Palermo, Anreise und erster RundgangUm 10 Uhr 30 ging der Flieger von Kölle nach Palermo. Nach ruhigem Flug und grandiosen Ausblicken über den Alpen dann Ankunft gegen 13 Uhr auf dem Flughafen Falcone e Borsollini in Palermo.
Der Flughafen ist klein und beschaulich. ich hoffe nur, das da gerade renoviert wird. Falls das da immer so aussieht wie Kraut und Rüben, dann war das der schäbigste Flughafen den ich bisher gesehen habe.
Mit dem Zug gings in die Stadt. Die Zugfahrt kostet 5 Euro, Ticket ist am Automat zu holen. Nein Stop, Automat kaputt, Billette bitte beim officio holen. Der Zug war ein echtes Altertümchen und wirklich recht ääääh abgelebt möchte ich mal sagen. Und dreckig, das noch so nebenbei. Er hat sich aber pünktlich in Bewegung gesetzt.
Aus dem Flughafenumfeld raus und übers Land kommt man an recht beschaulichen Gegenden vorbei. Das sieht hier wirklich recht ländlich aus. Wenn da an einer der vielen Bahnschranken Don Camillo aufm Fahrrad gestanden hätte, gewundert hätte es mich nicht.
Im wesentlichen folgt die Bahn der Küstenlinie und schneidet nur kleinere Teile durch Tunnel ab. Hat man die ländliche Gegend hinter sich gelassen dann fangen so langsam die unansehnlichen Gewerbegebiete und Kleinindustrieanlagen an, die sich gewohnheitsgemäß in äußersten Umfeld einer Stadt ansiedeln. Danach fährt man ne ganze Zeit an wirklich heruntergekommenen Wohnsilos vorbei, bis man dann doch in Palermo C/LE ( Hauptbahnhof ) eintrifft. Das C steht wohl für Centrale, das LE weiß ich nich.
Auch hier findet man sich gut zurecht und schnell steht man vor dem Bahnhof im Busabfertigungsbereich und dort brandet einem auch schon das pralle Leben entgegen.
Hat man lebendig das Umfeld des Busbahnhofes überstanden steht man vor der nächsten Hürde, der Überquerung der Straße. Schnell hatte ich gemerkt, das es hier wohl keine Zebrastreifen oder Fußgängerüberwege gibt. Man ist auf sich allein gestellt. Da alle anderen auch todesmutig einfach dort die Straße überquert haben, wo sie gerade wollten, habe ich das dann auch übernommen. Kommen gerade nicht ganz so viele Autos, kann man die Straße betreten und dann erfolgt ein gegenseitiges "Kräftemessen". Denn jetzt kommt es drauf an, wer sein Vorhaben mit mehr Entschlossenheit durchzieht. Geht man einfach todesmutig weiter dann bremsen die Leute sogar ein wenig, um dann, sobald ich das Auto passiert habe wieder voll aufs Gas zu steigen und weiterzubrausen. Irgendwann bekommt man Übung darin und denkt sich auch nix mehr dabei. Später habe ich sogar noch Zebrastreifen gesehen. Da haben die Autos aber auch nicht gestoppt.
Mein Hotel lag in der Via Roma. Diese geht geradewegs vom Hauptbahnhof aus von diesem weg und war wirklich kinderleicht zu finden. Ein wenig die Straße runter stand ich auch schon vor meinem Hotel. Die Via Roma ist eine recht breite Schneise durch das Viertel, wovon abgehend links und rechts viele Sträßchen in kleine verwinkelte Gassen abgehen. Bei jedem Blick in solch ein Gässchen habe ich mir immer wieder gedacht, das die Häuser alle irgendwie einen recht maroden Eindruck machten. Abbröckelnde Fassaden, schmutzig, kaputt. Dieses Bild sollte dann eigentlich die ganze Stadt bestimmen, dazu aber später mehr.
Mein Hotel befand sich im fünften Stock eines Altbaus. Ambasciatori Hotel Palermo. Um in diesem fünften Stock zu gelangen bediente man sich eines betagten alten "Treppenhausfahrstuhles". Sowas hat man schon in vielen alten Filmen gesehen. So ein Ding wo man draußen ein Gitter aufziehen muss und von innen Schließen und innen auch noch ne Innentüre zu macht und dann gemächlich durch das Treppenhaus nach oben tuckert. Inklusive Rundumblick, da alle Seiten der Kabine offen sind. Das war Nostalgie pur.
