Mittwoch, 24.2.2016
Und wieder ist um 6 Uhr für uns die Nacht zu Ende und pünktlich um 7:30 Uhr stehen wir vorm Frühstücksraum. Die früheren Sonnenaufgangszeiten passen uns heute Morgen sehr gut, denn um 9:30 Uhr hat Sandra eine Eishöhlentour gebucht und so passt jetzt noch eine kurze Sonnenaufgangstour davor. Nur ein paar Kilometer von Hali entfernt haben wir einen schönen Platz entdeckt, wo ein kleiner Bach durch eine schneebedeckte Ebene fließt und im Hintergrund die schneebedeckten Berge zu sehen sind. Nur der Himmel macht uns etwas Sorge, denn es ist ziemlich bedeckt. Nur am östlichen Horizont gibt es einen schmalen hellen Streifen, was und Hoffnung auf ein bisschen Licht zum Sonnenaufgang macht. Vor Ort sind wir die einzigen und tatsächlich scheint die Sonne für ein paar Minuten auf die Berge im Hintergrund, bevor sie hinter den Wolken verschwindet. Für die nächsten Tage ist bedeckter Himmel angesagt und wir hoffen, dass dies nicht unser letzter Sonnenschein des ganzen Urlaubs war. Allerdings sind wir mit dem bisherigen Wetter so verwöhnt worden, dass wir auch damit leben könnten.
Der kurze Sonnenaufgang passt sehr gut zu unseren weiteren Plänen, denn Sandra muss kurz nach 9 Uhr in Hali an der Rezeption sein, wo ihre Eishöhlentour startet. Ursprünglich hatte sie für heute eine Tour zu einer etwas weiter entfernt gelegenen Höhle gebucht, doch die ist seit ein paar Tagen durch eine Lawine nicht mehr zugänglich. Deswegen wurde die Tour umgebucht und es soll zur Crystal Ice Cave gehen. Diese Höhle gab es bereits im letzten Jahr und viele tolle Bilder sind im Internet zu finden. 18 Touristen haben sich für die heutige Tour eingefunden, ganz schön viele. Aber durch die vielen Fotos im Internet sind die Höhlen so populär geworden, dass man die Touren weit im Voraus reservieren sollte.
Mit einem riesigen Truck geht es dann zuerst auf der Ringstraße an der Eislagune vorbei und dann beginnt die Fahrt auf einer ziemlich zerfahrenen Schneepiste. Hier sieht man, was diese großen Trucks alles bewältigen können. Mit uns starten noch drei weitere Trucks und Sandra bekommt so eine Ahnung, dass es recht voll werden könnte in der Höhle und Fotos vielleicht gar nicht ohne andere Leute möglich sein werden.
Nach mehr als 20 Minuten holpriger Schneepiste erreichen wir den Parkplatz, wo bereits 6 weitere Trucks stehen. Na toll, also eine Massenveranstaltung. Unser Tourguide erzählt, dass es ursprünglich drei lokale Anbieter für diese Eishöhlentour gab, die sich mit den Tourzeiten abgestimmt hatten und sich so vor Ort nicht in die Quere kamen. Mittlerweile gibt es acht Anbieter, die ihre Gäste sogar aus Reykjavik hierher fahren und sich an keine festen Zeiten halten würden.
Zwei Gruppen verlassen gerade die Höhle, von der eigentlich gar nichts zu sehen ist. Es scheint nur ein kleines Loch im Schnee zu sein. Als wir den Truck verlassen, pfeift der Wind recht unangenehm. Alle Gäste erhalten Spikes und einen Schutzhelm bevor wir den kurzen Weg zur Höhle gehen. Von dem auf den Fotos so tollen Eingang ist nichts zu sehen und wir kriechen durch ein kleines Loch ins Innere des Gletschers. Durch den vielen Schneefall in diesem Jahr ist der ursprüngliche Eingang der Höhle komplett zugeweht und auch das Innere der Höhle müssen sich die Touristen mit Schneemassen teilen. Um das Vorankommen überhaupt zu ermöglichen, wurden sozusagen Schützengräben ausgegraben. Im vorderen Teil der Höhle herrscht reges Treiben. Jeder möchte ein Foto und alle laufen durcheinander. Für die Tourteilnehmer mit ernsthaften Fotoambitionen bleibt eigentlich gar keine Chance, ein Foto ohne Gruppen von asiatischen Touristen vor der Linse zu machen und durch den Schneepfropfen vor dem Eingang ist die Höhle zudem weitaus weniger fotogen als in Vorjahren oder auch Vormonaten.
