Achtung Textalarm - Heute ist es sehr viel Text und dabei habe ich schon gekürzt, aber es war einfach ein interessanter Tag und wem es zu viel ist, der liest einfach drüber weg und guckt nur.
10.10.2010_Sonntag Mexican Hat Oljeto Navajo Zeremonie SquawdanceIch bin sehr bald wach und beschließe den Sonnenaufgang am Mexican Hat Felsen zu erleben und fahre in diese Richtung, Herbert habe ich selig schnorchelnd zurück gelassen. Doch dann überlege ich es mir anders, denn die schöne Anfahrt auf das Monument Valley ist von Mexican Hat aus auch nicht mehr weit und die macht sich im Sonnenaufgang doch bestimmt sehr gut.
Also geht es durch Mexican Hat in Richtung Südwesten und dabei überquere ich den San Juan River, welcher dieses Jahr einiges mehr an Wasser hat. Die Anfahrt zieht sich dann doch etwas, wie meist neige ich dazu die Entfernungen hier zu unterschätzen. Es sind wohl so 5-6 Meilen bis die wohlbekannte Ansicht vor mir auftaucht und das morgendliche Leuchten hat auch schon begonnen. Ich versuche mich an verschiedenen Punkten und mache meine Fotos, wie immer ist diese Morgenstimmung wunderschön. Es ist recht frisch und es sind nur wenig Autos unterwegs. Als die Sonne dann alles voll erleuchtet hat wirken die Entfernungen wiederum ganz anders, alles erscheint viel näher als noch in der Dämmerung. Dann mache ich mich auf den Rückweg.
Herbert schnarcht noch immer und ich versuche ihn langsam unter die Lebenden zu bekommen. Wir sind für heute mit unseren Freunden in Oljeto verabredet. (ehemaliger Austausch Schüler, dessen Großeltern Navajos sind).
Die schöne Anfahrt wird nun nur noch im vorbeifahren genossen, Fotos davon haben wir jetzt schließlich genug. Die Ansiedlungen von Monument Valley erscheinen uns gewachsen zu sein, wir sind nun ja schon das 3. Jahr in Folge hier. Bei der Anfahrt nach Oljeto begegnen wir diesmal Pferden an der Straße. 2008 waren es Schafe, letztes Jahr Kühe und nun sind die Pferde dran. Sie laufen frei herum, aber es sind keine Wildpferde, sie gehören jemandem, das wissen wir von Justin.
Das Haus von Justins Großeltern finden wir auch schon ganz sicher und treffen dort gegen 10:30 Uhr ein. Es stehen verdammt viele Autos im Hof und wir wundern uns was da denn los ist, hoffentlich geht es dem Opa nicht so schlecht, dass die ganze Familie angerückt ist. Das ist jedoch nicht der Fall, es geht ihm zwar auch nicht besonders gut, aber nicht so schlecht.
Die Familienansammlung ist für eine traditionelle Heilzeremonie zusammen gekommen, welche für den Opa veranstaltet wird.Wir wecken die Jugend mit unserer Ankunft auf, denn sie haben noch geschlafen, sie sind ja erst heute früh angekommen, aus Orem bei Salt Lake City. Justins Mutter, welche den ganzen gestrigen Tag gearbeitet hat, und dann fast die ganze Nacht durchgefahren ist, ist natürlich schon auf.
Nachdem wir uns bei allen vorgestellt und einige Fragen beantwortet haben, weiht uns Justin in die aktuellen Ereignisse ein. Es findet also gerade diese Ceremony statt, sie hat schon gestern begonnen und geht 3 Tage lang. Heute Abend gibt es Squawdance, erst verstehe ich Squaredance. Wir dürfen dabei sein und das wird bestimmt ein ganz besonderes Ereignis. Es gibt einen Platz wo sich die Familie, besser gesagt der ganze Clan, versammelt und dort wird gemeinsam gekocht, gegessen und auch die Zeremonie durchgeführt.
Shadow Platz mit Oktagon Hogan
Dieser Platz liegt etliche Meilen draußen in der wüstenartigen Landschaft und dorthin brechen wir dann alle auf. Justin, sein Bruder und dessen Freundin fahren mit uns. Dafür müssen wir unser gesamtes Gepäck erst mal in den Kofferraum räumen und Nevada Blacky sieht jetzt aus wie ein Türkenauto auf dem Weg nach Istanbul. Vorher wollen wir noch einen Abstecher zum Hogan machen und ihn nun endlich im fertigen Zustand bewundern. Justin war auch noch nicht dort, seit der Hogan fertig ist.
