Donnerstag, 01.03.2018
Heute Nacht haben wir nicht ganz so gut geschlafen, weil die Matratze etwas klein und unbequem war. Gefrühstückt haben wir in unserer Condo damit wir rechtzeitig nach Graceland abfahren konnten. Darauf habe ich mich mit am meisten gefreut und nach längerer Recherche im Netz habe ich für uns VIP-Tickets besorgt. Kurz vor 10 Uhr waren wir am VIP Schalter zur Anmeldung für die Tour.
Dort wurden wir empfangen von einer freundlichen Mitarbeiterin und ausgestattet mit einem VIP Ausweis und einem iPad mit deutschem Audio Guide. Danach haben wir uns nett unterhalten mit einem freundlichen Angestellten am Shuttlestand und wurden pünktlich in einen VIP Shuttle gesetzt, der uns vom Entertainment Center quer über den Elvis Presley Boulevard hinauf zu Graceland Mansion fuhr. Wir wurden aber nicht direkt vor das Haupthaus gefahren, sondern zu einem Hintereingang, wo wir ganz alleine in einen Vorführraum gesetzt wurden und wir einen Einführungsfilm über Elvis und Graceland im speziellen sahen. Danach wurden wir vor die Eingangstüre gebracht wo wir unsere Tour in Elvis Wohnhaus ganz alleine begannen. Direkt hinter der Eingangstüre standen wir schon direkt im Wohn- und Esszimmer. Rechts lag das Wohnzimmer mit einer langen, weissen Couch und dahinter das Musikzimmer mit einem weissen Flügel.
WohnzimmerWohnzimmerLinks war das Esszimmer. Geradeaus ging die Treppe nach oben zu den Privaträumen mit Schlafzimmer und Badezimmer, wo der King starb. Das Obergeschoss war aber nicht zugänglich. Neben der Treppe ging es zum Schlafzimmer von seinen Eltern, wo noch die originalen Kleider seiner Mutter im Kleiderschrank zu sehen waren. Das kleine Badezimmer war mit einer Tapete mit kleinen Pudel bedruckt, die Elvis Mutter Gladys selbst mitentworfen hatte.
HallwayHallwayEsszimmerEltern SchlafzimmerEltern BadezimmerNeben dem Esszimmer gelangte man durch eine Türe in die Küche, die immer der Mittelpunkt des Lebens im Haus war.
KücheGleich dahinter ging es über eine steile, rechts und links verspiegelte Treppe nach unten in das Fernsehzimmer mit einer Hausbar. Elvis hatte gleich drei Fernseher (alles für damalige Verhältnisse auf den neuesten Stand der Technik) damit er alle drei Nachrichtensender parallel schauen konnte. Das hatte er sich anscheinend bei Präsidenten Richard Nixon abgeschaut.
FernsehzimmerBarSpielezimmerGegenüber vom Fernsehzimmer war das Spielezimmer mit einem grossen Billardtisch in der Raummitte und durch eine weitere Türe rechts gelangte man in den berühmten Jungle Room, wo Elvis der guten Akustik wegen 1976 eine ganze Langspielplatte aufnahm. Der Raum war eingerichtet mit jeder Menge Accessoires (inklusive einem kleinen Wasserfall), die er von überall her zugekauft hatte.
Jungle RoomJungle RoomAuffallend war, dass das Haus relativ verschachtelt war, immer wieder gab es Türen und Treppen und die Räume waren eher klein geraten. Überhaupt gab es in fast jedem Zimmer Spiegel an der Wand damit diese wohl grösser erschienen. Insgesamt kam mir das Haus eher klein und bescheiden vor (was die Grösse betrifft) für einen Superstar dieser Zeit, mit heutigen Verhältnissen sicher nicht zu vergleichen. Danach ging es nach draussen hinter das Haupthaus, vorbei am ehemaligen Parkplatz für seine Autosammlung, die später im Entertainment Komplex zu besichtigen waren. Hinter dem Parkplatz stand ein Nebenhaus, in dem ein Büro eingerichtet war, das sein Vater führte. Aus diesem Büro wurde übrigens 1960 das erste Interview nach seiner Rückkehr aus dem Wehrdienst in Deutschland übertragen.
