Mittwoch, 27.03.2019: Heading northHeute bin ich schon wieder um 6:00 auf den Beinen. Passiert mir zuhause wochentags nur sehr selten. Aber hier gibts auch deutlich mehr zu erleben als den alltäglichen Weg ins Büro.
Zum Mobius Arch sind es vom "Explorer Inn" nur 8 Minuten Fussweg. Perfekt, um deutlich vor Sonnenaufgang dort zu sein. Am Trailhead Parkplatz ist kein Auto zu sehen. Ich schätze, der Mobius gehört mir heute morgen ganz alleine
Sierra Nevada im Morgenlicht:
Mobius Arch, noch vor Sonnenaufgang:
Man in the Mobius
Noch mehr Mobius:
Und wieder der wunderbare Lathe Arch:
Gegen 7:10, also reichlich nach Sonnenaufgang kommt dann doch noch jemand. Eine ältere Amerikanerin, die mit ihrem iPhone fotografiert. Normalerweise tue ich sowas ja als "Knipserei" ab, aber die nette Dame sucht nach ungewöhnlichen Motiven. Gefällt mir. Wir unterhalten uns kurz, gehen uns fotografisch kollegial aus dem Weg und freuen uns beide am wunderbaren Morgen und geniessen die Einsamkeit hier draussen.
Zurück am Auto packe ich meinen Krempel zusammen, brate ein Frühstück (keine Bilder, ihr wisst ja jetzt, wie das aussieht
) und mach mich dann langsam auf den Weg runter nach Lone Pine. Die paar wenigen Meilen auf den dirt roads in den Alabama Hills haben den Explorer sichtlich verstaubt. Aussen stört mich das nicht, aber auch innen ist es merklich staubig. Unschön, vor allem für den Fotokram. Kamera und Linsen werden erstmal mit einer alten Zahnbürste entstaubt. Nicht dass es der Fuji etwas ausmachen würde... aber es stört mich einfach
Kurz nach neun bin ich dann wieder in "downtown" Lone Pine und nutze den Aufenthalt in der "grossen" Stadt um mal ins dienstliche E-Mail zu schauen.
downtown Lone Pine: Very relaxed!
Man solls ja nicht tun auf Reisen, aber ich habe eine gewisse Hoffnung, dort etwas erfreuliches zu finden. Und ja... ich finde es. Meine (dienstliche) Reise nach Japan Anfang Mai ist bestätigt. Mit reichlich Freizeit. Na also! Konnichi wa Nagoya!
Internet brauche ich auch, um mir für heute Abend ein Motel zu buchen. So richtig dringend notwendig ist das nicht, aber eine Dusche wäre so schlecht auch nicht. Bisschen Luxus muss sein
Nach etwas herumsuchen buche ich über booking.com das "El Rancho" Motel in Bishop. Damit ist das Tagesziel auch festgelegt, das wird ein entspannter Tag ohne zu viel Fahrerei.
Aber auf direktem Weg über den 395 gehts natürlich nicht! Ich habe ja genug Zeit, also fahre ich wieder rauf in die Alabama Hills und nehme die back roads nach Norden. Entlang der bekannten Movie Road, weiter dann über die Moffat Ranch Road und schliesslich zurück auf den 395. Mit ein paar Abstechern zu feinen Felsen!
Skull Rock. Spooky!
Irgendwo an der Moffat Ranch Road:
Ziemlich früh erreiche ich Bishop, den einzigen wirklich grösseren Ort am 395 zwischen Ridgecrest im Süden und Carson City im Norden. Hier gibt es alles: Motels. Tankstellen, Supermärkte, Restaurants und Erick Schat´s Bakery. Den Hype um diese niederländische(?) Bäckerei verstehe ich bis heute nicht. Aber ok, "echtes" Brot ist in Amerika selten. Ich weiss aber nicht mal, ob der olle Erick überhaupt Brot backt oder nur süsse Kuchen. Der Laden ist von aussen betrachtet schon rammelvoll, das tue ich mir nicht an. Ohnehin scheint halb Bishop in Schat´s Hand zu sein. Diverse andere Loaklitäten tragen "Schat´s" im Namen. Mir ist´s egal. Soll der Erick mal machen...
Zum check-in im El Rancho ist es noch viel zu früh. Was mache ich jetzt mit dem Nachmittag in Bishop? Eigentlich würde ich gerne nochmal in den Ancient Bristlecone Forest fahren, aber die Strasse hoch zur Schulman Grove ist noch gesperrt. Schnee ohne Ende. ist ja auch irgendwie noch Winter. Im "Reise know-how" habe ich etwas von einem "Red Rock Canyon", etliche Meilen nördlich von Bishop, westlich des Highway 6 gelesen. Klingt gut, da fahre ich mal hin!
