Einem stark verkrüppelten Mann gebe ich einen kleinen Schein, hier kann ich nicht anders.

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Der kurze Rückweg ist gut zu finden, die Straße ist breit, und es ist nicht viel Verkehr. Auf dem Weg sehe ich die letzte Ratte des Tages am Straßenrand in der Kanalisation verschwinden. Ich gehe abseits des direkten Innenstadtbereiches noch vorbei an kleinen und eher profan wirkenden Tempeln, in denen aber stimmungsvolle Zeremonien abgehalten werden.

Noch eine Merkwürdigkeit am Wegesrand:

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Relativ kurz nach Einbruch der Dunkelheit bin ich wieder am Hotel und sitze nun nach dem Essen auf dem Dach, wo es recht ruhig ist. SMS von Anil, ob es mir gut geht und ob ich in der Stadt oder am Hotel bin. Ja, danke, alles okay. Später läuft er mir noch über den Weg, als ich unten vor dem Hotel sitze und die Fotos sichte. Wir sehen sie gemeinsam an. Ich sähe "cute" aus, meint er bei einem Bild von mir. Danke schön für das Kompliment!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: SEA2009 am 07.11.2013, 18:21 Uhr
Zitat
Ich sähe "cute" aus, meint er bei einem Bild von mir.
Das tust du in der Tat! ;)
Wirklich ein spannender Reisebericht und ein Einblick in eine völlig fremde Welt. Gerade auch die Infos von Anil finde ich sehr gut, solche Hintergrundinfos geben einfach nochmal ganz neue Sichtweisen. Ich mag deine Reiseberichte sowieso sehr gerne, du schreibst sehr informativ und hast einen guten Blick für interessante Details!
Wir sind mit Indern befreundet, sie trägt traditionelle Kleidung und sie kochen beide sensationell. So kann ich mir endlich mal deren Herkunftsland besser vorstellen.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 07.11.2013, 19:11 Uhr

:oops: :oops: :oops: Danke schön!  :oops: :oops: :oops:

 :kuss: :rollen:
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 07.11.2013, 19:32 Uhr
Vielleicht hast Du es erwähnt und ich habe es überlesen, aber wie läuft das mit der Übernachtung mit Anil? Schläft er im Auto oder in einem preiswerteren Hotel? Musst Du für ihn die Übernachtung und das Essen zahlen oder ist das mit dem Pauschalpreis für seine Fahrdienste abgegolten?
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: KarinaNYC am 07.11.2013, 20:53 Uhr
Ich bin beeindruckt! Aber ich würde auch eher mal behaupten, das Indien nicht zu meinen Wunschreiseländern gehört....
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 07.11.2013, 23:29 Uhr
Zitat
Vielleicht hast Du es erwähnt und ich habe es überlesen, aber wie läuft das mit der Übernachtung mit Anil? Schläft er im Auto oder in einem preiswerteren Hotel? Musst Du für ihn die Übernachtung und das Essen zahlen oder ist das mit dem Pauschalpreis für seine Fahrdienste abgegolten?

Der Preis für das Auto war inklusive Übernachtung und Essen für den Fahrer, aller Kilometer, Tanken, Tolls und Parkgebühren.

Ich habe Anil oft mittags mit eingeladen, ihm mal ein Bier ausgegeben oder ihm Zigaretten mitgebracht. Dazu wäre ich aber nicht verpflichtet gewesen. Ein gutes Trinkgeld bei der Rundumbetreuung ist Ehrensache, das braucht er auch um über die Runden zu kommen. Ich denke, ich war da sehr großzügig, zumindest schrieb er später nochmals eine SMS, dass sein Kumpel und Kollege ganz neidich gewesen sei.

Viele Hotels haben Fahrerunterkünfte und verpflegen den Fahrer auch. Von einigen Fahrern weiß ich, dass sie im Auto übernachten, wenn es das nicht gibt. Anil hatte dann aber immer ein Guesthouse.

Zitat
Aber ich würde auch eher mal behaupten, das Indien nicht zu meinen Wunschreiseländern gehört....

Karina, in Singapur hattest du sicher auch ein bisschen Indien, dort ist das auch einiges stressfreier und trotzdem toll!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 08.11.2013, 08:20 Uhr
FR, 18.10. Bikaner to Jaisalmer

Spätestens heute bin ich mir sicher, dass dieses Land mich wiedersehen wird. Sei gut zu dem Land und zu den Menschen hier und das Land wird es dir hundertfach zurückgeben, aber sei auch gleichzeitig vorsichtig und lass dich nicht veräppeln. Gesunder Menschenverstand, gekoppelt mit einigen Hinweisen, wird dich dazu bringen, dass Indien dich so schnell nicht wieder loslässt.

Wir verlassen Bikaner um 8.30 Uhr mit dem Ziel die "goldene Stadt" Jaisalmer zu besuchen.

Kurz hinter Bikaner machen wir einen Abstecher zu einem wunderbaren Ort. Ja, es gibt wunderbar ruhige, und dennoch stimmungsvolle, farbenfrohe und wenig dreckige Orte in Indien. Unser Zwischenziel heißt Kolayat. Anil beteuert, hier fährt er unaufgefordert nur mit seinen liebsten Gästen hin. Behandelt euren Fahrer gut, und er wird sich viel, viel Mühe geben, euch sein Land von seiner besten Seite zu zeigen.

Zunächst durchqueren wir ein Gebiet, das nach Tagebau aussieht und Anil hält an einem Werk, in dem Ziegel gebrannt werden. Hier stehen zwei Jugendliche, die sich schweigend nähern, sich schweigend fast direkt vor mich stellen und mich schweigend mustern, uns dann schweigend zurück verfolgen zum Auto.

Kolayat hat einen mit Lotus bedeckten See, mehrere Tempel. In dem kleinen Ort gibt es Ghats, Frauen in farbenfrohen Gewändern, den einen oder anderen heiligen Mann und natürlich, das lässt sich wohl nirgendwo in Indien vermeiden, bettelnde Menschen. Ein Handkarren ist an den dilettantisch aufgezeichneten und schon halbwegs verblassten Eistüten schnell als Eisgeschäft zu erkennen, aber selbstverständlich esse ich hier nichts. Wir sitzen zunächst am See und schauen auf die Ghats, schlendern dann hin. In einem Tempel wird Anil gefragt, wer ich bin und woher ich komme. Er sagt auf Hindi, mein Name sei "bright". Das hat er so beschlossen, da er Birgit nicht aussprechen kann und ich schließlich auch "bright" sei.

Wir sitzen eine Weile auf einer Bank an einem See. Wiederum schweigend und mit großen Augen stellen sich zwei Jungs direkt vor mich ins Sichtfeld und starren mich an, bis Anil sie wegschickt.

Ich finde den Ort so zauberhaft, dass ich das Touriklischee nicht erfüllen mag und nur wenige Fotos mache.

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Es folgt die wieder sehr lange Etappe nach Jaisalmer über eine größtenteils schnurgerade, leere und gute Straße, insgesamt 320 Kilometer von Bikaner aus.

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Es wird karger und trockener. Wir halten nur zum Mittag nochmals an. Ich schlafe zwischendurch ein bisschen im Auto. Es ist heiß draußen, in wenigen Wochen wird das bisschen Grün hier sich dem goldgelben Ton der Erde angepasst haben.

Unterwegs erfahre ich wieder vieles, beispielsweise, dass die Kühe auf der Straße harmlos sind, wenn sie geradeaus in Fahrtrichtung trotten, aber man vorsichtig sein muss, wenn ein Bulle seine Blicke den Mädels zuwendet. Wenn ihn die Lust überkommt, achtet er nicht mehr auf den Verkehr.

Und auf meine Frage, ob es stimmt, was ich in einem Roman gelesen habe, dass ein Autofahrer, der jemanden bei einem Unfall verletzt oder tötet, von den Passanten halb tot geprügelt wird, bejaht Anil. Niemand komme einem dann zur Hilfe. Und ich solle übrigens keinem der lästigen Guides meine Ablehnung damit erklären, dass mein Fahrer mir das so gesagt habe, sonst bekomme er von denen auch Prügel.

Ich habe viel Zeit meinen Gedanken nachzuhängen. Man kann an Indien nur die pittoresken Facetten sehen und die harte Arbeit und Quälerei vergessen, die dahinter stecken, wenn eine Frau bei 35 Grad im nicht vorhandenen Schatten zweimal täglich verschleiert an der staubigen Straße entlang zum Brunnen und zurück marschiert mit einem Wasserbehälter auf dem Kopf. Man kann den Dreck fokussieren und die beißenden Feuer, in denen er verbrannt wird, die Ratten, die erbärmlichen Hütten aus Zeltplane am Wegesrand, in denen die Ärmsten der Armen leben, sich ob des Geruches angeekelt abwenden, der einen in den Städten schwallweise überkommt, wenn man unwissend an einem Straßenabschnitt vorbei geht, der offensichtlich und auch geruchlich weit vernehmbar offenbar mit einem unsichtbaren Schild "men's restroom" versehen ist. Man kann sich als Kolonialherr oder -herrin fühlen und mit dem Geld prassen und dem niederen Fußvolk hier und da einen Brocken hinwerfen. Oder man legt sich eben frühzeitig eine indische Gelassenheit zu, nimmt das Land hin und staunt über das Unfassbare und genießt das Wunderbare. Wieder mal fühle ich mich wie besoffen von diesem Land.

Wir erreichen Jaisalmer um 15.30 Uhr. Das Hotel The Royale war mir vorher schon im Internet aufgefallen und auch Anil hat es "im Angebot". Er ruft im Hotel an und kündigt an, sein Gast wolle das schönste Zimmer. Das bekomme ich auch. Ich kann mich wie eine orientalische Prinzessin fühlen, besonders in der breiten Nische direkt am Fenster, in der man hinter bunten luftigen Stoffbahnen auf einer Matratze sitzen und auf die Straße sehen kann.

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Um 16 Uhr fahren wir wieder los und besuchen den Jaintempel außerhalb und anschließend den Sunset-Point, an dem den Mitgliedern der Rajafamilien Denkmäler gesetzt wurden.

Der Jaintempel ist ruhig, die Mitarbeiter wirklich freundlich. Kein Guide, niemand, der außer dem Eintritt Geld will. Ich wechsele ein paar Worte mit den Anwesenden. Kunstvolle Sandsteinarbeiten erwarten mich. Auch über die Jainreligion weiß ich eigentlich gar nichts, eine Bildungslücke, die gefüllt werden will. Einer der wenigen Momente, in denen ich eine Reisegruppe mit kompetenter Leitung vermisse.

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Wir fahren weiter zum Sunsetpoint. Anil begleitet mich durch die Anlage. Das beschützt mich vor den Guides. Kinder fragen mich nach Chewingum und Chocolate. Als kurz vor Sonnenuntergang ein Reisebus eintrifft und eine Herde Franzosen das Gelände erobert, weiß ich aber wieder ganz genau, dass individuelle Reisen meins sind und ich keine geführte Tour will.

Während ich hinter den schönen Denkmälern und den modernen Windkraftanlagen dahinter den doch nicht ganz so idyllischen Sonnenuntergang beobachte, begreife ich wieder mal, dass Indien spürbar, zu erschmecken, zu riechen, zu sehen ist. Die Mischung macht es, nicht nur, aber auch der Wahnsinn zwischen der fremden Kultur, der Rückständigkeit und der modernen Errungenschaften, die beispielsweise den Fahrer eines Kamelfuhrwerkes lässig in Angeberpose auf der Ladung sitzend mit dem modernen Smartphone telefonieren lässt, als ob er sich auf dem Fahrersitz eines getunten klapprigen Opel Kadett befindet. Religiöse Musik auch hier im Hintergrund und über allem ein würziger Duft, während milde und nicht zu warme Luft mich einhüllt.

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Zurück am Hotel quatsche ich noch ein bisschen mit Anil, wir trinken gemeinsam ein Bier. Ich verkrümel mich dann zum Essen auf die Dachterrasse, wo ein Musiker seine Weisen vorträgt und mich immer wieder zwischendurch anlacht. Er spielt zwischendurch mit einem Touristen gemeinsam, der seine Klampfe dabei hat, interkulturelles Verständnis eben.

Am Schluss des Abends erscheint auf meiner Rechnung, dass ich 2 Fruit Lassi hatte. Ich reklamiere. Die Lassi seien doch die Biere gewesen, erklärt man mir. Ach so, man hat sich also Neues einfallen lassen. Als Hiroko damals hier war, hat sie ihr Bier als Tee getarnt in einer Kanne bekommen.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Arca am 08.11.2013, 09:08 Uhr
Ich finde deinen Bericht toll, Indien wird mich auch nie sehen, ich bewundere aber deine Gelassenheit und deinen Verdauungstrakt.
Die Bilder sind eindrucksvoll und deine Schreibweise gefällt mir ausgesprochen gut.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Manwi72 am 08.11.2013, 10:51 Uhr
Hallo Birgit, bin noch schnell nachgereist.

Wirklich gaaaaaaaaaaaaaaaanz toller Bericht.... Fühle mich beim Lesen ein bisschen wie bei Eat, Pray, Love  :wink:

Indien ist eines der vielen Reiseziele, die mich unheimlich interessieren, die ich aber sicher aufgrund der vielen in Kauf zu nehmenden Dinge, wie zB. Gerüche, Schmutz, Armut, Bettler, leider nie bereisen werde ;-((

Wie kamst du denn mit den Gerüchen der Menschen klar? Ich habe damit große Probleme und eine sehr empfindliche Nase, schon Bangkok war eine große Herausforderung. Und ein Flug mit der Air India vor einigen Jahren hat das ganze noch bestärkt.

Dabei ist Indien ganz bestimmt ein wahnsinnig faszinierendes Land. An deinem Schreibstil merkt man die Veränderung in dir...

Freue mich schon auf den Rest der Reise...

LG Manu 
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 08.11.2013, 17:25 Uhr

Ja, von "Eat, pray, Love" hatte ich auch ganz viel erwartet, weil ich damals, als der Film und das Buch erschienen sind, gerade Bali hinter mir hatte. Leider fand ich den Film so langweilig, dass ich eingschlafen bin. Ich hoffe mal, der Reisebericht ist nicht zu langatmig, sodass dir das Einschlafen erspart bleibt ;)

Zum Thema "Gerüche" zitiere ich mich mal selbst, wie ich es woanders schon gepostet habe zu genau der Frage:

Zitat
Die Straßen stinken oft nach P... Das liegt daran, dass viele Häuser keine Toiletten haben und es mehr oder weniger zum Straßenbild gehört, dass die Herren der Schöpfung ohne Skrupel mitten im Gedränge in die offen liegende Kanalisation machen. Frauen tun das nicht.

Ansonsten ist mir bewusst kein stinkender Mensch begegnet. Da sitze ich hier in Deutschland öfter Leuten gegenüber, die am Körper verschwitzt und vermodert und aus dem Hals wie Aschenbecher stinken.

Ich kann es im Grunde nur bewundern, wie wenig schlechte Gerüche mir so begegnet sind und wie gut das klappt unter den dortigen Umständen. Man sieht permanent Menschen, die an den überall zugänglichen Pumpen und Brunnen sich oder ihre Wäsche waschen.

Und auch der Müllberge Herr zu werden, ist mangels Müllabfuhr eben auch nicht leicht. ich habe auch permanent jemanden fegen und Müll sammeln sehen, der dann meistens im Morgengrauen irgendwo verbrannt wurde.

Ich muss aber auch sagen, dass ich da an Thailand keine unangenehmen Erinnerungen habe und auch sonst offenbar in Sachen Sauberkeit, Ordnung, Akribie ein recht dickes Fell habe.

Ansonsten vielen lieben Dank. Ich habe den Reisebericht quasi live geschrieben abends immer und er ist mir einfach so aus der Tastatur geflossen ohne großartigen inneren Zensor...
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Anne05 am 08.11.2013, 22:20 Uhr
Wow - ich bin wirklich beeindruckt!
Während ich unsere nächste Reise vorbereite, habe ich "mal eben" einen Blick ins Forum geworfen und bin bei deinem Bericht hängen geblieben.

Die Bilder sind sehr eindrücklich ... viele Fotos assoziieren mir geradezu die fremden Geräusche und Gerüche!
Dein Schreibstil ist sehr schön.  :)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 09.11.2013, 17:42 Uhr
SA, 19.10.: Sightseeing Jaisalmer

Ich habe Order um 9 Uhr loszugehen. Erst soll ich das Fort besichtigen, dann die Innenstadt. Das Frühstück hier im Hotel ist nicht so berühmt, aber ausreichend. Vor allem kann ich es wieder auf dem Dach zu mir nehmen. Um mich herum auf den Dächern der etwas niedrigeren Häuser liegen Decken und Matten, auf denen die Leute geschlafen haben. Ein Kellner ist zum Scherzen aufgelegt, ein netter Kerl, während die spanische Dame am Nebentisch das wohl eher nicht denkt. Sie kommandiert ihn herum, er versteht manchmal (absichtlich?) nicht, was sie will. Mir hingegen bringt er unaufgefordert die zweite Tasse Kaffee. Ich denke, das könnte sie auch alles einfacher haben.

Leise Musik begleitet das Frühstück. "Om namah Shivaya", ein Mantra, wird abgespielt. Erst zurück in Deutschland verrät mir google, dass das die Anrufung des Liebevollen und Gütigen sei, dass es grob übersetzt bedeutet "ich grüße das Gute, das Liebe in dir." Aber es passt zu 100 Prozent zu meiner Stimmung oder erwirkt sie sogar.



Gehe gelassen und aufgeschlossen an das Land heran, nimm großmütig zur Kenntnis, dass du manchmal charmant übers Ohr gehauen wirst und das Land wird dir genau das widerspiegeln und wiedergeben, was du in ihm Positives sehen willst. Willst du das Land verdammen, dann tu es halt, dass das Land dir dann auch weniger geben wird, hast du dir selbst zuzuschreiben. Mir ist ein bisschen zum Heulen. Trotz der entspannten Reiseart mit individuellem Rundumschutz sind es eben viele Eindrücke, und die Erkenntnis, dass ich mich hier gerade in ein Land, fast einen Kontinent, verliebe, haut mich um.

