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Autor Thema: Wir hatten einen Traum  (Gelesen 22436 mal)

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Wilder Löwe

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #90 am: 07.03.2014, 10:46 Uhr »
Ich kann Dir nur nochmals empfehlen das Buch Around Africa on my bike zu lesen. Da wirst Du viel von Euren Erlebnissen wiederfinden. Der Autor erzählt dort u.a. auch, dass die Völker immer die nächsten Nachbarn als die Schlechten sehen. Er wird ständig vor dem Stammesgebiet weiter südlich/nördlich gewarnt. "Wir sind die Guten, wenn Du weiterfährst, wirst Du erschossen". Er hatte oft Bedenken, ist aber weitergefahren und es ist nie (ernsthaft) etwas passiert. Er wurde nur wieder vor den südlichen/nördlichen Nachbarn gewarnt. Auch er beschrieb die Sandflöhe und ähnliches Getier als seine ärgsten Feinde.

Euch kann ich nur Hochachtung zollen, schließlich seid Ihr ja auch keine 20 mehr. Das muss eine ungeheuerliche körperliche Leistung gewesen sein.
Viele Grüße
Katrin

grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #91 am: 07.03.2014, 11:50 Uhr »
Ich kann Dir nur nochmals empfehlen das Buch Around Africa on my bike zu lesen. Da wirst Du viel von Euren Erlebnissen wiederfinden. Der Autor erzählt dort u.a. auch, dass die Völker immer die nächsten Nachbarn als die Schlechten sehen. Er wird ständig vor dem Stammesgebiet weiter südlich/nördlich gewarnt. "Wir sind die Guten, wenn Du weiterfährst, wirst Du erschossen". Er hatte oft Bedenken, ist aber weitergefahren und es ist nie (ernsthaft) etwas passiert. Er wurde nur wieder vor den südlichen/nördlichen Nachbarn gewarnt. Auch er beschrieb die Sandflöhe und ähnliches Getier als seine ärgsten Feinde.

Euch kann ich nur Hochachtung zollen, schließlich seid Ihr ja auch keine 20 mehr. Das muss eine ungeheuerliche körperliche Leistung gewesen sein.
Ich besorge mir das Buch. Freue mich schon drauf  :D
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Gruß Wi grenzenlos

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #92 am: 07.03.2014, 16:04 Uhr »
Weltradeltour weiter mit

Kenia

Am Grenzübergang Moyale bekommen wir zum Glück problemlos die Visa für Kenia. Allerdings sind die nächsten 500 Pistenkilometer ein dickes Problem, wird uns erzählt. Mit den Rädern wird es nichts, denn die Piste ist neben schlecht auch Banditenland. Viehdiebe, Stammesfehden, Banden, Verbrecher und vieles mehr, fliegt uns um die Ohren.
Wir nehmen ein Auto welches im sicheren Konvoi fährt. Sicher ist halt sicher! Omorate war spannend genug, schlage ich Gi vor. Gi nickt sogleich.
Wir werden mit dem LKW-Fahrer zügig handelseinig. Auf die erste Klasse im Fahrerhaus verzichten wir. Wir wählen die Ladefläche. Genau 24 Stunden dauert die Schlaglochpistenfahrt bis Isiola. Unser Problem dabei ist die LKW-Ladung. Es sind schätzungsweise 180 Säcke voll mit Knoblauch. Knoblauchgeschwängert treffen wir in Isiola auf die Teerpiste Richtung Nairobi.


Knoblauchauto

Endlich ist wieder radeln angesagt. Beim Mount Kenia überradeln wir den Äquator auf knapp 2000 Höhenmetern.


Am Äquator

Trotz vieler sozialer Widersprüche gefällt uns Nairobi irgendwie. Tage später erblicken wir die Schilder von 2 Nationalparks. Wir erleben Afrika pur. Herrliche Landschaften und die Tierwelt versüßen uns die Radeltage. Elefanten, Zebras, Giraffen und so manche einfache Unterkunft sind unsere täglichen Begleiter.


Einfachst


Zebraradeln



Ist das nicht ein eigenartiger Haufen? Ja…



…Elefanten sind in Reichweite

In Mombasa treffen wir nach Monaten endlich wieder auf Ozeanwasser. Bei Tiwi, einer kleinen Ortschaft am Meer, bleiben wir einige Tage. Es sind Tage der Erholung und Entdeckungen. Das Meer ist bezaubernd.