Highway 6, nördlich von Bishop:
Und das war eine gute Idee. Es geht zwar erneut über eine übel staubige dirt road in die Berge, aber das kann der Explorer gut ab. Das Ding ist kein offraod-Held, aber rumpelige Pisten dieser "Qualität" beherrscht er problemlos. Der
Chidago Canyon entpuppt sich als extrem schmale Piste, die sich zwischen tatsächlich richtig roten und wild zerklüfteten Felsen hindurchschlängelt. Gegenverkehr darf man hier nicht haben! Der dicke Ford passt gerade so durch. Aber mit Gegenverkehr ist auch nicht zu rechnen, hier her verirrt sich scheinbar kaum jemand. Schon gar nicht an einem Mittwoch nachmittag.
Red rocks im Chidago Canyon: fast ein bisschen wie im Valley of Fire.
Im Chidago canyon: rot und weiss
Schöne rote Arches gibts hier auch:
Gegen 16:00 bin ich dann doch schon wieder zurück in Bishop und beziehe mein Quartier im El Rancho. Der Betreiber sieht aus wie einer, dem man nachts in einer Seitenstrasse in L.A. nicht unbedingt begegnen möchte. Junger Kerl, tätowiert und durchtrainiert, böser Blick. Aber hey, weg mit den Vorurteilen. Der Typ ist nett, wir "schmalschwatzen" ein wenig und mein Zimmer ist auch ok. Nichts besonderes, aber mal wieder solide, sauber und alles da was man braucht. das El Rancho hat irgendwas um die 65€ gekostet. Heutzutage wohl ehr ein Schnäppchen in Amerika. Auf meiner ersten USA-Reise (2002) habe ich in Alamogordo noch 17$ (!) für ein Zimmer in einem durchaus guten Motel bezahlt. Aber da hat die Gallone Sprit auch nur 1,65$ gekostet. Die Zeiten ändern sich halt.
Ich habe viel Zeit heute abend und beschliesse, ganz Bishop zu Fuss zu erkunden. Nicht unbedingt das, was man in Amerikas Städten so tut. Aber Bishop ist ja auch nur ein ziemlich grosses Dorf. Mehr als sechs oder acht Kilometer kriege ich hier nicht zusammengelaufen, ohne alles gesehen zu haben. Macht aber gar nichts, das ist mal eine andere Art, "small town USA" zu erkunden.
Im "official 395 store" kaufe ich diverse 395-lastige Sticker und ein paar Mitbringsel für Freunde zuhause. Cooler Laden, nette Leute (
http://stores.395store.com/) !
Nicht mein Motel. Aber irgendwie so typisch Amerika:
Small town USA:
Und die Zeit vergeht durchaus, irgendwie ist es schon fast dunkel. Es hüngert mich ein wenig. Dagegen muss was getan werden. Carl´s Jr. war jahrelang mein Lieblings-Burger-Bräter im Südwesten. Da war ich schon lange nicht mehr. Und in Bishop ist einer, ich laufe gerade dran vorbei. Drinnen dann eine gewisse Enttäuschung: den wunderbaren Fishburger gibts nicht mehr, den Six-Dollar Burger auch nicht. Naja, was solls. Wenn ich schon mal hier bin bestelle ich halt einen "irgendwas mit Käse"-Burger. Geht so.
von aussen wie eh und jeh: Carl´s Jr.
innen: naja, war schonmal besser. Sieht aus wie Mc Do...., schmeckt aber geringfügig besser. Sorry Carl, das wars dann wohl mit uns
Auf dem Weg zurück ins El Rancho komme ich durch den Stadtpark von Bishop. Nicht viel los am Mittwoch Abend. Ein paar Jugendliche hängen herum, sonst ist es völlig leer und still
Irgendwie erinnerts mich an Japan...
Etwas weiter "down the road" dann ein verlockendes Angebot: "free trip to heaven"! Hmm... sollte ich meinen Religionsanbieter wechseln? Ach ne, doch nicht. irgenwie habe ich ja schon einen himmlischen Trip. Könnte gar nicht besser laufen!
Freifahrt in den Himmel: Die "First Presbyterian" machts möglich!
Und so wandere ich weiter, entlang am 395, meinem treuen Begleiter (sorry, Jose
) durch Bishop...
zurück zum El Rancho
Morgen gehts nach Lee Vining, zum Mono Lake. Eigentlich wollte ich dort wieder im Auto übernachten, aber der Wetterbericht macht einen Strich durch die Rechnung. Sonnig solls zwar werden, aber nachts bis -12°C !
Ne, dafür bin ich nicht ausgerüstet. Also nutze ich das WiFi des Motels um ein Zimmer in Lee Vining zu buchen. Leider recht teuer, aber besser als frieren
Gegen 21:00 gehen dann die Lichter aus. Zumindest in meinem Zimmer.
Schon wieder ein wunderbarer Tag. So langsam wirds ein bisschen unheimlich. Das läuft ja alles sowas von perfekt
141 Meilen gefahren.
Vergessen: Axt kaufen. Naja, werde ich im Motel auch kaum brauchen
Lurvig