Donnerstag, 28.03.2019: 395 Winter WonderlandUm die 200 TV-Kanäle und nur Mist! Aber das kennt man ja irgendwie. Zuhause ist es halt "nur" Mist x 50.
Eine feste Grösse hingegen: The Weather Channel. Und was der so verkündet lässt mich an diesem Donnerstag Morgen doch ein wenig frösteln: Mammoth Lakes -10°C, Lee Vining -4°C. Neuschnee in der Sierra Nevada. Na was solls, das kann ja durchaus fotogen werden.
Zunächst mal Frühstück. Vorsichtig braten, denn im Zimmer gibts natürlich einen Rauchmelder. Diese Dinger habe ich mit ähnlichen Koch-Experimenten schon öfter aktiviert. Mittlerweile weiss ich, was zu tun ist um sie nicht auszulösen
Gegen 7:30 starte ich bei feinstem Sonnenschein und frischen 6°C . See you Bishop! Schon bald werde ich auf dem Rückweg wieder hier vorbeikommen. Jetzt gehts erstmal nach Norden, und irgendwie auch nach oben. Bishop liegt auf ca. 1200 Metern Höhe, mein "Tages-Hoch" wird bei ca. 2500 Metern liegen. Das heisst schon mal mindestens 10 Grad weniger.
395. Nach Norden!
Kurz nach 8:00 bin ich schon in Crowley Lake und hier wirds dann auch so richtig winterlich. Die 2000 Meter Marke ist gerade überschritten. Winter! Aber schöner Winter. Alles weiss, schönes Licht.
Der hier zweigeteilte 395 verschwindet im Schnee:
Winter überall. Mittlerweile knapp unter 0°C:
Mammoth Lakes ist nicht viel später erreicht. Hier ist kompletter Winter. Ich fahre in den Ort, ohne Ziel, nur so zum gucken. Die interessanten Ziele weiter oben in den Bergen sind um diese Zeit eh nicht zu erreichen. An den (tatsächlich vorhandenen) Gehwegen türmt sich der Schnee meterhoch und es fängt tatsächlich gerade wieder an zu schneien. Vor ein paar Tagen noch 28°C in der Wüste und jetzt das. Cool, im wahrsten Sinne des Wortes.
Weiter auf dem 395 nach Norden! Ketten sollte man jetzt haben, zumindest wenn man einen dicken Truck fährt. Der nicht ganz so dicke Ford darf noch ohne.
Chains required:
Es geht langsam voran, schneller als 35 MPH fährt hier heute niemand. Ist aber auch egal, ich habe Zeit. Das Tagesziel ist Lee Vining am Mono Lake, so sehr weit ist das gar nicht mehr. Und so trödele ich gelassen durch die wunderbare Winterlandschaft. Der 395 klettert noch etwas höher und bei zweitausendfünfhundertirgendwas Metern ist der "Höhepunkt" des Tages erreicht.
Der Versuch, den June Lake Loop zu fahren scheitert leider. Man kommt zwar noch rein... aber am Ende nicht weiter. Ein Schlagbaum verhindert nach ca. 10 Meilen die Weiterfahrt. Wintersperre.
Highway 158: June Lake Loop
Es ist weihnachtlich hier. Merry Christmas!
Also weiter auf dem 395, meiner "Lebensader" seit Tagen und für die nächsten Tage. Abwechslungsreich und einfach nur schön. Da stören die Minusgrade draussen absolut nicht. Das Wetter ist perfekt! (ok, vielleicht nicht zum campen
)
am 395... mal wieder:
Der Mono Lake ist schon zu sehen:
Erschreckend früh, schon um 10:35 bin ich am Mono Lake. Hier braucht man für schicke Fotos ja eigentlich den frühen Morgen oder zur Not (wir werden sehen) den späten Nachmittag. Aber was solls, jetzt ist es fast Mittag und ich bin halt gerade hier. Wäre ja blöd, nicht vorbeizuschauen. Und das lohnt sich absolut! Es hat offenbar letzte Nacht geschneit. ich habe etwas Sorge, dass die letzte Meile runter zum See nicht befahrbar ist, aber es geht dann doch völlig problemlos. Die gravel road ist schneefrei, das Umland jedoch nicht. Mal sehen, wie weit ich mit meinen sehr sommerlichen Schuhen kommen werde.
Vom Parkplatz bis zu den South Tufas sind es ein paar hundert Meter. Der erste Teil des Weges ist erstaunlicherweise auch schneefrei (asphaltiert), die letzen Meter gehts dann über Holzplanken, die sind komplett verschneit. Ich stake vorsichtig durch den Schnee (so hoch ist der nicht, aber die Schuhe passen halt einfach nicht zum Wetter
).
Das ganze lohnt sich aber! Ich war schon zwei oder drei mal hier am Mono Lake, immer "nur" im Herbst. Heute ist es anders und völlig unerwartet: Schnee nicht nur in der Sierra sondern auch auf den Tuffsteinsäulen!
