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Autor Thema: Wir hatten einen Traum  (Gelesen 22452 mal)

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grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #45 am: 13.02.2014, 13:25 Uhr »
Eurem Sohnemann sind wir noch nicht (zumindest nicht bewusst  :zwinker:) begegnet, aber man erkennt schon, dass er das Abenteurer-Gen auch in sich trägt  :socool:.
Ja, der hat voll das Abenteuer-Gen :D
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Gruß Wi grenzenlos

freddykr

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #46 am: 13.02.2014, 14:23 Uhr »
:respekt: :respekt: :respekt:
Bist du Pilot?  :respekt: :respekt: :respekt: :respekt: vor den Flug-km :groove:
Ich habe immer sehr leichte Flugangst! :oops:
Nö, leider nicht. Aber ich arbeite für die Firma mit dem Kranich am Heck. ;-)
Aber hier im Forum haben einige solche Statistiken, zumindest in der Theorie. Bei echten Piloten sehen diese Statistiken doch etwas anders aus. Da sind meine werte nur Peanuts. ;-)
Viele Grüße,
Danilo


grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #47 am: 16.02.2014, 17:11 Uhr »
Weltradeltour weiter mit
   
Chile

Wir sind noch keine Stunde in Santiago de Chile, da stellt Gi fest, die Stadt ist schön. Habe ich mir anders vorgestellt. Freunde der Stadt Paris werden es mir verzeihen, denn ich muss gestehen, in Paris war ich noch nie – und somit ist mir erlaubt, Santiago in die ,,Stadt der Liebe‘‘ umzutaufen. Denn noch nie habe ich so viele Menschen beim Küssen gesehen.


Kussengel

Ob Jung oder Alt, man scheint unheimlich gerne zu küssen, richtig verliebt zu küssen, und kein Platz scheint dafür ungeeignet. Dieser Umstand macht uns die Stadt nicht unangenehmer, denn Santiago versprüht Lebensfreude, Herzlichkeit und Gastfreundschaft.
Nach einer Woche zieht es uns aber weiter. Wir wollen noch vor dem ersten Schnee über die Anden. Es wird höchste Zeit. Als wir schließlich Richtung Berge pedalen, rufe ich Gi zu. Wenn du eine alte Frau mit lila Haaren siehst, recke die Faust nach oben und halte unbedingt an!
Warum?
Vielleicht ist es Margot Honecker? Die ist doch mit ihren lila Haaren und dem Erich nach Santiago abgehauen.
Margot sehen wir nicht. Dafür sehen wir nur noch Berge, Berge, Berge.
Mein auserwählter Pass über die Anden war schon vor langer Zeit ein Inkapfad. Tagelang sehen wir die schneebedeckten Gipfel immer im Osten.
An der Steilstraßenstrecke treffen wir Armando. Wir sind Gast auf seinem Grundstück. Beim letzten Glas Wein erzählt uns Armando von seinem Traum.
Ein, zwei Jahre auf den Rücken meiner Pferde stelle ich mir gut vor.
Bis Brasilien reicht sein Traum!


Bis Brasilien reicht sein Traum

Drei Tage noch quälen wir uns rauf. Nur ganz selten pedalen wir wirklich. Schieben ist Tagesgeschäft. 30 Haarnadelkurven zähle ich am Stück. Es kommt der Moment, wo man sich alle hundert Meter fragt, warum tue ich mir das nur an? Gi klagt über Kopfschmerzen und nervt ständig mit der Frage, wann geht es denn endlich wieder runter?


3 Tage schieben wir uns rauf

Erst nach dem Tunnel Cristo Redentor auf 3185 m wird der Pass im Kopf greifbar, spürbar. Die Grenze zu Argentinien kann nicht mehr weit sein.
Die letzte kalte chilenische Zeltnacht verbringen wir an einem wildromantischen Gletschersee.
Wir freuen uns in dieser sehr, sehr kalten Nacht auf die Abfahrt, auf wärmere Nächte und die argentinische Pampa.


Wildromantischer Gletschersee

Mit Argentinien geht es abld weiter. Da wird es für uns alle wieder wärmer.

Bis dahin,

Grüße von Wi + Gi www.grenzenlosabenteuer.de

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Wilder Löwe

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #48 am: 16.02.2014, 19:40 Uhr »
Wow, diese Bergstraße ist ja ein Albtraum.