Der Weg dorthin wird dann schon mal zum kleinen Abenteuer, da wir einen Jeep mit High Clearence und Allradantrieb haben und Justin das natürlich sofort abgecheckt hat, ist ihm wohl nach Action. Er lotst mich also gleich mal in einen Wash in Richtung zum Hogen. Am Anfang geht das ja noch, da der Wash schon ziemlich trocken ist, doch es sind immer wieder feuchte Stellen zu durchqueren. Die Sache ist so gar nicht nach meinem Geschmack, doch die Jugend amüsiert sich prächtig und ist begeistert, zumindest die Jungs. Ich fürchte nun bald mal stecken zu bleiben, denn unsere Reifen sind schon gefährlich mit rotem, schmieriger Erde verklebt und fangen an durch zu drehen. Es sind auch immer mal wieder hohe Sandstufen zu queren und schließlich trete ich in Fahrstreik und beantrage eine ordentliche Route. Herbert übernimmt dann das Steuer. Als dann nur noch vorwiegend feuchter Wash vor uns liegt steigen wir alle aus und es wird per Fuß eine fahrbare Route gesucht. Der Hogan ist zwar schon in Sichtweite, nicht aber die Straße dorthin und wir stehen mitten im Wash.
Nevada Blacky im Wash
Reifen schon gefährlich verklebt
Ich trete in Totalstreik und mache mich mit Justins Bruder zusammen zu Fuß auf den Weg zum Hogan, sollen Herbert und Justin doch zusehen wie sie Nevada Blacky heil da wieder raus bekommen. Jeff und ich stapfen durch die niedrigen Büsche und den Sand und wir sind bald am Hogan. Herbert und Justin sind noch eine Weile zu Fuß auf Spursuche für Nevada Blacky, doch dann bewegt er sich langsam wieder und findet auch einen Weg auf die Anfahrtsstraße. Sie kommen kurz nach uns am Hogan an und ich bin wieder beruhigt das unser Blacky wieder aus dem Wash herausen ist.
Justin macht ein Loch für das Ofenrohr
Herbert montiert den Ofen
Dann wird die Navajo Behausung inspiziert und bewundert. Die Erde mit welcher das Holzgerüst des Hogans nun verkleidet ist, wurde direkt neben dem Hogan ausgegraben und deshalb sind nun rund um den Wohnhügel lauter Löcher. Eine Sperrholztür bildet den Eingang und drinnen stehen etliche Klappstühle. Licht kommt außer durch die Tür noch von einer quadratischen Öffnung in der Mitte des Hogans, welche mit Folie verkleidet ist. Diese Öffnung ist für den Rauchabzug. Während wir uns alles genau ansehen geht Justin mal wieder für Schießübungen mit seiner Knarre in die Umgebung und sucht geeignete Ziele.
Dann trifft die Mum ein. Sie bringt uns eine Ofenkonstruktion, welche aus einer alten Blechtonne und ein paar Ofenrohren besteht. Schließlich wollen wir ja heute Nacht im Hogan schlafen, auch eine Petroleumlampe hat sie dabei und Wasservorrat. Die Ofenkonstruktion muss nun noch installiert und angepasst werden, das übernehmen Herbert und Justin. Es wird ein Loch in die Plastikfolie in der Decke geschnitten für das Rohr und die Tonne braucht noch eine Öffnung für das Holznachlegen. Somit sind die Konstrukteure eine Weile beschäftigt und voll bei der Sache. Ich lade schon mal unser noch jungfräuliches Campingzeug aus und deponiere es im Hogan.
Nachdem dann alle Vorbereitungen getroffen sind machen wir uns auf den Weg zum Zeremonienplatz auch Shadow House genannt. Für den Rückweg bevorzuge ich es der Mum zu folgen und nicht Justins Anweisungen und so kommen wir ohne Wash Abenteuer zu unserem Ziel. Im Vergleich zur Cottonwood Canyon Road sind die Dirtroads hier die reinsten Autobahnen und in gutem Zustand.
