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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: Ole Miss am 08.12.2005, 09:56 Uhr

Titel: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 08.12.2005, 09:56 Uhr
Hallo zusammen,

nachdem ich in Vorbereitung auf unsere USA-Reise hier im Forum tolle Tipps und Anregungen gefunden habe, möchte ich berichten, wie es uns auf der Reise ergangen ist und gefallen hat.
Die Reise war, obwohl wir beide keine USA-Neulinge sind, für mich ein "Erstlingswerk" und sollte dazu dienen sich erst einmal einen Überblick über die großen Highlights des Westens zu verschaffen.

Reisezeit:
8.10. - 31.10.2005

Start:
Las Vegas

Ziel:
San Francisco

Gefahrene Strecke:
5000 Meilen

Etappen:
LV - Zion - Bryce - CCR - Page - Wave - GC - Monument Valley - Moki Dugway - Natural Bridges - Arches - SLC - Yellowstone - Craters of the Moon - Yosemite - Sequoia - Yoshua Tree - L.A. - Highway No 1 - S.F.

Reisende:
Ich (Ersttäter) und mein Mann Stephan (Wiederholungstäter)

Reiseart:
SUV-Mietwagen und Motelübernachtungen

Also, viel Spaß beim "Mitfahren",
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 08.12.2005, 10:00 Uhr
Tag 1: Samstag, 8.10.05

Die Anreise zähle ich eigentlich noch nicht zum Urlaub. Dafür sind die langen Flüge viel zu anstrengend und nervtötend. Aber zu einem kompletten Reisebericht gehört auch das dazu. Obwohl der Flug als United Airlines Flug gebucht war, werden wir in Frankfurt an den Lufthansa-Schalter verwiesen. Wir haben genügend Zeit, da der Flug erst um 14.05 Uhr geht und wir reichlich Zeitpuffer eingebaut haben. Obwohl die Schlange am Check-In Schlimmes befürchten lässt, geht es recht schnell bis wir die Boardkarten in den Händen halten. Länger dauert es dann beim obligatorischen Sicherheitscheck für Flüge in die USA, der Abtasten für alle und für mich im speziellen einen Kamerafunktionstest beinhaltet. Aufgrund dieser zweiten zusätzlichen Sicherheitsschleuse ist der Gate-Bereich auf ein Minimum geschrumpft, aus dem es dann auch kein Zurück mehr gibt, es sei denn, man will die Prozedur noch einmal auf sich nehmen. Auch Läden oder ähnliches gibt es dort nicht mehr, so dass ich mich nicht mit Lesestoff für den bevorstehenden Flug eindecken kann. Blöd! Beim Boarding geht dann munteren Schrittes Thomas Gottschalk an uns vorbei in den First-Class-Bereich. Der Gute sieht so in Natura ziemlich mitgenommen aus, als Promi hat man es wohl auch nicht leicht…

Die Boeing 747 ist bis auf den letzten Platz ausgebucht, wie der Kapitän stolz verkündet und bietet keinerlei Beinfreiheit. Entertainmentprogramm an Bord: Bewitched und Herbie, Unterhaltung von der anspruchslosesten Sorte. Der Flug zieht sich wie Kaugummi… Einzige nennenswerte Ablenkung im positiven Sinne sind ein paar schöne Blicke auf Island und im negativen Sinne ein medizinischer Notfall an Bord, für den sich an Bord befindliche Ärzte bei der Crew melden sollen. Glücklicherweise scheint der Patient sich dann aber wieder zu erholen. In L.A. erwarten uns die USA-üblichen Einreiseformalitäten, die kurz und schmerzlos abgehandelt werden. Eine schwarze Angestellte namens Strong scannt betont unmotiviert unsere Finger und macht Fotos von uns. Sie schimpft auf das „stupid thing“ als es nicht gleich klappt und erklärt mir dann, sie meine nicht mich sondern den Computer. Das will ich auch hoffen. In L.A. müssen wir noch den Boarding Pass für den Flug nach Las Vegas organisieren, was gar nicht so einfach ist. Zuerst endloser Fußmarsch zum richtigen Bereich, dann wird der Boarding Pass falsch ausgestellt und wir müssen noch mal zum Schalter zurück. Irgendwie schwierig einen kompetenten Ansprechpartner zu finden, der weiß, was zu tun ist. Dann klappt es doch noch und gegen 18.40 Uhr startet die TED-Maschine. Von oben sieht man schon die vielen Lichter der Stadt und zuletzt auch die Landmarks des Strips. Die Landung in Las Vegas gerät aufgrund des starken Windes ziemlich holprig, was mir gar nicht behagt. Schließlich kommen wir also gegen 20.00 Uhr an, ganz im Gegensatz zum Gepäck, von unseren drei Taschen ist nur eine auf dem Gepäckband. Eine reichlich unbekümmerte Angestellte meint, man würde uns die anderen zwei Taschen morgen nachsenden. Sie erweckt den Eindruck, dass es eher die Regel als die Ausnahme ist, dass das Gepäck nicht ankommt. Wir sind ziemlich genervt aber müssen es dabei bewenden lassen. Die Müdigkeit macht sich auch schon sehr bemerkbar, deshalb ist es jetzt erst mal wichtiger, den Mietwagen zu holen und ins Hotel zu fahren.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1805neu.JPG)

Die Dame am Alamo-Schalter fertigt uns freundlicherweise gleich vor Ort ab, so dass wir nur noch zum Abholen zur Mietwagenstation müssen. Der Shuttle-Service klappt schnell und problemlos, wenn auch der Fahrer bei seinen Durchsagen kaum zu verstehen ist. Bei Alamo angekommen können wir die SUV Section nicht gleich finden, was daran liegt, dass der Parkplatz völlig leer ist. An einem Samstag um diese Zeit ist es nichts mehr mit Choice Line, da muss man froh sein, überhaupt noch ein Auto zu bekommen. Also stehen wir ein bisschen ratlos in der Gegend rum bis wir doch noch eine Mitarbeiterin ausfindig machen können. Zunächst will sie uns ins Office schicken, was ja überflüssig wäre, dann zeigt sie uns doch noch den richtigen Bereich. Weder besonders kommunikativ noch freundlich, die Dame. Bei den SUVs (oder dort wo sie stehen sollten) ist niemand ansprechbar, nach einer Weile können wir einen nicht minder unkommunikativen und unfreundlichen Angestellten ausfindig machen. Es kommt gerade ein Chevrolet Trailblazer rein und er weist mit der Aufforderung „Go ahead“ darauf. Aha, vermutlich meint er, wir sollen diesen Wagen nehmen, ok. Wir verladen also das Gepäck oder besser gesagt, die eine Tasche, die uns geblieben ist und fahren los. Am Ausgang werden die Papiere von einem weiteren Angestellten gecheckt. Wieder unglaublich freundlich und kommunikativ, scheint hier der Standard zu sein. Er guckt auf seinen Computer, meint dann „son of a bitch“ (wieder mal sind freundlicherweise nicht wir gemeint) und teilt uns mit: „Something wrong with the car, back up“. Wir sind etwas verwirrt, wir hatten einen Equinox bestellt, ob es vielleicht daran liegt, dass es nicht die richtige Wagenklasse ist?! Wir können durch Nachfragen noch erfahren, dass am Auto etwas kaputt ist, aha, deshalb sollen wir das Auto wieder hinstellen, na gut. Wir tun das, nehmen die Tasche wieder raus, laufen wieder zum SUV-Bereich rüber, treiben zum zweiten Mal den Angestellten auf, der zeigt wieder auf ein Auto, das gerade frisch reinkommt.
Wir versuchen ziemlich genervt ein zweites Mal unser Glück. Beim Check am Ausgang sitzt diesmal eine Mitarbeiterin, auch total motiviert, jammert sie uns vor, dass sie müde ist. Ah ja, was sollen wir da bitte sagen, wir sind seit 24 h auf den Beinen. Gesamteindruck Alamo-Abholstation: unmotivierte und unprofessionelle Mitarbeiter und Fehler im System, wodurch das von den USA gewöhnte Service-Level deutlich unterschritten wird.
Aber genug gemeckert, wir haben ja nun unseren Wagen, einen Chevrolet Trailblazer zum Preis eines Equinox, nicht schlecht! Wenn wir die Wahl gehabt hätten, hätten wir keinen Chevrolet genommen, die Verarbeitung ist schlecht und die Beifahrertür schließt nicht winddicht, was eine ziemliche Geräuschkulisse bei höheren Geschwindigkeiten ergibt. Auf Off-Road Strecken klappert sie so sehr, dass man glauben könnte, sie geht gleich auf. Davon abgesehen fährt uns der Wagen aber ohne Murren oder Mucken durch den gesamten Urlaub.
Das Luxor ist nicht zu verfehlen und der Check-in zu so später Stunde quick und easy. Dafür ist das Zimmer nichts Besonderes, wahrscheinlich auch das, was noch übrig ist. Es liegt im West Tower, im 1. Stock mit tollem Blick zum Parkplatz. Wenigstens ist aber alles neu und hübsch pseudo-ägyptisch eingerichtet. Der Hunger treibt uns noch mal los, bevor wir uns endlich ins Bett fallen lassen. Das Hotel und seine Dimensionen beeindrucken uns, der Lärm der Spielautomaten ist ohrenbetäubend und der Kitschfaktor beachtlich. So habe ich mir das vorgestellt! Wir gehen noch ins Mandalay Bay, hier ist alles noch eine Spur exklusiver und vor allem teurer. Wir gönnen uns im Food Court ein Quisno Sub und fallen dann todmüde ins Bett.

Übernachtung: Luxor, 208 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: IkeaRegal am 08.12.2005, 11:30 Uhr
Das ist ja ärgerlich mit Alamo.

Ich setz mich mal auf die Rückbank....   :D
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Micky McBenz am 08.12.2005, 11:57 Uhr
Hallo Ole Miss!

Ich komme auch mit. Es ist interessant, Dein Empfinden der An- und Einreise als Ersttäterin zu erfahren.
Deine schlechten Erfahrungen hinsichtlich Service bei den Mitarbeitern der Fluggesellschaften (Bodenpersonal) sowie den Mietwagenfirmen kann ich gut nachvollziehen. Auch mir erging es manchmal so wie Euch!
Aber: Es gibt auch nette und freundliche Service-Mitarbeiter, man muss ein bisschen Glück haben.

Viele der auf der Route liegenden Sehenswürdigkeiten habe ich vor 2,5 Jahren auch gesehen. Daher bleibe ich gern dabei und bin gespannt, wie es Euch ergangen ist...
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 08.12.2005, 12:35 Uhr
Hallo Mitfahrer,

willkommen an Bord!

Zitat von: Micky McBenz
Aber: Es gibt auch nette und freundliche Service-Mitarbeiter, man muss ein bisschen Glück haben.


Das ist richtig, ich war nur überrascht, wie sehr sich das Servicelevel seit meinem letzten Besuch in den USA in 2000 verschlechtert hatte. Vor allem das öffentliche Fluchen (son of a bitch!!!) des Service-Personals hat mich etwas irritiert, weil swearing in den USA ja überlicherweise ein absolutes no go ist.

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Volker G. am 08.12.2005, 13:13 Uhr
LA scheint immer etwas anders zu sein, als man erwartet.
Die fahren in LA ja auch zum Bsp. viel wilder als man sonst in den USA gewohnt ist.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Doreen & Andreas am 08.12.2005, 13:20 Uhr
Wir fahren auch mit Begeisterung mit  :D

Zitat von: Ole Miss
Die Reise war, obwohl wir beide keine USA-Neulinge sind, für mich ein "Erstlingswerk"

Zitat von: Ole Miss

seit meinem letzten Besuch in den USA in 2000

Zitat von: Ole Miss
Reisende:
Ich (Ersttäter)


Irgendwie widerspricht sich das doch. Warst Du nun schon mal in den USA oder bist Du ersttäter???
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 08.12.2005, 13:26 Uhr
Hallo Doreen & Andreas!

Ich bin ein Ersttäter, was den Westen der USA betrifft. Da war ich vorher nämlich noch nie.
War aber schon mehrfach in den USA und habe auch ein Jahr dort studiert (siehe Avatar). Kenne daher die Ostküste und den Süden relativ gut.
Muss aber sagen, dass ich den Westen wirklich anders empfunden habe, was Land, Leute, Kultur etc. angeht.

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Schneewie am 08.12.2005, 15:32 Uhr
Super, und wieder ein Reisbericht.  :)
Gut das Ihr den großen Trailblazer habt, da passe ich dann noch mit hinein.  :D

Etwas off topic. Ich lese immer wieder hier im Forum, daß so viele einen Equinox haben möchten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich mir darunter für ein Auto vorstellen muß. Hat mal jemand ein Bild dieses Gefährts?  :?:

Danke.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Schneewie am 08.12.2005, 15:32 Uhr
Super, und wieder ein Reisbericht.  :)
Gut das Ihr den großen Trailblazer habt, da passe ich dann noch mit hinein.  :D

Etwas off topic. Ich lese immer wieder hier im Forum, daß so vielen einen Equinox haben möchten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich mir darunter für ein Auto vorstellen muß. Hat mal jemand ein Bild dieses Gefährts?  :?:

Danke.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Volker G. am 08.12.2005, 15:40 Uhr
Here you are Gabi:

(http://www.edmunds.com/media/roadtests/firstdrive/2005/chevy.equinox/05.chevy.equinox.f34.500.jpg)
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: freddykr am 08.12.2005, 16:07 Uhr
Hi,

ich setz mich mal noch mit rein.
Vielleicht finde ich ja bei einer Fahrt durch den Südwesten etwas Ruhe an meinem eigenen weiter zuschreiben :wink:

Bei unserem Besuch dieses jahr in Las Vegas waren die Mitarbeiter bei Alamo  uns gegenüber nicht unfreundlich. Wer weiß, was die betreffende Person für einen Tag hatte. Das entschuldigt natürlich nicht diese Ausflüche.
Ich schalt dann einfach meistens auf Durchzug, wenn ich sowas höre, und geniese meinen Urlaub.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 08.12.2005, 16:14 Uhr
Tag 2: Sonntag, 9.10.05

Wir werden, Jet Lag sei dank, relativ früh wach und können auch nicht mehr einschlafen. Das Zimmer ist durch die Nähe zum Parkplatz recht laut und außerdem zeigt das blinkende Telefon an, dass wir eine Nachricht von der Rezeption haben. Das bedeutet hoffentlich, dass unsere fehlenden zwei Koffer angekommen sind. Ein Anruf bei der Rezeption bestätigt unsere Hoffnungen und wir lassen die Koffer auf das Zimmer bringen. Der Tag ist gerettet!
Wo wir nun schon mal richtig munter sind, soll es auch gleich losgehen. Um 8.30 Uhr machen wir uns auf zu einem Spaziergang über den Strip. Ich liebe diesen ersten Tag im Urlaub, wenn noch alles vor einem liegt und die Vorfreude riesengroß ist. Dieses aufregende Gefühl, dass man viele tolle Dinge sehen und erleben wird. Begünstigt wird diese Urlaubsanfangsbegeisterung noch durch das wunderschöne Wetter in Las Vegas, es ist angenehm warm und sonnig, ein wolkenloser Himmel strahlt uns an.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1810klein.JPG)

Der Strip ist um diese Uhrzeit noch recht ruhig und nur ein paar Jogger sind außer uns unterwegs. Erster Anlaufpunkt für uns ist das Excalibur, das zwar schon etwas älter ist und nicht so hochwertig wie einige der neueren Hotels, das dieses Manko aber durch quietschvergnügten Schloßkitsch allenthalben wieder wettmacht. Hier und in jedem anderen Hotel, das wir an diesem Tag noch besuchen werden, ist man eifrig bemüht, uns Coupons für Shows und anderes anzubieten. Wir haben nicht vor, davon etwas in Anspruch zu nehmen und lehnen regelmäßig dankend ab. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Stephans Spitzname vom USA-Studium „Captain Coupon“ ist.  
Nächste Station ist das New York New York. Während das Thema in den Außenanlagen sehr eindrucksvoll umgesetzt ist, Freiheitsstatue inklusive, finden wir es innen nicht so spannend und schlendern nur kurz durch.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1811klein.JPG)

Das Monte Carlo präsentiert sich elegant-mediterran, kein ganz originelles Thema, wenn man bedenkt, dass auch das Bellagio, Caesar’s Palace und neuerdings das Wynn in diese Richtung gehen. Dennoch ist es ganz hübsch, die Restrooms kann ich auch weiterempfehlen und Stephan verspielt tollkühn wahnwitzige 75 Cent an einem Lucky Seven-Automat. Bei so viel Knauserigkeit wird er natürlich nicht von der Glücksfee geküsst, aber nun kann er zumindest behaupten, in Las Vegas gezockt zu haben. Das Bellagio trumpft optisch mit dem riesigen See vor dem Hotel und der Glasblumen-Decke in der Lobby mächtig auf. Viel besser gefallen mir aber die herbstlichen Dekorationen mit riesigen Pumpkins, einer Mühle mit Wasserrad und vielen tollen floristischen Arrangements. Da wurden wirklich weder Kosten noch Mühen gescheut.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1827klein.JPG)

Just an dieser Stelle werden wir Zeugen eines Heiratsantrages, komplett mit Niederknien, Ring, Freudentränen ihrerseits und anschließendem Champagner mit den eingeweihten Freunden. Sehr amerikanisch, sehr rührend. Die Gestaltung der  Poolanlage im Bellagio gefällt uns auch sehr. Jetzt würde man sich gerne auf so eine Liege werfen, aber nein, wir haben ja noch so viel vor!
Nächstes Hotel am Wegesrand ist Caesar’s Palace, wo sich die alten Römer tummeln. Die Einkaufspassagen sind riesig, genau wie der Brunnen auf der Plaza und die Statuen, die überall rumstehen, denen allerdings doch ein bisschen die Patina einer tausende Jahre alten Geschichte fehlt.
Langsam setzen der Hunger und erste Ermüdungserscheinungen ein, wir sollten uns mal nach einer Gelegenheit für die Lunch Break umschauen. Stephan besteht darauf in ein Buffet zu gehen, ein must-do in Las Vegas, wie er findet. Ich bin nicht überzeugt, was auch daran liegen könnte, dass sich Buffets für mich einfach nicht lohnen, ich bin immer viel zu früh satt, um auch nur annähernd den Preis wieder reinzuholen. Aber was soll’s, dann esse ich halt das Teuerste!
Im Mirage bewundern wir zunächst einen Tiger, der in nicht gerade artgerechter Haltung hinter Glas zu bewundern ist. Der Tiger läuft unentwegt von einer Seite des Käfigs zur anderen, ein tolles Showlaufen für die unzähligen Kameras, aber eigentlich kann einem das Tier nur leid tun. Im Mirage gibt es auch das Cravings Buffet. Hier sehen wir die erste Schlange unseres Urlaubs, die berühmt-berüchtigte, vorwiegend in Las Vegas vorkommende gewöhnliche Buffet-Schlange. Es ist Sonntag und sonntags gibt es das hochpreisige Champagne-Brunch, das uns einfach zu teuer ist, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass wir keine Lust auf „Blubberwasser“ haben, den Preis also auch nicht wieder „reintrinken“ werden.
Der Magen knurrt also weiter, während wir zum Treasure Island gehen, um dort unser Glück zu versuchen. Im Treasure Island gibt es das „Dishes Buffet“, die Schlange ist überschaubar und es gibt ein normales Lunchbuffet, in dem wir nach 3 Minuten drin sind. Die Einrichtung ist modern minimalistisch, eine echte Erholung nach all dem überladenen Las Vegas-Kitsch. Wir zahlen den Preis für das Frühstücksbuffet, $12,50 p.P., es gibt aber schon das Essen des Lunchbuffets. Die Bedienung ist ein bisschen langsam und benötigt eine Aufforderung zum Refill, aber das Buffet selbst schmeckt gut und ist sehr reichhaltig. Es gibt die klassische Frühstücksstation, eine Pasta-Station, eine Salat- und Sandwiches-Station, eine Abteilung für klassisches amerikanisches Essen mit Fleisch, Beilagen, Gemüse und eine asiatische Station mit warmem Essen und Sushi. Ich mache mir nichts aus amerikanischem Frühstück und halte mich vor allem an das Sushi, das sehr lecker ist. Noch mehr hat es mir aber das Dessert-Buffet angetan, es gibt verschiedene Naschereien aus einer Konditorei, Fruchttörtchen, Erdbeeren mit Schokoladenüberzug, Cookies, Eiscreme, Soßen und Sahne, so dass ich mir meinen eigenen Sundae zusammenstellen kann. Yummy! Wir essen bis wirklich nichts mehr reingeht und machen uns dann frisch gestärkt wieder auf den Weg.
Nächste Station auf unserem Weg ist das Wynn Hotel, ebenfalls sehr nobel aber vom Thema her nicht richtig einzuordnen, alles ist sehr bunt, es soll wahrscheinlich so eine Mischung aus Mittelmeer und Orient sein. Mir ist es ein bisschen grell und zu kitschig, um mir generell zu gefallen und nicht kitschig genug, um mir in Las Vegas zu gefallen. Ich sag mal: ganz oder gar nicht. Nur die Wasserfallwand ist tatsächlich sehr beeindruckend.

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Deutlich besser gefällt mir das Venetian, das Thema wird wirklich konsequent und herrlich kitschig-pompös umgesetzt. Innen wird auch jede Menge Unterhaltung durch die singenden Gondoliere und Schauspieler, Stelzenläufer, Akrobaten und Sänger geboten.

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Außerdem gibt es Hochzeitspaare zu bestaunen, die sich vor „romantischer“ Kulisse fotografieren lassen oder in der vorbeifahrenden Hochzeitsgondel getraut werden. Das erfreut mein unverbesserliches Romantiker-Gemüt. Der Kanal ist allerdings nicht wirklich „grande“ und in den regulären Gondeln sitzen nur Japaner, die Kameras auf Dauerfeuer eingestellt. Dennoch bleibt mir das Venetian sehr nett in Erinnerung, nicht zuletzt, weil es dort auch sehr nette Läden gibt, in denen mal nicht nur unerschwingliche Designer-Ware oder 0815-Souvenirs verkauft werden. Dagegen fallen unserer Meinung nach das Aladdin und das Paris etwas ab, beide sind sehr nett dekoriert, bieten aber keine weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten.
Im Garten des Flamingo-Hiltons gibt es eine nachmittägliche Pause auf einer Bank. Auch hier sind wieder Brautpaare zu sehen, heiraten ist wirklich eine beliebte Beschäftigung in Las Vegas. Wir überlegen, ob wir von hier die Bahn zurück ins Luxor nehmen sollen, können uns aber dann doch noch zum Fußmarsch aufraffen. Zu Fuß sieht man einfach mehr und kann Las Vegas intensiver erleben. Inzwischen ist es auch schon ziemlich voll überall, viele Menschen sind mit uns unterwegs. Im MGM sind die Löwen gerade noch nicht zu sehen. Wir haben keine Lust auf sie zu warten und gehen deshalb weiter bis wir schließlich wieder im Luxor ankommen.
Jetzt haben wir uns ein bisschen Erholung aber wirklich verdient, wir schlüpfen flugs ins Badezeug und kühlen uns und unsere qualmenden Füße im Luxor-Pool ab. Die Poollandschaft ist nicht spektakulär und das Becken wirklich sehr flach. Wahrscheinlich ist das aber auch besser so, denn die Girls, die gelangweilt auf ihren Lifeguard-Stühlen sitzen, sehen nicht aus, als könnten sie im Zweifel einen ausgewachsenen Menschen retten. Wir gönnen uns noch einen leckeren aber teuren ($6) Smoothie, der schön süß ist, wie es sich für die USA gehört. Von unseren Liegen können wir super die Flugzeuge beobachten, die im Minutentakt in den Himmel steigen. Nach einer Stunde, gegen 18.00 Uhr machen die Lifeguards dann richtig Stress und räumen den Pool. Dabei kreischen sie die Aufforderung zum Verlassen des Pools so laut, dass man glauben könnte, der Tag in der Sonne sei ihnen nicht ganz bekommen. Lautstark und ohne Rücksicht auf Verluste werden die Liegen wieder in Position gebracht, bis auch die hartnäckigsten Gäste freiwillig den Pool verlassen.
Für uns beginnt nun das Abendprogramm, wir fahren den von Lichtern glitzernden Strip entlang in Richtung Downtown. Am T.I. hören wir durch das offene Autofenster die Ansage, dass die Vorstellung „Sirens of the Sea“ wegen des starken Windes entfallen muss. Das ist schade, so windig finden wir es eigentlich auch nicht, aber zumindest wissen wir Bescheid und gehen nicht umsonst hin.
Wir halten an der Little White Chapel, um noch ein paar Fotos zu machen. Der Leser wird es vielleicht schon gemerkt haben, das Thema Hochzeit hat es mir angetan. Es trifft sich auch ganz gut, denn es kommt gerade ein Hochzeitspaar an, das sich sehr freut, dass Stephan ein paar Aufnahmen von ihnen mit ihrer Kamera macht. Das spart wohl auch Geld, denn die professionell in der Chapel gemachten Bilder sollen sehr teuer sein. So mutiert Stephan schnell noch mal zum Hochzeitsfotografen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1863klein.JPG)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1864klein.JPG)

In Downtown ist in der Fremont-Street richtig was los, wir parken gleich in der Nähe, wobei ich sagen muss, dass die weitere Umgebung schon einen etwas heruntergekommenen Eindruck macht. In der Fremont Street spielen zwei tolle Bands und Himmel und Menschen sind auf den Beinen. Von der Lichtshow ist aber gerade nichts zu sehen, weshalb wir erst mal den Bay City Diner für das Dinner aufsuchen. Das Essen schmeckt gut und ist relativ günstig, der Laden scheint sehr beliebt zu sein. Als wir gerade rauskommen, startet die Show. Es ist wirklich toll gemacht und gefällt uns sehr gut, auch wenn die leichtbekleideten weiblichen Feuerwehrleute vielleicht ein bisschen cheesy sind.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1876klein.JPG)

Dann geht es wieder zurück zum Strip, den Stratosphere Tower streichen wir kurz entschlossen von unserem Programm, irgendwann ist auch unsere Aufnahmefähigkeit mal erschöpft. Stattdessen stehen wir uns gutgelaunt durch den Stau auf dem Strip und bewundern die diversen Fetzer mit ihren aufgemotzten Autos, die aussehen, als kämen sie frisch von „Pimp my ride“. Jeder muss natürlich zeigen, was die Soundanlage hergibt und so ähnelt die Geräuschkulisse ein bisschen der eines Rummelplatzes. Aber das ist Las Vegas ja irgendwie auch: ein riesiger Rummelplatz!
Am Bellagio machen wir Halt, um uns die Wassershow anzusehen. Auch wenn es schwierig ist, einen Parkplatz in der Nähe zu finden, von diesem Programmpunkt weiche ich nicht ab. Das will ich unbedingt sehen und finde es auch wunderschön. Das Gesäusel von Celine Dion hätte ich nicht dazu gebraucht, aber das ist ja Geschmackssache. Gegen 23.00 Uhr, also unglaublich früh am Abend für Las Vegas-Verhältnisse, sind wir zurück im Luxor und wollen nur noch ins Bett.

Übernachtung: Luxor, 171 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kauschthaus am 08.12.2005, 19:51 Uhr
Ich drängel mich auch noch in den Trailblazer ...   8)
Super schön geschrieben!

Grüße, Petra
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: mrh400 am 08.12.2005, 20:05 Uhr
Hallo,
ich hoffe doch, Euer TB hat eine Dachreling, an der ich mich festhalten kann
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: elTribe am 09.12.2005, 00:00 Uhr
Hört sich gut an, ich warte schon auf mehr :)
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Easy Going am 09.12.2005, 01:01 Uhr
Klasse geschrieben - falls der Chevy schon voll ist, sattle ich meinen Bronco und reite nebenher ...........
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 09.12.2005, 11:18 Uhr
Na dann:
Welcome aboard everybody!
Ihr habt es ja schön kuschelig hinten.
Alles anschnallen, heute geht es erstmals off-road!

