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Autor Thema: Wir hatten einen Traum  (Gelesen 22828 mal)

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Wilder Löwe

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #75 am: 04.03.2014, 08:49 Uhr »
Interessant, ich war noch nie in Kuba und weiß natürlich, dass die sozialistisch sind. Dass dort aber Lebensmittelknappheit herrscht, hätte ich nicht gedacht. Gab es denn für Euch Devisenbesitzer keinen Schwarzmarkt, wo Ihr Euch mit den notwendigen Goodies eindecken konntet? Normalerweise gibt es doch in solchen Ländern gegen ein paar Dollar / Euros alles zu kaufen?

War es schwierig ein Visum zu bekommen? Ich hätte gedacht, dass Individualtouristen dort eher unerwünscht sind.
Viele Grüße
Katrin

grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #76 am: 04.03.2014, 11:32 Uhr »
Interessant, ich war noch nie in Kuba und weiß natürlich, dass die sozialistisch sind. Dass dort aber Lebensmittelknappheit herrscht, hätte ich nicht gedacht. Gab es denn für Euch Devisenbesitzer keinen Schwarzmarkt, wo Ihr Euch mit den notwendigen Goodies eindecken konntet? Normalerweise gibt es doch in solchen Ländern gegen ein paar Dollar / Euros alles zu kaufen?

War es schwierig ein Visum zu bekommen? Ich hätte gedacht, dass Individualtouristen dort eher unerwünscht sind.

In der Zwischenzeit scheint sich einiges geändert zu haben.
2009 war es für uns manchmal recht problematisch. War aber unserer Fortbewegungsform geschuldet.
Es gibt dort 2/3 Währungen. Für Dollars bekommt man fast alles. Für die Touristenwährung bekommt man in besonderen Läden einiges mehr.
Für die Läden der Einheimischen braucht man deren Währung. Die hatten wir auch. Dort war es extrem billig, allerdings die Auswahl absolut mau. Bestimmte Dinge gibt es dort nur auf Zuteilung bzw. Wertmarken.
Irgendwie hat es funktioniert. War manchmal mühselig. Aber wie erwähnt, als normaler Tourist gibt es kaum Probleme. Kuba ist auch schön und interessant.
Visa bekommt man über Reisebüros, beim kauf von Flügen. Dies sind Touristenkarten. Eigentlich kein Problem die zu bekommen. Wir haben dafür in Costa Rica so um die 15 US Dollar pro Person bezahlt.
Ach ja, natürlich gibt es auch einen Schwarzmarkt. Dollars sind sehr gefragt.
Für uns Bestand aber der Reiz darin, nach Möglichkeit wie die Kubaner auf Zeit zu leben. Erst da wurde uns bewusst, dass dies oft nicht einfach war.
Individualtouristen gibt es recht selten, doch sie wurden, werden durchaus geduldet, warum auch immer?
Sehr viel Amerikaner (davon viele ehemalige Kubaner) sind auf der Insel unterwegs. Die besorgen sich ihr Visa (zumindest 2009) über Drittlandeinreise.

Gruß Wi
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grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #77 am: 05.03.2014, 07:38 Uhr »
Weltradeltour weiter mit

Ägypten

In Kairo besorgen wir uns neue Pässe. Unsere sind randvoll. Randvoll in randleer umzuwandeln, kostet Zeit, Nerven und viel, viel Geld. So lernen wir aber ausgiebig Kairo kennen. Wir riechen in viele Armutsecken und beradeln auch zwangsweise immer wieder die Viertel der Reichen, denn da befindet sich natürlich auch die Botschaft zur Neupasserlangung. Eine gute Woche dauert der Hürdenlauf zwischen Arm und Reich.


Reiches Kairo


Armes Kairo

Nach gut 2 Wochen pedalen wir endlich auf dem löchrigen Teerband in die Wüste. Das wüste Teerband soll uns bis Luxor den Weg weisen.
Wir lieben die Wüste. Zu unserer Liebe gehört aber auch die Demut. Nur damit, mit Liebe und auch Hingabe zu diesen ungewöhnlichen und starken Landschaftsformen, ist solch ein Vorhaben überhaupt machbar. 21 Tage Wüstenradeln und Wüstenschieben liegen vor uns.