Um 9 Uhr empfängt mich Anil vor dem Hotel, er will mir nur kurz den ohnehin nicht zu verfehlenden Weg beschreiben. Die unvermeidlichen Guides lasse ich gekonnt hinter mir. Auf einen heiligen Mann falle ich mal wieder herein. Er bindet mir das x-te rote Bändchen um das Handgelenk und will viel Geld dafür. Ich sage ihm, dass ich genug Glück habe, er möge doch dann bitte seinen Beitrag zu meinem Glück wieder abnehmen, und ich einige mich mit ihm auf einen deutlich geringeren Preis für mein Glück.

Im Fort sind jede Menge Läden, jede Menge in den goldenen Sandstein gehauene Verzierungen zu sehen, jede Menge bunte Menschen unterwegs. Und das Beste: Die Touris fallen erst nach 10 Uhr in Horden ein.

In einem Laden sehe ich mir Tücher an. Der Verkäufer nimmt mein an die Tasche gebundenes Tuch in Augenschein. Tja, Seide sei das schon, aber gaaaanz mindere Qualität, gaaaaanz schlechte Ware - und vor meinen Augen breiten sich buntenTücher aus Seide und Kaschmir aus. Mir sticht nichts ins Auge. Ohnehin habe ich keine Ahnung, wie Kaschmir sich anfühlen muss, wenn es echt ist, ich kaufe nichts.

Ein paar Kleinigkeiten wechseln dennoch den Besitzer, auch später in der Altstadt von Jaisalmer.

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Hier finden eigentlich weniger die anzusehenden Havelis meine Aufmerksamkeit als vielmehr Straßenszenen. Ich juxe mit kleinen Kindern herum, die gerne fotografiert werden wollen.

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Gegen Mittag wird es heiß, ich habe mich verlaufen, aber mit dem Fort als Orientierung finde ich in dieser kleinen Stadt schnell wieder ins Hotel.

Es schließen sich 1 bis 2 Stunden am Pool an. Herrlich in der Sonne zu liegen. Am Pool drei Deutsche, junge Männer, die zwei Monate in Indien bleiben und sich auch über den Fruit Lassi auf ihrer Rechnung erst wundern und dann amüsieren. Wir tauschen uns ein bisschen über Erfahrungen aus, es ist lustig. Auch ihr Fahrer sorgt gut für sie, all inclusive. Ich frage, ob das bedeute, dass er ihnen Mädels vorstellen will, um es mal vornehm auszudrücken. Ja, ich habe richtig geraten. Was das Programm sonst noch einschließen könnte, frage ich lieber gar nicht erst.

Ich ziehe mich schnell wüstentauglich an und gehe um 14.30 Uhr zum Auto. Wir fahren etwa 50 Kilometer weiter in die Wüste, wo mich Kamelritt und anschließender Tourinepp erwarten.

Nicht zu fassen, wie andere Touris mit ihren Fahrern umgehen. Eine ältere Frau wiederholt etwa 10mal "my hat" und "car", bis ihr Fahrer, der offenbar recht gut englisch versteht, ihr ihn holt und ihr mit etwas süffisantem Grinsen direkt auf den Kopf setzt, was sie ohne ihn anzusehen mit einem genuschelten Dank quittiert. Kann sie nicht in freundlichem Ton und ganzen Sätzen darum bitten, dass ihr oller Hut ihr geholt wird?

Der Kamelritt auf Lalou in Begleitung seines stolzen Besitzers Devi Singh ist schön. Ich reite als erste los, die anderen der Gruppe folgen erst einige Minuten später, sodass ich das Klingen der Glocke um Lalous Hals, das Knirschen des Sattels und das Stampfen und Schnauben des Tieres genießen kann. Lalou war ein bisschen krank, teilt Devi Singh mit und muss nun Medikamente gespritzt bekommen. Er muss viel fressen, hat viel Wasser verloren.

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Wir halten auf der Düne, die anderen Kamele halten ein ganzes Stück hinter uns, zum Glück. Doch ein Teil der Gruppe kommt auf "meine" Düne zu Fuß. Devi Singh bietet an, dass wir ein bisschen weiter weg gehen und wir sind wieder allein. Ich liege und sitze im weichen und schnell abkühlenden Sand. Er ist Analphabet, aber spricht wirklich gutes Englisch. Touristen lässt er auf seinem Kamel schon seit 30 Jahren durch die Wüste reiten. Er hat vier Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren, die es einmal besser haben sollen als er und die gerne zur Schule gehen. Ob die Geschichte stimmt, keine Ahnung, denn er wirkt eher wie der Großvater von vier Kindern im genannten Alter. Vielleicht erzählt er sie schon exakt so, seit er vor 30 Jahren angefangen hat Kamele mit Touristen drauf zu den Dünen und weiter in die Wüste hinein zu führen. Er wirkt sanft, freundlich, in sich ruhend, zufrieden.

Wäre Devi Singh vielleicht auch mal ein Ziel für die ungezogenen Sprösslinge bei "die strengsten Eltern der Welt"? Dagegen spricht, dass die Idylle unterbrochen wird vom Klingeln seines Handys. Also doch noch Zivilisation, die Dünen nahe der pakistanischen Grenze.

Auf dem Rückweg während des Dunkelwerdens breite ich die Arme in der sanften Luft aus. Ist doch egal, dass das hier vielleicht nur eine Illusion ist. Die Ruhe in den Dünen war jedenfalls wieder eine Erfahrung, die ich in Indien nicht erwartet hätte.

Es folgt leider ein unsägliches Musik- und Tanzprogramm, das offenbar alle Anwesenden langweilt. Höhepunkt ist, dass alle Anwesenden sehr uncharmant zum Mittanzen aufgefordert werden. Ich bin etwas genervt, meine Ablehnung wird nicht akzeptiert. Die stark geschminkte Tänzerin sagt, besser gesagt sie schreit, mit bösem Gesicht immer wieder "please!". Ich gewinne trotzdem. Fast die Hälfte der Gruppe widersetzt sich erfolgreich. Auch das anschließende Essen ist eher mittelprächtig.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: usa2008 am 10.11.2013, 13:21 Uhr
Hallo Birgit,

ist schon bewundernswert mit welch positiver Einstellung du dich bemühst dieses Land
mit allen Sinnen "zu erfahren". Ich geb´ mich da keinen Illusionen hin, ich kann das nicht.
So rein theoretisch, sicher und gemütlich am Bildschirm, möchte ich das auch alles sehen, erleben,
erfahren (nur nicht riechen :wink:). Aber ich weiß genau, dass mein Magen, trotz aller Versuche
ihn nicht zu beachten, nach ein paar Tagen zum Problem würde und ich nur noch mit Imodium
einigermaßen reisefähig wäre  :ohjeee: und das ist es mir nicht wert.

Gaby
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 10.11.2013, 16:44 Uhr
Hi Gaby,

ja, ich konnte es auch kaum glauben, was für ein Schaf im Wolfspelz Indien ist, unter dem Schafspelz steckt dann sicher noch ein zweiter Wolfspelz ;)

Ich bin sicherlich aus lauter Freude darüber, dass es ein wirklich schöner, ereignisreicher und weitaus weniger stressiger Urlaub als befürchtet war, dann irgendwann auch ein bisschen mit der rosaroten Brille unterwegs gewesen, aber ich kann dir eins versichern: "Bemühen" musste ich mich nicht. Ich habe alles eben so genommen, wie es kam, habe mich sicher auch mal bewusst einlullen lassen und einfach den Kopf ausgeschaltet.

Und ich denke, das war richtig um die guten Erfahrungen mitnehmen und weiter tragen zu können. Das Land hat es echt verdient!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 10.11.2013, 16:53 Uhr
SO, 20.10.: Jaisalmer to Jodhpur

Heute haben meine neue Liebe Indien und ich den ersten Beziehungsstress. Eine Flaute statt Flow tritt ein. Heute mutiere ich zu dem Typ von Indientouristen, der ich nicht sein will: nörgelig, missgelaunt und misstrauisch.

Zunächst fahren wir durch karges Land nach Jodhpur. Das dauert schon einige Stunden. Ich langweile mich fast. Jodhpur, die blaue Stadt, sei so schön, habe ich gehört und gelesen. Also bin ich gespannt, was mich erwartet.

Als wir uns nähern, überkommen mich da Zweifel. Stickig, voll, schlechte Straßen. Na ja, vielleicht ist die Altstadt da ja anders.

Schön ist allerdings das Fort anzusehen. Riesig ist es und imposant auf einer Anhöhe gelegen, scheint die gesamte Breite der Stadt einzunehmen.

Die vielen Leute und der Lärm nerven mich heute. Zum Glück gibt es hier keine Guides und keine aufdringlichen Verkäufer. Aber ich brauche dringend Rupies und finde im Fort eine Wechselstube, wo es irgendwann im etwa 12. Ansatz gelingt mir gegen Kreditkarte einen Stapel Scheine auf den Tisch zu zählen.

In der gesamten Anlage finden überall Tanz- und Musikvorführungen statt. Die sehen toll aus und sind im Gegensatz zum Culture program gestern mitreißend, sodass eine Menge der Besucher sich in die Reihen der tanzenden Männer einreihen und dem Rhythmus der Musik folgen.

Der Palast ist prunkvoll ausgestattet und bietet tolle Blicke auf die blaue Stadt und das Fort. Nicht zum ersten Mal denke ich, dass die Alhambra, um die in Spanien so viel Wirbel gemacht wird, sich hinter dem allen hier nur verstecken kann.

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Auf der Weiterfahrt:

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Wir fahren weiter, kommen in der Altstadt an. Diese wirkt düster, voll und dreckig, und irgendwie fallen mir heute besonders die überall existierenden Urinale ins Auge, also im Grunde für das Pinkeln freigegebene Nischen an der Straße, die selbstverständlich nur von Männern genutzt werden. Irgendwie scheint plötzlich kein Hotel mehr frei zu sein außer dem unappetitlich wirkenden Hotel Haveli, wie Anil mir bedauernd mitteilt.

Der Mülleimer dreckiger als meiner zu Hause. Als ich das Zimmer ansehe, ist es noch nicht fertig. Das Zimmer fertig zu machen bedeutet offenbar mit viel Aufwand die Tagesdecke auf das Bett zu drapieren. Darauf, dass dazu noch ein wenig Bettwäsche gehört, muss ich erst hinweisen. Das Bad wird von den Boys keines Blickes gewürdigt. Zum Glück liegt darin noch ein sauberes Handtuch. Das, was man mir hinlegt, starrt nämlich vor Dreck. Zum ersten Mal brauche ich etwas von der vielen Sonderausstattung, die ich mitgenommen habe, nämlich meinen Seidenschlafsack und ein Desinfektionsspray. Und soooo günstig ist es eben auch nicht. Für nur unwesentlich mehr Geld habe ich selbst gebucht in Delhi tausendmal besser geschlafen. Bei den Preisen hier wäre es mir völlig wurscht gewesen, ob das Hotel vielleicht das Doppelte kostet, wenn es dafür auch doppelt so gut ist.

Es ist super hellhörig, denn irgendwie ist eine Art Luftloch zum Flur und außerdem eins zwischen dem Bad und einem Schacht, der durch das gesamte Hotel nach oben führt, nur mit einem Drahtnetz versehen. Die Fenster sind aus Plastik und lassen den Straßenlärm durch.

Dieses Hotel scheint Anils zweite Empfehlung zu sein, nachdem das ursprünglich vorgeschlagene Hotel voll ist. Es gibt aber durchaus noch andere Hotels. Sind also tatsächlich alle anderen Hotels voll und dieses Dreckloch tatsächlich die beste Wahl aus der kaum noch vorhandenen Auswahl? Oder ist es seine Angst mein Geld zu verschwenden? Warum habe ich dumme Gans nicht darauf bestanden, dass er mir noch etwas anderes zeigt?

Bei Essen und Bier auf der Dachterrasse entspanne ich mich ein wenig, aber irgendwie nur ein wenig. Der Tag heute hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Heute fühle ich mich ein wenig enttäuscht von meiner neuen Liebe Indien, die ich ja noch so gar nicht einschätzen kann, als ob man bei einem neuen Lover plötzlich bemerkt, dass die große Liebe heimlich Drogen nimmt.

Ich hoffe nur, dass die Stadt und das Land den Eindruck morgen wieder geraderücken können.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Manwi72 am 11.11.2013, 09:55 Uhr
Na jede neue Liebe braucht auch mal einen kleinen Dämpfer, damit man die Realität bewahren kann  :D

Ich finde, man liest in deinem Bericht ganz deutlich, wie du dich jeden Tag weiter entspannst und immer mehr auf das Land einlässt. Und es kommt auch irgendetwas spirituelles rüber. Hast du auch das Buch gelesen von Eat, Pray, Love? Natürlich mal wieder viel besser als der Film. Der Film wird das aber auch beim zweiten oder dritten mal ansehen ;-))

Ja, also schlimm fand ich Thailand vom Schmutz her jetzt auch nicht. Aber es gab schon so einige Ecken in Bangkok, da hat es mir dann kurz den Atem verschlagen. Hab mir auch ziemlich schnell solch einen kleinen Minzstick gekauft, mit dem viele dort herum laufen. Dass Ratten und anderes Getier zum Straßenbild gehören, hat mich nicht gestört. Ist eben so. Aber mit menschlichen Gerüchen habe ich so meine Probleme, egal wo auf der Welt ;-) Und meine Air India Erfahrung - also mit ca. 200 Indern 12 Stunden in einem Flieger - haben Spuren hinterlassen. Allerdings muss man zu deren Verteidigung sagen, dass der Flieger, mit dem wir FRA-LAX geflogen sind, bereits aus Dehli kam und die also schon 12 Stunden hinter sich hatten...

Oh ja solche "unhöflichen" Touris kenne ich zur Genüge. Aber auch hier in D. Beobachte ich selbst oft in meinem Bekanntenkreis. Manche Menschen sind was Höflichkeit angeht etwas unsensibel, glaube die meinen es nicht einmal böse oder von oben herab. Die merken das gar nicht. Ich bin auch jemand, der immer höflich ist und lieber einmal mehr lächelt. Und da fällt es mir auch auf, wenn andere Menschen nicht so sind. Ist mir auch oft sehr peinlich, wenn ich dabei bin....

LG Manu
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 11.11.2013, 18:41 Uhr
MO, 21.10.: Sightseeing Jodhpur

Ich erwache vor Morgengrauen vom Ruf der Muezzine rund um mich herum. Jodhpur ist zum größten Teil muslimisch, wie weithin zu vernehmen ist. Ich schlafe wieder ein und erwache erst mit dem Weckerklingeln. Ich dusche mit meinen Crocs in dem verkeimten Bad und gehe zum Frühstück. Auch heute bin ich unwirsch und ungehalten. Die Auswahl ist gering, die Schale, in der die Cornflakes geliefert werden, erinnert an den Mülleimer im Zimmer. Dann läuft noch einer mit einer Rechnung hinter mir her, obwohl ich den Preis für das Hotel inklusive Frühstück zahle und ich habe die Faxen dicke.

Blick vom Hoteldach auf das Familienleben rundherum:

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Anil erwartet mich pünktlich. Ob ich gestern sauer auf ihn gewesen sei, ich hätte "not happy" gewirkt. Ich erkläre ihm mein Hotelproblem. Kein Problem, er ruft sofort im Krishna Prakash Haveli an, die haben heute ein Zimmer, das er sofort für mich reserviert. Wir checken aus. Ich fühle mich schon ein bisschen besser.

Das Gepäck fährt mit zu unserem ersten Ziel, dem Umaid Bhavan Palast, wo die Maharajas noch bis ins 20. Jahrhundert gelebt haben, ein Enkel lebt laut Reiseführer heute noch hier. Ich finde die Anlage imposant, aber letztlich unspektakulär, denn für Uhren aus der Jugendstilzeit und alte Autos muss ich nicht nach Indien reisen. Besser gefallen hat mir das Anwesen gestern aus der Ferne, bei Dunkelheit beleuchtet auf der Anhöhe.

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Auf dem Rückweg an einer Ampel ein bettelndes uraltes Paar, ein bettelndes Kind und eine bettelnde jüngere Frau. Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, dass bei uns ein Rentnerpaar sich gegenseitig stützend mit einer sauber geschrubbten Blechschale von Auto zu Auto gehen muss um etwas zu essen kaufen zu können...

Wir checken im Krishna Prakash ein. Auch hier ist das Zimmer noch nicht fertig, aber die gesamte Anlage und das Zimmer machen einen deutlich besseren und freundlicheren Eindruck als das vorherige Hotel.

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Nicht noch einmal mache ich den Fehler hier im Zimmer das nun folgende Elend ansehen zu wollen. Ich verkrümel mich auf den Markt, besuche das Gewürzgeschäft (highly recommended in your lonely planet), kaufe ein paar Gewürze, die ich wohl nie nutzen werde. Ich besuche das Geschäft mit den Tüchern und Schals (highly recommended in your lonely planet), kaufe aber nichts, denn die Tücher aus der tollen Wolle aus Babyalpaka, die mir etwa eine Stunde mit all ihren Vor- und nicht bestehenden Nachteilen erklärt wird, sollen 250 Euro kosten. Selbst mit Handeln kommen wir da sicher nicht auf einen Preis, der mir angemessen erscheint, und ich gehe wieder. Ich besuche ein CD-Geschäft, (so far not highly recommended in my lonely planet) und kaufe drei CDs mit Bollywoodmusik und Ähnlichem. Der Verkäufer radebrecht leidlich englisch und ist sehr nett. Das hat nun auch ohne Lonely Planet viel Spaß gemacht.

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Unterwegs wieder unglaubliche Straßenszenen, aber kein Angequatsche. Auf Platz eins der Straßenszenen eine Mutter, die ihrer Tochter, die wie Ronja Räubertochter aussieht, die Läuse vom Kopf sucht direkt unter dem Clock Tower.

Zuletzt besuche ich den Omelettestand (highly recommended in your lonely planet) und esse ein herzhaftes und ein süßes Teil, trinke dazu einen Kaffee und nehme ein Wasser mit und zahle dafür etwa 1,20 Euro. Hier wäre ich nie hingegangen, wenn Anil mir nicht Unbedenklichkeit zugesichert hätte.

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Ich beziehe mein Zimmer. Es gefällt mir, besonders da es einen eigenen Balkon hat, der nun in der Sonne liegt und genau so ausgerichtet ist, wie ich es gerade so brauche. Also lege ich mich eine knappe Stunde in die Sonne.