Tag 3: Montag, 10.10.05

Diese Nacht endet sehr brutal und abrupt durch eine Feuersirene, die bei mir fast eine Herzattacke verursacht hätte. Um 5.30 Uhr geht sie ohne Vorwarnung los und jagt uns einen Riesenschrecken ein. Eine eindringliche männliche Stimme wiederholt immer und immer wieder eine Ansage, von der wir nur soviel verstehen, dass ein Police Officer auf dem Flur unterwegs sei, um die Ursache des Alarms zu suchen. Es ist ein Heidenlärm und ich erwarte, dass der Flur voller verängstigter Gäste ist, die fluchtartig das Hotel verlassen. Draußen rührt sich aber nichts, ein Police Officer läuft wie angekündigt durch die Gänge und irgendwann geht der Alarm wieder aus. Klassischer Fall von „Viel Lärm um nichts“.
An Einschlafen ist nach diesem Schock aber nicht mehr zu denken, so dass wir um 6.00 Uhr aufstehen. Morgenstund` hat Gold im Mund und zugleich auch den Vorteil, dass das Check-out genauso quick und easy ist wie das Einchecken. Bevor es jetzt richtig auf Tour gehen kann, brauchen wir noch eine Straßenkarte und ein paar Lebensmittel und Getränke für unterwegs. Wir suchen eine ganze Weile bis wir einen Supermarkt finden, in dem wir uns mit Nahrung eindecken können.
Besonders wichtig ist mir die Supersize-Familienpackung Oreo-Kekse, lecker! Sie wird tatsächlich für die 3 Wochen reichen, was bei meinem täglichen Konsum wirklich erstaunlich ist. Eine Karte finden wir aber nicht, auch nicht in der nahegelegenen Tankstelle, so dass wir erstmal ohne losfahren.
Auf der Interstate 15 geht es Richtung Zion. Wir kommen gut voran, staunen über die Golfplätze am Wegesrand, die in Anbetracht der Trockenheit der Region wirklich der Gipfel der Wasserverschwendung sind und erreichen auf reizvoller Strecke bald das Utah-Welcome Center. Der dortige Mitarbeiter ist sehr freundlich und hilfsbereit, stattet uns mit Info-Materialien aus und beschreibt uns den Weg zum BLM-Office in St. George, als wir nach detaillierten Karten fragen. Schließlich verabschiedet er uns mit „Have a good one!“. Den werden wir sicher haben. Das BLM-Office ist leicht gefunden und auch hier ist man sehr hilfsbereit, als wir uns nach dem Smithsonian Butte Scenic Backway erkundigen, der Offroad-Strecke über die wir in den Zion-Nationalpark fahren wollen. Wir erhalten eine gute Wegbeschreibung und fahren über Hurricane nach Apple Valley, wo wir an einer Tankstelle erneut nachfragen, um die exakte Lage des Abzweigs zu erfahren. Ein paar hundert Meter hinter der Tankstelle geht es nach links ab, ein Schild weist sogar den Namen der Straße aus, das hätten wir also gar nicht verfehlen können.
Jetzt sind wir vom Asphalt runter und fahren auf das Massiv des Zion-Nationalparks zu. Stephan ist ganz begeistert, vor allem als die Strecke bergab noch etwas felsiger und rougher wird und wir kräftig durchgeschüttelt werden. Ich bin froh, dass ich nicht fahren muss. Der Blick in Richtung Zion ist wirklich spektakulär.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1888klein.JPG)

Ein Abstecher nach links führt uns zur Ghosttown Grafton, wobei die Bezeichnung „town“ doch etwas hochgegriffen ist. Am Grafton Cemetery stehen ein paar Grabsteine früherer Bewohner, wobei die „interessanteren“, die von Indianerüberfällen berichten, eingezäunt und wohl auch restauriert sind und nicht so urtümlich wirken. Gleiches gilt für die wenigen Häuser, die sich noch finden. Dafür ist die Kulisse der Berge unschlagbar und gibt ein dankbares Fotomotiv ab.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1889klein.JPG)

Über eine alte Brücke fahren wir nach Springdale und in den Zion-Nationalpark hinein. Am Eingang kaufen wir unseren Nationalparkpass für $50 und unterschreiben beide auf der Rückseite. Damit ist die Grundlage für unseren Urlaub gelegt, denn den NP-Pass sollen wir noch ausgiebig nutzen. So gesehen sind die $50 für uns beide ein absolut günstiger Preis und eine der besten Investitionen des gesamten Urlaubs, was das Kosten-Nutzen-Verhältnis angeht.
Der Zion NP verdankt seinen Namen einem mormonischen Farmer, der 1862 im Gebiet des Parks eine Farm aufbaute und sich wohl im gelobten Land Zion glaubte. Der Zion-Nationalpark lässt sich nur per Shuttle-Bus erkunden, welcher aber glücklicherweise in kurzen Abständen fährt. Wir besteigen den Bus und finden bequem Platz. Es ist ein deutlicher Vorteil des Reisens „off season“, dass die Nationalparks nicht so voll sind. Im Sommer muss es doch ganz anders hergehen und Stephan erinnert sich noch lebhaft an seinen ersten Besuch im Jahr 1996, als er sich vor der Einführung des Shuttle-Services in einer Autokolonne durch den Park staute.
Die Busfahrerin ist ein echt amerikanisches Original und kommentiert fortlaufend die Stopps des Busses und allgemein Wissenswertes über den Park, so dass es eigentlich mehr eine guided tour als ein reiner Shuttle-Service ist. Als sie stoppt, um ein Auto vorbei zu lassen und feststellt, dass dieses nicht die benötigte Sondergenehmigung hat, macht sie ordentlich Rabatz und das Auto kehrt brav um. Ich hätte mich mit der Fahrerin auch nicht anlegen wollen. Wir staunen nicht schlecht als an einem Haltepunkt eine Gruppe Japaner zusteigt und deren amerikanischer Führer die Kommentare der Busfahrerin simultan ins Japanische übersetzt. Da behaupte noch einer, die Amerikaner könnten keine Fremdsprachen. Wir sind ganz begeistert von den grandiosen Felswänden, die sich links und rechts von uns bis zu 900 m in die Höhe recken. Der Virgin River begann vor ca. 13 Mio. Jahren sich in den Carmel-Kalkstein zu graben und somit den Zion Canyon zu schaffen. Beeindruckend! An den Felswänden kann man viele Kletterer beobachten, die sich langsam nach oben vorarbeiten. Wir fahren bis zum letzten Haltepunkt des Busses namens Tempel von Sinawava, weil wir den Riverside Walk laufen wollen. Sinawava ist der wohltätige Wolfsgott der früher hier lebenden Paiute-Indianer.
Der Riverside Walk scheint sehr beliebt zu sein, schließlich ist er auch relativ interessant und sehr einfach zu laufen. Im Sommer muss das die reinste Völkerwanderung sein. Am Fluss lassen wir uns auf einem großen Stein nieder, es ist wirklich idyllisch und eine perfekte Atmosphäre für unsere Sandwich-Pause. Der Trail lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn wir dann nicht weiter in die Narrows hineinlaufen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1900klein.JPG)

Wir testen die Temperatur des Wassers kurz mit der Hand und wissen dann beide, dass wir auf diese Kneipp-Kur verzichten können. Die Temperatur hält ein paar Unerschrockene natürlich nicht davon ab, ins Wasser zu waten aber einige der Rückkehrer sehen ganz schön unterkühlt aus. Rückwärts brauchen wir ebenfalls nicht lange auf einen Shuttle-Bus warten. Im Bus werden wir dann von einem Pärchen in den ersten USA-typischen Smalltalk „Woher? Wohin? Warum? Wetter?“ verwickelt. Insbesondere wollten sie wissen, ob wir auf „honeymoon“ wären, wir wären so jung… Sooo jung sind wir eigentlich nicht, vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns vor PDA nicht scheuen, was in diesem Fall nicht „personal digital assistent“ sondern „public display of affection“ bedeutet. Wir fahren auf der # 9 aus dem Park heraus. Die Straße windet sich in Haarnadelkurven nach oben und führt durch einen Tunnel.
Wir verpassen den Trailhead zum Canyon Overlook gleich hinter dem Tunnel, nicht zuletzt weil wir von der sich hier öffnenden Felslandschaft völlig fasziniert sind. Wir stoppen mehrfach, um Fotos zu machen und uns das Farben- und Formenspiel am Wegesrand in Ruhe ansehen zu können. An einigen Stellen erinnert mich die Landschaft an Aufnahmen, die ich von der Umgebung der Wave gesehen habe. Nach einigen Meilen merken wir, dass wir den Trailhead verpasst haben müssen und drehen um.
Die Wanderung zum Canyon Overlook ist kurz aber sehr schön. Allerdings ist es keine gute Idee, den Weg mit Sandalen zu laufen, wie es eine entgegenkommende amerikanische Familie tut. Sie kommen uns gleich am Anfang des Trails auf dem relativ steilen Stück entgegen. Die Tochter knickt vor unseren Augen mit dem Fuß um und bleibt, nur wenige Meter vor dem Ende des Trails, weinend sitzen. Wir können nur hoffen, dass sie sich nicht ernsthaft verletzt hat.
Vom Canyon Overlook sehen wir die vielen Windungen der Straße, die wir hinauf gefahren sind. Der Blick ist wirklich schön. Stephan wird allerdings etwas nervös, wenn ich mich beim Fotografieren zu nah an den Abgrund wage. Für die Nacht haben wir ein Zimmer im Best Western Ruby’s Inn beim Bryce NP gebucht und dort fahren wir im wunderbar warmen Licht der langsam untergehenden Sonne nun hin. Die Strecke ist wirklich sehr scenic und das Licht lässt die Felsen erstrahlen.
Bei der Checkerboard Mesa gibt es einen weiteren Fotostopp. Es ist schwer vorstellbar, wie die unzähligen Längs- und Querstreifen auf dem Felsen entstanden sein mögen. Experten meinen, dass Spannungen im Zuge von Frost und Erwärmung zu den horizontalen und vertikalen Erosionsstreifen auf dieser versteinerten Sanddüne geführt haben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1914klein.JPG)

Die Strecke führt vorbei an einem idyllischen Tal mit weidenden Kühen und herbstlich gefärbten Laubbäumen. Schließlich erreichen wir den Red Canyon, der selbst im Licht der Dämmerung noch unglaublich rot strahlt. Er trägt seinen Namen wirklich zu Recht.
Es ist schon fast dunkel als wir das Ruby’s Inn erreichen, in dem ziemlich viel Trubel herrscht. Zur Rezeption gehen wir an einer endlos scheinenden Warteschlange für das Restaurant vorbei und sind uns gleich einig, dass wir uns da nicht einreihen werden. Ansonsten gefällt mir die rustikale Einrichtung der Lobby sehr gut, besonders die großen Sessel sehen sehr einladend aus.
Wir beziehen unser Zimmer mit lakeview, es ist ganz neu eingerichtet und bietet allen Komfort, den man sich wünschen kann. Vor allem ist es gut geheizt, worüber wir froh sind, denn es ist hier empfindlich kalt. Nachdem wir uns etwas Wärmeres angezogen haben, machen wir uns notgedrungen noch mal auf den Weg, um uns ein Abendessen zu organisieren. Wir machen die kurze Fahrt nach Tropic, welches auch nicht gerade eine Metropole ist. Von oben kommend sehen die paar Lichter in der dunklen Landschaft zunächst nicht sehr ermutigend aus. Aber es gibt mehrere Restaurants und wir entschließen uns zu Clarke’s Restaurant zu gehen. Hier gibt es keine Warteschlange und wir werden sofort zu einem Tisch geführt. Das Essen schmeckt lecker und wir sind uns einig, dass sich der Abstecher nach Tropic gelohnt hat, um den Abend entspannt, ohne Warterei und ohne großen Touristentrubel ausklingen zu lassen.

Übernachtung: Best Western Ruby Inn Bryce Canyon, 69 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Matze am 09.12.2005, 11:55 Uhr
Zitat von: Easy Going
Klasse geschrieben - falls der Chevy schon voll ist, sattle ich meinen Bronco und reite nebenher ...........



Horst, dass Auto ist schon so voll, dein Bronco ist doch kräftig genug für zwei!!
Und wir sind ja Leichtgewichte!! :wink:  :grins:  :zwinker:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: fritz.s am 09.12.2005, 12:20 Uhr
Hallo,

nehmt ihr auch noch einen Newbie mit??????
Bin auch ganz leicht.

Viele Gruesse
Fritz
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Schneewie am 09.12.2005, 12:45 Uhr
@Fritz,
Newbie vielleicht hier, aber woanders.... :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Schneewie am 09.12.2005, 13:19 Uhr
@Volker,
danke für das Bild. Ein 4WD ist das dann doch nicht?  :?:
Sieht auf jeden Fall gut aus und hat auch Bodenfreiheit. Da kann ich mir schon vorstellen, daß er beliebt ist, wenn er dann noch in einer niedrigeren Wagenklasse angesiedelt ist und aher nicht so "teuer".

@Ole Miss,

super geschrieben, freue mich schon auf die Weiterreise.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Micky McBenz am 09.12.2005, 14:01 Uhr
@Ole Miss:
 :applaus:  Tolle Fotos!  :applaus: Das macht riesig Spaß, mitzulesen!!!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: AndyOne am 12.12.2005, 12:33 Uhr
Ich fahre auch noch mit und warte auf den nächsten Tag!

Ist doch immer wieder schön, Reiseberichte zu lesen von Orten die man selber kennt, sehr gut, weiter so!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 12.12.2005, 14:18 Uhr
Tag 4: Dienstag, 11.10.05

Heute müssen wir sehr früh aufstehen, was uns dank des noch immer latent vorhandenen Jetlags nicht ganz so schwer fällt. Wäre da nicht die Kälte! Wir ziehen uns warm an, der Bryce Canyon, unser heutiges Ziel, liegt auf ca. 2500 m Höhe und das macht sich bei den Temperaturen bemerkbar, es sind nur 4° C. Am Auto ist dann erst einmal Eiskratzen angesagt, worauf wir gar nicht eingestellt sind, weshalb wir unseren NP-Pass dafür zweckentfremden.
Wir sind pünktlich im Park, am Eingang will noch niemand unseren Pass sehen. Es ist kein Problem einen Parkplatz am Sunrise-Point zu finden, obwohl sich doch schon einige Menschen an den Aussichtspunkten postiert haben. Insbesondere die professionellen Fotografen haben sich schon an den besten Plätzen mit ihrer Ausrüstung aufgebaut. Ich bin sehr froh, dass ich meine Wintermütze und Handschuhe dabei habe. Sie geben mir zwar ein sehr winterliches Aussehen aber machen das Warten auf die aufsteigende Sonne erträglich. Wir laufen eine Weile am Rim entlang bis auch wir einen geeigneten Flecken für die Sonnenaufgangsbetrachtung finden. Stephan baut das Stativ auf und knipst fleißig als die Sonne erst die oberen Spitzen und dann nach und nach den Rest der Sandsteinsäulen in ein wunderbar warmes Licht taucht und zum Glühen bringt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1918klein.JPG)

Dabei frieren ihm fast die Finger ein, so dass ich ihm nach einer Weile meine Handschuhe geben muss. Ja ja, aber vorher hat er mich für meine Winterausrüstung belächelt! Nach ca. 20 Minuten ist der Zauber auch schon vorbei und wir gehen zum Auto zurück, um uns aufzuwärmen und uns ein Frühstück aus selbstgeschmierten Bagels schmecken zu lassen. Es ist nicht luxuriös aber lecker und wir sind überaus zufrieden mit der Gesamtsituation. Es ist ein wunderschöner klarer Tag und die bizarre Schönheit der roten und gelben Sandsteinformationen lockt zu weiterer Entdeckung.
Wir laufen am Rim entlang zum Sunset-Point, um dort auf dem Navajo-Trail in den Bryce-Canyon hinabzusteigen. In steilen Kehren geht es Meter um Meter nach unten und wir sind fast allein mit den Felsen. Unten angekommen reizt ein Baum in den Felswänden Stephans Fotografenambitionen und das Stativ wird einmal mehr aufgebaut. Stephan kniet sich in den roten Sand, was gleich deutliche Spuren auf seiner Hose hinterlässt und knipst sein „masterpiece“. Bei der Wanderung im Canyon fällt es wirklich schwer, aus der unerschöpflichen Vielfalt an Motiven auszuwählen. Alle paar Meter tut sich wieder eine faszinierende Perspektive auf und auch ich komme mit meiner Digitalkamera nicht aus dem Fotografieren heraus.
Der Bryce Canyon ist keine Schlucht im engeren Sinne, sondern die verwitternde Kante der Pink Cliffs, einer 50 bis 60 Mio. Jahre alten Formation des Colorado-Plateaus. Das Gestein besteht aus verschiedenen Sedimenten, die unterschiedlich schnell verwittern und darum die typischen hoodoos bilden. Die ersten Siedler waren den Naturschönheiten gegenüber etwas pragmatischer eingestellt als heutige Besucher, wie der Ausspruch des Mormonen Ebeneezer Bryce beweist, der Canyon sei „ein verdammt schlechter Ort, um eine Kuh zu verlieren“. An einigen Stellen kann man sehen, welches Schicksal den Park in ferner Zukunft ereilen wird. Hier sind die Formationen schon zu Sand zerfallen und bilden nun große Dünen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1940klein.JPG)

Auf dem Queens Garden Trail wandern wir dann langsam wieder aus dem Canyon hinaus. Der Anstieg ist hier nicht so steil wie auf dem Navajo-Trail aber auf Dauer anstrengend genug. Inzwischen ist es auch deutlich wärmer geworden, so dass ich mich Lage um Lage meiner Kleidung entledige, natürlich aber nicht gänzlich. Es kommt uns ein Pärchen entgegen, das einen Kinderwagen bergab schiebt. Wir hoffen, dass den Eltern klar ist, dass sie diesen dann auch wieder hinauf bringen müssen, was ein ziemlicher Kraftakt sein dürfte. Aber das soll nicht unser Problem sein, denn wir kommen glücklich, wenn auch etwas außer Puste, nach 2 Stunden wieder oben am Sunrise-Point an. Obwohl wir noch viel mehr Zeit im Park verbringen könnten, soll uns dieser schöne erste Eindruck genügen.
Wir fahren aus dem Park hinaus und können nun die Strecke nach Tropic noch einmal bei Tageslicht erleben. Die Landschaft gefällt uns sehr gut, während wir uns in Richtung Cottonwood Canyon Road weiterbewegen. Den Kodachrome Basin State Park lassen wir aus Zeitgründen buchstäblich links liegen und fahren auf diese vielbeschriebene und vielgelobte Offroad-Strecke. Die Kondition der Straße sollte sehr gut sein, da es schon lange nicht mehr geregnet hat und auch nicht danach aussieht, als würde es in absehbarer Zeit regnen. Ein wolkenloser tiefblauer Himmel spannt sich über uns, Urlaubs- und Foto-Traumwetter! Gleich zu Anfang kommen wir an einen Wash, der etwas Wasser führt. Da müssen wir durch und mit unserem Trailblazer ist das auch überhaupt kein Problem. Stephan besteht allerdings darauf, dass wir dieses „Abenteuer“ für ein Foto noch mal inszenieren. Also muss ich aussteigen, er fährt zurück und gleich noch einmal durch, was ich fotografisch festhalte. So ein Urlaub will ja schließlich dokumentiert sein!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1943klein.JPG)

Wir wollen zum Grosvenor Arch und wissen nur, dass er linkerhand der Straße liegen muss. Also nehmen wir den nächsten Abzweig nach links, der aber nicht zum Arch führt. Das macht in dieser Gegend nichts, die Landschaft ist überall so faszinierend, dass sogar noch das Sich-Verfahren Spaß macht. Eine Weile später finden wir dann noch zum Grosvenor Arch und nutzen erst einmal eine freie Picknickbank für unsere Lunch Break vor herrlicher Kulisse. Dann laufen wir zum Arch, um noch mehr Fotos zu schießen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1951klein.JPG)

Allerdings haben wir den Eindruck, dass es sich hier nicht gerade um einen Geheimtipp handelt, als wir ankommen stehen schon 3 Autos da und es kommen auch noch weitere dazu. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die sich für diese Landschaften begeistern können. Bisher war Stephan gefahren, jetzt bin ich an der Reihe. Ich habe keine Erfahrung mit Off-Road-Fahrten aber die Straße ist völlig unproblematisch, so dass ich mich auch traue. Es macht wirklich Spaß und wir kommen gut voran und genießen die ständig wechselnden Landschaftsbilder. Es kommen uns auch immer wieder Fahrzeuge entgegen, auch normale Pkw, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Strecke mit einem SUV doch mehr Spaß macht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1955klein.JPG)

An einem Canyon halten wir an und erkunden ihn ein Stück. Die Gewalt des Wassers ist am Felsen deutlich abzulesen und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn eine Flashflood hier durchschießt. In dieser Hinsicht besteht aber überhaupt keine Gefahr, denn das Wetter ist einfach nur perfekt. Kurz vor dem Ende der Cottonwood Canyon Road durchfahren wir richtige Badlands, die in ihrer Kargheit ebenfalls faszinieren. Auf der # 89 biegen wir nach rechts und fahren Richtung Kanab. Unser nächster Halt gilt der Paria Contact Station, wo wir uns beim Ranger nach Wave-Permits erkundigen wollen. Wie erwartet sind sie für den nächsten Tag schon vergeben, auch die Zahlen der Bewerber der letzten Tage sind nicht gerade verheißungsvoll: es waren immer so ca. 30 Bewerber auf die 10 verfügbaren Permits. Egal, wir werden unser Glück am morgigen Tag trotzdem versuchen und lassen uns schon mal ein Anmeldungsformular mitgeben, das wir ausfüllen können.
Es ist noch nicht spät und so schieben wir einen weiteren Stopp am Pariah Movie Set ein. Während uns die Landschaft mit den vielen verschiedenfarbigen Gesteinsschichten wieder restlos begeistert, reißt uns das Movie Set nicht so vom Hocker. Es sind nur 2 Gebäude, die neu aufgebaut sind und nun Wildwest nachahmen. Auf dem Parkplatz sitzt auf einem Campingstuhl eine BLM-Praktikantin, die uns zum Ausfüllen eines scheinbar endlosen Fragebogens über die Arbeit des BLM überredet. Im Gegenzug beantwortet sie unsere Fragen zur Pariah-Ghosttown, von der am Fluss noch wenige Überreste zu sehen sein müssen. Das interessiert Stephan und so fahren wir, als endlich das letzte Kreuzchen gemacht ist, dorthin. Auf sandiger Piste geht es durch Gestrüpp auf den Fluss zu, auf der anderen Seite sind Überreste von Hütten zu erkennen. Zu Fuß kommen wir allerdings nicht trocken über den Fluss. Reifenspuren zeigen, dass schon mal jemand den Fluss gequert hat, das können wir auch. Sogar zweimal, was nötig wird, um wieder mal ein Foto zu inszenieren. Diese Touristen!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1964klein.JPG)

Auf der anderen Seite geht es für uns dann die letzten Meter zu Fuß weiter. Hier gefällt es Stephan, die wenigen Überreste sind authentisch, kein Zaun drum herum und es hat sich auch niemand die Mühe gemacht, irgendwas zu restaurieren oder wieder aufzubauen. Entsprechend wenig ist übrig.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1966klein.JPG)

Nachdem wir alles ausgekundschaftet haben, geht es zurück und wieder durch den Fluss. Wir können es kaum glauben, aber jetzt kommt uns ein Pkw entgegen. Die Flussquerung sollte er aber lieber sein lassen, auf der anderen Seite gibt es einen ziemlich hohen Absatz, der mit normalem Pkw unangenehm werden könnte. Für uns hat sich der Ausflug jetzt auf jeden Fall gelohnt und wir fahren zufrieden zurück zur # 89.
Kurz vor Kanab erreichen wir unser heutiges Tagesziel, das Utah Trails Resort, eine Ansammlung von Teepees, in denen man übernachten kann. Zunächst ist niemand zu sehen, dann finden wir doch noch die ältere Frau, die offensichtlich den Laden schmeißt. Sie zeigt uns unser Teepee und bringt uns unsere Matratzen und Schlafsäcke. Wir sind die einzigen Gäste, was auch daran liegen könnte, dass die Saison für Im-Freien-Schlafen eindeutig vorbei ist. Das Teepee ist unten quasi offen und ich habe nun doch etwas Bedenken, dass es nachts zu kalt werden könnte. Aber da muss ich jetzt durch. Die Frau fragt noch, ob wir gegen Extra-Charge von $ 10 ein Abendessen möchten, was wir aber ablehnen. Wir wollen noch einmal nach Kanab reinfahren. Vorher laufen wir noch den hauseigenen Trail, der zu einem Hügel mit einem medicine wheel führt. Hier gibt es einige Erläuterungen zur indianischen Tradition der medicine wheels, die für uns sehr interessant sind, wenn man auch zugeben muss, dass die wahre Bedeutung dieser Anlagen nicht eindeutig entschlüsselt ist. Der Sonnenuntergang taucht das rote Felsmassiv hinter den Teepees in ein warmes Licht, ein ziemlich spektakuläres Schauspiel.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1972klein.JPG)

In Kanab habe ich den Eindruck, dass wir uns wirklich in der tiefsten Provinz befinden, die Leute an der Tankstelle sehen ultimativ nach Redneck aus. Zum Abendessen gehen wir ins Nedra’s Restaurant. Auch hier ist alles sehr ländlich, eine der Kellnerinnen hat so einen Stiernacken, dass man sich fürchten könnte. Scary beyond all reason! Wir sind offensichtlich nicht die einzigen deutschen Touristen hier. Ein Paar besitzt die Unverfrorenheit, statt am angewiesenen Tisch an einem anderen Tisch sitzen zu wollen und irritiert die Kellnerin damit sichtlich. Sie haben sich aber durchgesetzt. Bei Stiernacken hätten sie sich das vielleicht nicht getraut. Als dessert muss ich natürlich die auf der Karte verzeichnete „deep fried ice cream“ bestellen. Zwei Minuten später steht ein Monstrum von Nachtisch vor mir. Eine riesige Kugel Eis mit dicker frittierter Kruste ruht in einem ebenfalls deep fried Taco, umgeben von einem Meer aus Karamelsauce und getoppt von einer Riesenladung Sahne! Ich sage nur so viel: ich habe nicht aufgegessen und das war wohl auch besser so. Zurück am Teepee bereiten wir uns im Waschraum auf die Nacht vor, ich ziehe mich warm an, denn ich befürchte, sehr zu frieren. Das Gegenteil ist der Fall, ich muss nachts noch Sachen ablegen, weil mir im dicken Schlafsack viel zu heiß ist. Ich schlafe allerdings trotzdem nicht sehr gut, der Schlafsack liegt schwer wie ein Stein auf mir und als leidenschaftliche Nicht-Camperin ist die ganze Situation zu ungewohnt, um 8 Stunden am Stück wie ein Baby durchzuschlafen. Trotzdem möchte ich die Erfahrung nicht missen, es ist wirklich ein besonderes Übernachtungserlebnis!

Übernachtung: Utah Trails Resort, 84 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: GreyWolf am 12.12.2005, 14:43 Uhr
Nett geschrieben - da kommen Erinnerungen auf.

@ Easy Going: da es auf Deinem Bronco langsam eng wird, habe ich mal ne kleine Kutsche dran gehängt, wo ich sitzen kann.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kidrock am 12.12.2005, 17:39 Uhr
Also die Reisebericht sind echt immer eine Wucht!
Dagegen kann man so manchen Reiseführer im Taschenformat getrost auf den Müll befördern!
Vielleicht kommt bald auch mal einer von mir rein!

Macht weiter so,ich will meeeeeeeeeeehr!!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kauschthaus am 12.12.2005, 20:44 Uhr
Zitat von: Kidrock
Also die Reisebericht sind echt immer eine Wucht!
Dagegen kann man so manchen Reiseführer im Taschenformat getrost auf den Müll befördern!


Volle Zustimmung! *heftig nicke

Grüße, Petra
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Michel am 13.12.2005, 08:32 Uhr
Hallo Ole Miss


nett geschrieben und schöne Fotos! Ich fahr mit meinem Envoj hinterher!! :wink:
Pech, das Ihr in LV so Pech hattet mit der Alamo Station. Bei uns wars im Februar diesen Jahres echt toll und wir hatten die Auswahl zwischen einem Chevy Envoj und einem Chevy Truck 1500.
Haben natürlich den Envoj genommen.

Toll auch Deine Ausführungen zu den OffRoad Strecken wie CCR
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Westernlady am 13.12.2005, 08:50 Uhr
Hallo,

rutscht mal bitte noch bissl zusammen, ich möchte auch noch mit  :lol:

Ole Miss, ich habe die ersten Tage gerade während des Frühstückskaffees verschlungen! Super geschrieben! Ich freue mich auf die Weiterfahrt.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 13.12.2005, 10:20 Uhr
Schön, dass sich so viele Mitfahrer finden, wir sind ja schon ein richtiger Korso!  :lol:


Tag 5: Mittwoch, 12.10.05

Morgens bin ich im Teepee hin- und hergerissen. Einerseits bin ich froh, dass die Nacht vorbei ist und ich aufstehen kann, andererseits ist es so kalt, dass ich gar nicht aus dem warmen  Schlafsack raus möchte. Stephan geht es genauso. Wir haben 6° C, wie wir auf unserem Reisewecker, der praktischerweise auch Temperaturanzeige hat, ablesen können. Schließlich fordert ein menschliches Bedürfnis sein Recht, so dass ich mich dazu durchringen kann, aufzustehen und mir etwas Wärmeres anzuziehen, um zu den Restrooms hinüberzugehen. Aufgrund der Kälte gibt es für uns heute nur eine Katzenwäsche, zum Duschen kann sich niemand aufraffen.
Kurz darauf taucht auch die Managerin des Resorts, Deborah, auf und beginnt, ein Frühstück zuzubereiten. Es gibt warmen Tee, Waffeln, Cornflakes und Toast im Freien. Erneut kommen meine Handschuhe zum Einsatz, ich bin wirklich eine Frostbeule. Der Sonnenaufgang lässt den Himmel pink und rosa erstrahlen, allerdings ist er nicht wolkenlos wie gestern. Wir unterhalten uns ein wenig mit der Resort Managerin, die uns erzählt, dass das Resort zum Zion NP umziehen wird, weil dort mehr business ist.
Gegen 8.00 Uhr drängen wir zum Aufbruch, denn wir müssen heute pünktlich vor 9.00 Uhr an der Paria Contact Station sein und wollen kein Risiko eingehen. Wir erreichen die Station gegen 8.45 Uhr und geben das Formular ab, das ich schon ausgefüllt habe. Aus purem Aberglauben habe ich nicht meinen sondern Stephans Namen auf das Formular geschrieben, ich habe bei Verlosungen nie Glück. Wie zu erwarten war, sind auch heute wieder viele Leute hier, die eine Permit ergattern wollen. Eine Minute vor neun tauchen noch mal vier Leute auf, die es rennend gerade noch on time hinein schaffen und dadurch mit in die Verlosung kommen. Sehr zum Verdruss aller übrigen Anwesenden, die ihre Chancen geschmälert sehen. Es werden sogar Witze gemacht, dass man ja die Tür hätte zuhalten können. Den beiden Rangern scheint die große Lotterie-Stimmung auch viel Spaß zu machen und sie schreiten nun zur Auslosung. 27 Personen bangen und bibbern, ob sie zu den glücklichen 10 gehören werden, einige davon bereits zum zweiten Mal!
Der erste Name wird genannt, 2 Permits sind weg, der zweite Name wird genannt, wieder sind 2 Permits weg, der dritte Name wird genannt… es ist unser! Ich mache einen mentalen Freudensprung und grinse Stephan an, der sich auch sichtlich freut, nicht zuletzt weil er sich schon vor meiner Laune fürchtete, sollten wir keine Permit ergattern. Nach uns bleiben also noch 4 Permits, von denen 3 beim nächsten Namen weg sind. So bleibt die berühmte einzelne Permit übrig. Zwei Pärchen werden ausgelost und lehnen jeweils ab, weil sie nur zu zweit gehen wollen. Schließlich wird ein älterer Texaner ausgelost, der allein unterwegs ist und natürlich sofort annimmt. Vom Ranger erhalten wir eine detaillierte Wegbeschreibung mit Farbfotos und Topomap, zusätzlich erklärt er den Weg auch noch mal und beantwortet Fragen. So ausgestattet dürfte es am morgigen Tag kein Problem sein, die Wave zu finden.
Da wir nun einmal hier sind, beschließen wir einem Geheimtipp von Steffen Synatschke zu folgen, der genau gegenüber der Station beginnen soll. Wir wollen in die Rimrocks zum Hoodoo Forest und laufen wie angegeben durch das Tor auf öffentliches Land. Das Gelände ist hier flach und einfach und wir sind guter Dinge. Die Beschreibung ist allerdings nicht wirklich detailliert und je weiter wir laufen, umso unsicherer werden wir. Allerdings sehen wir noch Fußspuren, was wieder ein bisschen Mut macht. Das Gelände wird hier auch schwieriger und wir müssen 2 Canyons queren, was ein ziemliches Gekraxel ist. Nach einer Stunde geben wir entnervt auf, wir sind zu einem Felsplateau geklettert, aber es gibt nur 3 wenig spektakuläre Hoodoos hier, die wir einfach trotzdem zur Sehenswürdigkeit deklarieren, nämlich zu den Three Kings. So!
Ich bestehe darauf, zurückzugehen, denn ich habe die Lust verloren weiter zu suchen. Nach insgesamt 2 Stunden sind wir wieder am Auto zurück. Wahrscheinlich sind wir zu weit nach links gelaufen, aber das ist uns jetzt auch egal, wir wollen Hoodoos sehen! Deshalb fahren wir zum Toadstool Hoodoo, dessen Wegbeschreibung wesentlich detaillierter ist und der selbst für Anfänger wie uns zu finden sein müsste. Der Parkplatz dafür ist leicht gefunden und viele Fußspuren zeigen, dass der Weg oft gegangen wird. Wir finden uns ohne Probleme zum Ziel und diesmal lohnt es sich auch richtig, denn die Formationen sind sehr eindrucksvoll.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1976klein.JPG)

Im Anschluss fahren wir am Lake Powell vorbei, der nur wenig Wasser hat. Er ist der zweitgrößte künstliche See der USA und seine in vielen Seitencanyons verlaufende Uferlinie ist länger als die westliche Küstenlinie der USA. Wir wollen zum Antelope Canyon, der dank der markanten drei Türme des Kraftwerks als Orientierungspunkt ebenfalls schnell gefunden ist. Wir entscheiden uns für den Lower Antelope Canyon und parken unser Auto auf dem fast leeren Parkplatz. Eine junge Indianerin sitzt im Kassenhäuschen und kassiert die Eintrittsgebühr von $ 37 für zwei Personen. Wir sind darauf vorbereitet, dass es so teuer ist, sonst hätte uns dieser Preis wohl doch abgeschreckt.
Mit einem indianischen Führer gehen wir zum Einstiegspunkt in den Canyon, vorbei am Gedenkstein für die 1997 in einer Flashflood umgekommenen Touristen. Ich bin froh, dass wir eine so gute und stabile Wetterlage haben. So brauche ich mir keine Sorgen machen und kann mich ganz ohne mulmiges Gefühl auf die Schönheit des Canyons konzentrieren. Der schmale Spalt im roten Felsen lässt nicht mal im Entferntesten erahnen, welch ein Kunstwerk der Natur sich in ihm verbirgt. Man glaubt ja kaum, dass man hindurch passt aber es geht dann doch erstaunlich gut. Über Metalltreppen tauchen wir in die Wunderwelt ein, die uns sofort in ihren Bann schlägt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT1981klein.JPG)

Langsam tasten wir uns durch die unzähligen Windungen des Canyons und bestaunen die Formenvielfalt. Allerdings ist das Gestein nicht so rot, wie es auf vielen Fotos zu sehen ist. Da müssen die Fotografen doch etwas nachgeholfen haben oder sie hatten besseres Licht als wir. Wir gehen ganz bis zum Ende, wo wir auf einen weiteren indianischen Guide treffen, der zwei Amerikanerinnen begleitet. Ihr Gespräch dreht sich um Politik und der Guide erklärt, dass die Indianer den Columbus-Day nicht feiern, weil Columbus der „größte Terrorist der Geschichte“ ist. Nun ja, aus indianischer Sicht sind Columbus’ Entdeckungen wohl nicht als Heldentaten einzuschätzen. Er erzählt außerdem, dass die Indianer jeden Morgen durch den Canyon laufen und ihn von Schlangen „säubern“ bevor die Touristen kommen. Dabei dürfen Männer, deren Frauen schwanger sind, diese Arbeit nicht machen, weil der Kontakt mit einer Schlange ein schlechtes Omen für das Kind und die Familie wäre.
Der Rückweg ist nicht minder spannend als der Hinweg, auch wenn es jetzt bergauf geht und man an einigen Metallstufen ganz schön klettern muss. Wir bereuen es nicht, die $ 37 ausgegeben zu haben, das Erlebnis war es auf jeden Fall wert.
Die Fahrt führt uns weiter zur Horseshoe Bend. Die kurze Wanderung zum Aussichtspunkt ist ok, im Oktober sind die Temperaturen sehr angenehm, aber es ist dennoch vorstellbar, wie unerträglich es hier in der Sommerhitze sein muss. Der Blick auf die Bend ist grandios, obwohl ich mich überwinden muss, näher an den Rand zu gehen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2011klein.JPG)

Ganz ohne Absperrungen ist diese mehrere hundert Meter hohe Abbruchkante für mich ziemlich respekteinflößend. Da ich nicht aufrecht bis an die Kante laufen kann, weil ich fürchte, dass mir schwindlig wird und meine Knie den Dienst versagen, muss ich auf allen Vieren bis an die Kante, wo ich auf dem Bauch liegend Fotos mache. Das sieht sicherlich lustig aus, aber so kriegt man eine passable Sicht auf die Bend und das weiße Ausflugsboot, das winzig wie ein Spielzeugboot unten auf dem Fluss vorbei fährt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2018klein.JPG)

Drei ältere Amerikaner sind ebenfalls anwesend. Einer von denen ist ein Scherzbold und meint, dass die Klippe, auf der ich liege, aussieht als könnte sie abbrechen. Ich lache tapfer mit, obwohl ich das eigentlich nicht so lustig finde. Aber er bietet gleich an, Fotos von uns zu machen, was mir schon sympathischer ist. Auch dabei wird wieder viel rumgescherzt, von wegen wir sollten noch einen Schritt zurückgehen etc… Die Frau in der Gruppe hat offenbar so sehr Höhenangst, dass sie nicht mal dicht genug an die Kante geht, um die Bend überhaupt zu sehen. Da verpasst sie eindeutig etwas!
Wir fahren nach Page zurück und holen uns, bevor wir im Motel 6 einchecken, noch ein bisschen Stärkung bei Taco Bell. Die Meinungen zur Qualität des Essens dort gehen ja auseinander, aber wir gehören zu den Fans. Im Motel 6 ist der Pool schon „closed for the season“, schade, warm genug für einen Poolbesuch wäre es. Die Keycard im Motel 6 funktioniert nicht gleich, aber beim zweiten Anlauf klappt es und wir können uns mit Grande Burrito und Co. eine Pause gönnen. Lecker! Irgendwann haben wir dann genug rum gelümmelt und machen uns noch einmal auf den Weg an den See, den wir bisher eher links liegen gelassen haben.
Zum Sonnenuntergang fahren wir zum Antelope Point. Es stellt sich als Fehler heraus, von den Mittagstemperaturen ausgehend, kurze Sachen zu tragen, denn am See ist es bei schon sehr tiefstehender Sonne und etwas Wind ziemlich frisch. Entsprechend kurz fällt unser Aufenthalt dann aus, das Baden im See verkneifen wir uns ganz, stattdessen bewundern wir kurz den See und die vielen Hausboote und brechen dann wieder auf. Abends ist endlich auch mal Walmart-Shopping dran, wir brauchen noch ein paar Kleinigkeiten und wollen ein paar Digitalbilder als Postkarten ausdrucken. Zum Abendessen gehen wir in die Dam Grill & Bar. Das Restaurant ist nett eingerichtet, an den Wänden hängen Fotos vom Bau des Glen Canyon Staudamms. 7500 Beschäftigte arbeiteten auf der Baustelle am Glen Canyon Damm und der Ort Page entwickelte sich aus dem dazugehörigen Arbeitercamp. Das Essen im Dam Grill & Bar ist verhältnismäßig teuer aber seinen Preis wert. So klingt ein weiterer Urlaubstag gemütlich aus.