Wüstenradeln


Wüstenschieben

1500 Kilometer liegen vor uns. Logistisch ist die Strecke nicht unbedingt leicht, doch durchaus erlebenswert, denn einige Oasen, teilweise sogar mit heißen Quellen gesegnet, liegen recht gut verteilt am langen Weg. Nur zwei Mal sind um die 250 Kilometer ohne jegliche Ansiedlung zu überbrücken.
Es ist Januar, somit in den Nächten Wüstenkalt. Doch Gi hat eine wärmende Idee. Sie erfindet die Gi-Zeltbodenheizung. Den Beduinen gleich, nutzen wir die Wärme unserer Feuerstellen. Die Feuerstelle wird mit viel Sand abgedeckt und darauf kommt immer unser Zelt. Nach anfänglichen Problemchen funktioniert die Zeltbodenheizung genial.


Vorbereitung Zeltbodenheizung  :wink:

Wir durchradeln die ,,Schwarze Wüste‘‘. Doch der absolute Hammer ist für uns die ,,Weiße Wüste‘‘. Wir schweben da regelrecht die Schneewittchensenke, beradeln mit viel Anmut das helle Tuch der Schönen und erreichen nach unzähligen Kilometern den Höhepunkt in dieser ,,Weißen Wüste‘‘. Es sind bizarre Gebilde aus weißem Kalkstein. Die von Wind, Sturm und seltenem Regen geformten Schönheiten wirken wie überdimensionierte Regenschirme, Steinpilze oder Fabelwesen. Wir sind einfach nur noch happy.


Weiße Wüste

Nach Wochen von Anstrengungen und Glücksgefühlen ist Luxor greifbar. Es wird auch Zeit, denn Gi braucht unbedingt neue Schühchen und die Räder verlangen nach neuem Flickzeug gegen die vielen Dornen am Wegesrand.


Gi braucht neue Schühchen ...


... und ich Flickzeug

In Luxor erhandeln wir zwei Tickets für ein Boot bis Aswan.
Tage später bekommen wir – wir sind fast geschockt – nach wirklich nur 15 Minuten unsere Visa im Sudanesischen Konsulat von Aswan in unsere jungfräulichen Pässe gestempelt.
Doch noch fünf weitere Tage müssen wir auf die Fähre über den Nassersee warten. Aswan macht uns die Warterei aber sehr leicht. Fünf Tage wandern oder pedalen wir durch die herrliche Gegend.


Aswan ist schön

Nach fast 2 Monaten in Ägypten bekommen wir unser Abschiedsgeschenk. Von der Fähre aus bestaunen wir in den Morgenstunden Abu Simbel.


Abu Simbel

Vier Stunden später legt unser Boot in Wadi Halfa an. Wir sind unheimlich aufgeregt, denn im Sudan waren wir noch nie. Von einigen

Sudaneindrücken berichte ich im nächsten Teil.

Grüße Wi + Gi  www.grenzenlosabenteuer.de



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freddykr

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #78 am: 05.03.2014, 09:17 Uhr »

Wüstenschieben

Das Bild finde ich einfach nur Hammer.  :shock:
Ist ja wie "der einsame Cowboy reitet in der weiten Prärie dem Sonnenuntergang entgegen".
Viele Grüße,
Danilo


grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #79 am: 05.03.2014, 10:28 Uhr »


Das Bild finde ich einfach nur Hammer.  :shock:
Ist ja wie "der einsame Cowboy reitet in der weiten Prärie dem Sonnenuntergang entgegen".
Das war nach Sonnenaufgang. Wir hatten an der Düne genächtigt. War echt prima dort. Allerdings zur Piste zurück war ordentlich schieben angesagt, so um die 2 km :hilfe:
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #80 am: 06.03.2014, 07:21 Uhr »
Weltradtour weiter mit

