Ein Fazit… wo fange ich an? Im Prinzip war es ein fast perfekter Urlaub.
Dass es uns super gefallen hat, habe ich ja schon mehrfach erwähnt – die einzigen „Probleme“ waren eigentlich Astrids Fuß und die Bear Management Areas. Der Rest hat – egal ob Wetter, Gruppendynamik oder Auto – einfach nur gepasst.
Kommen wir also gleich zu einer eher nüchternen Betrachtung:
Planung: Hat die Planung gepasst?
Waren es die richtigen Ziele? Ja. War die Planung zeitlich machbar? Ja. Um es kurz zu machen: ja, die Planung hat gepasst.
Eine Ausnahme bildet ein wenig der Yellowstone – der bekommt ein eigenes Kapitel.
Ich muss sagen, dass es sogar fast erschreckend ist, wie gut die Planung gepasst hat. Einfach die Liste abzuarbeiten und bei Bedarf einfach den entsprechenden Plan B zu wählen… das war easy-going. So viel Gedanken ich mir im Vorfeld mache… so stupide bin ich gerne vor Ort.
Die gute Vorbereitung und die fast immer vorhandene Online-Anbindung hat für mich also alles recht entspannt gemacht. Wäre nicht die Sache mit den Waypoints gewesen… sogar sehr entspannt.
Kommen wir noch kurz zur Fahrstrecke: sämtlich Abstecher hatte ich so oder so ähnlich schon mal angedacht und bin bei einer solchen Variante auf 3873 Meilen gekommen. Als ich das Auto abgegeben habe, standen 4811 Meilen „auf der Uhr“. Die Abweichung finde ich vernachlässigbar…
Durch die langen Tage waren Fahrstrecken auch gut machbar – man saß nie einfach nur im Auto.
Außerdem kam die Frage auf, ob das nicht zu viele (teilweise völlig unterschiedliche) Highlights auf einmal sind. Ich will nicht verleugnen, dass insbesondere die Mädels teilweise nicht mehr wussten was wir „gestern“ oder „vorgestern“ gemacht haben – einfach weil es so viel war. Aber im Nachhinein (mit Unterstützung durch Fotos) war das kein Problem und man erinnert sich sofort wieder. Wir würden das wieder so dicht packen. Also langweilig wurde es nie.
Jahreszeit: „Yellowstone via Southwest“ im Mai? Ist das sinnvoll?
Wir hatten ja mit dem Wetter richtig Glück – so warm und sonnig war es wohl im Mai schon lange nicht mehr. 2011 sah es sogar im Juni noch „schlechter“ aus!
Und trotzdem ging vieles im Yellowstone nicht wegen Schnee, Matsch oder Bear Management. War es also eine gute Entscheidung eine „Yellowstone-Tour“ im Mai zu planen? Ein klares „jein“.
Wir hatten Glück mit dem Wetter, es war tagsüber angenehm sonnig und warm und wir hatten auch nicht zu viel Dampf über den Pools und haben viele Jungtiere gesehen. Auch ein paar wenige Blumen, aber dafür war es eigentlich noch zu früh. Ganz sicher bereuen wir es nicht – aber wir werden wohl wiederkommen „müssen“. Irgendwann im Sommer oder Herbst. Es gibt Schlimmeres.
Wer Jungtiere sehen will, dem empfehle ich den Juni. Durchschnittlich werden das Wetter und die Schneelage wohl wie bei uns sein. Aber weniger Bear Management und damit (fast) alle Möglichkeiten. Die Straßen sollten jedenfalls alle auf sein. Da es nach Memorial Day ist, wird es wohl mehr Touristen geben, aber man kann diesen auch besser entkommen, weil die Trails alle offen sind. Diese Empfehlung gilt natürlich nur für Leute wie uns, die gerne richtig hiken wollen.
Im Hochsommer kann man wohl nichts falsch machen – wenn man viele Mitmenschen mag.
Interessanter wird da wieder der Herbst (nach Labour Day) mit seiner Brunftzeit und den riesigen Geweihen. Es kann dann zwar jederzeit ein Wintereinbruch kommen, aber der Schnee liegt dann nicht gleich mehrere Meter hoch.