Übernachtung: Motel 6 Page, 43 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: AndyOne am 13.12.2005, 11:05 Uhr
schön das es weiter geht, bin schon gespannt wie Euch die Wave gefällt. Den Weg zu finden dürfte mit den Unterlagen vom BLM ein Kinderspiel gewesen sein.

Ich glaube in den Pool wärt ihr trotz angenehmen Lufttemperaturen freiwillig nicht gegangen, der ist nämlich sehr kalt aufgrund den kalten Nächten.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: fritz.s am 13.12.2005, 15:10 Uhr
Hallo,

hoffentlich seit ihr gaaaanz lange unterwegs.  Bin ja vor ein paar Tagen bei euch zugestiegen und darf sagen, -auch wenn ich jetzt Prügel bekomme- dass sich euer Bericht wohltuendvon der Masse vieler schlechter Reiseberichte abhebt.

@schneewie
Mit meinen ca. 15 USA-Reisen und lumpigen neun Beiträgen hier bin ich doch noch ein Newbie bzw. Greenhorn. Oder???? :D

Viele Gruesse
fritz
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 13.12.2005, 15:23 Uhr
@ AndyOne:

Das habe ich gar nicht bedacht, aber ist einleuchtend mit der Temperatur. Na, dann haben wir ja nichts verpasst. Der Pool liegt ja auch nicht so hübsch, so zur Straße hin.

@ fritz: Danke! Das geht ja runter wie Öl  :oops: und beruhigt mich auch, weil ich Befürchtungen hatte, dass mein detailversessener Schreibstil vielleicht eher abschreckt.

Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: GreyWolf am 13.12.2005, 17:27 Uhr
Wenn ich so die Berichte von den Verlosungen lese, befürchte ich fast, dass ich nie wieder zur Wave komme. Scheint immer mehr zu werden....

Zum Antelope Canyon: Also die Farben sind tatsächlich sehr rot - beim richtigen Licht. Anscheinend habt Ihr nicht das optimale Licht gehabt, was vielleicht an der späten Reisezeit liegt.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Crimson Tide am 13.12.2005, 18:45 Uhr
"Die kurze Wanderung zum Aussichtspunkt ist ok, im Oktober sind die Temperaturen sehr angenehm, aber es ist dennoch vorstellbar, wie unerträglich es hier in der Sommerhitze sein muss. Der Blick auf die Bend ist grandios, obwohl ich mich überwinden muss, näher an den Rand zu gehen. " -----DAS kann ich bestätigen!


Hallo, Ole Miss!
Ich fahre auch mit, es macht Spaß, das zu lesen! Wir waren ca. 12 Wochen vor Euch da und hatten tagsüber eher mit der großen Hitze zu kämpfen! Am Horseshoe Bend hatten wir wohl so um die 37°c!
Aber ich glaube, ob man nun friert oder schwitzt, diese tollen An-und Aussichten genießt man einfach und vergißt in dem Moment die Hitze  :wink:
LG,
 Monika.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kidrock am 13.12.2005, 19:49 Uhr
Super toller Bericht!
Hättet ihr im Motel 6 gefragt ob ihr den Pool benutzen dürft,hätte man euch sicherlich ein Okay gegeben.Zumindest habe ich immer die Erfahrung gemacht.Vorrausgesetzt das Wasser im Becken ist bekommt man meistens ein "At your own risk"mit auf den Weg.Aber das ist eh gang und gebe bei Pool Besuchen.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: sonny am 13.12.2005, 20:51 Uhr
Hallo Ole Miss,

bin auch noch aufgesprungen  :D

Super Reisebericht !!!! War 2004 im Südwesten unterwegs......
Diese Teepee-Zelte hatten wir in Kanab auch besichtigt, uns dann aber doch für ein Motel entschieden  :lol: .

Was ich mich immer wieder frage, wie kann man nur im Zion, einen guten halben Tag sein  :shock:  ??? Naja, der Zion ist halt mein absoluter Lieblings-Park !!!!! 8)

Schöne Bilder !!! Weiter so !!!

Gruß

Sonny
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Hollywood am 13.12.2005, 21:25 Uhr
Ich schnalle mich mal unters Auto, da wird ja wohl noch was frei sein!!! :rotierend:

Ich fliege nächstes Jahr das erste mal rüber, kanns kaum noch erwarten!!! :shock:

Gruss Andy
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Westernlady am 13.12.2005, 21:30 Uhr
Zitat von: Ole Miss

und beruhigt mich auch, weil ich Befürchtungen hatte, dass mein detailversessener Schreibstil vielleicht eher abschreckt.


Gerade so ein detailverliebter Schreibstil ist für mich das i-Tüpfelchen. Das macht den Bericht erst so richtig lebensnah  :D
Bitte weiter so  :D
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 14.12.2005, 12:40 Uhr
Tag 6: Donnerstag, 13.10.05

Heute bin ich früh wach, denn heute geht es zur Wave und ich bin schon ganz aufgeregt! Stephan bleibt ganz cool und lässt sich Zeit, so dass ich ganz ungeduldig werde. Endlich fahren wir los, den ganzen Weg in Richtung Kanab zurück bis zur House Rock Road, die zum Trailhead Wire Pass führt. Von diesem Punkt startet die Wanderung zur Wave. Unterwegs überholen wir ein Wohnmobil, das unglaublich langsam fährt, was aber aufgrund des recht rauen Untergrundes durchaus nachvollziehbar ist. Am Parkplatz stehen schon einige Autos, wir machen uns wanderfertig, legen den einen Permit-Abschnitt ins Auto und befestigen den anderen am Rucksack. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir die Permit ergattert haben.
Nach der obligatorischen Eintragung ins Register wandern wir durch den Coyote Wash bis zum Hinweisschild zu den Coyote Buttes North und eine alte Jeep Road hinauf, die vermutlich schon lange nicht mehr als solche genutzt wird. Über ein Plateau wandern wir auf die roten Felsen zu und dann wird auch die Landschaft interessanter und die Orientierung schwieriger. Wir laufen auf rotem und cremefarbenem Felsen und entlang von Formationen, die schon entfernt an die Wave erinnern. Die Twin Buttes als Orientierungspunkt sind nicht zu verfehlen und bald stehen wir vor dem letzten Aufstieg zur Wave.
Hier treffen wir zwei Leute wieder, die wir gestern schon in der Ranger Station gesehen haben. Ein junger Fotograf und ein älterer Texaner, die sich für die Tour zusammengefunden hatten. Der Texaner sieht schon ziemlich müde aus und ruht sich im Schatten aus. Wir gehen zusammen mit dem Fotografen den steilen Aufstieg im Sand an, während der Texaner noch verschnaufen will. Ich muss jedem Respekt zollen, der diese Wanderung in der Sommerhitze macht!!!
Oben angekommen erkunden wir völlig fasziniert die Wave und die Umgebung mit der Second Wave.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2037klein.JPG)

Die Landschaft ist völlig unwirklich und nicht von dieser Welt. Die Schichtungen des Gesteins, die Farbnuancen und die geschwungenen Formen lassen es kaum vorstellbar erscheinen, dass all das zufällig entstanden sein soll. Oberhalb der Wave lassen wir uns zu einer Pause nieder und können die Szenerie in Ruhe auf uns wirken lassen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2038klein.JPG)

Der professionelle Fotograf hat schwer zu tun, er knipst, spricht die Aufnahmedaten in das Diktiergerät seiner Kamera, knipst wieder und wuselt völlig beeindruckt von einem Aussichtspunkt zum nächsten. Wir lassen uns anstecken, er macht uns auf interessante Perspektiven aufmerksam und ist sehr nett. Trotz seiner beeindruckenden Ausrüstung ist er nicht professionell verbissen. Der Texaner taucht dann auch irgendwann auf, er hat fast noch mal eine Stunde für den Aufstieg gebraucht und sieht nun echt fertig aus. Trotzdem eine beachtliche Leistung mit 68 Jahren! Auch er gibt sich kumpelhaft, klopft Stephan so sehr auf die Schulter, dass er ihm fast den Arm bricht und bietet an, Fotos von uns zu machen. Das Angebot nehmen wir dankend an. Eigentlich könnten wir noch Stunden hier bleiben, ohne dass uns langweilig werden würde. Es wird allerdings auch immer voller, da weitere Leute jetzt die Wave erreichen. Schweren Herzens machen wir uns auf den Weg, aber die Erinnerung an dieses wundervolle Erlebnis nehmen wir mit uns.
Auch der Rückweg durch die Landschaft ist einfach nur toll, wir sind richtig enthusiastisch und lassen uns auch von der sengenden Mittagssonne nicht beeindrucken.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2058klein.JPG)


(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2065klein.JPG)

Unterwegs kommen uns ein paar Amerikaner mit einem Kleinkind in einem Tragegestell entgegen. Das sieht wirklich anstrengend aus. Während wir so durch das Gelände gehen, meine ich, dass es eigentlich kein Wunder ist, dass man nie eine Schlange sieht, obwohl es hier ja welche geben müsste. Die sind ja alle weg bevor man sie sieht. Wir laufen durch den Wash zurück und sind in Gedanken schon fast beim Auto als 200 m vor dem Ende des Trails eine Schlange vor uns durch den Sand gleitet. Stephan ist begeistert, ich begegne Schlangen generell eher mit viel Respekt. Allerdings habe ich die Digitalkamera um den Hals baumeln und Stephan weist mich an, schnell ein Foto zu machen. Ich kann gerade noch auslösen, bevor sie in einem Busch verschwindet.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2066klein.JPG)

Sie kriecht aber nicht weiter sondern bleibt im Busch liegen, so dass Stephan jetzt fieberhaft bemüht ist, noch ein Foto mit der Spiegelreflexkamera von ihr zu bekommen. Es kommt, wie es kommen muss, Murphy’s Law schlägt voll zu. Der erste Versuch scheitert, weil der Film gerade zu Ende ist. Also wechseln wir ihn schnell, immer mit einem Auge bei der Schlange, die unbeeindruckt liegen bleibt. Vielleicht amüsiert sie ja der Anblick dieser Zweibeiner, die panisch den Film wechseln. Der zweite Versuch scheitert dann an der Meldung, dass die Batterien gewechselt werden müssen. Hmm, das Foto ist uns wohl nicht vergönnt. Stephan tauscht die Batterien aus. Jetzt aber! Mit dem Teleobjektiv fotografiert er unter den Busch, begleitet von meinen unruhigen Aufforderungen, er solle nicht so nah rangehen. Ich halte immer gern einen Mindestabstand von 3 m oder mehr zu Schlangen ein, den Stephan gerade deutlich unterschreitet. Schließlich gelingen noch zwei Bilder, allerdings ist es uns nicht gelungen, die Schlange zu identifizieren. Wir wissen nur, dass es keine Klapperschlange ist.
Hach, das war aufregend und ganz nach Stephans Geschmack, ich bin froh als wir endlich weiter gehen können. Das war auf jeden Fall eine absolut perfekte Tour und ein absolutes Highlight unserer gesamten Reise!
Wir fahren zurück zur 89 und wieder in Richtung Page, denn auf unserem Plan haben wir heute noch ein im wahrsten Sinne großes Highlight: den Grand Canyon. Ich hatte bei der Reiseplanung nicht wirklich daran geglaubt, dass wir eine Permit für die Wave bekommen würden, deshalb ist auch der Grand Canyon für heute vorgesehen. Ziemlich ambitioniert, ich gebe es zu! Am Glen Canyon Damm in Page machen wir noch einen Fotostopp, um den Damm und die Brücke auf den Film zu bannen. In Page ist dann das Mittagessen bei Taco Bell für uns obligatorisch bevor es weitergeht. Die Strecke ist zunächst ziemlich spektakulär als die Straße kurvenreich in die Ebene hinabführt. Unten ist die Strecke dann eher fad und eine Baustelle hält uns lange auf. An der Baustelle kommt es hinter uns fast noch zu einem Unfall, weil ein Auto nicht rechtzeitig zum Stehen kommt. Das sind wohl die Tücken des Tempomats, der Fahrer muss geschlafen haben, denn die auf riesigen Schildern angekündigten Baustellen sind ja kaum zu übersehen.
Glücklicherweise kann das Auto links an uns vorbei fahren bis es zum Stehen kommt. Davon abgesehen ist beim Warten auf die Durchfahrt gepflegte Langeweile angesagt, hier muss man wirklich Zeit einplanen. Schließlich geht es doch noch weiter, wir staunen, wie viele Menschen hier damit beschäftigt sind, Schilder zu halten, umzudrehen, im Jeep hin und her zu fahren. In Deutschland stehen da einfach nur zwei Ampeln.
Wir kommen an vielen Ständen vorbei, an denen Indianer-Souvenirs verkauft werden und amüsieren uns köstlich über die großen Werbeschilder, die uns mitteilen: „Chief Yellowhorse loves you!“, „Chief Yellowhorse sez stop now!“ und „Chief Yellowhorse sez turn around!“. Diesen Häuptling hätten wir ja gern mal kennen gelernt, aber wir haben unser Ziel vor Augen und kein Interesse an Indianerhandwerk. Auch den Hinweis „Friendly Indians ahead“ nehmen wir erleichtert zur Kenntnis, ist doch gut zu wissen, dass man nicht wie die alten Siedler gleich um die nächste Ecke skalpiert wird.
Endlich erreichen wir den Nationalpark, in dem erste Baumaßnahmen schon Veränderungen ankündigen. Der Park soll wie andere auch bald nur noch per Shuttle zu besuchen sein. Wir dürfen aber noch mit unserem Auto passieren und können an der schieren Größe der Parkplätze ermessen, auf welchen Andrang man sich hier einstellt. Schließlich ist der Grand Canyon eine Art natürliches Mekka für jeden nur halbwegs national gesinnten Amerikaner und ein definitives Must-see für Busgruppen und Individualtouristen aus aller Herren Länder. Kaum vorstellbar, dass der Armeeleutnant Ives bei der ersten Expedition auf dem Colorado River 1857 notierte: „Die Gegend ist … völlig wertlos. Wir waren hier die ersten Weißen, und werden zweifellos die letzten sein, die diesen nutzlosen Canyon besuchen“. Wie man sich irren kann!
Wir halten am Desert View Point, von dem aus man sogar den Colorado River sehen kann, wie er sich als kleines grünes Band am Boden des Canyons schlängelt. Es ist absolut unfassbar, dass dieses Flüsschen (denn nach mehr sieht es von hier oben nicht aus) diese Landschaft erschaffen haben soll. Der Grand Canyon ist 350 km lang und an seiner Oberkante durchschnittlich 20 km breit.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2072klein.JPG)

Ich bin definitiv beeindruckt von der Größe des Canyons, aber die Ergriffenheit bleibt aus. Ich fühle mich nicht so emotional berührt wie viele Touristen berichten, die das erste Mal am Rand des Canyons stehen. Stephan überträgt auch keine Euphorie auf mich, er war ja 1996 schon einmal hier und kennt den Anblick. Es ist ziemlich diesig, was die Fernsicht behindert und der Lärm der uns umgebenden Busgruppen stört mich. Zugegebenermaßen mag auch die Reizüberflutung eine Rolle spielen, schließlich ist es schon der zweite Höhepunkt an diesem Tag. In den vergangenen Tagen haben wir viele Sehenswürdigkeiten gesehen, die nur von verhältnismäßig wenigen anderen Touristen besucht wurden und bei denen es fast gar keine Busgruppen gab. Hier am Grand Canyon ist es mir, obwohl wir uns gar nicht in der Hochsaison befinden, ein bisschen zu viel Touristenrummel. Im Sommer wäre dieser Nationalpark wahrscheinlich der reinste Alptraum für mich. Wir fahren die weiteren Aussichtspunkte in Richtung Grand Canyon Village ab und halten pünktlich zum Sonnenuntergang am Mather Point. Mann, ist das voll hier. Aufgrund des Dunstes, der über dem Canyon liegt, ist das Farbspiel des Sonnenunterganges ziemlich blass. Der Trubel erlaubt es nicht, die Eindrücke in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Wir ergreifen bald wieder die Flucht und fahren zur Maswik Lodge. An der Rezeption dann der Schock: es liegt keine Reservierung für uns vor. Stephan beharrt darauf, gebucht zu haben und die Dame schaut noch einmal nach. Sie hatten eine Buchung für uns, aber die war für gestern und wir sind nicht aufgetaucht. Nun müssen wir einsehen, dass es unser oder besser gesagt Stephans Fehler ist, er hat für den falschen Tag gebucht. Na super, und was nun?
Im Nationalpark sind alle Unterkünfte ausgebucht, uns bleibt nichts anderes als hinaus zu fahren. Das passt überhaupt nicht in unsere Planung, denn wir wollen uns morgen noch mehr Zeit für den Grand Canyon nehmen und dann wieder in nördlicher Richtung weiterfahren. Ohne viel Hoffnung halten wir in Tusayan, wo wir wider Erwarten noch ein Zimmer im Quality Inn and Suites auftun, allerdings zum stolzen Preis von $140. Autsch! Das ist wirklich eine teure Nacht, zusammen mit dem Preis für das nicht in Anspruch genommene Zimmer kommen wir auf $ 210. Aber das ist immer noch besser als bis nach Flagstaff fahren zu müssen. Wir gehen zum Abendessen ins Tusayan Cafe, wo wir beim Warten noch ein paar Deutsche treffen und ein wenig plaudern. Das Cafe ist in Ordnung, aber nichts Außergewöhnliches. Während des Essens diskutieren wir eifrig, ob wir am nächsten Tag einen Rundflug machen sollten oder nicht und entscheiden uns in Anbetracht der schon entstandenen Kosten schließlich dagegen. Die Vernunft siegt! Todmüde gehen wir ins Bett, wo mich ein paar sehr lustige South Park-Folgen noch vom Schlafen abhalten, bis auch hier die Vernunft siegt.

Übernachtung: Quality Inn & Suites, 127 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 14.12.2005, 12:56 Uhr
Zitat von: GreyWolf
Wenn ich so die Berichte von den Verlosungen lese, befürchte ich fast, dass ich nie wieder zur Wave komme. Scheint immer mehr zu werden....


Ja, es war ziemlich voll, aber ich glaube, das hat auch mit der Jahreszeit zu tun, Oktober ist halt optimal, weil die Temperaturen angenehm und die Luft klar ist. Das zieht auch viele Einheimische an, die im Sommer wahrscheinlich nicht gehen würden. Bei uns waren jedenfalls überwiegend Amerikaner bei der Verlosung.

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 14.12.2005, 12:59 Uhr
Zitat von: Crimson Tide

Wir waren ca. 12 Wochen vor Euch da und hatten tagsüber eher mit der großen Hitze zu kämpfen! Am Horseshoe Bend hatten wir wohl so um die 37°c!
Aber ich glaube, ob man nun friert oder schwitzt, diese tollen An-und Aussichten genießt man einfach und vergißt in dem Moment die Hitze  :wink:  


Ich denke auch, für diese traumhaften Landschaftserlebnisse nimmt man so einiges in Kauf, die Sommerhitze hätte uns sicher auch nicht geschreckt, aber so war es natürlich perfekt!

Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 14.12.2005, 13:03 Uhr
Zitat von: Kidrock
Super toller Bericht!
Hättet ihr im Motel 6 gefragt ob ihr den Pool benutzen dürft,hätte man euch sicherlich ein Okay gegeben.Zumindest habe ich immer die Erfahrung gemacht.Vorrausgesetzt das Wasser im Becken ist bekommt man meistens ein "At your own risk"mit auf den Weg.Aber das ist eh gang und gebe bei Pool Besuchen.


Danke für das Lob. Über dem Pool war schon eine Plane, so dass das mit dem Baden nichts mehr geworden wäre, außer vielleicht ein paar Trockenschwimmübungen...  :lol:

Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 14.12.2005, 13:08 Uhr
Zitat von: sonny

Was ich mich immer wieder frage, wie kann man nur im Zion, einen guten halben Tag sein  :shock:  ??? Naja, der Zion ist halt mein absoluter Lieblings-Park !!!!! 8)  


Fand den Park wunderschön und wäre auch gern länger geblieben, das ließ sich aber mit dem Reisekonzept, sich einen Überblick über den Westen zu verschaffen, nicht vereinbaren. Das ist dann halt "Reisen mit dem Mut zur Lücke". Sonst hätten wir mindestens 6 Wochen gebraucht und es war schon schwer genug, Stephans Arbeitgeber die 3 Wochen abzutrotzen!  :evil:  :(

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: GreyWolf am 14.12.2005, 13:43 Uhr
Zum Grand Canyon: Es stimmt, dass angesichts der Touristenmassen sich eher schwer die Ergriffenheit einstellt.
Man muss dazu möglichst früh am Morgen im Park sein. Vor 10 Uhr sind die meisten Aussichtspunkte noch praktisch menschenleer. Wo sich ab späten Vormittag die Touristenmassen drängeln, ist man morgens fast allein.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 15.12.2005, 13:08 Uhr
Tag 7: Freitag, 14.10.05

Der Tag beginnt heute mit einem Frühstück, das im Zimmerpreis inklusive ist. Es ist für amerikanische Verhältnisse auch ganz ok, nur das Upgrade auf ein amerikanisches Frühstück für $6 finden wir sehr teuer in Anbetracht des labberigen Rühreis und Schinkens am Buffet. Nein danke! Der Kaffee-Service am Tisch ist auch nicht gerade der schnellste und eifrigste, einen Refill bekommt man erst nach mehrmaligem Nachfragen, obwohl im Hintergrund 5 Kellner rumstehen und offensichtlich nichts zu tun haben. Umso mehr erstaunt es zu sehen, wie die Amerikaner trotzdem ohne mit der Wimper zu zucken ihre Dollarscheine als tip auf dem Tisch zurücklassen. Irgendwie haben wir den Eindruck, dass die „tipping culture“ in den USA sich ein bisschen verselbständigt hat. Tips sind so selbstverständlich, dass sie noch nicht einmal mehr im Zusammenhang mit der erbrachten Leistung zu stehen scheinen. Das machen wir nicht mit, es mag ja sein, dass die tips das magere Gehalt der Kellner aufbessern, aber tun müssten sie dafür schon etwas.
Nach dem Auschecken fahren wir zurück in den Grand Canyon NP. Heute gefällt es mir schon viel besser als gestern, denn das Morgenlicht ist sehr schön, es sind nur wenige Leute unterwegs und auch die Luft ist viel klarer als am Vortag. Einige Viewpoints haben wir ganz für uns allein und hier kann man auch mal ein bisschen in sich hineinlauschen, während man dieses phänomenale Naturschauspiel betrachtet. Am Desert Viewpoint halten wir noch einmal und steigen auch noch auf den Aussichtsturm. Den Blick finde ich nicht spektakulärer als von unten und es sind sehr viele Leute hier, so dass wir bald in Richtung Monument Valley weiterfahren.
Zuerst geht es über die von der Herfahrt schon bekannte Strecke, dann biegen wir nordwestlich auf die #160 ab. In Kayenta fallen uns Schulkinder in Kostümen und dekorierte Wagen mit der Aufschrift „Once a Mustang, always a Mustang“ auf. Offensichtlich laufen die Vorbereitungen für eine Parade, denn viele Zuschauer, hauptsächlich indianische Familien, haben ihre Autos entlang der Durchfahrtsstraße geparkt und sitzen nun erwartungsvoll auf ihren Campingstühlen. Wir fahren zum Burger King, da es sowieso gerade Zeit für eine Lunch Break ist und können dort herausfinden, dass es sich um eine Homecoming Parade für das lokale Footballteam handelt.
Im Burger King ist eine kleine aber interessante Ausstellung zum Einsatz der Navajo-Indianer im 2. Weltkrieg. Die Indianersprache wurde benutzt, um Botschaften, die vom Feind nicht abgehört werden durften, zu übermitteln. Der Navajo Code wurde nie geknackt.
Die Parade beginnt erst in einer Stunde und wird eine Weile dauern, so dass wir, wenn wir sie uns ansehen, den ganzen Nachmittag damit verbringen müssten. So viel Zeit können und wollen wir nicht aufbringen und fahren deshalb über eine holprige Umleitungsstraße aus Kayenta heraus.
Als das Monument Valley in Sicht kommt, parken wir unser Auto neben der Straße und essen unsere Burger with a view. Das Monument Valley ist kein Tal, denn die Landschaft entstand nicht durch die Arbeit eines Flusses sondern durch Wind- und Regenerosion. In den vergangenen 25 Mio. Jahren wurde ein Hochplateau abgetragen und Blöcke aus Sandstein, die langsamer verwitterten, blieben stehen. Stephan ist zwar der Meinung, dass der kostenlose Blick von der Straße ausreicht, ich bestehe aber darauf, dass wir die Fahrt durch das Monument Valley machen.
Da es sich um Navajo-Gebiet handelt, sind $5 p.P. zu entrichten. Die Straße durch das Valley ist eine Dirt Road, die gerade auf dem ersten Teil hinunter ziemlich rau ist. Mit einem SUV ist es kein Problem, aber einen normalen Pkw hätte ich hier nicht haben wollen. Irgendwie würde man ja erwarten, dass eine gebührenpflichtige Straße instand gehalten wird. Vielleicht ist es aber auch Strategie, denn alle, die sich nicht selbständig mit ihrem Auto über die Straße wagen, müssen die teurere Jeep Tour buchen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2094klein.JPG)

Der Blick auf die berühmten Buttes ist wirklich toll und auf weiten Teilen der Strecke ist man ganz allein mit der Landschaft. Das ist auch besser so, denn jedes Auto wirbelt Unmengen roten Staubs auf. Insofern sind die Touristen in den Guided Tours mit offenen Jeeps nicht zu beneiden, selbst wenn sie noch zu Buttes geführt werden, die der Selbstfahrer nicht sieht. Unsere Fahrt führt uns weiter nach Mexican Hat, der kleinen Stadt, die von einer Sombrero-Hut ähnlichen Felsformation überragt wird. Wir biegen nach links ab und fahren zum Goosenecks State Park, in dem der San Juan River sich in vielen Schleifen durch das Gestein windet.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2111klein.JPG)

Die Mäander des Flusses haben sich tief in den Felsen geschnitten, ein Phänomen, das man nur selten auf der Welt findet. Im 17. Jahrhundert markierte der Fluss die nördliche Grenze der spanischen Kolonisation, heute beginnt am südlichen Flussufer die riesige Navajo-Reservation, die auch das Monument Valley umfasst. Der San Juan River ist im Gegensatz zum grünen Colorado von hellgrauer, schlammiger Färbung und auch das Gestein ist eher grau als rötlich. Insofern übertreffen die Goosenecks zwar die Horseshoe Bend durch die Anzahl der Schleifen, sind aber optisch nicht so attraktiv.
Für uns geht es weiter zum Moki Dugway. Vorher unternehmen wir noch einen Abstecher auf die Dirt Road in das Valley of Gods, drehen aber nach ein paar Meilen wieder um, da die Formationen nach dem Besuch des Monument Valleys nicht mehr beeindrucken können. Interessant ist das B&B, das hier am Wegesrand liegt. Hier muss es nachts schön ruhig sein, so abgeschieden wie es liegt. Wir fahren auf die gewaltige Felswand zu und können uns kaum vorstellen, dass wir hier hinauf sollen. Dann sehen wir aber schon die Straße, die sich den Fels hinauf windet. So geht es für uns auf unbefestigter aber guter Straße bergauf, an der Seite geht es ohne Leitplanken steil bergab. Diese Straße ist nichts für Höhenängstliche, aber wir sind nicht empfindlich und genießen den Blick hinab in die Ebene. Mit einem Pick-Up mit großem Hänger würde ich hier allerdings nicht fahren wollen und so staune ich nicht schlecht, als uns ein ebensolcher entgegen kommt, voll beladen mit Autoreifen. Oben angekommen fahren wir zum Muley Overlook, von wo aus sich fantastische Blicke auftun und wo wir eine einsame Ruhepause auf den Felsen genießen. Herrlich!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2118klein.JPG)

Auf dem Plateau fahren wir auf ebener Straße immer weiter und da wir noch Zeit haben, entschließen wir uns spontan zu einem Abstecher in das Natural Bridges National Monument. Es gilt als die weltweit größte Ansammlung natürlicher steinerner Brücken. Am Visitor Center erhalten wir gegen Vorlage des NP-Passes die Karte für den Scenic Drive, auf dem man die drei großen bridges sehen kann. Wir fahren ihn entlang und staunen über die riesigen Brücken, die das Wasser aus dem Gestein gewaschen hat. Von Ferne sehen wir die 64 m hohe Kachina-Bridge und die 67 m hohe Sipapu-Bridge. Wir laufen den kurzen Trail zur Owachomo Bridge, die mit nur 32 m Höhe verhältnismäßig klein ist, deren Größe aber dennoch erstaunlich ist, wenn man direkt unter ihr steht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2124klein.JPG)

Die Sonne geht langsam unter und wir machen uns wieder auf den Weg, da die heutige Übernachtung in Monticello gebucht ist. Die Fahrt zieht sich noch mal ziemlich in die Länge, Stephan fürchtet, dass er in der Dämmerung ein Tier anfahren könnte und fährt langsam. Tatsächlich stehen neben der Straße immer mal wieder Gruppen von Rehen. Außer ein paar Mäusen kreuzt aber dann nichts unseren Weg.
In Monticello finden wir problemlos das Canyonland Motor Inn. Es ist ein klassisches altes Motel mit grünem Neonlicht an der Rezeption, plüschig eingerichteten Zimmern und muffigem Motel-Geruch, leidlich überdeckt von Raumsprayduft. Für eine Nacht ist es aber in Ordnung.
Wir machen uns auf den Weg, um uns ein Restaurant für unser Abendessen zu suchen. Gar nicht so einfach. Obwohl es Freitag ist, scheint hier nicht wirklich was los zu sein. Schließlich landen wir im MD Ranch Cookhouse, das noch am belebtesten erscheint. Das Restaurant liegt in einem Souvenirladen, der haufenweise kitschige Wildwest-Andenken im Sortiment hat. Das Essen ist lecker und preislich auch ok. Stephan bekommt seine lemonade in einem gläsernen Cowboystiefel serviert, das Wasser kommt in Einweckgläsern. Als wir als Letzte das Restaurant verlassen, wird hinter uns das „Closed“-Zeichen rausgehangen. Es ist erst 21.00 Uhr an einem Freitagabend – das ist wirklich ein totes Nest!
Mit dieser Erkenntnis fahren wir zurück ins Hotel und können guten Gewissens ins Bett gehen, hier verpassen wir nichts.

