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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: GreyWolf am 20.12.2007, 20:51 Uhr

Titel: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 20.12.2007, 20:51 Uhr
Wie alles anfing

Kaum zu glauben, aber vor fast 20 Jahren habe ich zum ersten Mal eine richtige USA-Reise gemacht. „Richtig“ deswegen, da ich zuvor schon mal 1984 im Rahmen eines Schüleraustausches 4 Wochen in Oak Creek, Wisconsin (ein Vorort von Milwaukee) gewesen war. Das hatte mir gut gefallen, insbesondere die so freundliche, lockere Art der Amerikaner. Da ich danach auch noch eine amerikanische (Brief)Freundin hatte, waren meine Sprachkenntnisse durchaus gut genug, um mich drüben zurecht zu finden.
Ohnehin bestanden immer wieder Beziehungen meiner Familie in die USA. Mein Bruder war dort gerade ein Jahr am College gewesen, mein Vater selbst als Austauschlehrer für ein paar Wochen in Kalifornien und entsprechend ein amerikanischer Austauschlehrer bei uns gewesen.

1988 war ich 21 Jahre alt. Unteroffizier bei der Bundeswehr, nachdem ich dort nach dem Abitur wegen meiner vollkommenen Orientierungslosigkeit, was ich denn beruflich tun wollte, hängen geblieben war. Dort versuchte ich Rekruten beizubringen, wie man im Falle eines Falles möglichst wenig getötet wird. Die hervorragende Qualität meiner Ausbildung und jene furchterregende Farce eines Schnurrbartes, die ich auf der Oberlippe heranzog, sorgten bekanntermaßen kurz darauf für den Zusammenbruch des Ostblocks. So sah ich damals aus (seltsam, dass ich mit diesem tollen Aussehen plus eindrucksvoller Uniform keine Freundin fand):  :|

(http://www.greywolfsreisen.de/1988-01.jpg)

(Übrigens stellte sich beim ersten Forumstreffen, das ich besuchte, heraus, dass ich zeitweise mit Easy Going/Horst in der gleichen Einheit diente. Allerdings in unterschiedlichen Zügen (für alle Nichtmilitärs: das sind Teileinheiten), so dass wir uns nicht persönlich kennengelernt hatten. So klein ist die Welt. )

Zurück zu USA 1988. Als Unteroffizier verdiente ich nicht gerade die Welt (ich glaube, so um die 1.200 bis 1.400 D-Mark(!) im Monat), aber da ich kaum Unkosten hatte, blieb viel davon übrig. Jedenfalls genug, um mir einen günstigen USA-Urlaub von einem ganzen Monat leisten zu können.

Zur Planung der Reise stand natürlich das Internet noch nicht zur Verfügung. Ein paar Jahre zuvor waren überhaupt erst die ersten einigermaßen praxistauglichen PCs auf den Markt gekommen.
Mein Bruder war in der ersten Hälfte der 80er einer der ersten Schüler in unserer Stadt gewesen, der so ein Teil zuhause hatte. Heute würden wir wohl darüber einfach amüsiert den Kopf schütteln, nicht zuletzt weil sie über riesige, wabbelige Disketten (sog. Floppy Discs) gesteuert wurden. Kurz vor dem Abi hatte man dann noch Informatik als Schulfach eingeführt, wo wir versuchten, einfachste Anwendungen mit der Programmiersprache Basic zu programmieren (erinnert sich noch jemand an Befehle wie: „10 If x = 0 then goto 50“?). Okay, ich schweife ab. Aber jedenfalls war es vollkommen unvorstellbar, dass schon wenige Jahre später Millionen (Milliarden!) von PCs über ein Datennetz verbunden sein könnten.

Insofern hatte ich wohl die Planung über Reisekataloge und Reiseführer gemacht. Ein wirklich individuelle Reise traute ich mir sicher nicht zu, zumal ich alleine reisen würde. Eine Bustour der klassischen Art war wohl einfach zu teuer. Blieben letztlich jene Reisen, die in den Katalogen mit „Abenteuer-“ oder „Jugendreisen“ überschrieben waren – passte ja auch irgendwie zu mir als jugendlichem Abenteurer.  :oops:

Die Suntrek-Reisen klangen nicht schlecht. Eine Fahrt mit kleinen Gruppen in einem Van. Übernachtung in grünen Zweimann-Zelten und gemeinschaftliches Kochen. Na ja, eigentlich wie eine Übung bei der Bundeswehr, bloß dass ich dafür zahlen durfte.  :D

Die Gründe für die konkrete Routenauswahl kann ich nur noch erahnen. In der letzten Woche meines Aufenthalts wollte ich in Kanada in einer Reisegruppe im Algonquin Provincial Park Kanufahren gehen. Blieben noch 3 Wochen für den Rest.
Am Anfang wollte ich kurz die amerikanischen Austauschlehrer in Sacramento besuchen, so dass letztlich für die Suntrektour nur noch die zweiwöchigen Touren in Frage kamen.
Ich entschied mich für eine Nordwesten-Reise von San Francisco aus. Also Beginn in S.F., dann die Küste hoch bis Vancouver und dann wieder südöstlich über den Yellowstone bis Salt Lake City. Dann blieben mir dort noch ein paar Tage. Hier könnte ich mir einen Mietwagen nehmen und noch einen kurzen Schwenk durchs Colorado-Plateau machen, um dann nach Kanada weiterzufliegen. Insofern waren die wesentlichen Punkte wohl drin – San Francisco, Yellowstone und Grand Canyon. So wohl wahrscheinlich meine Gedanken.

Gebucht hat das natürlich alles das Reisebüro. Den Preis weiß ich nicht mehr.
Was brauchte ich noch? Visum (brauchte man damals noch), Reiseschecks und so ein seltsames Ding, das man Kreditkarte nannte. Dafür, dass es damals wohl noch kaum EC-Karten in Deutschland gab, schon etwas Besonderes. Ich bekam sie über meine Hausbank als Zweitkarte von meinen Eltern.

Will jemand mitfahrten? Auf dem Dach des Suntrek-Van dürften noch ein paar Plätze frei sein.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: mannimanta am 20.12.2007, 21:17 Uhr
Ein 20 Jahre alter Reisebericht?
Hey, dass passt zu mir als Silberrücken hier... :lachen07:
Na denn ma' los!

Zitat
(erinnert sich noch jemand an Befehle wie: „10 If x = 0 then goto 50“?)

Jaaaaaa....
und weiter gings dann mit:

30 For I = 1 TO 50
40 I = I+1
40 PRINT I
(oder so...)

 :groove:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Susan26 am 20.12.2007, 22:18 Uhr
Hallo greywolf,

schickes Foto von dir  :wink:
Bei so einem spannenden Ersttäterbericht bin ich natürlich ganz vorn mit dabei ... sozusagen ein Pionier unterwegs  :lol:

Susan
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Easy Going am 20.12.2007, 22:51 Uhr
(Übrigens stellte sich beim ersten Forumstreffen, das ich besuchte, heraus, dass ich zeitweise mit Easy Going/Horst in der gleichen Einheit diente. Allerdings in unterschiedlichen Zügen (für alle Nichtmilitärs: das sind Teileinheiten), so dass wir uns nicht persönlich kennengelernt hatten. So klein ist die Welt. )

Ich war zwar nur meine 15 Zwangsmonate beim Bund - aber wenn wir im gleichen Zug "gedient" hätten  - dann natürlich Du auf jeden Fall unter mir  :lol:

Guter Anfang Wolfgang  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Westernlady am 20.12.2007, 23:34 Uhr
Na da bin ich doch dabei  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Schneewie am 20.12.2007, 23:42 Uhr
Nah, das wird sicherlich interessant werden  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: knutshome am 20.12.2007, 23:45 Uhr
Ich sicher mir auch noch ein Plätzchen, obwohl ich ja ganz stark bezweifel, dass auf dem Suntrek-Van noch überhaupt irgendwo ein Plätzchen ist. Vielleicht eher noch drinnen, wenn ihr damals keine 13 Mann ward.
                                                               
(http://www.smilies.4-user.de/include/Fahrzeuge/smilie_car_051.gif) (http://www.smilies.4-user.de)                                                          (http://www.smilies.4-user.de/include/Fahrzeuge/smilie_car_051.gif) (http://www.smilies.4-user.de)


Bin schon ganz gespannt.

Viele Grüsse

Carmen
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Schneewie am 20.12.2007, 23:55 Uhr


Zitat
(erinnert sich noch jemand an Befehle wie: „10 If x = 0 then goto 50“?)

Jaaaaaa....
und weiter gings dann mit:

30 For I = 1 TO 50
40 I = I+1
40 PRINT I
(oder so...)

 :groove:


Klar doch, habe meinem Ex immer dabei geholfen, für sein Bauingenieur-Studium die Progrämmchen zu schreiben.   :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 21.12.2007, 07:41 Uhr
Will jemand mitfahrten? Auf dem Dach des Suntrek-Van dürften noch ein paar Plätze frei sein.

Habe mich mal aufs Dach geschwungen und bin mit dabei. Schließlich waren wir 1991 das erste Mal in den USA, da werden wieder Erinnerungen wach.  :)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: wuender am 21.12.2007, 08:58 Uhr
Ich fahre auch noch mit. Das Bild finde ich auch klasse - enthalte mich aber jedes weiteren Kommentars. Denn mein Führerscheinfoto schaut zwar völlig anders - aber letztendlich auch nicht viel besser aus  :lol:

Bin sehr auf den Reiseverlauf gespannt.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: USAflo am 21.12.2007, 09:15 Uhr
Moin!

Da ich ja auch gerade einen Nostalgiereisebericht schreibe, setze ich mich hier auch noch dazu, obwohl ich 1988 eigentlich noch nicht ohne Erlaubnis meiner Eltern reisen durfte... :wink:

Tschau
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: digithali am 21.12.2007, 12:32 Uhr
Hey, mal ne Geschichte ohne Suche von "Motels mit WLAN", "Internet-Permit-Beschaffung" & Co.! Auf gehts :nixwieweg:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Stefan M. am 21.12.2007, 13:20 Uhr
Zitat
(seltsam, dass ich mit diesem tollen Aussehen plus eindrucksvoller Uniform keine Freundin fand)

Ganz einfach: Falsche Teilstreitkraft!  :lol: :lol: :lol:  :wink:

Gruß

Stefan
(der früher mal als Unteroffizier beim "Club" Luftwaffe tätig war)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Utah am 21.12.2007, 16:20 Uhr
Wolfgang, mit deinem 1.Foto hast du mich schon überzeugt ;-)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Schneewie am 21.12.2007, 16:25 Uhr
Jetzt aber los mit der Reise.  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 21.12.2007, 20:40 Uhr
Jetzt mal nicht drängeln. Alter Mann ist kein D-Zug......

Wenn Ihr mitfahren wollt, müsst Ihr auf den Van obendrauf, drin war er wirklich voll. Aber für die erste Etappe war ich noch gar nicht mit Suntrek unterwegs, da geht es noch so.

Freut mich, dass Euch mein Bild so gefällt. Möchte jemand einen Abzug für sein Schlafzimmer?

Vorab noch: viele Bilder gibt es im Bericht nicht. So viele hatte ich gar nicht im Album eingeklebt und Einscannen ist auch nicht so sonderlich lustig, so dass ich mich hier sehr beschränke.

So, aber jetzt geht es weiter:

Die ersten Tage: Frankfurt - San Francisco - Sacramento - San Francisco

Geflogen bin ich von Frankfurt nach San Francisco. Ich war aufgeregt. Schließlich war das gerade mal mein zweiter Flug überhaupt und mein erster Flug alleine. Denn damals war Fliegen, insbesondere auf solch langen Strecken, noch keineswegs Alltag für Touristen. Heute fliegt ja jedes Kind mal eben nach DomRep oder in die Türkei – damals undenkbar, schon wegen der hohen Flugpreise. Insofern suchte ich mir am Frankfurter Flughafen einen Informationsschalter und fragte schüchtern, wie man denn dieses Procedere namens „Einchecken“ machte und wohin ich denn bitte schön gehen solle. Freundlich beantwortete man mir alle Fragen und tatsächlich gelangte ich ins Flugzeug. Uff.
 
