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Autor Thema: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen  (Gelesen 13377 mal)

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Tashville

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Woah, ein paar Wochen nicht im Forum (zum Teil aus offensichtlichen Gründen, siehe dieser Bericht), und schon 56 Seiten für die Liste der "ungelesen Beiträge". Ich wühl mich da mal später durch und fang hier mal einen Reisebericht an. Als kleine Warnung vorweg: ich bin kein guter Erzähler von Dingen, die ich erlebe. Seht es mir also bitte nach, wenn es manchmal etwas trocken wird.

Aber von Anfang an, wie kam es eigentlich zu dieser Reise?

Planung und Motivation

Nachdem ich schon einige Male mit Freunden im Wohnmobil durch den amerikanischen Westen gereist war und meinen Eltern von den tollen Erfahrungen vorgeschwärmt hatte, war auch das Interesse meiner Eltern geweckt. Mein Vorschlag, doch mal zusammen eine solche Tour zu machen, wurde erst skeptisch, dann aber mit wachsender Begeisterung aufgenommen.

Also fing ich an zu planen, und am Ende kam raus: eine Woche Bay Area mit dem Auto (San Francisco, San Jose), drei Wochen mit dem Wohnmobil übers Land. Als Wohnmobil suchten wir uns das AS32 von El Monte aus, ein Bus ohne Alkoven und (bei diesem Modell) mit zwei Slideouts. Reisezeit war vom 19. Januar bis 16. Februar 2008.

Warum ausgerechnet im Winter? Einmal, weil ich zu einer Convention wollte, anderseits aber weil es dann nicht so teuer und vor allem in den Nationalparks nicht so voll ist. Außerdem hoffte ich auf etwas Schnee in den Parks. Das mit dem Schnee hat dann auch geklappt.

Der Bericht ist nun etwas sehr lang geworden, ich glaube das ist kein Wunder bei einem so langen Urlaub. Ich poste mal nach und nach in etwas handlicheren Stücken, jeden Tag einzeln wäre es allerdings auch etwas langwierig, mal sehen ob ich da einen vernünftigen Kompromiss ohne Bildschirmsprengung hinbekomme.

Samstag, 19. Januar: Flug & Co

United buchen und Lufthansa fliegen ist zwar deutlich günstiger als direkt Lufthansa zu buchen, hat aber einen entscheidenden Nachteil: die Sitzplatzreservierung ist erst beim Checkin möglich. Immerhin funktioniert das mit dem Vorabend-Checkin. Das sorgte dann schon für das erste Problem: meine Eltern flogen von Frankfurt, ich hatte noch einen Flug von Nürnberg nach Frankfurt. Trotz gegenteiliger Aussage der Dame am Schalter in Frankfurt wurde ich für den Flug nach San Francisco auch gleich eingebucht, so dass ich in Nürnberg nur die Boardingcard für den Regionalflug bekam und die andere Boardkarte in Frankfurt holen musste. Bei nur 90 Minuten Zeit zwischen den Flügen (und erwarteten 45 Minuten Verzögerung in Nürnberg) etwas arg knapp... Liebe LH-Systems, mit dem alten System ging das noch, ich glaube da habt ihr was übersehen...

Wider Erwarten war dann der Regionalflug doch pünktlich, und es war keine weitere Sicherheitskontrolle in Frankfurt mehr zu durchlaufen.  Endlich eine vernünftige Lösung: wer von einem Flug innerhalb der EU und am richtigen Terminal ankommt kann (bis auf eine Passkontrolle) sofort zu seinem Abflug-Gate.

Es tauchte aber das nächste Problem in Frankfurt auf: für den Ausdruck der Boardkarte verlangte das System eine Visumsnummer. Was zur...?!  Tatsächlich hatte das System aber (wiedermal) die APIS-Daten nicht gespeichert. Den Zettel hatte ich ja noch dabei, und nach Eingabe derselben bekam ich dann auch die Boardkarte. Liebe LH-Systems, wie wäre es mal mit nicht-verwirrenden Fehlermeldungen?

Der Flug nach San Francisco war sehr angenehm. Ein Koffer war wegen des Checkin-Problems leider in Nürnberg geblieben, natürlich der mit der Kleidung, der kleine Koffer mit meinem ganzen Technik-Krempel war da. Aber ich wurde schon direkt bei der Gepäckausgabe ausgerufen, habe meine Telefonnummer und die Hoteladresse hinterlassen, und am nächsten Tag war der fehlende Koffer dann auch im Hotel. So gehört das, davon kann sich Air France mal eine Scheibe (oder zwei) von abschneiden.

Für San Francisco hatten wir das Holiday Inn Express Fisherman's Wharf gebucht, die Tiefgarage ist zwar sündhaft teuer (Valet Parking only), dafür ist das Hotel für den Standard und die Lage durchaus bezahlbar. Direkt nebenan ist übrigens ein Holiday Inn (ohne Express), das kostet genausoviel, aber mit self-parking und kein Frühstück...

Abends sind wir dann noch einmal kurz über Fisherman's Wharf und haben dann bei Lori's Diner zu Abend gegessen.
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GreyWolf

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #1 am: 05.03.2008, 20:30 Uhr »
Au ja, noch ein Winter-Reisebericht. Ich habe das für mich noch nie als wirkliche Option angesehen, aber wenn man sich die Berichte so durchliest, kann das durchaus mal eine überlegenswerte Alternative sein.

Verstehe ich es richtig, dass es für Deine Eltern die erste USA-Reise war? Dann darf man ja mal auf die Reaktionen gespannt sein.

Der Flug nach San Francisco war sehr angenehm. Ein Koffer war wegen des Checkin-Problems leider in Nürnberg geblieben, natürlich der mit der Kleidung, der kleine Koffer mit meinem ganzen Technik-Krempel war da.

Das habe ich noch nie verstanden. Wenn zwei Koffer binnen weniger Sekunden hintereinander eingecheckt werden, warum kommt dann einer an und einer nicht? Steht da hinten einer und schmeißt jeden 10. Koffer vom Band, damit es ein bisschen spannender wird? :-)
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Tashville

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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #2 am: 06.03.2008, 17:34 Uhr »
Sonntag, 20. Januar: Golden Gate

Jetlag sei dank sind wir früh aus dem Bett gekommen, aber es dauerte dann doch etwas, bis wir uns organisiert hatten. Nach dem Frühstück sind wir mit der Straßenbahnlinie F zum Pier 33 gefahren, um Karten nach Alcatraz für den nächsten Tag zu kaufen, und dann weiter zur Kreuzung Market St / Powell St. Die MUNI-Dreitagskarte ist einfach Pflicht. Und wir haben sie auch ordentlich dazu genutzt, mit den Cable-Cars hin- und herzufahren. Ich liebe diese Fahrzeuge. Meine Eltern fanden die alten Straßenbahnen allerdings spannender.  :D

Den restlichen Tag verbrachten wir dann damit, rund um die Golden Gate Bridge Fotos zu schießen. Das war jetzt mein vierter Aufenthalt in San Francisco, und das erste mal überhaupt war ich auf der Nordseite... Auf dem Weg zu einem der Aussichtspunkte habe ich mich dann natürlich prompt verfahren, was uns zu einem netten Pazifik-Strand namens Roedeo Beach führte. Ich könnte schwören, den Ort schonmal gesehen zu haben... Meine Mutter fand es toll, endlich mal wieder ans Meer zu kommen. Die Aussichtspunkte auf die Brücke haben wir dann natürlich auch noch gefunden. ;-)

Fort Point auf der Südseite der Brücke hatte ich früher auch immer ausgelassen. Eine wirklich klasse Fotolocation, aber es war ziemlich windig und kalt.