Ähnliches gilt natürlich auch für Grand Teton und die Rocky Mountains in Colorado – nur vielleicht nicht ganz so verschärft...
Für die klassischen „Southwest-Ziele“ waren das Wetter und die Jahreszeit perfekt. Überall Blüten, nicht zu heiß, … nur das Wasser war noch zu kalt oder die Hotelpools teilweise noch „geschlossen“. Manche Ziele (z.B. „Apache-Trail“) hätten ohne blühende Pflanzen einiges an Faszination verloren.
Insgesamt war es also die richtige Entscheidung, allerdings hat sie mehr auf Glück beruht, als ich das im Vorfeld dachte.
Ziele: Wie haben uns die einzelnen Ziele im Vergleich gefallen?
Wirklich jedes einzelne Ziel völlig separat zu betrachten ist mir zu aufwändig und eigentlich auch nicht praxisrelevant. Also habe ich mir mal die Mühe gemacht, die einzelnen Ziele zu clustern – als Tagesausflüge (zumindest grob). Nicht unbedingt in der Reihenfolge, wie wir das gemacht haben, aber das spielt ja keine Rolle.
Und zu bewerten: ***** bedeutet „wirklich außergewöhnlich toll mit dem gewissen Etwas“. Der Arches NP würde das z.B. bei Landschaft bekommen, weil der Park toll (****) und der Delicate Arch bei Sunset ein absolutes Highlight war.
* bedeutet hingegen „nicht wirklich vorhanden oder eher unangenehm“. Natürlich ist das äußerst und explizit subjektiv.
- Peralta Trail, Tonto NM, Apache Trail, Lost Dutchman SP
Fotografieren ***, Szenerie ***, Tierwelt **, Flair *, Shopping *, Relaxing **
Es hat uns dort gut gefallen – die erwähnten Ziele kann man auch in einem großen Loop machen. Müsste ich mich entscheiden, würde ich den Peralta Trail oder den Lost Dutchman SP nehmen – zumindest wenn ich „richtig“ wandern will. Ansonsten den auch sehr schönen Tonto mit seinen mannigfaltigen Kakteen und Greifvögeln.
Außerhalb des Frühlings kann man jeweils * abziehen. Gleiches gilt für den Lost Dutchman ohne Sunset – der macht aus einer „netten Umgebung“ ein kleinen Knaller.
- Sedona, Redrock Crossing / Crescent Moon, West Fork of Oak Creek Canyon
Fotografieren **, Szenerie **, Tierwelt *, Flair **, Shopping ***, Relaxing *
Ich habe ja schon im Bericht geschrieben, dass wir es ganz nett, aber nicht beeindruckend fanden. Der West Fork Trail ist nett, aber könnte auch in Europa sein. Einen größeren Umweg lohnt Sedona imho nicht. Sedona hat zwar Flair, aber vermutlich sind wir nicht vergeistigt genug dafür…
- Blue Canyon, Pillars of Hercules, Coalmine Canyon
Fotografieren ****, Szenerie *****, Tierwelt *, Flair *, Shopping *, Relaxing *
Eine Überraschung! Ganz tolles Ziel, dass sich auf vielen Routen einbauen lässt und auch nicht unbedingt viel Zeit in Anspruch nimmt.
- Canyon de Chelly NM, Hope Arch
Fotografieren ****, Szenerie ***, Tierwelt **, Flair *, Shopping *, Relaxing *
Der Canyon de Chelly wirkt auf guten Fotografien imho besser als in der Realität. Trotzdem hat der Park was – Leben unten im Canyon. Die Pferde sind auch besonders… Der Hope Arch hat uns aber klar besser gefallen (4WD&HC erforderlich) – ohne diesen kann man jeweils * abziehen. Einen größeren Umweg würde ich allerdings trotzdem nicht mehr fahren.
Fans von Indianerruinen können hier noch * erhöhen.
- Bisti Badlands, Shiprock, Farmington
Fotografieren ****, Szenerie ****, Tierwelt *, Flair *, Shopping ***, Relaxing *
Der Shiprock ist eine nette Beigabe der umso interessanter wird, je näher man ihm kommt. Die Bistis sind schon etwas ganz Besonderes und ich empfinde alle 3 Loops als gleichwertig. Passionierte Explorer können sicher auf ***** erhöhen.