Erholung pur

Der Abschied von Tiwi fällt uns nicht leicht, doch nach einem kräftigen Frühstück tun wir, was wir müssen. Wir wollen ja in einigen Tagen an der Grenze zu Tansania sein. Es drängt uns weiter und so kehren wir dem Paradies den Rücken. Letzte schnelle und auch gierige Blicke sollen den Abschied erleichtern.
Doch nur wenige Minuten später schlägt ungeahnte Härte auf uns ein: Auf dem Weg zur Hauptstraße werden wir von vier jungen Kerlen, bewaffnet mit Macheten, überfallen. Das Strandparadies wird zum Alptraum. 
Zum Glück haben wir Glück im Unglück. Letztendlich fehlen uns nur 3 Packtaschen. Wir sind körperlich unverletzt. Später erklärt uns die Polizei: Ihr habt Glück gehabt, ihr lebt, habt keine Verletzungen.


Die Überfallpiste werden wir nie vergessen

Kurz nach dem Überfall waren meine ausgesprochenen Gedanken: ,, Gi, wir werden Kenia und somit auch Afrika so schnell wie möglich verlassen!‘‘
Wenig später waren wir uns aber schnell einig. Ein Überfall kann in allen Ländern passieren. Wir geben uns und Ostafrika eine zweite Change.
Stückchenweise kehrt der fast normale Radelalltag zurück. Doch, auch wenn man sich schwört, dass man in Zukunft noch besser aufpasst, ein blödes Gefühl bleibt. Was ich vorher auch nicht gedacht hätte, ich kaufe mir nun selbst eine Waffe. Die Machete platziere ich griffbereit an meiner rechten Vorderradtasche.


Die Machete ist griffbereit

Vier Tagesetappen bis zur Grenze nach Tansania liegen vor uns. Was uns am ersten Abend nach dem Überfall bewusst wird und uns auch noch lange begleiten wird, wir radeln nicht mehr so unbekümmert durch die Landschaft. Wir radeln nicht mehr so unbekümmert. Die Ereignisse sitzen zu tief.

Tanzania wird bald folgen.
Bis dahin
Grüße von Wi + Gi grenzenlos   www.grenzenlosabenteuer.de


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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #93 am: 09.03.2014, 16:05 Uhr »
Weltradeltour weiter mit
 
Tansania

In Tansania treffen wir täglich viele einheimische Radler. Sie pedalen ins nächste Dorf, zum nächsten Markt, zum nächsten Krankenhaus, in die Schule oder transportieren irgendwelche Sachen. Sie haben keine Vergnügungsradel. Alle sind Arbeitsräder.


Wasserarbeitsrad

An einem Morgen besteigen wir eine Abbruchkante. Auch wenn wir dabei viel schwitzen, wir bereuen die Mühen nicht, denn wir blicken einige hundert Meter in die Tiefe.
Jenseits von Afrika liegt da unter uns, liebe Gi.
Ja herrlich!


,,Jenseits von Afrika‘‘

Der Ausblick ist gigantisch! Der Fernblick in diese unberührte Weite muss um die hundert Kilometer betragen. Sie hat noch ungestört Platz für den Inbegriff von Afrika. Da unten unter den verspielten Schatten und den goldenen Savannenflecken müssen sich die wilden Tiere befinden. Sie ruhen, ziehen, spielen und jagen. Anders kann es gar nicht sein.
Die Tage und Nächte im Savannengebiet sind abwechslungsreich. Meist schlafen wir im Zelt an verwunschenen Plätzen. Oft leuchten uns dabei Hunderte von Glühwürmchen in den Schlaf.


Verwunschener Lagerplatz

Viele Tage Tage sind wir bis zum Kilimandscharo unterwegs. Leider ist der schöne Berg immer in Wolken.


Kili leider immer in Wolken

Doch Abwechslung gibt es an unserer Radelstrecke genug. Wir erleben ,,Jenseits von Afrika‘‘ fast täglich. So manch herrliche Landschaft zieht vorbei. Auch viele Tiere kreuzen unseren Radelweg.


So manche Tiere….

Doch ,,Jenseits von Afrika‘‘ zeigt uns auch täglich die Schattenseiten der Region. Wir reden mit den Massai  am Wegesrand. Ein Hirtenjunge zeigt uns seine Waffen. Er geht in keine Schule. Die Kühe sind wichtiger. Mit den Waffen verteidigt er die große Herde.