BüroVon dem Bereich hinter dem Haupthaus hatte man auch einen schönen Überblick über das grosse Grundstück mit Pferden und einer grossen Scheune.
GrundstückGrundstückRückansicht von GracelandIn einem weiteren Nebengebäude war eine Ausstellung mit vielen persönlichen Stücken der gesamten Familie Presley und Smith (Mädchenname seiner Mutter) untergebracht, wie Verträge, Führerscheine, Geschenke oder Urkunden. Von dort gelangte man über einen kleinen Swimmingpool weiter in das Racketball-Haus, wo auch Spielautomaten und ein Klavier standen, an dem er am Nachmittag vor seinem Tod noch zwei Lieder spielte.
Trophy HouseElvis‘ GeburtsurkundeRacketball-HausRacketball-PlatzPoolAls letztes kamen wir in den Meditationsgarten mit den Gräbern von Elvis, seinen Eltern und seiner Grossmutter, die übrigens die anderen drei überlebte. Nun konnte man noch ein paar Fotos vom Haus machen bevor wir (wieder alleine) mit dem für uns bereit gestellten Shuttle zurück zum Hauptkomplex gebracht wurden.
Der Vorteil von diesem VIP-Ticket war, dass wir ohne weitere Besucher ins Haus gelassen wurden und so den ersten Teil alleine und in Ruhe besichtigen konnten. Erst mit der Zeit kamen weitere Besucher dazu oder wir holten die Vor-Besucher ein. Insgesamt war aber nicht zu viel Betrieb, so dass wir alles in Ruhe anschauen konnten.
Im Entertainment Komplex konnten wir einen Teil seiner vielen Autos besichtigen, darunter den berühmten rosafarbenen 1955er Cadillac, den er seiner Mutter schenkte. Alleine in diesen Räumen haben wir uns über eine Stunde aufgehalten bis wir alles durch hatten. Interessant waren hier für mich vor allem Stücke aus seiner Anfangszeit ab 1953 und die Anzüge aus der 68er Session und den Konzerten in der Zeit danach. Am Ende des Komplexes gab es noch eine Sonderausstellung mit Sam Philips vom SUN Studio zu sehen. Bevor wir wieder zum Parkplatz zurück kehrten besichtigten wir noch die zwei Flugzeuge von Elvis, die auf einem Aussengelände stehen. Die Besichtigung von Graceland war für mich ein echtes Highlight, ehrlich gesagt noch besser wie erwartet.
Elvis‘ Pink CadillacElvis kauft einen PapierkorbBesuch in ParisElvis‘ erster Vertrag mit seinem Manager, abgeschlossen im Peabody Hotel MemphisAnzug aus 68er BühnencomebackPrivatjetDiese Sonderausstellung über das SUN Studio in Graceland war nur der Vorgeschmack, denn wir wollen uns das Studio, wo in den 50ern Elvis und weitere Künstler wie Johnny Cash, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison, B.B. King oder Carl Perkins entdeckt wurden, natürlich im Original ansehen. Von Graceland fuhren wir also direkt zur Union Avenue für die Besichtigung vom SUN Studio (hiess früher Memphis Recording Service).
Der Eingang ist neben dem ursprünglichen Studio und heute ein kleines aber feines Cafe mit vielen Devotionalien an den Wänden. Die Führung startet dann im Obergeschoss wo ein kleines Museum untergebracht ist. Dort wird mit Musik-Untermalung aus der Zeit von 1952 bis in die 60er die Studiogeschichte erzählt. Ausgestellt ist auch die DJ-Station vom damals bekanntesten Radiosender WHBQ, von wo der populäre DJ Dewey Philips die erste Single von Elvis, die er hier aufgenommen hat, spielte was den Durchbruch für den damals völlig unbekannten 19 jährigen Elvis bedeutete.