Direkt neben mich wurde ein vielleicht 4-Jähriger Amerikaner gesetzt, der alleine flog. Die Stewardess kam gelegentlich vorbei und fragte wie es ihm ging. Der Junge (ich glaube er hieß Darryl) war absolut cool, was das Fliegen anging und beschäftigte sich die ganze Zeit alleine. Na, wenn der das kann, dann würde ich das doch wohl auch schaffen.....

Unterwegs stellte ich dann noch fest, dass ich alles eingepackt hatte – bis auf meine neue Kreditkarte, die noch im anderen Geldbeutel steckte. Sehr clever! Allerdings hatte ich noch einiges an Reiseschecks, so dass es hoffentlich auch ohne gehen würde.

Angekommen in San Francisco – an den Flug erinnere ich mich sonst überhaupt nicht – kontaktierte ich telefonisch meine Bekannten in Sacramento, bei denen ich mich zuvor brieflich angemeldet hatte (Email gab es logischerweise nicht und Telefonate über den Großen Teich waren unglaublich teuer). Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie mich von Sacramento aus in SF am Flughafen abholen könnten. Doch ich wurde enttäuscht. Es gebe eine Buslinie vom Flughafen nach Sacramento. Ich solle mir die suchen und die Ankunftszeit und -ort noch einmal telefonisch durchgeben.
Hier half Gott sei Dank ein Infoschalter am Flughafen schnell weiter. Ich gab die Ankunftszeit telefonisch weiter. Wo ich in Sacramento ankommen würde, hatte ich nicht verstanden. Insofern bat ich meine Bekannten, doch noch einmal bei der Buslinie anzurufen und das herauszubringen.
Zur angegebenen Abfahrtszeit stand ich aufgeregt an der Fahrspur, wo die ganzen Shuttle- und sonstigen Busse anhielten. Hoffentlich kam der Bus auch. Und tatsächlich kam nach einiger Zeit ein kleiner Van mit maximal 10 Sitzen, aber mit der deutlichen Aufschrift „Sacramento“. Energisches Winken von mir und der Bus hielt. Tatsächlich, es war der richtige. Puh!

Unterwegs nach Sacramento wurde mir so langsam klar, warum meine Bekannten mich nicht am Flughafen abholen wollten, dauerte die Fahrt im Berufsverkehr doch ewig. Aber die Fahrzeit ging schnell vorbei. Die übrigen 4-5 Fahrgäste unterhielten sich amerika-typisch angeregt untereinander und bezogen mich einfach ein. Warum hat man eigentlich im USA-Urlaub mehr Gespräche mit Fremden in ein paar Wochen als hier im ganzen Jahr?
In Sacramento gab es mehrere Haltestellen, wie mir der Busfahrer erklärte. Oh Gott, würde ich meine Bekannten denn finden? Doch schon an der ersten Haltestelle standen sie. Noch mal Puh, endlich angekommen.
 
Mit Ernie und Dorthy ging es nach Roseville zu ihrem Haus. Ein typisch amerikanisches Haus in einem Suburb. Innen mit unheimlich dicken Teppichen, viel Plüsch, Pastellfarben und einer ganzen Wand von Familienbildern.
Ernie war als Lehrer gerade pensioniert worden, seine Frau Dorthy war Hausfrau. Beide waren super nett und bemüht um mich.
Ich erinnere mich nur noch vage an die 2 oder 3 Tage, die ich mit ihnen verbrachte. Einmal fuhren wir mit Fahrrädern durch ihr Wohngebiet. Skurril erschien es mir dabei, dass Ernie und Dorthy Helme trugen, in Deutschland war so etwas damals weitgehend unbekannt.
Wir besuchten auch, wie man es in den USA ja gerne mit Gästen macht, die Verwandtschaft in Form der Familie einer Tochter. Hier fiel mir auf, dass die Kinder zuhause unterrichtet wurden. „Home-schooling“, da es nach ihren Angaben an den öffentlichen Schulen zuviel negative Einflüsse auf die Kinder gebe (dies wohlgemerkt in einem sehr wohlhabenden Teil der Stadt, wo sicher auch die Schulen entsprechend waren). Die gesamte Familie war wohl sehr religiös – Dorthy kam nicht umhin, mir begeistert zu schildern, wie sie zu einer wiedergeborenen Christin geworden war.
(Wenn ich das so im Rückblick betrachte, sehe ich hier durchaus erste Anzeichen einer Entwicklung, die inzwischen in den USA weit verbreitet ist. Die starke Religiosität, das Abschirmen der Kinder vor negativen Entwicklung durch Home-schooling.)

Einmal gingen wir zu einem Essen in einen Country Club, dem die beiden angehörten. Dort (wie auch sonst bei dem ganzen Aufenthalt) kam Ernie nicht umhin, jedem Anwesenden zu erläutern, dass ich ein „drill instructor sergeant“ der deutschen Armee sei, was mir angesichts der hohen Begeisterung des durchschnittlichen Amis für das Militär sofort höchste Anerkennung sicherte. Mal eine ganz nette Abwechslung zu Deutschland, wo es (jedenfalls in meinen gutbürgerlichen Kreisen) durchaus als ehrenrührig galt, Zeitsoldat zu sein, und wo man schon mal beim Gang in Uniform durch die Stadt beschimpft werden konnte.

Einen Tag fuhren wir in die Berge, wo meine Gastgeber in der Nähe des Lake Donner ein kleines Ferienhaus hatten. Eine richtige kleine Siedlung von vielleicht 100 derartiger Häuschen erstreckte sich durch den schönen Wald – ganz nett. So sah das da aus (links Ernie, rechts ich):

(http://www.greywolfsreisen.de/198802.jpg)

Zuletzt fuhren mich Ernie und Dorthy zur Greyhound-Station nach Sacramento. Deutlich war dabei ihre Unruhe zu spüren, denn die lag nicht unbedingt im besten Viertel. Ich denke, sie waren ganz froh, mich im Bus zu wissen und sich verabschieden zu können (wegen der Umgebung, nicht wegen mir!)

Mit dem Greyhound ging es zurück nach San Francisco, wo die Suntrek-Reise beginnen würde. Das von Suntrek als Treffpunkt ausgewählte U.N. Plaza Hotel (gibt es heute wohl nicht mehr) lag ganz in der Nähe der Greyhound-Station. Allerdings gab es ein kleines Problem, das ich nicht ahnen konnte: das Hotel lag genau an der Grenze zwischen den normalen Vierteln und den - höflich ausgedrückt - weniger guten.
Und ich machte einen kleinen Fehler: Ich hatte eine Karte der Stadt und die Adresse des Hotels. Ich wusste auch, dass in den amerikanischen Städten üblicherweise die Hausnummer mit dem Block der nächsten Querstraße übereinstimmt – also z.B. 4100 xy-Avenue liegt eben zwischen den Querstraßen 4. und 5. Street. Insofern latschte ich auf einer Parallelstraße bis zur richtigen Querstraße und dann zu der eigentlichen Straße, an der mein Hotel lag. Es gab nur ein Problem: jedenfalls in dem Bereich, wo ich mich rumtrieb, galt diese Regel mit den Hausnummern nicht. Tatsächlich – wie schon gesagt – lag das Hotel genau an der Grenze zwischen guten und weniger guten Vierteln und ich war nun tief in die miesen Viertel hineingelaufen. Rund um mich herum waren heruntergekommene Häuser und entsprechende Leute. Schluck. Wenigstens war es hellichter Tag und nachdem ich meinen Fehler entdeckt hatte, hastete ich mit meinem Rucksack schnellstmöglich wieder die Straße zurück, bis ich mein Hotel erreichte. Puh.

Mein Zimmer war dort reserviert. Ich nehme mal an, dass ich danach noch ein bisschen durch S.F. gelaufen bin, diesmal durch die besseren Viertel, aber ich erinnere mich daran überhaupt nicht mehr. Fotos habe ich anscheinend auch nicht gemacht.
Oder habe ich mich angesichts meiner "Verirrung" in die miesen Viertel einfach nicht mehr rausgetraut?

Na ja, morgen geht der Suntrek-Trek los.

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Anne am 22.12.2007, 19:15 Uhr
Hi GreyWolf,
ich freue mich richtig auf die Reise, die jetzt endlich losgeht!! :D
Rolfs und meine erste USA-Reise mit dem Instant-Virus-Effekt war in einer ähnlichen Zeitepoche  :lol:1987- ich bin auf Ähnlichkeiten gespannt. :wink: Wir hatten ein kleines Auto und Zelt und reisten zu zweit- und auch ähnlich naiv aber abenteuerlustig.  :lol: Suntreckler sind uns damals auch erstmals begegnet.
Ich freue mich auf die Weiterreise, vielen Dank fürs Mitnehmen
Karin
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 22.12.2007, 20:27 Uhr
Die Beteiligung im Forum ist derzeit recht schwach - seid Ihr schon alle beim Weihnachten feiern?

Na ja, einen Tag meines Reiseberichts gibt es noch und dann verabschiede ich mich auch in den Weihnachtsstress: :wink:

Der Trek beginnt: San Francisco - Napa Valley - Clear Lake

Abends war dann das Kennenlern-Treffen der Suntrek-Gruppen. Da gleichzeitig eine ganzen Reihe von Treks startete, versammelten sich Dutzende von Reisenden in der Hotel-Lobby und wurden dann auf die einzelnen Reisen verteilt.
 
Unsere Gruppe bestand aus 13 Personen und der amerikanischen Trekleiterin Angela. Unsere Tour war bunt zusammengewürfelt, was das Alter und die Herkunft anging. 8 Deutsche, 1 Engländer, 4 Schweizer im Alter von 20 bis über 60 Jahre.

Angela erzählte uns gleich in ihrer amerikanisch-freundlichen Art alles Wesentliche über unsere bevorstehende Reise. Allerdings zeigte sich hier ein erhebliches Manko: Im Gegensatz zur vollmundigen Versicherung von Suntrek, dass die Treksprache zwar englisch sei, aber selbstverständlich alle Trekleiter deutsch sprechen würden, musten wir feststellen, dass Angela kein Wort deutsch sprach. Na ja, die meisten unserer Mitreisenden sprachen Englisch und den wenigen anderen wurde halt das Wesentliche übersetzt. Alles kein Problem.

Mir fiel erst dort auf, dass die Tour je nach Buchung unterschiedlich lange dauerte. Einige wenige fuhren nur bis Vancouver mit (sie hatten zum Teil schon andere Teilstrecken mit anderen Gruppen hinter sich), die meisten fuhren wie ich nach Salt Lake, und zwei fuhren dann noch eine Woche weiter zurück nach S.F.

Am nächsten Morgen mussten wir erstmal vor dem Hotel unser Gepäck im Van verstauen. Genauer gesagt: AUF dem Van, der zu diesem Zweck auf dem Dach ein großes Gepäckgestell aus Holz hatte. Auf dieses Gepäckteil muss dann das ganze Gepäck der Gruppe geladen werden. Hinten kommen zwei große Kühlboxen für Lebensmittel drauf, davor dann die Koffer und Rucksäcke der Mitreisenden. Aus diesem Grund ist auch die Anzahl der Gepäckstücke pro Reisenden auf einen mittelgroßen Koffer bzw. Rucksack beschränkt. Zum Schluss wird das Ganze mit einer wasserdichten Plane bedeckt. Dauert das Aufladen am ersten Tag natürlich noch etwas länger, kommt schnell Routine in die Sache und zum Schluss ist das Be- und Entladen in wenigen Minuten erledigt.

Erstes Aufladen - hier herrscht noch leichtes Chaos. Wohin mit den ganzen Sachen?

(http://www.greywolfsreisen.de/198803.jpg)

Aber schon 12 Stunden später ist alles verstaut, jetzt müssen nur noch die Spannseile festgezogen werden:

(http://www.greywolfsreisen.de/198804.jpg)

Bei einer späteren Suntrekreise lerne ich übrigens noch eine zweite Verwendungsmöglichkeit dieses Gepäckteils kennen: man kann darauf bei gutem Wetter toll schlafen. Im Monument Valley lag ich auf diesem Teil bei klarem Himmel, über mir Millionen von Sternen, bis ich irgendwann einschlief.