Massaijunge

Ein anderer Junge will uns ein Kaninchen verkaufen. Natürlich würde es prima schmecken, doch der putzigen Kreatur das Fell über die Ohren ziehen, das würden wir einfach nicht fertig bringen. Er hat es im Busch gefangen.


Er hat es im Busch gefangen

Wir laden den Jungen am Wegesrand zum Essen ein. Uns trennen Welten, doch beim Verspeisen der dicken Marmeladenbrote und dem Genuss des süffigen Tees verschmelzen diese für kurze Augenblicke. Wir fühlen uns dabei alle wohl. Augen leuchten beim Abschied.
Ein anderer Junge zeigt uns seinen ganzen Stolz. Es ist ein Fußball der besonderen Art. Ein Lumpenfußball ist es. Was mir dabei sofort einfällt? Es ist gerade Fußballweltmeisterschaft in Südafrika. Die Fußballmillionäre spielen dort gerade um zweifelhafte Ehre und viel Geld. Die Kinder von Afrika spielen mit ihren Lumpenfußball um Anerkennung und eine zweifelhafte Zukunft.


Fußballjunge


Sein ganzer Stolz

In unserer Unterkunft in Arusha erzählt uns eine Engländerin, dass gestern drei Kanadier überfallen wurden. Die Räuber hatten Macheten. Tage vorher trafen wir zwei europäische Fernradler an der Strecke. Sie warnten uns vor der Radelstrecke. Beide wurden überfallen.
Bei unserem Afrikastart in Kairo vor vielen Monaten war uns bereits bewusst, Afrika wird nicht leicht. Bereits damals war uns klar, wir werden von Land zu Land neu entscheiden wie es weiter gehen wird. Ostafrika ist schön. Ostafrika ist aber auch schwierig. Der schwierige Part liegt sicherlich auch an unserer Reiseform. Pauschal wird man meist nur gute Erlebnisse sammeln. Ich kann dazu auch nur ermuntern, denn Afrika kann wirklich unglaublich schön sein.
Da die Zeit ein unheimlich kostbarer Faktor für uns ist, wurde uns in den letzten Wochen aber stückchenweise immer bewusster: Warum sollen wir weiter Länder beradeln, in denen es mit der Sicherheit bei unserer Reiseart ziemlich riskant ist?
Für die Entscheidung, Afrika nach knapp 10 Tausend Radelkilometern zu verlassen, sind letztendlich viele kleine Bausteine verantwortlich.
Wochen später verlassen wir von Nairobi aus Afrika. Wir werden die schönen, doch oft auch anstrengenden Monate, nie vergessen. Was wir Afrika für die Zukunft wünschen?
Wir wünschen


allen Kindern ein glückliches Leben.

Wie unsere Tour weiter geht, erzähle ich im nächsten Teil.

Gruß Wi + Gi grenzenlos   www.grenzenlosabenteuer.de


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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #94 am: 10.03.2014, 06:33 Uhr »
Welttour weiter mit

Sokotra / Jemen

Den Namen der Inselgruppe Sokotra mit ihrer Hauptinsel gleichen Namens kennen wir zwar schon lange, doch eine richtige Vorstellung, was uns da wirklich erwartet, haben wir nicht. Wer würde auch vermuten, dass sie, so nahe an Ostafrika gelegen, zum Jemen gehört? Sie befindet sich nur gut 100 Kilometer vor der somalischen Piratenküste und ist vom eigentlichen Mutterland fast 300 Kilometer entfernt. Auf 100 mal 50 Kilometern Inselfläche leben keine 50 000 Menschen. Die Einwohner versuchen irgendwie zu überleben, den Monsunen zu trotzen und sie ernähren sich hauptsächlich vom Fischfang.
Da die Insel recht klein ist, erkunden wir sie zu Fuß. Wir schultern unsere Rucksäcke und sind nur noch gespannt was uns erwartet.


Zu Fuß

Im Schutz von Bergen liegt der Hauptort Hadibu. Kleine Häuser ziehen sich entlang der Hauptstraße oder ducken sich versteckt in Palmenhainen am weiten Strand.


Kleine Häuser ziehen sich…

Wir verbringen viele Tage in den Bergen. Oft brennt unser verräterisches Feuer noch bis weit in die Nacht zwischen den Felsbrocken. Die Orte zu finden, war schwierig, denn Stein streitet sich hier mit Stein um genügend Platz. Wir sind aber nicht böse mit dem Berg, mit den Steinen, denn einen Schlafplatz finden wir immer.