DJ-Radio StationÜber eine steile Treppe geht es dann hinunter ins eigentliche Studio mit dem Vorzimmer, wo die Sekretärin vom Inhaber Sam Philips Elvis den Termin für die Probeaufnahmen besorgte. Der junge Guide hatte natürlich viel Interessantes über die Begebenheiten in diesem Studio zu erzählen, z.B. über den berühmten Gitarrenriff in Cash’s I walk the line, die Rattle and Hum Session von U2 oder die per Zufall mitgeschnittene Session vom Million Dollar Quartet im Dezember 1956 und spielte natürlich auch einige Songs an. Übrigens stand das Original Studio-Schlagzeug von U2 an diesem Tag im Studioraum, aber auch das Original-Piano, an dem Jerry Lee Lewis
Great Balls of Fire und das Mikrofon mit dem schon Elvis 1953 aufnahm. Besonders gut fand ich, dass das Studio quasi noch ursprünglich in der Zeit von 1950 belassen wurde und somit das Feeling aus der Zeit der Geburt vom Rock & Roll gut rüberkam.
AnmeldungBerühmtes Klavier mit Million Dollar QuartetU2 SchlagzeugNach der Führung schauten wir uns noch die vielen Erinnerungsstück an den Wänden an und gingen zurück zum Auto, das wir hinter dem Studio geparkt hatten. Als wir noch beratschlagten wohin wir als nächstes fahren, kam ein älterer Herr zum Auto und sprach uns an, wir waren bestimmt im SUN Studio und ob wir Lust hätten kurz in sein Büro zu kommen. Es stellte sich heraus, dass er Inhaber einer Autowerkstatt neben dem SUN ist und er einige Fotografien von Elvis an der Wand hängen hat. Wir wollten nicht unfreundlich sein und gingen mit ihm mit. Die beiden Sachbearbeiterinnen am Schreibtisch begrüssten uns freundlich und es machte nicht den Eindruck, dass wir die ersten „Gäste“ hier sind. Aber das ist Amerika, sowas würde bei uns normalerweise nicht passieren.
Wir fuhren danach zurück nach Downtown, parkten das Auto wieder an der Strasse beim Exchange-Building und sind den kurzen Weg zum Peabody Hotel gelaufen.
Das Peabody HotelIch glaube, es ist das älteste Hotel in Memphis, auf jeden Fall ist es ein beeindruckendes Gebäude. Ausserdem gibt hier eine Besonderheit, denn im Foyer steht ein Brunnen, in dem tagsüber mehrere Enten schwimmen, die eigentlich auf dem Dach des Hotels leben. In einer speziellen Zeremonie werden die Enten jeden Nachmittag um 17 Uhr verabschiedet. Wir haben die Show von der Balustrade über dem Foyer beobachtet und einige der Gäste sassen anscheinend schon seit 14 Uhr an ihren Tischen und Lounge-Sessel um möglichst gute Plätze zu haben. Kurz vor 17 Uhr erschien der Conférencier, der eine gestenreiche Einführung sprach und Punkt 5 Uhr wurden die Enten vom Brunnen über den roten Teppich zum Aufzug geleitet, der sie wieder nach oben aufs Dach brachte. Eine total witzige Show jedenfalls.
Die Enten verlassen den „Pool“Nach der Entenshow beschlossen wir Arkansas einen kleinen Besuch abzustatten. Wir parkten das Auto in einem Industriegebiet und machten einen kleinen Spaziergang über die Mississippi-Eisenbahn-Harahan-Brücke nach Arkansas.
Zu Abend gegessen haben wir im ältesten noch existierenden Cafe-Restaurant, im Arcade, wohin wir heute mit dem Trolleybus für $1 pro Person hingefahren sind. Hier gingen in den 40er und 50er die grossen Musiker aus Memphis ein und aus, Bilder an der Wand bezeugen das.
Wow, ein grossartiger Tag geht (leider schon) zu Ende.
Unterkunft wie 28.02.