22.01.2018 oder endlich DER Anreisetag2:57 Uhr brüllen mir die Ziffern meines Fitnesstrackers bei einem Kontrollblick entgegen. Wie immer soooooo aufgeregt vorm Flug. Warum hat das mit der Bordkarte nicht geklappt? Schaffen wir es noch, meine Schwester irgendwo in unserer Nähe unterzubringen? Wie wird meine leicht aviophobe Freundin Ruth den Start, den Flug und die Landung überstehen? Und wie wird es allen schlußendlich gefallen?
Fragen über Fragen.. aber von Anfang..
Um 4:30 sitzen 5 gemeinsam Reisende mit verquollenen Augen in der Lobby des Sheraton und greifen das Early-Bird Frühstück (Kaffee, Obst und Wasser) ab.
Am Check-In-Schalter noch mein Schwesterherz Iris neben uns umgebucht und die Bordkarten für Patrick entgegengenommen. Gut gelaunt schlendern wir zur Sicherheitskontrolle. Den fast schon liebgewonnenen 2. Sicherheitscheck meines Handgepäcks lasse ich geduldig über mich ergehen. Der Esel versuchts halt immer wieder mit den DKP (DonkeyKöddelPulver)
Auch beim anschliessenden kleinen Frühstück sind wir gut gelaunt, bis .. ja bis ich auf der Bordkarte des Hasen SSSS entdecke. Und nein, es handelt sich nicht um die Lautmalung von Ka, der Schlange, sondern um die gefürchtete Secondary Security Screening Selection. Von da an kann sich Patrick kaum noch beruhigen. Ich ziehe schnell Dr. goggel zu Rate, doch gegen die Hasen-Panik kommen auch meine Mantra-artigen Beruhigungsversuche nicht an.
Jetzt erstmal der Hüpfer im A319 bis London.
Wir starten 15 Minuten später und der Pilot kündigt frohgemut Turbulenzen an… kaum hat er das ausgesprochen, höre ich auch schon Ruth’s aufgeregte Stimme ein heiseres „hast Du gehört, Turbuleehenzenn“? rufen 😊
Das Sicherheitsvideo von BA ist witzig gemacht
Die Instruktionen kommen von (mehr oder weniger) bekannten Persönlichkeiten,wie z.B. Gordon Ramsay, Mr. Bean oder Gilian Anderson aus Akte X.
Die Turbulenzen hauen dann mich (!) statt Flugangst-Ruth um. Mit einem Reisekaugummi meiner grossen Schwester halte ich mich über Wasser und rette so den Boden des Fluggeräts vor einer schwallartigen Entledigung des Frühstücks.
In Heathrow folgen wir im Gänsemarsch brav den Connecting-Flight-Schildern.
Ich habe übrigens lange überlegt, was ich bequemes für den Flug anziehen kann... gelandet bin ich bei einer extrem weiten, allerdings auch extrem langen Stoffhose. Damit sie in den Sneakers nicht auf dem Boden schleift, habe ich sie mit Nadel und Faden modifiziert.
Durch die Bordkarten-Kontrolle vorm Sicherheits-Check. Doch hey, alle bekommen den Hinweis, sich bei einem „richtigen“ Menschen zu melden. Ist das jetzt die Auswirkung von „SSSS“.. quasi Sippenhaft für die Gang?
Ganz so wild ist es dann nicht. Der Bordkarten-Kontrolleur schaut nur nochmal Pässe und Bordkarten an. Seine Erklärung für die Extra-Wurst: die Bordkarten wurden daheim selbst gedruckt (oder für umsonst im Sheraton) und nicht am Airport. Klingt komisch – ist aber so. Patrick ist völlig euphorisch.. denkt er doch, daß diese Spezial-Behandlung schon alles war – doch weit gefehlt. Nach einem kleinen Shopping-Rundgang der Mädels, bisschen Rumsitzen und Zugfahrt zu den C-Gates wartet dort schon ein Abfertigungs-Drache und guckt auf die Bordkarten. Ein Blick auf die SSSS und wir dürfen alle schon durch das Boarding-Gate. Wir zwei müssen ein Stockwerk tiefer und die restlichen drei sollen oben warten. Der Hase muss mit einem indischen Mann in ein stilles Kämmerlein während ich draussen mit 5-9 Angehörigen vom Subkontinent warten darf.