Hängemattenschlafplatz

Jeden Morgen ereilt uns dichter Nebel. Er zieht geschwind den Berg herauf. Nur Stunden später strahlen die benetzten Drachenblutbäume in voller Sonnenpracht.


Drachenblutbaum

Hunger treibt uns immer wieder runter ans Meer, denn Fisch gibt es hier im ewigen Meeresblau noch reichlich. Mit etwas Glück kann man Fische noch mit den Händen greifen.


Handfangfisch

Wir sind begeistert von den Stränden auf unseren Entdeckungstouren entlang der wildromantischen Küste. So manchen Paradiesstrand finden wir.


Paradiesstrand

Wo es uns besonders gefällt, bauen wir unser Zelt auf. An einem Strand, wir nennen ihn den ,,Muschelstrand‘‘, umbaut Gi unsere Zeltfestung mit tellergroßen Muscheln. Zwei Stunden schleppt sie diese dafür heran, platziert sie als Hauseingang, als Kochbereich, als unsere Grundstücksgrenze und als gewünschten Vorgarten.


Zeltfestung

Die kleinen Brüder und Schwestern der großen Muscheln sind viel farbenfroher und dienen zum Verzieren der Zwischenräume unserer Muschelvilla im Sand.


Die Brüder und Schwestern

Die Ruhe, die Friedfertigkeit, die angenehme Sorglosigkeit, das Brot, das gute Wasser und viele wohlschmeckende Fische produzieren neue Kraft, geben Energie und sorgen so für die Auffrischung der in Ostafrika völlig verbrauchten Reserven (wog da nur noch 64 kg).
So vergehen die Tage in absoluter Friedfertigkeit – mit der erfolgreichen Suche nach neuen Sand-Wasser-Übernachtungsplätzen, dem Erkunden der Inselschönheiten und den Überlegungen zu den armen und doch so freundlichen und hilfsbereiten Inselbewohnern. Alle sind irgendwie gleich: gleich arm, gleich lieb und warmherzig.


Gleich arm, gleich lieb und gleich warmherzig

Unsere Herzen freuen sich unendlich über die Menschen. Nach Ostafrika ist Sokotra wie eine Erholungskur für unsere Seele. Lange überlegen wir, lange reden wir darüber warum hier alles so anders ist?
,, Es liegt sicherlich ein wenig an der Religion, aber auch an der Abgeschiedenheit der Insel und sicher ein wenig an der touristischen Unberührtheit. Doch es muss noch etwas anderes geben Gi? ‘‘
Gi findet recht schnell eine plausible Antwort.
,, Wi, ich glaube, ich weiß woran es liegt! Hier auf Sokotra fehlt der Gegenspieler der Armut-der Reichtum. ‘‘
Wir müssen leider weiter. Doch Sokotra werden wir nie vergessen, es war einfach nur schön. Wie so oft zeigt uns die Sonne die Richtung. Im Norden liegt der Oman.


Im Norden liegt der Oman

Wir wollen auf unserer Rücktour nochmals das ,,Leere Viertel‘‘ durchradeln. Wir lieben die Wüsten, deshalb fällt uns der Abschied letztendlich etwas leichter.
Ob wir die tausend Wüstenkilometer nochmals ohne große Probleme schaffen, verrate ich aber erst im nächsten Teil.

Grüße
Wi + Gi grenzenlos    www.grenzenlosabenteuer.de

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #95 am: 10.03.2014, 06:49 Uhr »
Weltradeltour weiter mit

Oman

Einen großen Teil der omanischen 1143 Wüstenradelkilometer pedalen wir durch das uns bereits gut bekannte ,,Leere Viertel‘‘. Diesmal nur halt in die entgegengesetzte Richtung bis an die Grenze der Vereinigten Arabischen Emirate. Dem Oman mögen wir sehr gut leiden. Wüsten lieben wir und der uns bestens bekannte Wüstenabschnitt ist wegen unserer Vorkenntnisse geradezu ein Vergnügen, denn uns sind ideale Lagerplätze und auch die so wichtigen Versorgungsstellen noch in bester Erinnerung. Somit können wir beim zweiten Radelversuch durch das ,,Leere Viertel'' vieles weit besser eintakten. An den langen verwunschenen Stränden von Salalah finden wir viel Muße und können uns kopfmäßig vorbereiten.


