Samstag 30.3.2013Nach dem Frühstück geht es heute wieder zum alten Hafen. Mein Freund wollte unbedingt das Fort Saint-Jean am Hafeneingang besichtigen.
Von der Metroausgang läuft man etwa 10 Minuten die Hafenpromenade entlang. Hier ist gerade Fischmarkt. Die örtlichen Fischer verkaufen ihren Fang, die Ausbeute war heute eher eher spärlich
Über das Fort waren nicht viele Informationen im Internet zu finden, aber angeblich ist es das ganze Jahr über geöffnet. Leider waren generell viele Angaben auch auf den offiziellen Museumsseiten falsch, hierauf kann man sich nicht verlassen wie wir festgestellt haben, am besten man geht zur Touristeninformation und fragt nach.
Am Fort angekommen war es wegen Umbau geschlossen, man konnte nur einmal drumrum gehen.
neben dem Fort werden zwei Museen neu gebaut, dass sie noch nicht geöffnet sind haben wir gewußt aber wir wollten wenigstens die Gebäude besichtigen, die Fotos im Internet sahen sehr spektakulär aus.
Vom Fort geht eine Fußgängerbrücke (was im Bild wie ein schwarzer Stahlträger aussieht) zum neuen Museum MUCEM
die Außenhülle besteht aus einem kunstvollen Metallgitter
daneben steht ein zweiter weißer Bau wie ein umgestürtzes L
näher sind wir nicht an die Gebäude rangekommen, denn dieser Securitymensch schickt alle Leute wieder weg (und da kamen einige...)
100 Meter weiter steht die Cathédrale de la Major auch hier eine fette Baustelle, es wird ein ganz neuer Treppenaufgang zur Kirche gebaut und das Plateau auf dem sie steht wird auch renoviert.
jetzt mußte ich aber dringend auf ein Örtchen, ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen und mich mit 3 Tassen Kaffee beim Frühstück wach gemacht. Hier unten zwischen den Baustellen war kein WC zu finden aber ganz in der Nähe etwas den Hang rauf sind wir auf den Place de Lenche gestoßen wo es mehrere Cafes gab. Ganz in der Früh war es noch bewölkt aber jetzt ist schon wieder herrlicher Sonnenschein also setzten wir uns erst mal draußen hin
zwei ältere Männer waren dabei die Tische zu decken, mit einem habe ich mich unterhalten. Er hat mir ganz stolz erzählt dass sein Sohn deutsch und englisch spricht und sein Enkel englisch und italienisch. Fremdsprachensprechende Franzosen sind für mich eine ganz neue Erfahrung, selbst in Paris hielt es bisher niemand für nötig auch nur englisch zu sprechen, also jedenfalls war das vor 10 Jahren noch so. Tempora mutantur...
gestärkt und erleichtert sind wir dann zur mittelalterlichen Kirche Saint Laurent gegangen, die genau oberhalb des Fort Saint-Jean auf einem Hügel steht
sie ist leider erst nachmittags geöffnet
von dieser Stelle aus hat man einen sehr schönen Blick auf den Hafen
und auf das Fort. Und von oben sieht man noch besser dass die Bauarbeiten noch im vollen Gange sind
wenn das ganze mal fertig ist kann man von hier oben über die Fußgängerbrücke zum Fort und weiter zum MUCEM gehen. Das wird bestimmt toll, das müssen wir uns irgendwann auch ansehen. Laut Internet ist aktuell Juni angedacht als Eröffnungstermin für das MUCEM
Anschließend haben wir wieder runtergegangen (über Betonpoller und ähnlich abenteuerliche Konstrukte) und haben die Kathedrale besichtigt.
meine Innenaufnahmen sind leider alle unscharf, die Kirche ist sehr sehenswert und innen auch in bestem Zustand. Das hat uns am meisten gewundert: alle Kirchen waren top restauriert. In Frankreich sind die Kirchen vor allem innen oft in erbärmlichem Zustand, das war in Marseille ganz anders.
Hier im "Untergeschoß" der Kirche soll ein Ladenzentrum entstehen, auf einem Plakat sah man lauter chicke Boutiquen. Sah ziemlich unpassend aus...
wir sind dann die Hafenpromenade weitergelaufen, hier ist der neue Hafen wo die großen Schiffe anlegen, auch Kreuzfahrtschiffe. In einem der Docks war ein provisorisches Museum das "J1". Wenn ich das richtig verstanden habe ist hier die Ausstellung die zukünftig im MUCEM gezeigt werden soll (Kulturgeschichte des Mittelmeeres).
Man mußte ein paar Stahltreppen hochgehen der Eingangsbereich war frei zugänglich (dankenswerterweise auch die Toiletten), die Ausstellung kostet dann aber Eintritt. Im Eingangsbereich war eine witzige Lampenkonstruktion (die Glühbirnen sind eigentlich Leuchtschlangen)
und aus Plastikrohren war eine Bank gestaltet
auch die Wände dieses Gebäudes waren aus Plexiglasplatten gebaut (ohne Fenster), das muss im Sommer abartig heiß werden. Man hatte aber eine klasse Aussicht auf den neuen Hafen und konnte eindeutig erkennen dass dieser eine weitere Besichtigung nicht lohnt!