Da soll es aber noch einen weiteren Raum weiter hinten in der Eishöhle geben, den man besuchen kann… etwas krabbeln wäre erforderlich… so die Information vorab.
Nun, das Krabbeln erweist sich als eine Strecke von ca. 20 Metern, die auf den Knien zurückgelegt werden muss. Mit der Kamera um den Hals, dem Stativ in der einen Hand und dem Kamerarucksack in der anderen ist das keine leichte Aufgabe. Doch am Ende des Tunnels wartet eine tiefblaue Kammer, die diese Anstrengung durchaus Wert ist… wenn sie nicht bereits von fünfzehn anderen Leuten gefüllt wäre. So eine richtige Entdeckerstimmung kommt dadurch nicht auf und die Aussicht auf den beschwerlichen Rückweg macht die Stimmung auch nicht besser. Völlig verdreckt erreicht Sandra wieder den vorderen Teil der Höhle, wo sich mittlerweile schon wieder eine neue Gruppe befindet. Nach einem Beweisfoto „Sandra in Eishöhle“ ist die Zeit dann auch schon um und die Oberwelt erhält uns wieder.
Das ist schon komisch. Vor der Reise nach Island galt die Ansage „ Egal wie schlecht das Wetter auch wird, die Eishöhle wird ja auch jeden Fall toll“. Nun hatten wir bisher nur tolles Wetter und gerade die Eishöhle hat sich als nicht wirklich beeindruckend erwiesen. Doch wahrscheinlich waren die Erwartungen durch die tollen Fotos im Internet einfach zu hoch.
Nach der Rückkehr nach Hali berichtet Sandra über die Eishöhle, denn für morgen haben wir für uns beide noch einmal die gleiche Tour gebucht… für heute war ja eigentlich eine andere Eishöhle geplant.
Zum Mittagessen begeben wir uns ins Nebenhaus, wo es eine Gemeinschaftsküche geben soll, die wir laut Rezeption gerne mitbenutzen können. Wir hatten in Höfn Fischbouletten gekauft, die wir nun dort in einer Pfanne braten. In der Küche stehen zwei große Bananenkartons mit Einkäufen, doch zu sehen ist niemand. Wir kommen uns ein bißchen vor wie Eindringlinge in ein fremdes Haus und dieses Gefühl wird noch viel stärker, als vor dem Haus ein Kleinbus hält und eine Gruppe niederländischer Touristen hereinkommt. Sie sagen nichts, scheinen sich aber hier wie zu Hause zu fühlen… und nun sitzen wir in dieser Küche. Eine komische Situation, doch zum Glück sind wir fast fertig mit dem Essen. Wir waschen schnell ab und ein paar Minuten später sind wir verschwunden. Was die wohl von uns gedacht haben?
Dann befällt uns eine bleierne Müdigkeit und die nächsten drei Stunden schlafen wir tief und fest. Da haben wir wohl in den letzten Tagen doch etwas wenig Schlaf bekommen. Draußen versäumen wir nicht viel, es ist weiterhin bewölkt.
Nach 16 Uhr raffen wir uns noch einmal auf und fahren zur Eislagune, wo wir noch einmal am Rand entlang gehen und geeignete Fotomotive für den Sonnenuntergang suchen. Über dem Gletscher ist es wolkenlos und so fällt etwas Licht auf die Berggipfel in der Ferne. Unser Aufenthalt wird kritisch beäugt von den Robben, die neugierig immer näher kommen.
Da es über uns komplett bewölkt ist und wir schon wieder oder immer noch müde sind, wird dies ein kurzer Abend.