Dienstag, 16.2.2016
Als der Wecker klingelt, pfeift draußen immer noch der Wind. Es schneit seit gestern Abend und der Straßenzustandsbericht zeigt alle Straßen als verschneit an. Wir lassen uns Zeit, denn es ist angesagt, dass Wind und Niederschlag im Laufe des Vormittags nachlassen sollen.
Aus dem Fenster der Gemeinschaftsküche sind bereits die ersten Stücke von blauem Himmel zu sehen und alles wirkt gleich viel freundlicher. Ab um 9 Uhr versuchen wir, unser Auto zu packen, was bei dem Sturm gar nicht so einfach ist. Der Schnee lässt sich zum Glück leicht entfernen, da es um die Null Grad sind. Dann starten wir unsere Fahrt. Die Straßen sind gar nicht so schlecht, nichts, was wir nicht in Norwegen auch schon gehabt haben. Dazu kommen fantastische Wolkenstimmungen, die uns alle paar Kilometer zum Anhalten und fotografieren zwingen.
Als am Straßenrand zwei Autos stehen, halten wir dort auch für einen weiteren Fotostopp. Der Wind bläst hier so stark und eisig, dass es wirklich unangenehm ist. Selbst die Mützen und Handschuhe helfen nicht. Dafür zeigt sich aber nun mal die Sonne hinter den Wolken und wirft ein tolles Licht auf die tief verschneite Landschaft. Wir strahlen mit ihr um die Wette. Auch auf der weiteren Fahrt fühlen wir uns in ein Wintermärchen versetzt. Die Sonne und der Wind haben mittlerweile die meisten Wolken vertrieben, so dass wir wieder freien Blick auf die majestätischen Berge haben. Der Wind treibt den frisch gefallenen Schnee horizontal über die Straße und im Sonnenschein sieht es nun aus, als ob wir durch ein Nebelmeer fahren würden. Mit einem solchen Wetter hatten wir heute überhaupt nicht gerechnet.
Als wir wieder Borganes erreichen, nutzen wir die Gelegenheit, um im Bonus und Netto unsere Vorräte aufzufrischen. Dann fahren wir weiter zu unserem nächsten Ziel. Hraunfossar heisst es und ist eine Reihe von Wasserfällen, die sich aus einer Lavawand in einen Fluss ergießen. Die Straße dorthin ist zwar vereist aber dank der Spikes problemlos zu befahren. Am Wasserfall angekommen, nutzen wir zum ersten Mal auch unsere Spikes für die Schuhe. Wir haben es satt, wie die Betrunkenen durch die Gegend zu torkeln oder uns gar nicht zu trauen, aus dem Auto zu steigen. Während der nächsten zwei Wochen werden diese Spikes unsere besten Freunde, was für einen Unterschied sie machen, merken wir täglich, wenn wir andere Touristen an den kleinsten vereisten Hügeln stocken sehen.
Auch um den Hraunfossar liegt mehr Schnee als gewöhnlich und bildet einen scharfen Kontrast zur dunklen Lava und dem hellblauen Wasser des Flusses. Wir schauen uns alles an und wollen dann zum Hotel fahren, um später hierher zurückzukehren. Es ist zwar Bewölkung für den größten Teil der Nacht angesagt aber gegen 19 Uhr scheint es noch ein paar Wolkenlücken zu geben.
Auf dem Weg zum Hotel nehmen wir eine Nebenstraße, die gut zu befahren ist. Sie führt vorbei an ein paar Bauernhöfen und bei ein paar Islandpferden müssen wir dann mal anhalten. Neugierig kommt eines gleich näher und darf als Fotomotiv posieren.
Im Fosshotel Reykholt erhalten wir ein schönes großes Zimmer. Das Hotel scheint recht leer zu sein, doch uns stört das nicht. Nach einem Kaffee brechen wir wieder auf zum Wasserfall. Der Himmel hat sich bereits zu einem großen Teil mit Schleierwolken zugezogen und die angesagten Wolkenlücken wollen sich einfach nicht zeigen. Das das keinen Sinn hat, sehen sogar wir ein und fahren zurück ins Hotel. Nun bleibt als letzte Hoffnung der morgige Abend. Der soll relativ wolkenfrei werden und auch die Polarlichtaktivität wird noch als gut erwartet. Für heute jedoch bleibt uns nichts weiter als eine weitere Nacht unter Wolken. So langsam haben wir ausgeschlafen…