Drinnen wischt der Zweit-Sicherheits-Fuzzi alles und jeden in Patricks Handgepäck ab.. Daneben noch die Hände, Schuhe und sonst noch so allerlei. Kann der mal bei mir daheim vorbeikommen und feucht durchwischen, wenn er das so gut kann? Nachdem das Schnelltest-Gerät nichts verdächtiges festgestellt hat,dürfen wir einen Raum weiter. Dort treffen wir auch auf den Rest der Bande und sind schließlich sogar als erstes an Bord… noch vor den Business-Gästen.
Ich beschliesse spontan künftig immer 4 S auf meine Bordkarte zu malen. Wer will schon mit dem Pöbel einsteigen?
Im Flieger richten wir uns ein… ich will Iris in eine halbfreie Mittelreihe scheuchen. Sie will aber lieber neben mir sitzen bleiben.. na schön. Die ersten Stunden vergehen mit Essen und Filme gucken.. ich habe vorab mal wieder „ovo-lacto-vegetarisch“ bestellt und bekomme mein Futter - die gleiche Pasta, wie später bei der üblichen Chicken-or-Pasta-Party für alle – als erstes… 😊 So liebe ich das.
Aber kurz nach der Ausgabe ruckelt es auch auf diesem Flug gewaltig und ich picke ob der Möglichkeit eines späteren wieder oben-raus-kommens eher mit mässigem Appetit im Essen rum. Der Bulgur-Salat ist recht lecker und auch die Pasta selbst durchaus geniessbar.
Sektion Film: Ich gucke „Abgang mit Stil“.. ein toller Film mit Morgan Freeman, den ich sehr mag. Sehenswert… mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
Natürlich wird auch dieser Flug irgendwann langweilig, ungemütlich und anstrengend. Sind wir bald daaaaa? Quengel..
Kennt Ihr das? Einmal ein nervendes Geräusch vernommen, kriegt man es nicht mehr aus dem Ohr. In der Mittelreihe schnieft eine dickliche Brillenschlange mittleren Alters in regelmässigen Abständen vor sich hin. Ich versuche es mal mit einem strengen Blick in seine Richtung. Soll er sich doch endlich mal die Nase putzen – HERGOTT!
Ein paar Impressionen:
Ich zappele rum und sehne mich nach einem Business-Flug.. also doch noch einen Film? Nee, es wird eine Doku über den Versuch einen Marathon unter 2 Stunden zu laufen „breaking 2“ heisst sie. An die Läufer unter Euch… schaut ihn an. Sehr interessant.
Die weiteren Filme „Girls Trip“ (im englischen Original) und „Silver Linings“ breche ich (sorry Bradley Cooper) beide nach kurzer Zeit ab. Ersteren wegen sehr viel ordinärer Albernheit und den zweiten wegen zu-anstregend.
Aber dann ist es endlich soweit… wir landen sogar noch 40 Minuten eher in San Francisco, als zuvor angekündigt. Juchheee!
Also theoretisch.. denn noch kreisen wir in der Luft und ich habe irgendwie das Gefühl, daß der Pilot den Airport nicht findet..
Zuerst gibt der Monitor ein enthusiastisches „5km bis zum Zielort“ an, um dann wieder auf 33km zu steigen. Nun ja, wir stehen um 13.45 Uhr an der Immigration .. ursprünglich war die Landung für 14 Uhr geplant. Also alles gut.
Unsere Neulinge sind sichtlich aufgeregt bis leicht panisch. Sie haben natürlich im Vorfeld viele Horror-Storys über die Einreise-Prozedur in den USA von „netten“ Mitmenschen gehört.
Wir 3 (Iris, Patrick und meine Wenigkeit) könnten eigentlich an die Automaten zur Einreise, aber wir wollen die USA-Virgins nicht allein lassen. Die Line zieht sich durch die halbe Ankunftshalle und wir fürchten schon stundenlang hier festzusitzen, aber es sind alle Schalter offen und dank einer sehr netten Beamtin darf ich sogar meine Schwester mit zur Einreise nehmen. Es war wahrhaft die netteste Immi-Lady, die wir jemals hatten. Ein bisschen Small-Talk hatten wir bislang zwar meist, aber diese hier verstrickt uns in ein Gespräch und wünscht mir am Ende sogar noch eine schöne Geburtstagsfeier in Vegas. Sehr nett!