Auf dem Zeremonienplatz ist mächtig was los, es stehen jede Menge Autos rum um eine Ansammlung von notdürftig errichteten Hütten, welche wohl mehr dem Schatten, als dem Schutz vor Wind und Wetter dienen sollen. Es erwartet uns ein geschäftiges Treiben, es werden Schafe geschlachtet und zerteilt und eine Gruppe von Frauen backt und brutzelt Frybread, eine Navajo Spezialität. Wir werden bestaunt und begrüßt und vorgestellt, Omas Schwestern und deren Töchter und deren Kinder und so weiter und so fort. Da schwirren Namen wie Esther, Vera, Malcolm, Teresa und noch viele mehr in der Gegend herum und ich verstehe die meisten erst nach nochmaligem Nachfragen. Hände schütteln beim Neuankommen ist wichtig lernen wir, aber bitte nicht zu fest sondern nur ganz leicht. Für die Freundin von Justins Bruder ist das alles genau so neu wie für uns und so fühlen wir uns nicht so ganz allein in dieser fremden, andersartigen Welt.
Es ist wirkt allerdings alles sehr unkompliziert und vollkommen unstrukturiert auf mich. Frauen und Männer arbeiten bunt durcheinander, es gebt keine erkennbare Aufteilung, außer beim Frybread backen, damit sind nur Frauen beschäftigt. Wir werden erst mal im Schattenhaus deponiert und mit Essen versorgt. Es gibt Cornsuppe und natürlich Frybread ganz frisch aus dem Fett, die Suppe ist relativ geschmacklos und wird erst noch mit Salz gewürzt. Das Maiskorn in der Suppe ist ungewohnt, wie aufgepoppt und Schalenlos, schmeckt aber ganz gut. Das Frybread ist sehr lecker. Um uns rum werden Kartoffeln geschält und geschnippelt und Fleisch zerteilt und gekocht und auch gegessen, alles findet irgendwie gleichzeitig statt.
Große Schaffleischstücke hängen über gespannten Seilen und warten auf die Weiterverarbeitung. Es herrscht ein kunterbuntes Treiben rings herum, auch die Kleidung ist kunterbunt. Es gibt einfach alles, Moderne und Reste von Tradition ist ganz unkompliziert gemixt. Die älteren Frauen tragen bunte Röcke und traditionellen Schmuck, die Jungen und die Kinder sind modern und lässig gekleidet. Die älteren Männer tragen Cowboy Hüte und manche haben bunt gewebte Decken überhängen. Leider weiß Justin viel zu wenig über die Tradition und das Geschehen und seine Mum ist sehr beschäftigt, so müssen wir uns mit Schauen zufrieden geben. Ich habe nur so viel erfahren, dass die Zeremonie wohl ein wenig einer Hochzeit ähnelt. Justins Opa und seine Oma sind für die 3 Tage der Zeremonie getrennt. Der Opa ist isoliert vom Geschehen in einem Oktagon Hogan mit anderen alten Männern. Dieser Hogan steht auf der gegenüber liegenden Seite des Platzes und ist aus Holz gebaut, in Form eines Achteckes. Die Oma hält sich mit uns im Schattenhaus auf und sie ist auch herausgeputzt und trägt viel Schmuck.
Wir fotografieren nur wenig, da wir von Justin wissen, dass die Navajos das nicht mögen und Justins Opa schon gar nicht. Obwohl wir ihn bei unseren letzten Besuchen schon fotografiert haben. Doch nachdem es sich hier ja nun um eine echte Zeremonie handelt wollen wir respektvoll sein. Außerdem bekommen wir den Opa nur von Ferne zu sehen.
Ich frage die Frybread backenden Frauen ob ich ihnen zu sehen darf und auch fotografieren und erhalte die Genehmigung. Ich werde gefragt wo wir herkommen, wo wir schon waren und vieles mehr. Eine der Frauen war schon mit ihrem Mann in Deutschland, er war bei der Army in der Nähe von Frankfurt und ihre Kinder sind dort auch in die Schule gegangen. Ich verstehe viel, aber nicht alles und hoffe die Richtigen Schlüsse zu ziehen.
Auf einem Autoanhänger, der neben dem Schattenhaus steht liegen 2 abgezogenen Schaffelle zum Trocknen ausgebreitet und ich wundere mich, dass es so gar nicht stinkt. Bei einem Rundgang um den Platz sehe ich einen kleinen Pferch in welchem noch einige Tiere, Schafe und Ziegen, auf ihre Schlachtung warten. Es ist nur ein notdürftig erstellter Pferch und die Tiere sind an den Vorderhufen zusammengebunden, so dass sie keine großen Schritte machen können. Neben Autos stehen auch ein paar Reitpferde an die Selben angebunden. Kinder spielen gleich neben dem Schlachtplatz oder schauen dort auch zu, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Ich habe das Gefühl es wird ununterbrochen geschlachtet und abgehäutet und zerteilt. Wer soll das nur alles essen, frage ich mich. In der Mitte des Fußballfeldgroßen Platzes liegen Holzstämme und einige Männer sind ständig damit beschäftigt sie zu zerkleinern und in die 2 Schattenhäuser zu schaffen. Das Holz wird am Boden gehackt, nicht auf einem Holzstock wie bei uns und Herbert stellt natürlich fest, dass das nicht gut für die Äxte ist.