Da es eben beim Aufladen etwas länger dauert, war die erste Tagestour entsprechend kurz. Das Wetter war übrigens sehr gut, warm und sonnig. Ich glaube, wir hatten die ganze Tour Glück, ich erinnere mich jedenfalls an keinen Regentag während der ganzen Tour und auch die Fotos geben darauf keinen Hinweis.
Wir fuhren ins Napa Valley und besuchten dort eine Winery, also eine Winzerei. Ganz nett und gemütlich. Leider trank ich damals noch keinen Wein, so dass nur die anderen „einen wänzigen Schlöck“ probierten. So sah es da aus:

(http://www.greywolfsreisen.de/198805.jpg)

Insgesamt gesehen habe ich der Gegend - wie auch bei einer späteren Reise – wenig abgewinnen können. Der sehr großflächig betriebene Weinanbau ist doch recht eintönig. Und wer in einem Weinanbaugebiet gelebt hat, findet hier wenig Neues. Und wenn man selbst mit dem eigenen Wagen unterwegs ist, kann man eh nicht viel an Wein probieren. Jedenfalls der Fahrer.

Nachmittags fuhren wir dann noch Richtung Norden zum Clear Lake State Park. Dieser Park liegt am gleichnamigen See, dem größten Süßwassersee in Kalifornien. Zu finden einige Meilen nördlich von S.F. im Landesinnern mittig zwischen dem Highway 128 und der Interstate 5.
Insofern waren wir am ersten Tag nicht weit gekommen, aber es ging ja auch darum, sich erstmal aufeinander und die Ausrüstung einzuspielen.
Insofern wurden erstmal die Zelte aufgebaut. Die waren wirklich gut, sehr geräumig (3-Mann-Zelte für je zwei Personen) und sehr leicht aufzubauen. Dann musste noch bestimmt werden, wer mit wem im Zelt schläft. Da sich einige untereinander kannten, ging die Aufteilung sehr schnell, wobei natürlich bei den Einzelreisenden üblicherweise Männlein zu Männlein und Weiblein zu Weiblein gepackt wird. Zum Schluss blieben noch ich und eine attraktive Schweizerin mit langen, blonden Haaren namens Ursula von vielleicht 28 Jahren übrig. Da wir beide überein kamen, als einigermaßen erwachsene Menschen trotz des unterschiedlichen Geschlechts das Zelt teilen zu können, fügte ich mich in dieses schwere Schicksal.  :wink:

Gekocht wird bei Suntrek gemeinsam auf Propangaskochern. Jeweils reihum darf sich jeder mal versuchen (wobei sich dann meist doch eine Arbeitseinteilung in Köche und Aufräumer ergibt). Eingekauft wird gemeinsam, was die Lebensmittelkosten doch erheblich nach unten drückt. Wer besondere Sachen wie Süßigkeiten oder Alkohol will, muss die halt selbst zusätzlich kaufen.
Den späten Nachmittag verbrachten wir entsprechend mit der Organisation des Lagers und dem Kochen und gingen am Clear Lake bei strahlendem Sonnenschein baden. Für seinen Namen "klarer See" war der Clear Lake allerdings ziemlich dreckig. Die Stimmung war gut und mit meiner Zeltgenossin kam ich auch gut aus.

Ein Bild vom Camp noch:

(http://www.greywolfsreisen.de/198806.jpg)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: knutshome am 22.12.2007, 21:44 Uhr

Aber schon 12 Stunden später ist alles verstaut, jetzt müssen nur noch die Spannseile festgezogen werden:

(http://www.greywolfsreisen.de/198804.jpg)

Bist du dir so sicher, dass ihr wirklich 12 Stunden gebraucht habt?                 (http://www.smilies.4-user.de/include/Denken/smilie_denk_14.gif) (http://www.smilies.4-user.de)                         (http://www.smilies.4-user.de/include/Denken/smilie_denk_33.gif) (http://www.smilies.4-user.de)
Da hättet ihr ja jedes einzelne Kleidungsstück einzeln festziehen können.        (http://www.smilies.4-user.de/include/Froehlich/smilie_happy_015.gif) (http://www.smilies.4-user.de)

Gruß
Carmen
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 23.12.2007, 09:36 Uhr

Aber schon 12 Stunden später ist alles verstaut, jetzt müssen nur noch die Spannseile festgezogen werden:


Bist du dir so sicher, dass ihr wirklich 12 Stunden gebraucht habt?                 (http://www.smilies.4-user.de/include/Denken/smilie_denk_14.gif) (http://www.smilies.4-user.de)                         (http://www.smilies.4-user.de/include/Denken/smilie_denk_33.gif) (http://www.smilies.4-user.de)


Jedenfalls gefühlte 12 Stunden :-)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Canyoncrawler am 23.12.2007, 09:37 Uhr
Hallo,

ich bin auch dabei.

Frisuren, Kleidung und Fahrzeuge habe sich geändert, aber Kühltaschen, Campgrounds und  die Zelte von Suntrek sehen heute noch genau so aus.  :lol:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: EDVM96 am 23.12.2007, 09:49 Uhr
(http://www.greywolfsreisen.de/198804.jpg)

Irgendwie erinnert mich das Gefährt an den Wagen von Clark Griswold (Chevy Chase) aus dem Film Die Schrillen Vier auf Achse (http://german.imdb.com/title/tt0085995/):

(http://www.geocities.com/junkyardltd/truckster1.jpg)

Nur dass die Griswolds ihre tote Tante Edna auf dem Dachgepäckträger hatten ...  :lol:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 23.12.2007, 10:22 Uhr
Hi Wolfgang,

waren die Campgrounds eigentlich für die Rundreise reserviert oder sind sie Entscheidungen, wo Ihr die Zelte aufschlagt, spontan gefallen ? Muß ja immer genug Platz für etwa 7 Zelte vorhanden sein, da braucht man eigentlich doch schon die Group-Sites der Campgrounds.

Ist Angela auch die Fahrerin des Vans gewesen ?
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Sammy06 am 23.12.2007, 11:55 Uhr
Na, bei der Vorgeschichte kann der RB nur lustig
werden.Da drängle ich mich glatt noch zwischen. :lol:

Gruss Renate


PS. In unseren Kreisen ( alt 68er ) war es zu der Zeit noch
      absolut uncool nach Amerika zu fahren.
      Und auch eine Preisfrage.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Kali am 23.12.2007, 19:24 Uhr
Hallo Leute,
bitte etwas zusammen rücken, ich muß auch noch mit.

Gruß: Kali
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 23.12.2007, 20:48 Uhr
Hi Wolfgang,

waren die Campgrounds eigentlich für die Rundreise reserviert oder sind sie Entscheidungen, wo Ihr die Zelte aufschlagt, spontan gefallen ? Muß ja immer genug Platz für etwa 7 Zelte vorhanden sein, da braucht man eigentlich doch schon die Group-Sites der Campgrounds.

Ist Angela auch die Fahrerin des Vans gewesen ?


Ja, der Trekleiter ist auch immer der alleinige Fahrer.

Ob die Campgrounds vorreserviert waren, kann ich gar nicht sagen. Das ist ja das Schöne bei einer solchen organisierten Tour, dass man sich um solche Kleinigkeiten nicht kümmern muss. Ich nehme mal an, dass es so in etwa ist wie bei einer "normalen" Reise. Bei viel nachgefragten Campgrounds zur Hauptreisezeit wird eher vorreserviert und bei den anderen halt eher nicht. Die weitere Geschichte wird auch zeigen, dass Flexibilität vonnöten war.
Jedenfalls damals konnte per Gruppenentscheidung auch die Route in gewissen Grenzen geändert werden. Also in dem Sinne, dass man heute weiter fährt und morgen kürzer.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 29.12.2007, 20:27 Uhr
Na, haben alle den Weihnachtsbraten gut verdaut? Denn jetzt wird es kurvig. Weiter geht es:

Eureka - Redwoods NP - Crater Lake NP - Silver Falls SP und die erste Panne

Am nächsten Tag ging es vom Clear Lake im Landesinnern zunächst zur Stadt Eureka, die wegen einiger älterer Häuser in den Reiseführern als sehenswert bezeichnet wird, mich aber nicht von den Socken haute. (Das nahe gelegene Ferndale ist – wie ich später herausfand – viel hübscher). Weiter ging es dann zum Redwoods National Park, wo wir den Rest des Tages verbrachten. Ich erinnere mich kaum daran und kann daher nur aus den Fotos schließen, was wir gemacht haben. Eine (kleine?) Wanderung unter den riesigen Bäumen haben wir jedenfalls gemacht.
Beeindruckend war auf jeden Fall auch das Betrachten des Querschnitts eines gefällten Redwood-Baumes, hat man doch hier an den Jahresringen wesentliche Ereignisse der Geschichte markiert. So sieht das aus:

(http://www.greywolfsreisen.de/198807.jpg)

Es gibt einem schon zu denken, wenn man sieht, dass der Baum schon gut 1.000 Jahre stand, als Kolumbus den ersten europäischen Fuß auf amerikanischen Boden setzte (also wenn man die Wikinger nicht mitzählt. Und genauer gesagt setzte er seinen Fuß auf die Inseln davor, auf dem Festland war er nie. Und im Übrigen ging er bis zu seinem Lebensende davon aus, dass er Asien erreicht hatte.)

Man darf auch nicht vergessen, dass die europäische Besiedelung von Nordkalifornien im Wesentlichen erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann. Ja bis zu den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts gab es zum Bereich des heutigen Redwoods NP und der umliegenden kleinen Dörfer noch nicht mal Straßen. Was für ein junges Land. Aber das nur nebenbei.
Ich nehme mal an, dass wir irgendwo in diesem Bereich übernachteten, aber ich habe keine konkrete Erinnerung daran. Lediglich auf Fotos sehe ich, dass der Schweizer Mark und der Engländer Chris sich mit einer Angel versuchen (aber nichts fangen).

Der nächste Tag war dem Besuch des Crater Lake NP gewidmet. Ihr wisst schon, dieser Vulkankegel, in dem sich ein See gebildet hat. Rundherum führt eine Ringstraße. Auf unserer Route war das sehr gut einzubauen, da man von Süden heranfahren und nach Nordwesten wieder herausfahren kann.
Und hier begann der Ärger. Konkret mit unserem Dodge Van, der bei der Auffahrt zum Crater Lake ziemlich ins Röcheln kam. Nach einer Pause beim ersten Visitor Center auf halber Höhe war erstmal Feierabend, er wollte einfach nicht mehr. Da saßen wir:

(http://www.greywolfsreisen.de/198808.jpg)

Später ging es dann doch noch bis hoch zum See, wo wir bei weiterhin traumhaften Wetter den spektakulären Ausblick genossen. Zum Beispiel so:

(http://www.greywolfsreisen.de/198809.jpg)


Doch bei dem Versuch der Weiterfahrt das gleiche Problem, der Wagen röchelte vor sich hin und zog praktisch nicht. Angela zuckelte mit dem Wagen die Ringstraße entlang, wir liefen zur Gewichtsreduzierung (des Wagens! nicht unseres!) hinterher. Dabei wurden wir von einem netten Ranger betreut, der uns teilweise mit seinem Wagen mitnimmt. Dieses noble Verhalten, sein gutes Aussehen sowie seine Uniform führen zu allgemeinem Geseufze bei den Damen, insbesondere bei meiner Zeltgenossion Ursula. Man beachte die in Anbetung gefalteten Hände:

(http://www.greywolfsreisen.de/198810.jpg)

Weiber! So was von oberflächlich. Während wir Männer versuchen, die inneren Werte bei Menschen zu erkennen, fallen sie auf jede Uniform rein. Und: Warum hatte ich eigentlich meine Uniform zu Hause gelassen? Grummel, grummel.

Okay, irgendwann war der höchste Punkt der Ringstraße erreicht, ab hier ging es nur noch bergab, was dann auch das Auto voll mit Menschen und Gepäck schaffte. Unterwegs roch es im Wagen etwas komisch, was sich auch im Laufe der Zeit steigerte. Erst als wir am Fuß des Berges bei einer glücklich gelegenen Autowerkstatt ausrollten, klärten mich meine vorne sitzenden Mitreisenden darüber auf, dass der Motor schon seit einiger Zeit wieder ausgefallen ist und der komische Geruch mangels Motorbremse(?) von den qualmenden Bremsen kam. Schluck!