Wie habt Ihr Euch eigentlich körperlich auf die Tour vorbereitet? Ich nehme nicht an, dass Ihr vom Bürostuhl aufgestanden seid und am nächsten Tag mit 40kg Gepäck beladen auf eine zig-1000km lange Radeltour gegangen seid?
Viele Grüße
Katrin

grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #49 am: 17.02.2014, 07:19 Uhr »
Wow, diese Bergstraße ist ja ein Albtraum.

Wie habt Ihr Euch eigentlich körperlich auf die Tour vorbereitet? Ich nehme nicht an, dass Ihr vom Bürostuhl aufgestanden seid und am nächsten Tag mit 40kg Gepäck beladen auf eine zig-1000km lange Radeltour gegangen seid?

Guten Morgen Wilder Löwe,
die Bergstraße ist Alptraum und Glückstraum zugleich. Wenn man oben ist, kommen plötzlich unheimliche Glücksgefühle. Und nach oben geht es ja runter. :wink:

Körperliche Vorbereitung war fast gleich null. Sind nur immer auf die Arbeit geradelt (ca. 10 km). Die ersten 2 bis 3 Wochen sind dann relativ hart (Sattel, Muskelkater). Danach ist es besser. Wichtig ist, man sollte natürlich gesund sein und sich Zeit nehmen. Wir hatten auch schon Erfahrungen von vorherigen Touren (4 Wochenradtouren im Jemen und Sri Lanka).
Beim Start der Tour wog ich 76kg. In Afrika, 3 Jahre später, war mein Tiefpunkt mit 64 kg.

Gruß + herrlich Tag wünscht Wi


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grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #50 am: 21.02.2014, 09:22 Uhr »
Argentinien

Die Abfahrt vom Bergpass hat es zu Beginn gewaltig in sich. Viele km fällt die Straße Angst einflößend ab. 71 km/h zeigt mein Tacho an. Neuer Rekord!
Nur wenige km weiter radeln wir in Sichtweite des Cerro Aconcagua. Er bringt es auf stolze 6962 Höhenmeter. Über eine Stunde schauen wir Berg. Die Luft ist klar. Gi atmet wieder besser. Alles passt. Unvergessliche Bilder speichern wir.


Km bergab

Noch viele km sausen wir abwärts.


Einfach rollen

Vor Mendoza bleiben wir für 2 Nächte an einem See. Wir tanken Sonne, baden im herrlich klaren Wasser und schauen kindergleich immer wieder zu den Andenbergen hoch.


Seelager

Über Mendoza und Tafi del Valle wollen wir bis Salta in Nordargentinien radeln. Über 1600 km liegen vor uns. Die Route hat 3 Vorteile: Wir werden gut 1000 km durch die Pampa pedalen, sehen linkerhand immer die Anden, dann kommen ein paar Berge und Salta ist greifbar. Und: Das Zusammenspiel zwischen Pampa und Anden macht mich happy.
Die Pampastraße hat einen weiteren Vorteil. Wir sehen schon am Morgen wer uns am Abend entgegen kommt.


Weitenblick bis Salta

Auf den letzten 600 km geht es wieder die Berge hoch. Auf 3040 m überqueren wir einen der vielen Pässe. Dabei sehen wir die ersten Alpakas und können in der Ferne Tafi del Valle erblicken. Nebelfelder ziehen auf. Als wir vom Nebel flüchten, staunen wir mächtig: Kakteen, wie wir sie bisher nur von Bildern kannten, säumen hundertfach unseren Weg.


Kakteenwunderwelt

Die letzten km bis Salta sind ein Schluchtentraum. Alles wirkt verzaubert, still und manchmal auch ausgegraben wie aus uralter Zeit. Kein Wunder, denn in den Schluchten wurden die ältesten Dinosaurierknochen ausgebuddelt.


Schluchtenwunder

Nach gut einem Monat treffen wir in Salta ein. Ich will unbedingt nochmal die Anden hoch. Für Gi der lange erhoffte Grund endlich mal im fernen Deutschland nach über 2 Jahren nach ihrer Mutter zu schauen. Für 10 Tage fliegt sie übers große Wasser.
Ich schraube mich dafür die Berge hoch. Es wird die Tour in die Wolken, die Tour der Leiden und die Tour der Freuden. Ich ringe nach Luft, bin kaputt und doch glücklich. 4080 Meter Höhe zeigt mir der Schriftzug auf einem verrosteten Schild. Der Abra Blankapass ist geschafft.