Ich dusche und stelle dabei fest, dass dieses Hotel auch nicht wirklich sauberer ist als das Letzte. Ich grinse etwas in mich hinein. Ich habe es wohl so gemacht, wie man es nicht machen soll und habe mich auf das Nervende konzentriert und hätte es wohl besser selbst mal so machen sollen, wie ich es mit meinen salbungsvollen Worten noch in Jaisalmer beschrieben habe.

Um 16 Uhr bin ich mit Anil verabredet. Ich habe ihn gefragt, von wo aus man am besten die blauen Häuser ansehen kann und er meint, es sei ein etwas längerer Weg, aber er geht gerne mit und zeigt mir ein paar schöne Stellen. Wir marschieren los durch die zunächst brechend volle und laute Innenstadt. Wir kommen etwas höher, sind plötzlich hinter dem Fort. Immer wieder fotografiere ich blaue Häuser. So sehr viele gibt es davon nicht. Letztlich reichen aber wohl die etwa 30 Prozent blau gestrichene Fassaden, um die ganze Stadt aus der Ferne blau wirken zu lassen.

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Wir sind an einem kleinen See. Einige Steinmetze gehen hier ihrer Arbeit nach und schleppen zu viert einen Riesenquader. Ich genieße den Blick auf die vom golden gewordenen Sonnenlicht angestrahlte Festung. Es gibt einen zunächst etwas abenteuerlichen Weg, der dann durchs Grüne zum Fort führt.

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Dort wartet schon der nächste tolle Blick auf die Stadt. Mitreißende indische Popmusik schallt zunächst über die ganze Stadt bis zu uns hoch. Immer wieder muss ich aufstehen und mit indischen Menschen für ein Foto posieren. Auf den Dächern kann man aus der Ferne eine Menge Szenen beobachten: Spielende Kinder, Frauen, die Wäsche waschen und aufhängen.

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Es wird langsam dunkel, und wir machen uns auf den Rückweg. Ganz in der Nähe des Hotels einer dieser hinduistischen Minitempel. Tempelglocken schallen heraus, der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft.

Der Charme Indiens hat mich wieder, dem Land kann ich offenbar nicht sehr lange böse sein.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Antje am 11.11.2013, 20:46 Uhr
Ich gebs zu - mir hat ein Indienaufenthalt gereicht - es war hochinteressant - aber ich muß da nicht mehr hin.

Und dabei wollte ich da immer unbedingt hin. Und - nein - ich kriege nicht die Krise über Dreck oder Bettler - ich war auch in anderen bettelarmen Ländern.

Meiner Mutter gings etwa 10 Jahre später ähnlich - beeindruckende Dinge zu sehen - aber sie meint - einmal im Leben reicht für sie....

Wahrscheinlich sind wir (meine Mutter und ich) ähnlich gestrickt....

Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 11.11.2013, 23:44 Uhr
Hallo Antje,

ja, mit Indien ist es wohl wirklich sehr speziell. Mir fällt gerade kein Land ein, über das die Meinungen so gespalten sind wie in Bezug auf Indien. Ich kann es gut verstehen, wenn du sagst, das Land ist nichts für dich. Es ist einfach so krass, dass man es wohl hassen oder lieben muss. Selten habe ich Kommentare von Indienreisenden gehört wie "ach ja, war mal eine ganz nette Erfahrung" oder "na ja, war nichts Besonderes", sondern meistens waren die Meinungen so krass und extrem wie das Land selbst.

Und das merkt man schon an Kommentaren zu einem Bericht, den man harmlos auf der Couch oder am Schreibtisch sitzend lesen kann (nicht speziell deinen Kommentaren, sondern allgemein im Überblick). Das finde ich wiederum krass ;)

Ich kenne aber auch Leute, die wieder nach Deutschland gekommen sind mit einem "nie wieder", dann doch wieder hingeflogen sind.

Nur gut, dass die Geschmäcker unterschiedlich sind, finde ich ;)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Antje am 12.11.2013, 07:38 Uhr
Guten Morgen!

Na ja - meine Gründe sind immerhin durch Erfahrungen gedeckt - ich fand die Reise auch spannend, was wir gesehen haben in jeder Hinsicht (gut und schlecht) beeindruckend.

Aber es gab eben auch einiges, was mich zum Schluß kommen ließ: Das ist kein Land für weitere Reisen meinerseits.

Insofern wenigstens kein "Vorurteil", sondern ein "Urteil" ;-D

Antje
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 12.11.2013, 20:18 Uhr
DI, 22.10.: Jodhpur to Ranakpur

Ich finde, ich brauche ein bisschen Ruhe. Anil ist der Meinung, der große Jaintempel in Ranakpur ist toll, in Mount Abu gebe es hingegen viele Kleine. Wir besprechen, dass wir erst nach Ranakpur fahren, dann entscheide ich, ob ich meine verbleibenden Tage in Rajasthan anders aufteile und ein bisschen Dampf herausnehme oder ob wir von Ranakpur tatsächlich nach Mount Abu fahren.

Schon gegen 12 Uhr erreichen wir Ranakpur und ich kann im schönen Hill Resort einchecken. Irgendwie entdecke ich gerade hier in Indien ein Faible für ruhige Plätze, das hätte ich mir sonst früher auch kaum vorstellen können.

Das Resort hat einen einladenden Pool, leider kein WIFI, das gebe es hier wegen der Berge nicht. Aha, na dann also Rückzug total. Aber mein Suiteroom hat ein rundes Bett: Sleeping like Maharani!

(https://lh3.googleusercontent.com/-snf7QdBSnrQ/UmkHlGaB_WI/AAAAAAAANFk/_ZhzCoGeiF0/s800/IMG_2208.JPG)

(https://lh3.googleusercontent.com/-jFDihtH5ajY/UmkIDOiVvmI/AAAAAAAANGc/rmbTrhW94Y4/s800/IMG_2193.JPG)

Ich lasse mir von Anil noch den Weg zu einem Lokal zeigen, nur ein paar Minuten zu Fuß die Straße entlang. Ranakpur ist wirklich weniger als ein Dorf. Hier ist nichts los. Ich gehe zu dem Lokal und esse das erste Mal in Indien Fleisch, auf das ich hier eigentlich verzichten wollte, weil dann die Gefahr einer Infektion höher ist, die mich an mein Hotelzimmer und mein Bad fesseln könnte. Es gibt Buffet und das Hühnchen probiere ich. Leider alles nicht so spicy wie ich es liebe, aber man bringt mir eine scharfe, würzige grüne Creme, die ein bisschen nach Minze schmeckt und Pickles, sehr scharf angemacht, sodass ich nachwürzen kann.

(https://lh5.googleusercontent.com/-gI5sjowSDe0/UmkHosMVyiI/AAAAAAAANFs/TzYZcoWbbBU/s800/IMG_2209.JPG)

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Auf dem Rückweg gehe ich vorbei an Webereien, halt das, was man Touris so bietet. In einer Weberei kommt gerade  eine Touristin mit ihrem Fahrer an, ich geselle mich dazu. Zunächst lässt der Hausherr sich seinen Turban bringen, damit er auf unseren Erinnerungsfotos auch malerisch aussieht. Nebenbei erfahre ich, dass sein roter Turban aus 9 Metern Stoff besteht. Natürlich kaufe ich nichts, und Teppichweberei kenne ich ja auch schon, habe das in einigen anderen Urlauben schon gesehen. Und was für ein Nepp das ist. Ich kaufe nichts, habe das auch nicht vorgehabt.

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Auf dem weiteren Weg überholt mich ein kleiner Pick up Truck, auf dessen offener Ladefläche befindet sich mindestens eine komplette Klasse johlender Schulkinder. Meine Güte, wenn ich mir einen solchen Klassenausflug in Deutschland vorstelle? Gnade Gott der Schulleitung!

Ich trotte zum Hotel zurück. Der Pool und bequeme Liegen sind einladend. Außer mir ist niemand hier. Ich habe noch mehr als zwei Stunden am Pool, bevor es zum Sunsetpoint geht.

Anil weist mir den Weg auf den Berg mit Blick nach Westen über den See und klettert in seinen Flip Flops, meistens mit dem Telefon am Ohr, wie eine Bergziege hoch, während ich trotz meiner momentan guten Kondition ein wenig hinterher hechele und völlig verschwitzt oben ankomme.

Zum Glück machen wir zwischendurch Pause und sehen auf eine Art Dorf oder besser gesagt, Zeltstadt auf halber Höhe.

Oben angekommen, bietet sich ein toller Blick, auf der einen Seite zum Jaintempel, auf der anderen Seite auf den See, in der Ferne liegt noch ein weiterer kleiner See. Hier ist es grün, so weit das Auge reicht, ein angenehmer Kontrast zu den staubigen Wüstenlandschaften der letzten Tage.

Etwa sechs Papageien kommen angeflogen und lassen sich im Baum auf dem Berg nieder. Sie streiten miteinander und schnäbeln miteinander. Papageien leben monogam und werden sehr alt. Wer weiß, den wievielten Hochzeitstag wir hier gerade mit erleben?

Anil erzählt, dass es hier auch Bären und Leoparden gibt, die begegnen uns zum Glück nicht. Aber im See können wir Krokodile schwimmen sehen, die ich erst für treibende Baumstämme halte, die allerdings nicht so zielgerichtet die Richtung wechseln würden. Und auf dem Foto meine ich bei starker Vergrößerung auch etwas zu erkennen, das nach Krokodil aussieht.

(https://lh6.googleusercontent.com/-c3XT_VTm7tE/UmkIUeoXRjI/AAAAAAAANG0/0NVbkpk4DWo/s800/IMG_2197.JPG)

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Als es dunkel wird, gehen wir runter. Ich muss in der Dämmerung sehr aufpassen, dass ich nicht falsch auftrete und abrutsche und nicht in den dornigen Sträuchern hängenbleibe. Anil wieder forsch vorneweg mit der Gattin am Ohr. Das Telefonieren lenkt ihn vom richtigen Weg ab, sodass wir aus Versehen eine Runde direkt um die Hütten drehen.

Ist es malerisch oder erbärmlich? Wohl wieder mal beides. Die Hütten sind rundherum einsehbar. In einer der Hütten brennt Feuer. Ein Mädchen von etwa 13 Jahren liegt bäuchlings auf einem Bett, das nur mit geflochtenem Material bespannt ist, direkt nebenan sind die Ziegen der Familie im gleichen Raum untergebracht. Halbnackte dreckige Kinder mit einem Stück Chapati (Fladenbrot) in der Hand laufen uns nach. Plötzlich schallt aus der Hütte ein SMS- Ton. Das Mädchen, auf dem Bett spielt wie auch alle westlichen Kinder mit dem Handy. Ich muss grinsen. Aha, selbst in der letzten Hütte mitten im Nirgendwo in Indien ist die Moderne wohl inzwischen eingekehrt.

Wir gehen am Straßenrand durch die Dunkelheit den kurzen Weg zum Hotel zurück. Affen kreischen. Die Luft ist kühl, es riecht frisch.

Auf dem Rückweg erzähle ich Anil, dass man in Deutschland überall hört, dass man kleine Geschenke für indische Kinder mitnehmen soll, dass ich noch etwa 5 kg Kulis, Filzstifte, Seifenstückchen, Minicremetuben, Luftballons und Aufkleber zu verteilen habe. Ich frage ihn, was ich damit machen soll, ob er eine Verwendung kennt, denn bisher bin ich es nicht losgeworden. Er macht mir den Vorschlag, dass wir auf der Weiterfahrt nach Udaipur an einer Schule halten können, dass ich die Sachen da ja spenden kann. Super! Absolut klasse! Wüsste ich nicht, dass ich absolut gegen indischen Anstand verstoßen und Verwirrung stiften würde, würde ich ihn nun umarmen.

Ich komme mit dem Sack voll Zeugs, das ich schon vorher separiert habe, aus dem Hotel, denn hier darf er nicht rein. Wir sichten alles. Einiges möchte er gerne haben, die Babycreme für seinen zwei Monate alten Sohn, eine Packung der Filzstifte für die sechzehnjährige Tochter, die Halstabletten aus der Apotheke in Agra, die ich nach der Erfahrung mit dem Cortison lieber nicht behalten will. Wir machen eine zweite Tüte mit Aufklebern, Luftballons und Stiften für die Schulkinder, sodass ich anschließend im doppelten Sinne deutlich erleichtert zurück gehe.

Ich verabschiede mich von Anil und entscheide mich für Essen im Hotel. Beim Weg durch das Restaurant muss ich fast über die Mitarbeiter hinwegklettern, die es sich vor dem Fernseher im Eingangsbereich auf dem Boden bequem gemacht haben. Hier ist es langweilig. Ich bin der einzige Gast. Aber ich vergesse heute nicht mein Essen spicy zu bestellen und bekomme es auch spicy. Es schmeckt sehr gut.

Zum ersten Mal in diesem Urlaub gesellt sich eines meiner Lieblingstiere zu mir und ich teile meinen Rest Reis mit der wenig selbstbewussten Katze, die mich verschreckt und gleichzeitig bittend ansieht.

Ein schöner, entspannter, ruhiger Tag liegt hinter mir.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: KarinaNYC am 12.11.2013, 21:08 Uhr
Ich bin immer noch dabei  :D
Also ich gehe mal davon aus, das ich das indische "spicy" nicht essen könnte  :oops:
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 12.11.2013, 21:28 Uhr
Karina, ich habe wie verrückt trainiert (vgl. Reisebericht Südengland). Außerdem habe ich mir immer wieder höllisch scharfe Spaghetti aglio olio gemacht ;)

Ich habe mich an ein Essen in Durban erinnert damals, als ich 18 war. Das hatte ich nur medium spicy bestellt, aber es hatte mir die Tränen in die AUgen getrieben- In Thailand, Malaysia und Singapur die letzten Jahre ging das schon deutlich besser.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: ziony am 12.11.2013, 22:35 Uhr
Bin auch noch mit Begeisterung dabei.  :D
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Manwi72 am 13.11.2013, 10:41 Uhr
Sehr schöner Tag. Genau nach meinem Geschmack !!! Ich liebe ja indisches Essen und spicy sowieso!!

Wieso hattest du bis dahin nichts von deinen Mitbringseln verschenkt ?? Du bist doch schon so vielen potentiellen Empfängern begegnet ?
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 13.11.2013, 11:58 Uhr
Guten Morgen!

Na ja - meine Gründe sind immerhin durch Erfahrungen gedeckt - ich fand die Reise auch spannend, was wir gesehen haben in jeder Hinsicht (gut und schlecht) beeindruckend.

Aber es gab eben auch einiges, was mich zum Schluß kommen ließ: Das ist kein Land für weitere Reisen meinerseits.

Insofern wenigstens kein "Vorurteil", sondern ein "Urteil" ;-D

Antje

Ging mir ähnlich, ich habe bis jetzt gesagt, es war interessant, spannend aber auch sehr ermüdend und nervig, da brauch ich nicht noch einmal hin. Aber wenn ich hier so Birgits Bericht lese, dann könnte ich es mir vielleicht doch noch einmal vorstellen. Allerdings dann mit Fahrer und in besseren Hotels als die, in denen ich damals als Backpackerin gewohnt habe. So kann man sich wenigstens am Ende eines anstrengenden Reisetages wieder ein wenig erholen.

@Birgit: meine Tochter liest hier übrigens mit wachsender Begeisterung mit. Indien ist jetzt ganz oben auf ihrer Reisewunschliste.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired als Gast am 13.11.2013, 12:22 Uhr
Viele liebe Grüße, liebe Katrin-Tochter :D :D :D Hast du denn auch vor einigen Tagen diese zweiteilige Schnulze im Fernsehen gesehen? Da waren auch viele schöne Eindrücke dabei :)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: snowtigger am 13.11.2013, 14:50 Uhr
Hallo Birgit, ich bin auch noch dabei und hab sogar heute indisch gegessen (schön scharf! Find ich nämlich auch seeeehr lecker).
Und: die Glücksbändchen von meiner Freundin sind erst neulich abgefallen und sie war 2009 dort ...  :wink:
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 14.11.2013, 18:09 Uhr
Zitat
die Glücksbändchen von meiner Freundin sind erst neulich abgefallen und sie war 2009 dort

Sehr sympathisch. Ich trage sowas auch Ewigkeiten :)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 14.11.2013, 18:15 Uhr
MI, 23.10.: Sightseeing Ranakpur

Ich erwache in meinem Maharani- Bett, heute liegt nicht viel an, heute liege hauptsächlich ich, nämlich am Pool.

Ich breite mich auf einer der bequemen Liegen aus, der Vormittag gehört mir. Ich genieße die Sonne, Gurren der Tauben, das Schreien der Pfauen auf dem Grundstück hinter dem Hotel. Die Eichhörnchen hier sind Chipmunks, die ich so gut aus den USA kenne.

Um 12 Uhr brechen wir auf zum Jain-Tempel, der einzigen, aber wunderschön gelegenen und überhaupt wunderbaren Attraktion hier. Ich verbringe fast zwei Stunden auf dem Gelände. Die vielen Säulen sind kunstvoll verziert. Priester führen Touristen herum.

Während ansonsten überall "Security Checks" stattfinden, bei denen ich Zweifel habe, dass das Gerät und die jeweiligen Mitarbeiter irgend etwas wahrnehmen, nimmt man es hier sehr genau. Meine Wasserflasche und meine Drops müssen draußen bleiben. Das Handy wird nicht gefunden, sonst hätte ich es auch abgeben müssen.

Ich fotografiere eine Gläubige im Allerheiligsten, werde zur Ordnung gerufen, muss das Foto wieder löschen. Ansonsten ist man hier frei und darf machen, was man will, Ausblicke und die vielen reich verzierten Säulen fotografieren.

(https://lh5.googleusercontent.com/-O2rqHqeUask/UmkI5QSmWvI/AAAAAAAANH8/vwluNmUDrpE/s800/IMG_2216.JPG)
(https://lh3.googleusercontent.com/-uO7SELP1nd8/UmkI7v9fnWI/AAAAAAAANIE/ZVJZMZdx5O4/s800/IMG_2218.JPG)
(https://lh5.googleusercontent.com/-ToHHfV8rX7I/UmkI-_e4uWI/AAAAAAAANIM/a4ooz-Iia7M/s800/IMG_2221.JPG)
(https://lh3.googleusercontent.com/-dRHnQqETxJ4/UmkJBZx4-2I/AAAAAAAANIU/OmWcbklYlvM/s800/IMG_2242.JPG)
(https://lh3.googleusercontent.com/-62if1sfnehM/UmkJNfiUz6I/AAAAAAAANIs/_d2FoiOGJ4M/s800/IMG_2224.JPG)  
(https://lh6.googleusercontent.com/-pBt8Zgz1J2I/UmkJWA2Y7gI/AAAAAAAANI8/5jAZGD7FMAY/s800/IMG_2225.JPG)

Auch hier steht einem das Glück wieder auf der Stirn geschrieben. Man darf es sich selbst vor einem Spiegel aufmalen und beobachten, wie die gelbe Paste aus Sandelholz und Safran hergestellt wird.