Was wäre ein Eintrag über die Golden Gate Bridge ohne ein Foto? Ich habe mal dieses hier herausgegriffen:



Montag, 21. Januar: Alcatraz

Das Wetter war nicht so toll wie am Vortag, öfter mal kurze Schauer über Tag und abends strömender Regen. Vormittags waren wir auf Alcatraz. Da ich schon zweimal da war, habe ich nicht allzuviele Fotos geschossen, aber meine Eltern kannten es noch nicht, und für die beiden war das sehr spannend. Die Audio-Tour ist sehr zu empfehlen, sie sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre und man bekommt einen guten Eindruck über die Haftbedingungen.



Abends sind wir durch Chinatown gestromert. Ich verlauf mich da jedesmal. Anscheinend verändert sich das Quartier so langsam von einer Touristenfalle zu einem Einkaufsviertel. Es sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Kitschläden, dafür mehr Spezialgeschäfte mit Waren von gehobener Qualität.

Dienstag, 22. Januar: Twin Peaks und Lincoln Park

Trotz des nebeligen Wetters (der Fernsehturm war komplett in Wolken gehüllt)
hatten wir von Twin Peaks eine spekaktuläre Sicht auf die Stadt. Für Fotos war das Wetter dann aber doch nicht gut genug, mal sehen ob nach dem Sortieren noch was übrig bleibt.

Entlang Ocean Beach sind wir dann Lincoln Park gefahren. Auf einem Parkplatz an einem der Strände haben wir dann zufällig Freunde von mir getroffen, die zur selben Zeit in der Stadt waren. Ein Abschleppdienst zog gerade einen SUV vom Strand (natürlich keines unserer Fahrzeuge), der sich da festgefahren hatte. Ein SUV ist kein geeignetes Fahrzeug, um durch Dünen zu heitzen, ihr Stadtmenschen!

Und zum ersten mal habe ich es endlich geschafft, die Golden Gate Bridge bei miesem Wetter zu fotografieren:



Anschließend sind wir dann zum Pier 39 gefahren, wo ich noch ein paar Handpuppen und T-Shirts kaufte. Meiner Mutter war das zusehr Touristenfalle, mein Vater hat sich daran versucht, die Seelöwen zu fotografieren. Danach erstmal die Beute des Tages ins Hotel gebracht, auf dem Weg vom Hotel zur Cable-Car-Haltestelle trafen wir dann noch den Rest der Reisegruppe meiner Freunde. Wir sind dann noch viel Cable-Car gefahren an dem Abend, sind einmal die Serpentinen-Strecke der Lombard Street runter- und wieder raufgelaufen und haben uns dann abends eine Pizza in dem Pizza-Laden neben dem Spy-Shop um die Ecke geholt. Schreckliches Ambiente, leckere Pizza. Kleine Empfehlung für Liebhaber herber Biere: Anchor Steam Beer ist ein erstaunlich leckeres Bier aus San Francisco.
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Westernlady

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #3 am: 06.03.2008, 17:40 Uhr »
Wow, das Bild von der Golden Gate vor diesem dunklen Schlechtwetterhimmel schaut toll aus!!!

Tashville

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #4 am: 06.03.2008, 17:46 Uhr »
Verstehe ich es richtig, dass es für Deine Eltern die erste USA-Reise war? Dann darf man ja mal auf die Reaktionen gespannt sein.

Es war ihre erste Tour mit dem Wohnwagen, und die erste "frei geplante" Reise in die Region. Mein Vater war gelegentlich mal beruflich in New Mexico und Arizona, ansonsten waren wir in den 70ern schonmal auf Verwandtschaftsbesuch an der Ostküste. Und die beiden waren mit einer Reisegruppe mal in Kanada. Der Kulturschock war also nicht ganz so groß.   :grins:

Was meine Mutter nicht so toll fand, war die Auswahl an Restaurants. Systemgastronomie ist nicht so ihr Ding. Und den billigen Italiener um die Ecke gibt es nunmal nicht in der gewohnten Form. Entweder Diner oder Schnellrestaurant, oder eher gehobene Gastronomie. Immerhin, auch sie hat Starbucks auf der Tour zu schätzen gelernt.

Zitat
Das habe ich noch nie verstanden. Wenn zwei Koffer binnen weniger Sekunden hintereinander eingecheckt werden, warum kommt dann einer an und einer nicht? Steht da hinten einer und schmeißt jeden 10. Koffer vom Band, damit es ein bisschen spannender wird? :-)

Ich vermute, dass die beiden Koffer in Nürnberg nicht direkt hintereinander verpackt wurden und so der eine es beim Durchchecken noch geschafft hat, der andere aber schon rausgezogen war. Das war auch nicht so schlimm, ich habe immer Unterwäsche für zwei Tage im Handgepäck und alles andere bekommt man auch vor Ort.
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Tashville

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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #5 am: 07.03.2008, 16:40 Uhr »
Mittwoch, 23. Januar: Oakland

Die USS Hornet CVS-12 ist sicherlich ein eher ungewöhnliches Ziel auf einem US-Trip von Europäern, insbesondere für Leute wie mich, die mit Militär eigentlich garnichts am Hut haben. Aber der alte Flugzeugträger ist sehr interessant, sowohl in historischer wie auch technologischer Hinsicht. Wir haben da einige Stunden verbracht, von den Unterdecks bis hin zur Brücke und dem War-Room. Die Führungen werden von alten Veteranen geleitet, die auf dem Schiff selbst Dienst geleistet haben. Die Atmosphäre ist sehr schwer zu beschreiben. Ich möchte jedem, der Interesse an Seefahrtsgeschichte hat und in der Gegend ist, ans Herz legen, das Schiff einmal zu besichtigen.



Später fuhren wir dann nach San Jose, checkten in das DoubleTree Hotel ein, und fuhren zum nächsten Safeway, um Getränke zu kaufen. Abendessen hatten wir bei Spencers, einem sehr guten aber auch recht teuren Steakhouse, das eine Filiale im Hotel unterhält.

Donnerstag, 24. Januar: Shopping

Was genau machten wir eigentlich in San Jose? Anfang Januar findet dort immer eine Fantasy-Convention statt, an der meine Freunde und ich möglichst teilnehme. Diesmal habe ich auch meine Eltern mitgeschleppt. Donnerstags ist bis auf Registrierung und Eröffnung noch nicht viel los, also fuhren wir erstmal einkaufen. Ich habe noch einen Cowboy-Hut in einem Western-Laden gefunden, ein wenig Kleinkram bei Walmart, und schon ein paar Sonderposten für den Trip im Wohnmobil gesichert. Dann sind wir zur Great Mall weitergefahren und dort (ohne viel Geld ausgegeben zu haben) einmal durchgelaufen. Schließlich noch bei Fry's durch, mein Vater hat dort günstig eine neue Digitalfotokamera gekauft, nachdem er feststellen musste, dass es nirgendwo Smart-Media-Karten für seine alte Kamera mehr gibt und die bestehenden Karten nach und nach kaputtgehen...