Pass

In San Antonio miete ich mich in einer kleinen Pension ein.  Bei meinen Radelausflügen quäle ich mich auf 4800 m. Viel Sonne, Salzseen, Alpakas, der schneebedeckte Nevado de Acay und die Gewissheit, dass ich meine kleine Heizquelle im kleinen Zimmer auf Dauerbetrieb geschalte habe, versüßen mir die kalten Höhentage.


Alpakas

Sehr schnell wir mir in der Höhe bewusst, dass dies nichts für Gi wäre. Einfach zu wenig Luft für ihre Lungen, ihr Gehirn. Schon öfters hatte sie ab 3000 m echte Kopfwehprobleme. Wir hatten uns vor der großen Tour vorgenommen, gegenseitig Rücksicht nehmen soll uns in guten und in schlechten Zeiten begleiten.
Da Bolivien und Peru nicht unbedingt Flachländer sind, mache ich Gi nach meiner Bergrückkehr in Salta den Vorschlag die Räder in Salta zu lassen und mit Bus und per Anhalter die zwei Bergländer zu erkunden. Gi stimmt sofort zu.
Ob Bolivien nun auch für Radelfreunde per Auto OK ist, davon berichte ich etwas näher aber erst im nächsten Teil.

Bis dahin schöne Grüße,

Wi + Gi www.grenzenlosabenteuer.de






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freddykr

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #51 am: 21.02.2014, 18:03 Uhr »
Habt Ihr Euch eigentlich immer ein Tagesziel gesetzt oder geschaut, wo Ihr wann ankommt?
Viele Grüße,
Danilo


grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #52 am: 23.02.2014, 09:24 Uhr »
Habt Ihr Euch eigentlich immer ein Tagesziel gesetzt oder geschaut, wo Ihr wann ankommt?
Moin,
Tagesziel war eher selten. Die Einhaltung bestimmter Tagesziele erzeugt auch teilweise Stress. Dies ist nicht unbedingt gut. Ab Nachmittag wurde nach Möglichkeit für Übernachtung geschaut (meist Zelt, manchmal billig Zimmer, Einladungen und so). Wir hatten meist nur die grobe Richtung im Auge, also größere Städte, nächste Grenze usw.
In fast menschenleeren Regionen war immer die Vorratshaltung wichtig, also vorher tüchtig Essen und Trinken bunkern.
Bei 4 Jahren ändert sich der vorher ausgedachte Weg sehr oft, bedingt durch Visa, Jahreszeit usw. Irgendwann merkt man, dies ist auch prima. Man bleibt länger wo es einem gefällt und verschwindet früher wo es nicht so prima ist.
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #53 am: 23.02.2014, 15:34 Uhr »
Welttour weiter mit

Bolivien

Unser schöner Schrottbus – er bringt uns in acht Stunden auf grausamster Schotterpiste bis Uyuni – ist nicht beheizt. Wie denn auch, beim Anblick vom Fahrerhaus wird mir einiges klar, fällt mir auch sofort mein TÜV – Mensch in Deutschland ein. Der hätte echt seinen Spaß, Freude und einige graue Haare mehr.


Fahrerhaus

Es ist wirklich kalt – denken wir. Doch in Uyuni bekommen wir mit: es geht noch kälter! Der Nachtfrost ist für uns fast tödlich. Und auch im Billighotel macht nicht die kleinste Heizquelle die Kälte erträglicher. Es ist Ende Juni, somit Winterzeit in diesen Breiten. Die Durchschnittstemperatur für das Nest am Rande des Altiplano auf 3700 Metern Höhe wird mit 5 Grad angegeben. 21 Grad minus sind es am Abend. Wir halten die Eskimonächte irgendwie aus. Warum wolltest du in diesen Kühlschrank Wi?  Wirst du morgen sehen Gi.
Was wir sehen ist überwältigend. Von der ,,Fischerinsel‘‘ aus blicken wir über den größten Salzsee der Erde, den Salar de Uyuni.


Salzsee

Zwischen riesigen Kakteen hindurch schauen wir auf einen Vulkanberg, der weit, sehr weit entfernt am Rande dieses schneeweißen Fleckens Erde liegt. Und eines wird uns klar: Der Salzsee ist neben dem Kältehoch unser Naturhoch in Uyuni.