(https://lh5.googleusercontent.com/-JdxgNNKPu3Y/UmkJDn899GI/AAAAAAAANIc/hC0kzEhd5bg/s800/IMG_2241.JPG)
(https://lh4.googleusercontent.com/-fFcu5xHu_gY/UmkJEmUMS_I/AAAAAAAANIk/UvlEu6TJWKY/s741/IMG_2228.JPG)

Ich gehe einen Hügel hinauf zu einem kleineren Tempel und genieße den Blick auf den großen Tempel und umgekehrt.

(https://lh6.googleusercontent.com/-Mdu6OlDXrQs/UmkJSXIrjFI/AAAAAAAANI0/eetBxVTc0Ys/s800/IMG_2219.JPG)
(https://lh5.googleusercontent.com/-b6Wzu1z9_zs/UmkJcGZT-YI/AAAAAAAANJE/YZDSBunN35E/s800/IMG_2230.JPG)

Nebenan ist noch ein sehr kleiner Tempel, reicht verziert. Hier stehen an den Säulen Personen im Vordergrund. Im Inneren duftet es nach Weihrauch, der Wächter hält ein Nickerchen.

(https://lh6.googleusercontent.com/-ArUkcGa1jRA/UmkJi-VxC3I/AAAAAAAANJM/F_ILujRm3oU/s800/IMG_2232.JPG)

Es ist inzwischen etwa 14 Uhr, ich möchte noch das Dorf besuchen. Anil fährt mich hin und begleitet mich bei meinem Rundgang. Viele Müllberge, direkt daneben malerisch wirkende Verkäuferinnen mit ihren Waren. Schweine graben im Müll.

(https://lh6.googleusercontent.com/-HcEdvZVOYd4/UmkJyBYEoWI/AAAAAAAANJk/etjpOuTK064/s800/IMG_2236.JPG)
(https://lh3.googleusercontent.com/-lJucJOHGurs/UmkJq_5G_OI/AAAAAAAANJU/cgpoNANWjrg/s800/IMG_2231.JPG)
(https://lh5.googleusercontent.com/-a15O0OebtFA/UmkJthrRDjI/AAAAAAAANJc/w-jD5Yu5Epo/s800/IMG_2235.JPG)

Nun habe ich mir meine nächste Poolsession redlich verdient und tanke für eine weitere Stunde Sonnenstrahlen am Pool.

Wir wollen zu einem anderen Punkt am See. Anil warnt mich, der sei nicht so schön, aber etwas Abwechslung ist auch gut. Er hat Recht. Hier stoßen wir auf mehrere andere Touristen. Franzosen gibt es hier in Rajasthan in rauen Mengen, zwei Autos mit jeweils zwei von der Sorte kommen an. Außerdem machen einige indische Jugendliche hier Faxen.

Anil sieht ein Krokodil auf dem Uferrand. Mangels Fernglas nehmen wir ein Foto auf und zoomen in das Bild hinein. Jawoll, ganz eindeutig ein Krokodil. Das finden auch die Franzosen und die jeweils zugehörigen Fahrer. Ich frage Anil, ob man das nicht mal näher ansehen kann. Wir gehen den kurzen Weg zur gegenüber liegenden Landzunge, leider ist das Krokodil bei unserer Ankunft verschwunden. Später sehe ich auf dem Ipad auf der Vergrößerung des Fotos, dass das Krokodil noch nie da gewesen ist oder aber für immer da bleiben wird, denn es ist nur ein Felsen. Aber so haben immerhin die Franzosen ihr Krokodil zu sehen bekommen.

(https://lh3.googleusercontent.com/-eW-kekU3yQY/UmkJ8ch80eI/AAAAAAAANJ0/Lw-8YLJkkrE/s800/IMG_2237.JPG)

Ich möchte wieder in das Restaurant von gestern Mittag, im Hotel ist es mir zu langweilig. Anil fragt, ob er mich fahren soll. Ich will lieber laufen. Er begleitet mich, allein laufen soll ich nicht bei Dunkelheit. Es ist tatsächlich stockdunkel, die Kühe auf der Straße sehe ich erst, als sie fast direkt vor mir stehen. Das Essen ist scharf, ich finde es gerade richtig.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Arca am 14.11.2013, 19:46 Uhr
Ich bin auch noch fasziniert dabei, die Papageien begeistern mich
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 15.11.2013, 17:51 Uhr
DO, 24.10.: Ranakpur to Udaipur

Ich verabschiede mich von meiner Entspannung auf dem Land. Über das Fort Kumbalgarh soll es heute bis Udaipur gehen, mein letztes Ziel in Rajasthan. Eigentlich wollten wir hier schon deutlich früher eintreffen, aber wir halten unterwegs so oft, dass die "estimated arrival time" letztlich erst bei fast 17 Uhr liegt.

Die Straße windet sich durch saftig grünen Dschungel immer höher. Immer wieder leben ganze Horden von Lemuren am Straßenrand. Wir halten einige Male an. Die frechen Gesellen springen auf das Auto. Die Fenster müssen die meiste Zeit zu bleiben, denn sonst kommt eine vorwitzige Pfote hinein.

(https://lh6.googleusercontent.com/--Xd9CVBFQHs/Umk9s6xtzRI/AAAAAAAANKM/jzZ9-B-BqwY/s800/IMG_2246.JPG)

(https://lh5.googleusercontent.com/-dQu7AAEunnM/Umk9v1SQjOI/AAAAAAAANKU/h4K9TbiC-F4/s800/IMG_2247.JPG)

Das Projekt mit der Schule steht ja noch an. Schule beginnt im Winterhalbjahr erst gegen 10 Uhr. Wir treffen den ganzen Vormittag über Schulkinder, ich werde meine gesamten Pens los. "Jeder nur einen, bitte", aber sie werden mir förmlich aus den Händen gerissen. Auch meine Luftballons und einen Großteil meiner Sticker werde ich los. Adrett sehen sie aus, die Jungs und Mädels in den überwiegend blauen Uniformen, die Mädels tragen alle ihre Haare geflochten mit roten Schleifen. Keiner bedankt sich, einige lächeln nicht einmal, aber die meisten freuen sich sichtlich und winken zum Abschied.

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Wir fahren eine richtig spannende Strecke über das platte Land. Immer wieder rufe ich "stop for photo, please", und Anil hält. Ein Chilifeld, eine Frau mit Kind am Brunnen, Männer, die mit ihrem Ochsen die Pumpe bedienen, mit denen sie Wasser für die Felder hochbefördern, Frauen mit großen und gefüllt sicherlich sauschweren Wasserbehältern auf dem Kopf. Hier ist es schon toll, jemanden dabei zu haben, der mit den Leuten reden kann, der übersetzt, was ich will und die Leute bitten kann, mir ihr Treiben vorzuführen, was sie bereitwillig machen.

Wir halten oft, besonders oft am Wasser. Einige Male kann ich einen Kingfisher leuchtend blau über Wasser fliegen sehen und, hurra, mir gelingt es mir sogar einen davon so zu fotografieren, dass man das herrlich blaue Gefieder sehen kann.

Wir halten auch bei einer Kolonie Flughunde. Einmal schlängelt sich bei einem Stopp eine riesige Schlange auf den Weg. Als ich sie entdecke, ist sie aber schnell wieder im Grünen am Wegesrand verschwunden. Eine schwarze Kobra muss das gewesen sein, boah, wie unheimlich!

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Kumbalgarh, die eigentliche Sehenswürdigkeit auf der Tour, wird zur Nebensache. Imposant sieht es schon aus und es bietet auch tolle Ausblicke. Mehr als eine Stunde brauche ich aber nicht, obwohl ich auch den eher abgelegenen Teil rechts des Eingangs besuche, wo ich ganz allein bin.

(https://lh3.googleusercontent.com/-gV5Tc2LLNh4/Umk-bOrtjvI/AAAAAAAANLU/UXDasDC7EEs/s800/IMG_2255.JPG)

(https://lh6.googleusercontent.com/-hw-WtaLU08o/Umk-kZwfqhI/AAAAAAAANLc/7WwM-UuwSS8/s800/IMG_2256.JPG)

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Es schließen sich nach dem Mittag noch knapp zwei Stunden Fahrt bis Udaipur an. Ich bin inzwischen etwas müde und quengelig, muss mich erst einmal eine Stunde ausruhen und mit einer Dusche erfrischen. Das Restaurant auf dem Dach des Hotel Sargam Sadan direkt am Pichola See bietet einen schönen Ausblick, wenn auch keinen Premiumblick, aber das Essen ist nicht gut und es ist laut hier. Man versucht die Gäste mit Musik zu beschallen und von Indien durch "California Dreaming" abzulenken. Das gefällt mir gar nicht.

Ich brauche aber wohl auch dringend eine Mütze voll Schlaf, ziehe mich früh ins Zimmer zurück und lindere meine Internet-Entzugserscheinungen.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 16.11.2013, 18:26 Uhr
DO, 25.10.: Sightseeing Udaipur

Der Tag gehört Udaipur und mir. Zum Frühstück gefällt mir das Restaurant mit dem Blick über den noch etwas dunstigen Pichola Lake schon besser. Gegen 9 Uhr breche ich zu Fuß auf in die Stadt. Zum Glück habe ich google Maps auf dem Handy und kann es auch offline nutzen. Ein bisschen verlaufe ich mich in den Gassen, finde den Weg zur Fußgängerbrücke nicht gleich. Aber das gibt mir die Gelegenheit ein bisschen das hiesige Leben abseits der Touristenpfade zu sehen. Ein Mann sitzt in der Gasse und formt kleine Tonnäpfe. Er fragt, ob ich fotografieren will. Seine Kinder kommen aus dem Haus. Die Tochter kann ein bisschen englisch. Wir tauschen ein Namaste aus und sie und ihr kleiner Bruder bekommen jeweils einen Bogen Aufkleber.

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Ich suche mir einen Weg zum See, das ist hier gar nicht so einfach, zumindest habe ich innerhalb der Altstadt keine Stelle gefunden, an der ich ein bisschen am See entlang gehen kann. ich kann dort aber ein bisschen herumstehen, die Menschen beim Baden und Wäschewaschen beobachten.

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Fast von allein komme ich beim zentral gelegenen Tempel an. Mann, ist die Treppe steil! Es ist nicht sehr viel los hier. Touristen und Gläubige halten sich in der Anzahl die Waage. Auch hier darf man sich das Glück vor einem Spiegel wieder selbst auf die Stirn malen. Jemand erklärt mir, ich solle doch besser links herum gehen, das sei besser für das Glück. Wenn Glück durch einen einfachen Richtungswechsel zu erhalten ist, komme ich dem doch gerne nach.

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Ein verkrüppelter Bettler sitzt an der Tempelwand. Er fragt auf Englisch, was der Euro wert ist, den er mir entgegenhält. Ich sage ihm, es seien 80 bis 85 Rupies. Er möchte ihn offenbar gewechselt haben und ich gebe ihm 100 Rupies.

Im Tempel wird lautstark und fröhlich gebetet. Dass Fotografieren und Filmen hier verboten ist, bekomme ich zum Glück erst später mit. Ich lasse mich still nieder und höre zu. Der zahnlose alte Mann außen hat sichtlich Spaß und bewegt sich ausdrucksvoll zu der stimmungsvollen Musik. Die Frauen stimmen einen anderen Gesang an und werden von den Männern mit den Instrumenten unterstützt. Eine Frau verteilt kleine Happen Essen an die im Zentrum sitzenden Gläubigen. Ich kann mich kaum losreißen und könnte den ganzen Tag hier bleiben.

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Im Hinduismus gehört es dazu sich um die Armen zu kümmern. Andernfalls könnten die vielen Armen hier sicher auch nicht überleben. Hinter dem Tempel ist ein Platz, auf dem die Armenspeisung stattfindet, sicherlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin sehen die Menschen so aus, als ob sie zumindest satt geworden seien.

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Erst nach einer Weile verlasse ich den Tempel und gehe ein paar Schritte weiter zum City Palace. Ein Geldautomat ist so nett mir eine Menge Rupies zu geben. Das ist gut so, denn ich muss noch die zweite Hälfte des Autos bezahlen und das Hotel. Kreditkartenzahlung ist zumindest in diesen relativ einfachen Hotels eher unüblich.

Im City Palace ist es voll, jede Menge Inder, Franzosen und auch viele Deutsche sind hier unterwegs. Prachtvoll, das Gebäude, und auch der Blick auf den Lake Palace (ja, den aus "Octopussy") ist nicht zu verachten.

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Ich gehe zurück durch die Stadt. der Basar hier ist riesig, allerdings nur ein kleiner Teil besteht aus den üblichen Shops für Touristen. Die Basarstraße führt in einer großen Runde um die Stadt, für die ich mindestens eine Stunde Zeit brauche. Spannend ist es hier nicht unbedingt wegen des Shoppingerlebnisses für mich, sondern vielmehr, weil ich in weiten Teilen des Basars die einzige Touristin bin. Das besorgt offenbar eine Gruppe Schuljungs, als ich an einer Ecke anhalte und überlege, wie ich weitergehen will. Einer spricht mich ganz lieb und höflich an, ob ich Hilfe brauche. Ich verneine, die Jungs wünschen mir noch einen schönen Tag. Wir winken uns nochmals zu und gehen alle unserer Wege.

Unterwegs werde ich aus einem Tuk Tuk heraus angesprochen, ob ich mitfahren will. Selbst wenn ich wollte, wüsste ich nicht, wo in diesem mit bereits etwa 8 Passagieren besetzten motorisierten Dreirad noch Platz für mich sein sollte.

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Etwas geschafft komme ich wieder am Picholasee an und habe ein bisschen Hunger. Ich setze mich in ein Café mit Blick und bestelle mir Lassi und Pizza. Nun ja, auch die Pizza schmeckt eher indisch als italienisch, sodass ich reumütig beschließe, wieder zu indischen Gerichten zurückzukehren.

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Irgendwie treffe ich in Indien immer dieselben Gesichter, nämlich Touristen mit ähnlicher Route und ihre Fahrer. Hier treffe ich einen Mitarbeiter des Hotels in Ranakpur. Er habe frei und wolle sich Udaipur ansehen. Na, so ein Zufall. Wir wechseln ein paar Worte miteinander, wie uns Udaipur gefällt. Auch eine Touristin aus Australien treffe ich zum wiederholten Mal.

Eine Stunde Pause im Hotel und Anil erwartet mich unten. Es geht los zu einer abendlichen Tour mit Blick auf die Stadt. Anschließend fährt er mich zu einem Restaurant. Abends isst Anil immer spät, leistet mir aber Gesellschaft auf eine Cola. Ich esse Tandoori Chicken, werde so langsam mutiger in Sachen Essen. Und auch Anil lässt sich überreden ein paar Bissen mitzuessen.

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Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 17.11.2013, 15:54 Uhr
FR, 26.10.: Sightseeing Udaipur

Noch ein voller Tag in Udaipur. Heute bekomme ich die etwas außerhalb liegenden Sehenswürdigkeiten zu sehen. Erst geht es in einen schönen und gepflegten tropischen Garten. Ich schlendere ein bisschen zwischen schön angelegten Beeten herum. Immer wieder laufen mir indische und westliche Reisegruppen ins Bild. Die Gruppe von bunt gekleideten Schülerinnen kommt mir als Farbtupfer gerade recht. Ich denen aber offenbar auch. Plötzlich bin ich umringt von einer Traube Mädchen samt Lehrerin, die mich erst einmal mit ihrem Handy fotografiert. Wir machen ein paar Spaßfotos. Das Zeitalter der digitalen Fotografie macht es ja möglich ein paar Aufnahmen aus Spaß zu machen. Die Mädchen probieren all ihre Englischkenntnisse aus, umringen und umarmen mich.

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Das nächste Ziel ist wieder mal ein Memorial für die Angehörigen der Maharjafamilien. Hier ist nichts los, es gibt nur einen Wärter. Fotografieren verboten, steht überall, aber ich kann es nicht lassen und schieße heimlich ein paar wenige Fotos.

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Wir fahren wieder in die Stadt. Bootfahren ist angesagt. Ich lade Anil mit ein. Vom Boot aus kann ich tolle Blick auf den Stadtpalast und den Lake Palace erhaschen. Vor mir eine Familie von Sikhs, der kleine Junge trägt noch keinen Turban, aber ein Tuch auf dem Kopf.

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Und nun, weil es so schön war, das Ganze nochmals von oben. Ich fahre mit der Seilbahn auf einen Berg. Auf der Fahrt und oben angekommen wieder tolle Blicke über die Stadt, den glitzernden See. Ein kleiner Junge führt gegen Geld Zaubertricks vor. Ich engagiere ihn nicht.

An der Seilbahnstation ist ein Restaurant. dort könne ich essen, meint Anil. Hier ist es sehr günstig. Es gibt keine nordindische Küche, sondern südindische. Ich bestelle mir zwei Dosa-Gerichte und bekomme eine Art Omelett mit Gemüse und Käse und ein sehr dünnes crêpeartiges Brot, gefüllt mit einer würzigen Gemüsepaste. Nach Südindien muss ich auch mal, beschließe ich genau hier und jetzt und genieße bei einem Lassi den Blick.

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Wieder unten angekommen, ist das Sightseeing für heute beendet. Nun wäre ein bisschen Liegestuhl am Pool schön. Mangels Pool und Liegestuhl bleibt mir aber nur das Zimmer oder die Dachterrasse, die allerdings ein Restaurant und überdacht ist. Hierüber bin ich ein bisschen unglücklich und ich beschließe die Zeit zu nutzen mein Gepäck schon mal für morgen fertig zu machen.

Im schönen sanften Nachmittagslicht geht es nochmals los. Ich bitte Anil mich zu begleiten. Ich bin gerne allein unterwegs, aber wenn er dabei ist, fällt die Kommunikation leichter. Er kann mir einiges erklären, und wenn es um Essen zweifelhafter Hygiene am Straßenrand geht, ist er mir immer ein guter Berater.