Sudan

Was uns immer wieder überrascht, ist die meist plötzliche Andersartigkeit um uns herum beim Passieren einer Landesgrenze. Die Menschen sind anders, die Ortschaften sind anders, das Essen ist anders – und dies alles geschieht binnen weniger Augenblicke. Etwas liegt hinter uns, etwas völlig anderes liegt vor uns.
Der Grenzort Wadi Halfa wirkt verschlafen. Unsere Absteige für die erste Nacht im Sudan ist sehr einfach. Sandboden im Zimmer und Waschwasser wird aus einem ehemaligen Ölfass geschöpft. Das Trinkwasser befindet sich in schön geformten Tonkrügen. Die Decke ist ein Strohdach mit kleinen Blicköffnungen zum Himmel. Die Menschen in Wadi Halfa sind ruhige Gesellen, freundlich, noch nicht massentourismusversaut und sie lächeln uns aus sehr dunklen Gesichtern an. Wir genießen wie so oft den Zeitsprung in die Andersartigkeit.


Zeitsprung

Über 1200 Kilometer liegen vor uns. Füllt immer Wasser nach! Die Wüste ist kein Brunnen. Vergesst das nicht, wird uns zum Abschied gesagt.


Wasserradel

Die ersten 400 Kilometer pedalen wir bis Dunqula meist am Nil entlang durch die Nubische Wüste.
Nil entlang. Es gibt nur wenige Oasen. In jeder besorgen wir uns aber Wasser und was zum Essen. Begeistert sind wir von den oftmals bunt bemalten Nubienhäusern.


Nubienhausmalerei

In den Gärten der Oasenbewohner entdecken wir manch prächtige Blüten.


Herrliche Blüte

Viele Tage später pedalen wir durch Bayada Wüste. Hier haben wir ein echtes Wasserproblem. Erst hunderte Kilometer weiter stoßen wir wieder auf den Nil. Manchmal stehen Tonkrüge an der Wüstenstrecke. Oft zeigen uns Kinder den Weg zu den Wasserstellen.


Kinder zeigen uns oft den Weg

Sie sind im Notfall für die wenigen LKWs an der Strecke gedacht. An jeder dieser Wüstenraststätten füllen wir unsere Flaschen auf.


Wüstenwasserraststätte

Wir haben weder einen Wasserfilter noch Entkeimungstabletten. Und somit die Sorge, dass uns die Bilharziose beglücken könnte. Über 50 Prozent der Nilanwohner leiden unter dieser unangenehmen Wurmerkrankung. Um uns Sicherheit zu vermitteln, kochen wir das Wasser an langen Wüstenabenden ab und immer spiele ich filmreif dabei den Vorkoster.
Auch wenn mancher Wüstentag hart ist, das Radeln durch die Wüste bereitet uns sehr viel Freude. Ca. 400 Kilometer vor Khartum treffen wir wieder auf den Nil. In den Dörfern sind oft ausgestopfte Krokodile zu sehen.


Ausgestpftes Kroko

Sie dienen zur Warnung für die Kinder, denn oft greifen die Krokos Kinder an. In Karthum erleben wir solch ein Drama. In der Nacht wird ein Mörderkroko auf den Camping gebracht. Das Kroko hat ein Kind getötet. Damit die Seele der Getöteten seinen Weg findet, werden die Mörderkrokos nach Möglichkeit erlegt.
Es ist fast vier Meter lang und hat am Kopf ein Einschussloch. Gi hilft den Krokometzgern beim Zerlegen. Vier Stunden dauert es, bis die wertvolle Haut vom Fleisch getrennt ist.


Gi hilft

Die traurige Angelegenheit beschäftigt uns noch lange auf unserm weiteren Weg zur Grenze von Äthiopien. Wir durchqueren eine weitere Wüste. Erst im Grenzgebiet ändert sich die Landschaft. Auch unterscheiden sich die wenigen Ortschaften und Streusiedlungen gewaltig von den nubischen Ansiedlungen auf dem Weg nach Khartum. Die Dörfer hier bestehen aus Rundhütten. Bei Sichtung der ersten Rundhütten keimen Afrika – Kindheitsgedanken in mir auf, denn damals war bei mir für Afrika, im Kopf immer die Rundhütte greifbar. Sozusagen als Abschiedsgeschenk vom Sudan werden wir von Mustafa eingeladen, in einer seiner Rundhütten die Nacht zu verbringen. Wir sind begeistert.