Übernachtung: Canyonland Motor Inn, 35 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Crimson Tide am 15.12.2005, 14:13 Uhr
Hallo, Ole Miss!
Das Erlebnis mit der Schlange, hehe, klasse!  :lol: Das konnte ich gut mitfühlen!
Eine kleine Schlangengeschichte habe ich auch noch, die hänge ich eben  mal an meinen Reisebericht!  :lol:
Ansonsten, toll, ich beneide Euch um Eure Permit und die Erlebnisse bei/in der "wave"!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 16.12.2005, 10:23 Uhr
Tag 8: Samstag, 15.10.05

Wir müssen einsehen, dass wir heute nur entweder in den Canyonlands oder den Arches NP fahren können und entscheiden uns für die Felsbögen. Bei dem Motelübernachtungspreis kann man kein Frühstück erwarten, so dass wir uns erstmal ohne auf den Weg machen. Von Monticello aus kann man auf reizvoller Strecke relativ leicht bis zum Newspaper Rock gelangen und so machen wir einen Abstecher dorthin.
Wir fahren auf der Harts Draw Road, die uns zunächst durch das waldige Gebiet der Abajo Mountains führt. Die Laubfärbung ist teilweise noch zu erkennen, viele Bäume sind aber schon kahl. Auf dem Höhepunkt der Färbung muss das wirklich unglaublich ausgesehen haben, strahlend gelbes Laub an weiß-grauen Stämmen. Der Newspaper Rock liegt in einem hübschen Tal, das von hohen roten Felswänden umgeben ist. Rund um den Felsen sind einige Zelte aufgebaut, ganz harte Camper liegen sogar mit ihren Schlafsäcken im Freien. Es sieht verdammt kalt aus, aber die Gegend scheint der Anlaufpunkt für die richtigen Outdoorfreaks zu sein. Bei aller Liebe zur Natur können wir uns nicht dazu zählen, dafür schätze ich den Komfort einer warmen Dusche und einer weichen Matratze einfach zu sehr.
Die Gravuren im Felsen erinnern uns sofort an die, die wir in Namibia besichtigt haben, nur dass hier in Nordamerika natürlich andere Tiere abgebildet sind als im südlichen Afrika. Aber die Formensprache und die Abbildung von Füßen und Wasserlöchern sind wirklich identisch. Es ist faszinierend, dass zwei so weit voneinander entfernte Kulturen sich so in ihren Ausdrucksformen ähneln.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2141klein.JPG)

Beim Newspaper Rock stehen die Wissenschaftler vor dem Problem, dass eine genaue Datierung der Gravierungen unmöglich ist und dass auch der Sinn der Abbildungen nicht endgültig entschlüsselt werden kann. Das tut der Freude an der Betrachtung aber keinen Abbruch und gibt reichlich Raum für Interpretationen und Spekulationen.
Es packt uns der Frühstückshunger und wir suchen uns im Tal eine nette, sonnige Stelle, an der wir uns selbstgeschmierte Bagels kombiniert mit herrlichem Blick schmecken lassen. Dazu sitzen wir auf einem einzelnen Felsen etwas abseits der Straße, dem wir kurzerhand den Namen „Breakfast Rock“ geben. Wir fahren weiter auf die # 191 und können feststellen, dass die Gegend offensichtlich ein Outdoor Paradies ist. Überall sieht man Biker und Hiker am Start eines Trails und sogar ganze Schulklassen machen sich an diesem Samstag unter Rangerführung auf in die Natur.
Durch Moab fahren wir ohne Stopp durch. Die Infrastruktur, die es hier für Outdooraktivitäten gibt, lässt erahnen, dass es sich um ein Mekka für alle Sport- und Naturbegeisterten handelt. Im Arches NP ist schon einiges los, da auch die Amerikaner das Wochenende für Ausflüge in die Natur nutzen. Auf wunderschöner Strecke fahren wir hinauf und durch den Park bis zum Parkplatz vom Devils Garden. Wir müssen schon ein ganzes Stück vor dem eigentlichen Parkplatz an der Straßenseite halten, weil es so voll ist. Die Wanderung, die zu verschiedenen Arches führt, macht uns viel Spaß und ist auch nicht sehr schwierig.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2151klein.JPG)

Allerdings sehen nicht alle Wanderer auf dem Trail aus, als seien sie adäquat ausgerüstet oder körperlich fit genug für die Tour. Sogar eine Frau mit einer Knieschiene sehen wir, es ist mir ein Rätsel, wie sie damit den Aufstieg schaffte. Besonders gut gefällt uns der Partition Arch, der ein wunderbares Fenster zur dahinter liegenden Landschaft bildet. Der Blick in die Ferne ist wunderschön. Eindrucksvoll und das eigentliche Ziel der Wanderung ist dann der Double-O-Arch.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2167klein.JPG)

Man erreicht ihn über einen Felsgrat, den wir aber breit genug und sehr bequem zu laufen finden. Mit Wanderschuhen und ohne ausgeprägte Höhenangst sollte auch dieser Abschnitt keinerlei Probleme bereiten. Am Double-O-Arch steigen wir durch das untere O hindurch, so dass wir beide O’s in Ruhe von ihrer Rückseite betrachten können. Dieser Blick ist wesentlich attraktiver als von der anderen Seite und es ist mir bis heute unklar, warum die anderen Touristen nach ihrer Wanderung nur vor dem Arch stehenblieben. Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den Rückweg, bei dem wir uns gegen den primitive trail entscheiden, weil der konventionelle Weg schneller zurück zum Ausgangspunkt führt. Nach insgesamt ca. 3 Stunden sind wir wieder zurück am Auto, wo wir uns mit Beef Jerky und anderen Snacks stärken.
Wir haben noch Zeit bis zum Sonnenuntergang, die wir für einen Besuch der Windows Section nutzen. Obwohl die Windows Section stark besucht ist, sind wir auf dem dazugehörigen Trail allein. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Leute den kompletten Park nur mit dem Auto abfahren und noch nicht einmal diesen wirklich kurzen und lohnenden Trail laufen. Denn den richtigen Blick auf die zwei nebeneinanderliegenden Windows hat man nur auf der Rückseite der Felswand. Hier bekommt man den Eindruck, dass ein Ungeheuer mit zwei großen Augen einen anstarrt.
Für den Sonnenuntergang haben wir den Klassiker des Parks auf dem Programm, der Delicate Arch soll diesen erlebnisreichen Tag krönen. Vor dieser Krönung steht aber zunächst ein steiler Aufstieg, vor dem ich doch etwas Respekt habe, vor allem, nachdem ich von unten sehen kann, wie steil es hinauf geht. Ich lasse mir Zeit, weil ich nicht hochrot und völlig kurzatmig oben ankommen will. Der Weg ist anstrengend aber nicht schwierig zu gehen. Nach einer Weile beginne ich mich aber doch zu fragen, wann der Arch denn nun kommt. Nach 45 Minuten winkt Stephan, der ein Stückchen vor mir läuft, mir aufmunternd zu und als ich um die Ecke biege, sehe ich ihn endlich, den erhabenen, völlig frei stehenden Delicate Arch. Ich bin sehr froh, ihn zu sehen, zum einen, weil er wunderschön ist, zum anderen, weil ich mich jetzt ausruhen kann.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2183klein.JPG)

Wir suchen uns ein nettes Fotoplätzchen oberhalb des Arch und Stephan baut die Fotoausrüstung auf. Es ist nicht der perfekte Tag für den Sonnenuntergang, denn es ist etwas wolkig und dennoch sind Unmengen von Menschen und eine ganze Handvoll professioneller Fotografen hier. Diese fachsimpeln über schon besuchte Orte und Motive, Ausrüstung, Aufnahmetechnik und vieles mehr. Es ist schon sonderbar, was manche Menschen alles für ein schönes Foto auf sich nehmen. Mit jeder Minute kommen neue Leute an und es wird langsam richtig voll. Und alle Ankommenden wollen natürlich ein Erinnerungsfoto von sich am Fuß des Arch. Es geht dort unten zu wie im Taubenschlag, fliegender Wechsel der Fotowütigen. Das hat allerdings den Nachteil, dass es so gut wie unmöglich ist, ein Foto vom Arch ohne verliebtes Pärchen oder stolzen Familienvater im Vordergrund zu machen.
Die Sonne geht langsam unter und das Licht ist jetzt entschieden fotogener und noch immer ist der Ansturm auf den Arch ungebrochen. Die professionellen Fotografen werden jetzt langsam etwas unwillig und auch Stephan ist gar nicht glücklich. Aber es lässt sich nicht ändern und die Leute lassen sich auch von den Aufforderungen der Fotografen, den Arch zu verlassen, nicht beeindrucken. Es hat also offensichtlich einen Grund, dass im Park Schilder stehen, auf denen die Leute aufgefordert werden, sich nicht unter den Arches niederzulassen, damit auch andere noch etwas vom Fotomotiv haben. Schließlich verschwindet die Sonne in den Wolken, womit der Sunset mehr oder weniger vorbei ist.
Hier oben ist es ziemlich windig und kalt, so dass mir der Aufbruch nicht ganz unrecht kommt. Der Abstieg ist nun überhaupt kein Problem mehr und wird uns noch durch den Anblick eines richtigen „Caspar David Friedrich-Mondes“ verschönt. Ich bin in Hochstimmung, immer noch ganz verzaubert vom Anblick der Arches und randvoll mit Eindrücken der tollen Landschaft im Park. In einem wahrhaften Autokorso fahren wir aus dem Park heraus und dann als Einzige in nördliche Richtung weiter bis nach Green River.
Wir wohnen wieder einmal im Motel 6, das sich als gut und preiswert erwiesen hat. Für das Abendessen gehen wir in das benachbarte Kelly's Tamarisk Restaurant, von wo wir auf den namensgebenden Green River schauen können. Stephan hat natürlich nichts Besseres zu tun, als der Kellnerin mitzuteilen, dass er vor der Getränkebestellung das beer checken wird. Haha! Es gibt gar kein Bier auf der Karte und ein kurzer Rundblick zeigt alle Gäste vor Cola oder Iced Tea sitzend. Das hätten wir uns denken können, schließlich sind wir hier in der Provinz in Utah! Es geht aber auch ohne, das Essen ist lecker und unser Schlaf heute wirklich wohlverdient.

Übernachtung: Motel 6 Green River, 34 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: americanhero am 16.12.2005, 10:31 Uhr
Hallo Ole Miss,

ein wirklich toller Bericht mit klasse Pics. :hand:  Ich lese schon seit einiger Zeit voller Begeisterung mit und da es mich ja im nächsten Jahr auch in die Gegend verschlägt, bin ich natürlich umso interessierter.
Habe mich jetzt einfach noch mal dazugequetscht, aber da ich sehr schmal bin, dürfte das noch irgendwie gehen. Voller Spannung erwarte ich dann die Weiterfahrt.


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Matze am 16.12.2005, 12:28 Uhr
Lese den Bericht mit großen Interesse und Begeisterung! Wir waren ja vor einigen Wochen (leider ist es schon wieder so lange her!!) auch genau dort! Und die Bilder von der Wave wecken schöne Erinnerungen!

Zitat von: GreyWolf
Wenn ich so die Berichte von den Verlosungen lese, befürchte ich fast, dass ich nie wieder zur Wave komme. Scheint immer mehr zu werden....



Versuch es doch im Sommer! :wink:  Ist aber wegen der Hitze und mit Kind sicherlich nicht zu empfehlen! Allerdings sind dann eben weniger Leute! Als wir am 22. 7. dort waren, besuchten gerade mal noch 4 einzelne Personen und eine Gruppe Amerikaner die Wave! Eine Verlosung wird gar nicht statt gefunden haben!

Zitat
Schließlich geht es doch noch weiter, wir staunen, wie viele Menschen hier damit beschäftigt sind, Schilder zu halten, umzudrehen, im Jeep hin und her zu fahren. In Deutschland stehen da einfach nur zwei Ampeln.
Dafür haben wir in Deutschland auch mehr Arbeitslose!! (Ich wäre mir auch nicht zu schade, die Schilder zu drehen!)

Zitat
Ohne viel Hoffnung halten wir in Tusayan, wo wir wider Erwarten noch ein Zimmer im Quality Inn and Suites auftun, allerdings zum stolzen Preis von $140. Autsch! Das ist wirklich eine teure Nacht, zusammen mit dem Preis für das nicht in Anspruch genommene Zimmer kommen wir auf $ 210.


Da war dass am Grand Canyon aber eine teure Übernachtung! (Ist hier wieder dass WoMo überlegen??  :wink:  :wink:  Selbst bei Fahrt aus den NP höchstens 30 $ für Übernachtung!)

Nun aber schnell weiter fahren, will mehr lesen!!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Micky McBenz am 18.12.2005, 16:57 Uhr
Zitat von: Ole Miss
Nach einer Weile beginne ich mich aber doch zu fragen, wann der Arch denn nun kommt. Nach 45 Minuten winkt Stephan, der ein Stückchen vor mir läuft, mir aufmunternd zu und als ich um die Ecke biege, sehe ich ihn endlich, den erhabenen, völlig frei stehenden Delicate Arch.


Hallo Ole Miss!

Lese nach wie vor begeistert mit! An den langen Aufstieg zum Delicate Arch kann ich mich gut erinnern. Auch wir konnten es kaum erwarten, oben anzukommen. Im Gegensatz zu Euch sind wir allerdings früh morgens hinauf gegangen und haben den Arch mit aufgehender Sonne gesehen. Da wird er schön goldgelb von vorn beleuchtet. Daher ist Eure Aufnahme für mich sehr interessant und sehe jetzt den Arch auch mal nachmittags.

Viele Grüße!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 19.12.2005, 09:59 Uhr
@ all: Freue mich, dass sich so viele Mitfahrer finden, die in Erinnerungen und/oder Vorfreude schwelgen!

@ Matze:

Zitat von: Matze


Dafür haben wir in Deutschland auch mehr Arbeitslose!! (Ich wäre mir auch nicht zu schade, die Schilder zu drehen!)


Aber bei dem Lohnniveau in den USA brauchst du bestimmt noch einen zweiten Job, um davon leben zu können.


Zitat von: Matze

Da war dass am Grand Canyon aber eine teure Übernachtung! (Ist hier wieder dass WoMo überlegen??  :wink:  :wink:  Selbst bei Fahrt aus den NP höchstens 30 $ für Übernachtung!)


Ja, das war wirklich sehr ärgerlich, wäre preislich aber ok gewesen, wenn wir uns nicht bei der Buchung vertan hätten. WoMo hatten wir vorher auch überlegt, aber im Oktober ist es so früh dunkel und nachts so kalt, dass die Vorteile (abends gemütlich draussen sitzen etc.) nicht so richtig zum Tragen kommen.

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 19.12.2005, 10:11 Uhr
Tag 9: Sonntag, 16.10.05


Etappenziel für heute ist Salt Lake City, die Hauptstadt des Mormonenstaates Utah. Die Fahrt dorthin führt uns aus dem Land der roten Felsen hinaus. Ein bisschen wehmütig bin ich schon, die Landschaft ist so wunderschön, dass ich noch viel mehr Zeit hier hätte verbringen können.
Aber nun geht es auf zu neuen Zielen und wir sind gespannt. Die Fahrt selbst verläuft unspektakulär, auf weitgehend gerader Straße geht es am Gray Canyon vorbei. Woher dieser seinen Namen bezieht, ist unschwer zu erkennen. Die Landschaft wird langsam bergiger und führt nördlich der Ortschaft Price durch einen Canyon. Hier passieren wir Bergwerkstädte, die ihre Existenz dem Kohlebergbau verdanken. Neben der Straße verläuft die Eisenbahnstrecke, auf der scheinbar endlose Güterzüge verkehren. Vor uns tauchen die ersten schneebedeckten Berge auf und bilden ein attraktives Panorama.
Auf der Höhe von Provo gibt es dann auch endlich mal wieder richtige Stadt-Infrastruktur mit verschiedenen Shopping- und Restaurantketten. Wir halten an einem IHOP, weil wir ja auch noch gar nicht gefrühstückt haben, aber an einem Sonntag Vormittag sind wir nicht die Einzigen, die diese Idee haben. Die Schlange der Wartenden für einen Tisch geht bis zur Eingangstür und wir haben keine Lust uns das anzutun. Wir fahren also weiter und finden bald einen Starbuck’s, bei dem nur am Drive-thru Schalter richtig Betrieb herrscht. Innen ist es nicht so voll und wir lassen uns gemütlich mit Chai Latte, Cafe Latte, Cookie und Muffin auf einem der Sofas nieder.
Stephan macht seinem Spitznamen doch noch Ehre und studiert eifrig die Coupon-Seiten der ausliegenden Tageszeitung. Ich genieße meinen Tee, lecker! Aber selbst in der tall-Version ist das Getränk schon fast eine Mahlzeit, so viel Milch, wie da drin ist! Auf der Weiterfahrt nach Salt Lake City geht es an vielen Malls vorbei und Stephan ist schon ganz heiß aufs Shopping. Ja, auch das gibt es: shopping-wütige Männer! Wir finden uns ohne Probleme in das Zentrum von Salt Lake City, das uns sein hübsches, sauberes und fast menschenleeres Sonntagsgesicht zeigt. Die Orientierung fällt uns dann aus unerfindlichen Gründen (ich gebe zu, ich hatte die Karte in der Hand) doch etwas schwer und wir drehen ein paar Runden um den Block bis wir den Temple Square und das genau gegenüberliegende Hotel „The Inn at Temple Square“ gefunden haben, wo wir die heutige Nacht verbringen werden.
Unser Zimmer ist erwartungsgemäß noch nicht fertig, es ist ja auch erst 12.00 Uhr. Das stört uns aber nicht, dann stellen wir unser Auto schon mal auf den hoteleigenen Parkplatz und erkunden ein bisschen die Stadt. Das ist leichter gesagt als getan. Zur Zufahrt zum Parkplatz geht es noch einmal um den Block und dann steht ein Hotelangestellter bereit, uns das Auto abzunehmen. Valet Parking only! Das ist total albern, denn die Parkgarage ist nicht sehr groß und er fährt unser Auto schätzungsweise ganze 7 m weiter. Ein bisschen peinlich ist es außerdem, denn unser Wagen sieht aus wie Sau, von außen voll von rotem Staub und Schlamm, innen liegen haufenweise Zeug und Müll rum. Tja, da muss der „valet“ (Diener) jetzt durch, dafür kriegt er ja auch seinen Dollar.
Unser erster Anlaufpunkt ist die Touristinformation der Stadt. Wir decken uns mit City Maps von Salt Lake City ein. In Anbetracht der Tatsache, dass es hier eigentlich gar nicht so viel zu sehen gibt, ist die Auswahl gigantisch. Wir holen uns auch Informationen über das Organ Recital, das sonntags im Temple Square stattfinden soll. Am Eingang des Temple Square werden wir gleich von einem netten, älteren Herren in schwarzem Anzug abgefangen. Er kann offensichtlich nicht zulassen, dass wir völlig uninformiert das Gelände betreten. So bekommen wir nun die zweite Map des Temple Square und viele Informationen darüber, wie wichtig doch die Botschaft der Mormonen ist und dass wir uns auf keinen Fall eine Führung und die Filme entgehen lassen sollten. Wir hatten uns ja auf ein paar Bekehrungsversuche eingestellt, aber das hier geht echt gut los. Dann fragt er uns, ob wir „active in any church“ wären. Stephan fällt natürlich nichts Besseres ein, als die Frage wahrheitsgemäß mit nein zu beantworten. Der Mormone schüttelt traurig den Kopf, dass das nicht gut wäre und ich kann an seinem Blick sehen, dass wir Heiden definitiv in der Hölle schmoren werden. Er schaut uns schon fast mitleidig an und betont noch einmal, dass die Botschaft der Mormonen sehr wichtig für uns sei. Nichts wie weg hier!
Stephan erhält die strikte Anweisung, auf die Frage nach der Kirchenzugehörigkeit in Zukunft nicht mehr wahrheitsgemäß zu antworten, ich möchte nicht noch einmal so angesehen werden. Wir spazieren über das Gelände und bestaunen die heroischen Statuen der mormonischen Siedler und den eindrucksvollen Tempel, der auf dem höchsten Turm von der goldenen Statue des Engels Moroni gekrönt wird.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2196klein.JPG)

Wir sind für mehr Bekehrung gewappnet und schließen uns einer Führung an, die von zwei jungen Damen durchgeführt wird, die in ihren Kostümen mormonisch adrett daherkommen. Die eine stammt aus Frankreich und die andere aus Guatemala und bei beiden lässt die englische Aussprache so zu wünschen übrig, dass wir nur einen Bruchteil der Führung verstehen, was kein wirklicher Verlust ist. Statt Sachinformationen gibt es jede Menge verklärter Geschichten über das Mormonentum und rührender Berichte, wie der Glauben ihr Leben verändert hat. Die Frage, was denn nun eigentlich Mormonen von anderen Religionen unterscheidet, bleibt ungeklärt, obwohl sich beide ausführlich darüber auslassen. Dabei fuchteln sie ziemlich viel mit den Armen und ich gewinne den Eindruck, dass sie es selbst auch nicht so richtig wissen oder zumindest nicht vermitteln können.  Wir werden ins North Visitors’ Center zu einer mehr als kitschigen Jesus-Statue geführt und eine männliche Stimme spricht über Lautsprecher das Glaubensbekenntnis der Mormonen. Es ist fast als ob Gott zu uns spricht, naja, für uns vielleicht nicht, aber für die anwesenden Mormonen-Touristen, die das Bekenntnis mit geschlossenen Augen mitsprechen, wohl schon.
Weiter geht es in das große Conference Center, das mit 21.000 Sitzplätzen schon ziemlich imposant ist. Als die Führung vorüber ist, werden Kontaktzettel ausgeteilt, auf denen man seinen Namen hinterlassen kann. Stephan füllt brav einen aus, weil er hofft, ein Book of Mormon zu erhalten. Was er damit will, ist mir schleierhaft, aber das ist bei ihm schon fast so eine Art Reflex, wenn es irgend etwas umsonst geben könnte. Das Buch erhält er nicht, aber sicher bald mal Besuch von netten Jungen in schwarzen Anzügen.
Wir bleiben in der Versammlungshalle, denn hier soll gleich das Orgelkonzert beginnen. Der Organist gibt noch eine kurze Einführung zu den Stücken, die er spielen wird und dann geht es los. Die Orgel ist überdimensioniert wie alles hier, aber ihr Klang will mir nicht recht gefallen. Sie quäkt irgendwie und die wechselnden bunten Lichter im Hintergrund erhöhen den Musikgenuss auch nicht. Aber es kostet nichts und wir hören uns wohlwollend das ganze Konzert an. Das Bach-Stück klingt noch ganz schön, aber die mormonischen Eigenkompositionen werden wohl nicht Musikgeschichte schreiben. Gesamteindruck Temple Square: sehr interessant, sehr sauber, sehr kitschig, alles ist hochmodern und es handelt sich definitiv nicht um eine arme Glaubensgemeinschaft.
Die nächste Sehenswürdigkeit ist das Beehive Haus, das mit einem Bienenkorb geschmückt ist, der für den mormonischen Fleiß steht und auch ein Staats-Symbol Utahs ist. Hier erwartet uns eine Überraschung, denn wir erhalten eine Führung auf Deutsch. Sister Knabe aus Deutschland heißt uns willkommen und zeigt uns sowie einer Schweizer Mormonenfamilie den Wohnsitz des Religionsführers Brigham Young, der zugleich auch erster Gouverneur Utahs war. Der Rundgang durch das Haus mit seinen Originalmöbeln ist sehr interessant, aber die Führung entbehrt natürlich jedweder objektiven Distanz. In den schillerndsten Farben werden uns der „Übermensch“ Brigham Young und seine bewunderungswürdigen Taten beschrieben. Der aufmerksame Zuhörer kann aber zwischen den Zeilen deutlich heraushören, welche religiöse Strenge in diesem Haus geherrscht haben muss.
Eine fast religiöse Strenge herrscht auch im Stadtbild, alles ist sauber wie geleckt, die Straßen sind breit und alle Gebäude strahlen neu oder frisch renoviert, aber es fehlt der Stadt an Charakter und Charme. Hinzu kommt für uns noch, dass es Sonntag und die Stadt wie ausgestorben ist. Wir gehen zum Hotel zurück, checken in unser liebevoll dekoriertes Zimmer ein und Stephan gratuliert sich zu seiner Wahl.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2207klein.JPG)

Was aber tun mit dem angebrochenen Nachmittag? Wir beschließen, zur Trolley Square Mall zu fahren, damit Stephan endlich dem Shopping frönen kann. Wieder mal stellt die Orientierung ein Problem dar, bis wir die Funktionen tauschen, so dass ich jetzt fahre und Stephan navigiert. Dumm nur, dass die Mall 10 Minuten nach unserem Eintreffen um 17.00 Uhr schließt. OK, Krisensitzung, wie weiter? Das angeschlossene Kino ist offen, aber die Filme können uns auch nicht überzeugen. Wo könnte man denn an einem Sonntag um diese Uhrzeit selbst in Salt Lake City noch was einkaufen? Na klar, Walmart!
Da fahren wir hin und stellen fest, dass auch in Salt Lake City nicht alle Menschen reiche Mormonen in Anzügen und Kostümen mit verklärten Gesichtern sind. Das Walmart Supercenter ist fest in Latino-Hand. Wir decken uns mit ein paar Lebensmitteln und anderen Kleinigkeiten ein, drucken noch ein paar Digitalbilder aus und fahren wieder ins Hotel. Unsere Frage nach Möglichkeiten, den Abend in Salt Lake City zu verbringen, beschert uns ratlose Gesichter an der Rezeption. Hmm, da wäre noch ein Kino… Ok, schon gut, vergessen wir es, we got it: this ist Utah. Dann wollen wir aber wenigstens schön essen gehen. Wir haben irgendwann heute ein Olive Garden Restaurant gesehen, da wollen wir jetzt hin. Natürlich hapert es wieder mit der Orientierung, was zu Fuß noch weniger Spaß macht als im Auto. Ohne größere Wartezeit bekommen wir einen Tisch und müssen amüsiert feststellen, dass alle Stühle Rollen drunter haben. Hmm, so stelle ich mir den Speisesaal eines Seniorenheimes vor, ist ja wirklich sehr authentisch italienisch. Das Essen ist aber gut und ich trinke einen leckeren Rotwein dazu, wieder einmal ohne dass meine ID gecheckt wird. Das ist sehr ungewohnt, bei meinem letzten USA-Aufenthalt war die ID noch ein Dauerthema, bin offensichtlich optisch um einiges gealtert. Nach dem Essen bringe ich den Kellner sehr in Verlegenheit als ich nach einem Digestif frage.
Eigentlich ist mir klar, dass man hier nicht mit einem Ramazotti oder Averna wie beim heimischen Italiener rechnen kann, aber ich will zumindest gefragt haben. Stattdessen nehme ich einen Espresso, der leider nicht sehr gut schmeckt und ein Tiramisu, das innen noch gefroren ist, aber nach meiner Reklamation wenigstens nicht berechnet wird. Der Kellner ist bestimmt froh, als wir endlich gehen. Die Nacht im Hotel wird sehr warm, am nächsten Morgen stelle ich auch fest, warum, wir liegen auf einer Plastic Cover Matress, schwitz!

Übernachtung: The Inn at Temple Square, 87 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: IkeaRegal am 19.12.2005, 11:38 Uhr
Sehr bissig und witzig geschrieben, gerade der Teil mit den Mormonen. Man hat schon einen komischen Eindruck, wenn jemand absolut krampfhaft versucht einen zu überzeugen.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 20.12.2005, 09:45 Uhr
@IkeaRegal:

Ich war hin- und hergerissen, ob ich es amüsant oder gruselig finden soll. Die Mormonen legen eine Freundlichkeit an den Tag, der man sich kaum entziehen kann, aber man merkt halt leider immer schnell, dass der Endzweck die Gewinnung von neuen Anhängern ist.

Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 20.12.2005, 09:51 Uhr
Tag 10: Montag, 17.10.05


Im Inn wird ein sehr gutes Frühstücksbuffet geboten, das wir ausgiebig genießen, es gibt sogar frische Pancakes und Obst und auch der Service ist sehr nett. Stephan will unbedingt shoppen gehen und trotz meiner demonstrativen Unlust müssen wir zur CMZI Mall laufen, die wie so vieles in dieser Stadt den Mormonen gehört. Wie zu erwarten war, hat diese um 9.00 Uhr morgens noch nicht geöffnet und so ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab.
Dennoch ist Stephan nicht zu bremsen, er hat ein Outlet Center nordöstlich von Salt Lake City ausfindig gemacht und da müssen wir jetzt hin. Na gut, es liegt immerhin auch so grob auf dem Weg und so fahren wir nach Park City ins Tanger Outlet Center und Stephans Augen glänzen, als er die Store Signs sieht. Der erste Weg führt ihn aber zum Center Management, denn ohne Couponheft läuft für ihn nichts. Wir begeben uns auf eine wahre „shopping spree“, die mehrere Stunden andauert bis wir alle relevanten Läden durchhaben und ich meine Erschöpfung nicht länger verhehlen kann. Stephan beherrscht die Fähigkeit, die Ausgabe eines fast vierstelligen Dollarbetrages als Sparen zu empfinden. Mich packt doch schneller das schlechte Gewissen.
Schließlich fahren wir weiter und halten bei Subway für ein mittägliches Sandwich. Die mexikanischen Angestellten kann ich bei ihrem Brotsorten-Käsesorten-Belagsorten-Beilagen-Kreuzverhör kaum verstehen, was mir sehr unangenehm ist. Allerdings stelle ich fest, dass es den Amerikanern hinter mir nicht anders geht, das beruhigt mich wieder, dann liegt es vielleicht nicht nur an mir. Unser heutiges Ziel ist Jackson Hole südlich des Grand Teton NP. Wir fahren auf der # 26 durch einsame Ödnis, die sich nur dadurch auszeichnet, dass sich hier der erste Atomreaktor der Welt, der Experimental Breeder Reactor #1 befindet. Wir haben keine Zweifel darüber, warum ein solches Experiment gerade hier gemacht wurde. Zitat Stephan: Hier sieht es so oder so aus wie nach einem Atomschlag, das merkt dann wenigsten keiner, wenn was schief geht. Im Reiseführer steht, dass das Gebiet viele Jahre wegen erhöhter Radioaktivität gesperrt war und nur ohne Stopp durchfahren werden durfte. Da sich unser technisches Interesse in Grenzen hält, fahren auch wir lieber ohne Stopp weiter. Man weiß endgültig, dass man in einer trostlosen Gegend ist, wenn der lokale Fastfood Place damit wirbt, „Home of the Atomic Burger“ zu sein.
Speedlimit ist 65 mph aber da weit und breit weder ein Auto noch eine Ortschaft zu sehen sind, lässt sich Stephan von mir dazu anstiften, schneller zu fahren. Was ich nicht weiß, er fährt sowieso schon 75 mph als er noch mal 5 mph auf den Tempomat drauf gibt. Es kommt, wie es kommen muss. Wie eine Fata Morgana erscheint vor uns ein police car als wir über eine Kuppe kommen. Wir können beobachten, wie es direkt hinter uns wendet und dann mit blinkenden Lichtern hinter uns her fährt. Man kennt das ja aus Filmen. Shit! Wir halten langsam an und bleiben erwartungsvoll sitzen als Mr. Police Officer zu unserem Wagen läuft. Jetzt helfen auch kein Zerknirschtsein und keine Reue mehr, bei 15 mph drüber gibt es kein Pardon. Er lässt sich die Papiere geben und akzeptiert auch Stephans deutschen Chipkarten-Führerschein anstandslos. Ich bin erleichtert, denn ich hatte befürchtet, dass es damit Probleme geben könnte. Immerhin ist der tolle neue Euro-Führerschein so international, dass nur noch auf Deutsch drauf steht, dass er zur Führung eines Fahrzeugs berechtigt. Woher soll der amerikanische Officer dann wissen, dass dieses hübsche Stück Plastik nicht Stephans Bibliotheksausweis ist? Es dauert dann auch ganz schön lange, bis das Ticket geschrieben ist und wir können im Rückspiegel beobachten, wie beide Officer ziemlich ratlos auf den Führerschein gucken. Die Fine ist ordentlich und so müssen wir für das Speeding Ticket $75 berappen. Der Officer will noch ein bisschen Konversation treiben, von wegen wo wir hin wollen etc. Uns ist nun überhaupt nicht mehr nach Smalltalk, wir lassen ihn ziemlich wortkarg abblitzen und schleichen mit den vorschriftsmäßigen 65 mph weiter. Die Fahrt zieht sich unbarmherzig in die Länge, was sicherlich auch ein psychologisches Problem ist, weil wir ja nun alle vorgegebenen Geschwindigkeiten brav einhalten und überhaupt nicht das Gefühl haben voranzukommen.
Schließlich erreichen wir Jackson Hole, wo auch endlich die Landschaft wieder ein bisschen interessanter wird und wir was zum Gucken haben. Wir checken im Super 8 Motel ein, bekommen allerdings für unsere $60 ein ziemlich abgewirtschaftetes Zimmer auf dem 1st floor direkt neben der Tür. Wir breiten die Errungenschaften des Tages auf den Betten aus und entfernen alle Schilder und anderen Hinweise, dass es sich um neu gekaufte Sachen handelt. Nun können wir auch alle Shopping Receipts zusammenrechnen und endgültig der Tatsache ins Auge sehen, dass wir heute viel Geld ausgegeben haben.
Zum Abendessen fahren wir in die Stadt, wo ein rustikales Steakhouse in Blockhouse-Optik unser Interesse weckt. Beim Blick auf das Menu nehmen wir aber Abstand davon, der Tag war zu teuer als dass wir uns hier jetzt noch Game Grill Platter für $30 gönnen wollen. Der Chinese nebenan tut es auch und gibt uns das gute Gefühl, heute doch noch ein klitzekleines Bisschen gespart zu haben.

