Freitag, 6. July 2012
Da anscheinend einige Gäste auf Reserve liefen, wurde das heutige Frühstück mitten in den Vormittag verlegt, d.h. auf 07.00 h
soweit die gute Nachricht; dafür war's (wenigstens, was mich betrifft) teilweise ein richtig versch**** Tag.
Als wir alle ruhig am Frühstückstisch sassen, meinte Marlis ganz trocken: "that's the first time this week I can see my breakfast"
Mr. Bean verliess uns nach dem Essen: er wollte noch vor Montag für 2-3 Tage in's Büro! (btw: er verzichtet anscheinend jedes Jahr auf einige Ferientage!
Als erstes war für heute Morgen "branding" von 3 Bullen angesagt und wir trafen uns alle beim corral, wo die Tiere zusammengetrieben und in separate Gatter gebracht wurden.
Es war faszinierend anzuschauen, wie die beiden Pferde der cowboys Kyle und Jeff unangebunden und selbständig im Zwischengang eine lebendige Barriere bildeten und den Bullen ein Ausbüxen unmöglich machten
Der erste Stier wurde in eine Art Käfig getrieben und "fixiert", dann erhielt er mit einer Riesenspritze ein Anti-Wurm-Mittel verabreicht.
Anschliessend winkte mir Kyle zu und fragte mich, ob ich das branden übernehmen wolle. N A T U E R L I C H wollte ich und nach einigen erklärenden Worten ging's los.
Es war sowohl für den Bullen wie auch mich das erste Mal und beide waren wir dementsprechen nervös. Er anscheinend mehr als ich und er hat sich vor Angst in die Hosen gesch*****. Leider hatte er aber gar keine Beinkleider an und somit traf's Kyle und mich und nur unserer schnellen Reaktion war's zu verdanken, dass wir nicht die volle Ladung abkriegen, sondern nur von Kopf bis Fuss grünlich besprenkelt wurden...
Kyle hatte auch schon die hier anzuwendende Regel bereit: keep your lips closed ...
Danach hatte keiner der anderen Gäste mehr Lust, einem der beiden anderen Stiere das Brandeisen aufzudrücken und somit kamen die cowboys zum Handkuss. Nachdem wir die Tiere wieder in den corral entlassen hatten, ging's zum Sattelplatz.
Aber warum sah ich meinen J.R. nicht bei den anderen angebundenen Pferden
Des Rätsels Lösung war schwarz, vierbeinig und hörte auf den Namen "Jake". Anscheinend sollte J.R. etwas für die nächste Woche geschont werden und ich erhielt ein kostenloses upgrade, da Jake ein temperamentvolleres Tier mit mehr power sei. Aber auch nicht gerade ein einfaches "handling" wäre zu erwarten. Schöne Aussichten.
Anscheinend liebte es Jake, den Kopf hochzuwerfen und mit den Vorderbeinen etwas in die Luft zu gehen. Dafür bzw. dagegen hatte er eine Art "bosal" (eine gebisslose Zäumung), welches am Brustgurt angemacht wurden und das Kopfhochwerfen etwas schwieriger machen sollte. Darüber hatte er ein normales "bridle".
Da Jake doch relativ gross war und das Aufzäumen durch sein Kopfhochheben relativ schwierig war, meinte Kyle, er oder ein anderer cowboy würden das deshalb jeweils machen.
Dann ging's weiter und es war "cows pushing" angesagt. Wir suchten, fanden und trieben cattle up- und downhill und für uns alte Hasen war's schon beinahe ein Kinderspiel. Trotzdem waren wir froh und hungrig, als wir wieder auf der Ranch eintrafen und zum lunch geläutet wurde. Der Morgen mit Jake war doch auch etwas anstrengend gewesen und wir beide waren nicht immer der gleichen Meinung gewesen.
Der Nachmittag stand unter dem Motto "fun" und "arena games" und wir sollten einzeln oder in Zweierteams verschiedene Spiele spielen wie z.B. barrel racing, eine Art Staffel, das Eierspiel etc.