Wir gehen auf den Markt, der hauptsächlich von Einheimischen besucht wird. An einem Stand mit Tonkrügen finde ich, dass allein ein solcher Krug schon leer zu schwer und zu unpraktisch ist. Ach nein, die sind doch nicht schwer, widerspricht Anil. Aus Spaß setze ich mir einen auf den Kopf und habe sofort eine Meute junger Männer als Zuschauer da stehen. Anil fotografiert mich. Erst später erkenne ich auf dem Bild, dass ich den Krug auch noch schief halte. Kurz darauf begegnet uns eine Frau, die einen Korb mit bestimmt acht solcher Krüge auf dem Kopf trägt, diesen nicht einmal festhält. Hochachtung!

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Uns begegnen Männer, die Betelnüsse kauen. Sie haben dick aufgeblasene Backen, spucken dann aus. Einmal sprüht ein Schwall der roten Suppe aus einem Bus direkt vor meine Füße. Schwein gehabt!

Ob ich Zuckerrohrsaft probieren will? Na klar! Aber der Stand, an dem wir dann landen, scheint ein bisschen von zweifelhafter Sauberkeit zu sein. Anil bittet den Besitzer Glas und Maschine zu säubern. Na, ich weiß ja nicht, ob das etwas geholfen hat. Das verstaubte Zuckerrohr jedenfalls wird nur notdürftig mal eben unter Wasser gehalten und dann mehrfach durch die Maschine gejagt, eine halbe Zitrone dazu, ein bisschen Salz ins Glas und fertig ist der Drink. Schmeckt ein bisschen wie alkoholfreie Margarita, aber ich trinke nicht aus, so ganz geheuer ist mir das nicht.

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Etwas später möchte ich aber eine grüne Kokosnuss austrinken, sie wird vor meinen Augen geschlachtet. Eine indische Frau will auch eine Kokosnuss, ihr Mann kauft eine, wir grinsen uns gegenseitig an.

Nun sind Süßigkeiten angesagt. Ich bekomme an einem Stand drei sehr süße in Honig ausgebackene Bällchen. Einen großen geschmacklichen Unterschied zwischen ihnen kann ich nicht feststellen.

Noch etwas später kaufe ich Räucherstäbchen, die sicherlich wie die Gewürze später bei mir vergammeln werden, aber ein paar der Gerüche Indiens möchte ich doch gerne mitnehmen und um mich haben, wenn auch nicht unbedingt jeden Geruch.

So langsam sind wir wieder im engeren Innenstadtbereich. Vorbei gehen wir im Abendlicht am Tempel. An der Stelle hinter dem Tempel, an der man ans Wasser kann, ist viel los. Frauen baden und waschen ihre leuchtenden Saris, Touristen sitzen hier und schauen aufs Wasser.

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Nach Sonnenuntergang bringt Anil mich zum Hotel zurück. Ich esse dort im Restaurant, habe keine Lust gehabt in der Stadt zu suchen. Auch ist morgen früh um 4 Uhr die Nacht herum, um 5 Uhr muss ich zum Flughafen starten. Heute wähle ich ein anderes Gericht, das schmeckt mir besser. Ein bisschen bedauere ich meine Entscheidung, denn ein Lokal direkt im Stadtzentrum mit Blick auf den City Palace wäre sicher toll gewesen. Aber egal. Lokale mit Blick auf Wasser und die Szenen im und am Wasser werden mich in Varanasi noch in Hülle und Fülle erwarten. Dort habe ich dann auch wieder einen Pool zur Verfügung.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 18.11.2013, 21:15 Uhr
SA, 27.10.: Udaipur to Varanasi

Ein wieder mal fremdländischer Tag, gespickt mit sehr viel Moderne. Heute ist der Ortswechsel per Flugzeug angesagt. Es geht mit Jet Airways über Delhi nach Varanasi, und ich bin wahnsinnig gespannt auf diese Stadt!

Morgens um vier klingelt in kurzer Folge gleich drei Mal das Telefon: Weckanruf vom Fahrer, vom Hotel und aus Deutschland, wo es jetzt 00.30 Uhr ist. So eine Angst habe ich zu verschlafen. So aber weiß ich nun, dass auch Anil wach ist und mich pünktlich um 5 Uhr abholen wird. Er steht bereits um 4.30 bei mir vor der Zimmertür. Wir schleichen durch das Hotel, in dem überall in den Sitzecken die Angestellten unter Decken liegen und schlafen.

Wir fahren etwa eine halbe Stunde durch das noch stockdunkle Udaipur zum Flughafen. Mir ist ein bisschen schlecht. Erstens ist es mir noch viel zu früh, zweitens habe ich ein bisschen Schiss vor dem nun Kommenden auf mich allein gestellt, drittens habe ich wohl irgend etwas gestern Abend nicht so gut vertragen, aber das ist alles nicht so schlimm.

Auf dem Weg zum Flughafen erinnere ich mich an meine erste Begegnung mit dem Land, an die Fahrt vom Airport in Delhi in die Stadt. Hier wiederholt sich so einiges. Irgendwie sind noch oder schon im Stockdunklen Leute unterwegs, Männer stehen um Feuer herum. Da es hier wirklich kühl ist, denn es ist in den letzten Tagen nachts merklich abgekühlt, freue ich mich über ein langärmeliges Shirt, das ich anhabe, während die Locals hier mit Mütze und Winterjacke unterwegs sind.

Unterwegs ein Unfall und ich erinnere mich an die Schilderung mit der Lynchjustiz. Trotz der frühen Stunde hat sich um den vorne stark demolierten LKW eine große Menschentraube versammelt. Wer oder was noch beteiligt war, ist nicht zu erkennen.

Kurz vor dem Flughafen tauchen am stockdunklen Straßenrand drei junge Männer beim Frühsport auf. Sie laufen. Daran übrigens habe ich seit meinem ersten Versuch in Agra keinen Gedanken mehr verschwendet.

Am Airport geht alles schnell. Hier darf ich nur mit Ticket rein, Anil verabschiedet mich also beim Aussteigen am Auto. Eine schnelle Umarmung und eine Aufmerksamkeit für ihn. Er hatte vor einigen Tagen mal gemeint, er brauche noch eine kleine Tasche für sein Rasierzeug, also auf gut Deutsch einen "Kulturbeutel", oder auf Neudeutsch einen "Waschsalon". Einen solchen habe ich in Udaipur bei meiner riesigen Runde durch die Stadt erstanden und mit einer Schachtel Marlboro und seinem großzügigen Trinkgeld bestückt, von dem er mir später per Skype mitteilt, dass sein Kollege neidisch gewesen sei. 9000 Rupies für gut zwei Wochen scheinen also viel zu sein...

Es geht alles fix an diesem modernen Flughafen, und der Sicherheitscheck wird wirklich ernst genommen. Es bleibt noch Zeit für einen Kaffee und einen Schokobrownie zum Frühstück und los geht es auf die Minute pünktlich, zunächst nach Delhi.

Hier trifft mich nach der vielen Kultur, dem vielen Schmutz, dem vielen Urindischen eine Art Kulturschock ob des Marks and Spencer, der modernen Apotheke, des Costa Cafés, der gut sortierten modernen Buchhandlung. Ich bin ein bisschen beruhigt, als ich am Gate eine Kakerlake am Hosenbein meines Gegenübers hinaufkrabbeln sehe. Ich bin also doch noch in Indien!

Weiter geht es mit leichter Verspätung nach Varanasi, und schon beim Aussteigen trifft mich der zweite Kulturschock des Tages und der erste echte Indienkulturschock, mit dem ich gar nicht mehr gerechnet habe. Varanasi ist eine Pilgerstadt, eine der ältesten Städte der Erde, wenn nicht gar DIE älteste Stadt der Erde. Und so kommen mit mir offenbar Pilgergruppen aller möglichen Kulturen an, ein buntes Menschengewimmel herrscht.

Das Surya Hotel holt mich ab, schickt mir einen spindeldürren kleinen Inder mit nettem Lachen, der mich gekonnt erst durch die sehr grünen Außenbezirke fährt, dann durch die staubig-trockene Stadt.

Ich checke erst ins Hotel ein, dann mache ich es mir am Pool bequem. Ich habe mir für diesen Urlaub vorgenommen regelmäßig zu essen und ausreichend zu trinken, was bei mir im Urlaub oft zu kurz kommt, denn Indien ist anstrengend genug- In Rajasthan hat Anil darauf geachtet, und nun merke ich, dass Cola und ein Happen und ein Nickerchen in der Sonne gut tun. SMS von Anil, ob ich gut angekommen bin und alles OK sei. Er selbst hat wohl etwa die Hälfte seiner mindestens 12 Stunden dauernden Fahrt zurück nach Delhi hinter sich.

Nach einer Dusche mache ich mich um 16 Uhr auf den Weg in die Stadt. Das Abenteuer Transport steht mir noch bevor, aber - nicht völlig unerwartet - stürmen gleich ein Tuk Tuk Fahrer und ein Cycle-Rikscha-Fahrer auf mich zu. 200 Rupies für ein Tuk Tuk finde ich frech, aber einen Hunderter für eine Cycle-Rikscha gebe ich gerne aus. Ohne Dach und in gemächlichem Tempo bekommt man von der Fahrt vieles mit.

Der Fahrer setzt mich am Endpunkt ab, den er mit der Rikscha befahren darf, rein zufällig kommt sein Freund vorbei, der selbstverständlich kein Guide ist und mir nur die Stadt zeigen will, damit ich keinem bösen Menschen auf den Leim gehe. Na prima! Ich entscheide, dass der Fahrer vielleicht doch besser nicht auf mich wartet, drücke ihm den vereinbarten Hunderter in die Hand und mache dem wohlmeinenden Freund etwas unwirsch deutlich, dass ich meinen Weg allein fortsetze.

Krass, der Verkehr hier. Krass die vielen merkwürdigen Gestalten, je näher ich den Ghats komme. Alles, was ich ansonsten in Indien nur vereinzelt gesehen habe, finde ich hier in geballter Ladung: Alte Leute, "komische Heilige", wunderschöne Hindupriester, profane Geschäftemacher und natürlich Bettler ohne Ende.

Mein erster Blick auf die Ghats ist beeindruckend, aber nur erst der Anfang. Im goldenen Nachmittagslicht laufe ich flussaufwärts, komme an Palästen und Tempeln vorbei, muss mir immer wieder meinen Weg über die Treppen suchen. Haufen von Unrat, das milchige Wasser vermischt sich mit dem Dreck an vielen Stellen zu Matsch, was viele nicht davon abhält hier ungerührt barfuß durchzuwaten oder direkt neben dem Dreck ein erquickendes Bad zu nehmen, igitt!

Andererseits herrliche Farben im Spätnachmittagslicht, malerische Gestalten, viele Badende, der Duft von Räucherstäbchen, moderne Musik, die Muezzine, Tempelglocken, aus der Ferne Hupen und Klingeln von Motorrädern und Fahrrädern, der sanft dahinfließende Fluss. Ich werde immer wieder angesprochen von Menschengrüppchen, die artig fragen, ob ich mich mit ihnen gemeinsam fotografieren lasse. Was die können, das kann ich auch. Ich fotografiere viel.

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Als es dunkel wird, mache ich mich auf zum Hauptghat, wo ich auch angekommen bin. Mit der Dunkelheit beginnt hier die Abendzeremonie. Für diese stehen eine Reihe von wunderschönen Priestern in prachtvollen Gewändern auf kleinen Podesten. Mit Musik, Feuer, dem Duft von Sandelholz, Glocken und Kerzenschein beginnt ein buntes Szenario, dem außer den relativ wenigen ausländischen Touristen vor allem und mit Andacht Inder folgen.

Am Ufer werden Schalen aus Blättern mit Blüten und einer Kerze verkauft, die von den Gläubigen aufs Wasser gesetzt werden. Viele verenden schon im Gewimmel zwischen den Booten, aber später kann ich beobachten, wie in der Ferne auf dem Wasser das eine oder andere Licht flussabwärts treibt.

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Ich bin völlig geflasht von dieser Stadt, der spürbaren Magie, völlig fasziniert und trotzdem hin- und hergerissen. Heftig, herrlich und herausfordernd. So etwas habe ich noch nie gesehen!

Nach der Zeremonie suche ich mir ein Lokal. Ich habe keine Lust auf Essen im Hotel. Das Rashmi Guesthouse sticht mit seinem Rooftoprestaurant ins Auge und sieht sehr ordentlich aus. Noch ein bisschen Blick ist mir recht und so genieße ich ein Curry mit Bier, anschließend einen Lemon Sugar Pancake und einen Mangolassi. Wohltuend, in diesem gepflegten Ambiente ein bisschen Abstand zu gewinnen. Varanasi in kleinen Dosen zu genießen, ist sicher kein schlechter Gedanke.

Ein bisschen mehr als sonst passe ich heute unterwegs auf. Auf dem Rückweg zu der Stelle, wo ich eine Rikscha oder ein Tuk Tuk anheuern kann, sind nur noch Inder unterwegs, allerdings immer noch sehr viele, die Geschäfte schließen so langsam. Tja, Indien ist wohl wirklich kein Land zum Bummeln für Nachtschwärmer.

Wieder wird mir ein teures Tuk Tuk angeboten und eine erschwingliche Cyclerikscha. Der Fahrer kündigt aber an, dass er wegen der Umleitung noch "good bakshish" will. Schon beim Annähern an diese Stelle werde ich von jemandem angesprochen. Er weiß, dass ich alleine hier bin und aus welcher Richtung ich gekommen bin auf dem Hinweg. Ich will gar nicht so genau wissen, was hier hinter den Kulissen so abgeht, und welche Argusaugen mich sonst noch so beobachten, wenn es um die Frage geht, ob man ein bisschen Geld verdienen kann.

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Jedenfalls komme ich heile am Hotel an, lasse mich im Garten von den Mücken zerstechen und räche mich an ihnen, indem ich sie betrunken mache mit dem Tom Collins, den ich dann im Blut habe. Ich hoffe auf einen spannenden folgenden Tag.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 19.11.2013, 13:03 Uhr
Ach, irgendwie bekomme ich immer mehr Lust, dieses aufregende Land noch einmal richtig zu erkunden, aber da wird mein Mann sicher nicht mitmachen. Vielleicht fahre ich mal mit meiner Tochter, wenn sie noch ein paar Jahre älter ist.

Wie lange warst Du eigentlich insgesamt dort?
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 19.11.2013, 13:15 Uhr
Hallo Katrin,

mit Fahrer ist es auch für zwei "Weiber" einfach. Ich habe übrigens auch Familien mit kleineren Kindern dort gesehen. Die werden sicher ein abgespecktes Touriprogramm gehabt haben, aber erstens ist deine Tochter ja schon lange raus aus dem Krabbelalter, in dem man sich alles in den Mund steckt ;) und zweitens ist eure ganze Familie ja so reisetrainiert, dass ihr das sicher locker in Angriff nehmen könnt.

Nur könnte das wohl schwierig bei der Frage der Reisezeit werden. Vielleicht mal über Ostern, wenn Ostern und die zugehörigen Ferien früh liegen?

Ich war insgesamt drei Wochen dort, bin an einem Samstag  in Deutschland abgeflogen und drei Wochen später am Samstag wieder gelandet.

Außer den zwei Wochen Rajasthan hatte ich dann noch die drei Tage Varanasi und zum Schluss noch zwei volle Tage Delhi, bevor es wieder zurück ging.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 19.11.2013, 17:22 Uhr
SO, 28.10.: Sightseeing Varanasi

Gegen 8.30 Uhr geht es los in die Stadt. Heute macht ein Tuk Tuk Fahrer das Rennen, denn er will nur die nach meiner Info angemessenen 50 INR von mir. Allerdings darf das Tuk Tuk nicht so weit in die Stadt fahren wie die Cycle Rikschas, sodass dieses Mal ein etwas längerer Spaziergang vor mir liegt.

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Was nun? Ich will die Ghats entlang gehen und die Altstadt erkunden. Es wird mir etwa alle 5 Sekunden ein "boat, very cheap" angeboten. Irgendwann frage ich mich, warum ich mir die in der Morgensonne liegende Stadt nicht wirklich vom Wasser aus ansehen will. Zu der überall empfohlenen Bootstour bei Sonnenaufgang werde ich mich ja wohl sowieso nicht aufraffen können. Nach harter Verhandlung zahle ich wohl immer noch viel für das Ruderboot.

Wir lassen uns flussabwärts treiben. Die tollen alten und halb verfallenen Paläste liegen in der Sonne. Vom Boot aus kann ich malerische Badeszenen beobachten, Wäschewaschen, Geschäftemachen, Touristen, Pilger und Heilige. Tempel stechen hervor. Für den Fotoapparat gibt es viel zu tun.

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Es geht bis zum Verbrennungsghat Marnikanika. Ich kann es kaum glauben. Meterhohe Holzstapel. Ein Feuer kann ich sehen und auf der Vergrößerung eines Fotos erkenne ich später, dass der orangene Fleck direkt am Ganges ein verhüllter toter Körper ist. Ich bin fasziniert, kann weder hinsehen noch wegschauen, weiß nicht, ob ich lachen, weinen oder schreien soll.

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Der Schiffer rudert mich zur anderen Seite des Ganges (dieses Mal also wirklich des Flusses). Hier ist es friedlicher und ruhiger, ich genieße den Blick auf die Stadt aus der Ferne. Auch hier baden Pilger, Fischerboote sind unterwegs, Fische springen über das Wasser. Ein Fischernetz verfängt sich in unserem Boot, die Besitzer kommen heran und befreien es wieder.

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Es herrscht ein wenig Seeurlaubatmosphäre, eine ruhige, heitere Stimmung. Fast vergesse ich den Dreck der Stadt am anderen Ufer, hier ist es richtig idyllisch. Ich tauche die Hand in den Mutterfluss. Das Wasser umspielt sie sanft und warm.

Wir halten am sandigen Ufer. Der Wasserstand ist niedrig, sodass viel freie Fläche zu sehen ist, fast wie Strand. Der Schiffer will wissen, wie viele Söhne ich habe und warum ich allein bin. Um ihn nicht zu verwirren, erfinde ich einen erkrankten Ehemann im Hotel und aus Trotz habe ich keine Söhne, sondern zwei Töchter, die in Deutschland geblieben sind, weil sie studieren.