Übernachtung: Super 8 Jackson, 57 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Doreen & Andreas am 20.12.2005, 11:57 Uhr
Zitat von: Ole Miss
ins Tanger Outlet Center und Stephans Augen glänzen, als er die Store Signs sieht. Der erste Weg führt ihn aber zum Center Management, denn ohne Couponheft läuft für ihn nichts. Wir begeben uns auf eine wahre „shopping spree“, die mehrere Stunden andauert bis wir alle relevanten Läden durchhaben und ich meine Erschöpfung nicht länger verhehlen kann. Stephan beherrscht die Fähigkeit, die Ausgabe eines fast vierstelligen Dollarbetrages als Sparen zu empfinden. Mich packt doch schneller das schlechte Gewissen.

Irgendwie spielt Ihr verkehrte Welt...  :D
Aber der Bericht ist klasse, liest sich einfach super  :daumen:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ganimede am 20.12.2005, 12:55 Uhr
Zitat von: Ole Miss
Tag 9: Sonntag, 16.10.05
Wir werden ins North Visitors’ Center zu einer mehr als kitschigen Jesus-Statue geführt und eine männliche Stimme spricht über Lautsprecher das Glaubensbekenntnis der Mormonen.


Das haben wir auch erlebt, weil meine Frau dachte es wäre eine ganz "normale" Touri-Info. Bei uns sprach Jesus sogar auf Deutsch  :schlafend:   ----  nach 2 Minuten war ich wieder auf der Straße

 :nixwieweg:

Super schöner Reisebericht, sehr ausführlich geschrieben. Übrigends haben wir gelesen, dass die Straßen in Salt Lake City so breit sind, damit eine Kutsche mit Pferden ohne zurückzusetzen wenden kann.

In Jackson Hole gibt es einen nette Micro Brewery mit Musik.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Anonymous am 20.12.2005, 13:06 Uhr
Zitat von: Ganimede

Übrigends haben wir gelesen, dass die Straßen in Salt Lake City so breit sind, damit eine Kutsche mit Pferden ohne zurückzusetzen wenden kann.


Ja, das haben sie uns auch erzählt und das war natürlich auch eine Idee von Brigham Young, wie sollte es anders sein...

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 21.12.2005, 10:01 Uhr
Tag 11: Dienstag, 18.10.05

Die Nacht war nicht die ruhigste, denn man hört leider jeden Schritt, der im 2nd floor gemacht wird und offensichtlich wohnen Schlafwandler über uns, die nachts um 3.00 Uhr erst mal einen längeren Spaziergang durch ihr Zimmer machen müssen. Die Nacht ist dann endgültig vorbei, als ein Truck vor unserem Fenster den Motor laufen lässt bis seine Scheiben eisfrei sind. Und das dauert!
Das Frühstück im Motel ist ok, nur ein lauter Kühlschrank trübt ein bisschen das gemütliche Frühstückserlebnis. Es ist wirklich unglaublich, welche Geräusche so ein Kühlschrank von sich geben kann. Stephan versucht mal die russische Methode und haut kräftig davor, aber das ist ein amerikanischer Kühlschrank und der lässt sich davon nicht beeindrucken. Es gibt einen kostenlosen Internetzugang und wir checken, ob der Tioga Pass noch offen ist, den wir ein paar Tage später fahren wollen. Noch ist er offen, toi toi toi.
Bald brechen wir zum Grand Teton NP auf. Kurz bevor wir die Moose Junction erreichen, meine ich scherzhaft, dass ich da jetzt aber auch einen moose sehen will. Stephan will eigentlich geradeaus weiter fahren und somit den kürzesten Weg in den Yellowstone Park nehmen. Ich schlage vor, dass wir links abbiegen und zumindest mal durch den Grand Teton durchfahren. Das ist genau die richtige Entscheidung. Ca. 200 m weiter steht bei der Brücke ein Auto und ein Fotograf mit großem Teleobjektiv hat dieses in Richtung Fluss gerichtet. Wir gucken, was er da wohl sieht: eine Elchkuh mit zwei Jungen! Wir werfen den Rückwärtsgang rein und parken vor der Brücke. Stephan bewaffnet sich mit Stativ und Kamera, ich greife mir das Fernglas. Die Elchkuh liegt seelenruhig mit ihren Jungen am Fluss und hat wohl noch keine Lust aufzustehen, was super für uns ist, denn wir können ganz in Ruhe schauen und fotografieren.

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Gut gelaunt ob dieser netten Tierbegegnung am frühen Morgen fahren wir weiter durch den Park. Die Landschaft ist, obwohl alpin geprägt, einfach toll.

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Es ist off season und wir sind überall völlig allein. Der Jenny Lake bietet friedliche Idylle wie aus dem Bilderbuch. Auf der Weiterfahrt sehen wir dann noch ein deer ganz nah an der Straße, das auch gar nicht scheu ist.

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Bei der Ausfahrt aus dem Park sehen wir mehrere Autos an der Straße geparkt und halten sicherheitshalber an, um rauszufinden, was es da zu sehen gibt. Es ist noch ein Elch, der allerdings in sehr großer Entfernung ziemlich gut versteckt im Gras liegt. Selbst mit Fernglas ist nicht wirklich viel zu sehen, weshalb wir bald weiter fahren.
Bald ist der Yellowstone NP erreicht, der sich zunächst landschaftlich sehr hübsch aber relativ unspektakulär präsentiert. Das ändert sich schlagartig, als wir unseren ersten Stopp am West Thumb Geyser Basin einlegen, wo die Auswirkungen der vulkanischen Aktivität des Parks das erste Mal deutlich sichtbar sind. Wir laufen auf Stegen durch die berühmte brodelnde Hexenküche, die vom Kontrast faulig-schlammiger und vielfarbig-klarer Becken gekennzeichnet ist.

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An allen Ecken und Enden dampft, blubbert und zischt es unkontrolliert und ich frage mich, wer wohl freiwillig seinen Fuß auf das Gelände setzen würde. Die Existenz  von unzähligen Hinweis- und Verbotsschildern beweist aber, dass der menschliche Leichtsinn nicht zu unterschätzen ist. Es ist mir völlig unverständlich, wie man angesichts dieser faszinierenden natürlichen Phänomene auf die Idee kommt, seinen Müll in die Geysir-Becken zu werfen oder mit einem Stock seinen Namen in die Bakterienkruste zu schreiben, die Jahrzehnte brauchte, um zu entstehen. Ziemlich traurig eigentlich!
An den Cascades legen wir einen kurzen Fotostopp ein, bevor es zum Visitorcenter und Old Faithful Geysir weitergeht. Wir gehören nicht zu den Menschen, die stundenlang geduldig auf den Ausbruch eines Geysirs warten und wir hoffen, dass der „alte Verlässliche“ seinem Namen Ehre macht und uns das Erlebnis eines Geysir-Ausbruchs verschafft. Zunächst heißt es aber erst einmal Vollbremsung, weil rechts der Straße eine Bison-Herde weidet. Wir sind begeistert und hoffen, dass wir noch weitere Begegnungen mit Bisons haben werden, eine Hoffnung, die durchaus nicht enttäuscht werden soll. Es muss sich um eine Art Anfängerglück handeln, denn als wir am Old Faithful ankommen, liegt eine Bison-Herde direkt davor. Wir sind begeistert, was für ein Bild! Ein paar Menschen sitzen schon auf den Bänken und wir lassen uns nieder, weil wir mitbekommen, dass der Geysir bald ausbrechen müsste. Keine 10 Minuten später passiert das auch, allerdings bricht zunächst ein anderer Geysir rechts hinter dem Old Faithful aus. Wir konnten leider bis heute nicht herausfinden, welcher es war. Kaum ist dieser fertig, legt der Old Faithful los. Wir haben Befürchtungen, dass der Ausbruch die Bisons erschrecken könnte und malen uns schon aus, wie sie wild geworden auf uns zustürmen, aber der Ausbruch lässt sie völlig kalt. Nur ein paar Tiere, die etwas Gischt abbekommen, erheben sich unwillig und trotten ein paar Meter weiter. Wahnsinn, was ein Timing, Geysir und Bison beisammen, könnte direkt aus einem Yellowstone-Prospekt stammen.

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Im Visitor Center studieren wir die Tafel mit den Ausbruchszeiten, aber das ist uns einfach zu viel Konjunktiv. Die Sturm und Drang-Phase ist bei uns noch zu ausgeprägt als dass wir auf die Aussage hin, dass ein Geysir innerhalb eines mehrstündigen Zeitraumes ausbrechen könnte, einen ganzen Nachmittag an einer Stelle verbringen. Wir wollen was entdecken und machen uns auf zu den nächsten Highlights.
Dazu zählen das Biscuit Basin, das Black Sand Basin, das Midway Geyser Basin und der Fountain Paint Pot. Hier entdecken wir auf dem Parkplatz ein Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen, das ungewöhnlich dekoriert ist. Muss sich wohl um echte Hardcore-Abenteurer aus Good Old Germany handeln.

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Am Wegesrand hat dann ein Scherzkeks noch ein Kunstwerk aus einem Bisonhaufen geschaffen, will wohl in die Fußstapfen von Beuys treten.

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Trotz des teilweise echt abstoßenden Gestanks der Becken sind wir völlig angetan vom Yellowstone Park. Die herbstliche Landschaft sieht bei strahlendem Sonnenschein wunderschön aus. Außerdem sehen wir unterwegs auch immer wieder Bisonherden. Am späten Nachmittag erreichen wir die Mammoth Hot Springs.

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Seitdem das Wasser nicht mehr über die Kalkterrassen fließt, haben sie wohl viel von ihrer Attraktivität verloren. Ich weiß nicht, wie sie vorher aussahen und finde eine Besichtigung trotzdem lohnenswert, weil sie ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind, dass der Park einer ständigen Dynamik unterliegt. Das Wasser nimmt nun einen neuen Weg etwas rechts von den ursprünglichen Terrassen. Abgestorbene Bäume und teilweise überflutete Holzplattformen belegen, dass das Wasser ursprünglich nicht hier lang floss. Gleichzeitig kann man beobachten, dass neue Kalkablagerungen entstehen.

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Im Tal steht direkt auf der Wiese vorm Mammoth Hotel eine Herde Elks und eine dazugehörige Horde staunender Touristen. Im Mittelpunkt des Interesses steht ein röhrender Hirsch, der sein prächtiges Geweih gen Himmel streckt und wirklich eindrucksvolle Geräusche von sich gibt. Ein Bild, das sonst tausendfach im Wohnzimmer überm Sofa hängt, tut sich vor uns live und in Farbe auf. Die Weibchen antworten auf das Röhren und er beschnuppert schon mal die eine oder andere Dame. Wir erwarten schon, dass es jetzt gleich richtig zur Sache geht, aber das Vorspiel der Elks ist wohl doch etwas langwieriger. Er muss sich jetzt erst mal um einen vermeintlichen Rivalen kümmern und liefert sich einen Zweikampf mit einem kleineren Männchen. Es ist toll, das Brunftverhalten so aus der Nähe beobachten zu können.
Es wird langsam dunkel und wir fahren weiter, insgeheim hoffen wir, noch irgendwo einen Bären zu sehen, schließlich soll die Tierbeobachtung in der Abend- und Morgendämmerung am erfolgreichsten sein. Aber so ein Bär taucht natürlich nicht auf Bestellung auf und wir bekommen keinen zu Gesicht. Wir fahren nach Gardiner und mieten uns in der Absaroka Lodge ein, die sehr hübsch oberhalb des Flusses liegt. Auf dem Parkplatz sind auch noch ein paar elks unterwegs, sie scheinen die Nähe des Menschen geradezu zu suchen.
Wir haben die Empfehlung bekommen, im Park Street Cafe & Grill zu Abend zu essen. Es ist sehr nett und zur Hauptsaison sicher jeden Abend rappelvoll, ein local favourite. Wir befinden uns in der Nebensaison, es ist tatsächlich die letzte Woche, bevor es heißt „closed for the season“. So ist es auch kein Problem, einen Platz zu finden. Das Essen ist verhältnismäßig teuer aber der Preis wird durch die gute Qualität gerechtfertigt. Die Kellnerin verrechnet sich kräftig zu unseren Gunsten, aber ich bin eine ehrliche Haut und weise sie auf den Fehler hin. Sonst hätte ich wahrscheinlich die ganze Nacht nicht geschlafen, weil die Gewissensbisse mich plagen. So aber können wir den „Schlaf der Gerechten“ schlafen und das tun wir auch.

Übernachtung: Absaroka Lodge Gardiner, 41 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kidrock am 21.12.2005, 12:01 Uhr
Hab die Weiterführung des Berichtes schon Sehnsüchtig erwartet!

Das mit dem Müll in den Parks ist mir auch schon oft aufgefallen!Immer wieder traurig zu sehen wie manche Menschen mit ihrer Umwelt umgehen.

Grade in den US Nationalparks fällt es doch immer wieder ziemlich krass auf!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 22.12.2005, 09:57 Uhr
Tag 12: Mittwoch, 19.10.05

Nach einer geruhsamen Nacht genießen wir den Anblick des Panoramas mit Fluss und Bergen im warmen Morgenlicht.
Zur Übernachtung gehört kein Frühstück, aber immerhin Kaffee und Kakao. Heute geht es für uns wieder zurück in den Yellowstone Park. Gleich erleben wir unser erstes Highlight des Tages, als wir am Fluss einen prächtigen Weißkopf-Seeadler sehen. Die morgendliche Fahrt durch die wunderbaren Landschaften des Parks ist ein tolles Erlebnis. Wir fahren zum Grand Canyon of the Yellowstone, der uns mit seinen steil abfallenden, namensgebenden gelben Felswänden begeistert.

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An den Aussichtspunkten sind wir nicht allein. Ein weiteres Ehepaar fährt mit seinem Auto von View Point zu View Point. Während der Mann aussteigt und zu den Aussichtspunkten läuft, bleibt seine Frau kaugummikauend im Wagen sitzen. Es ist für uns unglaublich, dass sie auf dieses Erlebnis verzichtet, obwohl es nur wenige Meter zu laufen wären. An einem View Point hält neben uns ein Van, dem eine Amish-Familie entsteigt. Sie sind gleich als Amish zu erkennen, die Männer tragen alle lange Bärte und blaue Hosen mit Hosenträgern und die Frauen haben Häubchen auf den Köpfen und lange Kleider an. Sie sehen aus, als wären sie Statisten in einem Historienfilm. Diese Religion wird mir immer unverständlich bleiben, weil ich nicht verstehen kann, wie man einerseits auf der Kleiderordnung des 19. Jahrhunderts bestehen kann und andererseits mit einem Auto unterwegs sein kann.
Unsere Weiterfahrt verzögert sich dann noch etwas, weil eine Bisonherde die Straße blockiert. Stephan versucht, langsam weiter zu fahren aber das nächststehende Bison senkt sehr unwillig und drohend seinen Kopf, so dass wir lieber wieder stehen bleiben. Diese Tiere sehen so urtümlich und kraftstrotzend aus, dass wir uns nicht mit ihnen anlegen wollen.
Als auf der Gegenfahrbahn ein Truck ankommt, gehen sie aber gleich von der Straße, so dass der Weg auch für uns frei ist. Wir besuchen die Mud Volcanos, wo in den Pools grauer Schlamm blubbert und brodelt. Hier ist der Geruch besonders unangenehm und wir beeilen uns, wieder ins Auto zu kommen. Am See legen wir eine Pause ein und haben den einzigen Picknicktisch am Strand ganz für uns allein.

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Zum Essen gibt’s einen grandiosen Blick über den See gratis dazu. Gleichzeitig beobachte ich auch vorsichtig die Umgebung, immerhin haben wir unsere sämtlichen Essensvorräte ausgepackt und der Geruch davon soll ja bekanntermaßen Bären anziehen, was mir nicht recht geheuer ist. Wir können unser Brunch ungestört beenden und fahren weiter. Eine große Eule erregt unsere Aufmerksamkeit. Sie sitzt sehr dekorativ neben der Straße auf einem Baum und scheint keine Probleme zu haben, ihren Kopf um 180° zu drehen. Das müsste man auch mal können. Leider wird sie bald von einer Touristin vertrieben, die näher herangeht, um ein Foto zu machen. Es handelt sich um eine Great Grey Owl und wie wir sehen können, berechtigt ihre Flügelspanne durchaus zum Beisatz „great“.
Wir sind gerade erst ein paar Meter weitergefahren, als plötzlich ein Wolf vor uns über die Straße läuft. Wir waren die ganze Zeit so darauf fixiert, einen Bär zu sehen, dass wir gar nicht daran gedacht haben, dass es hier auch Wölfe gibt. Im ersten Moment könnte man ihn für einen Hund halten. Irgendwie hatte ich mir einen Wolf immer dürre, grau und eher unattraktiv vorgestellt, naja, der böse Wolf halt. Das Tier ist aber prachtvoll, dichtes, sehr helles Fell und ein wunderschönes Gesicht, das ich mit dem Fernglas sehr gut erkennen kann.
Wir haben Glück, denn er läuft nicht weiter in den Wald hinein sondern parallel zur Straße zu einer Lichtung. Ich schnappe mir die Kamera und Stephan wirft den Rückwärtsgang rein. Mit maximalem Zoom löse ich immer wieder aus und kann nur hoffen, dass ich vor lauter Aufregung die Bilder nicht total verwackelt habe.
Tierbeobachtungen sind für uns immer Höhepunkte einer Reise und so fahren wir gut gelaunt weiter. Kurze Zeit später sehen wir dann erneut Weißkopf-Seeadler, diesmal sind es sogar zwei, die auf einem einzelnen Baumstamm dicht beieinander sitzen. Richtige Turteltauben, diese Adler! Wir müssen jetzt noch einmal zum Upper Geysir Basin fahren. In unserer Begeisterung wegen der Bisons und des Old Faithful haben wir gestern ganz vergessen, dass Upper Basin abzulaufen. Das müssen wir heute unbedingt nachholen. Die Bisonherde ist heute ein Stück weiter gezogen und wir gehen auf dem Weg an ihnen vorbei. Plötzlich kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Bullen und der eine verfolgt den anderen in Richtung Weg. Es ist ziemlich furchteinflößend zu sehen, welche Schnelligkeit die Bisons trotz ihrer scheinbaren Schwerfälligkeit entwickeln und welche Kraft in diesen massigen Körpern steckt.
Ich laufe einen weiten Bogen, denn der wieder eingetretene Frieden erscheint mir noch nicht vertrauenswürdig, da gehe ich lieber auf Nummer sicher. Das Upper Geyser Basin bietet eine Reihe von sehr interessanten Geysiren, aber der Höhepunkt ist unumstritten der Morning Glory Pool ganz am Ende des Loops.

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Das strahlende türkisblau ist wirklich „glorious“ und der Fußmarsch dorthin lohnt sich auf jeden Fall.

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Zurück am Visitor Center beschließen wir, den Park in westliche Richtung zu verlassen. Für den Abend ist eine Wetterverschlechterung mit Schneeregen angesagt und wir können schon beobachten, wie sich die Wolken am Himmel langsam zusammenziehen.
Auf weitgehend ereignisloser Fahrt kommen wir bis Idaho Falls. Der Bundesstaat Idaho ist ausgesprochen ländlich geprägt und rühmt sich insbesondere seiner Kartoffeln. Von den Kartoffelfeldern und der weltgrößten Produktion von Saatgut abgesehen, ist auch nichts Nennenswertes zu entdecken. Von der Straße aus kann man immer wieder vom Rost braune Maschinen und Autos entdecken, die auf den Farmen ausgedient haben und nun verrotten. Nachdem der Gesamteindruck so trostlos ist, sind wir doch ziemlich erstaunt, dass Idaho Falls eine ziemlich große Stadt ist, die jede Menge Infrastruktur zu bieten hat.
Für die Nacht mieten wir uns in einem Motel 6 ein, dessen Laundry wir heute auch mal nutzen müssen. Nachdem die Wäsche in der Maschine verstaut ist, machen wir uns auf die Suche nach Foto- und Technikläden. Die mitgebrachten Dia-Filme gehen zur Neige und der Vorrat sollte vor dem Yosemite-NP unbedingt noch mal aufgestockt werden. Es stellt sich heraus, dass die Beschaffung von Dia-Filmen in den USA ein nicht zu unterschätzendes Problem ist. Wir fahren mehrere Läden an und müssen feststellen, dass Dia-Filme überall nahezu unbekannt oder schon seit längerer Zeit nicht mehr im Sortiment sind. Im Digital Age etwas so Altmodisches wie einen slide film zu verlangen, macht uns auf jeden Fall zu Exoten und beschert uns mehr als einmal ratlose Gesichter bei den Verkäufern. Es ist ein bisschen, als würde man in Deutschland zum Mediamarkt gehen und ein Grammophon verlangen. Ich bin sauer, denn ich hatte beim Kauf der Filme in Deutschland dafür plädiert, lieber ein paar mehr zu nehmen, was Stephan als überflüssig abgeblockt hatte.
Die Sucherei zieht sich nun schon eine Stunde hin und wir haben alle in Frage kommenden Läden durch. Wir erhalten den Tipp, in einen Foto-Spezialladen in Downtown zu gehen, was wir auf den nächsten Tag verschieben müssen, weil dieser heute nicht mehr offen sein dürfte.
Für das Abendessen entscheiden wir uns für ein mexikanisches Restaurant, wo ich erstmalig in diesem Urlaub meine ID zeigen muss, als ich mir einen Frozen Margharita bestelle. Ich vertue mich noch bei der Order und habe plötzlich drei statt zwei Enchiladas vor mir stehen, so dass Stephan und ich gemeinsam kämpfen müssen, um sie zu erledigen. Als das geschafft ist, stellt sich prompt wieder der Nachtisch-Hunger ein. Was Süßes geht halt immer noch rein. Ich bestelle das preiswerteste und vermeintlich kleinste Dessert der Karte und bin schockiert, als man zwei völlig überdimensionierte Teigbälle bringt, die mich an Pfannkuchen erinnern. Nachdem ich einen halben gegessen habe, muss ich passen und den Rest in der doggy bag mitnehmen. Unsere Wäsche ist bei unserer Rückkehr fertig, genau wie wir, weshalb wir bald ins Bett gehen.

Übernachtung: Motel 6 Idaho Falls, 42 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Matze am 22.12.2005, 10:33 Uhr
Zitat von: Kidrock


Das mit dem Müll in den Parks ist mir auch schon oft aufgefallen!Immer wieder traurig zu sehen wie manche Menschen mit ihrer Umwelt umgehen.

Grade in den US Nationalparks fällt es doch immer wieder ziemlich krass auf!


Meine Frau und ich schütteln hier ein wenig mit den Kopf!  :verwirrt:  :think: Wir waren bis jetzt, und eigentlich sind wir es noch, der Meinung, dass sich jeder in den USA NP vernünftig verhält, und nichts einfach so in die Gegend wirft!
Wir hatten bei unseren Wanderungen im Bryce, Arches, Canyonlands und Grand Canyon usw. überspitzt gesagt, sogar Zigarettenkippen "vermisst"!!!
Und im Yellowstone haben wir auch keinen Müll in den Becken entdecken können!!
Die Ranger können doch nicht immer vor uns alles geräumt haben!!!????  :?:  :?:
Wäre vielleicht ein Thema für "Pro und Contra"!
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 22.12.2005, 11:06 Uhr
@ Matze:

In den anderen NPs ist mir auch nichts derartiges aufgefallen, aber im Yellowstone sieht man halt überall die Schilder, die darüber informieren, dass man nichts in die Pool werfen soll. Gerade beim Morning Glory Pool waren große Informationstafeln darüber, wo auch stand, dass Touristen wohl schon Münzen, Abfall und andere Sachen hineingeworfen haben, was dem Geysirbecken schadet...

Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kidrock am 22.12.2005, 11:34 Uhr
@Matze:

Okay,ich habe vielleicht etwas Übertrieben.Es hat sich mit den Jahren stark gebessert.Mitte der 90er als es die Schilder die darauf Hinweisen das man den Müll doch bitte nicht einfach in die Natur befördern sollte(traurig das man darauf auch noch Hinweisen muß)war es natürlich schlimmer.Ich habe noch Fotos von 94`,die ich gemacht habe um die Umweltverschmutzug in den Parks zu Dokumentieren.Ich werde sie hier mal hochladen,dann könnt ihr euch mal ein Bild machen.Ganz zu schweigen natürlich von der Unsichtbaren Verschmutzung die die PKW`s Verursachen(ich sag nur Zweispurig durch den Yosemite).
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 22.12.2005, 14:44 Uhr
--- Weihnachtspause ---

Hallo zusammen!
Melde mich jetzt erst mal in die Weihnachtspause ab, werde in den nächsten zwei Wochen keine Gelegenheit haben, im Internet zu sein und insofern kann die Fahrt erst im neuen Jahr fortgesetzt werden.

Ich wünsche allen Forumianern ein wundervolles Weihnachtsfest ganz ohne Stress und Hektik und natürlich einen gelungenen Start in das Jahr 2006.

Viele Grüße,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: GreyWolf am 22.12.2005, 15:12 Uhr
Zitat von: IkeaRegal
Sehr bissig und witzig geschrieben, gerade der Teil mit den Mormonen. Man hat schon einen komischen Eindruck, wenn jemand absolut krampfhaft versucht einen zu überzeugen.


Gibt es einfaches Mittel dagegen: Man muss nur in den höchsten Tönen die Gründerväter des Mormonentums loben. Und dann erklären, dass einem am besten der Teil gefällt, dass man mehrere Frauen haben darf. Wenn nun die Mormonen erklären, dass das heutzutage anders ist, wendet man sich vermeintlich zutiefst enttäuscht ab.... :-)
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: GreyWolf am 22.12.2005, 15:24 Uhr
Zitat von: Anonymous

Ja, das haben sie uns auch erzählt und das war natürlich auch eine Idee von Brigham Young, wie sollte es anders sein...


Muss ein toller Typ gewesen sein. Hat der nicht auch das Auto, den Kühlschrank, das Internet und den Hamburger erfunden? :-)
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: reiseberrichtfan am 04.01.2006, 21:24 Uhr
Wir wollen ja nicht hetzen,

aber die zwei Wochen sind um!  :lol:

Gruss
John
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 09.01.2006, 09:26 Uhr
Tag 13: Donnerstag, 20.10.05

Heute gibt es, zwangsläufig, ein mexikanisches Frühstück für uns, denn das von gestern übrig gebliebene Dessert muss weg. Wir essen beide dran und sind hinterher pappesatt. Der Fotoladen in Downtown öffnet erst um 9.00 Uhr und wir fahren pünktlich zur Ladenöffnungszeit dorthin, voller Hoffnung hier heute nun Dia-Filme käuflich erwerben zu können, was uns gestern nicht vergönnt war.
Ein freundlicher junger Angestellter kann mit dem Begriff „slide film“ sofort etwas anfangen. Das sieht ja schon mal gut aus, denken wir. Er dreht sich zum entsprechenden Regal um, guckt und dreht sich wieder zu uns, um uns mitzuteilen, dass sie im Moment keine Dia-Filme mehr vorrätig haben. Das kann doch nicht wahr sein! Was muss man in diesem Land tun, um einen Dia-Film zu bekommen? Es nutzt uns leider nichts, dass er sie bestellen könnte, denn wir fahren heute noch weiter. Er fragt, ob wir aus Deutschland kommen und erzählt dann, dass er mal ein Jahr in Hamburg gelebt hat. Nach einem kurzen Smalltalk verabschieden wir uns mit einem freundlichen Tschüß und müssen unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Der heutige Tag ist ein Fahrtag, auf dem es vor allem darauf ankommt, so viele Kilometer wie möglich zu schaffen. Umso ärgerlicher ist es, dass wir erst so spät loskommen, weil wir noch bis 9.00 Uhr warten mussten. Aber wenigstens haben wir einen Schuldigen, nämlich Stephan, dem die Sache langsam aber sicher unangenehm wird. Damit der Tag aber nicht völlig langweilig wird, habe ich noch einen Besichtigungspunkt rausgesucht, der sich mit unserer Strecke vereinbaren lässt. Wir fahren durch triste Idaho-Ödnis auf der #20 und #93 zum Craters of the Moon N.M. Es handelt sich dabei, wie der Name schon sagt, um eine schwarze Mondlandschaft, die vulkanischen Ursprungs ist. Das Wetter ist heute nicht so gut wie gewohnt, der Himmel ist bedeckt und ein eiskalter Wind bläst. Am Visitorcenter lassen wir uns einen Übersichtsplan des N.M. geben und dann geht es auf Entdeckungstour. Die erstarrten Lavaströme sind noch deutlich zu erkennen, da die letzte vulkanische Aktivität nur 2000 Jahre zurück liegt.