Irv, der Boss, war auch bei der barn und er fragte mich, wie ich mit dem neuen Pferd zufrieden sei. Ich erzählte ihm, dass Jake manchmal stur sei und seinen Kopf durchsetzen wolle (was ich natürllich nicht toleriert hatte). Daraufhin meinte Irv, dass Jake (er nannte ihn in seiner gewohnten "rustikalen" Sprache liebevoll "big black bastard") eines seiner besten Pferde sei und er zeige mir, wie ich ihn behandeln und reiten solle.
Daraufhin zeigten sie uns eine Art "hohe Schule" für Cowboypferde und es war wunderschön anzuschauen, was die beiden anstellten.
Kaum aber war ich im Sattel, vergass Jake sein gutes Benehmen und ging vorne wieder in die Luft. Wahrscheinlich war's beim Zuschauen nicht so schlimm, wie ich es im Sattel fühlte....
Auf jeden Fall hatte Irv schon den Grund dafür gefunden und er flüsterte mir in's Ohr: "he had an erection" ok, alles klar, kann man(n) verstehen
Obwohl ich in der Arena vor dem barrel racing noch ein paar Tipps (und ein Bier) von Irv erhielt, klappte das nicht so mit uns zweien und ich hatte Mühe, Jake richtig um die Fässer zu bringen aber Galopp ging gar nicht
Marlis (fühle sich nicht ganz wohl) und Jake (war müde) liessen den Rest ausfallen und machten dafür Fotos und Videos.
Bei der Staffel ging's darum, dass der erste Reiter um ein Fass reitet, um ein zweites und dabei einen Stiefel mitnimmt, wieder um das erste Fass herum und dann den Stiefel seinem Partner übergeben. Dieser machte das gleiche, nur sollte er den Stiefel wieder auf dem zweiten Fass abstellen. Mehr oder weniger erfolgreich (Stiefel daraufSTELLEN, nicht daraufLEGEN) oder schnell machten wir einige Durchgänge mit wechselnden Partnern.
Bei der nächsten Disziplin hielt das Paar 3 Blatt Toilettenpapier zwischen sich und musste im Schritt und Trott umherreiten, ohne dass das Papier zerriss. Schnell schafften es Donna und ich, dass unser Papier zu zwei Dritteln durchriss. Also war ein bisschen "cheating" angesagt: Donna hielt meine Hand und da wir das Papier flattern liessen und immer in der oberen Arenahälfte ritten, merkte niemand etwas. Wir wurden trotzdem nur zweite (von zweien).
Last not least kam noch das Eierspiel: ein rohes Ei musste in einem Esslöffel transportiert werden. Kyle ritt voraus und die anderen folgten ihm. Anfangs im Schritt und im Kreis, dann im Trott und verschiedene Figuren reitend und ganz zum Schluss (wer noch dabei war) im Galopp.
Die beiden letzten Mohikaner waren Jeff und Kyle, mit dem besseren Ende für Jeff, da Kyle schlussendlich nach eine kleinen "Kollision" sein Ei vor sich in den Sattel fallen liess. Da die Amis bestimmte männliche Körperteile mit "nuts" oder "balls" bezeichnen, musste ich erst die deutsche Version erklären, dann lachten sie auch über meine Bemerkung "Kyle crashed his eggs" ;haha_ was bald ein "running gag" wurde. Und wer den Schaden hat....
Dann ging ein lustiger Nachmittag zu Ende und unter dunklem Himmel wurden die Pferde wieder auf die Weide entlassen. Alle hofften, dass es endlich etwas mehr als die paar Tropfen Regen geben würde und Irv meinte, es gäbe öfters schöne Regenbogen...
Wer wollte, konnte noch ein paar "roping lessons" nehmen, was Anita und Blake auch machten.
Ich aber benützte die Gelegenheit, endlich einmal das Geheimnis der Hütte, in welcher Werkzeug etc aufbewahrt wurde, zu lüften, obwohl die "girls" der Ranch mich eindrücklich davor warnten.
Aha, darum, im doch eher "prüden" Amiland....
Während des Nachtessens gab's wirklich eine Viertelstunde heftigen Regen bei Sonnenschein und wir kamen wirklich in den Genuss von einem doppelten Regenbogen.