Freitag, 19.2.2016
Mit aufgeladenen Schlafakkus erwachen wir in unserem Zimmer am Geysir. Draußen schneit es leise vor sich hin. Wir packen, frühstücken und brechen dann auf zu neuen Abenteuern. Unser Ziel für heute heißt Vik, eine kleine Stadt an der Südküste. Hier gibt es schwarze Vulkanstrände, Berge und Felsen, die ins Meer ragen.
Auf unserer Fahrt dorthin hört es bereits nach kurzer Zeit auf zu schneien und… Überraschung… die Sonne kommt heraus. Mal wieder freuen wir uns an den tollen Wolkenstimmungen und möchten am liebsten ständig anhalten.
Nach einem Stopp in der N1 Tankstelle von Hvolsvellur und dem Shop gegenüber besuchen wir schon mal den Seljalandsfoss. Er liegt ziemlich nah an der Straße und obwohl die Sonne erst ab nachmittags direkt auf ihn scheint, wollen wir schon einmal einen Blick riskieren. Schon bei der Anfahrt sehen wir Menschenmassen und einen fast überhaupt nicht vereisten Wasserfall. Also fahren wir erst einmal weiter zum nur wenige Meter weiter befindlichen Gljufrafoss. Dieser liegt versteckt in einer Felsspalte und glänzt durch bedeutende Mengen Gischt, die er den sich nähernden entgegen schleudert. Sandra spart sich jedes Foto, denn schließlich kommen wir hier ja in einer Woche noch einmal vorbei, so dass die Kamera nicht jetzt schon gebadet werden muss. Auch am Seljalandsfoss gibt es nur einen kurzen Stopp mit der Hoffnung, hier in der nächsten Woche bessere Bedingungen vorzufinden.
Schon 40 Kilometer weiter wartet der nächste Wasserfall auf uns. Skogarfoss heisst er und gehört mit zu den meistbesuchten und meist fotografierten Islands. Daran nicht ganz unschuldig ist seine Lage direkt an der Ringstraße. Bei Sonnenschein kann man dort gegen Mittag einen Regenbogen in der Gischt bewundern. Sandra umgeht die Menschenmassen am Wasserfall, indem sie sich mit ihren Gummistiefeln mitten in den flachen Fluss stellt. So hat sie niemanden vor sich, der ihr ins Bild laufen könnte. Gegen die Gischt hilft eine einfache Plastetüte aus der Gemüseabteilung des Supermarkts und als dann auch noch die Sonne hinter der einen Wolke hervorkommt und einen Regenbogen ins Bild zaubert, kann das Fotografieren beginnen.
Nun trennen uns nur noch 15 Kilometer von unserem heutigen Ziel und bereits um 15 Uhr erreichen wir die Farmhouse Lodge vor Vik. Obwohl der Check In offiziell erst ab 16 Uhr beginnt, dürfen wir unser Zimmer schon beziehen. Alles sieht sehr neu und modern aus. Im großen Aufenthaltsraum genießen wir einen Kaffee und dazu den Blick auf die sonnenbeschienene Schneelandschaft.
Lange hält es uns nicht, denn um 18 Uhr ist schon wieder Sonnenuntergang. Wir fahren die wenigen Kilometer bis zum Kap Dyrhólaey. Dieser markante Felsen an der Küste ist eigentlich eine Vulkaninsel, die durch Gletscherläufe nach Vulkanausbrüchen durch das aufgeschwemmte Neuland mit dem Festland verbunden wurde. Die Wände dieses Felsens ragen bis zu einer Höhe von 120m steil empor und bieten im Sommer zahlreichen Seevögeln hervorragende Nistmöglichkeiten. Bekannt wurde Dyrhólaey aber vor allem wegen des gewaltigen Felsentores, das die Brandung in Jahrtausenden geschaffen hat. Um sich diesem Küstenabschnitt zu nähern, gibt es mehrere Möglichkeiten, wir wählen heute für den Beginn die, die wir bereits von unserer Reise 2010 kennen. Zusammen mit vielen anderen Besuchern bestaunen wir die riesige Brandung, die langgezogenen Wellen und die Kraft des Wassers, auch ein paar Fotos entstehen.
Bevor wir uns heute Nacht mal wieder an Polarlichtern versuchen wollen, gönnen wir uns eine Pause in unserer Lodge. Erst für den späteren Abend sind neue Wolkenlöcher angesagt, dazwischen soll es immer mal wieder schneien. Also warten wir in unserem Zimmer, lesen und sortieren Fotos. Als gegen 21:00 Uhr der Schnee nachlässt, fahren wir los. Schon vor dem Haus ist ein Polarlichtbogen am Nordhorizont zu erkennen. Schnell fahren wir zum Kap Dyrhólaey und bei der Ankunft ist auch noch etwas grün zu erkennen. Dann zieht es wieder zu und ein Schneeschauer zieht über uns hinweg. Bald können wir nichts mehr sehen um uns herum. Im Auto wird gelesen und Sudoku gespielt. Nach einer halben Stunde wird es wieder klar und wir können einen wolkenfreien Himmel bestaunen, nur leider gibt es keine Anzeichen für Polarlicht.
So warten wir eine weitere Stunde, bis von Westen die nächste Schneefront hereinzieht. Wieder stehen wir im dichten Schneetreiben, welches bis Mitternacht nicht aufhört. Zu diesem Zeitpunkt geben wir auf und fahren vorsichtig zu unserer Lodge zurück. Ein Blick aus unserem Zimmerfenster zehn Minuten nach unserer Ankunft zeigt dann wieder einen sternenklaren Himmel. Haben wir da eventuell zu früh aufgegeben? Doch nun ist es zu spät, wir gehen ins Bett.