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Wir besteigen den Inferno Cone und müssen feststellen, dass man sich verschätzen kann. Er sieht eigentlich nur wie ein schwarzer Hügel aus, so dass Stephan beschließt, ihn im Laufschritt zu erobern. Aber der Cone ist steiler als man denkt und Stephan wohl zu bürosesselverwöhnt für diese Sorte Frühsport. Er keucht ganz schön, als er oben ankommt und meint, dass er dank des kalten Windes nun jedes Lungenbläschen einzeln spürt. Der Blick von oben ist nicht eben spektakulär, aber zumindest gewinnt man einen Überblick über das Ausmaß der Kraterlandschaft. Zum Pflichtprogramm gehört auch der Besuch der Lavahöhlen, die aus riesigen Blasen in der Lava entstehen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2340klein.JPG)

Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und kraxeln über scharfkantiges Gestein zuerst in die größte Höhle, die durch Durchbrüche in der Decke mit natürlichem Licht versorgt ist. Die zweite Höhle ist deutlich kleiner, sie heißt wohl nicht umsonst Boyscout Cave. Nur Boy Scouts können in dieser Höhle aufrecht stehen, wie ein wohl in den 1960ern gemachtes Foto am Eingang beweist. Ich verzichte, nicht zuletzt, weil ich mir nicht den Kopf stoßen oder die Kleidung zerreißen will. Auch Stephan ist bald wieder zurück, das ist wirklich eher was für passionierte Höhlengänger.
Der Gesamteindruck des Craters of the Moon N.M.: eine B-Sehenswürdigkeit, die natürlich nicht mit den großen Highlights des Westens mithalten kann, aber dennoch einen Abstecher wert ist, sollte man in der Gegend sein. Wir fahren durch weitgehend unspektakuläre Landschaft auf der # 93 in Richtung Süden. In Twin Falls legen wir einen kurzen Stopp ein, weil ich einen Fotoladen entdecke. Wir fahren natürlich sofort ran und versuchen unser Glück erneut. Ich kann es kaum fassen, sie führen Dia-Filme und haben sogar noch drei Filme vorrätig, die wir sofort kaufen, auch wenn es nur 24er sind. Außerdem geben Sie uns einen Tipp, wo wir noch mehr Filme bekommen können und wo wir dann auch erfolgreich sind. Super! Einen Haken hat die Sache allerdings: ein 36er Dia-Film kostet hier $10 und Stephan sieht nun endgültig ein, dass sich die Anschaffung in Deutschland auf Vorrat gelohnt hätte. Aber wenigstens ist die weitere Dokumentation des Urlaubs nun gesichert und die Daheimgebliebenen dürfen sich auf einen Dia-Abend freuen.
Weiter geht die Fahrt auf der #93, die durch umfangreiche Baumaßnahmen verzögert wird. Die Baustellen sind in zweifacher Hinsicht hinderlich für das Vorankommen. Zum einen halten die enormen Wartezeiten an den Baustellen auf, zum anderen hat man dann eine endlose Kolonne von Fahrzeugen vor sich, die zumeist unter dem Speedlimit bleiben. Überholen scheint in den USA nicht gerade groß in Mode, was wahrscheinlich daran liegt, dass man mit nur 5 Meilen mehr auf dem Tempomat ein anderes Fahrzeug kaum überholen kann. Die Existenz eines Gaspedals in ihrem Auto scheinen die meisten vergessen zu haben. Ich überhole mutig Fahrzeug um Fahrzeug, damit wir wenigsten mit Speedlimit-Geschwindigkeit unterwegs sein können.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2356klein.JPG)

Schließlich erreichen wir die Interstate 80, die uns in Richtung Westen weiterführen soll. In Wells sind dann frühe Dinner-Pause und Fahrerwechsel angesagt. Wir fahren zum Essen zum Wendy’s, der uns nicht sehr begeistert. Mein Salat ist ok, aber eine Baked Potato mit fettfreier Sour Cream und Butterersatz? Pfui Teufel! Wenn es wenigstens eine Wahlmöglichkeit gegeben hätte, aber nichts da, Fett ist schlecht, also bekommt man keins mehr. Wirklich absurd ist das, wenn man bedenkt, dass die Baked Potato als Beilage zu den Burger Menüs verkauft wird. Als wenn es dann noch ernsthaft drauf ankäme… Wir fahren auf der Interstate in den Sonnenuntergang hinein und als wir Winnemucca erreichen, meint Stephan, dass er noch fit wäre, weiter zu fahren.
Gegen 21.00 Uhr sind wir in Lovelock, weiter wollen wir auf der Interstate nicht fahren und deshalb suchen wir uns hier eine Übernachtungsmöglichkeit. Preiswert soll sie sein und deshalb steigen wir im Cadillac Inn für $35 ab. Das Motel hat schon bessere Tage gesehen, im Zimmer riecht es nicht sehr gut und die Einrichtung ist definitiv aus den 60er oder 70er Jahren. Nun ja, Retro-Style ist ja gerade ganz groß in Mode, insofern ist das Motel schon fast wieder hip! Wir gönnen uns noch ein paar Friends-Folgen und lassen uns dann auch vom Lärm der nahen Straße nicht mehr vom Schlafen abhalten.

Übernachtung: Cadillac Inn Lovelock, 30 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Micky McBenz am 09.01.2006, 19:13 Uhr
Hallo Ole Miss!
Schön, dass die Reise weitergeht  :applaus: !

Zitat von: Ole Miss
Wir fahren zum Essen zum Wendy’s, der uns nicht sehr begeistert.

Hm, eigentlich bin ich ganz begeistert von Wendy's. Aber so eine Baked Potato habe ich ja auch noch nicht getestet. Ich esse dort eher die ungesunden Sachen (http://www.smiley-channel.de/grafiken/smiley/nahrung/essen/smiley-channel.de_essen008.gif).
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 10.01.2006, 09:59 Uhr
Tag 14: Freitag, 21.10.05

Wir sind recht früh wach, was wir unter anderem dem frühen und geräuschvollen Aufbruch einiger Trucks zu verdanken haben. Stephan muss jetzt bei Tageslicht unbedingt noch den namensgebenden Cadillac unserer „Luxusunterkunft“ fotografieren. Dann können wir losfahren. Zunächst geht es ein kurzes Stück über die Interstate, dann biegen wir nach Süden auf die #95 ab. Ich bringe das Kunststück fertig, uns während der Fahrt auf dem Schoß die Frühstücksbagels zu schmieren. Very American, es gibt nichts, was man nicht auch im Auto tun kann, auch frühstücken!
Die Landschaft wird, je näher wir der Sierra Nevada kommen, immer interessanter und gerade die gelbe Laubfärbung ist besonders schön anzusehen. Plötzlich sind wir schon an der State Border zu Kalifornien. California, here we come! Leider wird der Titelsong von O.C. California nie im Radio gespielt, ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, auf kalifornischen Straßen zu fahren und lauthals mitzusingen. Die Lebensmittelkontrollstation ist nicht besetzt, so dass die Äpfel in unserem Kofferraum uns weiter begleiten dürfen.
Weiter geht die Fahrt hinunter zum Mono Lake. Die Oberfläche des Sees ist von schwarzen Punkten übersät, es sind Wasservögel, wie wir aus der Nähe feststellen können. Wir halten am See und gehen zum Ufer, um uns die Tufa-Formationen anzusehen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2366klein.JPG)

Es stinkt furchtbar am Ufer, so dass wir uns nicht länger als unbedingt nötig aufhalten. Hinter Lee Vining biegen wir nach rechts auf die Tioga Road ab, die uns über den 3000 m hohen Tioga Pass in den Yosemite Nationalpark bringen soll. Das Panorama am Beginn des Aufstiegs ist bereits grandios und das Gelb der herbstlichen Bäume bildet einen starken Kontrast zum Granitgrau der Felswände der Sierra Nevada.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2368klein.JPG)

Nun geht es immer bergauf, Kurve um Kurve arbeiten wir uns nach oben und unser Trailblazer zeigt glücklicherweise keine Ermüdungserscheinungen. Am Parkeingang gibt es nach Vorlage des NP-Passes eine Parkkarte. Wir fahren weiter und gelangen in die Hochebene der Tuolumne Meadows. Am Tenaya See gönnen wir uns und dem Auto eine Pause und lassen uns am Ufer nieder. Die Gebirgslandschaft ist hier unglaublich idyllisch, der See liegt spiegelblank vor uns und dahinter ragen graue Granitwände auf.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2373klein.JPG)

Die Meadows selbst sind relativ unspektakulär, das Gras ist herbstlich braun. Wir sind etwas unschlüssig, was wir machen sollen. Die Karte des Parks gibt keinen Aufschluss über mögliche Aktivitäten und Wandergelegenheiten und wir haben vorab auch keine Planungen gemacht, so dass wir jetzt fast ein bisschen ratlos sind und erst mal weiter fahren. Am Aussichtspunkt Olmsted Point hat man einen herrlichen Blick über die glattgeschliffenen Granitflächen des Parks.
Von dort aus führt die Straße langsam wieder hinunter und wir bemerken, dass die Luft hier immer diesiger wird. Zunächst gehen wir davon aus, dass es mit dem Wetter zusammenhängt, aber bald bemerken wir den Geruch von verbranntem Holz. Es muss sich also um Rauchschwaden handeln, die von einem Feuer ausgehen.
Im Yosemite Tal angekommen, halten wir zuerst am El Capitan, wo wir nicht die einzigen sind, die die Größe des Monolithen und den Wagemut der Kletterer am Berg bewundern.

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Die enorme Größe des Felsens (er ist 1000 m hoch) wird erst richtig deutlich, wenn man die Kletterer sieht, die nur mit dem Fernglas auszumachen sind und auch dann noch winzig wie Stecknadelköpfe wirken. Eine Familie aus Chemnitz spricht uns an, weil sie auch einmal durch das Fernglas schauen möchten. Wir unterhalten uns noch eine Weile über die unglaubliche sportliche Leistung, die die Kletterer in der 2-Tages-Tour am El Capitan vollbringen. Wir gehen bis zum Fluss und müssen hier feststellen, dass die Aussage des Reiseführers, dass im Herbst „die Wiesen und Strände am Fluss hier und dort ein bisschen heruntergetrampelt wirken“ durchaus richtig ist. Trotzdem lädt die warme Sonne zu einer kurzen Pause, die wir dann aber nicht über die Gebühr ausdehnen wollen, weil wir keine Sonnencreme dabei haben und es doch ziemlich vom Himmel brennt.
Die Weiterfahrt in das Tal ist gesperrt und wir sind gezwungen, auf den Shuttle Bus umzusteigen. Am Haltepunkt hat man von einer Brücke einen wunderbaren Blick auf den Half Dome, der sich sehr pittoresk im Fluss spiegelt.

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Pittoresk ist übrigens auch das neue Lieblingswort von Stephan, was ich ziemlich lustig finde, es klingt so unnatürlich hochgestochen aus seinem Mund. Am Half Dome sehen wir wieder Rauchschwaden, dort muss also irgendwo das Feuer lokalisiert sein. Weil es hier im Tal so warm ist, ziehe ich mich noch in einer Blitzaktion auf dem Rücksitz des Autos um und dann kommt auch schon der Shuttle Bus. Er ist ziemlich gut gefüllt, bei irgendeinem Sitznachbarn versagt auch gerade das Deo, was die Fahrt nicht angenehmer macht. Der Fahrer ist ein komischer Kauz, er schimpft lautstark über die Instandhaltungsfirma des Parks, die die Löcher in der Straße nicht repariert. Er ereifert sich, dass die nagelneuen Busse über holprige Straßen fahren müssen und deshalb innerhalb eines halben Jahres wieder schrottreif sind. Mehr erfahren wir aber nicht über den Park, gerade die Namen der Haltepunkte werden noch durchgesagt, Stephan spickt bei den vor uns sitzenden Touristen in deren Karte, denn wir haben nicht mal eine Karte, auf der die Trails des Valley eingezeichnet sind.
Ausgesprochen schlechte Informationslage! Sie wird aber nicht besser, als wir am Startpunkt des Mist Trail aussteigen. Die Karten am Wegesrand geben keinerlei Auskunft darüber, wie lang der Weg ist. Im Schatten ist es ziemlich frisch und ich bereue schon, dass ich mich umgezogen habe. Die wärmere Kleidung wäre jetzt angebracht. Wir beschließen eine Planänderung, denn ich habe keine Lust, frierend einen Trail zu laufen, dessen Länge ich nicht abschätzen kann. Stattdessen wollen wir durch das Tal zum Auto zurücklaufen. So weit, so gut, aber auch hier ist die Beschilderung mehr als dürftig. Wir hätten wohl wirklich vorher noch mal zum Visitor Center gehen sollen. Von den anderen Nationalparks sind wir detaillierte und gut zu findende Trailkennzeichnungen gewöhnt, so dass wir uns auch hier darauf verlassen haben. Zu allem Übel müssen wir dann auch noch durch das Management Fire durch.

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Es ist sehr interessant, die vielen Feuerwehrleute und –autos zu sehen, die hier dafür sorgen, dass das Feuer im Zaum gehalten wird. Es sind auch relativ viele Frauen unter den Feuerwehrleuten. Der Rauch beißt kräftig in den Augen und ich komme mir vor wie die Wurst im Räucherofen. So riechen wir dann auch! Der Blick auf die Granitwände ist ebenfalls durch den Rauch getrübt. Man kann in Ansätzen erahnen, wie es sich anfühlen muss, in einen Waldbrand zu geraten. Nicht sehr angenehm, in der Nähe des Feuers steigt die Temperatur sofort merklich, obwohl es hier nur ganz kontrolliert vor sich hin schwelt.

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Außerdem löst der Rauch gleich Hustenanfälle aus, was ebenfalls sehr unangenehm ist. Insgesamt ist die Wanderung also nicht sehr lohnenswert und ich bin froh, als wir zurück bei der Infrastruktur des Parks sind. Da die letzte Mahlzeit schon eine ganze Weile her ist, macht sich auch der Hunger deutlich bemerkbar und wir entschließen uns, beim Snack Center des Parks etwas zu essen.
Das Angebot dort ist ziemlich teuer, aber aus Mangel an Alternativen lassen wir uns Burger, Pommes und Chicken Sticks schmecken. Mit meiner Dip-Eigenkreation aus Ketchup, Mayonnaise und Senf schmecken die Sticks sogar ganz ok. Auf den Tischen stehen Belehrungen darüber, dass man die Tiere nicht füttern soll, weil die Konservierungsstoffe im Essen nicht gut für sie sind. Vielleicht sollte man dazu schreiben, dass auch für Menschen Konservierungsstoffe nicht gerade als gesund gelten. Als wir am Visitor Center ankommen, schließt dieses gerade und ein freundlicher Ranger fängt uns an der Tür ab. Wir erkundigen uns nach einem geeigneten Viewpoint für den Sonnenuntergang und er empfiehlt die Fahrt zum Glacier Point. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, flotten Schrittes geht es zurück zum Auto. Auf kurviger, schmaler Straße fahren wir hinauf zum Aussichtspunkt, der sehr gut besucht ist. Offensichtlich haben wir nicht als Einzige die Empfehlung erhalten, den Glacier Point zum Sunset aufzusuchen.
Der Blick auf den Half Dome im rot-goldenen Licht der untergehenden Sonne ist genial.

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Nur kurze Zeit später ist das Schauspiel vorbei, die Sonne versinkt und mit ihr versinken die Berge in einem eintönigen Grau. Pech für alle, die zu spät sind und jetzt noch gelaufen kommen, hier muss das Timing stimmen, sonst hat man nichts vom Blick in das Tal. Wir fahren aus dem Park heraus, weil wir uns eine Übernachtung suchen müssen. Die Fahrt zieht sich ziemlich in die Länge, es ist schon dunkel als wir den Parkausgang erreichen. Von Wildlife ist mal wieder nichts zu sehen, ich hätte mich doch sehr gefreut, noch mal einen Meister Petz in der Dämmerung zu sehen. Stattdessen überholen wir unterwegs einen Fahrradfahrer, der wohl nicht sehr an seinem Leben hängt, denn er fährt im Dunkeln die vielen steilen Kurven hinab und ist aufgrund spärlicher Beleuchtung kaum zu sehen. Wir fragen uns auch, wo der jetzt noch hin will.
In Oakhurst halten wir an einem Shilo Inn, das auf dem Schild noch vacancy zeigt. Das Zimmer soll ohne tax $93 kosten, was Stephan zu viel ist, so dass wir noch weiter fahren. In Fresno mieten wir uns für $80 in einem Super 8 Motel ein, das einen guten Standard bietet. Was ein Tag! Wir fallen todmüde in die Betten und schlafen.

Übernachtung: Super 8 Motel Fresno, 71 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: jochenrosi am 10.01.2006, 10:53 Uhr
Hallo Ole Miss,

da wir den Start eurer Tour verschlafen haben, springen wir jetzt noch mit auf. Wir haben den Bericht mit viel Spaß gelesen. Deine Bilder sind sehr schön und machen Lust auf mehr.

Liebe Grüße von der Schwäbischen Alb

Jochen & Rosi
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 11.01.2006, 13:09 Uhr
Tag 15: Samstag, 22.10.05

Heute ist das Frühstück mal wieder inklusive und das gönnen wir uns natürlich. Bevor es heute in den Sequoia NP geht, wollen wir noch die Stadtinfrastruktur nutzen, die wir in Fesno vorfinden. Unsere Zahnpasta geht zur Neige und Stephan hat, man soll es nicht für möglich halten, einen Coupon für Zahnpasta bei Target aufgetan. Wir fahren also dort hin und ich kann Stephan gerade noch davon abhalten, mir ein Halloween-T-Shirt zu kaufen. In Deutschland würde ich es dann wohl doch nicht tragen. Überhaupt hat das Halloween-Zeug es uns angetan. Es gibt süße Babystrampler in Orange auf denen steht: My first Halloween. Total niedlich, aber wir sind nicht sicher, ob wir einer Freundin, die gerade Mutter geworden ist, einen mitbringen sollen. Wenn wir wieder in Deutschland sind, ist Halloween ja eigentlich schon vorbei. Also bleibt es nur bei ein paar Kleinigkeiten.
Fresno ist ein guter Ausgangspunkt für die Fahrt in den Kings Canyon/Sequoia National Park, nur muss man die Straße, die dorthin führt, erst mal finden. Wir kreuzen ein wenig durch Downtown und müssen feststellen, dass hier gerade eine Wiederbelebungskampagne initiiert wurde. Ein paar Gebäude sind schon renoviert und Plakate werben für Downtown. So eine Kampagne scheint auch nötig, denn es sieht ziemlich ausgestorben und heruntergekommen aus. Weil heute Samstag ist, sehen wir überall selbst gemalte Schilder, die für Yard Sales werben, aber was da so auf dem Rasen steht, ist nicht gerade verlockend.
Schließlich finden wir die #180 und fahren auf direktem Weg durch Weinanbaugebiete und Obstplantagen zum Sequoia NP. Der liegt deutlich höher und so führt die Straße immer beständig bergan. Unser erster Weg führt uns in das Grant Grove Visitor Center, wo wir eine Karte erhalten. In der General Grant Grove sehen wir dann unsere ersten Riesenbäume. Ich bin überwältigt. Obwohl ich schon Bilder davon gesehen habe, ist es unglaublich tatsächlich vor diesen Riesen zu stehen und sich bewusst zu machen, dass es sich um Lebewesen handelt, die tausende von Jahren alt sind. Die Mammutbäume (sequoia dendron gigantea) sind deutlich über 2000 Jahre alt und erreichen nicht selten Höhen von über 70 m. Normalerweise bin ich kein Fan davon, sich gegenseitig vor den Sehenswürdigkeiten abzulichten, aber hier ist das Posieren Pflicht, denn nur anhand des Maßstabs des menschlichen Körpers lässt sich die Größe dieser Bäume einigermaßen dokumentieren.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2404klein.JPG)

Über den Generals Highway geht es weiter in die Lost Grove, wo es noch mehr Bäume zu bestaunen gibt. An einem Picknickpunkt legen wir eine Mittagspause ein und genießen unseren ruhigen und sonnigen Platz im Wald.
Die Ruhe währt aber nicht lange, denn kurze Zeit später hält ein Bus am Parkplatz, dem eine französische Reisegruppe entsteigt. Es ist wirklich unglaublich, welchen Lärmpegel diese 30köpfige Truppe zustande bringt. Lauthals werden die Kühlboxen ausgepackt, sämtliche verstreut stehende Picknickbänke herangetragen, Rot- und Weißwein ausgeschenkt und schließlich nehmen alle zur Lunchbreak Platz. Das alles spielt sich in ca. 2 m Entfernung von uns ab, womit unser Wohlfühlradius auch deutlich unterschritten wird. Das ist doch eigentlich ein großes Land mit viel Platz, wieso müssen die sich denn ausgerechnet direkt neben uns niederlassen? Immerhin reichen die Französischkenntnisse noch, um zu verstehen, dass unser Tisch auch sehr schön wäre, offensichtlich haben sie schon ein Auge darauf geworfen und schauen immer mal rüber, ob wir nicht vielleicht fertig sind. Die Idylle ist ja sowieso dahin, also ziehen wir ab und überlassen ihnen das Terrain.
Wir müssen natürlich auch den größten Baum des Parks sehen und fahren zum Parkplatz des Sherman Tree Trail. Der Parkplatz liegt oberhalb des betreffenden Baumes und Hinweisschilder warnen eindringlich davor, hinunter zu laufen, wenn man nicht in guter körperlicher Verfassung ist. Der Nationalpark liegt sehr hoch und es ist wohl schon vorgekommen, dass Touristen aus Konditionsmangel und Luftknappheit den Weg wieder hinauf zum Parkplatz nicht bewältigen konnten. So schlecht in Form sind wir nun nicht und laufen unbekümmert hinunter zum berühmten General Sherman Tree. Er ist imposant und stellt von seiner Masse her das größte Lebewesen der Erde dar. Aber letztlich sind hier ja alle Bäume imposant, auch die, die einfach namenlos am Wegesrand stehen.
Wir gehen den Congress Trail, wo weitere Riesenbäume zu bestaunen sind, vor allem The Senate ist ziemlich beeindruckend, weil hier mehrere Sequoias eine Gruppe bilden. Wie der Senat in Sitzung sozusagen.

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Auf dem Trail sehen wir wieder Warnschilder vor einem Management Fire, denn der Wald wird hier gezielt dem Feuer ausgesetzt, das die Sequoias brauchen, um sich fortpflanzen zu können. Der Aufstieg zurück zum Parkplatz ist überhaupt kein Problem und bald sitzen wir wieder im Auto und weiter geht die Fahrt.
Wir fahren zum Tunnel Log, einem umgestürzten Sequoia Baum, durch dessen Stamm man einen Tunnel geschlagen hat, durch den ein Auto mühelos durchpasst. Von dort ist es nicht weit zum Moro Rock. Der Aussichtsfelsen bietet einen tollen Blick über die Sierra Nevada. Dafür muss man aber einen steilen Aufstieg in Kauf nehmen, bei dem sich die Höhenluft doch bemerkbar macht. Wir schnaufen beide ganz schön, als wir schließlich oben ankommen. Für Leute mit Höhenangst ist der Felsen nur bedingt zu empfehlen, die Geländer sind teilweise ziemlich niedrig und auf dem ganz oben liegenden Felsgrat ist man auch nur durch dünne Handläufe gesichert.
Jetzt fahren wir langsam wieder aus dem Park heraus, Kurve um Kurve geht es nun wieder bergab. In diesem Bereich des Parks stehen die Sequoias dicht an dicht, es ist wirklich ein richtiger Wald und die dazwischen stehenden Bäume wirken lächerlich klein neben den Baumriesen. Wir passieren die Four Guardsmen und machen ein Foto davon, wie unser Trailblazer zwischen den vier eng beieinander stehenden Mammutbäumen hindurch fährt. Das muss schon mal sein, wenn sogar der Reiseführer explizit dazu auffordert.
Kurz bevor wir die Ebene unten erreichen, stoppt Stephan plötzlich das Auto, wendet und fährt ein Stückchen zurück. Ich begreife erst gar nicht, was los ist, aber Eagle Eye Stephan macht seinem Namen (ja, noch ein Spitzname) alle Ehre. Er hat eine große Tarantula entdeckt, die mitten über die Straße kriecht, schwarz und behaart und ziemlich igitt. Ich bin froh, dass ich im Auto sitzen bleiben kann und nur durch das Teleobjektiv der Kamera näher an sie ran muss. Immerhin haben wir somit heute wieder etwas Wildlife gesehen. Bären waren ja wieder weit und breit nicht zu entdecken, so dass wir uns mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass wir keine mehr sehen werden, denn wir verlassen nun Bear Country endgültig.
Auf Empfehlung des Reiseführers legen wir eine Pause im The Gateway Restaurant in Three Rivers ein. Die Terrasse lockt uns nach draußen und wir gehen direkt zu einem der Tische und lassen uns nieder. Wir müssen unbedingt noch Postkarten schreiben, bisher sind wir kaum dazu gekommen. Nach einer ganzen Weile kommt dann eine Bedienung und fragt, ob wir auch essen wollen. Ach ja, warum eigentlich nicht, Zeit für das Dinner wäre ja schon. Sie führt uns nach drinnen, wo es zu einer weiteren Terrasse geht, auf der auch Essen serviert wird. Offensichtlich haben wir mit unserem „seat yourself“ wieder das System durcheinander gebracht, denn die Kellnerinnen werfen sich gegenseitig böse Blicke zu. Zur Terrasse führt eine schräge Treppe, die mir fast zum Verhängnis wird. Ich trete ins Leere, knicke mit dem Fuß um und falle stuntreif mit vollem Körpergewicht auf mein rechtes Knie. Geistesgegenwärtig reiße ich noch die Kamera hoch, die mir um den Hals baumelt.
Autsch! Das hat wehgetan. Stephan und die Kellnerin fragen besorgt, ob ich ok wäre. Naja, alles noch dran, es ist mir vor allem peinlich, mein „Auftritt“ erregt natürlich ordentlich Aufmerksamkeit unter den anderen Gästen. Mein Fuß ist glücklicherweise ok, hätte ich nicht hohe Wanderschuhe angehabt, hätte ich jetzt mindestens eine Bänderdehnung. Das Knie habe ich mir kräftig geprellt und es soll sich noch ein sehr dekorativer Bluterguss bilden.
Trotz dieses nicht ganz glücklichen Beginns ist der Abend im Restaurant aber sehr schön, das Essen ist lecker und die Atmosphäre direkt über dem Fluss wunderschön. Und mit einem Glas Wein kann ich dann auch die Schmerzen im rechten Knie betäuben. Insgesamt ist das Gateway wirklich eine Empfehlung! Als wir das Restaurant verlassen, ist es schon dunkel und wir fahren die kurze Strecke bis Visalia, wo wir in einer Econo Lodge unterkommen. Mein Abendprogramm besteht nun aus Knie kühlen und mit Dolobene einreiben, hoffentlich wird alles wieder bene…

Übernachtung: Econo Lodge Visalia, 56 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Easy Going am 11.01.2006, 13:22 Uhr
Hi Ole Miss,
nach wie vor toller Bericht und super Bilder :D

Bei mir war es letzetes Jahr umgekehrt - das Knie war heil aber der Foto hinüber  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Doreen & Andreas am 11.01.2006, 15:09 Uhr
Zitat von: Easy Going
Hi Ole Miss,
nach wie vor toller Bericht und super Bilder :D

Bei mir war es letzetes Jahr umgekehrt - das Knie war heil aber der Foto hinüber  :wink:

So setzt halt jeder seine Prioritäten...  :wink:

Wir lesen auch nach wie vor begeistert mit... :lesend:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 12.01.2006, 15:23 Uhr
Tag 16: Sonntag, 23.10.05

Heute müssen wir noch einmal unsere Planung überdenken. Laut ursprünglicher Planung sollten wir erst in 3 Tagen dort sein, wo wir heute sind. Vom Sequoia sollte es dann an die Küste und auf dem Highway No. 1 hoch nach San Francisco gehen. Irgendwie waren wir aber schneller, dass wir aber auch immer mit solcher Hochgeschwindigkeit reisen müssen!
Unser Flug von San Francisco geht erst am 31.10., so dass noch Zeit für einen weiteren Schlenker bleibt. Aber wohin sollen wir fahren? Das Death Valley scheidet aus, weil es schlecht erreichbar ist und es auch schwierig werden könnte, vor Ort eine Übernachtung zu finden.
Sinnvoller erscheint es uns, noch weiter südlich zu fahren und von dort die Küstentour zu starten. Also auf in Richtung L.A.! Die Stadt reizt uns allerdings nicht übermäßig, weshalb wir uns überlegen, dass wir dann noch den Joshua Tree NP mitnehmen könnten. Als wir L.A. näher kommen, wird der Verkehr deutlich dichter, aber die Tatsache, dass es sonntags ist macht sich positiv bemerkbar, keine Rush Hour, keine Staus, so dass ich weiterfahre, obwohl ich mir geschworen habe, in L.A. auf keinen Fall zu fahren.
L.A. liegt unter einer dicken Dunstglocke und das Wetter ist insgesamt nicht so verlockend. Je näher wir aber dem Joshua Tree NP kommen, umso schöner wird es. Kurz vor dem Park machen wir dann Mittagspause, uns ist nach mexikanischem Essen zumute, schließlich sind wir dem Land ja nun schon ziemlich nahe. Wir entdecken eine Taco-Kette und beschließen, dass wir mal was anderes als Taco Bell ausprobieren müssen. Gesagt, getan und bereut.
Zum einen dauert es ziemlich lange, bis unsere Bestellung fertig ist, zum anderen sagt es uns geschmacklich überhaupt nicht zu. Zu den Menüs gehören Fries, die erstens nicht besonders gut zu Tacos und Burritos passen und zweitens die miesesten Fries des ganzen Urlaubs sind. Das Restaurant ist offensichtlich Seniorentreff, hier finden sich die sonnenhungrigen Pensionäre zusammen und schauen Sportübertragungen im bereitgestellten Fernseher an. Wir fahren  durch die West Entrance Station in den Park hinein und freuen uns, dass unser NP-Pass nun wider Erwarten doch noch mal zum Einsatz kommt. Kurz hinter dem Eingang werden wir von einem Ranger angehalten. Er möchte noch einmal unser Eintritts-Ticket oder NP-Pass sehen und will dann wissen, ob wir noch Fragen hätten. Wir sind uns nicht sicher, ob das nun eine Kontrolle oder ein Service sein soll, irgendwie beides. Das Wonderland of Rocks und die bizarren Joshua Trees sind wundervoll anzusehen. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, hier gefällt es mir richtig gut und es war definitiv die richtige Entscheidung den Umweg hierher zu machen. Die Felsen sehen aus, als hätte irgendein Riese sie so hingerollt und die Bäume (die ja eigentlich Yuccas sind) wirken, als hätten sie ihre Arme betend gen Himmel gestreckt, was ihnen ja den Namen Joshua Tree einbrachte.

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Wir laufen den Trail durch das Hidden Valley und gewinnen dank der zahlreichen Informationsschilder einen guten Überblick über die im Park vorhandene Flora und Fauna. Da es Sonntag ist, sind auch sehr viele Kletterer im Park unterwegs, die an den diversen Felsen üben. Ihre große Zahl stellt ein Problem für die Natur des Parks dar. Das können wir auch feststellen, überall führen Trampelpfade zu den beliebten Kletterfelsen und es ist nicht immer einfach, zu erkennen, ob es sich noch um den offiziellen Trail oder einen dieser Pfade handelt.
Als nächstes fahren wir zum Keys View, einem Aussichtspunkt über die tiefer liegenden San Bernardino Mountains. Von hier kann man auch den San Andreas Graben erkennen, der sich als dunkler Streifen durch die Landschaft zieht. Leider ist die Sicht durch den Dunst ziemlich getrübt, ein Problem, das der nahen Großstadt L.A. zu verdanken ist. Das Problem der Luftverschmutzung muss sehr gravierend sein, denn es gibt sogar eine Informationstafel, die darauf hinweist.
Wir fahren weiter und wollen noch einmal die Gelegenheit nutzen, mit unserem Trailblazer ein bisschen offroad zu fahren. Dafür begeben wir uns auf die Geology Tour Road, eine 18 Meilen lange Dirt Road. Es muss geregnet haben, denn wir durchqueren mehrere Wasserlöcher auf dem Weg. Im Pleasant Valley bildet die Straße einen Loop und ist hier gar nicht mehr so pleasant.
Wir müssen sehr langsam fahren und die tiefstehende Sonne macht es fast unmöglich, die Straße vor einem zu erkennen. Dann treffen wir auch noch auf zwei andere SUVs und fahren nun Kolonne. Auf dem Rückweg werden wir noch von einem weiteren Jeep überholt, der ohne Rücksicht auf Verluste über die holprige Straße und durch die Wasserlöcher heizt. Wir fahren mit unserem Mietwagen lieber langsam, damit kein hochspritzendes Wasser in den Motor gelangt.
Zum Sonnenuntergang erreichen wir den Cholla Cactus Garden, in dem Bigelow Cholla Kakteen dicht an dicht stehen. Es handelt sich um vielarmige Kakteen, die über und über von weißen Stacheln bedeckt sind und den Übergang von Mojave-Wüste zu Sonora-Wüste markieren.

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Es ist schon dunkel, als wir in südliche Richtung aus dem Park herausfahren. Stephan fährt sehr vorsichtig, denn immer wieder huschen Wüstenmäuse oder Hasen vor uns über die Straße. Plötzlich entdeckt er eine Schlange auf der anderen Straßenseite, die es sich auf dem noch warmen Asphalt gemütlich gemacht hat. Sie ist weiß mit schwarzen Ringen und Stephan fotografiert sie aus dem Auto heraus. Ich verbiete ihm auszusteigen, weil ich nicht möchte dass er im Dunkeln aus Versehen noch drauf tritt. Natürlich will der Fotoapparat mal wieder nicht so, wie er soll, das kennen wir ja schon. Er blitzt unaufhörlich, kann aber die Schlange auf dem Asphalt mangels Kontrast nicht scharfstellen. Stephan steigt erst mal auf Digitalkamera um und versucht es dann noch mal mit der anderen Kamera und manueller Scharfstellung. Irgendwann ist die Schlange vom Blitzlichtgewitter doch genervt und kriecht langsam von der Straße.
Damit retten wir ihr das Leben, denn auf der Weiterfahrt kommt uns ein Auto mit ziemlich hoher Geschwindigkeit entgegen, das sie sicher totgefahren hätte. Kurze Zeit später entdeckt Stephan noch eine zweite Schlange, die wir im Scheinwerferlicht als Klapperschlange identifizieren. Wieder wird sie einem Blitzlichtgewitter ausgesetzt und wir wundern uns, warum sie nicht weg kriecht. Auf den Bildern erkennen wir später warum. Sie ist überfahren worden und offensichtlich schon tot.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2469klein.JPG)

Das haben wir in der Dunkelheit gar nicht erkannt, zumal sie sich noch bewegte, was bei Schlangen aber auf Reflexe zurückzuführen ist. Wir wenden uns wieder westwärts und fahren auf die #10 Richtung Palm Springs.
Heute soll Stephans Motel Coupon Heft zum Einsatz kommen. Er hat eine günstige Übernachtungsmöglichkeit gefunden, zu der wir jetzt fahren. Wir biegen auf die #111 ab und begeben uns auf die Suche nach The Royal Sun Inn. Dummerweise ist die Karte im Couponheft völlig falsch skaliert. Sie führt nur jede 10. Querstraße auf und so erweist sich der scheinbar kurze Weg als ein nicht endenwollender Trip durch Palm Desert, Rancho Mirage, Cathedral City und schließlich Palm Springs. Ich bin genervt, weil rechts und links des Weges überall Übernachtungsmöglichkeiten wären, Stephan sich aber in den Kopf gesetzt hat, dieses eine Inn zu finden. Ich bin hungrig und möchte einfach nur ankommen, aber die Fahrt geht immer weiter und weiter. Schließlich und endlich finden wir es noch und, welch Ironie, der Coupon wird nicht akzeptiert. Super! Zum Glück ist es nicht übermäßig teuer und macht einen netten Eindruck, so dass wir trotzdem hier einchecken. Auf jeden Fall bestätigt dieses Erlebnis mal wieder meinen Eindruck, dass diese Couponhefte nur zum Anlocken da sind. Zum Abendessen gehen wir in ein nahegelegenes Pizza Hut-Restaurant, wo wir an einem Sonntagabend um 21.00 Uhr die einzigen Gäste sind. Die Dinner-Combo für zwei ist wirklich günstig und so reichlich, dass wir noch eine halbe Pizza übrig lassen und mitnehmen müssen.

Übernachtung: The Royal Sun Inn Palm Springs, 47 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: User1211 am 12.01.2006, 17:57 Uhr
Mann, mann, ist ganz schön schwierig Euch wieder einzuholen. Doch jetzt habe ich es geschafft und hoffe, dass ich mitkomme (ist noch irgendwo ein Plätzchen für mich frei???).

Darf man am Rande fragen, was für eine Kamera Ihr benutzt (oder hab ich das in der Hektik überlesen??).
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Westernlady am 12.01.2006, 19:43 Uhr
Klasse  :D  Vielen Dank für diese tolle Beschreibung von Eurem Tag im Joshua Tree NP.
Den hab ich dieses Jahr auch auf meiner Liste und ich hab mir Eure Infos gleich in meine Info-Sammlung kopiert  :D
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: fritz.s am 13.01.2006, 09:31 Uhr
Hallo,

das Royal Sun Inn zu finden ist wirklich ziemlich schwierig. Ist aber ein tolles Motel mit klasse Frühstück am Pool und dazu gibt es kostenlos noch einen phantastischen Ausblick auf die von der Morgensonne beschienen Berge.
Der Preis von 47 Euro ist spitze, da das Haus in der Highseason deutlich teurer ist. Trotzdem uneingeschränkt empfehlenswert

Viele Gruesse
Fritz.S
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 19.01.2006, 11:21 Uhr
@ User1211:
Die digitalen Bilder, die auch im Bericht zu sehen sind, wurden mit einer Minolta Konica DIMAGE G530 aufgenommen. Außerdem hatten wir noch eine Canon EOS 300 V dabei, mit der wir Dias fotografiert haben.

@ Westernlady:
Joshua Tree fand ich wirklich schön und kann ich nur empfehlen.

@ fritz.s: Das Royal Sun Inn hat uns gut gefallen, es war auch schön ruhig, weil es von der Straße etwas zurückgesetzt liegt. Das Frühstück war eines der Besten der Reise!

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 19.01.2006, 11:34 Uhr
Tag 17: Montag, 24.10.05

Der Tag beginnt mit einem reichhaltigen und gemütlichen Frühstück im Motel. Entweder ist hier eine Reisegruppe abgestiegen oder es sind noch mehr auf das Coupon-Heft reingefallen, jedenfalls sind wir plötzlich umgeben von Deutschen, was man spätestens daran merkt, dass im sehr engen Frühstücksraum nicht andauernd „Excuse me“ zu hören ist. Das leckere Frühstück nehmen wir im Freien beim Pool zu uns, wo wir die mexikanische Putzkolonne dabei beobachten können, wie sie den Poolbereich säubern und für die Gäste vorbereiten, die sich gleich mal mit Handtüchern gute Plätze sichern.
Für uns geht die Fahrt weiter nach L.A., wo wir uns heute zumindest die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansehen wollen, wenn wir nun schon einmal da sind. Die #10 führt uns durch riesige Flächen mit Windrädern zum Cabazon Outlet Center, an dem Stephan nicht vorbei kann. Er hat einen Oakley Store gesehen und nun müssen wir da hin. Und wenn wir schon mal da sind, können wir natürlich auch die anderen Läden anschauen. Ich halte mich tapfer und mahne auch Stephan zur Vernunft, so dass wir nicht wieder in einen Shopping-Rausch verfallen und nur ein paar Kleinigkeiten kaufen. Das Outlet Center ist offensichtlich auf ausländische Touristen eingestellt, denn regelmäßig erfolgen Ansagen auf Japanisch und mehrmals auch auf Deutsch. Im Oakley Laden sollen alle halbwegs gut aussehenden Sonnenbrillen deutlich über $100 kosten. Stephan schleicht wieder und wieder um die Vitrinen, lässt sich vom Shop Assistant einige zum Ausprobieren geben und zögert, ob er das Geld ausgeben sollte. Als der Verkäufer merkt, dass Stephan nicht so viel ausgeben wird und schon drauf und dran ist, den Laden zu verlassen, läuft er nach hinten und kommt mit einer tollen Brille wieder, die nur die Hälfte des Preises der ausgestellten Brillen kostet. Es geht doch!
Stolz und mit seiner neuen Errungenschaft auf der Nase verlässt Stephan nun das Outlet Center und ich bin froh, dass wir so glimpflich davon gekommen sind.
Im Auto gönnen wir uns die kalten Reste der Pizza von gestern. Nun ja, keine Delikatesse, aber was weg muss, muss weg.
Jetzt geht es voll hinein in den Verkehr von L.A. und ich bin sehr froh, dass ich nicht fahren muss. Stephan flitzt professionell von einer Spur zur anderen als würde er das jeden Tag machen. Wir finden uns auch problemlos zum Sunset-Boulevard, verpassen dann aber den entscheidenden Abschnitt, so dass wir uns bald in Beverly Hills wieder finden. Auch nicht schlecht, dann gucken wir uns eben erst mal hier ein bisschen um. Wir kreuzen rund um den Rodeo-Drive auf der Suche nach einem Parkplatz, was nicht ganz einfach ist. In L.A. ist das Wetter wieder deutlich kühler, der Himmel ist wolkenverhangen, aber immerhin regnet es nicht. Stephan ist ganz begeistert, als wir das Beverly Wilshire Hotel vor uns haben. Sein Lieblingsfilm ist, man höre und staune, Pretty Woman und der spielt ja zu großen Teilen in diesem Hotel. Wenn man jetzt noch mit einem Lotus vorfahren könnte… Stattdessen parken wir unseren Trailblazer an einer Parkuhr um die Ecke und machen uns auf den Weg. Stephan ist sehr darauf bedacht, dass wir auf dieser Prachtstraße ordentlich aussehen und keine Trekking-Klamotten tragen. Ob er heute noch von einem Hollywood-Agenten entdeckt werden will?
Die Läden sind alle luxuriös und preislich jenseits von Gut und Böse, aber ansonsten ist die Straße wirklich nichts Besonderes. Ab und zu sieht man eine Dame, die als wahres Kunstwerk der Schönheitschirurgie mit ihren Einkaufstüten über das Pflaster stöckelt. Aber das kann man auf der Kö in Düsseldorf auch haben!
Stars sind keine zu sehen, da geht es uns wie mit den Bären, es müsste hier ja eigentlich welche geben, aber sie sind halt eine scheue Spezies. Wir gehen zurück zum Auto, nutzen die Gelegenheit, noch ein paar Postkarten auf die nahe gelegene Post zu bringen und fahren dann zurück in Richtung Sunset Strip. Ein paar Querstraßen vom Strip entfernt, finden wir einen kostenfreien Parkplatz, das spart noch mal ein paar Dollar, die sonst bei den hier zahlreich vorhandenen bewachten Parkplätzen und Parkhäusern fällig wären. Als erstes gehen wir ins Kodak Theater, das zu einem großen Shopping- und Entertainment-Center ausgebaut ist. Hier soll es auch einen tollen Aussichtspunkt auf den berühmten weißen Hollywood-Schriftzug geben. Wir finden zwar die Terrasse, aber der Blick auf den Schriftzug bleibt uns verwehrt. Die Wolken hängen so tief, dass man nichts von den umliegenden Hügeln und somit auch nicht von den weltbekannten Buchstaben sehen kann.
Nun ja, meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, es wäre ein markantes Fotomotiv gewesen, aber ich kann auch ohne weiterleben… Zum Trost gibt es einen leckeren Smoothie für uns. Auf dem Walk of Fame gehen wir weiter in Richtung Mann’s Chinese Theater. Wir lesen die Namen auf den im Boden eingelassenen Sternen und müssen feststellen, dass viele davon uns nichts sagen und dass wohl so einige Film- und Unterhaltungsgrößen der USA an uns vorbeigegangen sind. Vielleicht sind wir auch einfach zu jung… Vor dem Chinese Theater sind viele Touristen versammelt, die aufmerksam die Fuß- und Handabdrücke im Zement vor dem Theater studieren und fotografieren. Die Stars haben sich hier mit persönlichen Grüßen an Sid Graumann, den Besitzer des Theaters, verewigt. Ein paar namenlose Schauspieler haben sich in Kostüme geworfen und posieren vor dem Theater, auch Superman ist vertreten.

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Das ist es dann aber auch schon an Hollywood-Glamour, das wolkige, kühle Wetter ist auch nicht sonderlich glamourös und so halten wir uns nicht lange auf. In einem Souvenir-Shop und im schräg gegenüberliegenden Disney-Store macht es mir viel Spaß, die lustigen und kitschigen Mitbringsel zu begucken. Gekauft wird aber nichts, Stephan ist gegen solche „Staubfänger“ und ich wüsste ja ehrlicherweise auch nicht, was ich damit in Deutschland machen soll. Laut Reiseführer ist in Hollywood nur noch der Hollywood Cemetery authentisch, der sich am Santa Monica Blvd befindet. Als wir dort ankommen, hat er aber leider schon geschlossen, so dass wir auf einen Besuch verzichten müssen. Das wäre sicherlich noch ein interessanter Abschluss unseres Hollywood-Besuchs gewesen, der ja ansonsten nicht sonderlich spannend war. Die Fahrt aus L.A. hinaus zieht sich etwas in die Länge, weil der Verkehr in der abendlichen Rush Hour ziemlich dicht ist. Wir halten Ausschau nach einer netten Gelegenheit zum Abendessen und werden fündig, als wir in Santa Monica an der dortigen Fußgänger-Zone 3rd Street Promenade vorbeifahren. Also, gleich mal nach rechts in das Parkhaus gefahren und nichts wie hin. Das erfreut das europäische Gemüt, mal wieder gemütlich zwischen netten Restaurants und schönen Läden spazieren zu können. Die Läden sind alle noch geöffnet und Stephan entdeckt endlich einen Abercrombie&Fitch Store, wegen dessen er mir schon die gesamte Reise in den Ohren liegt. Mit unverhohlener Begeisterung stürzt er sich ins Shopping-Vergnügen, zusammen mit vielen anderen coolen Shoppern, vorwiegend Asiaten und anderen Deutschen, wie ich nach einer Weile im „Pausensessel“ feststellen kann. In diesen Sessel hat es mich nach einem kurzen Screening verschlagen, denn die Klamotten sind eindeutig weder mein Stil noch meine Preislage. Der junge Japaner im gegenüberliegenden Sessel sitzt in einem Berg aus Tüten und hat für die Klamottenvorführungen seiner Freundin nur noch ein müdes Augenrollen übrig, was mich nicht wenig amüsiert. Die Shop Assistants sind alle jung und hip und die meiste Zeit mehr damit beschäftigt, cool zu sein und Spaß zu haben, als die Kunden zu bedienen. Aber wer bei A&F arbeitet, darf das wohl. Stephan ist mit einem Arm voller Klamotten in der Umkleidekabine, wo sich eine kleinere Katastrophe abzeichnet. Der A&F-Durchschnittskunde ist offensichtlich ein langer, hochgewachsener und schlacksiger Ami-Boy, der weder einen Arsch in der Hose noch eine Brust im Hemd hat. Die Sachen passen alle nicht richtig, die Shirts sind hauteng, die Ärmel zu lang, die Schultern zu schmal. Stephan tut mir richtig leid, denn die Enttäuschung ist ihm anzusehen. Zum Glück ist er aber vernünftig genug, nicht so viel Geld für Sachen auszugeben, die nicht mal richtig sitzen. Mit einem T-Shirt, das als einziges ordentlich passt, geht es schließlich zur Kasse. Die Restaurants der Promenade haben überall Heizstrahler aufgestellt, so dass man trotz der kühlen Temperaturen gemütlich draußen sitzen kann. Wir entscheiden uns für den Besuch des Monsoon Cafe, das auf asiatische Küche spezialisiert ist. Meine Sushi-Rollen sind sehr lecker aber Stephan kämpft ziemlich mit der von ihm bestellten Sushi-Box, in der Reis und Fischstücke einfach lose vermengt sind, was selbst jemanden wie ihn, der im Mit-Stäbchen-Essen geübt ist, vor ziemliche Probleme stellt. Das ist heute eindeutig nicht sein Abend, während ich mich sehr wohl fühle. Wir fahren bis nach Thousand Oaks weiter, wo wir uns ein Zimmer im Motel 6 nehmen. Als wir bepackt mit Einkaufstüten und unserem Gepäck vor dem Zimmer stehen, stellt Stephan fest, dass die Key Card nicht da ist. Jetzt ist er endgültig entnervt. Er sucht alle seine Taschen ab und geht dann zurück zum Auto, wo er die Karte völlig geistesabwesend beim Ausladen in den Kofferraum gelegt hatte. „Ende gut, alles gut“ und so ging wieder ein erlebnisreicher Tag zu Ende.

Übernachtung: Motel 6 Thousand Oaks, 50 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 20.01.2006, 11:43 Uhr
Tag 18: Dienstag, 25.10.05

Heute wollen wir unseren ersten Abschnitt auf dem berühmten Highway No. 1 fahren und es auch mal etwas ruhiger angehen lassen, denn wir haben noch ein paar Tage Zeit bis wir in San Francisco sein müssen. „Gemütlich“ ist also die Ansage und so wollen wir uns erstmals in unserem Urlaub ein ausgiebiges amerikanisches Frühstück gönnen. Zunächst fahren wir auf der # 101, von der aus wir aber keine Restaurants entdecken. Darum fahren wir auf die kleinere Straße ab, die direkt an der Küste entlang führt und können nun zum ersten Mal den Pazifik sehen. Wir sichten einen Denny’s am Wegesrand und machen dort Station. Stephan entscheidet sich für ein Frühstücks-Menü mit Speck, Eiern, Hash Browns und Sausages. So viel Fett kann ich auf nüchternen Magen nicht vertragen, so dass ich den kleinsten Pancake-Platter mit 3 Pancakes und einen Cappuccino bestelle. Ich liebäugele ja auch ein bisschen mit dem Pumpkin Pie Angebot, Halloween lässt grüßen, aber meine Erinnerungen an mein letztes Stück sind nicht so berauschend, weshalb ich mich gegen die saisonale Spezialität entscheide. Von den Pancakes schaffe ich dann nur 2 Stück, während Stephan nicht so schwächelt und seinen Teller leerputzt. Beim Bezahlen nutzt er dann die Gelegenheit, unser sämtliches Klein- und Kleinstgeld loszuwerden, so dass die Kellnerin ihr durchaus angemessenes Trinkgeld als Berg von Cents, Nickles und Dimes entgegennehmen muss. Peinlich!
Weiter geht die Fahrt am Pazifik entlang nach Santa Barbara. Dort suchen wir das gleich am Strand gelegene Visitor Center auf, denn wir sind noch etwas unschlüssig, was in Santa Barbara zu sehen oder zu tun ist. Der Mitarbeiter überschlägt sich geradezu an Freundlichkeit und offeriert uns eine ganz Palette wichtiger Sehenswürdigkeiten, die er uns auf einem Stadtplan einzeichnet. Er preist uns auch das Touristen-Shuttle an, auf das wir aber gar nicht erpicht sind, denn erfahrungsgemäß wirken diese Gefährte wie der Betriebsausflug des Seniorenheims. Nachdem wir noch ein paar Tipps für die Weiterfahrt an der Küste erhalten haben, machen wir uns auf den Weg, Santa Barbara zu entdecken.
Erste Station ist Stearns Wharf, welcher 1872 von John Peck Stearns gebaut wurde, und damit der älteste Kai der Westküste ist. Am Strand sticht uns ein echtes Aussteigermobil ins Auge, hier haben es ein paar Verrückte doch tatsächlich geschafft, einen VW-Bus auf das Dach eines alten Schulbusses zu setzen. Ein irres Gefährt!

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Auf dem Wharf bewundern wir die zahlreichen Pelikane, die sich auf dem Bait `n` Tackle Shop niedergelassen haben. Sie putzen eifrig ihr Gefieder und werfen den Kopf nach hinten, so dass man ihre Kehlsäcke sehen kann.

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Am Ende des Wharf kann man sich gemütlich auf Bänken niederlassen und seinen Blick über den Pazifik schweifen lassen. Es ist herrlich und irgendwie ist das sanfte Rauschen der Wellen einfach der Inbegriff von Urlaub und Erholung. Wir spazieren gemütlich zurück zum Auto und fahren durch den Ort hinauf zur Mission Santa Barbara. Sie trägt den Titel „Queen of Missions“ und ist mit ihrer imposanten Front und den Zwillingstürmen wirklich prächtig anzusehen.

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Gebaut im Jahr 1786, ist sie die 10. Mission entlang der kalifornischen Küste, die von spanischen Franziskanermönchen angesiedelt wurde. Als der spanische König Carlos III fürchtete, dass die Russen oder die Briten Besitz von Alta California ergreifen könnten, beauftragte er Franziskanermönche Missionsstationen zu errichten. Auf diese Weise sollte das Gebiet besser kontrolliert werden. Außerdem sollten die eingeborenen Indianer zum Christentum bekehrt und in der Landwirtschaft unterwiesen werden. Auf dem großen Platz vor der Kirche bedecken viele bunte Kreidegemälde den Boden, die teilweise so kunstvoll sind, dass es einem richtig leid tut, darüber zu laufen.
Eine Statue des Begründers des Camino Real, an dem die kalifornischen Missionen aufgereiht sind, steht direkt vor dem Eingang in die Mission.

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Wir besichtigen das Innere der Mission und die Missionskirche, deren interessantestes Exponat der ursprüngliche Altar ist, welcher von den Chumash-Indianern nach den Vorgaben der Mönche angefertigt wurde. Es verwundert uns nicht weiter, dass die Missionierung der Indianer in der Ausstellung absolut unkritisch dargestellt wird. Der Garten der Mission ist ein richtiges Kleinod und wird von einem Säulengang umrandet. Gleich neben der Mission sind Reste eines Viadukts zu sehen. Im Ort besuchen wir das Santa Barbara County Courthouse, ein Tipp aus der Tourist Information. Das im prunkvollen spanisch-maurischen Stil erbaute Gericht gilt als eines der schönsten öffentlichen Gebäude der USA. Auf dem 80-foot hohen Glockenturm El Mirador genießen wir den Blick über die Stadt bis hinunter zum Meer.
Der nächste Punkt auf dem Besichtigungsprogramm ist das El Presidio (Festung), wo wir uns die Ruinen der ersten spanischen Besiedlung von 1782 ansehen. Die Stadt hat viel Charme und ihre Mischung aus mexikanisch-spanischen Gebäuden, europäischem Flair und amerikanischer Großzügigkeit gefällt uns ausgesprochen gut. Der wunderschöne Innenhof des Cafe Buenos Aires auf der State Street sieht so einladend aus, dass wir kurzentschlossen eine Mittagspause einlegen und uns einen ausgesprochen leckeren Salat und Sandwiches schmecken lassen. Bis auf eine Tiefflug-Attacke einer Taube auf Stephans Kopf verläuft das Lunch wunderbar entspannend. Im Anschluss verlassen wir Santa Barbara und fahren weiter entlang des Highways No. 1 bzw. 101 in Richtung Norden. Es ist früher Nachmittag und so haben wir Zeit für einen Abstecher in das Landesinnere, nach Solvang am Rande der Santa Ynez Mountains.
Solvang, dänisch für „sonnige Wiese“, ist die größte dänische Siedlung der Vereinigten Staaten und weiß diese Tatsache weidlich zur Anlockung amerikanischer Touristen auszunutzen. Der Ort weist viele Häuser im „typisch dänischen“ Stil, vier Windmühlen, Bäckereien mit dänischen Spezialitäten und ein Andersen-Denkmal auf.

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Als Europäer stellt sich einem schon die Frage nach der Authentizität solcher Siedlungen, aber die Amerikaner sind wahrscheinlich einfach nur entzückt von diesem Ort. Immerhin kann man ganz nett entlang der Hauptstraße flanieren oder in einem der zahlreichen Antiquitätengeschäfte stöbern, wobei es angesichts der Antiquitätenpreise in den USA für uns beim Stöbern bleibt… Gesamteindruck: etwas skurril aber auch ein interessanter Kontrast zu den typischen kalifornischen Küstenstädten. Trotzdem darf es für uns jetzt wieder ein bisschen mehr California Beach Feeling sein und was wäre da besser geeignet, als mit dem eigenen Auto über den Strand bei Pismo Beach zu fahren?
Auf dem Weg dorthin sehen wir die ersten Pumpkin Patches. Halloween kommt in großen Schritten näher und die Amerikaner suchen sich auf diesen toll dekorierten Pumpkin Feldern ihr ganz persönliches Exemplar oder auch zwei oder drei aus. Damit das Ganze auch den Jüngsten viel Spaß bereitet, haben einige Farmer auch ein Corn Maze eingerichtet, ein Labyrinth aus Gängen durch ein Maisfeld. Außerdem dienen alte Autos und Farmgerätschaften als Dekoration und Eyecatcher, die werbewirksam am Straßenrand platziert werden und auch für uns ein schönes Fotomotiv abgeben.

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Auf den Kauf eines Pumpkins verzichten wir verständlicherweise, das wäre doch auch mal ein interessantes Stück Handgepäck…
Schließlich erreichen wir wieder die Pazifikküste und eine der Auffahrten zum Pismo-Beach. Das Befahren des Strandes ist nur noch 4WD Fahrzeugen erlaubt, wahrscheinlich war man es leid, immer wieder Pkw aus dem Sand zu ziehen, die sich festgefahren haben. Aber unser guter Trailblazer kann mit 4WD dienen, so dass wir gemütlich (es gelten strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen) den Strand entlang cruisen und Stephan es sich nicht nehmen lässt, das Auto mal ein wenig durch den Sand driften zu lassen. Als wir aussteigen, weht uns eine „steife Brise“ um die Nase und wir müssen uns erst mal etwas Winddichtes anziehen für einen kurzen Spaziergang. Auf dem Strand entdecken wir einen Geier, der genüsslich an etwas Undefinierbarem aber definitiv Totem herumzupft. Nicht sehr lecker, aber auf alle Fälle interessant! Der Spaziergang gerät recht kurz, irgendwie siegt die Bequemlichkeit bei dem Gedanken, dass man ja auch im warmen, winddichten Auto sitzend den Strand entlang düsen kann. Hinter dem Strand laden große Sanddünen zum Befahren mit ATVs geradezu ein und einige Amis haben hier ihr Lager aufgeschlagen und toben sich mit diesen Gefährten im Sand aus. Wir lassen es etwas ruhiger angehen. Die Sonne geht langsam unter und wir suchen uns einen Standplatz, von dem aus wir den Anblick genießen können, was sich ein bisschen wie Autokino anfühlt, nur dass die Leinwand wirklich monumental ist. Der Sonnenuntergang ist, wenn auch nicht spektakulär, doch sehr schön. Allerdings haben nicht alle am Strand sehr viel Sinn dafür, ein Auto kommt vorbeigefahren und der Fahrer legt es offensichtlich darauf an, möglichst große Sandaufschüttungen möglichst schnell zu überfahren, um seiner Freundin zu imponieren. Dabei testet er auch die Grenzen seines Autos aus, das manchmal schon halb festsitzt, aber mit viel Gewalt immer wieder weiterfährt. Eine Familie kommt im offenen Strandbuggy vorbeigefahren, das sieht verdammt ungemütlich aus, denn der Wind am Strand ist kalt und der aufgewirbelte Sand macht die Sache sicher nicht angenehmer.
Wir fahren in den Ort Pismo Beach, wo wir uns für das Dolphin Cove Motel entscheiden, das uns durch seine Lage direkt am Strand überzeugt, auch wenn der Standard des Motels den Preis eigentlich nicht rechtfertigt. In einem nahe gelegenen Lebensmittelladen statten wir uns mit Chips, Dips und Tonic für einen gemütlichen Abend aus. Eine Flasche Gin fahren wir schon seit Beginn der Reise mit uns herum, weil Stephan beim Duty-Free nicht widerstehen konnte. Jetzt findet er endlich Verwendung und wir schlürfen dick eingemummelt auf der Veranda genüsslich einen Gin Tonic aus Plastikbechern, während das Rauschen der Wellen und der Sternenhimmel die Bilderbuchkulisse dazu abgeben.  

Übernachtung: Dolphin Cove Motel Pismo Beach, 74 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 23.01.2006, 10:37 Uhr
Tag 19: Mittwoch, 26.10.05

Das erste Highlight am Morgen ist die Tatsache, dass wir ohne aus dem Bett aufzustehen die Gardine aufmachen und das Meer sehen können. Wundervoll! Aber bei diesem Anblick hält es einen natürlich nicht lange im Bett, da will man raus. Wir stehen also auf, essen ein paar Muffins zum Frühstück und machen uns dann auf zu einem Strandspaziergang. Wir sind nicht die Einzigen am Strand, viele Hundebesitzer und auch ein paar Surfer sind unterwegs. Ich halte nach Sand Dollars und Muscheln Ausschau und werde auch fündig.
Plötzlich sehen wir eine Surferin, die mit ihrem Hund ins Wasser gehen. Wir bleiben stehen, um den Hund zu beobachten, er scheint überhaupt keine Angst vor den Wellen zu haben und tobt ausgelassen. Die beiden gehen ins tiefere Wasser und die Surferin hebt ihren Hund auf das Board. Wir trauen unseren Augen nicht. Für den Hund scheint das nichts Neues zu sein, er hält sich professionell auf dem Board und sieht auch aus, als würde es ihm Spaß machen. Als eine geeignete Welle kommt, lässt die Surferin das Board los und der Hund surft auf der Welle bis vor auf den Strand. Unglaublich, ein surfender Hund! Das gibt es echt nur in Kalifornien.
Wir sind total begeistert und es bleiben auch eine Menge anderer Leute stehen, um sich das Schauspiel anzusehen. Nur die anderen Hunde lassen sich nicht so recht beeindrucken, vielleicht sind sie ja auch neidisch, weil sie so was nicht können. Und wenn es schon mal so was Tolles zu sehen gibt, haben wir natürlich keine Kamera dabei, da lässt man sie einmal im gesamten Urlaub im Motel zurück und dann das!
Wir gehen zurück zum Motel und Stephan beschließt, dass er noch mal mit Kamera an den Strand zurück geht, vielleicht ist der Hund dann noch da! Es dauert eine halbe Ewigkeit bis Stephan wiederkommt, ich habe inzwischen das Auto fertig gepackt. Das Kunststück gab es natürlich nicht noch mal zu sehen, weil Frauchen jetzt surfte, wie sollte es anders sein. Dafür hat er aber mit dem Hund Freundschaft geschlossen, wie schön! Der Anblick der ATVs gestern hat uns auf die Idee gebracht, dass es eine ausgezeichnete Gelegenheit wäre, das auch mal selbst zu probieren, auch wenn die Preise mehr als happig sind. Aber so ein Stündchen über die Dünen heizen ist schon mal drin. Wir fahren also ins Zentrum von Pismo Beach, wo mehrere ATV-Verleiher ansässig sind. Jetzt lernen wir den Nachteil des Reisens „off season“ kennen. Der erste Verleiher verleiht nur für mindestens zwei Stunden, für uns beide wären das dann insgesamt mindestens $160. Das ist uns der Spaß einfach nicht wert, außerdem wollten wir es nur mal ausprobieren und nicht gleich zwei Stunden auf den Dingern verbringen.
Der nächste Verleiher vermietet außerhalb der Saison gar keine ATVs. Sieht nicht gut für uns aus. Stephan ist ziemlich enttäuscht, weil er sich schon darauf gefreut hatte, ich kann damit leben.
Wir fahren weiter und halten im kleinen Städtchen San Luis Obispo, wo wir uns die Mission San Luis Obispo de Tolosa anschauen und ein wenig durch die hübsche Innenstadt bummeln. Der Ort hat eine sehr skurrile und auch etwas geschmacklose Sehenswürdigkeit zu bieten: Gum Alley. Dabei handelt es sich um eine versteckte, sehr schmale Gasse, in der die Häuserwände über und über mit Kaugummi bedeckt sind. Es ist ein richtiggehendes Relief aus Kaugummis, die die Touristen an die Wand kleben. Stephan nutzt die Gelegenheit, auch seinen Kaugummi stilvoll loszuwerden. Allerdings treiben wir es nicht so weit wie andere Besucher, die sogar ihren Namen mit Kaugummi verewigt haben.
Nächste Station auf unserem Weg ist der kleine Fischereihafen Morro Bay. Weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes ist der 170 m hohe Morro Rock, der auf einer Halbinsel über dem Meer aufragt.

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Morro Bay bietet eine sehr hübsche Uferpromenade, die von Shops und Fischrestaurants gesäumt ist. Das Wetter ist schön und wir genießen unseren Spaziergang, der uns schließlich ziemlich am Ende der Promenade zu einem Take-Out führt, wo man Clam Chowder, Fisch und Austern verkauft. Hier ist der Fisch garantiert ganz frisch, denn Morro Bay ist Heimat einer der größten Fischfangflotten Kaliforniens, und so bestellen wir einmal Clam Chowder und für mich Fish’n’Chips und für Stephan Fish’n’Oysters.

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Eine kleine Grünanlage mit Picknicktischen lädt zum Verweilen ein und bietet ganz nebenher auch noch eine hervorragende Sicht auf den Morro Rock. So lässt es sich leben. Ich habe mit meiner Portion wirklich zu kämpfen, aber mit Stephans Hilfe erledigen wir sie doch noch. Das war lecker!
Wir fahren auf die Halbinsel und sehen uns den Morro Rock noch mal aus der Nähe an. Der Vulkanfelsen ist mehr als 21 Millionen Jahre alt und diente dem portugiesischen Entdecker Juan Cabrillo 1542 als das „Gibraltar des Pazifik“ zur Orientierung. Er ist außerdem Rückzugsort für die seltenen peregrine falcons, über die Informationstafeln am Fuß des Felsens Auskunft geben. Unsere Fahrt führt uns weiter nach San Simeon, wo wir am Hearst Castle einen Stopp einlegen. Die Ausmaße der Parkplätze lassen erahnen, welchen Touristenansturm diese Sehenswürdigkeit der Westküste zu bewältigen hat. Beeindruckend. Wir laufen zum Visitor Center, das in seiner Größe ebenfalls beeindruckt und müssen feststellen, dass es sehr gut besucht ist. Viele Amerikaner und Asiaten wandeln durch die Eingangshalle, in der bereits erste Exponate aus der Sammlung Hearst gezeigt werden. Am Ticketschalter müssen wir erfahren, dass für den heutigen Tag alle Führungen ausgebucht sind. Die nächste wäre morgen früh und wir müssten sie reservieren. Wir sind etwas ratlos, denn nach den Beschreibungen des Reiseführers sind wir nicht einmal sicher, ob wir das Schloss überhaupt besichtigen wollen. Es klingt alles etwas abschreckend und der Preis von $24 p.P. tut sein Übriges. Um uns die Entscheidung zu erleichtern, besuchen wir die kostenfreie Ausstellung im Visitor Center, die auf großen Fotos bereits einen Eindruck vom Inneren des Schlosses vermittelt und ausgewählte Möbel zeigt. Außerdem erhält man detaillierte Einblicke in die Lebensgeschichte von William Randolph Hearst, dem Zeitungskönig, der sich mit dem Schloss das wohl grandioseste Denkmal setzte, das je ein Privatmann für sich errichten ließ. Als er 1951 starb, war das Schloss nach dreißigjähriger Bauzeit immer noch nicht ganz fertig, so dass der Platz nicht reichte, um alle Kunstwerke unterzubringen, die Hearst im Laufe seines Lebens gesammelt hatte. Die Inneneinrichtung erscheint uns auf den Bildern denn auch reichlich überladen und wild zusammengestellt, ein historistischer Stil, der verschiedene Epochen mutig zusammenwürfelt und auch nicht davor zurückschreckt, mittelalterliche Betten so umzubauen, dass sie für heutige Bedürfnisse lang genug sind. Wir beschließen auf einen Besuch zu verzichten, denn als Europäer können einen die gezeigten historischen Stücke sicher nicht in dem Maße entzücken wie die Amerikaner, die einen Overseas Trip machen müssten, um Vergleichbares zu sehen. Es stellt sich die Frage, was wir mit dem Nachmittag nun noch anstellen. Den Highway No. 1 weiter nördlich zu fahren, lohnt sich nicht, denn der folgende Abschnitt bietet keine Übernachtungsmöglichkeiten und ist an einem Nachmittag auch nicht zu schaffen. Diesen Abschnitt wollen wir morgen an einem Tag abfahren, schön in Ruhe, damit wir diese traumhafte Küstenstraße ohne Hektik genießen können. Wir haben die Idee, ins Landesinnere nach Paso Robles zu fahren. Hier erstrecken sich weite Weinanabaugebiete, deren Besuch uns lohnenswert erscheint, wenn wir schon keinen Abstecher ins berühmte Napa Valley machen. Wir fahren über die an der Küste liegenden Berge und finden uns inmitten von Weinbergen auf sanft geschwungenen Hügeln wieder. Die Weingüter tragen klangvolle Namen und weisen auch Übernachtungsmöglichkeiten in hübschen Inns und B&Bs aus. Wir fahren in das Stadtzentrum, wo Stephan nach einigem Suchen die Tourist Information ausfindig machen kann. Diese hat leider schon geschlossen, so dass wir keine Hinweise auf günstige Übernachtungsmöglichkeiten erhalten können. Dann müssen wir es eben auf gut Glück versuchen. Wir fahren zu einem Weingut und Stephan geht hinein, um sich nach einem Zimmer zu erkundigen. Es ist ein schönes, traditionelles weißes Holzhaus und ich ahne schon, dass es nicht ganz preiswert sein wird. Stephan kommt mit betretener Miene wieder, sie hätten ein Zimmer für uns frei, das würde aber $240 kosten. Schluck! Es ist wirklich hübsch und wir sind hin und her gerissen, aber diesmal beweist Stephan Vernunft und wir fahren weiter. Ich hätte mich wahrscheinlich hinreißen lassen, es sah einfach so schön aus.
Wir entdecken ein weiteres Hinweisschild auf ein Estate und fahren dorthin, wieder liegt es wunderschön in einem Weinberg und eigentlich lässt schon die Auffahrt erahnen, dass das nicht unsere Preislage sein wird. Stephan verschwindet wieder in der Lobby zu den Zimmerverhandlungen. Ich bleibe immer im Auto sitzen, damit Stephan mit der Begründung „I need to check with my wife“ die Flucht ergreifen kann, sollte es uns zu teuer sein. Wir wollen unsere Preisdiskussionen nicht gern vor einem wartenden Hotelangestellten führen.
Nach langer, langer Zeit kommt er wieder raus. Es ist natürlich viel zu teuer für uns, European Style Luxury im Weingut ist in den USA einfach unerschwinglich. Aber er hat an der Rezeption eine Deutsche getroffen, die ursprünglich aus Köln kommt und nun in Paso Robles arbeitet. Sie hat ihm den Hinweis gegeben, es beim Schwesterhotel des Estates zu versuchen, das preiswerter sein soll.
Ich bin skeptisch, aber probieren geht über studieren, weshalb wir uns auf den Weg dorthin machen. Die Enttäuschung ist groß als wir dort ankommen. Das Hotel an sich ist zwar chic, aber es liegt nicht im Weinberg sondern gleich neben dem Highway und ist von der Lage her nur ein besseres Motel. Dann können wir ja gleich in ein wesentlich preiswerteres Motel gehen… Langsam habe ich die Nase voll vom Suchen.
Kurzerhand begraben wir die Idee, direkt auf einem Weingut zu übernachten. Wir fahren ins Stadtzentrum von Paso Robles und mieten uns im Paso Robles Inn ein, das auch nicht gerade ein Schnäppchen aber preislich noch vertretbar ist. Das Inn entstand bei heißen Quellen, die im 19. Jahrhundert gern von Reisenden aufgesucht wurden. Es ist ein traditionsreiches Haus mit einem eleganten Restaurant, in dem wir vornehm zu Abend essen und es auch nicht versäumen, den lokalen Wein zu probieren. Probieren ist vielleicht ein bisschen untertrieben, eigentlich teilen wir uns zu zweit eine Flasche, so dass ich am Ende des Essens ziemlich angeheitert bin. Der Wein schmeckt aber auch vorzüglich. Direkt vor dem Restaurant liegt der hübsche, grüne Town Square und wir überlegen uns, dass sich ein kleiner Spaziergang anbieten würde. Am anderen Ende des Squares liegt ein Kino, in dem gleich die Spätvorstellungen beginnen. Das wäre doch auch mal was! Also kaufen wir spontan zwei Tickets und sehen uns im fast leeren Kino den Film „In her shoes“ an, den wir zwar amerikanisch kitschig aber auch ganz rührend finden. Im unserem weinseligen Zustand sind wir auch nicht mehr die kritischsten Zuschauer. So klingt der Abend noch sehr schön aus und wir fallen schwer von den Erlebnissen des Tages und den Auswirkungen des Rebensaftes in unser Bett.  

Übernachtung: Paso Robles Inn, 87 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: HeikeME am 24.01.2006, 21:14 Uhr
Hi,

super Reisebericht, prima geschrieben. Da bekommt man sofort wieder Fernweh, zumal wir letztes Jahr im Sommer während unseres 3 wöchigem Urlaubs  an einigen der aufgeführten Orte waren.
Im übrigen waren wir vom Grand Canyon auch nicht so begeistert, er ist einfach nur riesig. Der schönste Park war für uns der Bryce Canyon.
Eure Tour bringt uns bestimmt Anregungen für unsere nächste Tour in den Westen der USA.

Ich bin gespannt auf den Rest der Reise.

Viele Grüße

Heike
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 25.01.2006, 10:32 Uhr
@HeikeME

Schön, dass Dir der Bericht gefällt.
Ich bin ja beruhigt, dass es auch anderen mit dem Grand Canyon so geht, dachte schon mit mir stimmt was nicht...  :lol:

LG,
Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 26.01.2006, 10:43 Uhr
Tag 20: Donnerstag, 27.10.05

Der Morgen beginnt mit einer kleinen Enttäuschung, es regnet! Das erste Mal in diesem Urlaub ist das Wetter wirklich nicht urlaubsgemäß. Es nieselt auf unsere Autoscheibe und auf meine Stimmung, während wir aus Paso Robles hinaus und in Richtung Meer fahren. Ausgerechnet heute, wo wir den erklärtermaßen schönsten und spektakulärsten Abschnitt der Highway No 1 fahren wollen.
Stephan bleibt wie immer optimistisch und meint, dass das Wetter schon noch besser werden wird. Er soll recht behalten, denn an der Küste hört es auf zu regnen und auch die Sonne zeigt sich wieder. Ich werde gänzlich versöhnt als wir kurz hinter San Simeon an einem Aussichtspunkt halt machen und eine große Gruppe von See-Elefanten beobachten können.
Es handelt sich um eine Kolonie bestehend aus weiblichen und jungen männlichen Tieren. Große Bullen sind keine zu sehen, sie kommen nur in bestimmten Monaten an Land und gesellen sich zur Kolonie. Die Tiere liegen träge und faul auf dem Strand und sind bemüht sich ganz nah an einander zu legen. Dabei robben einzelne Tiere immer wieder über andere, die sich davon in ihrem Schlaf gestört fühlen. Ein paar kleinere männliche Exemplare üben sich schon im Imponiergehabe untereinander und bei ihnen ist schon der Ansatz für den namensgebenden „Rüssel“ erkennbar. Noch spektakulärer muss es sein, wenn die Bullen an Land ihren Kampf um die Weibchen ausfechten. Das ist sicherlich ein grandioses Schauspiel. Es wurden Tafeln aufgestellt, die grundlegende Informationen über die See-Elefanten präsentieren und eindringlich davor warnen, den Strand zu betreten, zum einen, um die Tiere nicht zu stören, zum anderen, weil die Männchen dem Menschen durchaus gefährlich werden können. Wir betrachten die Tiere also aus gebührendem Abstand und könnten uns stundenlang damit aufhalten. Ein See-Elefanten-Weibchen liegt abseits der Gruppe ganz nah am Zugang zum Strand, der nicht betreten werden darf. Sie schläft seelenruhig und lässt sich vom Touristentrubel um sie herum überhaupt nicht stören.

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Eine ältere Frau ist als freiwillige Helferin einer Naturschutzgruppe vor Ort und erzählt Wissenswertes über die niedlichen Tiere. Schließlich machen wir uns doch auf den Weg und fahren weiter Richtung Norden. Die Straße windet sich kurvenreich immer direkt oberhalb des Meeres entlang und bietet wirklich wunderschöne Ausblicke auf die Küstenlinie und das Meer.

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Es ist uns recht, dass man aufgrund der vielen Kurven nicht so schnell fahren kann. Gemütlich geht es Meile um Meile voran und immer wieder verlocken Haltebuchten zum Stopp. An den verschiedenen Haltepunkten trifft man immer wieder auf die gleichen Leute, die, ebenso Tourist wie man selbst, im gleichen gemächlichen Tempo unterwegs sind. Weniger verständlich ist es für uns allerdings, warum man sich an jedem dieser Haltepunkt sofort eine Zigarette anzünden muss, nun ja!
An einem Haltepunkt ziehen Surfer unsere Aufmerksamkeit an und während wir den gekonnten Ritt auf den Wellen beobachten, sehen wir plötzlich ein paar Delfine in einem Wellenkamm. Ich bin begeistert, denn ich finde diese Tiere wunderschön. Immer wieder tauchen sie auf, um dann wieder elegant zurück ins Wasser zu gleiten. Ein tolles Schauspiel. Am Pfeiffer Burns State Park fahren wir ab und laufen den kurzen Waterfall Trail, der durch einen Tunnel an den Strand führt, an dem ein Wasserfall pittoresk in den Pazifik fließt. Die unter uns liegende Bucht sieht wirklich paradiesisch und einladend aus, allerdings ist der Abstieg am steilen Hang tückisch und gefährlich, so dass ein Abstieg unter schweren Strafen verboten ist, wie mehrere Schilder am Wegesrand bekunden. So genießen wir die Idylle nur aus der Ferne und kehren dann zum Auto zurück.
Nun sind wir in Big Sur Country, diesem legendären Küstengebiet, das von vielen Schriftstellern und Künstlern in ihren Werken verewigt wurde. Insbesondere Henry Miller setzte der Region in seinem Buch „Big Sur oder die Orangen des Hieronymus Bosch“ ein Denkmal. Big Sur ist kein richtiger Ort, nur ein paar Häuser und Coffee Shops an der Straße belegen, dass es sich um eine menschliche Ansiedlung handelt. Wir müssen sehr aufpassen, um die Sycamore Canyon Road nicht zu verpassen, die ohne weitere Kennzeichnung von der Straße abgeht und uns hinunter an den Pfeiffer Beach führt. Die Straße ist steil und eng und nur an einzelnen Buchten können entgegenkommende Fahrzeuge passieren. An der Straße stehen vereinzelt Häuser, wer hier wohnt, liebt definitiv die Einsamkeit. An der Zufahrt zum Strand ist eine Gebühr von $6 bei einer Rangerin zu entrichten, worüber Stephan nicht sehr begeistert ist. Nach ca. 200 m steht man dann endlich am Strand, der sehr malerisch von Felsen eingerahmt wird.
Besonders hübsch ist ein Felsentor, durch das regelmäßig mit großem Getöse die Brandung schäumt. Hier unten weht eine ziemlich „steife Brise“ und Stephan sucht sich eine einigermaßen windgeschützte Stelle, um sich im Sand niederzulassen. Ich erkunde unterdessen die gesamte Länge des Strandes auf einem einsamen Strandspaziergang und lasse meine Gedanken schweifen. So gönnen wir uns beide ein Stündchen Ruhe bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Am Point Lobos möchte ich die Point Lobos State Reserve besuchen, aber Stephan ist nicht gewillt $8 zu investieren, um an den Strand zu gelangen. Nach einigen Diskussionen gebe ich mich geschlagen und wir fahren nach Carmel hinein, wo wir zuerst den Monastery Beach besuchen. Anschließend halten wir an der Carmel Mission des Rio Carmelo, die 1770 erbaut wurde. Der Gründervater der Missionen in Kalifornien, Junipero Serra, liegt hier begraben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2547klein.JPG)

Carmel gilt als einer der hübschesten und teuersten Orte der USA und auf unserer Fahrt durch die kleinen Straßen vorbei an schicken Anwesen und teuren Galerien und Boutiquen können wir das durchaus nachvollziehen. So teuer muss es für uns nicht sein, uns genügt ein McDonald’s, um meinen Eishunger mit einem McSundae zu stillen. Schmatz!
Wir fahren in die Pacific Grove, denn auch für den Besuch der 17-Mile-Drive ist Stephan nicht zu gewinnen. Zitat: „ich geb doch kein Geld aus, um eine Straße langzufahren. Außerdem ist es hier überall schön!“. Nun ja! Es ist inzwischen später Nachmittag und wir fahren durch die berühmte Cannery Row, die bevölkert ist mit Touristen, zu unserer Unterkunft. Das El Adobe Inn scheint restlos ausgebucht zu sein, wir können gerade noch ein Zimmer ergattern. Wir beziehen unser Zimmer und stellen fest, dass direkt vor unserer Tür der Hot Tub liegt.
Das kann ja eigentlich nur als Einladung verstanden werden und so werfen wir uns in unsere Schwimmsachen und machen es uns im wunderbar warmen Wasser gemütlich. Herrlich! Wir lassen uns noch kräftig vom Whirlpool durchblubbern und sprinten dann durch die kalte Abendluft zurück ins Zimmer.
Jetzt fehlt uns eigentlich nur noch eins zum Glück: ein Abendessen. Wir haben an der Rezeption Coupons erhalten, die einen kostenlosen Appetizer in Aussicht stellen, wenn man die genannten Restaurants besucht. Wir fahren also zur Cannery Row, wo sich Restaurant an Restaurant reiht und gehen ins The Fish Hopper. Es ist ein riesiges Fischrestaurant mit Außenterrasse und Blick über das Meer. Draußen werden wir mit einer Portion Clam Chowder empfangen, der mal wieder wirklich lecker ist. Die Plätze der Außenterrasse sind alle belegt und wir erhalten einen Platz im Innenraum, der aber direkt an den großen Fenstern gelegen ist, so dass sich der Blick auf das Meer öffnet. Als Vorspeise gibt es für unseren Coupon gegrillte Artichoke, die ich sehr lecker finde, auch wenn Stephan das Ganze zu viel Grünzeug ist. Danach erhalten wir unsere geradezu unanständig großen Portionen mit Fisch und Krebsfleisch. Ein Ocean Seafood Salad für mich, den ich eigentlich unter dem Kalkül bestellt habe, dass ein Salat nicht so groß wäre. Haha! Stephan schlägt sich den Bauch mit seinem Cannery-Platter voll. Wir essen bis wirklich nichts mehr reingeht und haben unseren Seafood-Hunger damit erst mal gründlich gestillt. Am Nachbartisch lässt sich ein asiatisches Pärchen Hummer servieren und legt dazu die bereitgestellten Hummerschürzen aus Plastik an, was ziemlich erheiternd aussieht. Anlaß für Stephan, die auf unserem Tisch bereit liegende Schürze gleich mitgehen zu lassen. Wann die allerdings in Deutschland mal Verwendung finden soll, bleibt fraglich. Hummer steht ja nun nicht gerade häufig auf dem Speiseplan.
Im Motel freuen wir uns auf eine ruhige Nacht, die uns leider nicht uneingeschränkt gegönnt wird. Irgendein offensichtlich ziemlich angetrunkener Ami muss im Zimmer über uns nachts um 2.00 Uhr so laut telefonieren, dass wir jedes Wort verstehen können. Ich bin pissed, denn bei meinem Schönheitsschlaf verstehe ich keinen Spaß. Stephan ist der edle und heldenhafte Retter in der Not und lässt einen lauten aber in der Formulierung höflichen Brüller los, nach dem dann auch wirklich Ruhe einkehrt. Puh! Jetzt aber ab ins Reich der Träume.

Übernachtung: El Adobe Inn Monterey, 43 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Zati am 26.01.2006, 17:36 Uhr
Hallo Ole Miss,
Dein Bericht ist sehr interessant und informativ! Er steigert einfach die Freude auf unseren eigenen USA Urlaub 2007.

Grüße aus Köln

Efty   :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: User1211 am 26.01.2006, 17:54 Uhr
... und mich macht er depressiv, weil ich nicht weiß, wann ich wieder bei den See-Elefanten vorbei komme. :cry:

Dennoch lese ich mit Freude :lol: , weil es spaß macht zu lesen, wie andere es empfingen.
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Kauschthaus am 26.01.2006, 22:39 Uhr
Hallo Ole Miss,

das ist jetzt aber blöd ...

Ich dachte, es würde reichen, mal ein Stück die Küste langzufahren. Aber nun wüsste ich nicht mehr, auf welches Stück ich verzichten wollte!  :wink:  :lol:

Dein Bericht ist wirklich klasse, viele Grüße, Petra
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: fritz.s am 27.01.2006, 09:29 Uhr
@ ole miss
wann gehts endlich weiter??
Mit dem Wetter habt ihr ja noch Glück gehabt. Wir sind schon mal gefahren und da hatte es von Frisco bis kurz vor LA nur Nebel mit Sichtweiten z.T. unter 5 metern

@kauschthaus
Würde Dir uneingeschränkt raten den ganzen Weg wie Ole Miss mit viel Zeit zu fahren. Es lohnt sich!!
Tipp: Es ist besser, von Nord nach Süd zu fahren, da ihr dann auf der Meerseite fahrt, noch mehr seht und die Parkplätze ohne die Strasse zu kreuzen ansteuern könnt.

Viele Gruesse
Fritz
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 27.01.2006, 13:54 Uhr
Tag 21: Freitag, 28.10.05

Heute gibt es ein kleines Frühstück in der Lobby des Motels für uns, bei dem ich frecherweise einem anderen Gast die Toasts aus dem Toaster klaue, weil ich annehme, dass Stephan sie hineingetan hatte. Peinlich!
Auf unserem Programm steht heute der Besuch des Monterey Bay Aquarium in der Cannery Row, von dem wir schon viel Gutes gehört haben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2550klein.JPG)

Die Eingangstür des Aquariums ist noch geschlossen, als wir kurz vor 10.00 Uhr ankommen, aber eine kleine Schlange wartender Familien lässt vermuten, dass bald geöffnet werden wird. Dem ist so und wir müssen gar nicht lange warten, bis wir unsere (mit $ 21,95 p.P. zugegebenermaßen nicht gerade preiswerten) Tickets in den Händen halten und uns auf Entdeckungstour begeben können. Der erste Weg führt uns zum großen Becken mit dem Kelp Forest, in dem Haie und andere Fische ihre Runden zwischen den großen Kelp-Algen drehen.
Das Museum ist sehr attraktiv gestaltet, es gibt viel zu sehen und gerade für Kinder gibt es so viel zu entdecken, aber auch als Erwachsener kann man noch eine Menge über das Ökosystem des Meeres lernen. Man kann natürlich auch einfach die Schönheit der Unterwasserwelt von einem eher ästhetischen Standpunkt auf sich wirken lassen, eine Strategie, für die ich mich entscheide als ich müde werde, die vielen Informationstafeln zu lesen.
Um 11.00 Uhr führt unser Weg zu den Seeottern, die nun ihre Fütterung haben. Wunderbar possierlich sind diese Tiere anzuschauen, wie sie so auf dem Rücken liegend ihre Fischhappen verspeisen. Einfach niedlich!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2559klein.JPG)

Eine Stunde später ist Fütterung im Kelp Forest. Dazu steigt ein Taucher in das große Becken, der per Funk mit einer Moderatorin außerhalb des Beckens verbunden ist. Diese Moderatorin geht pädagogisch auf die kleinen Besucher des Aquariums ein. Sie erklärt nicht nur die Arbeit des Tauchers, sondern informiert auch darüber was jeder einzelne tun kann, um die Meere und ihre Bewohner zu schützen. Die Ausstellung über die Quallen finde ich besonders schön, denn das schwerelose Schweben dieser Meeresbewohner ist wunderbar beruhigend anzusehen. Ein bisschen aufregender ist es dann in den Touch Tanks, wo man kleine Rochen anfassen und streicheln kann. Hier kann man auch die Reaktion so manches weiblichen Besuchers beobachten, die von ihren männlichen Begleitern genötigt, die Rochen anfassen und die ungewöhnte Berührung mit viel Gequieke und Gekreische quittieren.
Nach ca. 3 h verlassen wir völlig erschöpft von den vielen Eindrücken das Aquarium. Es hat uns gut gefallen und gerade für Familien mit Kindern ist es eine tolle Empfehlung. Unsere Fahrt soll uns heute bis nach San Francisco führen. Da wir aber erst für morgen eine Buchung in SF vorweisen können, müssen wir uns noch mal Gedanken darüber machen, wo wir heute übernachten werden. Jetzt bekommen wir aber erst mal Hunger und müssen uns diesem menschlichen Bedürfnis widmen. Wir halten in Santa Cruz und besuchen ein Noah Bagels Restaurant, wo wir uns einen Lox Bagel und ein Double Decker Club Sandwich bestellen. Die Bestellung ist dabei angesichts der Vielzahl von Bagel- und Brotsorten, Zubereitungsarten, Belägen, Saucen etc. mindestens genauso kompliziert wie bei Subway. Endlich haben wir das Frage-Antwort-Spiel erfolgreich beendet und können uns niederlassen, bis Stephans Name aufgerufen wird.
Nach der wohlverdienten Stärkung fahren wir zum West Cliff Drive, wo wir am Lighthouse Point eine Pause einlegen. Am Drive findet sich ein heroisches Denkmal für die kalifornischen Surfer, das so kurz vor Halloween mit einem Pumpkin-Kopf geschmückt wurde und herrlich komisch aussieht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12550/PICT2575klein.JPG)

Am Lighthouse ist Surfer-Treff, und einige liegen auf ihren Brettern im Wasser, dessen Wellen aber wohl nicht genug hergeben. Es ist ziemliche Flaute und die meisten schaukeln nur gemütlich auf den Wellen. Die Surfbegeisterung ist unübersehbar, wie auch am Kennzeichen eines geparkten Autos zu sehen ist, auf dem steht J ♥2SURF. Auf einem Felsen vor dem Leuchtturm sitzen viele Seelöwen, die sich durch lautes Gebelle bemerkbar machen. Wir fahren am Drive entlang und stellen uns vor, wie schön es sein muss an dieser Uferpromenade eines der adretten Häuschen zu besitzen. Träumen muss ja erlaubt sein! Auf der Fahrt aus Santa Cruz heraus passieren wir den Santa Cruz Beach Boardwalk, einem fest installierten Jahrmarkt mit nostalgischer „Big Dipper“ Achterbahn aus dem Jahr 1924.
Die Stadt gefällt uns, obwohl es nichts Spektakuläres zu sehen gibt, ausgesprochen gut, denn sie scheint ein lebendiges Beispiel für das kalifornische Easy Going / Beach-Feeling zu sein. Wir fahren weiter an der Küste entlang, die hier bei weitem nicht mehr so aufregend und ansehnlich ist wie gestern in der Gegend von Big Sur.
Dennoch halten wir an einem kleinen State Park noch einmal an, weil wir hoffen, weitere See-Elefanten zu sehen. Ein kurzer Spaziergang führt uns zum Strand, wo uns aber nur eine eindrucksvolle Schar von Pelikanen begegnet. Die Tafeln, die vor See-Elefanten warnen sind dagegen überflüssig, denn es ist weit und breit nichts von diesen Tieren zu sehen. Stephan knurrt ein bisschen auf dem Rückweg, dass sich dieser Ausflug nun wirklich nicht gelohnt hätte, als vor mir plötzlich eine kleine Schlange über den Weg in die Wiese verschwindet. Irgendwie hatte ich geglaubt, dass es soweit nördlich keine Schlangen mehr gibt und bin entsprechend erschrocken. Aber die Hauptsache ist doch, dass Stephan sich über die Begegnung freut und der Fußweg sich nun doch noch gelohnt hat. Bald erreichen wir dann San Francisco, das wir aber erstmal nur durchfahren, um nach Berkeley zu kommen, wo wir heute übernachten wollen. Der Verkehr nimmt „Freitag Nachmittag Großstadt-Dichte“ an und wir fahren auf vielspurigen Highways zur Bay Bridge, die wir überqueren müssen. Wir fahren auf der unteren Fahrbahn und mir ist doch ein bisschen mulmig bei dem Gedanken daran, dass beim letzten Erdbeben Teile der oberen Fahrbahn die Autos der unteren zerquetscht haben. Jetzt also bitte bloß kein Erdbeben!
Wir kommen heil am anderen Ende an und stauen uns dann an Oakland vorbei bis nach Berkeley, wo wir endlich auf den Exit University Ave abfahren können. Wir wollen uns den Campus ansehen, der über 30.000 Studenten beherbergt. Dazu suchen wir zunächst das empfohlene Information Center an der Student Union an der Sproul Plaza. Es ist gar nicht so leicht, dieses im weitläufigen Gelände ausfindig zu machen und noch deutlich schwieriger ist es, einen Parkplatz zu finden. Wir kreisen immer und immer wieder um den Block, bis Stephan beschließt, auf einem University Parkplatz zu halten. Ein Parkticket zieht er nicht, weil wir ja gleich zurück sind. Nun ja, gleich ist dann doch eine Stunde später. Wir erkunden gleich ein wenig die Gegend, im Student Theater gibt eine Gasttruppe ein Schauspiel, aber Kartenpreise von $60 schrecken uns doch ab. Auch ein Volleyball-Spiel läuft, für das ich mich nun nicht begeistern kann bei $10 Eintritt. Schließlich erregen ein Schild mit der Aufschrift „South Asia Awareness Week“ und laut dröhnende Bollywood-Musik unsere Aufmerksamkeit und wir gehen in eine Halle, in der unter den Begeisterungsschreien der zumeist indischen Studenten indische Tanzgruppen wirklich filmreife Performances zum Besten geben. Es ist ein farbenfrohes und fröhliches Schauspiel, das mir dank ausgeprägter Bollywood-Begeisterung besonders gefällt.
Als die Vorführungen beendet sind, dränge ich darauf, erst mal wieder zum Auto zurück zu gehen. Als wir wieder am Parkplatz ankommen, will ein Campus Police Officer gerade einen Strafzettel unter unseren Scheibenwischer klemmen, denn wir haben ja kein Park Ticket gezogen. Stephan läuft zu ihm hin und erzählt ihm geistesgegenwärtig, dass wir nur Kleingeld tauschen waren, um ein Ticket ziehen zu können. Der Officer drückt ein Auge zu und lässt Stephan ein Park Ticket holen, woraufhin er den Strafzettel vernichtet. Puh, Glück gehabt! Ein kurzer Spaziergang über den mittlerweile dunklen Campus führt uns zum berühmten Campanile (Sather Tower), dem 94 m hohen Glockenturm, der das Gelände überragt. Dann machen wir noch einen Abstecher in die Kneipenszene unterhalb des Campus, die mit allerlei alternativ angehauchten Cafes und Restaurants ein lebendiges Beispiel für das amerikanische Studentenleben gibt. Allerdings nimmt die Anzahl von Pennern immer stärker zu je mehr wir uns vom Campus entfernen und auch die Gegend sieht immer schäbiger aus, so dass wir uns doch lieber wieder in die andere Richtung bewegen. Irgendwie hatte ich mir das Umfeld dieser so berühmten Universität doch etwas vornehmer vorgestellt.
Jetzt ist es an der Zeit, uns eine Unterkunft zu organisieren. An der University Avenue finden sich zahlreiche Motels, von denen einige aber mehr als schäbig aussehen, so dass wir eine Weile suchen, bis wir eine annehmbare Absteige finden. Sie wird von einem Inder geführt, einer Volksgruppe, die generell sehr stark hier vertreten zu sein scheint, sowohl auf dem Campus selbst als auch in der näheren Umgebung, wo viele indische Restaurants zu finden sind. Nach unserem Awareness Week-Erlebnis kommen wir zum Schluß, dass ein indisches Abendessen genau der richtige Ausklang des Abends wäre. Stephan befragt also unseren Motelbesitzer nach Empfehlungen, der uns freudig an das India Palace Restaurant verweist.
Es ist gut besucht aber wir finden noch einen Platz für uns. Chicken Tikka Masala und Lamb Tikka Masala schmecken wunderbar und bald verwickelt uns eine Kellnerin in ein Gespräch, als sie wissen will, ob wir Niederländer seien. Sie hatte gehört, wie ich zu Stephan etwas sagte und es hatte sich für sie wie Niederländisch angehört. Sie hat eine Weile in den Niederlanden gelebt, bevor sie hierher kam. Treuherzig und ohne sich durch die bösen Seitenblicke ihres Chefs im mindesten aus der Ruhe bringen zu lassen, belagert sie unseren Tisch und erzählt uns von ihrem Leben, das angesichts der Tatsache, dass sie aus der Mongolei stammt, recht bewegt ist. Nun lernt sie Englisch und hofft, eines Tages auch in Berkeley studieren zu können. Wir reden über dies und das und sie scheint sehr erfreut, so ihr Englisch zu erproben und Neues aus der Welt zu erfahren. Sie singt uns sogar ihr Lieblingslied aus einem Bollywood-Film vor und wir können gerade noch abwehren, als sie uns dazu bringen will, mit einzustimmen. Schließlich reicht es dem Chef und er gibt ihr zu verstehen, dass sie sich auch mal wieder um die anderen Tische kümmern müsste. Wir beenden unsere Mahlzeit und kehren in unser Motel zurück. Nun sind wir also schon am Endziel unserer Reise angelangt und es steht nur noch der Besuch von San Francisco auf dem Programm, bevor wir wieder zurückfliegen. Und so mischt sich auch ein bisschen erste Wehmut in die Gedanken, als ich beim Einschlafen den Tag und seine Erlebnisse Revue passieren lasse.

Übernachtung: Travel Inn Berkeley, 67 Euro
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Ole Miss am 27.01.2006, 14:03 Uhr
Zitat von: fritz.s
@ ole miss
wann gehts endlich weiter??
Mit dem Wetter habt ihr ja noch Glück gehabt. Wir sind schon mal gefahren und da hatte es von Frisco bis kurz vor LA nur Nebel mit Sichtweiten z.T. unter 5 metern  


Du hast es aber eilig. Ich tu, was ich kann.  :lol:

Ja, über das Wetter konnten wir uns wirklich nicht beklagen, es war wirklich drei Wochen am Stück absolut urlaubsgeeignet... wir hatten echt Glück!  Gerade an der Küste und in SF soll es ja manchmal auch ganz schön häßlich sein!

Ole Miss  :wink:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Schalker am 28.02.2006, 08:27 Uhr
Haaalllooooo!
Noch jemand da?

Ich habe in den letzten Tagen (scheinbar) heimlich mitgelesen und bin jetzt ziemlich erschreckt, die Autorin hat sich wohl eine Schaffenspause gegönnt. Und das an einem der "big points" in San Francisco.

Wir wollen im September den Südwesten erleben, u.a. mit 3 Tagen San Francisco. Da es noch lange 6 Monate sind :cry: , helfe ich mir meine Sehnsucht mit den Reiseberichten hier im Forum zu stillen. 8)

Also Ole Miss, ich hoffe Du bist bald wieder online...

Schönen Gruß vom
Schalker  :usa:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: Anonymous am 25.04.2006, 11:50 Uhr
Haaaallooo,

 :?  :?: [schild=4 fontcolor=00008B shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Niemand mehr da????[/schild]

Wir möchten gerne weiter mitfahren!!

[schild=1 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Bitte, Bitte[/schild]
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: jochenrosi am 25.04.2006, 11:56 Uhr
:oops:

Sorry, Gast waren wir.  :roll:
Titel: Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
Beitrag von: USAflo am 25.04.2006, 16:14 Uhr
Moin!

Habe den Reisebericht heute entdeckt und finde ihn echt klasse  :P , auch weil wir in ca. 3 1/2 Wochen eine ähnliche Tour machen  :D .
Ich hoffe dein SF-Bericht kommt bis dahin noch  :!:  Würde mich sehr interessieren!

Tschau