Puderzuckerstrand Salalah

Ab Salalah müssen wir diesmal leider bis zum Beginn der eigentlichen Wüstenstrecke fast 1000 Höhenmeter erradeln und erschieben.


1000 Meter hoch Richtung Muskat

Kurz hinter Salalah bekomme ich die letzte Abkühlung. Das Wasserauto ist wie bestellt. Die Wasserautobesatzung (es sind alles Inder) und natürlich wir, haben unendlich Spaß.


Dusche kommt wie gerufen!

Auf der Höhe beginnt dann die pure Leere der gleichnamigen Wüstenlandschaft. Bis diese sich wieder mit etwas leben füllt, brauchen wir elf Tagesradeletappen. Die elf Tage im ,,Leeren Viertel‘‘ sind auch diesmal für uns nicht leer. Die Zeit ist angefüllt mit Wüstenschönheit, Wüstenstille, Wüstennächten, Wüstenromantik, auch Wüstenanstrengungen, verschwitzten Tagen, Essen mit Feinsandeinlage, manchmal auch mit durstigen Kehlen.

Die Zeit ist angefüllt mit Wüstenstille…



…Wüstenschönheit



…Wüstenromantik

In der Oase Adam erblicken unsere freudigen Augen das Hinweisschild nach Nizwa. Auf diesem Weg erblicken wir nach vielen Tagen wieder die ersten Ruhe-Lagerplatz-Schatten-Bäume.


Ruhelagerplatzschattenbaum

Hier sage ich zu Gi: ,,Zum zweiten Mal haben wir diese lange, schöne, anstrengende und unvergessliche Wüstenstrecke durchradelt, bezwungen, erlebt und genießen können. Wahrscheinlich sind wir die ersten Fernradler, die diesen Weg jetzt sogar zum zweiten Mal erfolgreich geradelt sind.‘‘
Wir sind uns schnell einig. Wir sind nicht stolz, wir sind nur unendlich glücklich, es erlebt haben zu dürfen.
So vergehen die Tage und Nächte leider viel zu schnell in wildromantischen Oasen entlang der omanischen Berge Richtung VAE.


Wildromantischer Lagerplatz in der Oase Tank

Dass wir den Oman so mögen, liegt im Besonderen auch an seinen Bewohnern. Sie sind nett, hilfsbereit und warmherzig. Fast täglich werden wir eingeladen. Ab Adam haben wir kein Trinkwasserproblem mehr. Das Wasser reicht kurz vor der Grenze sogar für ein Gesichtsbad als grandiose Wüstenerfrischung. Wir wollen ja auch irgendwie sauber in den Vereinigten Arabischen Emiraten einradeln.

[img]http://u.jimdo.com/www54/o/s07586f9dd434b7ca/img/i2fc8e3667973bc61/1391459218/thumb/image.jpg[img]
Gesichtdusche

Von den VAE berichte ich im nächsten Teil.

Grüße, Wi + Gi grenzenlos   www.grenzenlosabenteuer.de




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Wilder Löwe

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #96 am: 10.03.2014, 10:15 Uhr »
Einfach nur schön, Eure Tour, auch wenn es teilweise unschöne Erlebnisse gegeben hat.

Hattet Ihr in Kenia nicht Sorge, von einem Löwen zum Mittagessen verspeist oder von einem Elefanten überrannt zu werden? Mir waren die Elefanten teilweise schon unheimlich, wenn sie vor unserem Auto die Straße überquerten. Auf dem Fahrrad hätte ich wirklich keinem begegnen mögen. Ja, der Oman ist ein wunderschönes Land, aber ich kann mir irgendwie überhaupt nicht vorstellen, ihn mit dem Fahrrad zu bereisen.

Viele Grüße
Katrin

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #97 am: 10.03.2014, 12:25 Uhr »
Einfach nur schön, Eure Tour, auch wenn es teilweise unschöne Erlebnisse gegeben hat.

Hattet Ihr in Kenia nicht Sorge, von einem Löwen zum Mittagessen verspeist oder von einem Elefanten überrannt zu werden? Mir waren die Elefanten teilweise schon unheimlich, wenn sie vor unserem Auto die Straße überquerten. Auf dem Fahrrad hätte ich wirklich keinem begegnen mögen. Ja, der Oman ist ein wunderschönes Land, aber ich kann mir irgendwie überhaupt nicht vorstellen, ihn mit dem Fahrrad zu bereisen.