Hundekalt

Die Stadt liegt in einem gigantischen Kessel. Bei der Abfahrt wird mir schnell klar, die Stadt verdient mehrere Tage. Fast 1000 Höhenmeter schieben sich die Kesselränder nach oben. Kreisrund kleben die backsteinroten und oft unendlich verschachtelten Häuser an den Hängen. Der Kesselrand wird von den vier mächtigen Gipfeln des Illimani (6439 m) beherrscht, er ist nicht nur der zweithöchste Berg Boliviens, sondern auch das unübersehbare Wahrzeichen von La Paz.


Der Kessel

An einem Tag lassen wir uns bis zur Hütte vom Club Andino auf 5300 Meter fahren. Stunden bin ich unterwegs um auf ca. 6000 Meter hoch zu steigen. Das Wetter ist prima, meine Kondition auch. Ich verspüre kaum Mühen. Die Aussicht macht mich glücklich.


Herrlicher Blick

Erst am Abend wird mir bewusst, dass ich noch nie auf knapp 6000 Meter war. Ich fühlte mich vogelfrei. Es war mir auch egal ob es nun 6000 m waren oder etwas darunter. Die Höhenmarke war mir nicht wichtig. Das Gefühl den Wolken sehr nah zu sein war dafür unbeschreiblich schön.
In La Paz selbst gibt es täglich was Neues zu entdecken. Ganze Straßenzüge gleichen einem arabischen Basar. Wir durchstreifen auch die Gassen der Wahrsager und Wunderheiler, eine Aufreihung unzähliger Hütten. Diese sind vollgestopft mit Cocablättern, Salben, Tabletten, Cocapulver, Vogelfedern, ausgestopften Schlangen, Tierpfoten, Tigerfellen, Holzspänen, billigen Gipsfiguren, geraspelten Wurzeln, Käfern, Wässerchen in allen Farben, Lamaföten und Sachen, die wir einfach nicht enträtseln können.
Aber egal, wo wir uns am Kesselrand befinden, es gibt immer einen Blick nach unten. La Paz hat viel zu bieten. Wenn die Sonne untergeht, schieben sich ihre letzten wärmenden Sonnenstrahlen nach oben und der Rand erstrahlt für kurze Zeit in herrlich gelben und rötlichen Tönen. Spätestens dann wird es Zeit, den Kesselrand zu verlassen, denn La Paz soll zur Nachtzeit nicht ungefährlich sein.
In Copacabana am Titicaca-See lassen wir die Zeit in Bolivien sehr langsam ausklingen. Die Ortschaft bereitet uns viel Freude. Viele Wanderungen, Ausflüge auf dem See und Erkundung so mancher Kirchlein in Copacabana sind angesagt.
Da wo die Sonne untergeht ist der Titicaca noch lange nicht zu Ende. Peru wartet schon auf uns.
Doch davon berichte ich erst im nächsten Teil.


Der Sonnenuntergang zeigt uns den weiteren Weg.

Bis später, Grüße von Wi + Gi www.grenzenlosabenteuer.de
 













 





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grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #54 am: 23.02.2014, 15:58 Uhr »
Welttour weiter mit

Peru

In Pune am Titicacasee finden wir ein hervorragendes Sonnenscheinzimmer für einige Tage. Die relativ große Stadt liegt an einer weiten Bucht. Zwei hohe Berge versperren die Sicht nach Westen. Steigt man aber die Gassen hinauf, so eröffnet sich ein schöner Blick über den See. Was dabei sofort auffällt, ist der breite Schilfgürtel in der Bucht.


Pune

Dort leben die Seenomaden. Natürlich ist schnell klar, dass wir uns die schwimmenden Inseln und die Schilfboote ansehen werden. Unser Fazit: Alles durchaus interessant, doch was die Inka nie geschafft haben, nämlich die Seenomaden zu unterwerfen, der Massentourismus hat es hinbekommen. Die Seenomaden haben sich dem globalen Geschäft unterworfen.
All der Touristenrummel regt uns auf. Kann natürlich auch sein, dass uns einfach nur die Radel fehlen, die angenehme Ruhe fehlt. Viele Tage später kommen wir in Cabanaconde auf 3300 Metern Höhe zu unserem Frieden mit Peru. Die Ortschaft liegt an einer wunderschönen Schlucht (Colca Canyon). Hier kann man seinem Wandertrieb nachgeben und mit etwas Glück auch Kondore sehen.