Hier am Ufer lebt ein echter Sadhu, kein Foto-Sadhu. Echte Sadhus wollen Einsamkeit, erklärt der Schiffer. Wir gehen direkt zu ihm, er reagiert nicht. Er sitzt dort und wühlt in Sämereien, die auf einer Plane vor ihm ausgebreitet sind. Ich möchte mich fast nach der versteckten Kamera umsehen. Fast traue ich mich wieder mal nicht ihn zu fotografieren, er streckt auch nicht die Hand aus, es ist aber offenbar auch kein Problem für ihn von mir abgelichtet zu werden. Er scheint uns gar nicht wahrzunehmen.

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Weil es so schön war, verabrede ich mit meinem Schiffer abends nochmals loszufahren. In der Zwischenzeit will ich die Altstadt erkunden.

Auf dem Plan im Reiseführer sieht wieder mal alles easy aus, aber im Gewirr der Gassen finde ich nichts. Ist mir irgendwie auch nicht so wichtig. Ich habe in den letzten zwei Wochen so viele Tempel gesehen, dass ich hier nichts abhaken muss und will. Das Gewirr ist doch so viel spannender.

Ich lande in einem Shop. Wie kann es auch anders sein, natürlich überkommt mich nun schon fast am Ende der Reise ein Kaufrausch. Die Ware ist die Gleiche wie in dem "highly recommended in your Lonely Planet"-Shop in Jodhpur, kostet jedoch nur einen Bruchteil. Schals für alle Gelegenheiten gibt es hier bis hin zu einem, der fast schon eine Decke ist. Der Verkäufer macht mit mir sicher das Geschäft seines Lebens, aber ich bin ja auch zufrieden. "Are you happy? If you are happy, I am also happy" hört man hier überall. Auf deutsch heißt das wohl in Sachen Geschäftemachen vor allem "zufriedene Kunden kommen wieder", und daran ist ja auch etwas Wahres.

Nun brauche ich dringend einen ATM, lasse mir vom Shopbesitzer den Weg erklären und lasse mich durch die Gassen treiben.

So langsam müsste ich mal irgendwo ankommen, hier im Gewirr der Altstadtgassen voll von Shops. Immer wieder werde ich angesprochen. Nein, er sei kein Guide, nur jemand, der es gut mit mir meine, der mir etwas über sein Land berichten wolle, behauptet jeder von ihnen. Und wenn ich allein gehen wolle, könne ich das tun, er habe eben zufällig den gleichen Weg.

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Ich gehe weiter. Man will mir den Weg zum Burning Ghat weisen. Au weia, da habe ich doch ein bisschen Schiss, bin gleichzeitig fasziniert.

Leben und Tod sind in Varanasi so nah beieinander. Zunächst steht dekorativ ein allerliebstes blütenweißes Lämmchen vor einer Tür, hinter der nächsten Ecke wird es düster, riesige Holzstapel sind aufgebaut. Immer wieder schleppen Männer große Stämme an mir vorbei. An einer Stelle heißt es, hier dürfe ich nicht durch, ich könne mich dorthin stellen und gucken, aber nicht fotografieren.  "Respect, Madam!" Einer der aufdringlichen Menschen, die allesamt keine Guides seien und es nur gut mit mir meinen, erklärt mir, von dem Gebäude direkt vor mir könne ich runterschauen. Das Gebäude ist düster vom Rauch.

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Völlig surreal, was sich mir auftut. Beißender Rauch der derzeit sechs Feuerstellen steigt mir in die Augen, sodass ich wie viele Inder und Inderinnen im Smog meinen Schal vor das Gesicht binde. Mehrere Tote liegen auf Bambusgestellen am Ufer, eingehüllt in leuchtend orange Tücher. Von den Angehörigen wird ihnen nochmals Wasser gereicht. Sie werden dann auf die Feuerstelle gelegt, die orangenen Tücher werden entfernt, bis nur noch ein Baumwolltuch übrig ist. Sie werden mit Holz bedeckt, unter den Stapel wird dann brennendes Stroh geschoben. Ist das Feuer nach drei Stunden heruntergebrannt, kommen die Angehörigen mit einem Priester, das Feuer wird mit Gangeswasser abgelöscht, die Überreste kommen in den Fluss.

Ich kann wieder mal nicht hinsehen und nicht wegschauen. Angst oder Ekel löst die Szenerie aber nicht aus, zu surreal ist das, was ich sehe. Vor allem baden direkt neben dem burning Ghat Menschen im Wasser, in Shops werden Süßigkeiten verkauft. Ziegenböcke kämpfen miteinander. Ich bin schwer beeindruckt und völlig fasziniert.

Leider werde ich hier nicht in Ruhe gelassen. Ein sehr aggressiver "Volunteer" will mir was "erklären". Ich beachte ihn nicht. Das hilft nicht. Ich gehe an eine andere Stelle des Gebäudes. Er folgt mir. Warum ich denn sauer auf ihn sei an diesem heiligen Ort? Was ich denn den langen Weg aus meinem Heimatland gekommen sei, wenn ich mich nicht für die Kultur interessiere. Aber wirklich, er wünsche mir alles Glück der Erde und ein langes Leben. Nur bitte möge ich daran denken eine Donation zu hinterlassen, schließlich sei ich hier in einem Hospiz, in das die Ärmsten der Armen zum Sterben gekommen seien, 72 Kranke und Alte lebten hier, das solle mir schon einen Tausender wert sein, sagt er, während er auf zwei alte Mütterchen auf der Treppe zeigt.

Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er doch bitte an diesem heiligen Ort nicht diejenigen verarschen solle, die sich für seine Kultur interessierten und dass er hier nicht irgendwelche alten Menschen hinsetzen solle, die gegen 90% Provision für ihn Mitleid erregend gucken und die Hand aufhalten. Er wirkt aber so aggressiv und ich bin mit dieser speziellen Situation so wenig vertraut, dass ich mich nicht traue.

Mir wird ein wenig unheimlich. Ich bin hier sowohl die einzige Frau als auch der einzige weißhäutige Mensch. Um des lieben Friedens willen drücke ich der einen der beiden Alten einen Fünfziger in die Hand, was von ihm und seinem Begleiter mit einem erbosten Aufschrei quittiert wird. Einen Tausender brauche das Hospiz, nicht weniger, schallt es mir im Stereo in die Ohren. Und er? Was bekomme er nun für seine Erklärungen und seine Mühe mit mir? Fluchtartig verlasse ich das Ghat und atme zum ersten Mal in Indien erleichtert auf, als ich wieder in die Normalität eintauchen kann.

Es geht noch zum nepalesischen Tempel, auch den muss ich erst suchen. Hier ist es ruhig. Den Eintritt nimmt ein kleiner Junge entgegen. Ich kann hier wieder ein bisschen durchatmen.

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Viel mehr bekomme ich von den Sehenswürdigkeiten der Stadt heute nicht zu sehen. Aus Spaß am Wühlen in den bunten Murmeln kaufe ich noch eine Kette aus Glasperlen. Der Verkäufer ist nett. Die Kette hat einen Fehler. Ja, seine Mutter macht die Ketten, sie sieht nicht mehr allzu gut. Die Kette kostet fast nichts, ich nehme noch ein Armband für umgerechnet 12 Cent.

Jemand will mir noch einen Kasten voller Stempel aufdrücken. Er sei Student, brauche Geld für seinen Abschluss. Ich erkläre ihm bei jedem seiner immer weiter sinkenden Preise für das Kästchen mit Stempeln und Farbe, dass ich daran nicht interessiert sei. Das interessiert wiederum ihn nicht.

Als ich zwei verstümmelten alten Bettlerinnen jeweils einige Rupies in die Hand drücke, möchte er auch. Er könne arbeiten, die beiden alten Frauen hingegen haben keine Chance, erkläre ich ihm und gebe ihm nichts. Irgendwann nach sicher einer viertel Stunde gibt er dann endlich auf.

Es ist dringend Zeit für eine Pause. Und so setze ich mich in ein Dachrestaurant am Ufer, esse und trinke etwas. Das war heute wirklich viel und wirklich heftig!

Ich suche mir den Weg zurück zum Main Ghat, wo schon mein Schiffer wartet für die vereinbarte Nachmittagstour. Hierfür würde ich allerdings eher ein Motorboot empfehlen, denn das kann direkt am Ufer auf der Stadtseite entlang fahren, während das Ruderboot bei der Strömung hier nicht durchkommt. Ist ganz nett, aber diese Fahrt wäre verzichtbar gewesen, zumal auch der im Grunde sehr sympathische Schiffer nun ganz offensichtlich versucht auszuloten, was er mir noch alles gegen Geld anbieten kann. Er bringt das Gespräch auf die berühmte Seidenproduktion hier in der Stadt und fragt, ob ich Bier möge oder Whisky und Rum trinke, ob ich nicht Lust auf Party mit Dinner auf einem Hausboot habe. Selbstverständlich trinke ich als anständige Frau nie Alkohol.

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OK, da lasse ich mich wieder an Land bringen und sehe mir von einem Logenplatz für 50 Rupies auf einem der am Ufer liegenden Boote die Evening Celebration wieder an. Heute kaufe auch ich ein Opfer und setze es dem Ganges aus, verbunden mit dem sehr egoistischen Wunsch nach einer Rückkehr hierher. Ich verfolge das Licht und hoffe, dass es seinen Weg stromabwärts finden wird.

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Heute esse ich im Hotel. Dorthin allerdings ist es weit. Die Tuk Tuk Fahrer und Rikschafahrer kennen alle schon den Namen meines Hotels und wissen,dass ich allein unterwegs bin. Da muss ich nichts sagen. Der Rikschafahrer, den ich dann anheuere, weiß auch, dass ich die Cyclerikscha bevorzuge, weil ich die schon gestern genommen habe.

Im Hotel lasse ich mich ein bisschen mit Essen, zwei Cocktails und ein bisschen vertrauter Normalität versorgen, habe allerdings auf den dortigen Smalltalk mit den Mitarbeitern keine Lust und ziehe mich früh ins Zimmer zurück.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 19.11.2013, 18:36 Uhr
Hallo Katrin,

mit Fahrer ist es auch für zwei "Weiber" einfach. Ich habe übrigens auch Familien mit kleineren Kindern dort gesehen. Die werden sicher ein abgespecktes Touriprogramm gehabt haben, aber erstens ist deine Tochter ja schon lange raus aus dem Krabbelalter, in dem man sich alles in den Mund steckt ;) und zweitens ist eure ganze Familie ja so reisetrainiert, dass ihr das sicher locker in Angriff nehmen könnt.

Nur könnte das wohl schwierig bei der Frage der Reisezeit werden. Vielleicht mal über Ostern, wenn Ostern und die zugehörigen Ferien früh liegen?


Meine Tochter ist nicht das Problem, die ist genauso abenteuerlustig wie ich  :wink:

Ich war damals im Sommer (Juli) in Indien und außer der wahnsinnigen Hitze, besonders in der Gegend um Jaipur,  war das Wetter super, ich erinnere mich an einmal Regen in Bombay. Aber vielleicht hatte ich nur wahnsinniges Glück oder ich habe etwaige widrige Wetterverhältnisse erfolgreich verdrängt.

Die Armut und die penetrante Bettelei kann einem schon sehr ans Gemüt gehen. Jedes Mal, wenn man ins Hotel zurückkommt ist es wie eine Art Befreiung und wenn man wieder raus ist, hat man das Gefühl, man begibt sich in eine Kampfzone. Aber das Leben der meisten Menschen in Indien ist wahrscheinlich auch ein täglicher Kampf, man kann es ihnen nicht wirklich übel nehmen.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: snowtigger am 19.11.2013, 18:39 Uhr
Wow ... ich bin ein bisschen mit aufgewühlt. So viele unterschiedliche Eindrücke, Gerüche, Menschen, Geräusche ...
Du hast sehr plastisch erzählt!  :shock:
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 19.11.2013, 18:47 Uhr
Das war auch der beeindruckendste Tag der gesamten Reise!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 20.11.2013, 20:20 Uhr
MO, 29.10.: Sightseeing Varanasi

Es geht wieder los in die Stadt. Auf die Tempel weiter im Süden habe ich keine Lust, auch nicht auf das Fort. Zu interessant ist es an den Ghats, die andere Städte nicht zu bieten haben, und zu viele Tempel und Forts habe ich in den letzten Wochen gesehen.

Beim Verlassen des Hotels wieder das übliche Buhlen um meine Gunst. Ich hoffe, es ist nur eine zufällige Ähnlichkeit, vielleicht bin ich auch ein bisschen überreizt. Andernfalls wäre Indien wirklich "incredible". Der "Bettelstudent" von gestern Abend sitzt auf einem der Gefährte, die hier als Rollstuhl verwendet werden und will Geld. Kann das sein oder ist das eine Täuschung gewesen?

Auch beim Erreichen der Stadt wieder per Cyclerikscha treffe ich vertraute Gesichter. Mein Schiffer will mich dieses Mal schon an der Rikscha-Haltestelle in Beschlag nehmen. Ich erkläre ihm, dass ich heute zu Fuß gehen würde, sorry for that!

Bei den Ghats trete ich den Weg in Richtung Süden an. Hier kann man bei dem momentan niedrigen Wasserstand ein ganzes Stück zu Fuß gehen. Es macht Spaß einen Weg über die Stufen zu suchen und immer wieder anzuhalten. Im etwa gleichen Tempo sind noch andere Touristen unterwegs, allerdings ist es verhältnismäßig leer hier.

Hier wird Wäsche gewaschen, was das Zeug hält, nicht nur privat, sondern offenbar auch von einem nahe gelegenen Guesthouse. Na, kein Wunder, dass Laken und Handtücher manchmal fleckig sind und etwas schmuddelig wirken, wenn sie nur im Schonwaschganges gewaschen wurden statt im Kochwaschganges. Die Gäste zumindest dieses Guesthouses können immerhin den besonderen Service in Anspruch nehmen, dass sie in gesegneten Laken übernachten dürfen.

Immer wieder liegen Tempel am Wegesrand, auf der anderen Seite Boote. Ebenso wenig wie die Menschen hier kann ich den Hund einschätzen, der mich knurrend und gleichzeitig schwanzwedelnd verfolgt. Einen Hundebiss will ich auf keinen Fall, schon gar nicht in Indien. Ein Fischer am Wegesrand, vielleicht der Halter, ruft das Tier zur Ordnung und es trollt sich.

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Wie ich erst später erfahre, ist das Scheren des Kopfes nicht modischen Wünschen geschuldet, sondern es handelt sich hier wohl um ein Zeichen der Trauer. Wahrscheinlich ist ein enges Familienmitglied dieses Mannes in der Nacht zuvor verstorben, und er bereitet sich auf die Zeremonie vor.

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Etwas später komme ich am südlichen burning Ghat an. Diese Szene auch wieder völlig abstrus, völlig skurril. Ich könnte, wenn ich wollte, hier direkt zu den Verbrennungsstellen gehen, aber große Mengen Schlamm, die über den Weg fließen, und noch jede Menge Unrat mitnehmen, halten mich davon ab. Vor einigen Wochen war hier Hochwasser. An dieser Stelle sind die Ghats noch bis zu einem Meter hoch vom vertrockneten Schlamm bedeckt. Dieser soll mit Wasser fortgespült werden, das aus dem Fluss hochgepumpt wird.

Ich mag nicht einmal in meinen abwaschbaren Crocs hier durchgehen mangels akzeptabler Abwaschmöglichkeit. Das hindert andere wiederum nicht an einem erfrischenden Bad im Fluss genau hier.

Auf den hiesigen Aussichtsplattformen stehen noch andere Touristen. Mit mir gemeinsam kommen zwei Franzosen an, setzen sich auf die Bank, auf der ich auch sitze. In diesem Fall ist das sehr praktisch, denn die auch hier anwesenden Nepper, Schlepper, Bauernfänger denken, wir gehören zusammen und sprechen nur diese als männliche Fraktion unserer "Reisegruppe" an.

Wieder beobachte ich die Szenerie eine ganze Weile und mache mich dann auf den Rückweg.

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In der Altstadt angekommen, werfe ich mich wieder ins Gewühl. Ist es ein echter Sadhu? Indische Passanten jedenfalls werfen ihm Geld in seine Schale, verneigen sich vor ihm, berühren ihn, küssen das Podest, auf dem er sitzt.

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Plötzlich schallt die Musik an mein Ohr, bei der mir beim Frühstück in Jaisalmer so wehmütig wurde. DIE CD muss ich haben. Ich gehe immer dem Gehör nach und kaufe diese CD und noch drei andere. CD-Verkäufer übrigens scheinen die einzigen hier zu sein, die noch nicht verstanden haben, dass man auch dafür überhöhte Preise verlangen kann. Ich zahle pro CD exakt die 35 Rupies, die auf dem Cover als Verkaufspreis angegeben sind. Der Verkäufer strahlt mich an. Wir geben uns zum Abschied die Hände.

Es dauert, bis ich den Ausgang zur Hauptstraße finde. Es dauert hingegen gar nicht lange, bis mich gezielt einer der Rikschafahrer aufgabelt, der mich in den letzten Tagen schon gefahren hat. Er bringt mich ins Hotel, wo ich zwei Stunden am Pool entspannen kann.

Es geht wieder los in die Stadt, ein letztes Mal zur Evening Celebration. Dieses Mal entdecke ich Logenplätze. Auf den Dachabschnitten rund um das Main Ghat herum sind Stühle aufgebaut. Ich darf gegen Donation Platz nehmen und den Blick aus dem ersten Rang, erste Reihe, Mitte genießen.

Von hier kann man besonders schön beobachten, wie immer mehr Boote mit Zuschauern heranfahren, während andere Boote draußen bleiben. Immer wieder werden dort Lichter ausgesetzt, die dann als leuchtende Punkte vom Fluss mitgenommen werden.

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Noch einmal Abendessen im nahen Rashmi Guesthouse, wo ich am ersten Abend schon war, wieder lecker, und dieses Mal auch wirklich "indian spicy". Auf dem Weg dorthin ducke ich mich immer wieder unter Priestern weg, die mich zum Abschluss der Zeremonie mit einem roten Punkt gegen Donation segnen wollen.

Wieder weiß man an der Rikscha-Lotterie, wohin ich will. Ich gerate an Raju, der mir stolz eine in Folie eingeschweißte Empfehlung deutscher Touristen unter die Nase hält, dass er der einzige Rikschafahrer Varanasis sei, der nicht betrüge. "Varanasi holy city, but the people not holy" sagt er. Da spricht er ein wahres Wort gelassen aus. Vielleicht ist er wirklich eine ehrliche Haut. Zur Sicherheit behalte ich seine Handynummer, die er mir gibt und gebe sie auch gerne weiter.