Unsere Rundhütte

Der Sudan war ein echt gutes Radelland für uns. Was wird uns Äthiopien bringen, fragt Gi in der letzten Sudannacht. Keine Ahnung. Das Land ist sehr arm. Wir werden sehen…, ist meine Antwort.

Kurze Einblicke zu Äthiopien folgen im nächsten Teil.

Bis dahin, Grüße von Wi und Gi  www.grenzenlosabenteuer.de


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Wilder Löwe

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #81 am: 06.03.2014, 09:29 Uhr »
Habe ich etwas verpasst, wie seid Ihr denn von Kuba nach Ägypten gekommen? Direkt geflogen, Heimatstopp in Deutschland, mit dem Schiff???

Meine Bewunderung steigt von Tag zu Tag, einfach Wahnsinn, was Ihr Euch da (zu)getraut habt.
Viele Grüße
Katrin

grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #82 am: 06.03.2014, 10:31 Uhr »
Habe ich etwas verpasst, wie seid Ihr denn von Kuba nach Ägypten gekommen? Direkt geflogen, Heimatstopp in Deutschland, mit dem Schiff???
Wir sind von Kuba aus geflogen, trotz meiner kleinen Flugangst  :engel1: Der Flug ging über Madrid nach Kairo. Während der 4 Jahre war ich selbst nie auf Zwischenstopp in der Heimat. Gi hatte von Südamerika aus mal ihre Mutter für 10 Tage besucht. Die Mutter wollte einfach mal wieder ihr Mädel sehen, ob noch alles dran ist  :liebe:
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mlu

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #83 am: 06.03.2014, 11:49 Uhr »
Jetzt muss ich mich auch mal zu Wort melden.

Ich kann mich gar nicht so tief verneigen, wie ich möchte, angesichts der Leistung (radeln) und Erfahrungen (fremde Länder, fremde Sitten).  :verneig:
Einfach nur großartig. Schön finde ich auch, dass du darüber ein Buch geschrieben hast, denn ich glaube anders kann man das Erlebte wohl auch nicht verarbeiten. Nach so einem Projekt macht man ja nicht einfach einen Foto Abend mit Freunden ("Schaut, da haben wir am dritten Abend gegessen", "Und hier sieht man mich, wie ich die Eintrittskarten für den Zoo kaufe"), wie unsereins das nach 3 Wochen Urlaub macht. (Mal plakativ gesprochen  :lol:)

Was mich noch interessieren würde, seid ihr irgendwo mal in wirklich brenzlige Situationen geraten? Seid ihr mal ausgeraubt worden? Was macht man in solchen Situationen? Hat es euch länger aufgehalten, als ihr vielleicht dort verweilen wolltet? So was passiert doch bestimmt mal über einen Zeitraum von 4 Jahren.

Gruß
Micha
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #84 am: 06.03.2014, 13:46 Uhr »
Schön finde ich auch, dass du darüber ein Buch geschrieben hast, denn ich glaube anders kann man das Erlebte wohl auch nicht verarbeiten. Nach so einem Projekt macht man ja nicht einfach einen Foto Abend mit Freunden...

Was mich noch interessieren würde, seid ihr irgendwo mal in wirklich brenzlige Situationen geraten? Seid ihr mal ausgeraubt worden? Was macht man in solchen Situationen? Hat es euch länger aufgehalten, als ihr vielleicht dort verweilen wolltet? So was passiert doch bestimmt mal über einen Zeitraum von 4 Jahren.

Gruß
Micha
Hallo Micha,
danke für die netten Worte.
Das mit dem Buch war gut für mich/uns, denn erst da verarbeitet Mann & Frau all die erlebten Eindrücke. Ich wollte nie eines schreiben, doch heute bin ich froh darüber, denn es ist ein weiteres Erlebnis.
Natürlich ist der Bericht hier auch nur eine absolute Kurzform. Geht ja nicht anders. Es sind eigentlich nur Splitter einer langen Tour.