Colca Canyon

An einem Tag wandern wir die Schlucht hinunter. Tausend Meter runter und tausend wieder rauf. Wir sind fix und fertig an diesem speziellen Wandertag. Doch Kondore sehen wir nicht.


Gegenverkehr

Am nächsten Tag – wir sind noch immer irgendwie fertig – hängen wir einfach nur ab. Keine hundert Meter laufen wir am Stück. Bei einem dieser kurzen Fertig-Spaziergänge sehen wir zwei von den gewaltigen Vögeln in weiter Ferne. Der Andenkondor bringt es auf unglaubliche 3,20 Meter Flügelspannweite.


Ausruhtag

Gerade als wir wieder zum Dorf zurücklaufen wollen, ruft mir Gi zu: Dreh dich schnell um! Da kommt ein ganz großer direkt auf uns zugeflogen.
Ich blicke durch den Sucher meiner Kamera, drücke auf den Auslöser und höre dabei den Wind durch sein Federkleid rauschen.



Es ist ein überaus gewaltiges Gefühl von leider nur wenigen Sekunden. Nur Momente später ist er am Rand der Schlucht gegenüber zwischen Felsvorsprüngen verschwunden.
Wir überlegen noch die Touristenhochburg Cusco zu besuchen. Wir müssen aber nicht lange nachdenken, wie unsere Reise weitergehen soll, denn die Busfahrer nehmen uns die Entscheidung ab. ,,Streik‘‘ heißt das Zauberwort. Kein Bus fährt mehr.
Bis nach La Paz schlagen wir uns per Anhalter durch. Die Sehnsucht nach unseren Stahlrössern ist dabei groß. In Bolivien besteigen wir wieder die rollenden Schrottbusse. Die Heizungswärme ersetzt oft ein wärmespendendes Tier.


Lebende Heizung

Nach knapp 2 Monaten Bolivien und Peru treffen wir wieder in Salta ein. Die Auto - Bustouren durch beide Länder war eine weitere lohnenswerte Erfahrung. Besonders haben uns die Wanderungen in den Bergen gefallen. Ein Bild von diesen bitterarmen Ländern wird mir dabei nie aus dem Kopf gehen. Es ist eine wunderschöne Zeichnung. Der Junge darauf erinnert ständig mich an ein Lied aus längst vergangener Zeit. ,,Der Indiojunge von Peru, der will Leben so wie du‘‘, war, denke ich, sein Titelname.



In Salta bekommen wir die uns traurig erscheinenden Radel zurück. Die Entscheidung, die beiden Bergländer nicht mit den Radeln zu erkunden, war für uns richtig. Doch nun brennen wir wieder auf weitere lange, interessante Radelstrecken.

Bis dahin,
viele Grüße von Wi + Gi   www.grenzenlosabenteuer.de 














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Floridiana

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #55 am: 23.02.2014, 16:34 Uhr »

Fuer eure Radtouren habe ich  sehr grossen Respekt.


Floridiana

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #56 am: 23.02.2014, 16:38 Uhr »
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Peru

, nämlich die Seenomaden zu unterwerfen, der Massentourismus hat es hinbekommen. Die Seenomaden haben sich dem globalen Geschäft unterworfen.


Man kann es auch so sehen: Statt die Schilfinseln aufzugeben und in die Stadt zu ziehen, was der Lauf der modernen Zeit waere, haben die Insulaner beschlossen zu bleiben und ihre einzigartige Lebensweise zu vermarkten. Das damit verdiente Geld fliesst ausschliesslich ihnen selbst zu, teils individuell, teils der jeweiligen Familiengemeinschaft, die das grosse Familienschilfboot baut. Die Inseln sind in der Tat lebende Museen und ohne Besucher wuerden sie verlassen.

Auf die Schilfinseln hat sich diese Indianergruppe zur Zeit der Spanier zurueckgezogen, um die moerderische Arbeit in den Bergwerken zu vermeiden. Davor waren die Schilfboote einfach nur Angelplatformen.