Der Wagen wurde bald wieder in Gang gesetzt und wir fuhren zum Silver Falls State Park im nördlichen Oregon (in der Nähe von Salem), wo wir auch übernachten. Warum Suntrek diesen Park anfährt, ist mir nicht klar. Ich nehme mal an, dass der State Park einfach recht günstig in der Nähe der I-5 liegt, so dass man an diesem Tag entlang der Interstate einiges an Meilen in Oregon machen kann. Spannender und schöner wäre es sicher, die Küste entlang zu fahren, von der wir aber überhaupt nichts sahen. Aber das kostet eben auch viel mehr Zeit.
Der Park an sich ist ein sehr großer Wald mit diversen kleinen und größeren Wasserfällen. Wir erreichten ihn wegen unserer Panne erst sehr spät und mussten im Dunkeln die Zelte aufschlagen. Unsere Nachbarn sind aufgrund des dabei entstehenden Lärms nicht erfreut („Quiet! People wanna sleep!“), aber was sollten wir machen?

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 30.12.2007, 00:06 Uhr
Angela zuckelte mit dem Wagen die Ringstraße entlang, wir liefen zur Gewichtsreduzierung (des Wagens! nicht unseres!) hinterher.

Ich gehe mal davon aus, daß das durchaus auch zu Eurer Gewichtsreduzierung beigetragen hat  :lol:


Hach, bei dem Bericht schwelge ich gerade in den Erinnerungen an unseren diesjährigen Urlaub *seufz*. Eureka und Ferndale, die Redwoods, Crater Lake, das waren alles tolle Ziele unserer Reise und zum Glück waren wir auch vier Tage lang an der fantastischen Küste unterwegs.

Freu mich schon auf die Weiterfahrt (oder seid Ihr wieder gelaufen?)  :)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 30.12.2007, 13:03 Uhr
Freu mich schon auf die Weiterfahrt (oder seid Ihr wieder gelaufen?)  :)

Lies mal die Überschrift des letzten Beitrags genau - die gibt einen Hinweis auf den Ablauf der weiteren Reise.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 30.12.2007, 14:22 Uhr
Oje, ich ahne Furchtbares  :roll:

Wie lange läuft man denn von Vancouver bis Salt Lake City, wenn der Yellowstone mit dabei sein muß ?  :lol:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 30.12.2007, 20:48 Uhr
Oje, ich ahne Furchtbares  :roll:
Wie lange läuft man denn von Vancouver bis Salt Lake City, wenn der Yellowstone mit dabei sein muß ?  :lol:

"Mama, Mama, ich will nicht nach Salt Lake City."
"Sei still und lauf weiter". :-)

Silver Falls State Park - Mt. Rainier NP - 2. Panne - Seattle

Am nächsten Morgen liefen wir im Silver Falls State Park einen Weg zu den wichtigsten Fällen und das ist auch ganz nett. Hier ein Foto von einem der Fälle (zum Größenvergleich stehen auch ein paar Leute darunter):

(http://www.greywolfsreisen.de/198811.jpg)

Aber ein Muss ist der Park sicher nicht.

Mittags fuhren wir weiter. Ich nehme mal an, dass wir dann im Staat Washington übernachtet haben, aber ich kann mich nicht erinnern. Die Tageinteilung in diesem Bereich der Reise ist mir nicht mehr so richtig klar. Ist aber auch egal.

Hier stellte sich jedenfalls für uns die Frage, was wir noch genau im Staat Washington besichtigen wollten. Seattle war klar. Als Möglichkeiten zur Naturbesichtigung waren der wenige Jahre zuvor ausgebrochene Mt. St. Helens und der Mt. Rainier im Angebot. Mt. St. Helens redete uns Angela aus – da oben wäre doch alles kaputt und entsprechend nichts anzuschauen. Das haben wir damals ohne Weiteres geschluckt, heute kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Na gut, Mt. Rainier, wir kommen! Wir fuhren zum Paradise-Teil des Parks und es war wirklich das Paradies. Zumal wir mal wieder strahlenden Sonnenschein hatten und der Mt. Rainier sogar sein Haupt zeigte (was wohl recht selten der Fall ist). Wir gingen hier spazieren und die Landschaft schlug mich in ihren Bann.

(http://www.greywolfsreisen.de/198812.jpg)

(http://www.greywolfsreisen.de/198813.jpg)

Ich war wirklich hingerissen und fragte vor der Weiterfahrt bei den Rangern nach, ob man eigentlich als Deutscher in solchen Parks arbeiten kann. Sie verwiesen mich darauf, dass man als Volunteer ohne Bezahlung mitarbeiten kann – eine Sache, die ich spätestens nach meiner Pensionierung mal machen will.
Apropos Weiterfahrt: die fiel beinahe aus, da der Wagen schon wieder seinen Geist aufgegeben hatte. Irgendwie schien ihm Höhenluft nicht zu gefallen.
Angela versuchte, die Probleme zu beheben. Und tatsächlich gelang es ihr, alles zu organisieren. Der Wagen wurde zu einer Werkstatt am Fuß des Berges abgeschleppt und uns Tourmitglieder nahmen freundliche Amis mit.

(http://www.greywolfsreisen.de/198814.jpg)

Während die Werkstatt unseren Wagen auseinander nahm, suchte Angela für uns ein Nachtlager. Letztlich durften wir im großen Garten eines Privathauses unsere Zelte aufschlagen und entsprechend die Badezimmer mit benutzen.

(http://www.greywolfsreisen.de/198815.jpg)

Gibt Schlechteres. Abends orderten wir uns der Einfachheit halber Pizza. Gibt Schlechteres. Und eine Freundin unserer Gastgeberin brachte eine Reihe von uns zum lokalen Saloon, wo wir als Ausländer bestaunt wurden und uns die Zeit mit Reden und Billard vertrieben. Gibt auch da Schlechteres.
Ein Lokalreporter kam übrigens vorbei, um uns als Attraktion für das lokale Käseblatt abzulichten. Und tatsächlich, in Deutschland bekam ich später eine Ausgabe des „Community – South Pierce County Dispatch“. Hier der Artikel über uns (im Bild bin ich übrigens oben in der Mitte):

(http://www.greywolfsreisen.de/198821.jpg)

Nach der erneuten Panne des Wagens war die Stimmung nicht nur deutlich getrübt, sie wendete sich auch gegen unsere Trekleiterin Angela. Das ist ohnehin etwas, was mir auch bei einem späteren Trek aufgefallen ist – wie schnell sich in solchen zufällig zusammengewürfelten Gruppen eine gewisse Rangordnung vom Anführer bis zum Sündenbock entwickelt. Man sollte diesen Effekt keineswegs unterschätzen.
Bei Angela war es nicht nur ihre Verantwortlichkeit für den Wagen, der sie zum Sündenbock prädestinierte. Auch ihre fehlenden Deutschkenntnisse wurden jetzt plötzlich wieder thematisiert. Und vor allem: irgendwie nervte ihre ganze Art einfach.

Naja, es ging weiter nach Seattle, das wir irgendwann nachmittags erreichten.

(http://www.greywolfsreisen.de/198816.jpg)

Wir hielten an dieser Wharf am Meer, wo sich - wie in San Francisco - eine Erlebnismeile mit Restaurants und Shops breitgemacht hatte (gibt es eigentlich irgendeine Hafenstadt in den USA, die das nicht kopiert hat?). Ganz nett. An mehr erinnere ich mich nicht und mehr haben wir auch wohl in Seattle nicht besichtigt. Auf der Weiterfahrt versuchte uns der Engländer Chris noch dazu zu bewegen, wenigstens noch die Space Needle, den berühmten Aussichtsturm und Wahrzeichen Seattles, anzuschauen. Aber so richtig hatte keiner Lust, so dass die entsprechende Abstimmung gegen ihn ausfiel. Und Chris war sauer.

Auch hier kann ich mein Verhalten aus heutiger Sicht nicht nachvollziehen: Wenn man schon mal da ist, wäre es doch wirklich kein Problem gewesen, den Turm anzuschauen?
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Edmund am 30.12.2007, 22:56 Uhr
Hallo Wolfgang,

bin erst heute zum Lesen gekommen. Toll, was vor 20 Jahren alles so passiert ist - macht Spaß mitzufahren. Da überlege ich doch, ob ich es noch zusammenkriege, wie das bei meinem ersten USA-Urlaub 1980 war. Wenn dein Bericht ankommt und meine Erinnerung zurückkehrt, vielleicht schreibe ich auch mal was.
Mach weiter so!
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 30.12.2007, 23:16 Uhr
Auch hier kann ich mein Verhalten aus heutiger Sicht nicht nachvollziehen: Wenn man schon mal da ist, wäre es doch wirklich kein Problem gewesen, den Turm anzuschauen?

Nun, es gibt bestimmt Schlechteres  :lol:

Eigentlich hatte ich mir immer gedacht, diese Touren seien viel straffer durchorganisiert. Daß z.B. im Fall einer Panne von irgendwoher ein Ersatzfahrzeug gefahren kommt, daß die Tourführer mit irgendeiner Zentrale in Verbindung stehen, naja alles halt nach festem Schema geregelt.
Aber offensichtlich hatte ich da ganz falsche Vorstellungen.

Macht Spaß, das mitzulesen  :daumen:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 01.01.2008, 20:26 Uhr
Wer übrigens mal sehen will, wie die USA 1988 ausgesehen haben, kann sich ja mal die alte Serie "Wilder Westen inklusive" anschauen - die ist in diesem Jahr gedreht worden. Interessanterweise habe ich die Serie damals nicht gesehen - keine Ahnung warum.

Eigentlich hatte ich mir immer gedacht, diese Touren seien viel straffer durchorganisiert. Daß z.B. im Fall einer Panne von irgendwoher ein Ersatzfahrzeug gefahren kommt, daß die Tourführer mit irgendeiner Zentrale in Verbindung stehen, naja alles halt nach festem Schema geregelt.
Aber offensichtlich hatte ich da ganz falsche Vorstellungen.

Die Vorstellung hatte ich auch. Warte mal ab - die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende.

Da überlege ich doch, ob ich es noch zusammenkriege, wie das bei meinem ersten USA-Urlaub 1980 war.

Es ist gar nicht so einfach, eine Reise nach so langer Zeit noch einigermaßen zusammen zu kriegen. Gerade, was wir an den einzelnen Sehenswürdigkeiten gemacht haben, kann ich allenfalls noch aus den Fotos erschließen - wenn überhaupt. Insofern ist es gar nicht so einfach, genug Stoff zusammen zu bekommen, um einen interessanten Reisebericht zu schreiben. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, weil
- man so teilweise den Vergleich zum heutigen Reisen sehen kann
- Suntrektouren bisher hier nicht vertreten sind
- auf der Reise - neben der eigentlichen Reise - genug Stoff "drum herum" ist, wie z.B. die Pannen, die das Ganze wieder etwas interessanter werden lassen.

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 01.01.2008, 20:38 Uhr
Boeing-Werke - Vancouver - Vancouver Island - Lewis & Clarke Caverns


Wir übernachteten wohl irgendwo in der Nähe von Seattle. Am nächsten Morgen stand jedenfalls eine Besichtigung der Boeing-Werke an. Da wir direkt zur Öffnung da waren, bekamen wir Plätze für eine der ersten Touren.
Und die war richtig interessant. Mit Bussen wird man übers Werkgelände gefahren und kann die einzelnen Hallen besichtigen. Eine von ihnen war die damals größte Halle der Welt und hatte Platz für gleich mehrere Flugzeuge, die parallel gefertigt wurden.
So sieht das innendrin aus - die wirkliche Größe kann man sich nur vorstellen, wenn man sich klar macht, dass da unten wirklich mehrere große Jets nebeneinander in der Fertigung stehen):

(http://www.greywolfsreisen.de/198819.jpg)

Aufgrund der Größe der Halle braucht man weder Heizung im Winter noch Kühlung im Sommer, da die erheblichen Luftmengen weitgehend die Temperatur alleine halten. Bei der Rundfahrt über das Gelände sah man dann auch noch Flugzeuge, die mit riesigen mechanischen "Stempeln" Belastungstests ausgesetzt waren. Beeindruckend. Übrigens waren damals die meisten Passagierflugzeuge von Boeing, die heutige Konkurrenz durch Airbus war noch in weiter Ferne.