Natürlich gab es in all der Zeit auch Dinge auf die man besser hätte verzichten können. Leider war auch, wie du ja schon vermutest, ein Überfall dabei. Die Zeit danach war ein Tiefpunkt der Gefühle. Heute sehen wir dies natürlich etwas entspannter, denn wir hatten viel Glück bei der Aktion. Kann natürlich jetzt nicht den ganzen Vorgang schreiben. Nur so viel:
Es waren 4 Männer mit Macheten. Gi hat etwas sonderbares in dieser Situation getan. Sie hat sich wie ein Löwe gewehrt. Zum Glück kam ein Auto dazu und die Kerle sind geflüchtet. Es waren letztendlich nur 3 Packtaschen weg.
Wir waren dann noch eine Woche täglich auf der Polizei. Die Kerle hat man leider bzw. natürlich nicht bekommen. Und die Taschen waren auch für immer weg.
Das Problem war dann, man reist nicht mehr so unbekümmert, zumindest die nächsten paar Wochen. Erst sehr langsam kommt wieder der gute alte Trott zurück.
Ich möchte aber auch gleich betonen, 99 Prozent der Tour war für uns absolut gut.
Passieren kann leider weltweit überall was. Als wir wieder in unserer Heimatstadt waren, wurde nur nach wenigen Wochen Gis geliebtes Weltradelrad geklaut. Hätten wir so auch nie vermutet.
Grüße Wi grenzenlos 
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #85 am: 07.03.2014, 06:55 Uhr »
Weltradeltour weiter mit
 
Äthiopien (1)

Jung und Alt rufen uns zu: You, you! Give me money!
Das hören wir ab den ersten äthiopischen Kilometern fast täglich. An manchen Tagen erklingt es hundertfach. Leider fliegen auch manchmal Steine. In Äthiopien erleben wir unseren zweiten Kulturschock auf unserer Radeltour.


An manchen Tagen erklingt es hundertfach

Bis in die Hauptstadt liegen 700 km vor uns. Über viele Berge pedalen wir, begleitet von den nervenden Rufen und so manch schöner Landschaft. Nur von den Nilfällen hatten wir etwas mehr Dampf erwartet. ,, Dampfende Wasser‘‘ dampfen zur Zeit nicht. Die ,,Schrumpffälle‘‘ wirken zur Trockenzeit trotzdem irgendwie schön auf uns.


Dampfende Wasser dampfen nicht

An einem frühen Morgen rollen wir 20 Kilometer bergab. Von über 2000 Meter Höhe bremsen wir uns auf 1000 Meter hinab. Als wir den Nildurchbruch erblicken, machen wir eine längere Pause und genießen von dort aus den Blick in die gigantische Schlucht. Im Canyon ist es feucht und heiß. Es müssen weit über 30 Grad sein. Der Abenteurer Rüdiger Nehberg hat mehrmals hier den Nil befahren. Bei einer seiner Niltouren wurde seine Gruppe von einheimischen Räubern überfallen. Einer seiner Freunde wurde dabei tödlich getroffen.
Passt auf euch auf, sagen uns die netten Kaffeefrauen vom Kaffeehüttenstand an der Straße. Viele der Männer da unten sind mit Waffen unterwegs, geben sie uns mit auf den Weg.


Kaffeehütte – ich liebe Kaffee

Für uns ist der Anstieg auf der anderen Schluchtenseite aber ein weit größeres Problem. Bewaffnete Männer treffen wir nicht. Stunden schieben wir die Radel bergauf. Wir nehmen wie so oft Anlauf und nach vielen weiteren Bergen und Tälern, nach Nächten im Zelt oder in Billigunterkünften treffen wir Tage später ziemlich erschöpft in der Hauptstadt Addis Abeba ein.
Noch nie haben wir in einer Hauptstadt so viele Obdachlose, Bettler und Kranke gesehen. Vieles tut uns in der Seele weh.
Es gibt aber zwischen viel Elend auch Besinnliches zu bestaunen. Trotz Armut lächeln uns viele Kinder an. So manche Freundschaft schließen wir da.


So manche Freundschaft schließen wir

Nach einem schlechten Start – Gi wird noch in Addis Abeba von einem Minibus angefahren – radeln wir in 9 Tagesetappen 700 km bis Arba Minch. Die Strecke ist recht durchwachsen, doch da wir meinen, Äthiopien nach über einen Radelmonat etwas zu kennen, was uns kopfmäßig unheimlich hilft, nehmen wir vieles gelassener. Die Steine werfenden Kinder versuche ich auf Distanz zu halten. Das Pistenradeln geht aber unheimlich an die Substanz. Hunderte Kilometer Piste liegen noch vor uns.