Ja, vor Elefanten sollte man Respekt haben. Einfach viel Abstand halten. Auf Löwen hatte ich gehofft, Gi weniger, doch wir haben keine gesichtet.

Der Oman ist eigentlich ideal für Fahrräder. Mittlerweile drehen dort immer mehr Radler ihre Runden. Man sollte nur nicht im Sommer dort radeln  :D
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #98 am: 11.03.2014, 06:38 Uhr »
Weltradeltour weiter mit

Vereinigte Arabische Emirate

An der Grenze dauert es etwas länger. Die Wüstensöhne nehmen es genau. Gegenüber den Omanis sind sie ein etwas anderer Menschenschlag. Die Emirate tragen ihren durch Öl- und Gasvorkommen erworbenen unvorstellbaren Reichtum offen zu Markte. Rampenlicht- und Mittelpunktbestrebungen gehören da zum täglichen Geschäft.
Drei Tage lassen wir uns Zeit, um die 160 km bis nach Abu Dhabi zu radeln. Bei nur 35 Grad, wir haben Mitte Oktober, fühlen wir uns wieder Wüstenwohl.


Wieder Wegpistensuche in der so geliebten Wüste

Wir genießen die Tage und Nächte im vielen Sand. Täglich treffen wir auf unsere Freunde. Manchmal fühlen wir uns schon selbst wie Kamele.


Unsere Freunde

Fasziniert sind wir von den Landschaftsformen. Die Wüste lebt durch Farben, Tiere, Wind und die Beduinen.


Die Wüste lebt durch Farben…


…Tiere und die Bedus und...


... viel Sand

Erst in Abu Dhabi holt uns die Moderne ein. Hier wechseln die Elemente. Sand gibt es nur noch am langen Sandstrand. Beton, Glas, Aluminium und viel Marmor streiten im Verbund um einen Platz in Himmelsnähe.
Wir radeln zum weltweit berühmten Segeltuchhotel. Fast jeder kennt es, zumindest von Hochglanzproschüren.


Das teure Traumsegelsandstrandhotel

Ich muss aber gleich gestehen, die Nacht verbrachten wir am Strand. Dies war auch gut so, denn die vielen, vielen Dollars wollten wir garantiert nicht ausgeben. Unser kleines geliebtes Zelthotel hatte in dieser Nacht Tausende von Sternen. Ständig schauen wir nach oben zum Sternenhimmel. Es ist ein Traum. Das Traumhotel nebenan hat nur sechs Sternchen. Wir sind echt zufrieden. Was wollen wir auch mehr?
Tage später schauen wir wieder nach oben. Wir sind am Himmelstor angekommen, ruft Gi.
Schon aus knapp 100 km Entfernung sehen wir die Wunderrakete von Dubai. Das höchste Gebäude der Welt gibt sich die Ehre.


Der Turm des Kalifen

Die unendlich erscheinende Höhe lässt den Burj Khalifa aus der Ferne nicht wie ein bewohnbares Hochhaus erscheinen. 828 Meter ragt die Rakete vor uns in die Höhe. Neben der architektonischen Meisterleistung an momentan machbarer Höhe ist auch das Umfeld des Turmes eine Meisterleistung an momentan machbarer Eleganz, Sinnestäuschung und verspielter Schönheit. Das überraschende dabei, alles harmoniert, scheint sich zu ergänzen und gibt somit dem Turm die unglaublich wichtigen Standbeine. Ob nun das Armani-Hotel, der große künstliche See, die weiten Grünflächen, die Einkaufscenter oder auch das Karussell aus Großmutters Zeiten, alles scheint nur eine Aufgabe zu haben: dem langen Ding notwendiges Bodenleben einzuhauchen. Der aus der Ferne irgendwie tollpatschig, fehlplatziert oder von Außerirdischen einfach in die Erde gerammt erscheinende Turm beginnt erst im nahen Umfeld zu atmen, zu leben.
,,Glückwunsch!‘‘ murmele ich.


Verspielte Feinheiten

,,Gigant-City‘‘ hat aber leider auch eine weitere Wahrheit, weitere Feinheit. Nur durch die fleißigen Arbeitsameisen aus Asien konnten letztendlich all die Wunder im Wüstensand geschaffen werden. 70% der Bewohner im Wüstenland sind sehr, sehr billige Arbeitsameisen aus Indien, China, Thailand und, und, und…
Wir treffen sie täglich. Da wir ihre Heimatländer oft kennen, gibt es viel zu erzählen. Bei den Ameisen fühlen wir uns wohl.