Alles so erzaehlt von unserem super Reisefuehrer Reuben, der die meisten Indianer dort persoenlich kennt. Er selbst wohnt in Puno.




grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #57 am: 23.02.2014, 18:44 Uhr »
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Peru

, nämlich die Seenomaden zu unterwerfen, der Massentourismus hat es hinbekommen. Die Seenomaden haben sich dem globalen Geschäft unterworfen.


Man kann es auch so sehen: Statt die Schilfinseln aufzugeben und in die Stadt zu ziehen, was der Lauf der modernen Zeit waere, haben die Insulaner beschlossen zu bleiben und ihre einzigartige Lebensweise zu vermarkten. Das damit verdiente Geld fliesst ausschliesslich ihnen selbst zu, teils individuell, teils der jeweiligen Familiengemeinschaft, die das grosse Familienschilfboot baut. Die Inseln sind in der Tat lebende Museen und ohne Besucher wuerden sie verlassen.

Auf die Schilfinseln hat sich diese Indianergruppe zur Zeit der Spanier zurueckgezogen, um die moerderische Arbeit in den Bergwerken zu vermeiden. Davor waren die Schilfboote einfach nur Angelplatformen.

Alles so erzaehlt von unserem super Reisefuehrer Reuben, der die meisten Indianer dort persoenlich kennt. Er selbst wohnt in Puno.




Euer Reiseführer hat recht :wink: Danke für den Hinweis! :)
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #58 am: 24.02.2014, 08:09 Uhr »
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zurück in Argentinien

Nach nur 2 Tagen in Salta springen wir wieder auf unsere Räder und radeln in den nächsten Tagen knapp 1000 km durch die argentinische Pampa. Nach Wochen extremer Nachtkälte hatten wir eigentlich Pampawärme erwartet. Darauf müssen wir jedoch noch lange warten, denn am Morgen herrscht oft sogar leichter Frost.


Leichter Frost in der Pampa

Meist erst gegen Mittag steigt die Temperatur auf angenehme 20 Grad. Die Pampastraße Nummer 16 werden wir nie vergessen, denn sie führt uns über viele hunderte von Kilometern immer schnurgerade durchs Land. Doch Langeweile gibt es an der Strecke nicht.
Da zur Pampakorn und Fleischkammer natürlich ja auch der Gaucho gehört, sehen wir diese berittenen Viehhirten täglich.


Gaucho

Wir fühlen uns irgendwie seelenverwandt, denn wo es ihnen gefällt bleiben sie eine Weile. Meist schlafen sie unter freiem Himmel und verkörpern so den alten Mythos weiter. Ungebundenheit und Freiheit sind ihnen sehr wichtig. Sie kümmern sich um das Vieh, markieren die Jungtiere, reparieren die unzähligen Weidezäune, treiben die Herden über lange Wege ins nächste Weidegebiet und fangen mit ihren Lassos ausgerissene Kühe ein. Ein tellergroße Hut, oft ein buschiger Schnauzer, ein weiter Poncho, Kalbslederstiefel, Pumphosen, lange Sporen und ein großes Messer im Gürtel gehören zu jedem ordentlichen Gaucho dazu.


Geht auch ohne Stiefel

In so manchem Pampanest erleben wir eine weitere angenehme Seite der Gaucho kennen. Es wird unheimlich viel Kuh gebraten.


Viel Kuh

Und dies macht natürlich unheimlich durstig. Auf Durst, Essen und viel Musik folgt zwangsweise Tanz. Argentinien ist gleich Tango. Und Tango bestimmt die Seele. Gibt es schöneres?


Argentinien auch gleich Tango

Natürlich gibt es noch was. Täglich trinken wir auch Mate-Tee. Die Argentinier sind gastfreundliche Menschen.
Die Straße mit viel Essen, Mate-Tee und Tango endet vor dem Rio Parana. Die Landschaft ändert sich. Sie wird bestimmt vom großen Fluss.


Gastfreundschaft mit Mate-Tee

Immer in der Nähe des Flusses pedalen wir 200 km bis Posadas. Auf der anderen Seite befindet sich Paraguay – unser nächstes Radelziel.