Von Seattle ging es dann über die kanadische Grenze nach Vancouver, wo wir gleich 2 Tage blieben. Übernachtet wurde diesmal in einem kleinen Hotel unweit des Stadtzentrums. Da im Zimmer, das ich mir ja mit meiner Zeltgenossin Ursula teilte, nur ein Double-Bett vorhanden war, einigten wir uns darauf, dass ich gentleman-like im Schlafsack auf dem Boden schlafe.

Abends zogen wir in kleinen Gruppen durch Vancouver. Ich war mit dem Engländer Chris und zwei, drei anderen unterwegs. Chris wollte unbedingt in einen der angesagten Clubs, für die man sich anstellen muss. Ich habe das zwar noch nie verstanden, warum man sich für sowas anstellen sollte. Und außerdem frei nach Groucho Marx: warum wollte ich jemals in einen Club, der sowas wie mich reinlassen würde?
 
Na gut, wir stellten uns halt mit an. Nach 20 Minuten kam einer der Türsteher zu uns und sagt ein paar leise Worte zu Chris. Ich nehme man an, dass er irgend sowas sagte wie: „Hör mal, Dich würden wir ja noch hier reinlassen, aber diese Typen da bei Dir ......“. Jedenfalls gab Chris den Plan mit dem Club sofort auf und wir zogen halt so durch die Stadt, die mir übrigens sehr gut gefiel. Gerade dass man nachts zu Fuß ohne Bedenken durch das Stadtzentrum ziehen kann (in vielen amerikanischen Städten einschließlich San Fran nicht unbedingt empfehlenswert), machte sie mir sehr sympathisch.

Zurück im Hotel – Ursula war noch unterwegs – machte ich es mir mannhaft auf dem Fußboden bequem. Was mich letztlich auch nicht stört, da ich als Bundeswehrsoldat wirklich schon viel unbequemer geschlafen habe (ich sage nur: Winterkampfübung - Übernachtung auf einem Geröllfeld). Als Ursula eine Stunde später selbst kam, meinte sie allerdings, dass das doch irgendwie lächerlich sei und ich könne genauso gut auch im Bett schlafen. Na gut, ich fügte mich in dieses furchtbare Schicksal, mein Bett mit einer attraktiven Blondine teilen zu müssen.  :wink:

Die weiteren beiden Tage in Vancouver verbrachten wir als Suntrek-Gruppe nicht immer zusammen. Angela hatte uns verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, was wir tun könnten und entsprechend fächerte sich die Gruppe je nach den einzelnen Interessen auf. Wobei durchaus auch die Tendenz in der Gruppe war, sich nicht für das Programm zu entscheiden, das Angela selbst machen wollte – sie nervte einfach.

So fuhr ich in einer kleineren Gruppe einen Tag mit der Fähre nach Vancouver Island und besuchte dort die Hauptinselstadt Victoria. Eine wirklich wunderschöne, sehr lebenswerte Stadt mit alten Häusern, netten Straßenzügen und diversen großen und kleineren Hinterhöfen, in denen das Leben tobt. Eine Zeitlang lauschte ich in einem solchen Hinterhof bei einem Bandfestival.
Hier das Wahrzeichen von Victoria, das altehrwürdige Empress-Hotel.

(http://www.greywolfsreisen.de/198817.jpg)

Am nächsten Tag fuhr ich mit einer anderen Gruppe mit einem Schiff Richtung Norden die Küste entlang. Angela wollte da auch unbedingt mitkommen, aber wir erzählten ihr, dass leider die Tourplätze schon alle voll sind – schade, schade! Ich glaube, wir fuhren auch noch dann mit einem Zug weiter in die Berge, die sich ja nicht unweit hinter Vancouver in die Luft erheben. Dort machte ich dann auch noch einen Rundflug mit einer kleinen einmotorigen Maschine über diese Berge.

(http://www.greywolfsreisen.de/198818.jpg)

Letztlich – so muss ich allerdings feststellen – ist mir von diesen Tagen wenig in Erinnerung geblieben. Hat vielleicht von Euch jemand eine Ahnung, wo dieser Rundflug gewesen sein könnte?

Mit deutlich geringerer Anzahl an Gruppenmitgliedern fuhren wir von Vancouver wieder nach Süden. Mehrere hatten hier ihr Ziel erreicht und flogen nach Hause. Und der Engländer Chris, der eigentlich noch weiterfahren sollte, hatte die Schnauze voll. Das Reisen in einer Gruppe hatte er sich wohl anders vorgestellt. Und dann noch der Ärger mit dem Auto – er stieg aus.

Für die restlichen 2 Drittel der Gruppe ging es in möglichst zügiger Fahrt weiter zum Yellowstone. Als Stop unterwegs war von Suntrek der Lewis & Clark Cavern State Park im südlichen Montana vorgesehen. Kennt den jemand? Vermutlich kaum. Der State Park besteht aus einer großen Tropfsteinhöhle, die Ende des 19. Jhd. entdeckt wurde und seitdem auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Die Fahrt dahin zieht sich natürlich sehr, wie jeder weiß, der mal in diesem Bereich unterwegs war. Angela schlug daher vor, dadurch Zeit zu gewinnen, nachts eine längere Strecke zu fahren und dabei im Wagen zu schlafen (außer ihr natürlich). Das war okay und so erreichten wir den State Park irgendwann am frühen Morgen. So richtig komfortabel war das Schlafen im Auto nicht gerade. Aber ein schöner Morgenspaziergang beim Sonnenaufgang mit zwei anderen Tourgenossen war ein schöner Ausgleich.
Hier unser Wagen vor dem Visitor Center - Angela pennt im Schlafsack oben auf dem Gepäckteil.

(http://www.greywolfsreisen.de/198820.jpg)

Gleich nach Öffnung des State Park waren wir dann mit einer geführten Tour in der Höhle. Die Höhle ist nicht schlecht, insgesamt recht groß und halt eine typische Tropfsteinhöhle. Angela nervte uns aber mal wieder mit ihrer geschwätzigen Art. Der große Moment kam dann, als die Führerin für ein paar Sekunden das Licht in einer Höhle ausmachte, um zu zeigen, wie die Wände fluoriszieren (schreibt man das so?), na dass sie eben leicht leuchten. Angela schrie entzückt auf: „OH YES! I SEE IT! I SEE IT!“ Als wir weitergingen, nahm uns ein Amerikaner zur Seite und fragte uns, ob das unsere Tourleiterin sei. Wir bejahten. Er verdrehte die Augen und meinte nur: „She is a pain in the ass“. Das sahen wir auch so. :lol:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Wilder Löwe am 01.01.2008, 21:38 Uhr
Sehr interessant Dein Bericht. Ich habe 1984 eine Tour mit Trek Amerika gemacht, die mir sehr gut gefallen hat. Vom generellen Ablauf ähnlich, aber insgesamt wohl besser organisiert. Und mit einem tollen Reiseleiter  :lol: :herz:  :oops:

Katrin
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 01.01.2008, 22:41 Uhr
Wenn die Fahrt von Vancouver nur noch mit zwei Dritteln der Reisegruppe weiterging, mußtest Du wohl Dein Nachtlager nicht mehr mit Ursula teilen.

Seid Ihr die Strecke von Vancouver bis zu den Lewis & Clark Caverns in einem Rutsch runtergefahren ? Kein Wunder, daß Angela dann auf dem Dach lag, das sind ja mehr als 1200 km. Da ist sie ja mindestens 10-12 Stunden gefahren.

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Biggi am 01.01.2008, 23:14 Uhr
Ich glaube, ich habe hier den Start zu einer äußerst amüsanten Tour verpasst! Aber jetzt ist ja wieder Platz im Bus, also rückt mal ein wenig zusammen, ich muss auch noch mit!
Yellowstone, wir kommen!
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 02.01.2008, 20:58 Uhr
Sehr interessant Dein Bericht. Ich habe 1984 eine Tour mit Trek Amerika gemacht, die mir sehr gut gefallen hat. Vom generellen Ablauf ähnlich, aber insgesamt wohl besser organisiert. Und mit einem tollen Reiseleiter  :lol: :herz:  :oops:
Katrin

Trek Amerika ist meines Wissens von einem ehemaligen Suntrek-Trekleiter gegründet worden, der das System 1:1 abgekupfert hat. Insofern sind die Reisen beider Unternehmen wohl weitgehend identisch. Es hängt halt immer viel von der konkreten Reise und dem konkreten Reiseleiter ab. Ich schreibe später noch was dazu.

Wenn die Fahrt von Vancouver nur noch mit zwei Dritteln der Reisegruppe weiterging, mußtest Du wohl Dein Nachtlager nicht mehr mit Ursula teilen.

Doch, das haben wir weiter gemacht. Sonst hätte man ja noch ein Zelt aufbauen müssen. Und uns hat es nicht gestört.

Seid Ihr die Strecke von Vancouver bis zu den Lewis & Clark Caverns in einem Rutsch runtergefahren ? Kein Wunder, daß Angela dann auf dem Dach lag, das sind ja mehr als 1200 km. Da ist sie ja mindestens 10-12 Stunden gefahren.

Ja, nach meiner Erinnerung. Wir müssen so mittags in Vancouver los gefahren sein und waren am nächsten Morgen gegen 3 oder 4 Uhr bei den Caverns. Angela meinte damals, ihr würde das nicht ausmachen, da sie in ihrem vormaligen Beruf als Handelsvertreterin oftmals über Nacht gefahren sei.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 02.01.2008, 21:08 Uhr
Feuer und Flamme für den Yellowstone

Aufgrund unserer Nachtfahrt erreichten wir den Yellowstone NP dann wohl schon am Nachmittag und schlugen unsere Zelte auf einem Campingplatz am Nordrand des Parkes bei Mammoth Hot Springs auf.

Sommer 1988 im Yellowstone – klingelt es da bei jemanden? Genau, das war die Zeit, als erhebliche Teile des Yellowstone NP in einem Jahrhundertfeuer vernichtet wurden.
Nein, ich muss mich gleich korrigieren: dieser Ausdruck „vernichtet werden“ wird zwar gerne im Nachrichtenjargon verwendet, geht aber an der Realität vorbei. Vernichtet werden allenfalls Bäume und sonstige Pflanzen, die halt abbrennen. Was aber einfach zur Natur dazugehört und auch eine wichtige Reinigungsfunktion im Park darstellt. Alte Baumbestände brennen ab, neue können dann wieder nachwachsen. Und auch wenn das Feuer 1988 gigantische Ausmaße hatte, so ist dies doch nichts Anderes als eben der immerwährende Lauf der Natur, der sich hier zeigte.
 
Dem Tourismus tat dies übrigens kaum Abbruch, der Park war immer noch gut besucht, auch wenn dichte Rauchschwaden fast immer über der Szenerie hingen und manchmal schon fast Nebelcharakter hatten. Die Parkranger bemühten sich, alles am Laufen zu halten. Kam ein Feuer zu nahe an eine Straße, wurde diese eben solange gesperrt bis das Feuer drüber war. Danach wurde die Straße wieder aufgemacht. Mehrfach fuhren wir solche Straßen, bei denen es noch links und rechts qualmte.

So sah es dort aus:
(http://www.greywolfsreisen.de/198823.jpg)

Wir besichtigten zunächst die Sinterterrassen von Mammoth Hot Springs, die damals noch voll von Wasser überspült wurden. Gerade dieses kalkhaltige Wasser sorgte ja nicht nur durch die Ablagerungen für die Sinterterrassen, sondern machte sie auch durch den schneeweiß ausgefällten Kalk besonders hübsch.
Etwa so:
(http://www.greywolfsreisen.de/198822.jpg)

Einige Jahre später versiegte der Wasserfluss weitgehend. Als ich 2002 noch einmal dort war, hatte sich das einstmals schneeweiße Areal weitgehend in grau verwandelt – überhaupt kein Vergleich zu damals.

Unsere weiteren Tage im Park kann ich kaum noch nachvollziehen. Nach den Bildern in meinem Fotoalbum haben haben wir jedenfalls noch den Old Faithful und das dortige thermische Gebiet besucht. Den Grand Canyon of the Yellowstone aber wohl nicht, vermutlich kamen wir wegen dem Feuer nicht durch.