Piste, Piste, Piste will nicht aufhören

Die körperliche Belastung ist enorm. Abwechslung der guten Art finden wir in der unglaublich schönen Tierwelt. Wir sehen unsere ersten Nilpferde in freier Natur. Doch auch die Kleintierwelt bezaubert uns im Grabenbruchgebiet (Rift Valley). Fast täglich beobachten wir den Bienenfresser. Am Zwaysee sichten wir unsere ersten Pelikane.


Gleichfarbenspiel

Auch wenn wir täglich aufs Neue hoffen, ab Arba Minch gibt es keinen Teerbelag auf den Straßen mehr. Schließlich verschwinden auch die Strommasten. In dieser stromlosen Gegend treffen wir auf die ersten Volksstämme. Es gibt keine ,,You, you‘‘ Rufer mehr und es fliegen auch keine Steine mehr. Wir genießen die vielfältige Andersartigkeit der Stämme.


Wir genießen die Andersartigkeit

Erst in Turmi, 80 km vor dem Grenzort Omorate, ändert sich wieder einiges für uns. In Turmi fragt uns der Postenchef ob wir nach Omorate mit den Fahrrädern wollen. Das geht nicht, erklärt er uns sofort.
In der Richtung aus der ihr kommt, sind die Stämme friedlich, die Menschen gut und es gibt keine Probleme. In Richtung Omorate, nur wenige Kilometer weiter, gibt es schon seit Jahren Probleme. Vor zwei Tagen wurden wieder zwei Männer erschossen. Bleibt hier! Nehmt ein Auto, sagt er uns sehr bestimmend.
Wir bleiben, denn was er uns erzählt klingt sehr ernst. Wir hoffen auf ein Auto.


Es kommt jedoch kein Auto. Unsere Stimmung sinkt gen null. In der Siedlung gibt es nur Wasser und die gehassten Kekse. Was es aber im Überfluss gibt, raubt uns fast den Verstand. Es sind Sandflöhe. Mit Einbruch der Dunkelheit gesellen sich zu den Sandflöhen dann auch noch zahllose Moskitos. Sie suchen sich zwischen den Sandflohbissen eine freie Einstichstelle. Gi hat es dabei besonders schlimm getroffen.

Ob wir nach Omorate kommen und dort die Grenze nach Kenia überradeln, erzähle ich erst im nächsten Teil.

Bis dahin Grüße von Wi + Gi  www.grenzenlosabenteuer.de

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Gruß Wi grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #86 am: 07.03.2014, 07:08 Uhr »
Weltradeltour weiter mit

Äthiopien (2)

Am zweiten Abend im Sandflohdorf schieben wir uns wieder Kekse rein. Dazwischen werden wir uns einig. Egal wie gefährlich die Mörderpiste bis Omorate nun wirklich ist – das halbe Dorf hat uns in der Zwischenzeit seine persönliche Gruselgeschichte dazu erzählt -, bekommen wir bis zum nächsten Morgen keine Mitfahrgelegenheit, radeln wir die Strecke. Ich schaue mir auf meiner rustikalen Karte die Strecke an. Es sind nur ca. 45 Meilen.


Rustikale Karte

Am nächsten Morgen will es der Postenchef nicht glauben. Wir radeln zügig gen Süden.
Omorate ist für uns die Enttäuschung schlechthin. Es gleicht eher einem Räubernest. Nur die versprochene Dusche kann ich Gi ermöglichen. Ich kaufe dafür 4 Eimer Wasser. Zumindest fühlen wir uns danach sauber. Bei Viehhütern erfragen wir den Weg zur Grenze. Weitere 80 km sollen es sein.


Viehhüter erklären uns den Weg
 
Leider ist der gezeigte Sandweg für uns mit den Fahrrädern nicht machbar. Wir müssen zurück nach Omorate und einen zweiten Weg suchen. Dafür überqueren wir aber erst über den Omoriver. Nach langen Verhandlungen werden wir mit Einbäumen übergesetzt.


