Ein Abend im Le CinqDie Speisekarte
.....kick ist sehr übersichtlich und wird wie überall üblich saisonal angepasst. Nur selten finden sich neue Kompositionen auf der Karte. Der Grund sind die sogenannten „Signature-Gerichte” mit denen Christian Le Squer berühmt geworden ist. Die ausländischen Gäste kommen vor allem wegen dieser Klassiker und erwarten eine gewisse Kontinuität. Die zahlungskräftige Klientel bekommt die französische Speisekarte auch in englisch, japanisch, chinesisch und russisch vorgelegt. Die Speisekarte in deutsch gibt es nicht, aber irgendwie auch verständlich.
Als Aperitif wähle ich ein Glas Rosé Champagner, ein anderes Getränk wäre auch eine Sünde.
Das 9-Gänge-Menü klingt einladend, aber beim ersten Besuch halte ich mich doch an die Klassiker.
Das erste dreiteilige Amuse Bouche (Mousse, Cracker und Wasser) finde ich gelinde gesagt „langweilig.” Das zweite Amuse Bouche ist schon besser (8,5/10). Ein Pinot Noir aus Morey-Saint-Denis begleitet durch den Abend.
Die Auswahl aus drei verschiedenen Sorten ist mickrig im Vergleich zum Epicure, wo acht Brotsorten angeboten werden.
Der erste Gang nennt sich „Gratinée d’Oignons” (70 €). Das klingt nicht unbedingt nach Haute Cuisine, entpuppt sich aber als eine der besten Gerichte, die ich seit langem gegessen habe. Auf dem Teller liegen gratinierte Zwiebelkugeln gefüllt mit Zwiebelbouillon, geschmorte Parmesan- und Zwiebelstücke, schwarze Trüffelemulsion in einem dickflüssigen Jus. Der intensive, leicht süßliche Geschmack passt hervorragend dazu (9/10).
Der erste Hauptgang ist „Bar de Ligne“ oder Seebarsch mit Kaviar (135 €). Der Teller ist puristisch angerichtet, Konzentration auf das Wesentliche. Die salzige Textur von Kaviar harmoniert sehr gut zur milden Buttermilchsauce. So stelle ich mir eine auf wenige Produkte reduzierte Komposition vor (9/10).
Eines von Le Squers berühmtesten Gerichte ist „Spaghetti en Timbale Truffée” (130 €). Diesen Klassiker hat Le Squer aus seiner Zeit im Restaurant Ledoyen mitgebracht. Die Timbale ist mit einer Trüffel- und Kalbsreduktion glasiert und umgeben von einer Trüffel- und Sahnesauce. Als ich die Timbale aufschneide, strömt mir der herrliche Duft von Trüffeln entgegen. Innerhalb der Form befindet sich Schinken, schwarze Trüffeln und Artischocken. Diese Komposition setzt alle kulinarischen Glücksgefühle, ein Gericht für die Ewigkeit (10/10).
Ein fünfteiliger Käseteller (38 €) mit Früchtebrot beschließt die Hauptgänge. Eine sehr gute Auswahl, richtig temperiert und beste Reife (9,5).
Ein zweiteiliges Pre-Dessert (9) leitet zu den Desserts über.
Nachdem gerade das Pre-Dessert abgeräumt wurde, wird auch schon das erste Dessert serviert. Man möchte doch mal Luft holen, das ist viel zu schnell. „Givré Laitier” (35 €) ist ein Klassiker von Christian Le Squer. Das kunstvoll arrangierte Gebilde besteht aus Meringue, Mandeln, weiße Schokolade, Milchcrème und Milcheis. Ein köstliches Zusammenspiel zarter Aromen (10/10).
„Croquant de Pamplemousse” (38 €) ist ein weiteres Signature-Dessert – rohe und konfierte Pampelmuse mit Sorbet und Krokant. Eine handwerklich perfekte Kür, aber es erreicht nicht das Intensität des vorherigen Dessert. Hier vermisse ich Kontrast zur säuerlichen Textur (8/10).
Am Ende gibt es noch Schokolade und Gebäck. Nicht irgendein Gebäck, sondern Kouign-Amann. Dieses Gebäck ist eine bretonische Spezialität und besteht aus Hefeteig, Butter und Zucker. Der Teig wird wie ein Blätterteig gefaltet und mit Zucker bestreut. Durch das Backen entsteht die feine karamellisierte Kruste. Grandiose Patisserie (9,5/10). Ich bin so gesättigt, ich schaffe nur zwei Bissen. Ich bekomme zwei Stück von dem köstlichen Gebäck und Karamellbonbons zum mitnehmen.
Christian Le Squer gelingt es spielerisch seine klassisch französische Haute Cuisine mit modernen Elementen zu kombinieren. Die Gerichte sind farbenfroh komponiert, wie ich sie in dieser Form noch nicht gesehen habe. Der Speisesaal könnte dagegen ein frisches Dekor vertragen. Die Rechnung beträgt 487 €, dabei wurde ein Dessert vom sonst aufmerksamen Service vergessen zu berechnen. Eine niedrige Rechnung wäre eigentlich ein Grund zum freuen, aber so ein Fehler darf in einem 3-Sterne-Restaurant nicht passieren.
Speisen: 9
Service: 8,5
Ambiente: 7
to be continued