Montag, 22.2.2016
Auf Nachfrage wird uns das Frühstück bereits ab 7 Uhr serviert, was für Sonnenaufgangsfotografen eine gute Zeit ist. Danach werfen wir schnell unsere Taschen ins Auto und fahren wieder an den Strand von Stokksnes. Hier sind wir heute Morgen die einzigen Gäste, der Himmel ist klar und auch der Wind hat sich beruhigt. Wir erleben einen schönen klaren Sonnenaufgang mit großartigen Reflektionen im nassen Sand. Die Sonne lässt das Bergmassiv vor uns rot erglühen und Sandra lässt schon wieder ihre Gummistiefel vom Ozean spülen. Zum Glück halten sie dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir plötzlich Rentiere am Hang im warmen Morgenlicht, die natürlich für ein Foto herhalten müssen. Danach sind wieder mal die Pferde dran, bevor wir in Höfn die N1 Tankstelle stürmen, um den leeren Tank zu füllen und bei uns etwas Kaffee nachzuschütten. Dann ist es auch schon 10 Uhr und wir gehen in den Netto Supermarkt des Ortes. Hier wollen wir uns für die nächsten Tage eindecken mit Lebensmitteln und lassen uns dabei richtig viel Zeit. Uns trennt nur eine Stunde von unserem heutigen Fahrziel.
Die nächsten vier Nächte werden wir an der Gletscherlagune Jökulsarlon verbringen. Bei unserem letzten Besuch vor sechs Jahren hat Sandra hier mitten im Sommer bei 0 Grad ihren Geburtstag gefeiert. Es hat nur geregnet und vor lauter Wolken war von dem atemberaubenden Gletscherpanorama überhaupt nichts zu sehen. Wie sind wir doch auf dieser Reise schon verwöhnt worden vom isländischen Wettergott.
Bei wieder mal strahlendem Sonnenschein fahren wir die 90 Kilometer zurück nach Jökulsarlon. Für unsere Unterkunft ist es noch zu früh, deswegen wollen wir uns die Eislagune mal genauer ansehen. Kurz davor sehen wir viele Rentiere unweit der Straße. Wir halten natürlich an und es werden immer mehr Rentiere. Sie kommen nach und nach dichter und überqueren vor unserem Auto die Straße. Das ist ja fast wie Safari! Ein tolles Erlebnis.
An der Eislagune machen wir zuerst unsere Spikes an die Schuhe, denn hier ist es richtig glatt. Kaum zwanzig Meter gegangen sehen wir mindestens zwanzig Robben auf dem Eis in der Sonne liegen. Sie sind hier die richtigen Stars und posen vor den Besuchern. Auch wir schauen eine Weile zu bevor wir auch noch den schwarzen Sandstrand auf der anderen Seite der Straße besuchen. Hier werden die aus der Eislagune herausgetriebenen Eisblöcke durch die Strömung wieder an den Strand geworfen und bilden begehrte Fotomotive in der wilden Brandung. Einige dieser Eisberge sind größer als wir. Sie leuchten blau in der Sonne und wir untersuchen jeden einzelnen davon, bevor wir dann doch in Richtung unserer Unterkunft fahren. Das Hali Guesthouse ist 13 Kilometer entfernt und eine der wenigen Möglichkeiten, dicht an der Eislagune zu übernachten. Dementsprechend begehrt sind die Unterkünfte, schon im letzten August war es schwierig, noch ein Zimmer für jetzt zu bekommen. In Hali können wir einchecken und machen es uns bequem. Vier Nächte in einer Unterkunft ohne Packen, was für ein Luxus.
Zum Nachmittag zieht es uns zurück an den schwarzen Strand. Sandra hat ihre Beine wieder gut in den Gummistiefeln verpackt, denn heute wird es ein nasser Abend. Für gute Bilder müssen nasse Füße in Kauf genommen werden aber vielleicht kann man die Natur ja überlisten. Bei unserer Ankunft am Strand stehen dort bereits rund zwanzig Fotografen mit Stativen und probieren sich daran, die Eisberge auf dem schwarzen Sand mit den Wellen abzulichten. Viele stehen sich gegenseitig im Weg rum und es gibt ein paar böse Worte. Zum Glück sind mehrere Eisberggruppen vorhanden, dass sich die Massen etwas verteilen. Am Himmel sind Wolken und die bereits tief stehende Sonne zu sehen, am Strand sorgt immer mal wieder eine Riesenwelle für erschrecktes Fliehen der meisten Fotografen. Nur die wenigsten wollen nasse Füße bekommen oder haben Gummistiefel an.
Je tiefer die Sonne steht, desto schöner wird das Licht. Die Wolken färben sich rosa und auf der gegenüberliegenden Seite geht der Vollmond auf. Schöner kann es kaum sein. Nach und nach wird der Strand leerer, obwohl doch jetzt erst die besten Fotobedingungen herrschen. Als dann der Mond etwas höher steht und sein gelbes Licht auf das Meer und die Eisblöcke wirft, ist Sandra nur noch allein am Strand und kann sich nicht losreißen von diesem tollen Fotomotiv. Erst als es fast dunkel ist, fahren wir zurück zum Guesthouse.
Hier gibt es zum Abendessen mal wieder leckeren Räucherlachs mit isländischem Schwarzbrot und ein paar Tomaten bevor wir für eine Stunde die Beine hochlegen.
Doch dann ruft schon wieder die Polarlichtsucht. An der Eislagune warten wir zusammen mit einigen anderen Autos auf die große Show, doch irgendwie will sie wieder nicht kommen. Nach über 90 Minuten springen ein paar Leute aus den Autos und auch wir sehen, dass dort am Himmel etwas leuchtet. Wir laufen los, um das Polarlicht über der Eislagune zu fotografieren. Leider bleibt es bei einem kurzen schwachen Aufglimmen, doch die eisige, vom Mondlicht beschienene Landschaft ist auch so sehr schön anzusehen. Durch die Windstille fühlt es sich auch gar nicht kalt an. Nach ein paar Fotos und der Rückkehr zum Auto brechen wir die Mission Polarlicht für heute ab, schließlich wollen wir ja morgen früh schon wieder den Sonnenaufgang fotografieren.