Freude mit indischen Arbeitern

Bis bald  :wink:

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #99 am: 12.03.2014, 07:01 Uhr »
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Jordanien

Jordanien ist kein leichtes Radelland, denn Hügel folgt hier auf Hügel. So angenehm manche Abfahrt ist, so unangenehm ist dann der folgende Aufstieg. 12 Prozent Steigung, manchmal auch mehr, sind keine Seltenheit. Höhe und Hügel bedeuten aber auch mehr Frische. Die richtig heißen Wüstenländer liegen hinter uns. In Amman versuchen wir die Visa für Syrien zu erhalten. Doch leider köchelt der arabische Diplomatenkochtopf. Die Kochtopf-Diplomatenkrake hat unsere Visa aufgefressen. Wir sind absolut enttäuscht. Doch nur Stunden später steht fest: Wir radeln einfach Richtung Süden weiter und wenn dort kein Diplomatenkrieg herrscht, können wir auf die Sinai-Halbinsel kommen.
Das Tote Meer liegt bekanntlich sehr weit unten. Das Ufer des Sees ist mit 442 Metern unter dem Meeresspiegel der am tiefsten gelegene nicht von Seewasser oder Eis bedeckte Bereich der Erde. Da dies so ist, müssen wir vorerst nicht ewig über Hügel radeln.


Zum Toten Meer

Vom letzten Hügel aus sind es um die 2000 Höhenmeter, die wir runterflitzen. Am Wegesrand sehen wir Trinkwasser. Etwas ganz wichtiges in dieser Region, denn Trinkwasser wird in Jordanien seit vielen Jahren eingeführt. Manchmal denke ich, Wasserrechte werden die Konflikte der Zukunft sein.


Konflikte der Zukunft?

Kahle Berge umschließen das Tote Meer. Die Landschaft ist sehr reizvoll, bizarr und meist von viel Einsamkeit geprägt.


Sonnenuntergang am Toten Meer

Mit der Einsamkeit ist es an den heißen Quellen vorbei. Die Jordanier sind absolute Picknick-Fans. Wir meiden diese Orte. Auch wenn jede Familie über irgendeinen fahrbaren Untersatz verfügt, so finden die lieben Picknicker keinen Platz im Auto für den Müll. Das Endergebnis sind unzählige Fliegen.


Unzählige Fliegen

Doch Frauen sind immer irgendwie gerüstet. Auch wenn Gi nicht raucht, so tut sie zumindest so. Mit ihrer Antifliegenrüstung hat sie zweifellos Erfolg.


Antifiegenrüstung

Tage später geht es wieder rauf, rauf ins Gebirge. Der verschwitzte Lohn ist der Königsweg. Wir genießen die Radelzeit in den Bergen.


Königsweg

Wir genießen dabei auch die Ruhe, die Einsamkeit und so manch herrlichen Sonnenuntergang.


Wir genießen einfach

Am Rande vom weiten Wadi Rum kommen wir Akaba täglich etwas näher.


Schlafplatzsuche im Wadi Rum

In der Touristenstadt finden wir neben einer Dusche, einem Bett mit weißen Laken, arabischer Küche, vielen netten Menschen auch viele gelbe Strandenten.


Strandenten in Akaba

Auch finden wir nach langer Radelei, irgendwann in der Nacht, noch pünktlich die Fähre nach Nuwaiba.


Der Sinai wartet.

Was uns auf dem Sinai erwartet, erzähle ich im nächsten Teil.

Grüße,
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #100 am: 12.03.2014, 08:07 Uhr »
Das Ufer des Sees ist mit 442 Metern unter dem Meeresspiegel der am tiefsten gelegene nicht von Seewasser oder Eis bedeckte Bereich der Erde. Da dies so ist, müssen wir vorerst nicht ewig über Hügel radeln.
Blöd nur, dass man alles, was man runter fährt auch wieder hoch muss. ;-)
Viele Grüße,
Danilo


NähkreisSteffi

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #101 am: 12.03.2014, 08:09 Uhr »
Hallo Wi,

wieder mal tolle Bilder einer irren Reise. Ich bewundere wirklich euren Mut.