Über den Boulevard des Dames und die Rue de la Republique sind wir deshalb wieder zum alten Hafen zurück gelaufen.
am Boulevard des Dames, die Bäume sind eine Pracht:
und so wird hier geparkt:
an der Rue de la Republique war ich so nett die renovierte Seite zu fotografieren, die andere Seite die gerade im Schatten liegt war weitgehend eingerüstet.
in der Rue de la Republique fährt die Trambahn, die haben wir aber nicht ausprobiert.
am Place Sadi-Carnot/Rue de la Republique (wie praktisch dass man mit der Digitalkamera die Strassenschilder fotografieren kann, dafür hätte ich früher kein Bild geopfert
)
Unser geplantes Tagesprogramm hatten wir schon abgearbeitet. Weil so schönes Wetter war sind wir in des Bus 83 gestiegen und die Uferpromenade "Corniche du Président John F Kennedy" bis zum Parc Balneaire du Prado gefahren und sind an den Strand gelaufen
ein perfekt sauberer Strand mit ganz feinem Kies, hier kann man im Sommer bestimmt ganz toll baden. Das sieht hier viel schöner aus als an der spanischen Küste, es gibt keine Hochhäuser am Strand!
Von hier aus waren es nur ein paar hundert Meter bis zum Park Borely (ein Adelssitz aus dem 18. Jahrhundert, jetzt öffentlicher Park)
hier haben wir erst mal eine Pause eingelegt, ich war total müde. Nach einem Sandwich gegen das jedes Subway Ding alt aussieht und einer Cola sind wir durch den Park gelaufen, hier war doch tatsächlich schon Frühling
Im Park sind deutsche Bunker!
aus Wikipedia:
Am 3. Januar 1943 erhielt Albert Speer, Reichsminister für Bewaffnung und Munition, den Auftrag zur Anlage von U-Boot-Bunkern für die deutsche Kriegsmarine in Marseille. Als Vorbereitung dazu wurde das ganze anschließende Stadtviertel, die Altstadt, von der Wehrmacht gesprengt, ein großer Teil der Bewohner deportiert nach dieser „Rafle de Marseille“ Ende Januar 1943. Soweit diese Menschen jüdischen Glaubens oder Emigranten waren, wurden viele von ihnen in die Vernichtungslager der Deutschen mit Hilfe französischer Polizei deportiert.
ich muss sagen das war mir völlig neu (ich wußte bisher nur von Verteidigungsanlagen am Atlantik), die Bunkeranlagen ziehen sich der Küste entlang, im Park Borely stehen zwei als Denkmäler, der Rest wurde wohl gesprengt. Im Internet steht beim Park Borely nichts zu dieser Geschichte und das Schild im Park habe ich vergessen zu fotografieren.
Ein Teil des Parks ist botanischer Garten, dieser kostet extra Eintritt, da waren wir nicht. Mein Freund wollte jetzt noch zur Cité radieuse, ein Baudenkmal von Corbusier. Zu Fuß wäre es etwas weit, zum Glück fuhr ein Bus (obwohl er laut Aushängefahrplan gar nicht hätte fahern sollen...). Diesmal hatten wir einen modernen Bus erwischt der die Haltestellen anzeigt, nur dass die leider ganz anders hießen als im Busplan. Also sind wir nach Gefühl an der dritten Haltestelle ausgestiegen, am Wartehäuschen stand dann der gleiche Haltestellenname wie auf unserem ausgedruckten Plan. Busfahren ist in Marseille irgendwie kompliziert.
Dieses Gebäude ist ein Baudenkmal und in allen Reiseführern beschrieben, muss jeder selber wissen ob das einen Besuch lohnt, ich finde nicht
ein Ausbund an Häßlichkeit aber in den 50er Jahren als es gebaut wurde der Inbegriff von Modernität. Es sind nicht nur Wohnungen sondern auch öffentliche Einrichtungen wie Kindergarten und Schule drin und es soll eine Straße innen geben. Man kann es auch besichtigen, das ist aber aufwendig, man muss sich vorher anmelden.
für ein Baudenkmal ist der Zustand ziemlich schlecht, der Beton bröselt
eine Wolke war gerade aufgezogen und es hat zu regnen angefangen. Mit dem Bus sind wir zu U-Bahn gefahren als wir ausstiegen war der Regen schon wieder vorüber. Aber mir hat es gereicht für heute, es war 16 Uhr und wir sind ins Hotel gefahren, wo ich mich bis zum Abendessen ins Bett gelegt habe
mein Freund ist derweil auf Fototour um den Bahnhof gezogen und hat Grafities fotografiert.
Für heute haben wir uns das Restaurant La Garbure am Cours Julien (Metrostation Notre-Dame du Mont) ausgesucht, eine kluge Wahl das Essen war allererste Sahne. Als Vorspeise hatte ich eine tarte de pommes und keine Ahnung was das sein sollte. Es waren dann ganz feine gekochte Kartoffelscheiben (wie Chips) aufeinandergestapelt mit Kräutern dazwischen und gebratenem Schinken drumrum ohne jede Soßenpampe sowas von herrlich
essen wie Gott in Frankreich
die Schilderung der Haupt- und Nachspeise erspare ich euch ich will euch nicht neidisch machen
das Restaurant ist ein erstklassiger Tipp
und die Strasse Cours Julien wohl die Ausgehmeile von Marseille: Restaurant reiht sich an Cafe, Bar, Restaurant, hier ging der Punk ab. Ich habe ein paar Bilder mit dem Handy gemacht
Grafities gibt es in Marseille mehr als ich jemals gesehen habe. Leider ist das meiste simple Schmiererei.
Beim Bummeln haben wir ein koreanisches Lokal entdeckt, damit war das Restaurant für morgen Abend auch schon gefunden.
auf der Heimfahrt in der U-Bahn. Sehr passende Deko für diese Station wo sich reihenweise Restaurants befinden
so das wars für heute. Falls euch die Füße wehtun: morgen fahren wir mit dem Schiff, da wird es nicht so anstrengend