Unsere Koffer kreiseln derweil schon auf dem Band und wir machen uns auf zum Air Train. Der Hase hat seit Wochen Alpträume, daß die vielen Koffer nicht ins Auto passen… schaun mer mal. Auf dem Parkdeck zeigen wir brav unser Bypass-Ticket bei Alamo vor. Der Mitarbeiter gibt uns einen Schlüssel (also keine Choice Line in SFO). Der Wagen auf Parkplatz Nr. 9 ist aber total zugeparkt und so bekommen wir den quer davorstehenden Ford Expedition in der Lang-Version. Was ein Schiff!
Die Jungs ergründen die elektrisch umklappbare 3. Sitzreihe und damit ist auch die Unterbringung von 5 großen und 2 (später 3) Koffern nebst Taschen kein Problem.
Navi hat das Teil leider nicht, aber unser Hotel – das Lombard Inn – ist leicht zu finden und wir belagern gleich die 3 vorgebuchten Zimmer.
Die Lage ist wirklich super.. fußläufig zur Wharf und Pier 39, Cable Car in der Nähe und auch der berühmte Abschnitt der Lombard Street ist nur einen Steinwurf weg. Man kann in der Ferne sogar den Ozean erkennen. Auch das Parkhaus findet meine Zustimmung. Hier sind die Parkplätze nicht so winzig, wie in den sonstigen Motels mit Gratis-Parkmögichkeit.
Die Zimmer sind schon sehr abgeranzt und es riecht komisch.. den Teppich will ich auch lieber nicht barfuß betreten. Das will ich allerdings in keinem US-Motel und packe die Sheraton-Slipper aus 😊 Die Betten haben offensichtlich neue Topper bekommen. Irgendwie mit Memory Foam.. fühlt sich beim draufsitzen jedenfalls sehr angenehm an. Aber keine Zeit zum Betten-Test… raus in die Stadt und zum nahegelegenen Mel`s Drive Inn und den ersten Burger des Urlaubs vertilgt. Dieses 50er Jahre Diner mit Jukeboxen auf den Tischen haben wir schon beim letzten San Francisco-Besuch kennen- und lieben gelernt.
Wir werfen Quarter in die Musik-Maschinen und essen lecker. Sandra, unsere Bedienung ist sehr nett und aufmerksam. Unsere Neulinge sind allesamt begeistert von dieser 1. Lektion in amerikanischer Serviceorienthiertheit.
Wie schon an anderer Stelle in Las Vegas festgestellt, steht auch hier auf der Rechnung eine „Tip“ Empfehlung incl. Beträgen für 15, 18 und 20%. Weil der Service wirklich hervorragend war, hat sich Sandra die 20% absolut verdient.
Es ist dunkel geworden und wir wollen natürlich noch die Golden Gate präsentieren. Mit dem Wagen gondeln wir hin und alle haben Gänsehaut. Ich frage mich allerdings, muss die Stadt sparen oder war die schon immer so spärlich beleuchtet? Oder gibt es die Beleuchtung der „Schnüre“ in echt gar nicht und ich bin einer Fotomontage aufgesessen?
Anyway… alle machen Bilder von dem berühmten Bauwerk und auf dem Heimweg versorgen wir uns noch mit ein paar dringenden Notwendigkeiten.. Wasser, Coke, Lippenpflege und was Süsses für die Kleinen 😊
Erst 19.15 Uhr Ortszeit und ich hatte eigentlich die Losung ausgegeben, frühestens um 20 Uhr zu Bett zu gehen. Aber alle sind platt und verabschieden sich auf die Zimmer. Ich mache noch ein paar Notizen für den Reisebericht und leiste dann dem schnarchenden Hasen Gesellschaft im Traumland.
Fazit: Anreisetage sind stressig, aber es ist auch wunderschön anzukommen. Liegt doch der ganze Urlaub quasi jungfräulich vor einem.
Essen: Mel`s Drive Inn 98$ ohne Tip
Hotel: Lombard Inn 271$ für 2 Nächte