Das war übrigens unser Hotelzimmer:



Freitag, 25. bis Sonntag, 27. Januar

Nicht viel zu berichten, was für dieses Forum von Interesse wäre. Highlights waren das Solo-Konzert des Folk-Musikers Alexander James Adams,



der Ehrengast Dave Barclay, ein professioneller Puppenspieler (auf dem Foto links, mit der Fernbedienung),



die San Jose Taiko group (leider kein Foto, da ich mitten im Publikum saß) und die Samstagabend Comedy-Show (ebenso.) Hat eine Menge Spaß gemacht, sogar meinen Eltern.
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Cincinnati

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #6 am: 07.03.2008, 16:46 Uhr »
Wow, das Bild von der Golden Gate vor diesem dunklen Schlechtwetterhimmel schaut toll aus!!!
dem stimme  ich zu ... endlich mal ein ganz anderes individuelles Bild von dieser Brücke .. :lol:
" ... eure  lustige, listige, schleimige und  schwänzelnde Schlange "

americanhero

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #7 am: 07.03.2008, 18:23 Uhr »
toller Bericht, und dann noch im Winter. Da bin ich doch auch wieder mit an Board.
Und das Bild mit den dunklen Wolken an der Golden Gate Bridge ist wirklich stimmungsvoll. :daumen:


Greetz,

Yvonne

Tashville

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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #8 am: 09.03.2008, 14:26 Uhr »
Montag, 28. Januar: Highway One

Wir sind früh raus, standen um 9:00 Uhr bei El Monte in Dublin auf der Matte und übernahmen das Wohnmobil, kauften ein was man so auf einer Wohnmobiltour braucht, und brachten den Miet-PKW zurück zu Alamo. Zum Glück hatte ich vor der Tour eine Einkaufsliste gemacht, soweit ich mich dran erinnern konnte, was meine Freunde und ich die letzten Jahre immer benötigt haben. Das hat doch einiges an Zeit gespart. Für meine Eltern war das auch nicht so der Kulturschock, wenn man mal das Sortiment von großen Supermärkten in Deutschland und das der amerikanischen vergleicht, ist das nicht mehr so extrem unterschiedlich. Zumindest gegenüber den 70ern, das letzte mal als meine Mutter in den USA war.

Dank der Vorbereitung sind wir auch halbwegs pünktlich losgekommen. Wir verbrachten etwa zwei Stunden in Monterey. Im Winter sehr zu empfehlen, im Sommer dürfte es da aber etwas voll werden, fürchte ich.



Dann ging es auf die CA 1. Leider dieses Jahr kein spektakulärer Sonnenuntergang über dem Pazifik, ein paar Wolken am Horizont verhinderten den. Aber dafür später eine sternenklare Nacht. Und was für ein Sternenhimmel!

Highway One ist mit einem so großen Fahrzeug, ein 34 Fuß langer Wohnmobilbus mit viel zu weicher Federung, etwas frickelig zu fahren. Aber mag diese Strecke, auch bei Nacht.

Dienstag, 29. Januar: Fahrt nach 29 Palms

Übernachtet haben wir in Morro Bay bei Morro Dunes. Der Campground liegt fast direkt am Strand:



Wir sind dann auch nicht ganz so früh auf die Strecke gekommen. Bei so tollem Wetter bleibt man gerne noch etwas länger... Die Fahrt nach 29 Palms war dann doch etwas anstrengender. In LA sind wir genau in den Feierabendverkehr gekommen, was uns gut und gerne zwei Stunden gekostet hat.

Mittwoch, 30. Januar: Joshua Tree

Ich weiß nicht warum, aber nach Joshua Tree National Park zieht es mich immer wieder. Wir haben ein paar kurze Wanderungen unternommen: Arch Rock, Cholla Cactus Garden, den Bereich um Split Rock, dann Skull Rock und Barker Dam. Für Hidden Valley war es dann schon etwas zu spät, aber ich finde Barker Dam eh schöner. Statt dessen sind wir zum Keys Point gefahren, solange es noch halbwegs hell war. Es war sehr kalt und windig, es hätte uns fast vom Aussichtspunkt geweht. Und dank der Bewölkung schon wieder keinen Sonnenuntergang gesehen. Aber auch bei vergleichsweise miesem Wetter ist Joshua Tree immer noch sehr interessant. Und ich liebe diese Ort einfach.



Beim Campground war der Wind zum Glück wieder abgeflaut, auch wenn es immer noch sehr kalt war. Immerhin hat es nicht gefroren und mein Vater und ich konnten grillen. Mit der richtigen Kohle (die Lektion habe ich in den letzten Jahren gelernt: keine "Nur den Sack anzünden"-Kohle kaufen) werden die Steaks dann auch ganz hervorragend.
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Tashville

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #9 am: 10.03.2008, 16:42 Uhr »
Donnerstag, 31. Januar: Route 66

Hier gibt es mal keine Fotos, weil ich wieder der Fahrer war. Wir sind die Historic 66 nach Williams gefahren, mit Ausnahme der Gebirgsstrecke und einiger Ortsdurchfahrten. In Kingman habe ich dann meine Eltern die wundersame Welt der Sandwiches von Arby's gezeigt. Das Zeug, warme Roastbeefaufschnitt-Brötchen, ist sehr gewöhnungsbedürftig für uns Deutsche, aber ich mag es. Erstaunlicherweise auch meine Eltern... Auch ganz witzig war die Tüte Kartoffelchips, die in Williams wie ein Ballon aufgeblasen war. Nun, kein Wunder. Gekauft auf Seehöhe, und dann auf 7000 Fuß hochgekarrt.

Ich höre sie schon, die Frage: wo bleibt endlich der versprochene Schnee? Nun, hier ist er, und er wird uns auch eine ganze Weile begleiten. Auf dem Campground lagen 20 cm davon, zum Glück war halbwegs vernünftig geräumt.

Freitag, 1. Februar: Grand Canyon

Grand Canyon! Tolle Aussicht!



Ach, doch nicht aus dem Fenster vom Wohnmobil. Ich meine:



Bei unserer Ankunft war es bewölkt, aber es heiterte ziemlich schnell auf und wir hatten wunderbare Aussichten am Grand Canyon. Wanderwege gibt es fast nur runter in die Schlucht, bei Eis und Schnee ein halsbrecherisches Unterfangen. Das haben wir natürlich seingelassen. Statt dessen die diversen Aussichtspunkte abgeklappert: Yavapi Observation Station, Mather Point, Pima Point, Hermits Rest, Hopi Point, Grand View Point und Desert View. Die Wanderstöcke waren trotzdem sehr praktisch, da die Wege zum Teil spiegelglatt waren.

So schön die Aussicht auch ist, die Beschilderung im Park ist eine Katastrophe. Wir wurden einige Male in die falsche Richtung geleitet, oder mussten erst längere Zeit versuchen, anhand der nicht maßstäblichen Karten herauszubekommen, wo es denn nun langgeht. Das ist leider nicht nur im Park so. Ein Aussichtspunkt außerhalb des Parks, den ich ansteuerte, war nur ein einspuriger asphaltierter Weg ohne Möglichkeit zu wenden, so dass ich rückwärts wieder auf den Highway 64 fahren musste. Sowas wollte ich doch schon immer mal mit einem elend langen Wohnmobil machen... Oder auch nicht.