Fans von Indianerruinen finden hier in der Nähe noch einige interessante Ziele.
- Monument Valley, Goosenecks SP, Mulie Point, Valley of the Gods
Fotografieren ****, Szenerie ****, Tierwelt *, Flair ***, Shopping *, Relaxing *
Das Monument Valley hat einfach etwas Magisches… und ist wunderschön. Dürfte man ohne Führer auf eigene Faust wandern wären sicherlich ***** drin. Die anderen Ziele kann man mitnehmen, muss man imho aber bei Zeitmangel mit Ausnahme des Gooseneck SP (kurzer Aufenthalt reicht) nicht unbedingt.
- Canyonlands NP Needles District, Moab, Scenic Byway 128
Fotografieren ***, Szenerie ****, Tierwelt *, Flair **, Shopping *, Relaxing **
Der Needles District hat was – keine Frage. Es hat uns dort besser gefallen als erwartet, denn die Bilder fanden wir meistens nicht sooo toll. Vieles haben wir aber gar nicht gesehen, wie z.B. den Angel Arch oder den Druid Arch. Könnten damit ggf. sogar * mehr werden…
Moab hat einen gewissen Flair, aber zumindest die Mädels finden den Ort nicht sooo toll. Ich mag Moab.
Den Scenic Byway fanden wir inkl. Fisher Towers allerdings ziemlich enttäuschend.
Natürlich könnte man das perfekt mit dem Island in the Sky District, dem Dead Horse Point SP und dem Arches NP verbinden. Dann wäre eine ***** Bewertung obligatorisch. Die einzelnen Ziele unterscheiden sich zu sehr um hier eine Priorisierung zu empfehlen…
- Colorado NM, Glenwood Springs, Highway 82, Aspen, Maroon Bells, Rifle Falls SP
Fotografieren **, Szenerie ****, Tierwelt ***, Flair ***, Shopping ****, Relaxing ***
Das National Monument hat uns jetzt nicht wirklich vom Hocker gerissen, ist aber bei der Durchreise sicher einen kurzen Abstecher wert. Glenwood Springs hat uns als Ort sehr gut gefallen – schön relaxen im Stadtpark oder im Schwimmbad mit den heißen Quellen. Auch eine ordentliche Mall gibt’s. Die Landschaft in der Gegend und dann vor allem am Highway 82 ist bemerkenswert schön. Und ab Juni/Juli ist Maroon Bells sicher genial (Potential für *-** mehr) und im nahen Aspen kann man schön flanieren und Kaffee trinken.
Der Rifle Falls SP sah auch ganz nett aus, ist aber sicher kein Highlight. Einfach eine sehr schöne Gegend, das nordwestliche Colorado…
- Fantasy Canyon, Flaming Gorge NRCA
Fotografieren ****, Szenerie ***, Tierwelt *, Flair *, Shopping *, Relaxing ***
Das Flaming Gorge ist ganz nett – vor allem zur Durchreise. Es bietet diverse Fotostops und auch einen Badestrand.
Ein wirkliches Highlight ist aber eher der kleine Fantasy Canyon. Die Formen sind hier noch wilder als in den Bistis, dafür die Farben (noch) blasser. Aber sehr schön – auch ohne „Tea Pot“. Den Abstecher würde ich allerdings nur machen, wenn mich das nahe Dinosaur NM interessieren würde (uns nicht), oder wenn man auf der Durchreise ist. Dann lohnt sich unbedingt auch der 2-stündige Abstecher von Vernal zum Canyon.
- Grand Teton NP, Jackson
Fotografieren *****, Szenerie ****, Tierwelt *****, Flair *, Shopping ***, Relaxing **
Die Szenerie ist sehr schön – die Berge, die Seen und auch die Scheunen. Teilweise könnte man sich auch in den Alpen befinden, aber das ändert daran nichts. Der Star sind ist hier aber ganz klar die Tierwelt. Wir hatten hier unsere Bär-Begegnung (eigentlich das Highlight der Reise) und haben unzählige Moose gesehen – diese sind wohl im Yellowstone deutlich seltener…
Und Jackson ist ein schönes, wenn auch touristisches Städtchen. Kein Vergleich zu West Yellowstone zum Beispiel…
- Yellowstone NP: West Thumb & Fishing Bridge District
Fotografieren *****, Szenerie *****, Tierwelt ***, Flair *, Shopping *, Relaxing *
Hier gibt es einige hübsche Pools und Mudpots. Und wunderschöne Ausblicke auf den Lake Yellowstone und die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Traumhaft schön, wobei ich mir vorstellen könnte, dass die Attraktivität *-** einbüßt, wenn der See nicht mehr teilweise zugefroren ist.