Leider machte erneut der Wagen Schwierigkeiten, liegt doch der Yellowstone recht hoch. Und das machte wiederum Angela Schwierigkeiten, die keine Lust hat, mit dem Wagen im Park rumzufahren, wenn jederzeit Gebiete wegen Feuer wieder geschlossen werden können. Und das machte uns Schwierigkeiten, da wir so weniger vom Park sahen. Jedenfalls war die Stimmung gegenüber Angela gereizt. Das führte zum Teil dazu, dass keiner mehr bei möglichen Ausflügen mit Angela mitfahren wollte und sie alleine loszog.
Nach unseren Erfahrungen am Mt. Rainier hatten wir auch in der Suntrekzentrale angerufen und einen anderen Wagen verlangt, am besten auch einen anderen Trekleiter. Das war aber abgelehnt worden. Erstens wüsste Angela schon, was sie tue, und zweitens hätten sie ohnehin kein Auto frei. Na klasse.

Die hohe Lage des Yellowstone führte übrigens auch zu ganz schön kalten Nächten, wir schlotterten ziemlich in unseren Zelten.

In dem nächstgelegenen Ort im Park fielen mir übrigens auch die vielen Hirsche? Rehe? (ich kann mir das nie merken, was ist das nun?) auf, die dort mitten zwischen den Häusern grasten. Ich schob das auf das Feuer, das die Tiere anscheinend in bewohnte Gebiete trieb. Erst als ich bei unserer späteren Tour 2002 erneut die Tiere dort sah, begriff ich, dass sie sich anscheinend gerne dort aufhalten, weil sie so an Menschen gewöhnt sind.

Hier die Tiere (der nebelartige Charakter des Bildes ist nichts anderes als die Unmengen Rauch, die überall hingen)

(http://www.greywolfsreisen.de/198824.jpg)

Im nächsten Kapitel neigt sich die gemeinsame Tour dem Ende zu - nicht ohne Ärger.

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Anne am 03.01.2008, 09:22 Uhr
Hi GreyWolf,
genau in dem Brandsommer warst Du im Yellowstone- hattet Ihr nicht Probleme beim Atmen? Die Rauchschwaden sehen ja nicht gerade harmlos aus.
Ich kann es mir nicht gerade prickelnd vorstellen, in einem nicht gerade überaus zuverlässigen Wagen zu sitzen, wenn man durch Brandgebiete fährt. :oops:

Aber immerhin hast Du noch die schneeweißen Sinterterassen gesehen. 1987 waren wir auch ganz begeistert.
Übrigens sind die Waipitihirsche 1987 schon auf unserem Campground bei Mammoth sehr "zutraulich" gewesen- ein wollte meine bessere Hälfte durchaus nicht das Zelt aufbauen lassen und hat mit seinem Geweih fast unser Zelt geschreddert. :shock:

Danke noch einmal für den tollen Bericht
Karin
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: USAflo am 03.01.2008, 10:29 Uhr
Wir besichtigten zunächst die Sinterterrassen von Mammoth Hot Springs, die damals noch voll von Wasser überspült wurden. Gerade dieses kalkhaltige Wasser sorgte ja nicht nur durch die Ablagerungen für die Sinterterrassen, sondern machte sie auch durch den schneeweiß ausgefällten Kalk besonders hübsch.

Einige Jahre später versiegte der Wasserfluss weitgehend. Als ich 2002 noch einmal dort war, hatte sich das einstmals schneeweiße Areal weitgehend in grau verwandelt – überhaupt kein Vergleich zu damals.

Wir hatten 1995 auch noch das Glück die Mammoth Hot Springs in ihrer ganzen Schönheit zu bewundern. Wie sieht es denn heute da aus? Hat mal jemand ein Vergleichsfoto? Lohnt es sich denn da noch hinzufahren oder nicht?

Tschau
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 03.01.2008, 20:26 Uhr
Hi GreyWolf,
genau in dem Brandsommer warst Du im Yellowstone- hattet Ihr nicht Probleme beim Atmen? Die Rauchschwaden sehen ja nicht gerade harmlos aus.
Ich kann es mir nicht gerade prickelnd vorstellen, in einem nicht gerade überaus zuverlässigen Wagen zu sitzen, wenn man durch Brandgebiete fährt. :oops:

Nein, mit dem Atmen hatten wir keine Probleme. In aller Regel war der Rauch auch nicht so dicht wie auf dem Foto - zum Teil hatten wir je nach Windrichtung und Nähe der Brände auch strahlend-blauen Himmel.
Und zu den Fahrten: da war ich eigentlich ganz cool, ich habe da auf die Ranger vertraut, die schon wissen, welche Straßen sie wann aufmachen.

Wir hatten 1995 auch noch das Glück die Mammoth Hot Springs in ihrer ganzen Schönheit zu bewundern. Wie sieht es denn heute da aus? Hat mal jemand ein Vergleichsfoto? Lohnt es sich denn da noch hinzufahren oder nicht?

Ob es sich lohnt oder nicht, ist Ansichtssache. Waren die Terrassen früher wirklich komplett schneeweiß bzw. mit schönen "Algenfarben", sind sie jetzt weitgehend grau. Das kann sich aber auch immer wieder ändern, da das Gebiet ja thermisch aktiv ist und mal mehr und mal weniger Wasser fließt. Das folgende Bild zeigt den Unterschied zwischen den nicht überspülten, grauen Bereichen und den überspülten weißen.

(http://www.greywolfsreisen.de/sinter.jpg)

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 03.01.2008, 20:39 Uhr
Nach Salt Lake - der Ärger kumuliert - Nachbetrachtung

Ich glaube, dass wir aufgrund der starken Waldbrände im Yellowstone und der daher eingeschränkten Besichtigungsmöglichkeiten früher weiter gefahren sind als nach dem Tourplan beabsichtigt.
Wie wir genau gefahren sind, kann ich nicht sagen. Logisch wäre eigentlich die direkte Fahrt nach Süden über den Grand Teton NP gewesen. Aber ich habe keinerlei Erinnerung an die Grand Tetons und auch kein Foto im Album, so dass wir diese Strecke wohl nicht genommen haben. Vermutlich war die Südausfahrt wegen den Waldbränden nicht möglich gewesen, so dass wir eine andere Route nehmen mussten (die Westausfahrt über West Yellowstone?).
Da wir eben noch Zeit hatten, um nach Salt Lake zu kommen, schlug Angela vor, den Bear Lake an der Grenze zwischen Wyoming und Utah anzufahren. Dort könnten wir einen netten Tag am See verbringen. Gesagt, getan.

Es muss auf dieser Strecke gewesen sein, als der Wagen erneut bei einer höheren Passstraße ins Röcheln kam und wir mal wieder einige Zeit warten mussten, bis er sich wieder erholt hatte. (Möglicherweise war das dann doch der Pass Richtung Grand Tetons, die wir aber mit Sicherheit nicht besichtigt haben).
Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Mordpläne gegenüber Suntrek im Allgemeinen und Angela im Besonderen wurden erörtert. Auf der Weiterfahrt kam es dann zum offenen Streit zwischen der Gruppe und Angela. Im nächsten Ort kontaktierten wir erneut die Suntrek-Zentrale und verlangten ein Austauschfahrzeug. Und wurden wieder abgebügelt.
Na gut, weiter zum Bear Lake. Immerhin betraf das defekte Auto den Großteil der Gruppe nicht mehr wirklich, da die meisten planmäßig in Salt Lake aussteigen würden.

Am Bear Lake angekommen, kam es aber erneut zum Eklat. Beim Ausladen des Gepäcks schrie Angela auf. Der Inhalt einer Bierdose hatte sich während der Fahrt auf ihren Schlafsack ergossen, der hinter den Sitzen verstaut war. Die Dose war aufgerissen, vermutlich war sie unter den Sitzen irgendwie eingeklemmt gewesen – shit happens.

Angela war aber ganz anderer Meinung. Sie verdächtigte zwei Mädels, die ganz hinten gesessen hatten, der Sabotage und drohte ihnen damit, dass sie aus dem Trek fliegen. Erst nach längerem guten Zureden ließ sich soweit besänftigen, möglicherweise doch einen Unfall anzunehmen. Der Stimmung half das nichts.

Wir verbrachten den Rest des Tages am kleinen Strand eines Ressorts. Wir probierten dort ein Teil aus, das bisher noch niemand von uns gesehen hat: eine Art Wassermotorrad, also einen Jetski. Ganz lustig so ein Teil.

Eine kleinere Gruppe von uns mietete noch ein kleines Motorboot, mit dem wir dann über den See düsten. Baden vom Boot aus war auch ganz lustig. Und außerdem war keine Angela dabei.

(http://www.greywolfsreisen.de/198825.jpg)

Am nächsten Tag ging es weiter nach Salt Lake City, wo wir wieder in einem Motel untergebracht wurden. Hier ging für die meisten der Trek zu Ende. Nur noch zwei Personen, ein Deutscher und meine Zeltgenossin Ursula sollten von hier wieder zurück nach S.F. fahren.
Die Zahl halbierte sich aber, da Ursula auch ausstieg. Da wir uns inzwischen ineinander verliebt hatten - habe ich wohl versehentlich nicht erwähnt ;-) - verbrachte sie die nächsten Tage bis zu meinem Abflug nach Kanada lieber mit mir als mit einem defekten Auto und einer nervigen Angela.
Für den verbliebenen Deutschen tat uns das Leid, zumal er kaum Englisch konnte (im Vertrauen auf die Suntrek-Zusage nach deutschsprachigen Reiseleitern). Wie wohl diese letzte Woche allein mit Angela für ihn war?

An Salt Lake habe ich nur vage Erinnerungen. Positiv fiel mir nur auf, dass die Stadt – amerika-untypisch - sehr fußgängerfreundlich und im Zentrum sehr sicher ist.
Am nächsten Morgen löst sich die Gruppe auf.

Nachbemerkung zu dieser Suntrekreise:

Aus dem vorangegangenen kann natürlich der Eindruck entstehen, dass diese Reise eine absolute Katastrophe war. Aber so war es nicht – bis auf diesen verdammten Wagen. Wäre dieser nicht dauernd ausgefallen, so wäre sicher die Reise ein Erfolg gewesen. Erst mit diesen Problemen spitzte sich der Konflikt zwischen Reiseleiterin und Reiseteilnehmern so unnötig zu.

Im Prinzip ist Suntrek nämlich eine gute Idee. Eine durchdachte und schon diverse Male gefahrene Route. Kleine, überschaubare Gruppen mit internationalem Flair. Die Übernachtung in Zelten und die eigene Verpflegung machen das Ganze recht günstig. Wenn dann auch noch der Reiseleiter stimmt, ist das durchaus empfehlenswert. Nachdem ich meinen ersten Ärger überwunden hatte, habe ich 3 Jahre später noch einmal eine Reise mit Suntrek gemacht. Da war der Wagen in Ordnung und der Trekleiter einer der Begründer von Suntrek mit entsprechender Erfahrung. Und diese Reise war richtig gut. Ich würde Suntrek daher auch heute noch empfehlen.

Ich habe mich mit diesem Suntrek-Chef auch über meine Erfahrungen aus meinem 1988er-Trip unterhalten. Er erinnerte sich gut an Angela und erzählte mir dazu folgendes: Für Angela war dies eine ihrer ersten Touren und die erste Tour im Nordwesten gewesen. Bei dem Van musste mal wohl bei höheren Lagen mit entsprechend dünnerer Luft eine Justierung am Motor (am Vergaser? Ich kenne mich da nicht aus) ändern, anscheinend nur ein Handgriff. Man habe Angela am Telefon mehrfach gefragt, ob sie das auch getan habe, und sie habe es bejaht. Nach der Rückkunft habe man aber festgestellt, dass sie gerade das nicht richtig gemacht habe, weswegen der Wagen jedes Mal in höheren Lagen Schwierigkeiten machte. Ob das jetzt stimmt, weiß ich nicht, es würde aber erklären, warum der Wagen eben immer bei höheren Lagen ausfiel.
 
Angela selbst war nicht unbedingt der Renner bei Suntrek gewesen. Nachdem sich auch beim nächsten Trek Teilnehmer über ihre Leitung beschwert hatten, sei sie gefeuert worden.