Viele Grüße

Steffi

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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #102 am: 12.03.2014, 10:33 Uhr »
Das Ufer des Sees ist mit 442 Metern unter dem Meeresspiegel der am tiefsten gelegene nicht von Seewasser oder Eis bedeckte Bereich der Erde. Da dies so ist, müssen wir vorerst nicht ewig über Hügel radeln.
Blöd nur, dass man alles, was man runter fährt auch wieder hoch muss. ;-)
Und dies sind dann genau die Momente wo man sich fragt, warum tue ich mir das an?  :bang:  :D
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #103 am: 12.03.2014, 10:37 Uhr »
Hallo Wi,

wieder mal tolle Bilder einer irren Reise. Ich bewundere wirklich euren Mut.

Viele Grüße

Steffi
Danke Steffi  :D Wenn man unbedingt etwas möchte, ist es in der Regel nicht unbedingt mutig dies zu tun.  :wink:
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Re: Wir hatten einen Traum
« Antwort #104 am: 13.03.2014, 07:21 Uhr »
Weltradeltour weiter mit

Ägypten zurück

Wir radeln die Küstenorte entlang der Sinaihalbinsel ab.
Die Hafenstadt Nuwaiba ist ein ruhiger, verschlafener Ort. Es gibt nur kleine Pensionen im Stil der frühen Sechziger. Hier vermischt sich noch die salzige Meeresluft mit Haschischduft. Das diese Luftmischung allzeit gut gemixt bleibt, dafür sorgen die Beduinen ohne jegliches Schuldgefühl, denn der Stoff gilt bei ihnen schon immer als heilende Quelle.


Luftmischung allzeit gut gemixt

Der zweite Badeort entlang der Küste, Dahab, gibt sich da schon spießiger. Die Pensionen erreichen Kleinhotelcharakter und in so manchem Vorhof wird kostbares Süßwasser in gekachelten Poolwänden aufbewahrt.
Bis Scharm El-Scheich zeigt sich die landschaftlich viel gerühmte Halbinsel von ihrer allerbesten Seite. Die Ausläufer des mehr als 2000 Meter hohen Sinaimassivs stürzen hier mutig ins Meer. Wadis und Schluchten spalten sie tausendfach. Ideale Schlafplätze finden wir da.


Ideale Schlafplätze

Es ist wieder mal Winterwüstenzeit (Dezember). Und somit beleben wir jeden Abend unsere Lagerfeuer-Zeltbodenheizung. Dafür sucht Gi täglich ordentlich Holz am Wegesrand und deponiert es auf meinem Eselchen.


Holztransporter

Natürlich dient uns das viele Holz auch als Heizquelle für den abendlichen Kaffee und für die allabendliche Wüstenlagerfeuerromantik.


Ich liebe Lagerfeuer-Kaffee

Der Wüstenzauber ist in Scharm El-Scheich aber vorbei, denn die weitläufige Touristenhochburg ist nicht lieblich, nicht schön und auch nicht unbedingt erkundenswert.
Nur kurz bleiben wir, denn mit Tauchen wird es nichts, Haialarm gilt schon einige Tage. Niemand darf zum Tauchen raus.


Touristentrubel und Haialarm in Scharm El-Scheich

Unser Radelweg bis Alexandria ist lang. Abwechslung bieten uns der Sueskanal, der Tunnel unter der Schifffahrtslinie und natürlich die vielen Wüstentage- und Nächte.


Auf dem Weg nach Alexandria so manches Kamel

Alexandria gefällt uns gut, denn es hat einiges zu bieten. Wir besuchen viele Kirchen, Moscheen, die urige Altstadt und so manche Ausgrabungsstätte. Dabei begleitet uns die hübsche Fatima.


Dabei begleitet uns die hübsche Fatima

Sie sagt uns: Ägypten steht am Abgrund. Es muss bald etwas geschehen. Das Brot wird immer knapper.


Das Brot wird immer knapper

Zu Weihnachten besuchen wir die Al-Qiddissine-Kirche. Nur eine Woche später geht dort eine Bombe hoch (über 20 Menschen sind dabei in der Silvesternacht umgekommen). Die Vorboten des Arabischen Frühlings haben Alexandria erreicht. Alexandria hat was-leider aber nicht nur Gutes…
Doch die meist guten Menschen bleiben uns in Erinnerung.


Gutmensch-Katzenfreund in Alexandria

Irgendwie sind wir traurig, denn uns wird auch bewusst, nur noch wenige Kilometer trennen uns von Europa. Wir müssen weiter.

Doch davon erzähle ich im nächsten Teil.

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