Wo ich gerade am Motzen bin: der Woodalls ist ja durchaus sehr praktisch, aber Angaben wie "drei Meilen nördlich von Haul Rd" sind etwas schwer zu finden, wenn Haul Rd kein Straßenschild hat. Außerdem, das Schild zum Campground nach diesen drei Meilen existiert nicht (mehr). Wie wäre es denn, statt dessen in der nächsten Auflage "fünf Meilen nördlich des Glen Canyon Dam" zu schreiben?
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knutshome

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #10 am: 10.03.2008, 20:35 Uhr »
Oh da spring ich doch glatt noch mit auf.

Wieder ein Bericht mit Schnee. Da bin ich schon ganz gespannt auf Eure Weiterfahrt.

Viele Grüsse
Carmen

Palo

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #11 am: 11.03.2008, 10:43 Uhr »
Das Bild von dem Koyoten im Schnee ist ja toll :D :D
Gruß

Palo

Tashville

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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #12 am: 11.03.2008, 21:50 Uhr »
Samstag, 2. Februar: Monument Valley

Übernachtet hatten wir natürlich auf dem Wahweap Campround in Page, mit Blick auf Lake Powell. Als wir aufwachten, schneite es. Nur leicht, und es hörte auch bald auf. Aber es blieb vormittags bewölkt. Ich hatte vergessen, die Wegbeschreibung zu den Toadstool Hoodos auszudrucken, also haben wir das gestrichen. Antelope Canyon auch, angesichts des unbeständigen Wetters. Stattdessen erledigten wir ein paar Einkäufe und tankten Propan nach. Wie schon letztes Jahr, war es auch dieses Jahr über fast den ganzen Trip einfach nur kalt. Inzwischen kam auch die Sonne raus, aber da war es schon etwas zu spät für Antelope Canyon. Nun denn, vielleicht nächstes mal.

Statt dessen fuhren wir direkt zum Monument Valley. Als wir ankamen, war es schon wieder bedeckt, was dann fürs Fotografieren nicht so gut war. Aber dank der Tipps aus dem Forum hatten wir den genialsten Stellplatz des ganzen Kontinents, den Primitive Campground am Visitor Center:



Die Zufahrt war allerdings aufgrund des nasskalten Wetters sehr, sehr matschig, und ich war am beten, da am nächsten Morgen auch wieder rauszukommen...

Immerhin hatten wir endlich unseren spektakulären Sonnenuntergang:



Abends haben mein Vater und ich uns noch den Allerwertesten abgefroren beim Grillen, aber die Steaks waren wiedermal göttlich.

Nochmals vielen Dank ans Forum für den Hinweis auf den Campground!

Sonntag, 3. Februar: Gestranded

Als wir aufwachten, schneite es wiedermal. Es hörte zwar nach etwa einer Stunde auf, aber es blieb nebelig.



Zugegeben, etwas was man auch nicht täglich sieht. Somit entfiel leider (aus Sicht meiner Eltern) gottseidank (aus meiner Sicht) die Jeeptour durchs Valley, zum Wandern hatte auch keiner mehr Lust. Der Boden war durchgefroren, und bevor wir uns wieder durch den Matsch wühlen mussten, sind wir dann nach Moab aufgebrochen.

Das Wetter verschlechterte sich jedoch drastisch. Wir kamen erstaunlich weit, aber in Blanding war die US 191 gesperrt. Es fuhren zwar Räumfahrzeuge, aber die kamen jeweils nach 10 Minuten wieder zurück. Zum Glück kann man auch in Utah mit einem Anruf der Nummer 511 einen Straßenbericht abfragen, so haben wir dann erfahren, dass ein weiterer Schneesturm mit starke Böen erwartet wurde. Wir entschieden uns darauf, die Nacht lieber in Blanding zu verbringen.
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Crimson Tide

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #13 am: 12.03.2008, 13:50 Uhr »
 :D  WOW!  Ich weiß gar nicht, welches Foto spektakulärer ist, das mit dem tollen Wolkenhimmel beim Sonnenuntergang, oder das am nächsten Morgen! Die sind wirklich mal "anders"!  :groove:

Wenn man das so liest, hört sich das ganz spannend an, mal so eingeschneit zu werden....wenn ich live drinnenstecken würde....hmmm...weiß ich auch nicht....Urlaub ist so kostbar, und wenn man dann nichts unternehmen kann... :?

L.G. Monika

mrh400

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #14 am: 12.03.2008, 15:20 Uhr »
Hallo,
trotz Nebel eines der schönsten Fotos von MV; da kriecht es einem richtig kühl unter die Klamotten!

Urlaub ist so kostbar, und wenn man dann nichts unternehmen kann...
Entspannen, relaxen und erholen! (in so einem Fall würde das nicht einmal mir nichts ausmachen - bei schönem Wetter an irgendeinen Pool in LV legen könnte ich mich trotzdem nicht :lol:)
Gruß
mrh400

Tashville

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #15 am: 12.03.2008, 17:35 Uhr »
Wenn man das so liest, hört sich das ganz spannend an, mal so eingeschneit zu werden....wenn ich live drinnenstecken würde....hmmm...weiß ich auch nicht....Urlaub ist so kostbar, und wenn man dann nichts unternehmen kann... :?

Zum Glück hat man mit dem Wohnmobil ja seinen Haushalt und genug Lebensmittel dabei. Es klappt eben nicht alles, und die Flexibilität zu sagen "okay, das funktioniert nicht, versuchen wir was anderes!" macht solche kleinen Abenteuer nicht gleich zum Desaster... Im Winter muss man mit Verzögerungen immer mal rechnen, deshalb hatte ich die Strecke auch so geplant, dass ich bei Zeitmangel einzelne Punkte einfach streichen konnte. Effektiv verloren hatten wir am Ende nur einen halben Tag Programm, gewonnen hatten wir  dafür etwas Zeit zum Aufräumen, Postkarten schreiben, Tagebuch schreiben...  ;)

Die Frage war nur, wie denn das Wetter die nächsten Tage werden würde. Nochmal sowas musste dann doch nicht sein...
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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #16 am: 12.03.2008, 17:40 Uhr »
Montag, 4. Februar: Canyonlands

Auf dem Weg nach Moab gab es dann noch ein paar Schneeschauer, aber in Moab war das Wetter perfekt. Nachdem wir uns vor Ort erstmal einen Stellplatz gesichert hatten, fuhren wir dann noch nach Canyonlands National Park. Ich kenne den Park schon von einem früheren Besuch. Er ist schon sehr schön wenn nur die Sonne scheint, aber wenn zusätzlich noch Schnee liegt ist er einfach nur noch wunderbar. Ich finde, Canyonlands ist sehr viel spektakulärer als Grand Canyon. Hoffentlich wird der Park nie so überrannt wie Grand Canyon.



Wir fuhren zunächst zum Green River Overlook, da ist auch das Bild entstanden. Am Grand View Point Overlook wanderten wir entlang des kurzen Trails. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Immer noch außer Atem ein kurzer Halt am Buck Canyon Overlook. Keine Zeit, Luft zu holen, weiter gehts zum Mesa Arch, in atemberaubenden Licht. Dann leider nicht mehr genug Licht, Zeit und Atem für Dead Horse Point State Park. Stattdessen tanken gefahren, Abendessen im Wohnmobil und Wäsche gewaschen.

Dienstag, 5. Februar: Arches

Was für ein Tag! Wir fuhren nach Arches National Park und wanderten im Schnee. Als erstes den Upper Viewpoint für Delicate Arch. Etwas schwieriger als normal, da der Weg an einigen Stellen vereist war, aber noch machbar. Wir haben uns aber nicht getraut, bei den Bedingungen den Weg zum Bogen selbst zu wandern.