- Yellowstone NP: Lamar Valley & Mammoth Hot Springs District
Fotografieren ****, Szenerie ***, Tierwelt *****, Flair *, Shopping *, Relaxing *
Das Lamar Valley ist für mich eine Art Serengeti des Nordens. Die Chance Wölfe zu treffen sind immer noch minimal – aber wenn, dann hier. Große Bisonherden? Rams? Findet man alles am ehesten hier…
Landschaftlich schön, aber nichts wirklich Besonderes. Thermal Features gibt es dann bei Mammoth Hot Springs, welches wohl sehr unterschiedlich viel Wasser führt – und die Wassermenge ist entscheidend für die Wirkung. Bezogen auf die letzten Jahre hatten wir in dieser Hinsicht wohl eher Glück.
- Yellowstone NP: Old Faithful & Madison District
Fotografieren *****, Szenerie ****, Tierwelt ***, Flair ****, Shopping *, Relaxing *
Klar ist das Gebiet um den Old Faithful sehr touristisch, aber das alt-ehrwürdige verströmt einen gewissen Flair. Man merkt hier, dass der Yellowstone der älteste NP der Welt ist.
Die Dichte und „Qualität“ der Thermal Features ist atemberaubend und der Morning Glory Pool und der Grand Prismatic Spring würde schon jeder für sich eine ***** Wertung rechtfertigen. Der Grand Prismatic Spring von oben sprengt imho sogar die Wertungsskala.
Aber auch viele Bisons, tote Wälder und kleine Flüsschen gibt es hier. Vor allem im Morgenlicht locker **** wert.
- Yellowstone NP: Canyon & Tower District
Fotografieren *****, Szenerie ****, Tierwelt **, Flair *, Shopping *, Relaxing *
Während uns der Tower District nicht so überzeugt hat, hat es der Canyon District umso mehr. Dazwischen liegt noch der bei uns noch gesperrte Dunraven Pass mit dem berühmten Mt. Washburn Trail.
Aber schon der Canyon mit dem wunderbaren Regenbogen ist eine eigene Reise wert. Ganz klar *****.
- Park City, Jordanelle SP, Utah Lake SP
Fotografieren **, Szenerie ***, Tierwelt *, Flair ***, Shopping ****, Relaxing ****
Park City war der Austragungsort einer Winterolympiade und das merkt man dem Ort noch heute an. Touristisch aber mit Flair. Es gibt ein Outlet und den sehr schön gelegenen Jordanelle SP (mit Badestrand in den Bergen) in unmittelbarer Nähe. Der Utah Lake SP in Provo ist für gepflegtes Relaxing auch sehr angenehm, aber sicher kein Highlight.
- St. George, Snow Canyon SP, Valley of Fire SP
Fotografieren *****, Szenerie ****, Tierwelt *, Flair *, Shopping ***, Relaxing **
Der Snow Canyon hat uns so gar nicht vom Hocker gerissen, was sicher auch am Licht lag – aber nicht nur. Im benachbarten St. George findet man alles was man so braucht, aber das Outlet ist ein Witz.
Ein Ansammlung von vielen Knallern und eine Überraschung war das Valley of Fire. Ich hatte das als „ganz nett“ eingestuft. Ein Fehler. Tolle Formen und mit die krassesten Farben, die ich bisher gesehen habe. Und das eine Stunde von Vegas entfernt.
- Las Vegas
Fotografieren ****, Szenerie ****, Tierwelt *, Flair *****, Shopping *****, Relaxing *****
Ich denke viel schreiben brauche ich zu Vegas nicht. Es ist einfach eine Stadt der Superlative.
Sooo... und jetzt bin ich glaube ich wirklich fertig. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Gruß
Michael