Nach den Aussagen dieses Suntrekchefs sind übrigens Liebesbeziehungen bei solchen Reisen durchaus an der Tagesordnung. Er selbst wäre schon zu Hochzeiten eingeladen worden, wo sich das Brautpaar auf einer solchen Reise kennen gelernt hätten. Und zu Taufen, bei denen das Kind auf der Reise gezeugt wurde.

Im nächsten Teil geht es dann zu zweit weiter.

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Anne am 04.01.2008, 09:26 Uhr
Hi GreyWolf,
wie romantisch! Und trotz Schnauzbart!  :wink: :D
Dein Bericht ist sehr spannend- es ist sehr interessant, mal in eine Tour hineinzuschnuppern- irgendwann sind unsere Kids groß genug für Alleinetouren aber nicht groß genug für eigene Autoanmietungen- nach dem Abi z.B.

Ich finde es übrigens gut, dass Deutsch nicht vom Tourleiter gesprochen wird- so lernt man viel eher Englisch dazu. So viel Englisch sollte in jeder Schule mittlerweile rauskommen, dass man in den USA zurechtkommen kann. Und bei Suntrek und co sind die Kunden doch meist recht jung. (oder?)

Tschüß und danke
Karin
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 04.01.2008, 20:21 Uhr
Dein Bericht ist sehr spannend- es ist sehr interessant, mal in eine Tour hineinzuschnuppern- irgendwann sind unsere Kids groß genug für Alleinetouren aber nicht groß genug für eigene Autoanmietungen- nach dem Abi z.B.

Das wäre dann sicher das Richtige.

Ich finde es übrigens gut, dass Deutsch nicht vom Tourleiter gesprochen wird- so lernt man viel eher Englisch dazu. So viel Englisch sollte in jeder Schule mittlerweile rauskommen, dass man in den USA zurechtkommen kann. Und bei Suntrek und co sind die Kunden doch meist recht jung. (oder?)

Heute ist das sicher so, da gibt es ja schon Englisch im Kindergarten. Damals war aber keineswegs so selbstverständlich. Nicht umsonst hat Suntrek damals (auch) deutsch sprechende Tourleiter zugesichert - heute eben nicht mehr.
Und die Kundschaft bei Suntrek ist nicht unbedingt jung. Auf meinen Suntrektouren war der eigentliche "Zielpersonenkreis" von 18 bis 25 eher sparsam vertreten. Von 8 bis über 60 Jahren war alles dabei.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 05.01.2008, 11:10 Uhr
Wenn die Fahrt von Vancouver nur noch mit zwei Dritteln der Reisegruppe weiterging, mußtest Du wohl Dein Nachtlager nicht mehr mit Ursula teilen.

Doch, das haben wir weiter gemacht. Sonst hätte man ja noch ein Zelt aufbauen müssen. Und uns hat es nicht gestört.



Die Zahl halbierte sich aber, da Ursula auch ausstieg. Da wir uns inzwischen ineinander verliebt hatten - habe ich wohl versehentlich nicht erwähnt ;-) - verbrachte sie die nächsten Tage bis zu meinem Abflug nach Kanada lieber mit mir als mit einem defekten Auto und einer nervigen Angela.


Von wegen "zweites Zelt aufbauen müssen". Pah, das war also der wirkliche Grund  :lol:


Zitat
Im nächsten Teil geht es dann zu zweit weiter.
Heißt das, der Bericht geht noch weiter *freu*

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 05.01.2008, 20:28 Uhr
@ Willi: Ich wollte ja nicht die Pointe vorwegnehmen ;-)

Zu zweit weiter - Bryce, Grand Canyon und Zion

Dass ich mich mit Ursula für die kommenden Tage zusammengetan habe, hatte - neben der angenehmen Gesellschaft natürlich - auch einen ganz großen positiven Nebeneffekt.
Erinnert Ihr Euch an meine vergessene Kreditkarte? Ich musste nun während der Reise alles mit meinen Reiseschecks bezahlen, die sich bedrohlich dem Ende zuneigten (zumal ich in Kanada ja noch Geld brauchte). Meine geplante Schleife über das Colorado-Plateau war damit undenkbar, ich hätte wohl die Tage irgendwie in SLC verbringen müssen.

Ursula erbot sich, die Kosten für die nächsten Tage erstmal zu übernehmen, so dass ich insofern aufatmen konnte (selbstverständlich habe ich später meinen Anteil zurückgezahlt).
Ursula besorgte uns einen Mietwagen (auch das wäre ohne Kreditkarte kaum möglich gewesen, zumal in meinem jugendlichen Alter) und am nächsten Morgen starteten wir Richtung Süden.

Alles einsteigen:
(http://www.greywolfsreisen.de/198826.jpg)

Wir fuhren zunächst zum Bryce Canyon, wo wir in der Lodge übernachten. Natürlich erkundeten wir den Bryce hoch und runter einschließlich Wanderung zum Boden des Halbrunds. Da ich zum ersten Mal dort war, faszinierte mich dieser Nationalpark natürlich ungemein. Nach wie vor hatten wir blendendes Wetter.

(http://www.greywolfsreisen.de/198827.jpg)

Sind wir nicht ein hübsches Paar? Und so schlimm war der Schnauzbart ja auch nicht - die Bundfaltenhose erscheint mir viel schlimmer ;-)

(http://www.greywolfsreisen.de/198828.jpg)

Von dort fuhren wir am nächsten Tag zum Nordrand des Grand Canyon. Angesichts der ausklingenden Hochsaison hatten wir sogar das Glück, in einer der Cabins am Rim unterzukommen. Der Grand Canyon an sich beeindruckte mich verständlicherweise sehr.

(http://www.greywolfsreisen.de/198829.jpg)

Natürlich erkundeten wir den Rim und hörten uns in der Lodge auch einen Vortrag einer Rangerin an. Typisch amerikanisch gemacht, mit kleinen Anekdoten und Witzen. Einfach unterhaltsam.

(http://www.greywolfsreisen.de/198830.jpg)

Hier hatten wir dann etwas Pech mit dem Wetter, da ein starkes Gewitter niederging. Andererseits sorgte dies mit den danach aufsteigenden Nebelschwaden für eine besondere Stimmung am Rim.

(http://www.greywolfsreisen.de/198831.jpg)

Abends gingen wir noch im Lodge-eigenen Restaurant essen.

Am nächsten Tag fuhren wir nach SLC zurück, wo tags darauf mein Flieger nach Toronto ging. Dabei fuhren wir auch durch den Zion National Park. Ich muss aber sagen, dass ich mich hieran überhaupt nicht erinnere. Wären nicht eindeutige Fotos im Album, hätte ich schwören können, dort nicht gewesen zu sein.

(http://www.greywolfsreisen.de/198832.jpg)


Um die allgemeine Neugierde zu befriedigen: Zwischen Ursula und mir gab es danach keine große Liebesbeziehung. Sie wohnte zwar in der Schweiz nur ein paar Kilometer von mir entfernt, war aber schon damals vom USA-Virus infiziert. Sie war daher nur zeitweise in der Schweiz zum Arbeiten, um sich dann wieder einige Monate in ihrer Lieblingsstadt San Francisco aufhalten zu können. Schon aus diesem Grund war unserer Zuneigung keine große Zukunft bestellt. Wir blieben gute Freunde und besuchten uns gelegentlich, wenn sie mal gerade wieder in der Schweiz war. Nach einigen Jahren heiratete sie in den USA und kam gar nicht mehr nach Europa. Wir haben uns dann aus den Augen verloren.

Und im letzten Teil geht es dann noch alleine nach Kanada.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Palo am 05.01.2008, 20:55 Uhr
.....und ich hatte gehofft das ihr spaeter geheiratet haettet .... sie ist doch so huebsch :)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 06.01.2008, 13:13 Uhr
.....und ich hatte gehofft das ihr spaeter geheiratet haettet .... sie ist doch so huebsch :)

Wären wir zusammen geblieben - was aber aufgrund der Entfernung einfach nicht ging - wäre das vielleicht auch nicht auszuschließen gewesen.
Aber inzwischen habe ich ja auch noch jemand anderes gefunden - diesmal allerdings ohne Schnauzbart :-)
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 06.01.2008, 13:34 Uhr
Dabei fuhren wir auch durch den Zion National Park. Ich muss aber sagen, dass ich mich hieran überhaupt nicht erinnere. Wären nicht eindeutige Fotos im Album, hätte ich schwören können, dort nicht gewesen zu sein.

Das erinnert mich irgendwie an Asiatische Touristengruppen, die nach neun Tagen Europa-Tour wahrscheinlich oft auch erst auf den Bildern nachsschauen müssen, wo sie denn überall gewesen sind  :lol:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Easy Going am 06.01.2008, 14:52 Uhr
Aber inzwischen habe ich ja auch noch jemand anderes gefunden - diesmal allerdings ohne Schnauzbart :-)
Hallo Wolfgang,
wie jetzt - die Nachfolgerin von Ursula hatte keinen Bart ?  :lol:  :wink:

Dein Bericht ist super - herrlich geschrieben !  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 06.01.2008, 20:31 Uhr
Das erinnert mich irgendwie an Asiatische Touristengruppen, die nach neun Tagen Europa-Tour wahrscheinlich oft auch erst auf den Bildern nachsschauen müssen, wo sie denn überall gewesen sind  :lol:

Naja, das ist ja auch schon bald 20 Jahre her, da lässt das Gedächtnis langsam nach.

Aber inzwischen habe ich ja auch noch jemand anderes gefunden - diesmal allerdings ohne Schnauzbart :-)
Hallo Wolfgang,
wie jetzt - die Nachfolgerin von Ursula hatte keinen Bart ?  :lol:  :wink:

Weder sie noch ich :-)

Dein Bericht ist super - herrlich geschrieben !  :D

Danke. Wegtreten, Herr Obergefreiter d.R.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Susan26 am 06.01.2008, 21:33 Uhr
 :( Och schade, kein Happy End mit dir und Ursula  :lol:
Aber ein schöner Reisebericht! Jetzt gehts doch aber auch noch mit den letzten Tagen in Kanada weiter, oder?
Susan
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Schneewie am 07.01.2008, 08:47 Uhr
Wirklich ein schöner Reisebericht.

Gerade so "alte" Reisen sind doch immer wieder lustig zu lesen.....  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Westernlady am 07.01.2008, 18:26 Uhr
Herrlich  :daumen:

Es macht großen Spaß, Deine Erinnerungen zu teilen!
Danke Wolfgang!
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Palo am 07.01.2008, 18:31 Uhr
Wann geht's nach Kanada?
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 07.01.2008, 20:25 Uhr
Wann geht's nach Kanada?

Immer dieses Gedrängel - "Papa, sind wir bald da?" :-)
Okay, okay, auf vielfachen Wunsch geht es weiter nach Kanada:

SLC - Toronto - Kanufahren im Algonquin Provincial Park - Heimreise

Hinweis vorweg: Leider habe ich von diesem Teil überhaupt keine Bilder mehr gefunden. Ist also nur noch Text.

An meinen Flug von SLC nach Toronto erinnere ich mich gar nicht mehr. Die Erinnerung setzt erst wieder in Toronto ein, wo ich mit dem Taxi Richtung Stadt fuhr. Ich hatte mir einfach gedacht, ich würde vor Ort schon ein Zimmer finden und nichts vorgebucht. Dass ich abends ankam und zudem am Labor Day Weekend – einer der Hauptreisezeiten – war mir ganz entgangen. Als mich nun der Wagen durch die dunkle Nacht in die Innenstadt fuhr, wurde mir doch leicht mulmig. Was passiert, wenn ich jetzt kein Zimmer fand? Meinen Fahrer hatte ich gebeten, mich zu irgendeinem günstigen Hotel in der Stadt zu bringen. Auf unserem Weg durch die Stadt sah ich einen einladenden großen Hotelpalast einer der bekannten Marken (Holiday Inn?), aber mein Fahrer fuhr noch einige Blocks weiter, bis er vor einem kleineren Hotel hielt. Zwar ein Hotel, aber ein kleines, verwinkeltes Haus – irgendwie nicht die Art, die ich mir vorgestellt habe.
Ich fragte nicht mal nach einem Zimmer, sondern lief zu dem Hotelpalast zurück. Schön blöd, denn als ich später einen Reiseführer studierte, stellte sich heraus, dass genau dieses kleine, unscheinbare Hotel als günstiger und guter Übernachtungstipp gehandelt wurde. Wie konnte ich mit so wenig Vorbereitung nach Toronto fahren?