Dann versuchten wir vom Devil's Garden Campground zum Broken Arch zu wandern, aber einen Felsen, der mit 30 cm Schnee bedeckt war, zu überqueren erschien uns zu gefährlich. Meine Mutter mag sowieso keine Wanderungen direkt durch den Schnee. Immerhin sahen wir Tapestry Arch.

Landscape Arch war dann einfacher zu erreichen, aber der Weg zum Double O Arch war auch zu stark vereist. Dennoch eine sehr schöne Wanderung.



Pine Tree Arch und Tunnel Arch haben wir auch gesehen. Und schließlich, The Windows. Ein leichter Wanderweg, und eine sehr schöne Aussicht. North und South Window sind abends am besten zu fotografieren, Turret Arch morgens.

Insgesamt ein paar sehr schöne, aber auch anstrengende Wanderungen im Schnee. Und eine überwältigende Landschaft. Nicht nur wegen der Bögen: die ganze Gegend ist einfach nur wunderschön, besonders im Schnee.

Das ist vielleicht auch der Grund, warum die ehrenamtliche Betreuerin vom Andenken-Laden im Visitor-Center dort hängengeblieben ist. Ursprünglich kommt sie aus Delmenhorst, zog vor etlichen Jahren nach San Francisco und dann vor acht Jahren nach Moab. Sie liebt San Fran immer noch, aber bewundert das südwestliche Utah noch mehr. Ich kann sie vollkommen verstehen. Moab ist vermutlich der einzige Ort in Utah, von dem ich mir vorstellen könnte, dort ein paar Jahre zu leben. Aber natürlich ist San Fran immer noch der einzige Ort außerhalb Europas, an dem ich leben wollte, die richtigen Umstände vorausgesetzt. Anderseits, meine Liebe zu San Francisco funktioniert als Distanz-Beziehung am besten. Und dabei werde ich es wohl auch belassen.
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« Antwort #17 am: 13.03.2008, 17:17 Uhr »
Mittwoch, 6. Februar: Goblin Valley, Capitol Reef

Viel Vieh auf den Straßen. Dreimal Kühe nahe Goblin Valley, zweimal Rehe auf dem Weg zum Bryce Canyon. Die erste Gruppe Rehe konnte ich sehr früh sehen, die zweite hatte ich schon intuitiv bemerkt, bevor ich sie überhaupt sehen konnte. Sehr seltsame Geschichte. Ich habe sogar einen Weißkopfseeadler an der UT 62 gesehen. Ich wusste garnicht, dass die in der Gegend heimisch sind...

Obwohl wir an dem Tag etwa 400 Meilen gefahren sind, haben wir nicht nur (wunderbare) Landschaft durch die Windschutzscheibe gesehen. Ein erster Halt war Goblin Valley State Park. Ein großes Tal mit vergleichsweise kleinen, etwa mannshohen von Wind und Wasser geformten Sandsteinen in der Form von... Nun, was auch immer die Fantasie einen zu sehen glauben mag.



Der Wind war allerdings stark und sehr kalt. Ich hätte Handschuhe anziehen sollen, es dauerte zwei Stunden, bis ich wieder Gefühl in den Fingerspitzen hatte. Abgesehen davon war das Wetter aber klasse und das Tal ist sehr schön. Wer mal in die Gegend kommt, sollte unbedingt einen kurzen Abstecher dahin machen.

Der nächste Halt war dann eine kurze Tee-Pause am Navajo Rock Aussichtspunkt im Capitol Reef Nat'l Park. Capitol Reef ist einer der weniger bekannten Nationalparks, aber einzigartig und definitiv einen Besuch wert, wenn man sowieso in der Gegend ist. Das Klima unterscheidet sich erstaunlich von der Gegend, es ist viel milder.



Man kann im Park doch einiges unternehmen: die kurzen Wanderwege, von denen immer mehr erschlossen werden, erwandern. Die Geschichte der Siedler und des Obstanbaus in der Gegend erfahren, oder einfach nur durch den Park fahren. Wir sind einmal den Scenic Drive gefahren, der seinen Namen ohne Zweifel verdient. Ein Rat allerdings: die Straße ist recht eng an einigen Stellen. Wenn viel los ist sollte man da auf keinen Fall mit einem großen Wohnmobil längs.

Hinter Capitol Reef wurde es dann wieder ziemlich stürmisch und ich hatte so meine Mühe, das Wohnmobil in der Spur zu halten. Es wurde sogar noch schlimmer, mit Schneeverwehungen auf den Pässen der UT 24. An einer Stelle hatte UDOT deshalb sogar Controlled One Way Traffic eingerichtet.


(Foto: U. Reuter)

Gottseidank war ich nicht so wahnsinnig, die UT 12 zu fahren. Probiert es garnicht erst, die Strecke mit einem großen Wohnmobil zu fahren, schon garnicht im Winter bei Sturm. Der Escalante-Pass ist auf dem Kamm sehr eng, nur anderthalb Fahrspuren, und es geht praktisch ungeschützt zu beiden Seiten 200 m senkrecht abwärts. Wir haben stattdessen die UT 62 genommen.

Schließlich, trotz Sturm, Schnee, Rehe, Kühe und lebensmüden einheimischen Autofahrern, erreichten wir Bryce Canyon. Und wieder vergaß ich meine Handschuhe, diesmal als ich zur Platzreservierung ging, und fror mir fast die Daumen ab. Allerdings war es nicht ganz so absurd kalt wie vor zwei Jahren.

Donnerstag, 7. Februar: Bryce Canyon

Keine Wanderungen an dem Tag, wir haben nur die diversen Aussichtspunkte von Bryce Canyon abgeklappert. Viel Tiefschnee und vereiste Wege. Und wie jedes Jahr, stürzte ich auch diesmal auf einer solchen Strecke und zerrte mir den rechten Fuß und das linke Handgelenk. Die Hand war schlimmer, aber es war auszuhalten. Mein Vater hatte Probleme mit dem Knie, meine Mutter mag Wanderungen im Schnee wie gesagt sowieso nicht so gerne, der Navajo Loop war beiden zu steil und das Wetter wurde etwas unbeständig als wir beim Queens Garden Trailhead waren.

Dennoch ist Bryce Canyon National Park im Schnee einfach wunderschön. Es ist mein liebster US-Nationalpark bislang.



Die Raben betteln auch immer heftiger:



Da wieder Sturm aufzog, und mangels Wandermöglichkeiten, verließen wir den Park schon am frühen Nachmittag. Eine gute Gelegenheit, die Wartezeit am Tunnel der UT 9 zu vermeiden (und die 15 Dollar Gebühr zu sparen). Ich erinnerte mich allerdings vom letzten mal vage an Beschränkungen auf UT 14 für große Fahrzeuge. Nun, die Größe war nicht das Problem.

Liebes UDOT, es ist sicher eine gute Idee, Fahrer vor großen Steigungen, engen Kurven und dem 10.000 Fuß hohen Pass zu warnen, und dass vom Befahren mit großen Lastzügen abgeraten wird, und dass die Straße nur tagsüber geräumt wird. Nun, es ist aber eine weniger gute Idee, das Schild mit dem Hinweis, dass zwischen November und März Schneeketten und Winterreifen vorgeschrieben sind, hinter all diese Warnungen zu stellen. Und dann auch noch zu vergessen, die durchaus vorhandene Wendeschleife zu räumen.