Das kenne ich noch nicht. Wahnsinn! Der Auslöser der Fuji läuft heiss. Trotz der eigentlich extrem unfotogenen Zeit ist das hier ganz wunderbar. Finde ich...
Nach so viel "Arbeit" fahre ich dann zum Nordwestufer des Mono Lakes. Landschaftlich nicht soooo spannend, aber über ein paar dirt roads errecht man hier schöne einsame Plätze. Genau der richtige Ort für ein Mittags-Picknick. Der Ford muss kleinlich genau ausgerichtet werden um in seinem Windschatten (es ist verdammt windig!) genug Sonne zu haben und dem Wind zu entgehen. Funktioniert aber. Meine letzten koreanische "Spicy Ramen" werden gekocht. Schnell und einfach. Hat schon mal jemand am Ufer des Mono Lake koreanische Fertig-Nudeln gekocht? Naja, vermutlich bin ich nicht der Erste. Aber so viele Ramen-Kocher wirds hier noch nicht gegeben haben
Windschatten, Sonne und Ramen. Es sind fast 8°C !
Was tun jetzt? Eigentlich hasse ich fest gebuchte Unterkünfte. Die machen sowas von unflexibel. Ich sitze hier am wunderbaren Mono Lake und kann eigentlich nicht so richtig weit weg, da ich ja in Lee Vining - keine 5 Meilen entfernt - übernachten "muss". Natürlich muss ich noch mal zu den South Tufas, aber erst am späten Nachmittag, dann könnten ein paar brauchbare Bilder funktionieren. Aber jetzt? Luxus-Sorgen!
Warum nicht mal schnell nach Nevada? Die ganze Tour sollte zwar "California only" werden, aber es gibt ja keine festen Regeln. Eventuell gelingt es sogar, von Süden her die Ghost Town Body anzusteuern. Glaube ich zu dieser Jahreszeit zwar nicht, aber mal sehen.
Also fahre ich den 395 etwas nach Norden und biege dann auf den 167 Richtung Nevada ab. Der Body-Versuch scheitert. Es gibt zwar eine ausgeschilderte dirt road nach Norden, die ist aber nach ein paar Meilen gesperrt. Bis zum Sperrschild ist sie akzeptabel zu fahren, danach ahnt man aber schon den Tiefschnee. Das kann der Explorer nicht. Also zurück.
Noch knappe 20 Meilen bis Nevada. Eigentlich sinnfrei, aber ich habe ja Zeit und sonst nichts zu tun. Cruise Control an, Outlaw Country an und das Lenkrad könnte ich festbinden. Kurven gibts bis Nevada keine.
Nevada in...
... and out
Und dann halt wieder die mehr als 20 Meilen schnurgerade zurück, direkt auf die Sierra Nevada zu. Irgendwie unwirklich...
Kurz nach 16:00 bin ich zurück in Lee Vining. Zeit, um in der Lake View Lodge einzuchecken. Das geht - wie immer eigentlich - völlig problemlos. Netter Empfang, gutes sauberes Zimmer. Alles was man so braucht. Es ist ziemlich frisch draussen und auch im Zimmer ist es nicht gerade warm. Die Klimaanlage kann aber auch heizen. Ich brauchs eigentlich nicht wirklich warm, schalte das Ding aber tatsächlich mal an. Es wird ja nicht wärmer heute Nacht.
Lake View Lodge in Lee Vining. Nett, aber (leider) ohne Lake View
Kurze Rast im Zimmer, dann gehts nochmal runter zum Mono Lake. Sonnenuntergang. Mal sehen, wie das funktioniert. Es sind nur ca. 10 Meilen zu fahren, mehr als 15 Minuten dauert das nicht. Gut zu wissen, denn morgen früh will ich lange vor Sonnenaufgang hier sein. Egal wie kalt das wird (und es wird kalt werden!)
Und der Mono Lake enttäuscht auch am frühen Abend nicht. Schönes Licht und ausser meinem "dicken Weissen" nur ein weiteres Auto auf dem Parkplatz.
Kurz nach Sonnenuntergang mache ich mich wieder auf dem Weg zum Auto. Unterwegs dorthin überhole ich den einzigen weiteren Mono-Besucher. Einen älteren Herren aus Los Angeles, der gerade angefangen hat sich mit Fotografie zu beschäftigen. Wir unterhalten uns eine Weile und er sagt mir natürlich nach nicht mal 2 Sätzen auf den Punkt zu: "you are from Germany, right?" Dieser blöde Akzent! Dabei dachte ich immer, dass es sooo schlimm gar nicht ist. Naja, egal. Immerhin können wir uns ganz gut unterhalten. Netter Typ. Schöner Abend. Schon wieder....
Zurück zur Lodge. Nichts weiter sonst. Wetterbericht für morgen früh: -6°C. Ich habe nichts entsprechendes zum anziehen. Mal sehen. Zum Sonnenaufgang nicht zum See zu fahren ist jedenfalls keine Option!
203 Meilen gefahren heute.
Wieder keine Axt gekauft. Aber morgen!
Lurvig