Grenzfluss

Doch davon erzähle ich erst im nächsten Teil.  :wink:

Grüße Wi + Gi   www.grenzenlosabenteuer.de 



 


 
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #59 am: 25.02.2014, 11:05 Uhr »
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Paraguay

Die Grenzstadt Encarnacion ist eine vergammelte Schmugglerhochburg. Sie macht den Eindruck wie viele andere Schmuggler- und Grenzstädte dieser Welt. Sie ist schmutzig, in der Nacht mit Vorsicht zu genießen und versprüht den intensiven Geruch von Prostitution, Gaunereien, Betrug und viel Armut.


Schmuggelkinder

Nur eine Nacht bleiben wir auf dem einsamen Camping. Beim Abschied wird uns gesagt, passt auf euch auf. Das dabei vermittelte ungute Gefühl verstärkt sich auf den nächsten Kilometern, denn die vielen Dörfer entlang unserer Radelstraße wirken alle recht armseelig. Die Landschaft ist aber lieblich. Die Menschen sind freundlich. Bei Sonnenschein wirkt so manches erträglicher, sage ich zu Gi.
Ja, komisch … Armut wirkt dann oft weniger arm…
Es ist gut so mit der Sonne, denn bis zum Grenzübertritt nach Brasilien, werden wir noch oft an solchen armen Dörfern vorbeiradeln.
Begeistert sind wir von der verspielten Langweiligkeit. Auch die Katzen halten dabei ihre Sonnensiesta.


Siestakatze

Und so mancher Schmetterling ist überraschend fleißig.



Erst viel später wird die angenehme Langweiligkeit durchbrochen.
Hohenhau klingt irgendwie deutsch. Wir finden für einige Kilometer eine völlig andere Welt vor. Kleine, schmucke Häuser kämpfen dabei um den Schönheitspreis. Alle haben einen Vorgarten. Blumen neigen sich darin im Wind und grüner Rasen lacht uns dabei entgegen. Alle Straßen sind geteert. Die Hohenauer Tankstelle und Autowaschanlage könnte so auch in unserer Heimatstadt stehen. Die Schule, der Kindergarten und die Kirche wirken zeitnah frisch gestrichen. Der Bankautomat spuckt ohne Probleme den gewünschten Betrag aus. Straßen und Gassen haben einen Namen. Diese Namen sind deutsche Schriftzüge.
In der Kirche schaut uns eine Madonna irgendwie fragend an.


Madonna

Ihr wollt doch nicht etwa ins Hotel Kuschel, scheint die Frage zu sein.


 
Der Name Kuschel versprüht eigentlich viel Wärme. Doch kuscheln geht auch in einer kleinen Pension für uns. Der unerwartete Vorteil, alle in der Familie sprechen deutsch. Lange reden wir noch am Abend, über Armut und Reichtum, über das oft harte Leben in ihrem Auswandererland, über Gott und die Welt.
Am Morgen bekommen wir ein Frühstück der deutschen Art. Der Radlermagen begreift es erst gar nicht so recht. Beim herzlichen Abschied zeigt uns die Oma der Familie einige Städte und Dörfer auf meiner Straßenkarte. Zu jedem Namen erschallt ein deutscher Kommentar.
Dort müsst ihr unbedingt halten. Es ist die schönste deutsche Gemeinde in Paraguay. Eisbein und Sauerkraut gibt es da. In der Stadt müsst ihr auch halten. Der beste Kuchen. Das beste Bier.
In dieser Gemeinde müsst ihr auch halten. Da leben nur Italiener. Guter Wein und Spaghetti-Eis.
Da radelt ihr am besten durch, denn dort leben viele Japaner und die essen ja nur diesen eingerollten Fisch.
Einige der guten Tipps beherzigen wir auf unserem Weg bis Ciudad del Este. Dabei sind wir immer wieder sprachlos, wie unterschiedlich doch die Lebensformen in Paraguay sein können. Der Kontrast ist überaus groß.
Fast an der Grenze zu Brasilien, werden wir im  ,,Salzburger Hotel‘‘ schnell handelseinig. Man spricht deutsch. Auf der Speisekarte steht Eisbein mit Sauerkraut und ,,Paulaner`` gibt es zum Runterspülen. Nach nur gut 300 Kilometern in Paraguay ist Brasilien greifbar nah.
Am Abend beim Paulaner, rieche ich schon irgendwie die so nahen, so berühmten Iguazu-Wasserfälle. Wir können es kaum erwarten.


Ich kann sie schon riechen

Brasilien folgt bald im nächsten Teil.

Grüße von Wi + Gi www.grenzenlosabenteuer.de
 







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