Weltradeltour weiter mit
Paraguay
Die Grenzstadt Encarnacion ist eine vergammelte Schmugglerhochburg. Sie macht den Eindruck wie viele andere Schmuggler- und Grenzstädte dieser Welt. Sie ist schmutzig, in der Nacht mit Vorsicht zu genießen und versprüht den intensiven Geruch von Prostitution, Gaunereien, Betrug und viel Armut.
Schmuggelkinder
Nur eine Nacht bleiben wir auf dem einsamen Camping. Beim Abschied wird uns gesagt, passt auf euch auf. Das dabei vermittelte ungute Gefühl verstärkt sich auf den nächsten Kilometern, denn die vielen Dörfer entlang unserer Radelstraße wirken alle recht armseelig. Die Landschaft ist aber lieblich. Die Menschen sind freundlich. Bei Sonnenschein wirkt so manches erträglicher, sage ich zu Gi.
Ja, komisch … Armut wirkt dann oft weniger arm…
Es ist gut so mit der Sonne, denn bis zum Grenzübertritt nach Brasilien, werden wir noch oft an solchen armen Dörfern vorbeiradeln.
Begeistert sind wir von der verspielten Langweiligkeit. Auch die Katzen halten dabei ihre Sonnensiesta.
Siestakatze
Und so mancher Schmetterling ist überraschend fleißig.
Erst viel später wird die angenehme Langweiligkeit durchbrochen.
Hohenhau klingt irgendwie deutsch. Wir finden für einige Kilometer eine völlig andere Welt vor. Kleine, schmucke Häuser kämpfen dabei um den Schönheitspreis. Alle haben einen Vorgarten. Blumen neigen sich darin im Wind und grüner Rasen lacht uns dabei entgegen. Alle Straßen sind geteert. Die Hohenauer Tankstelle und Autowaschanlage könnte so auch in unserer Heimatstadt stehen. Die Schule, der Kindergarten und die Kirche wirken zeitnah frisch gestrichen. Der Bankautomat spuckt ohne Probleme den gewünschten Betrag aus. Straßen und Gassen haben einen Namen. Diese Namen sind deutsche Schriftzüge.
In der Kirche schaut uns eine Madonna irgendwie fragend an.
Madonna
Ihr wollt doch nicht etwa ins Hotel Kuschel, scheint die Frage zu sein.
Der Name Kuschel versprüht eigentlich viel Wärme. Doch kuscheln geht auch in einer kleinen Pension für uns. Der unerwartete Vorteil, alle in der Familie sprechen deutsch. Lange reden wir noch am Abend, über Armut und Reichtum, über das oft harte Leben in ihrem Auswandererland, über Gott und die Welt.
Am Morgen bekommen wir ein Frühstück der deutschen Art. Der Radlermagen begreift es erst gar nicht so recht. Beim herzlichen Abschied zeigt uns die Oma der Familie einige Städte und Dörfer auf meiner Straßenkarte. Zu jedem Namen erschallt ein deutscher Kommentar.
Dort müsst ihr unbedingt halten. Es ist die schönste deutsche Gemeinde in Paraguay. Eisbein und Sauerkraut gibt es da. In der Stadt müsst ihr auch halten. Der beste Kuchen. Das beste Bier.
In dieser Gemeinde müsst ihr auch halten. Da leben nur Italiener. Guter Wein und Spaghetti-Eis.
Da radelt ihr am besten durch, denn dort leben viele Japaner und die essen ja nur diesen eingerollten Fisch.
Einige der guten Tipps beherzigen wir auf unserem Weg bis Ciudad del Este. Dabei sind wir immer wieder sprachlos, wie unterschiedlich doch die Lebensformen in Paraguay sein können. Der Kontrast ist überaus groß.
Fast an der Grenze zu Brasilien, werden wir im ,,Salzburger Hotel‘‘ schnell handelseinig. Man spricht deutsch. Auf der Speisekarte steht Eisbein mit Sauerkraut und ,,Paulaner`` gibt es zum Runterspülen. Nach nur gut 300 Kilometern in Paraguay ist Brasilien greifbar nah.
Am Abend beim Paulaner, rieche ich schon irgendwie die so nahen, so berühmten Iguazu-Wasserfälle. Wir können es kaum erwarten.
Ich kann sie schon riechen
Brasilien folgt bald im nächsten Teil.
Grüße von Wi + Gi
www.grenzenlosabenteuer.de