Ich bitte ihn mich am Geldautomaten nahe des Hotels abzusetzen. Er ist der einzige bisher, der den Preis für die Fahrt nicht "nachverhandeln" will. Er wartet sogar, bis ich wieder rauskomme, bevor er seinen Weg fortsetzt.

Bei der Fahrt sind wir an einer modernen Shopping Mall vorbeigekommen, drei Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt. Hier gehe ich noch ein bisschen stöbern. Neben westlichen Marken gibt es hier auch lokale Produkte, relativ hochwertig. Ich wühle in fantasievollen bunten indischen Kleidern für etwa 10 bis 20 Euro. Einige könnten auch als Abiballkleid durchgehen. Das wäre wirklich etwas Besonderes für eine solche Gelegenheit. Leider bin ich aus dem Abiballkleidalter heraus und auch aus dem Alter, in dem ich in einem solchen Kleid potenziell hätte gut aussehen können, aber ein bisschen zu Wühlen macht Spaß, bevor ich mich zu meiner letzten Nacht in Varanasi ins Hotel zurückziehe.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 21.11.2013, 23:11 Uhr
DI, 30.10.: Varanasi to Delhi

Der Tag beginnt mit zwei faulen Stunden am Pool. Komisch, irgendwie hat die Sonne mir die ganze Zeit über so gar keine Probleme gemacht. Ich habe nicht den geringsten Sonnenbrand gefangen.

Und wieder mal beantwortet Indien mir meine mal mehr und mal minder profanen Fragen von allein. Ich laufe durch das Hotel und überlege, ob es wohl üblich ist, dass es hier keinen Zimmerservice gibt und beschließe mich da mal umzuhören. Genau da begegnet mir der Boy vom Housekeeping. Es tue ihm Leid, es habe mein Zimmer die letzten Tage nicht gereinigt. Er habe mich nie angetroffen, es gebe nur diesen einen Schlüssel. Ob das in den anderen Hotels auch der Grund war? Und falls ja, warum hat mich niemals jemand darauf hingewiesen, dass ich den Schlüssel besser abgeben soll, wenn ich gehe?

Ich muss Varanasi nun verlassen und kann wieder eine neue Stadt meiner Favoritenliste hinzufügen. Mit dem Packen der Tasche und der Fahrt zum Flughafen realisiere ich, dass der Urlaub nun bald zu Ende ist. Der wirklich nette Fahrer, der mich auch schon abgeholt hat, fährt mich wieder.

Wieder mal viel zu früh bin ich am Airport. Selbst hier kann ich in Bezug auf ein Buch den Preis verhandeln, das ich schon vorher im Hotel in Ranakpur zu einem viel zu hohen Preis gesehen habe. Hier kostet es nur die Hälfte. Ich kann einiges nachlesen, gut aufbereitet zu Dingen, die ich in den letzten Wochen hier gesehen und erlebt habe, bei denen aber Anils Sprachkenntnisse oder auch Sachkenntnisse nicht ausreichend waren sie mir zu erklären. Er ist eben Fahrer und kein Guide.

Der Check-In beginnt zwei Stunden vor Abflug. Gut finde ich, dass hier mit Kabelbindern unverschlossene Reißverschlüsse meiner Tasche gesichert werden. Allerdings hoffe ich, dass sich in Delhi im Hotel eine Schere finden lässt.

Der Flug wieder auf die Minute pünktlich, mein Gepäck ist schnell da. Übrigens darf man bei Jet Airways 15 kg frei mitnehmen, ich habe 15,8 kg, das wird mit keinem Wort erwähnt.

Zuverlässig werde ich am Ausgang des Terminals von Subash erwartet, einem Fahrer von Ashok, der mir wortkarg den Koffer abnimmt und mit Siebenmeilenstiefeln vor mir herstürmt zum Auto.

Er liefert mich am Metropolitan Hotel ab, einem luxuriösen Fünfsterneladen. Ich finde, nach dem vielen Heritage habe ich mir das in der Metropole auch redlich verdient. Das Hotel ist aber nicht überzogen. Man begegnet mit nett und freundlich, aber ohne überzogenes Brimborium, was mir gut gefällt.

Allerdings genieße ich den Luxus nur einen sehr kurzen Moment. Es ist Zeit für's Abendessen und der Connaught Circle wartet hierfür auf mich.

Nun folgt der nächste Kulturschock. Der Connaught Circle ist das Zentrum des modernen Delhi. Ein Markengeschäft reiht sich an das Nächste, dazwischen immer wieder Läden mit hübscher indischer Mode. Ich schlendere ein bisschen, probiere ein paar Kurtas an. Leider scheinen Inderinnen etwas anders zusammengebaut zu sein als ich. Die Kurtas schlabbern unten und spannen oben. Lediglich eine Tunika darf mit. Schade, einige der Oberteile sind absolut schlicht und schön und auch für den europäischen Geschmack zu haben und würden in etwas anderem Schnitt super aussehen.

Ich laufe zu Hochform auf, der irre Shoppingscannerblick bestimmt das, was ich sehe und was nicht. Die Zivilisation hat mich wieder. Das ist auch nötig, denn so tief, wie ich in diese Welt eingetaucht bin, brauche ich sicher noch ein bisschen Vorbereitung auf das harte, kalte, geradlinige Deutschland.

Ich entdecke "Wenger's", eine Konditorei und kann mich kaum entscheiden. Mehr als zwei der leckeren Teilchen schaffe ich nicht, auch wenn sie klein sind. Ich entscheide mich für Lemon und Walnuss. Toller Laden, wirkt irgendwie antiquiert, nobel, doch bodenständig und ist brechend voll.

Ich gehe nun richtig essen, finde als erstes einen Mexikaner. Echt krass, die Inder mit den Sombreros hier können wirklich fast als Mexikaner durchgehen, lediglich ihre Körpersprache verrät sie, wenn sie als Geste des Respektes mit der Hand zum Herzen greifen, nachdem sie meine Bestellung aufgenommen haben.

Und schwupps, mit einem Fingerschnipsen bin ich plötzlich mental um die halbe Welt gereist. Das Essen schmeckt wie in den Tex-Mex-Lokalen in den USA, die Margarita wird mir voll korrekt mit Salzrand serviert, theoretisch kann ich sogar Steak bestellen. An der Decke hängen Fernseher mit Sportsendungen. Allerdings steht das Personal typisch indisch gebannt davor und schaut zu, wer wohl gerade beim Baseball gewinnen mag. Das ist allerdings ganz anders als in den USA.

Der Tuk Tuk Fahrer, der mich den kurzen Weg zurück fährt, macht mit mir sicher das Geschäft seines Lebens, aber ich habe keine Lust um 20 Rupies zu feilschen. Heute habe ich nicht viel gemacht, eigentlich nur herumgesessen, aber die Reise war schon sehr anstrengend und ich bin KO ohne Ende. Ich falle nach einer heißen Dusche in mein luxuriöses Bett und bin in kürzester Zeit weg.

Übrigens: Fotografiert habe ich heute gar nichts, nicht einmal zu Dokumentationszwecken, daher finde ich, dass dieser Transfertag der richtige Zeitpunkt ist, fast schon zum Abschied Bilder hauptsächlich aus der Kategorie "Verkehrswesen" zu zeigen, die einfach ein paar Eindrücke sozusagen im Vorbeigehen oder Vorbeifahren darstellen.

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Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: SEA2009 am 24.11.2013, 15:20 Uhr
Bin immer noch voller Begeisterung dabei, einfach ein sensationeller Bericht von dir! Aber Anil fehlt mir ;) Der Einblick in seine Welt hatte nochmal was ganz spezielles. Auch wenn wir noch nicht am Ende sind (vielleicht stehts auch schon irgendwo), aber ich hoffe sehr, dass du im Fazit verrätst, wo die nächste Reise hingeht! Ich reservier hiermit schon mal meinen Platz im nächsten Reisebericht!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 24.11.2013, 16:03 Uhr
Hattest Du (speziell in Varanasi) nie Gelegenheit, Dich mit anderen Alleinreisenden zusammenzuschließen oder wolltest Du das nicht? Als ich alleine als Rucksackreisende unterwegs war, haben wir uns immer mit mehreren zusammengeschlossen und sind dann durch die Städte gezogen. Damit verteilte sich der Kampf mit Bettlern und Rikscha-Fahrern auf mehrere Schultern. Natürlich war das ganze völlig unverbindlich, wenn man sich über die Richtung nicht einig war, ging jeder wieder seiner Wege.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 24.11.2013, 22:24 Uhr
Hm, na ja, da ich bei Fazits immer etwas einfallslos bin, hier schon ein kleiner Ausblick: Ja, die nächste toute habe ich schon im Kopf und auf Google Maps. Aber das wird wohl erst im ersten Quartal 2015 so weit sein.

Leider wird es dann wohl ohne Anil oder mit einem anderen Anil losgehen. Chennai wäre ein bisschen weit, auch wenn er mich sicher mit Freude auch dort einsammeln würde. Nur wäre mir das erstens zu teuer und zweitens ist das nicht seine Gegend, sodass ich sicher jemanden nehmen werde, der sich dort auskennt.

Katrin, speziell in Varanasi habe ich niemanden getroffen, mit dem ich mich hätte zusammenschließen wollen oder können. Ich kann mich nicht entsinnen im Hotel jemanden getroffen zu haben, mit dem ich ins Gespräch hätte kommen können, da waren eher so Familien für sich.

Na und an den anderen Orten waren die sowieso alle ebenso wie ich mit ihren Fahrern unterwegs, auch wenn ich dort mehr Worte mit anderen gewechselt habe als in Varanasi. Aber ich hatte auch nie Lust (oder besser nie den Gedanken daran) mich jemandem anschließen zu wollen. Das hätte sich halt aus einem Gespräch so ergeben können oder müssen, war aber nie so...

Morgen oder Dienstag geht es weiter mit den letzten Tagen. ich bin gerade über das Wochenende nicht zu Hause, habe hier meinen Text nicht zur verfügung. Also müsst ihr euch noch ein bisschen allein in Delhi herumtreiben :)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: boehm22 am 24.11.2013, 23:26 Uhr
So,
nun habe ich alles nachlesen und bin eingetaucht in das faszinierende Land.
Selbst möchte ich wohl nicht nach Indien, aber vielen dank, daß du uns so mutig das alles zeigen und erzählen kannst.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 25.11.2013, 20:28 Uhr
MI, 31.10.: Sightseeing Delhi

Heute ist Powersightseeing angesagt. Um 9 Uhr werde ich abgeholt, wieder von Subash, der heute schon ein wenig mehr auftaut. Ist vielleicht Teil der indischen Mentalität dem geehrten Kunden gegenüber zunächst mal überkorrekt aufzutreten aus Angst etwas falsch zu machen.

Wir haben ein straffes Programm vor uns. Zunächst bietet mir aber auch diese hochmoderne Metropole Indien pur. Auch hier hängt Wäsche von Hotels und Restaurants zum Trocknen auf langen Leinen über irgendwelchen Wiesen.

Allerdings sehe ich auch Mädchen beim Fußballspiel und die eine oder andere Frau am Steuer. Das war bisher nicht so.

Es geht in die Altstadt. Das erste Ziel ist die Jama Masjid, die große Moschee. Hier trifft mich fast der Schlag. Gleich mehrfach nacheinander will man Geld von mir. Erst Eintritt, dann eine Gebühr für einen hässlichen geblümten bodenlangen Frisierumhang, obwohl ich doch züchtig gekleidet bin, dann noch eine Kameragebühr, insgesamt fast 9 Euro umgerechnet. Alles wird streng und ohne Charme eingefordert. Na Prost Mahlzeit, wenn das so weiter geht, dann brauche ich dringend spätestens um 11 Uhr einen ATM. (Nein, es ging nicht so weiter, vieles heute war sogar kostenfrei.)

Das Gebäude allerdings lohnt sich, ich hätte nicht darauf verzichten mögen. Vergleicht man die Fotos mit denen des Taj Mahal, sieht man, dass die Türme in die Mitte zu fallen scheinen. Das ist beim Taj Mahal nicht so, denn dessen Türme sind leicht nach außen geneigt.

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Nun geht es zum roten Fort. Das ist eine nette, großzügige Anlage, allerdings bei weitem nicht so beeindruckend wie die Forts, die ich in den letzten Wochen gesehen habe.

Am roten Fort ist man übrigens sehr auf Sicherheit bedacht - indem man eine Knarre direkt auf den Eingang richtet, an dem die Besucher wieder mal unsägliche Sicherheitskontrollen passieren müssen.

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Auf dem Rückweg zum Auto schlendere ich durch den Bazar Chandni Chowk, das ist nicht so spannend, irgendwie sind viele Läden (noch?) geschlossen. Ist heute Freitag und die Läden sind eventuell in muslimischer Hand? Nö. Na ja, vielleicht machen die ja später auf.

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Nun geht es zu Gandhi, erst zum Memorial, dann zum Museum. Hier begegnet man dem Besucher ausgesprochen hilfsbereit und freundlich. Den "Talisman", einen Leitspruch von Gandhi, bekomme ich auf einem Zettel mit, darf mir außerdem Prospekte nehmen. Ich entscheide mich für einen mit dem Lebenslauf Gandhis und beschließe ganz fest, mir den Film demnächst unbedingt mal wieder anzusehen. Ich mag keine Devotionalien, aber es ist die Kleidung ausgestellt, die Gandhi trug, als er ermordet wurde. Mir wird ganz anders hier, also noch ein Thema, über das ich mein Wissen dringend vertiefen muss.

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Nun geht es zum Hanuman Mausoleum. Das ist toll anzusehen.

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Ich bin ein bisschen müde und hungrig, aber habe noch viel vor. Also Zähne zusammenbeißen und weiter geht es, nämlich in die Lodhigardens. Diese finde ich wunderschön. Eine schön angelegte Anlage, viel Grün, viel Schatten, Und hier ist auch ausdrücklich eine Joggingstrecke ausgewiesen, die von einer Frau auch genutzt wird. Viele Menschen sitzen auf den Wiesen, unter ihnen viele turtelnde Paare. In den Parks ist Zeit und Raum für Zweisamkeit, wenn auch nicht unter vier Augen.

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Boaaah, noch einiges steht auf der Liste, Subash zieht es ruhig und freundlich durch. Ich wette, Anil hätte da schon diskret den einen oder anderen Vorschlag gehabt.

Wir fahren zum Qutub Minar, einer Ausgrabungsstätte. Hier ist das physisch und inhaltlich Herausragende ein prächtig verziertes Minarett. Ich schlendere ein bisschen auf der großzügigen Anlage herum. Eine Gruppe Menschen schaut lange in einen Brunnen. Was wohl Interessantes darin sein mag? Ich klettere hoch um in die Öffnung schauen zu können, erwarte mindestens einen Froschkönig darin und sehe ... eine riesige Menge von Plastikflaschen, na prima!

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Das letzte Ziel für heute ist der Lotostempel, in dem Menschen aller Religionen beten können, fotografieren und Handys verboten. Sehr durchorganisiert und gesittet geht es hier zu. Besucher müssen sich in langen Reihen anstellen und werden freundlich im Gänsemarsch eingelassen.

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Als ich beim Hotel ankomme, sind locker 9 Stunden herum und mir knurrt der Magen. Seit dem Frühstück habe ich nicht mehr gegessen. Rückblickend wäre es wohl nicht verkehrt gewesen, lieber zwei halbe Tage Sightseeing zu buchen, bzw. hätte ich das Red Fort (wegen der vielen Forts zuvor) samt gegenüber liegendem Bazar (weil es diese auch in den letzten Wochen zur Genüge gab) und den sehr modernen Lotostempel etwas außerhalb der Stadt einsparen können zugunsten einer erholsamen Stunde in den Lodhigardens.

Ich finde ein wieder mal modernes Lokal mit guten Cocktails und leckerem Essen, gehe vorher natürlich noch bei Wenger's vorbei, lasse mich gelassen von dem Tuk Tuk Fahrer von gestern einfangen, der mich so freundlich begrüßt, dass mir klar wird, dass ich gestern wohl mindestens den dreifachen Preis vom Normalen gezahlt habe. Früh sitze ich im Bett, genieße den Luxus eines funktionierenden Fernsehers und einer nur leise summenden Klimaanlage und freue mich mit ein wenig Wehmut auf meinen letzten Tag mit meiner neuen großen Liebe.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 26.11.2013, 20:27 Uhr
DO, 01.11.: Sightseeing Delhi and Leaving India

Die letzten Stunden sind angebrochen. Ab heute Mittag kann ich sie an den Fingern abzählen.

Heute habe ich nicht mehr viel vor. Ich will durch das Viertel Pahar Ganj bummeln, irgendwo noch etwas essen, den Nachmittag nochmals am Pool entspannen. Warum sonst habe ich das teure zentrale Hotel mit Pool genommen?

In den vergangenen drei Wochen habe ich ja gelernt, dass die Basare erst gegen 10 Uhr öffnen. Aber ich will ohnehin vorher noch zum Sikhtempel um die Ecke marschieren. Schön, so relativ früh am Morgen allein unterwegs zu sein. Die ganzen Nervbacken müssen offenbar erst noch auf Touren kommen.

An einem kleinen Hindu-Tempel geht es vorbei:

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Bereits den Sikh-Tempel in Pushkar habe ich als wohltuend wenig dogmatisch und respektvoll erlebt. Hier wird das noch übertroffen.

Tuch über den Kopf, Schuhe aus und los geht es. Die Tempelanlage ist großzügig. Sie weist ein großes Bassin auf, in dem neben Fischen auch ein Mann badet. Was das in dieser Religion wohl für eine Bedeutung hat?

Melodiös werden Verse rezitiert, das wird in der gesamten Tempelanlage übertragen. Ich umrunde einmal das Bassin, beobachte den eigentlichen Tempel ein wenig aus der Ferne.

Dann gehe ich in den Tempel. Gläubige verneigen sich vor dem zentralen Altar oder wie immer es auch in dieser Religion heißen mag und sitzen rund herum auf dem Boden. Ich setze mich dazu, sehe zu und lausche den Klängen. Fotografieren darf ich hier nicht.

Als ich das Innere verlasse, bin ich nicht mehr die einzige Westliche. Inzwischen haben sich noch einige Touris eingefunden.