Es gab auch meilenweit keine andere Möglichkeit zu wenden, also fuhren wir weiter. Zum Glück war die Strecke bis auf einige sehr wenige Stellen trocken, so dass wir problemlos zum Sonnenuntergang auf dem Platz in Virgin ankamen. Das Foto gibt es allerdings erst, wenn ich meine Bilder fertig sortiert habe. ;)
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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #18 am: 13.03.2008, 20:31 Uhr »

Dennoch ist Bryce Canyon National Park im Schnee einfach wunderschön. Es ist mein liebster US-Nationalpark bislang.



Das kann ich immer wieder auch nur bestätigen. Leider habe ich das Vergnügen im Schnee noch nicht gehabt.
Schade, dass du nur ein Bild eingestellt hast.
Habe vom selben Aussichtspunkt ein großes Bild im Wohnzimmer hängen, aber ohne Mützchen.  :D  Leider fehlt das Gegenstück noch.

Liebe Grüsse
Carmen

Tashville

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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #19 am: 14.03.2008, 17:09 Uhr »
Freitag, 8. Februar: Zion

Die meisten Wanderwege in Zion National Park waren witterungsbedingt nicht vollständig freigeben, und dort wo man lang konnte, war es wegen Eis und Matsch ziemlich rutschig. Der Riverside Walk war auf halbem Weg aufgrund von Eisschlag gesperrt, also war die Klamm nicht zugänglich. Schade, aber der Weg war auch so sehr schön.



Die Wege zu den Emerald Pools waren auch mit Wanderstöcken so rutschig, dass wir auch nicht zum unteren Pool gekommen sind. Aber die Aussicht ins Tal war eine Entschädigung dafür.  Schließlich hatten wir die Nase voll vom Schnee und sind dann noch den Pa'rus Trail entlang des Virgin River gelaufen. Ganz andere Vegetation, asphaltiert und vor allem: kein Schnee.

Zum Glück hat das Wohnmobil noch eine Hilfsbatterie. Ich hatte während wir auf dem Pa'rus Trail waren das Licht angelassen, so etwa 90 Minuten. Das hat gereicht, die Hauptbatterie zu entleeren. Die war wohl schon etwas altersschwach, zumindest hatte ich auf den drei Touren zuvor noch nie das Problem.

Übernachtet haben wir dann auf einem Resort bei Mesquite, NV. Eigentlich wollten wir nach Overton, der eine Platz war aber voll, und beim anderen ging niemand ans Telefon. Man weiß, dass man auf einem von Mormonen betriebenen Platz steht, wenn es statt der Lokalzeitungen aus Nevada oder Arizona am Automaten nur die Salt Lake Tribune und die Deseret News gibt...

Samstag, 9. Februar: Valley of Fire

Valley of Fire State Park ist inzwischen fast unerträglich beliebt geworden. Man bekommt kaum Parkplätze, besonders problematisch ist das mit einem Wohnmobil. Die Leute bringen ihre Kinder mit, wogegen ja nichts einzuwenden ist, aber sie behalten sie einfach nicht unter Kontrolle. Einige der Felsen sind ja durchaus zum Klettern geeignet und freigegeben, aber eben nicht alle. Wobei die Erwachsenen zugegeben auch nicht viel vernünftiger sind.

Und die Leute, die die Straßen da gebaut haben, müssen volltrunken gewesen sein. Nur so ist zu erklären, dass sich die Fahrbahn an Senken erst extrem nach links neigt, dann sofort nach rechts, und oben auf der Kuppe das selbe Spiel noch einmal. Ein Wohnmobil schwingt sich dabei trotz Schrittgeschwindigkeit gefährlich auf, und es ist sehr schwer, auf der Fahrbahn zu bleiben. Der Park ist deshalb für große RVs nicht geeignet, obwohl die Straßen eigentlich breit genug sind. Und die Kreuzungen sind ganz genauso gebaut. Das muss echt starker Stoff gewesen sein...

Ansonsten ein sehr hübscher Park. Wer noch nicht da war, sollte sich das wirklich mal ansehen.



Sonntag, 10. Februar: Las Vegas

Und nach all der Natur der Kultur(?)-Schock. Las Vegas. Blinken Lights, Lärm, Verkehr, Kitsch, Malls, Shows... Ich mag es nicht, aber man sollte es einmal gesehen haben. Und da meine Eltern noch nicht da waren, blieb mir ja nichts anderes übrig, als auch diesmal wieder dahin zu fahren. Mission erfüllt, beide erfolgreich geplättet.

Was nur traurig ist, dass Vegas in seinem Wahn, sich ständig neu zu erfinden, das Alte nicht bewahrt:


(Foto: U. Reuter)

Es ist und bleibt ein absurder Ort.
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Westernlady

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #20 am: 15.03.2008, 10:15 Uhr »
Valley of Fire State Park ist inzwischen fast unerträglich beliebt geworden. Man bekommt kaum Parkplätze, besonders problematisch ist das mit einem Wohnmobil. Die Leute bringen ihre Kinder mit, wogegen ja nichts einzuwenden ist, aber sie behalten sie einfach nicht unter Kontrolle. Einige der Felsen sind ja durchaus zum Klettern geeignet und freigegeben, aber eben nicht alle. Wobei die Erwachsenen zugegeben auch nicht viel vernünftiger sind.

Ja, das ist auch mein Eindruck  :koch:
2004 war man dort tagsüber fast noch alleine, 2006 und 2007 herrschte großer Andrang, mit entsprechender Kreisch-Geräusch-Kulisse  :roll:, an den bekannten View Points.
Aber abseits dieser View Points findet man dann gleich wieder paradiesische Stille  :D

Tashville

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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #21 am: 16.03.2008, 22:01 Uhr »
Montag, 11. Februar: Death Valley

Noch ein paar Einkäufe erledigt, und dann ab nach Death Valley. Auf dem Weg war es wieder einmal sehr windig. Da ich die gleichen Windverhältnisse auf dem Pass befürchtete, haben wir nicht die westliche Ausfahrt aus dem Park genommen, sondern sind die Schleife über Beatty gefahren. Das schonte dann auch die Nerven meiner Mutter etwas, die Passfahrten nicht mag. Sie war aber dennoch ziemlich genervt, weil wir wiedermal im Dunkeln unterwegs waren und mein Vater ihrer Meinung nach zu lange am Stück am Steuer saß... So spät waren wir dann aber abends doch nicht in Mojave.

Im Park selbst waren wir natürlich am Zabriskie Point:



Vom grünen Tal mit den vielen gelb blühenden Blumen habe ich leider keine Bilder. Überall wo man hätte halten können, war es zugeparkt und die Leute waren am Knipse n. Wer das sehen will muss halt selbst hinfahren und die eine Woche im Jahr erwischen, in der das da so aussieht. :-)

Dienstag, 12. und Mittwoch, 13. Februar: Yosemite

Wieder eine lange Fahrt: von Mojave hoch nach Yosemite. Den ursprünglich geplanten Stopp in Sequioa hatten wir aus Zeitgründen gestrichen. Da es im Winter eigentlich nur den großen Baum zu sehen gibt, nicht wirklich ein Verlust.

Aber auch in Yosemte National Park gab es schöne Motive:


(Lynx rufus an der Bushaltestelle vom Lower Yosemit Fall)

Okay, das auch. Aber ich meinte:


(Mirror Lake)

Zunächst einmal brauchten wir einen Stellplatz. Der Upper Pines Campground war unglaublich schlecht geräumt, und erst nach lautem Fluchen, viel Gekurbel und durchdrehenden Rädern sind wir überhaupt auf den Stellplatz gekommen. Das mit dem Winterdienst haben die anderen Parks aber besser im Griff.