Omoriverüberquerung

Am anderen Ufer lernen wir zwei Jungs kennen.


Prima Jungs

Die hat uns der Himmel geschickt. Sie zeigen uns den Weg. Sie zeigen uns auch eine sichere Übernachtungsstelle. Am Fluss wimmelt es von Krokodilen. Der Platz liegt versteckt zwischen Büschen und kleinen Bäumen. Das Ufer hat eine 2 Meter hohe und somit Kroko-sichere Böschung.


Sicherer Lagerplatz

Auf der restlichen Strecke bis zur Grenze flicke ich zwei Löcher. Die Piste ist mit vielen Dornen regelrecht übersäht.


Dornenlöcher

Abgekämpft, aber mit neuer Energie im Leib schieben wir recht schwungvoll unsere Räder in den großen Innenhof der Grenzstation. Nur Minuten später bricht eine Welt für uns zusammen. Man lässt uns nicht über die Grenze. 2 Stunden versuchen wir eine Lösung zu finden. Erst als man uns mit Gefängnis droht, treten wir den Rückzug an.


Rückzug

Wie zwei geprügelte Hunde verlassen wir den Grenzposten. 600 Kilometer Umweg zum nächsten Grenzposten liegen vor uns. Am nächsten Tag sind wir wieder in Omorate.


Weg nach Omorate zurück

Die letzten Tage waren nicht unbedingt unsere besten, doch in Omorate beginnt eine ungeahnte Glücksphase. Die ersten 300 km auf der uns schon bekannten Pistenstrecke nimmt uns ein LKW Richtung Norden mit. Im Schutzraum unseres Moskitonetzes verbringen wir auf der Ladefläche die Nacht.


Ladeflächentour

An einer Querpiste radeln wir über 150 km immer östlich um die Straße nach Moyale zu finden. Tage später kommen wir am Grenzposten Moyale total erschöpft an.
2 Monate Äthiopien liegen hinter uns. Äthiopien war kein einfaches Radelland. Den Grenzübergang bei Omorate werden wir nie vergessen, brachte er uns doch so manches ungeahnte Problem. Was wir da noch nicht ahnen, nur gut zwei Jahre später fliegen wir nach Äthiopien zurück. Wir besuchen bestimmte Orte, welche sich bei der Raddurchquerung im Kopf eingebrannt hatten. Es war richtig dies zu tun, denn wir finden auf dieser zweiten Tour unseren Frieden mit Äthiopien. Schönländer sind halt nur schön, Problemländer wollen verstanden werden.

Kenia wird uns neue Abenteuer bringen. Doch davon erzähle ich erst im nächsten Teil etwas.

Bis dahin viele Grüße von Wi + Gi www.grenzenlosabenteuer.de

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Gruß Wi grenzenlos

Saguaro

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #87 am: 07.03.2014, 08:23 Uhr »
Ich bin immer wieder hin und weg, was ihr euch da so alles zugemutet habt  :applaus:. Dazu wäre ich ein viel zu großer Schisser.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


freddykr

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #88 am: 07.03.2014, 08:26 Uhr »
Afrika begeistert mich ja generell und solche Touren durch diese Länder verschlinge ich immer.
Ich habe schon einige Reiseberichte von Radtouren in Afrika gelesen und jedesmal fehlen mir wieder die Worte. :respekt:
Viele Grüße,
Danilo


grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #89 am: 07.03.2014, 09:26 Uhr »
Afrika begeistert mich ja generell und solche Touren durch diese Länder verschlinge ich immer.
Ich habe schon einige Reiseberichte von Radtouren in Afrika gelesen und jedesmal fehlen mir wieder die Worte. :respekt:
Ja, Afrika ist schön, kann aber auch ordentlich an den Nerven zerren. Dies hat natürlich viele Gründe. Afrika gilt unter Radlern als der schwierigste Kontinent. Dem muss ich zustimmen. Trotzdem waren wir wieder in Afrika bzw. gerade deswegen. Allerdings dann ohne Fahrräder. War eine weitere Erfahrung. Es war da einfacher für uns  :zeltfeuer:
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