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Ich weiß inzwischen über die Sikh, dass Abkehr von Riten und Aberglauben, Gleichberechtigung, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit wichtig sind. Auch das Streben nach Bildung, Ansehen und Wohlstand werden gepflegt. In den Tempeln gibt es kostenfrei Essen, Schwächere werden geschützt. Das gefällt mir. Und so verwundert es im Grunde nicht, dass mein mit dem Token für die Schuhaufbewahrung fast schon aus Gewohnheit rübergereichtes Trinkgeld mit fast erschrockener und entrüsteter Miene abgelehnt wird.

Ist doch eigentlich eine viel bessere Möglichkeit an Geld zu kommen als Erpressung. Ich tausche den kleinen Schein in meiner Hand gegen einen Größeren aus und werfe hier schon zum zweiten Mal eine Donation in eine dafür vorgesehene Box.

In die Tempelanlage integriert eine Poliklinik. Jemand erklärt mir, dass man hier kostenfrei behandelt wird. Nee, lieber lasse ich mir hier keinen Zahn ziehen, auch wenn der Innenraum zwar schlicht, aber nicht haarsträubend wirkt.

Mir ist wehmütig und jammerig zumute, nur noch 18 Stunden bis zum Abflug. Indien zeigt sich empathisch, etwa gleichzeitig mit meinen Gedanken verdüstert sich auch der Himmel. Als ich den Tempel verlasse, weint der Himmel ein wenig. Ich weine nur fast mit.

Ich marschiere den etwa 20 Minuten langen Weg zu Paharganj. Hoffentlich regnet es sich nicht ein, Indien im Matsch kann mir gerne erspart bleiben. Am Straßenrand ein Häufchen Mensch, schon ein gewohnter Anblick: Klein, schmächtig, dreckig schlafend auf dem Bordstein zwischen Fußgängerweg und Straße. Schläft er wirklich nur so reglos? Hoffentlich!

Noch eine Überraschung hat das Land für mich bereit. Eher um dem Regen zu entgehen als aus echtem Kaufbedürfnis heraus flüchte ich in einen Laden mit Seide und Pashmina Schals. Ein indischer Kunde zahlt gerade. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, was er zahlt. Genau so einen Schal will ich auch, und zwar für genau den Preis!

Der Verkäufer entschuldigt sich, dass er erst jetzt Zeit für mich hat. Ich wühle in den weichen Tüchern, suche mir eins heraus und stelle mich auf harte Verhandlungen ein. Immer wieder betreten Inder das Geschäft. Ein gutes Zeichen, wie ich finde, obwohl ich mich hier mitten auf der schlimmsten Tourimeile befinde.

Er nennt mir einen Preis, bei dem ich zunächst denke, er hat vielleicht eine Null am Ende vergessen. Aber nein, hat er nicht. Na, wenn das so ist! Ich suche mir noch zwei Tücher der weichsten und leichtesten Qualität heraus und frage, ob ich nun Mengenrabatt bekomme. Der Preis sinkt, ich halte dagegen. Er kommt mir noch ein Stück entgegen. Ich hole 500 Rupies weniger aus meinem Portemonnaie und lege sie ihm hin: " Take it or leave it!" Er greift zu. Erst greift er nach meiner Hand um sie zu schütteln, dann greift er zu den Scheinen, die vor ihm liegen.

Ich lobe ihn ganz doll dafür, dass er nicht mit der Nervmasche kommt, dass er nicht drängt, nicht theatralisch ist. So gewinnt man zufriedene Kunden, bestärke ich ihn. Hätte er Stress gemacht, wäre ich ohne zu kaufen wieder gegangen. Ich schieße noch ein Foto von ihm mit seiner Ware und verspreche Werbung für ihn. Ich denke, wir sind beide zufrieden.

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Ich schlendere über den Connaught Place wieder zurück zum Hotel. Mac Donalds auf indisch will ich mir einmal geben, bestelle einen Veggieburger mit Pommes und Cola light. Auf dem Rückweg muss ich noch einmal zu Wenger's, den Laden fotografieren, noch ein paar Teilchen für den Nachmittag am Pool kaufen. Diese sind übrigens fast so teuer wie in Deutschland. Für 4 Teilchen bezahle ich umgerechnet fast drei Euro.

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Dann sitze ich am Pool tanke noch einige Sonnenstrahlen, nur noch 13 Stunden bis zum Abflug.

Ich marschiere nochmals in die Stadt. Auf dem Weg gehe ich vorbei an einer Gruppe kleiner (K)Inder. Sie beachten mich nicht, wuseln wie kleine Puppen, allerdings sehr schmutzige Puppen, ohne Aufsicht durcheinander und umeinander herum. Keine zwei Sekunden sind sie still, freuen sich, haben Spaß. Wo die wohl hingehören?

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Bisher bin ich beim Überqueren einer großen Straße hier immer im Windschatten versierter Hiesiger gelaufen um nicht unter die Räder zu kommen. Nun entdecke ich, dass es tatsächlich klammheimlich eine Unterführung gibt. Na, die ist mir dann doch lieber!

Ich lande wieder im selben Restaurant wie gestern. Warum eigentlich nicht? Es hatte gut geschmeckt, und nett ist man hier auch.

Bookstore am Wegesrand:

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Auf dem Rückweg begegnet mir ein(e) Hijra. Auf Deutsch würde man wohl "Transvestit" sagen, vielleicht auch "Eunuch". Sie/er bettelt die Autofahrer an und grinst mich irgendwie verlegen und irgendwie provokant an. Ich musste erst einmal nachsehen, was das bedeutet. Es geht um Eunuchenkult. Hijras bringen Glück oder Pech. Und da das hier ein von glücklichen Zufällen geprägte Reise ist, gehe ich ganz fest davon aus, dass diese Hijra mir Glück bringen wird.

Wieder im Hotel mache ich mich abreisefertig, packe die letzten Sachen zusammen. Mir ist das Herz so schwer! Noch ein wenig surfen, obwohl ich ja eigentlich noch ein wenig schlafen wollte, schon ist es 23 Uhr.

Ich checke aus und warte noch einige Minuten auf den Fahrer. Subash ist ebenso wie Anil superpünktlich, sodass ich deutlich mehr als drei Stunden vor Abflug am Airport ankomme. Der Check- In ist schnell erledigt. Vor der Ausreise muss man noch ein Formular ausfüllen, das ist mir glatt entgangen.

Indisches Geld darf ich nicht mitnehmen, aber ich will ja wiederkommen und dann brauche  ich sicher wieder am Anfang kleine Scheine. Ich hasse es geldlos irgendwo anzukommen. Ein paar der Scheine reisen im aufgegebenen Gepäck mit, den Rest habe ich in einem Seitenfach meiner Tasche. Merkwürdigerweise bekomme ich auch in einem Restaurant nach der Ausreise noch Rupies zurück und am Gate steht neben mir ein Getränkeautomat, in den die Leute einen Schein nach dem anderen stecken. Auch das ist wohl wieder mal Indien ebenso wie die Sache mit den superwichtigen Securitychecks überall, bei denen ich mir sicher bin, ich könnte locker auch eine Atombombe mit reinschmuggeln.

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Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrete ich den Flughafen. Ach Indien, warum hast du dich so lange vor mir versteckt? Wolf im Schafspelz? Wohl eher Schaf im Wolfspelz! Sicher bin ich unwissentlich in so manche Falle getappt, bin ich in den USA aber auch schon, wenn ich an ein etwa 15 USD teures Eis mit zwei Kugeln denke, das ich mir einmal blauäugig im Venetian in Las Vegas gekauft habe.

Ach Mensch, wenn ich daran denke, mit welchem Herzklopfen ich vor drei Wochen hier eingereist bin, dass ich Grausiges zu sehen erwartet habe sofort nach Verlassen des Flugzeuges, dass ich vermutet habe, sofort mit dem ersten Berühren des Wasserhahnes mich durch und durch mit Bakterien zu verseuchen, die mir das Leben zur Hölle machen würden. Wer verbreitet solche extremen Horrorgeschichten, die Angst machen  und warum?

Ich steige mit dem guten Gefühl ins Flugzeug, dass ich nun zwei tolle und völlig entgegengesetzte Lieblingsziele habe, geographisch, im Lebensstil, in der Mentalität, in der Geschichte und Kultur und im Reisestil. Die USA haben Konkurrenz und Kontrastprogramm bekommen was für eine Bereicherung!.

Indien wird mich ganz sicher wiedersehen!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Wilder Löwe am 27.11.2013, 09:36 Uhr
Schade, dass die Reise schon zuende ist, bin gerne mitgefahren.

Ich bin übrigens in Indien auch nicht krank geworden, obwohl ich die wildesten Sachen (Buttercremetörtchen vom Straßenverkäufer!) gegessen habe. Das einzige Gericht, dass meinen Darm mal auf Durchzug gestellt hat, war ein höllisch scharfes Eiercurry in Jaipur. Beim Essen hat der Mund schon höllisch gebrannt und am anderen Ende, als das Zeugs wieder rauskam, hat es noch höllischer gebrannt  :shock: . Das vergesse ich mein Lebtag nicht. Aber mit mangelnder Hygiene hatte das nichts zu tun, bei soviel Chili konnte sich eh kein Bakterium halten.

In Delhi habe ich jeden Abend im gleichen Restaurant gegessen - bis zu dem Tag, als man mich an einem Tisch genau gegenüber der Küchentür platziert hat. Als ich die Küche gesehen habe, bin ich aufgestanden und gegangen, mir war richtig schlecht. Aber das Essen die Tage zuvor war lecker gewesen und hatte auch keine Nachwirkungen.

Ach ja, ich werde richtig melancholisch. War schon eine tolle Reise, auch wenn Indien dann nicht meine große Liebe geworden ist. Aber vielleicht bekommt es aufgrund Deines Berichts doch mal wieder eine Chance.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: KarinaNYC am 28.11.2013, 18:36 Uhr
Danke fürs Mitnehmen!!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Manwi72 am 29.11.2013, 11:48 Uhr
Hach, schön wars.... irgendwie kam mir deine Reise viel länger vor als drei Wochen. Hat super Spaß gemacht, dabei zu sein. Vielleicht schaff ich es auch nochmal dorthin. Das was ich auf deinen Bildern gesehen habe, finde ich einfach nur wunderschön.

Eine persönliche Frage: Hattest du nie Angst vor Gefahren, wenn du allein durch die Straßen gelaufen bist? Nach den Geschichten mit den Vergewaltigungen in den letzten Monaten? Natürlich kann einem überall was passieren, das ist klar.... aber diese Meldungen haben die Bedenken auch erhöht.

Und welches Gefühl hattest du den Menschen gegenüber? Sind sie trotz ärmlicher Umstände glücklich und lebensfroh ? Das hat mich zum Beispiel in Thailand oft so begeistert.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: ziony am 30.11.2013, 11:30 Uhr
Vielen, vielen Dank für deinen Reisebericht über Indien.  :D
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 03.12.2013, 21:22 Uhr
Erst einmal vielen lieben Dank fürs Mitfahren an alle! Wer überlegt selbst nach Indien zu reisen, kann mich gerne jederzeit fragen. Ich weiß ja ganz gut, wie schwer ich mir selbst die Planung und die Reise gemacht habe und wie schön die reise selbst dann war!

Zitat
Hattest du nie Angst vor Gefahren, wenn du allein durch die Straßen gelaufen bist? Nach den Geschichten mit den Vergewaltigungen in den letzten Monaten? Natürlich kann einem überall was passieren, das ist klar.... aber diese Meldungen haben die Bedenken auch erhöht.

Ich habe aus verschiedenen Quellen gehört, dass man nachts nicht unbedingt alleine zu Fuß unterwegs sein sollte, laut Fahrer ab 19 Uhr, laut Auskunft des Kollegen eines Bekannten ab etwa 21 Uhr.

Wirklich Angst hatte ich nie, aber ich habe auch nicht die Erfahrung gemacht angegrabscht zu werden oder ähnliches, außer an den Orten, an denen selbst ernannte Guides mich um mein Geld bringen wollten. Die haben dann auch sehr schnell wieder abgelassen von mir, als bedrohlich habe ich es nicht empfunden.

Es gibt in Indien, einem Land mit hohem Männeranteil und antiquierten moralischen Vorstellungen sicherlich mehr Übergriffe als bei uns, andererseits habe ich diejenigen, die ich selbst angesprochen habe, immer als überaus hilfsbereit empfunden. Und in einsamen Ecken war ich nie allein. Das Land braucht die Touristen, und das Land braucht einen Ruf als gastfreundliches Land. Insofern habe ich immer auch im Hinterkopf gehabt, dass gerade durch die Vorfälle die "Guten" im Land sensibilisiert sind. Ich bin entsprechend mit hoch erhobenem Kopf durch das Land gegangen, habe mich meines Lebens gefreut und war sicher nicht das typische Opfer, zwar nicht übermütig, aber eben auch nicht eingeschüchtert. Das war sicher die richtige Mischung um nicht gefährdet zu sein.

Zitat
Und welches Gefühl hattest du den Menschen gegenüber? Sind sie trotz ärmlicher Umstände glücklich und lebensfroh ? Das hat mich zum Beispiel in Thailand oft so begeistert.

Ehrlich gesagt kann ich das nicht bewerten. Auf die Mitleidsmasche haben schon viele sehr betont gemacht, letztlich in gewisser Weise auch der Fahrer. Lebensfrohe bis Lebenskünstler sind dort sicherlich viele unterwegs. Und ich habe mich nie gefühlt wie in einem Film, in dem über den Szenen in Dreck und Elend schwermütige Musik gespielt wird, die einem jeden Frohsinn aus dem Hirn zieht.

Das Land ist einfach bunt und krass. Ich glaube aber, ich bin noch lange nicht so weit, dass ich das näher bewerten kann, was ein Inder wirklich denkt. Ich habe nur gemerkt, dass dort sicherlich deutlich mehr  in der Luft liegt, mehr zwischen Mimik, Gestik und gesprochenem Wort passiert, als ich mit meinem strukturierten westeuropäischem und vernünftigem Hirn jemals erfassen kann.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Katja am 01.01.2014, 18:00 Uhr
Hallo und Frohes Neues Jahr!
Jetzt habe ich den Bericht auch endlich zuende gelesen, nachdem ich etwas verspätet eingestiegen und immer hinterhergehinkt bin.
Aber der Bericht war sehr interessant. Als Jugendliche hatte ich mal den Traum, nach Indien zu reisen, aber dann war ein Bekannter als Rucksackreisender dort und hat das Essen auch nicht vertragen.
Inzwischen denke ich, dass ich sehr wahrscheinlich nicht nach Indien reisen werde, denn das Land ist einfach zu krass, und ich glaube nicht, dass ich mich dort wohl fühlen werde, wenn man ständig angesprochen wird und nicht in Ruhe seiner Wege gehen kann. Allein die Menschenmassen sind umglaublich. Für meinen Mann wäre es auf jeden Fall völlig unerträglich. Allerdings fasziniert mich das Land noch immer, und viele Bilder sind einfach traumhaft.
Ich kann deine Faszination verstehen, aber man muss sich auf das Land einlassen können, um es zu genießen. Toll an deinem Bericht fand ich auch, dass du die nicht so schönen Dinge auch beschrieben hast, und insgesamt war dein Bericht sehr anschaulich.
Vielen Dank dafür, auch für die schönen Fotos!
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: boehm22 am 01.01.2014, 20:26 Uhr
Ich hab mal deinen Bericht einer Freundin (alleinstehend, unser Alter) lesen lassen - und gestern hat sie einen Flug nach Delhi gebucht.  :D
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 01.01.2014, 20:47 Uhr
Zitat
Ich hab mal deinen Bericht einer Freundin (alleinstehend, unser Alter) lesen lassen - und gestern hat sie einen Flug nach Delhi gebucht.

Sie kann sich herzlich gerne an mich wenden, wenn ich ihr helfen kann - viele Grüße unbekannter Weise!

@Katja: Danke schön. Ist doch prima, dass man durch Reiseberichte sein Bild vervollständigen kann, wohin man will und wohin nicht. Indien will wirklich in manchen Aspekten wohl überlegt sein. Ich hätte es vor einigen Jahren auch für undenkbar gehalten, dass ich das wirklich tun würde.

Für mich ist dafür durch deinen Reisebericht Mexiko auf meiner Liste ein riesiges Stück höher gerutscht, und ich bin sehr erleichtert aus deinen Zeilen herauszulesen, dass du Mexiko für entspannter hältst als Indien, da war ich mir nämlich bisher gar nicht so sicher, was dabei die Steigerung wovon ist ;)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Katja am 02.01.2014, 11:20 Uhr
Das Reisen mit dem Mietwagen in Yucatán war eigentlich sehr entspannt. Entlang der wenigen Straßen gibt es manchmal Händler, aber die wenigsten sind aufdringlich. Ab und an gibt es Polizeikontrollen, wobei wir damit keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. In den Städten wird man äußerst selten angesprochen, so dass man sich dort unbehelligt bewegen kann. Ein paar Spanischkenntnisse sind für den Individualtouristen sicherlich hilfreich. Das ein oder andere Schlitzohr gibt es natürlich auch, z.B. an den Tankstellen. Ansonsten war es eigentlich nicht viel anders als in den USA. Wobei es allerdings keine Motelketten gibt, so dass man Unterkünfte besser vorreservieren sollte.

Ich denke, Indien ist da ganz anders, und es ist dort sicher hilfreich, wenn man einen Fahrer dabei hat. Dein Bericht hat auf jeden Fall Lust auf das Land gemacht, aber das Reisen dort hat sicherlich ein paar Herausforderungen parat, die du ja gut gemeistert hast.
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: grenzenlos am 06.02.2014, 12:48 Uhr
Geiler Bericht! Tolle Bilder! :dankeschoen:
Ich selbst liebe auch Indien! :groove:
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: Inspired am 06.02.2014, 16:43 Uhr
Ein Grund mehr für einen Kaffee zwischendurch bei uns im Büro in SON ;)
Titel: Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
Beitrag von: grenzenlos am 06.02.2014, 16:55 Uhr
Denke ich auch! :groove:

Wir selbst waren einige Monate dort unterwegs. Einige tausend km mit dem Radel.
Unser großer Sohn war da 3 x. Einmal mit Fahrrad. :zuberge: Einmal mit Motorrad :groove:
Einmal mit einer alten Dschunke an der Küste unterwegs :gitarre:
Indien war insgesamt für knapp 2 Jahre sein Land.

Prima Abend :dafuer: