10.3.2010
Heute morgen hiess es Abschied nehmen von Tuscon. Mit einigen Startschwierigkeiten waren es doch ein paar tolle Tage gewesen, die schon jetzt nach einer Wiederholung riefen. Denn es gab noch einiges zu sehen, was wir aus Zeitgruenden ausgelassen hatten.
Nach dem Fruehstueck im Hotel checkten wir aus und machten uns erst einmal auf dem Weg nach Sueden. Denn wir wollten heute morgen noch einmal bei der San Xavier del Bac Mission vorbeischauen. Bei dem heute vorherrschenden strahlenden Sonnenschein muesste die Missionskirche ja nahezu schon von Weitem erstrahlen.
So ungefaehr war es dann auch. Was fuer ein Unterschied!! Kein Vergleich zu den Bedingungen von vor zwei Tagen. Selbst von der Pfuetze war sogar noch etwas uebriggeblieben und ich hatte mal wieder so etwas wie einen Reflektionsanfall. Allerdings konnte man die Missionskirche dieses mal nur in kunstvollen Verrenkungen mitsamt der Pfuetze ablichten.
Sowiel zum Thema Fruehgymnastik. Viel los war heute morgen nicht, wir schlenderten noch einmal ausgiebig ueber das gesamte Gelaende. Nur allzu lange wollten wir uns heute nicht aufhalten, da wir noch einiges geplant hatten.
Zuerst aber stand die Fahrt nach Westen an, via Highway 86 nach Why. Wir wollten mal wieder dem Organ Pipe Cactus NM einen Besuch abstatten. Nachdem es im Dezember 2008 wettermaessig nicht so praechtig aussah, wollten wir heute einiges nachholen. Und bei den Bedingungen von heute mit strahlendblauen Himmel und wesentlich waermeren Temperaturen als in den letzten Tagen sah das auch sehr vielversprechend aus.
Die Fahrt zog sich ganz schoen, zumal es eigentlich nur immer geradeaus ging. Eine verwaiste Borderpatrol Station war nahezu die einzige Abwechslung auf der Fahrt, sieht man mal von der Invasion unzaehliger Rvs ab. Wahrscheinlich alles Snowbirds, die nun hier in Arizona versuchten, ein paar Sonnenstrahlen zu tanken.
Dann aber war Why erreicht und wir bogen auf den Highway 85 nach Sueden ab. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Organ Pipe Cactus NM. Auch die Landschaft aenderte sich wieder grundlegend und hatte nun wieder vielmehr etwas von der typischen Sonora Desert mit Ocotillos, Barrel Kakteen, Shrubs und Palo Verde Baeumen. Hier und da bluehte es ganz wunderbar gelb am Strassenrand. Es waren die Desert Marigold, die hier ihre Bluetenpracht zur Schau stellten sowie unzaehlige Brittlebushs.
Und dann hatten wir auch schon den Parkeingang erreicht. Praechtige Saguaros sowie einige Organ Pipe Kakteen begruessten uns mit weit ausgebreiteten Armen. Einfach nur schoen.
Am Visitor Center stoppten wir kurz und schauten noch im Bookstore vorbei. Erneut wanderte ein Bestimmungsbuch in unseren Besitz, davon konnte ich ja nie genug bekommen.
Als naechstes stand erneut der Ajo Drive auf dem Programm. Dieses Mal sogar mit Sonnenschein und blauen Himmel. Die Staubstrasse stellte keinerlei Schwierigkeiten an unser Gefaehrt und wir hielten immer wieder an, um die wunderbare Landschaft festzuhalten.
Und dann sahen wir sie in voller Bluetenpracht – Mexican Poppies!! Genau das hatten wir uns ja so gewuenscht. Auch wenn wir noch ein paar Tage zu frueh dran waren. Aber die ersten bluehenden Poppies sahen schon sehr vielversprechend aus.
Der naechste Stop liess nicht lange auf sich warten. Wunderschon bluehende Ocotillos hatten unsere Aufmerksamkeit geweckt. Diese zu den Sukkulenten gehoerten Wuestenbewohner konnten sogar mehrfach im Jahr bluehen. In der Regel aber machten sie dies einmal im Fruehjahr und einmal im Herbst. Die zarten gruenen Blaetter warfen sie bei zu grosser Hitze einfach ab.
Etwas weiter entdeckten wir ein wunderschoen gewundenes Exemplar eines Saguaro Kaktus. Dieser hatte seine imposanten Arme weit nach unten haengen. Sicherlich eine tolles Exemplar, um die Blueten zu fotografieren. Die weit runterhaengenen Arme waren jedenfalls ein Zeichen, das dieser Saguaro irgendwann einmal zuviel Kaelte, wenn nicht sogar Frost abbekommen hatte. So eine Kaelteperiode ueber mehrere Tage sorgte dafuer, das das Gewebe schwach wurde und der Kaktus sein Gewicht nicht mehr laenger tragen konnte.
Und immer wieder gab es praechtige Exemplare an Organ Pipe Kakteen zu sehen, die wirklich wie Orgelpfeifen aussahen. Manche Exemplare waren so riesig, das man sich locker dahinter verstecken konnte.
Wir entdeckten das naechste groessere Feld an Mexican Poppies. Das war ja sowas von toll. Nur der Wind war etwas aergerlich. Denn es war damit gar nicht so einfach, die gelben Blueten richtig abzulichten. Ausserdem musste ich mal wieder etwas herumexperimentieren. Ich lag mehr vor den Bluemchen als das ich mich hinkniete.
Hier war allerdings Vorsicht angesagt. Denn ueebrall verbargen sich so nette Anhaengsel von den Teddybear Chollas, die mit allergroesster Vorliebe versuchten, sich irgendwo festzuhaken. Und wie ein Stachelschweinchen wollte ich garantiert nicht aussehen.
Es ging hinauf Richtung Diablo Mountains und an den Suedhaengen war alles gelb voll Poppies. Einfach nur phantastisch. Schade, das wir noch etwas zu frueh dran waren. In ein oder zwei Wochen muesste das alles ziemlich klasse aussehen.
Am Arch Canyon stoppten wir kurz, um den Arch zu fotografieren. Auf den Hike hatten wir heute keine Lust, da wir fuer den Spaetnachmittag noch etwa anderes geplant hatten. Aber auch so vom Parkplatz aus sah der Arch sehr eindrucksvoll aus.
Wir fuhren den Rest des Loops und hielten immer wieder fuer ein paar Bilder an. Hier gab es definitiv noch einiges zu entdecken. Die anschliessende Fahrt auf dem Highway 85 nach Norden liess uns noch einmal stoppen. Denn auf einem kleinen Hang gab es wieder unzaehlige Poppies zu sehen. Die mussten wir einfach noch einmal genauer betrachten. Besonders mit dem Saguaro Kaktus im Hintergrund wirkte das besonders gut.
Nun ging es aber weiter bis nach Ajo. Hier hatten wir noch etwas besonders vor. Kurz vor unserer Kaktusreise entdeckten wir in einem Fotobildband von Jack Dykinga wunderschoene Bilder aus einer Gegend in der Naehe von Ajo, die sich Cabeza Prieta Wildlife Refuge nannte. Das klang hochinteerssant und nach einigen Recherchen im Internet entdeckten wir, das es in Ajo ein Visitor Center gab, wo man sich ein Permit fuer dieses Gebiet holen konnte. Und genau das wollten wir jetzt machen. Denn wir waren einfach viel zu neugierig geworden.
Da Visitor Center hatte auch noch auf, so stand unserer Erkundung nichts mehr im Wege. Alle Besucher der Wilderness Refuge mussten entweder online oder vor Ort ein Permit besorgen, das kostenlos erhaeltlich war. Zusaetzlich mussten wir ein Military Hold Harmless Agreement unterschreiben, da man in etlichen Ecken des Wilderness Refuge in den Bereich der Barry Goldwater Range unterwegs war, einem riesigen Militaergebiet. Ausserdem bekamen wir noch jede Menge Infomaterial ausgehaendigt, wo unzaehlige Regulationen und Verhaltensregeln aufgefuehrt waren. Eine ziemlich spannende Sache also.
Normalerweise musste man am Eingang zur Wilderness Area eine Telefonnummer anwaehlen und dort seine Permit Nummer durchgeben, ehe man den Zugang gewaehrt bekam. Da wir aber sehr spaet am Nachmittag dran waren, entfiel das und die Rangerin arrangierte alles.
Wir wollten sowie nur einmal reinschnuppern und sollte uns die Ecke gefallen, wollten wir in der Zukunft die sogenannte Camino del Diablo – den Teufelshighway fahren, der ueber 100 Meilen lang war und sowohl direkt an der mexikanischen Grenze als auch durch die Barry Goldwater Range fuehren wuerde.
Jetzt ging es jedenfalls erst einmal 2 Blocks nach Norden, ehe wir dann links auf die Rasmussen Road abbogen. Wir wollten schauen, wie weit wir auf der Charlie Bell Road kommen wuerden. Diese fuehrte zum Charlie Bell Pass, einem gebiet, in dem man auch winderbar wandern konnte.
Schon gleich nach einer knappen Meile wurde eine gute gegradete Dirtroad daraus. Nach insgesamt knapp 5 Meilen erreichten wir dann das Eingangsschild zum Wildlife Refuge. Hier muste man normalerweise das Telefonat fuehren, was bei uns natuerlich entfallen war.
Die Landschaft war wirklich wunderbar. Unzaehlige Cholla Kakteen standen wie ein riesiges stacheliges Heer in der Spaetnachmittagssonne und wurden angeleuchtet. Dazu ueberall die Saguaros.
Wow, die Ecke war wirklich ein wundervolles Juwel. Wir kamen gar nicht dazu, besonders weit zu fahren, andauernd mussten wir anhalten und Bilder machen.
Die Sonne sank schnell tiefer und die gesamte Gegend wurde in ein goldgelbes Licht getaucht. So langsam mussten wir usn Gedanken machen, wo wir ein paar Sunset Shots machen wollten. Wir parkten an einer nahezu zugewucherten Seitenstrasse und erkundeten zu Fuss die Gegend. Etwas mehr Zeit waere noch ebsser gewese, aber man konnte ja nicht alles haben.
Letztendlich entdeckten wir aber doch ein paar schoene Saguaros, die eine wundervolle Silhouette gegen den beleuchteten Himel bildeten. Ach, war das schoen.
Zurueck am Auto war ersteinmal Dinnertime angesagt. Unsere mitgebrachten Sandwichs von Subway wurden nun von uns hier mitten in der Wilderness verspeist. Anschliessend marschierten wir noch einmal los, denn ich wollte ein paar Nachtaufnahmen mit den Kakteen machen.
Zu diesem Zweck hatte ich mir meine Headlamp mitgenommen. Nach einer Weile entdeckte ich ein geeignetes Exemplar. Mittlerweile waren die Sterne erausgekommen und standen wie funkelnde Diamanten am Himmel. Und Orion stand direkt ueber meinem ausgewaehlten Kaktus. Irgendwie toll.
Hier erfolgte also mein erster Versuch, einen Kaktus mit Sternenhimmel abzulichten. Dazu beleuchtete
ich den Kaktus mit der Headlamp und richtete zusaetzlich die Kamera darauf. Ich startete mit einer gut 15 Sekunden langen Belichtung.
Irgendwie interessant. Es wurde fix komplett dunkel und der Sternenhimmel hier draussen war ein Traum. Ich versuchte weitere Bilder mit dem angeleuchteten Kaktus sowie einer Langzeitbelichtung. So ganz habe ich nicht herausgefunden, wie man es richtig gut macht, denn irgendwie war trotzdem ziemlich viel Noise im Bild. Und der rote Himmel waren die gut 20-25 Meilen entfernten Lichter von Ajo, die dem ganzen ein ziemlich ungewoehnliches Aussehen gaben.
Aber genial war es trotzdem, hier so mitten in der Wueste zu stehen und Kakteen anzuleuchten, hi hi.
Nach einer Weile fuhren wir dann im Stockdunkeln zurueck. Die Strecke war auch problemlos zu meistern.
Weiter ging es auf der 85 Richtung Norden nach Gila Bend, wo wir wieder im Best Western uebernachteten. Eine Border Patrol gab es noch unterwegs, ansonsten war die Fahrt ereignislos gewesen.
Wir checkten ein und ueberspielten noch fix unsere Bilder, ehe wir dann muede in unsere Betten fielen.