Mittlerweile wars nun schon 15 Uhr und ich habe ganz kurz meinen Kram abgestellt und den Reiseführer rausgekramt und einen Plan gefasst, was jetzt noch auf die Schnelle machbar wäre.
Ich bin die Via Roma weiter runter und an der Kreuzung mit der Via Vittorio Emanuele in diese eingebogen. Rund um mich herum tobte die ganze Zeit der Straßenverkehr. Meine Dosis Abgasvergiftung hatte ich für den Tag schon mehrfach intus. Unglaublich. Außerdem ein unglaublicher Krach. Mopeds, Motorräder und Hupen Hupen Hupen. Ab sofort war Palermo für mich ganz klar PaLärmo.
Geht man die Emanuele ein Stückchen hoch, kommt man zu den Quatro Canti, den vier Ecken. Diese Kreuzung ist ein zentraler Knotenpunkt in der Stadt und die besagten 4 Ecken dieser Kreuzung sind mit wirklich schönen gewölbten Ecken mit vielen Figuren ( die Stadtheiligen ) verziert. Zwar interessiert das keinen in dem Verkehrsgewühl was hier durchbraust, aber nett isses trotzdem.
Um von der Hauptstraße wegzukommen bin ich die nächste Möglichkeit wieder links abgebogen und auch prompt an der Piazza Pretoria auf den großen Brunnen Fontana di Piazza Pretoria gestoßen, der vom Rathaus und einer Kirche eingerahmt wird. Dieser große Brunnen ( 130 Meter Umfang mit vielen Figuren von Nymphen und Göttern ) war sozusagen ein Schnäppchen. Eigentlich sollte das Ding zu einer Villa in Florenz. Der fertige Brunnen hat dort aber anscheinend keinem gefallen und da hat Palermo gesagt "Hey wenn ihn keiner will, für nen Vorzugspreis stellen wir uns den wohin". Nun und nun steht der da.
Direkt 20 Meter weiter auf dem nächsten Platz, dem Piazza Bellini, trifft man auf die normannische Kirche Ciesa di Santa Caterina. Die hab ich mir dann mal genauer angeschaut. Durch die verschiedenen Kulturen, denen Palermo über die Jahrhunderte ausgesetzt war ( lange Zeit arabisch, dann die Normannen, die Spanier ..... ) gibts auch entsprechend in den Bauweisen der einzelnen Gebäude ziemlich Unterschiede. Diese normannische Kirche wurde über die Dauer immer wieder umgebaut. So gibts den zentralen Bau im byzantinischen Stil, hier noch ein bisschen barocker Schnickschnack und normannische Mosaike. Mit den großen Palmen im kleinen Innenhof sah dieses Ensemble wirklich interessant aus.
Von hier aus habe ich mich dann sozusagen querfeldein über die andere Straßenseite ins Viertel Albergheria geschlagen und bin kreuz und quer durch die kleinen Gassen geschlendert. Hier hat sich Palermo dann auch von der sympathischen Seite gezeigt. Kleine steingepflasterte Gassen, auf den Balkonen Sattelitenschüsseln und Wäsche. Leider immer wieder Autos die durch die Gassen fuhren. An manchen Ecken hat auch hier der Zerfall genagt. Irgendwie hatte ich immer den Eindruck, in den kleinen Gassen wo die Häuser links und rechts dicht standen, das ich nen Bauhelm brauche, damit mir nix passiert, wenn mir was auf den Kopf fällt. Ein Stück Dach oder Balkon oder so. Manche der Häuser sahen aus, als würden sie gleiche zusammenfallen.
Schließlich bin ich noch über den Markt dieses Stadtteils gekommen. Ein Wochenmarkt, der durch verschiedene Straßenzüge bis nahe zum Bahnhof geht. Der ist da täglich von morgens bis in den Nachmittag. Jetzt so gegen 5 Uhr waren zwar einzelne Händler schon am zusammenpacken, aber es war noch Betrieb. Auf diesem Markt gibts nicht nur Lebensmittel sondern auch alles andere, was man nie haben will. Von A wie Ananas über B wie Bumerang und S wie billige Schuhe bis hin zu T wie Töpfe und Z wie Zwiebeln gibts hier alles. Manches schreit zwar schon nach Kitsch so billig sieht's aus, aber es wird angeboten.