Ich kam bei dem Hotelpalast an und die hatten auch ein Zimmer für mich – puh! Allerdings zu einem Preis, der meine Reiseschecks noch schneller schwinden ließ als ich mir vorgestellt habe. Das konnte ich mir wirklich nicht mehrere Nächte leisten. Gott sei Dank fand ich beim Durchsuchen meines Gepäcks noch einen übersehenen Reisescheck. Jetzt hate ich genug Geld, um mir noch zwei zusätzliche Nächte hier leisten zu können. Dummerweise brauche ich noch drei Nächte – nämlich noch eine vor dem Kanutrip, den ich dann antreten würde, und zwei danach. Was nun?
Auf den naheliegenden Gedanken, mir einfach eine günstigere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, kam ich anscheinend nicht. Stattdessen buchte ich meinen Flug auf einen Tag früher um – so was von dämlich.

Den nächsten Tag trieb ich mich in Toronto rum – eine Stadt, die mir ausnehmend gut gefiel. Sehr lebendig, fußgängerfreundlich, einfach nett.
Am Tag darauf fand ich mich an einem Treffpunkt für die Kanutour ein, von wo wir ca. 25-30 Teilnehmer erst mit dem Zug und dann mit einem Bus in einigen Stunden Fahrt zum Algonquin Provincial Park gefahren wurden. Das ist ein großer Nationalpark, der im Wesentlichen aus viel Wald und noch mehr Seen besteht. Hier hatte ich von Deutschland aus eine einwöchige Kanutour gebucht. Warum ich darauf so wild war – keine Ahnung. Vermutlich klang es irgendwie einfach abenteuerlich, eine Woche in der Wildnis rumzupaddeln.

Im Park angekommen, übernachteten wir im Basiscamp in kleinen Hüttchen. An nächsten Morgen wurden wir in die Grundbegriffe des Kanufahrens eingewiesen und in 2 Gruppen aufgeteilt. Jeweils ca. 12-14 Mann, geführt von einem Reiseleiter. Wir besetzten jeweils zu zweit ein Kanu, an Gepäck nahmen wir nur das Allernötigste mit. Meine Gruppe bestand – wenn ich mich recht erinnere – im Wesentlichen aus Kanadiern, die Tourleiterin war aber wohl eine Deutsche. Eine hübsche Schweizerin war jedenfalls nicht dabei. Und mein Kanu- und damit Zeltkamerad war ein totaler Computernerd, in den nur Leben kam, wenn er seltene Vögel sah.

Was soll ich sagen, die Sache war ein voller Erfolg. Die Landschaft ist schön und sehr einsam. Wir hatten sehr gutes Wetter mit kaum Niederschlägen, warmen Tagen, aber kühlen Nächten (was uns die Moskitos vom Leib hielt). Und Kanuwandern macht unter solchen Umständen richtig Spaß. Wir befuhren eine bestimmte Reihe von Seen und Flüssen im Park. Dazwischen mussten wir die Ausrüstung und Kanus auch mal von einem Gewässer zum anderen tragen (sog. Portages), was leichter ist, als man eigentlich vermutet. Zur Not kann man so ein Kanu auch mal alleine tragen.
 
Gewisse Höhepunkte war die Überquerung von Biberdämmen, wenn diese den Fluss oder See blockierten. Wie macht man das? Ganz einfach. Zunächst fährt man mit zwei Kanus an den Damm ran und lässt zwei Mann auf den Damm klettern. Das geht durchaus, die Dämme sind verdammt stabil. Der jeweils verbliebene Mann im Kanu lenkt nun das Kanu mit möglichst hoher Geschwindigkeit gegen den nach oben konisch zulaufenden Damm. Wenn die beiden auf dem Damm Stehenden gut zupacken und das Kanu weiterschieben, kann man so das Kanu in einem Zug halbwegs über den Damm bekommen. Dann bewegt sich der im Kanu sitzende in die vordere Hälfte, die schon über den Damm ist. Und dann müssen die auf dem Damm nur noch kräftig schieben und schon ist das Kanu drüben.

Ansonsten war das Kanuleben ein bisschen wie Suntrek. Camp aufbauen, Holz suchen, kochen, aufräumen und zusammensitzen. Übernachtet wurde auch wieder in Zelten.
Einmal ging das abendliche Feuermachen fast schief, als anscheinend durch einen beim Glutlöschen verirrten Funken ein nahestehender Busch in helle Flammen aufgeht. Gott sei Dank war noch jemand von uns wach und konnte die Ausbreitung des Feuers verhindern, sonst hätte das übel ausgehen können. Ich habe zu dieser Zeit selig geschlafen.

Zurück in Toronto ging es dann noch mal eine Nacht in diesen Hotelpalast und dann zurück nach Deutschland. Nicht ohne den Wunsch, nochmal zurückzukehren,

1991 machte ich dann meinen zweiten Trip - erneut mit Suntrek und von Denver bis San Francisco. Diese Reise war einfach toll - kein kaputtes Auto und ein netter Reiseleiter - und hat mich endgültig mit dem USA-Virus infiziert.

The End
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Susan26 am 07.01.2008, 21:23 Uhr
Das war ja wirklich eine spannende und aufregende Reise und als krönender Abschluss: Wasserwandern in Kanada ... ein Traum!
Schade, dass es davon keine Bilder gibt, aber vielleicht hast du dei Kamera sicherheitshalber gar nicht erst mitgenommen ... damit sie nicht im Wasser landet  :wink:

Gibts denn von der nächsten Suntrek-Tour auch einen Bericht (du hast mich auf den Geschmack gebracht und wenn es so viel toller war .....  :lol: )

Susan
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Sammy06 am 07.01.2008, 22:25 Uhr
Hallo Wolfgang,
das war ein toller RB,musste ihn Heute am Stück zuende lesen
da ich irgendwie mittendrin den Anschluß verpasst hatte.
Sei beruhigt bei " Greyhound " gibt es auch nicht immer
einen Ersatzbus.Uns hat nach einer Panne ein anderer Bus mitgenommen
aber wir mussten stehen.  :zuberge:
Das mit dem Auto hätte mich auch total genervt.

Gruss Renate
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Palo am 07.01.2008, 22:46 Uhr
Danke für den schönen Reisebericht, und die tollen Bilder. Es hat Spaß gemacht mitzufahren.

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Willi am 08.01.2008, 08:40 Uhr
Toller Bericht, Wolfgang   :daumen:

Trotz (oder gerade wegen) der vielen Widrigkeiten während der Reise sicher ein unvergessliches Erlebnis.

Danke, daß ich mitfahren konnte, es hat mir viel Spaß gemacht.  :)

Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Doreen & Andreas am 08.01.2008, 14:24 Uhr
Vielen Dank, daß Du uns an Deiner Ersttäter-Tour teilhaben lassen hast.
Ich habe sie jedenfalls mit großem Interesse verfolgt...
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: knutshome am 08.01.2008, 18:57 Uhr
Hallo Wolfgang,

vielen dank für den tollen Bericht.  :applaus:   :daumen:
Bin gerne mitgefahren.

Vielleicht kommt ja noch ein weiterer dazu.. :-)

Carmen
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Biggi am 08.01.2008, 19:21 Uhr
Dankeschön für diesen Bericht, er war sehr unterhaltsam geschrieben und und alles war dabei: Städte und schöne Landschaften, Camping, Road Movie, Pannen und die Liebe. Wunderbar.  :D
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 08.01.2008, 20:17 Uhr
Danke für die freundlichen Kommentare. Ich war mir nicht sicher, ob dieser Reisebericht mit seinen doch deutlichen Erinnerungslücken neben dem auffallend hohen Niveau der Reiseberichte bei usa-reise.de bestehen kann - anscheinend bestand er.

Die Bilder von dem Kanutrip gab es - ich muss sie aber mal in einem Anfall momentanen Schwachsinns aussortiert haben. Da konnte ich aber nicht ahnen, dass ich später noch einen Reisebericht drüber schreiben würde.

Über meine 1991er-Reise mit Suntrek werde ich aber keinen Reisebericht schreiben. Wenn Ihr Euch den 1988er-Bericht genau anschaut, bezieht er nämlich seine wesentlichen Informationen aus dem menschlichen Miteinander und den Autopannen. Bei den Sehenswürdigkeiten erinnere ich mich kaum noch an etwas, wenn nicht gerade - wie in Yellowstone - der Park brannte. Und insofern wäre die 1991er-Reise einfach nicht ergiebig genug, da das menschliche Miteinander normaler war (keine Liebesbeziehung, keine nervige Angela) und auch das Auto funktionierte.

Aber ich habe noch einen originalen Reisebericht meiner Mutter in der Hinterhand - 5 Tage durch den zentralen Osten zu Thanksgiving 1963! Damit das aber eine runde Sache wird, müsste ich Dias abfotografieren und das dauert ein bisschen - zumal ich im Augenblick keinen Diaprojektor habe.
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Susan26 am 09.01.2008, 11:35 Uhr
Aber ich habe noch einen originalen Reisebericht meiner Mutter in der Hinterhand - 5 Tage durch den zentralen Osten zu Thanksgiving 1963! Damit das aber eine runde Sache wird, müsste ich Dias abfotografieren und das dauert ein bisschen - zumal ich im Augenblick keinen Diaprojektor habe.

Also ich persönlich würde das sehr spannend finden. Wäre schön, wenn du irgendwann die Zeit dazu findest  :D Ich fahr dann jedenfalls gern mit oder ist man zu dieser Zeit noch gelaufen  :lol: ?
Susan
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Sedona am 09.01.2008, 14:01 Uhr
Hallo Wofgang,
da mich seit gestern ein Hexenschuss komplett lahmgelegt hat, hab ich ausnahmsweise mal wieder bissi mehr Zeit fürs Forum und habe mir Deinen kompletten Bericht in einem Zug durchgelesen.
Danke für diesen Bericht! Er ist nicht nur schön geschrieben, sondern hat mir jetzt geholfen eine Stunde lang nicht an mein Kreuz zu denken und in einer anderen Welt zu versinken.
Wenn das die Geschichte gewesen wäre, wie Du Deine Frau kennengelernt hast, wäre sie fast nicht zu toppen gewesen! Aber auch so war es lustig mit in dem Schrottbus von Suntrek gesessen zu sein! :wink:
LG,
Isa
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: digithali am 09.01.2008, 15:41 Uhr
Aber ich habe noch einen originalen Reisebericht meiner Mutter in der Hinterhand - 5 Tage durch den zentralen Osten zu Thanksgiving 1963! Damit das aber eine runde Sache wird, müsste ich Dias abfotografieren und das dauert ein bisschen - zumal ich im Augenblick keinen Diaprojektor habe.

Also ich persönlich würde das sehr spannend finden. Wäre schön, wenn du irgendwann die Zeit dazu findest  :D Ich fahr dann jedenfalls gern mit oder ist man zu dieser Zeit noch gelaufen  :lol: ?
Susan

Wir auch  :dafuer: :dafuer:
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: Anne am 09.01.2008, 16:05 Uhr
Hi Wolfgang,
ich habe gerade mit großem Interesse Deinen Reisebericht zuende gelesen. Es hat großen Spaß gemacht, in die Vergangenheit zu reisen. Mit den Augen von damals und den Erfahrungen von heute- die Kombination war äußeste interessant, lehrreich und lustig, vielen Dank.
Tschüß
Karin
Titel: Re: 1988 - Das erste Mal in den USA - Nordwesten mit Suntrek
Beitrag von: GreyWolf am 11.01.2008, 20:10 Uhr
Danke für diesen Bericht! Er ist nicht nur schön geschrieben, sondern hat mir jetzt geholfen eine Stunde lang nicht an mein Kreuz zu denken und in einer anderen Welt zu versinken.

Danke Isa, das ist ein sehr schönes Kompliment. Ich hoffe, Deinem Kreuz geht es wieder besser.

Wenn das die Geschichte gewesen wäre, wie Du Deine Frau kennengelernt hast, wäre sie fast nicht zu toppen gewesen!

Das stimmt. Aber die Geschichte, wie ich meine Frau kennengelernt habe, ist auch ganz nett. Hat aber nix mit Reisen in den USA zu tun und entsprechend in diesem Forum nichts zu suchen.