Der (einzige) angeblich geräumte Parkplatz in der Nähe vom Besucherzentrum am nächsten Tag war noch fürchterlicher. Schieres Eis und in der Mitte eine tiefe Pfütze. Hatte ich schon erwähnt, wie froh ich bin, die Wanderstöcke mitgenommen zu haben, und die wasserdichten Wanderschuhe?

Wir sind dann zum Lower Yosemite Fall gelaufen. Auf dem Weg trafen wir auf obigen Rotluchs, der sich vom Betrieb dort in keinster Weise stören lies. Leider waren die Akkus meiner Fotokamera fast leer (Drecksnachbauakkus), dafür habe ich jetzt ein paar Filmaufnahmen von dem Tier. Mit Durchtauschen der schwachen Akkus konnte ich aber auch noch ein paar Bilder an dem Tag machen.

Nach dem Wasserfall ging es dann mit dem Shuttle-Bus zum Mirror Lake. Durch den starken Wind war das Wasser ziemlich unruhig, deshalb gibt es kein perfektes Spiegelbild. Dennoch sehr schön da oben, und man muss ja auch froh sein, wenn der See überhaupt Wasser hat.

Die Fahrt nach Sacramento abends dauerte dann doch länger als erwartet. Im Park wurden diesen Winter wieder einige Straßen durch Murenabgänge beschädigt und es wird an jeder Ecke gebaut. Und sobald wir aus den Bergen raus waren, wurde es wieder so stürmisch, dass das Fahren sehr anstrengend war. Aber wir sind dann doch noch sicher in Sacramento angekommen.
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Cincinnati

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #22 am: 16.03.2008, 22:22 Uhr »
Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
unheimlich stark ... finde ich toll diese Fahrt ....
hast du die kleine süße "Mietzekatze" denn auch gefüttert und gestreichelt  :lol:
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Palo

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #23 am: 17.03.2008, 00:25 Uhr »
Tolles Bild von dem Luchs !!!
Gruß

Palo

Tashville

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #24 am: 17.03.2008, 17:22 Uhr »
hast du die kleine süße "Mietzekatze" denn auch gefüttert und gestreichelt  :lol:

Das wäre ein teurer Spaß geworden, das Bußgeld für's Anfüttern von Wildtieren in den Nationalparks ist heftig. Ist aber auch ganz gut so. Es sollen ja Wildtiere bleiben, sonst könnte ich gleich in den Zoo gehen.

Im Exotic Feline Breeding Center (EFBC) in Rosamond, CA konnte man ein paar Jahre einen Europäischen Luchs namens Trapper streicheln. Der mag das aber nicht mehr, deshalb geht das inzwischen nicht mehr. Wildkatzen sind doch recht scheu und lassen sich normalerweise nicht an Menschen gewöhnen (geschweige denn anfassen...)
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2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #25 am: 17.03.2008, 17:27 Uhr »
Donnerstag, 14. Februar: Sacramento

Sacramento, eine Stadt (genau genommen: zwei Städte) am Sacramento und American River, ist die Hauptstadt von Kalifornien.

Nach dem erfolglosen Versuch, einen Parkplatz für das Wohnmobil anhand der Parkplatzliste im Internet zu finden, trafen wir dann erstmal Dick, einen Vetter X. Grades am Parkplatz vom Eisenbahnmuseum. Der Parkplatz hat tatsächlich ein paar Stellflächen für Wohnmobile, die aber für unser Fahrzeug viel zu klein waren. Nach einer längeren Befragung des Parkplatzwächters, wo man denn überhaupt das Fahrzeug parken könnte, rief der seinen Manager, der uns einen der Busparkparkplätze zugewiesen hat, und sogar auf die Parkgebühr verzichtete. Manchmal muss man die Leute nur lange genug nerven, und man bekommt mehr als man eigentlich wollte. ;-)

Old Town Sacramento, die teilweise historische, teilweise wieder aufgebaute Altstadt Sacramentos, ist tatsächlich ganz nett. Im Winter. Im Sommer dürfte es da genauso überlaufen sein wie Fisherman's Wharf in San Francisco. Hauptsächlich gibt es dort Andenkengeschäfte, Restaurants und Bonbon-Läden. Dazwischen immer wieder kleine private Museen. Das größte Museum ist das staatliche Eisenbahnmuseum. Viele alte Dampfloks, klassische Wagons und leider nur eine diesel-elektrische Lok. Dazu gibt es dann im Obergeschoss noch eine Modellbahn-Dauerausstellung. Sehr lohnenswert für jeden, der sich für die Siedlungsgeschichte des amerikanischen Westens interessiert. Und für Pufferküsser sowieso.

Nach dem Essen in einem sehr netten Restaurant direkt am Fluss musste unser Verwandter schon wieder weiter, und wir gingen dann durch die Einkaufspasage und die (etwas abgehalfterte) Downtown runter zum Kapitol.



Ein sehr schön renoviertes Gebäude, mit einem großen Park. Die Memorials im Park sind für amerikanische Verhältnisse angenehm dezent, der Park selbst recht stimmungsvoll. Danach besichtigten wir den katholischen Dom. Die Kirche ist nicht ganz so eindrucksvoll wie vergleichbare Bauten in Europa, hat aber eine schöne ausgeglichene Architektur und Inneneinrichtung.

Gesamteindruck: Sacramento ist eine nette, nicht zu große Stadt mit einiger großartiger Architektur und der so einzigartigen entspannten kalifornischen Atmosphäre. Wobei es aber ein wenig zu weit geht, dass die Straßenbahn eine Hauptkreuzung für mehr als 10 Minuten komplett blockiert. Die Stadt ist sicherlich einen zweiten oder dritten Besuch wert, aber dann besser im Frühjahr, wenn die Bäume grün sind.

Freitag, 15. Februar: Shopping

Und am letzten (nutzbaren) Tag dann nochmal zu Sears, und endlich habe ich passende Jeans gefunden. Sehr nervig war allerdings, dass wir anschließend nicht mehr aus der Parklücke kamen und warten mussten, bis nach zwei Stunden der Besitzer des Fahrzeugs links von uns wegfuhr. Nächstes mal stelle ich mich schräg über mindestens vier Plätze...

Wir fuhren dann zum letzten Campground der Reise nach Livermore. Del Valle Regional Park ist sehr malerisch gelegen, die Vögel sangen und die Frösche quakten. Keine Anschlüsse, keine warmen Duschen, aber ein schöner Campingplatz, der nur leider nicht für so große Fahrzeuge angelegt wurde. Etwas Gekurbel war es schon.



Während meine Eltern die Koffer packten, kam ich endlich einmal dazu, ein Lagerfeuer zu machen. Ein Campingurlaub komplett ohne Lagerfeuer, das durfte nicht sein! Außerdem hätte ich den beiden sowieso nur im Weg rumgestanden. Als sie dann fertig waren, packte ich auch meine Sachen. Oh, oh... Das passt nicht. Zum Glück hatten meine Eltern noch etwas Platz in ihren Taschen.