Gewöhnungsbedürftig auch die ganzen Hunde, die um die Fleischstände und Fischtische rumwuselten.
Jetzt wieder in der Nähe des Bahnhofes angekommen bin ich dort über den Vorplatz dran vorbei und die Via Lincoln durch bis zum botanischen Garten gegangen. Ich wollte ein kleines Abwechslungsprogramm von den Autoabgasen haben. Auf dem Plan war direkt daneben eine "Villa Giulia" eingezeichnet. Dort angekommen habe ich auch gelernt, das im italienischen eine Villa kein Gebäude sondern der Stadtpark ist. Zum botanischen Garten selbst bin ich dann nicht mehr, da diese Villa Giulia schon um 17 Uhr 30 zumachte. Ich bin dort unter den Palmen noch ein wenig sitzen geblieben und dann Punkt 17 Uhr 30 zur Via Lincoln wieder raus.
Hier unten ist man schon recht nah am Wasser. Laut Reiseführer ist die Hafengegend aber nicht wirklich sehenswert. Mal kucken, wenn ich in den nächsten Tagen zufällig nochmal hier vorbei komme, schaue ich mal genauer. Ich bin also quer durch das Stadtviertel "La Kalsa" durch. Und hier sah es denn nun wirklich teilweise so aus, als ob die Bombenangriffe des Krieges letzte Woche gewesen wären. Wie schon im Reiseführer angedeutet waren hier tatsächlich ganze Flächen nur Trümmer oder brach und viele der im Plan eingezeichneten Palazzi waren nur noch die leeren Außenmauern, die durch Gerüste gestützt wurden. Es ist wohl schon so, das überall viel restauriert wird, aber hier in dieser Ecke sind die Bemühungen wohl bisher am wenigsten durchgedrungen.
Schließlich bin ich dann am Stadttor Porta Felice rausgekommen. Um nicht wieder die Hauptstraße zurück den Verkehr entlang gehen zu müssen, bin ich von hier schräg durchs Viertel immer grob die Richtung zu meinem Hotel haltend wieder durchs Gassengewühl gegangen. Dabei bin ich auch auf der Piazza Marina angekommen. Dort gibt es eine ganze Menge Restaurantes und Pizzerien, die sich rund um den Platz niedergelassen haben. Diese Ecke habe ich mir für später für ein Abendessen gemerkt.
Im Hotel angekommen war es jetzt so gegen 18 Uhr und gegen Ende zum Rumschlendern doch recht kühl. Ich habe die müden Füße ausgeruht und bin so um 8 mit einer zweiten Jacke bewaffnet wieder zurück zur Piazza Marina gegangen. Ich hatte eine schöne Abkürzung durch die kleinen Gassen gefunden. Von meinem Hotel dorthin wars garnicht so weit. Meine Wahl des Abends ist dann auf das Pelledoca ( "Die Gänsehaut" laut meinem treuen Begleiter, dem Taschenübersetzer ) gefallen. Eigentlich sind das zwei Kneipen in einer. Links ist die Pizzeria und rechts die Hähnchenbraterei. Man kann in beiden Läden von jeweils anderen bestellen. Ich bin in die Pizzeria und habe denn auch eine schöne große Pizza bestellt. Wunderbar. Geschmack 1A, Größe und Reichhaltigkeit super, Preis mit 6 Euro auch OK. Die haben ein gutes Bier, Naxos, welches in großen 0,66 Liter Kannen ausgegeben wird. Alle um mich herum haben, wenn keine Pizza jeweils ein halbes Hähnchen verdrückt. Das schien die Spezialität hier zu sein. Habe mir direkt vorgenommen das für den nächsten Abend auszuprobieren.
Später im Hotel durfte ich dann feststellen, das sich der Straßenlärm auch am Abend nicht wirklich legt. Irgendwann ganz spät in der Nacht war wohl etwas Beruhigung zu erwarten, aber so bis 22 oder 23 Uhr brauste draußen der Verkehr mit viel Huperei rum.
Gute Nacht.