Die Mug House Ruins auf der Wetherill Mesa ist ein kaum besuchtes und beachtetes Cliff Dwelling im Mesa Verde National Park. Schuld an der mangelnden Bekanntheit ist sicherlich auch, dass sie 2010 seit etlichen Jahren wieder erst wieder Touristen zugänglich gemacht wurde, bereits 2011 wieder geschlossen wurde, aber dieses Jahr nun wieder offen steht und in Zukunft hoffentlich auch offen bleibt.
Die Anlage wurde zwischen 1100 und 1300 A.D. bewohnt und umfasst ca. 100 Räume auf verschiedenen Ebenen. Den Namen „Mug House“ bekam die Anlage, weil die Wetherill Brüder damals besonders viele Tassen dort gefunden haben sollen.
Unser Besuch:Es war Memorial Day Weekend 2010, nach mehreren Tagen im Cedar Mesa Gebiet wollten wir eigentlich eine Tageswanderung zu Keet Seel im Navajo NM machen, aber die Temperaturvorhersagen von um die 35°C waren uns einfach zuviel für eine 28km Wanderung. So beschlossen wir sehr kurzfristig, einen Umweg über Cortez zu machen, schließlich waren wir noch nie im Mesa Verde NP, wenn die Wetherill Mesa geöffnet war und u.A. ein Besuch des tollen Long House reizte uns als Ruinen-Fans sehr. Doch schon am Vorabend teilten uns die Ranger am Parkeingang mit, dass sämtliche Touren auf der Wetherill Mesa für den nächsten Tag ausgebucht sein sollen.
Damit hatten wir nicht gerechnet und voller Enttäuschung suchte ich im Hotel nach Alternativen. Nach einigem Googeln stieß ich auf die noch nie zuvor gehörten und in keinem Reiseführer erwähnten Mug House Ruins. Ein winziges Bild im Internet sah gar nicht so schlecht aus und so schöpften wir wieder Hoffnung, am nächsten Tag doch noch etwas vernünftiges unternehmen zu können.
Am nächsten Morgen waren wir schon sehr früh am Visitor Center, der Andrang war in der Tat sehr groß und auch die letzten Hoffnungen auf das Long House begruben sich schnell, es war wirklich alles ausgebucht. Ich fragte eine Rangerin nach den Mug House Ruins und sie verwies mich auf das Backcountry Desk wo es eigentlich sonst keine Karten zu kaufen gibt. Die Dame dort schaute etwas verwundert drein, als ich Tickets kaufen wollte, aber tatsächlich gab es noch 2 freie Plätze für die geführte Tour um 10 Uhr und wir waren erst einmal happy.
Nach einem kurzen Abstecher zu den Far View Ruins reihten wir uns in die Autoschlange vor dem Eingang der Wetherill Mesa ein, die kurz danach auch geöffnet wurde – zum ersten mal in diesem Jahr. Als wir am Parkplatz dort ankamen, grasten dort noch friedlich eine Herde Pferde, die bisher hier wohl ihre Ruhe gehabt hatten und verdutzt dreinschauten.
Verdutzte Pferde am Parkplatz der Wetherill Mesa. Die hatten hier ein halbes Jahr ihre Ruhe...Wir mussten eine Weile warten, aber als der Ranger schließlich die Tour ausrief, trabten unter den mittlerweile sicher über 100 anwesenden Touristen ganze 3 Leute an. Außer uns war es also nur noch eine Dame und die stellte sich nach kurzem Smalltalk sogar als Volunteer vor. Also waren wir eigentlich die einzigen Touristen, die diese Tour gebucht hatten, aber das war uns nicht unrecht bei dem Memorial Day Getümmel. Der Ranger meinte, wir wären die ersten Besucher der Anlage seit 6 Jahren, weil sie so lange geschlossen war. Da fühlten wir uns gleich noch spezieller.
Wir trabten eine Weile der Straße zurück bis ein kleiner, unscheinbarer Pfad abging und den Hang hinunter führte. Wir kamen an 2 kleinen Alcoven vorbei, die aber außer einem ganz netten Schlangen-Pictogramm nur Scherben enthielt. Anzeichen von ehemaligen Gebäuden waren zwar vorhanden, doch viel sehen konnte man (noch) nicht.
Schlangen-Pictogramm in einer sonst leeren AlcoveIch hatte schon das Gefühl, dass diese Tour zu Recht wohl so unbeliebt ist, als wir schließlich zu den eigentlichen Ruinen kamen. Die Szene war einfach wunderbar – die Gebäude waren gut erhalten bzw. restauriert worden, alles war im schönen indirekten Licht und als Farbtupfer war es direkt vor den Gebäuden herrlich grün mit einem Art Terrassensystem, wie ich es bisher noch nie bei einer Ruine zuvor gesehen habe. (Dass es so grün dort war, war vermutlich auch dem Umstand geschuldet, dass die letzten 6 Jahre keine Touris mehr dort rumgetrampelt sind…
). Dank unserer kleinen Gruppe konnte ich in aller Ruhe die Anlage aus allen Winkeln ablichten, ohne dass mir ständig einer ins Bild gelaufen ist.
Der Ranger erzählt uns die Geschichte und die Besonderheiten des Cliff DwellingsBlick vom vorderen Teil der AnlageKivas im vorderen TeilIm hinteren Teil sind besonders erwähnenswert der riesige, heruntergestürzte Felsbrocken und die Holzelemente in den Gebäuden.Kiva im hintersten BereichDie "Terrassen" sind besonders charakteristisch für das Mug HouseMein persönliches Lieblingsbild vom Mug House Der Nachteil daran war, dass ich viel zu viel geknipst habe und quasi nichts von den Geschichten des Rangers mitbekommen habe. Wer sich für geschichtliche Details interessiert, dem kann ich aber folgende Seite empfehlen:
http://www.design.upenn.edu/hspv/mesaverde/site_mughouse.htmHier kann man auch sehen, wie die Anlage vor der großen Restaurierung aussah:
http://www.design.upenn.edu/hspv/mesaverde/project_history.htmNach ca. 2h war die Tour zu Ende. Danach sind wir noch mit dem Bähnchen zu den Aussichtspunkten auf der Wetherill Mesa gefahren und konnten aus der Ferne mit anschauen, wie die Touristen am Long House sich gegenseitig auf die Füße getrampelt sind.
Am Mug House gab es übrigens keine weitere Tour mehr an diesem Tag...
Hier noch der Link zur NPS-Seite:
http://www.nps.gov/meve/planyourvisit/backcountry_hikes.htmGruß, Tilman