Samstag, 16. Februar: Das war's

Wir hatten nur noch wenig Propan, deshalb entschieden sich meine Eltern, die Heizung über Nacht abzuschalten, um morgens wenigstens noch etwas Gas für Warmwasser zu haben. Wir haben uns den Allerwertesten abgefroren. Morgens haben wir dann die letzten paar Sachen gepackt ("Wie zur Hölle sollen wir das denn noch mitbekommen?!". Meine Mutter putzte einmal in Rekordzeit durch, in Angst, den Flieger zu verpassen. Natürlich hat dann alles problemlos geklappt, die Rückgabe von Wohnmobil ging schnell über die Bühne, Zlatko hat uns wie gewohnt rechtzeitig am Flughafen abgesetzt und der Flieger pünktlich mit uns abgehoben.

Der Flug wäre perfekt gewesen, wenn wir nicht wieder ein paar Deppen in der Reihe vor uns gehabt hätten, die die Rückenlehne bis zum Anschlag zurückgeklappt hatten. Die Ankunft war überpünktlich. Hier trennten sich dann die Wege meiner Eltern und mir wieder. Sie fuhren zu meiner Schwester nach Düren, ich flog weiter nach Nürnberg. Boarding war pünktlich, aber wir standen noch 30 Minuten auf dem Taxiway. Erwähnte ich nicht am Anfang die übliche Verspätung der Flüge von und nach Nürnberg? Genau.

Dann hat mich in Nürnberg noch der Zoll gefilzt. Ist ja an sich kein Problem, aber nach insgesamt 12 Stunden im Flieger muss das doch wirklich nicht sein...

Alles in allem ein super Urlaub, manchmal etwas anstrengend, aber sehr schön. Wir waren an großartigen Plätzen bei ungewöhnlichem Wetter und hatten eine Menge Spaß. Wir haben uns vier Wochen auf engem Raum perfekt vertragen. Insgesamt haben wir innerhalb von fast drei Wochen Wohnmobil-Tour 3450 Meilen zurückgelegt. Acht Nationalparks und zwei State Parks besucht. Vom tiefsten Punkt der USA bis in alpine Regionen gekommen, vom Meer bis in die Wüste, Temperaturen von -15 °C bis +20 °C.

Natürlich braucht man für eine solche lange, mit Programm vollgepackte Tour einiges an Disziplin und Erfahrung. Wer noch nie eine Wohnmobil-Tour durch den amerikanischen Westen gemacht hat, sollte es definitiv etwas langsamer und kürzer angehen. Mit ein wenig Erfahrung jedoch kann es ein großartiges Abenteuer sein. Für uns war es genau das.
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Palo

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #26 am: 17.03.2008, 17:46 Uhr »
Danke für den schönen Reisebericht, und die tollen Bilder. Es hat Spaß gemacht mitzufahren. :D :D
Gruß

Palo

knutshome

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #27 am: 18.03.2008, 11:14 Uhr »
Danke für den tollen Bericht und die vielen Schneebilder.
War schön, dabei gewesen zu sein.

Viele Grüsse
Carmen

Crimson Tide

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #28 am: 21.03.2008, 15:05 Uhr »
Vielen Dank für Deinen kurzweiligen Reisebericht, und in Deinem Fall würde ich sehr gerne einige Bilder noch einmal, und zwar etwas größer sehen, zum Beispiel das Bild vom Mirror Lake!  :daumen:

Der absolute Hit ist allerdings Dein Bild vom Luchs! Irre!  :clap: :clap: :clap:

L.G. Monika

Tashville

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Und noch ein kurzer Nachtrag: Ich habe meine Bilder endlich bearbeitet, eine Auswahl ist unter http://gallery.yaina.de/album/jreuter/roadtrip-2008/ zu finden. Viel Spaß!
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Cincinnati

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #30 am: 07.04.2008, 17:40 Uhr »
.. du hast ein gutes fotografisches Auge  :lol:
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Tashville

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #31 am: 27.10.2008, 17:00 Uhr »
Und noch ein Nachtrag: auf der Tour hatte ich mal wieder die GPS-Position im Wohnmobil mitgeschrieben. Das habe ich jetzt mal ausgewertet und meine Bilder den Positionen zugeordnet. In der Regel ist das zwar die Position, an dem das Wohnmobil stand (den Garmin Geko jedesmal rauszuholen war mir dann doch zu umständlich), aber man bekommt eine Idee, wo das in etwa war.

Das für Google Earth aufzubereiten war mir dann doch zu langweilig, das macht jeder. Außerdem ist das Kartenmaterial nicht frei nutzbar. Aber OpenStreetMap fürs Kartenmaterial und als technische Grundlage OpenLayers für die Darstellung sind zwei richtig interessante freie Projekte. So entstand dann als Technologiestudie ein kleiner GPS-Track- und Bilder-Betrachter:



Die interaktive Karte benötigt zur Darstellung mindestens Firefox 2.x, Internet Explorer 7, Konqueror 3.4 oder Opera 9. Klick auf ein Kamerasymbol lädt die Ansicht der Miniaturen, Klick auf eine Miniatur lädt das Bild in voller Größe, Klick auf das große Bild zoomt die Karte auf Level 12. Es gibt zwei Straßenkarten und die NASA Landsat7-Satellitenbilder zum Unterlegen (per Klick auf das Plus-Zeichen auf der Karte), der Rest ist ähnlich wie bei Google Maps. ;-)

Zum Vergleich habe ich auch die Auswertung von meinem 2006er-Wohnmobiltrip neugemacht:



Wie gesagt, das ist eigentlich nur eine kleine Machbarkeitsstudie, eigentlich interessant ist der technische Hintergrund, aber den erspare ich euch mal.
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mannimanta

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #32 am: 27.10.2008, 19:33 Uhr »
Hi,
so eine GPS Visualisierung ist bestimmt aufwändig, aber eine coole Sache!

Deine schönen Bilder im Reisebericht könnten ruhig etwas größer sein, finde ich.

Gruss,
Manni


Katja

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #33 am: 30.10.2008, 12:06 Uhr »
Das hat auch mal was, die roten Felsen im Schnee!
Wenn es nur nicht so kalt wäre im Winter, und dann die Gefahr von Schneestürmen....
Der Luchs ist toll!

Gruß
Katja
Viele Grüße
Katja

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Tashville

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Re: 2008 - Vier Wochen im Winter durch den amerikanischen Westen
« Antwort #34 am: 31.10.2008, 15:27 Uhr »
Das hat auch mal was, die roten Felsen im Schnee!
Wenn es nur nicht so kalt wäre im Winter, und dann die Gefahr von Schneestürmen....

Mit dem Wohnmobil ist es zum Glück halb so wild, wenn man mal irgendwo strandet. Man sollte nur genügend Propan, einen vollen Benzintank und einen gut gefüllten Kühlschrank für zwei, drei Tage haben. Zumindest Utah räumt auch die meisten kleineren (asphaltierten) Straßen regelmäßig von Schnee.

Sturm als solcher ist mit dem Wohnmobil allerdings schon problematisch. Relativ hoher Aufbau, "bequeme" Federung und für die Größe des Gefährts geringes Gewicht macht die Fahrzeuge sehr windanfällig, auch wenn man das als Fahrer nicht unmittelbar merkt. Das war auch der Grund, warum ich die UT 12 und den Gebirgspass aus Death Valley raus diesmal nicht gefahren bin.

Generell ist der Winter für mich die schönste Zeit im Westen, auch wenn manche Attraktionen nicht erreichbar sind. Aber pssst , nicht weitersagen, das hat sich schon vielzusehr rumgesprochen... ;-)
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