Überhaupt ist ihre Arbeitstechnik, aus deutscher Sicht, recht ausbaufähig, aber es scheint alles zu ihrer Zufriedenheit zu funktionieren. Es ist keinerlei Hektik wahr zu nehmen, alles läuft ganz entspannt ab. Viele sitzen oder stehen auch überhaupt nur rum und schauen zu.
den armen Tieren geht es bald an den Kragen
ein ganz spezielles Shadow House für einen Teil der Zeremonie, leider haben wir sie nicht erlebt
Nachdem wir einige Stunden dort verbracht haben fahren wir zum Einkaufsmarkt in der Nähe der Gouldings Lodge und besorgen Eis. Der Squawdance beginnt erst wenn es dunkel ist und findet auf einem anderen Platz, direkt vor dem Train Rock statt. Deshalb verbringen wir nach der Rückkehr noch einige Zeit in der Nähe des Schattenplatzes in einem kleinen Canyon, wohin uns ein Cousin von Justin führt.
Er ist 22 Jahre alt und macht bei seinem Großvater die Ausbildung zum Medizinmann. Er erzählt mir, dass er hier als Kind mit seiner Großmutter Schafe gehütet hat und er zeigt mir einige Pflanzen und spricht ihre Namen in Navajo aus. Das klingt für unsere Ohren sehr fremd und für unsere Zungen ist es unaussprechlich. Eine der Pflanzen wurde zum Flechten von Körben benutzt. Nachdem ich eine Pflanze, aus der Familie der Artemisia auch schon kenne, habe ich auch mit etwas auf zu warten und ich habe den Eindruck er freut sich das es mich interessiert. Es wachsen nur wenige Arten hier in dem Trockenen Gebiet und ich schätze mal, dass es nur circa 15 verschiedene Arten sind und er gibt mir recht. Wir sind auch einer Meinung was die ganzheitliche Betrachtung des Menschen in Bezug auf Krankheit und Heilung betrifft. Es ist gerade Sonnenuntergang und die Stimmung ist still und voller Frieden.
Am Shadow Platz werden wir nochmal mit Essen versorgt, Frybread mit Mudden (so verstehe ich das jedenfalls) es handelt sich um gegrilltes Schaffleisch, welches in das Frybread eingewickelt wird und Justin meint es wäre besser wenn wir es nicht sehen würden. Da es nun schon dunkel ist, können wir das auch nicht. Justin ist wohl kein Fan davon, ich probiere es natürlich und finde es nicht mal so schlecht nur teilweise etwas zäh und flexig.
auf dem Weg zum Squawdance Platz
Dann brechen wir auf zum Squawdance Platz vor dem Trainrock. Der Clan hat dorthin schon Holz und Essen verfrachtet. Als wir dort eintreffen ist das Ganze auch schon voll im Gange. Es brennt ein Feuer und die Männer singen in diesem rhytmischen, archaischen Gesang und Paare gehen in einem leicht stampfenden Gang, sich an der Hand haltend im Kreis. Es ist für mich richtig Gänsehautstimmung angesagt. Um den Platz herum stehen immer wieder Tische auf denen Essen steht und Justin holt ein Hot Cucumber für uns, das ist eine in Milcheiweißgärung eingesäuerte scharfe Gurke. Sie ist ordentlich spicy, Herbert beißt unvorgewarnt gleich ein zu großes Stück ab und fängt an zu spucken. Mir schmeckt sie in kleinen Portionen ganz gut. Leider sind wir schon so satt, so dass wir keine Lust haben groß etwas zu probieren.
Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt das alles in mich aufzusaugen, denn fotografieren ist ja nicht angesagt und wir respektieren das auch. Der Brauch entfaltet sich uns dann in der Weise, dass junge Frauen, eben Squaws, sich Männer oder auch Frauen zum Tanzen holen. Sozusagen Damenwahl. Nach einer Tanzrunde wollen, die Squaws dann bezahlt werden. Der übliche Preis ist ein Dollar aber Fremde werden schon mal gerne übers Ohr gehauen. Herbert wird auch schon alsbald angesteuert, er weigert sich aber beharrlich und sorgt so für Enttäuschung. Es gibt herausgeputzte Squaws und welche die ganz normal angezogen sind. Sie tragen auch Hosen, also die Kleidungsordnung ist völlig unkompliziert. Zwei Gruppen von Männern singen abwechselnd die Gesänge und es gesellt sich immer mal wieder ein neuer dazu oder geht wieder ab. Auch diese Gruppenordnung ist nicht starr und manche Männer singen sowohl hier als auch da mit. Es sind vorwiegend ältere Männer
Ich bin dann auch mal an der Reihe und traue mich, tanze aber ziemlich gehemmt da mit. Falsch kann frau da nicht viel machen, wie gesagt an der Hand halten und nebeneinander im leicht stampfenden Rhythmus des Gesanges laufen. Der Spaß kostet mich dann 2 Dollar und die junge Squaw war mit mir zufrieden.
Ich schaffe es dann tatsächlich bei meinem neuen Nokia die Aufnahmefunktion zu finden und nehme mal eine Zeitlang den Gesang auf. Leider werden wir dann von einem Hopi angequatscht und er stört die Aufnahme ziemlich auch wenn die Unterhaltung ganz lustig ist. Es gestaltet sich meistens so wie auch weiße Amerikaner einen anquatschen würden: „hey, where you guys are from?“ und dann die entsprechenden Reaktionen. Justin und Jeff stellen sich als von Oljeto vor und als er mich fragt und ich sage: Germany, da fängt er an zu lachen. Auf mein „realy“ präsentiert er dann sein Germany Wissen und das begrenzt sich auf Hitler. Wir können nicht so recht abschätzen ob er betrunken ist oder nicht. Offiziell gibt es ja keinen Alkohol im Reservat, aber von Justin wissen wir, das manchmal selbst gebrautes im Umlauf ist.
Unser Hopi stellt sich als mit einer Navajo befreundeter Hopi vor und heißt Joseph. Er berichtet von seiner Identitätsproblematik, denn bei seinem Stamm gilt er nun nicht mehr als Hopi, weil er bei den Navajos lebt und bei den Navajos gilt er als Hopi. Ein altbekanntes Problem. Er erzählt auch noch, dass das Land auf dem die Navajos jetzt leben, eigentlich früher alles Hopi Land war und will von uns wissen ob wir uns schon Indian Ruins angesehen hätten. Das kann ich ihm bestätigen, denn wir waren ja schon mal in Mesa Verde. Er kenne welche ganz hier in der Nähe, die ganz unbekannt wären. 16 Räume in einer Höhle, natürlich von Hopis gebaut. Darauf müsste man natürlich jetzt voll anspringen, nun sind derartige Ruinen aber nun mal nicht gerade meine Leidenschaft und ich bohre deshalb nicht nach.
Leider gibt es vom Sqawdance keine Fotos, ich wollte keinen Ärger bekommen.
Wir sind alle ziemlich geschafft von diesem langen Tag und deshalb zieht es uns trotz dieses großartigen Geschehens ins Bett. Und da wir ja im Hogan schlafen, müssen wir auch noch einiges dafür richten. Den Weg zum Hogan in der Nacht zu finden ist gar nicht so leicht, ich habe zwar sicherheitshalber mit meinem Etrex die GPS Daten aufgezeichnet, doch keine Wegpunkte für die Kreuzungen gesetzt. Wir verfransen uns aber nur einmal ganz kurz und landen dann sicher am richtigen Platz. Ich weiß nicht wie spät es ist, als wir endlich am Hogan eintreffen, ich bin auf jeden Fall voll geschafft.
Der Sternenhimmel hier draußen ist allerdings ein Traum, Billionen von Sternen und die Milchstraße breiten sich über uns aus und sorgen für einen Monument Valley Sommrnachtstraum. So etwas lässt sich nur im Herzen bewahren, da hilft kein Fotoapparat. In der Ferne konnten wir das Feuer vom Squawdanceplatz sehen.
Als erste Aktion versuchen Herbert und Justin die Petroliumlampe in Gang zu setzen, was nach einigen Versuchen auch gelingt. Da es mittlerweile recht frisch ist nehmen meine Männer dann den neu installierten Spezialofen in Angriff und heizen ein. Ich finde dieTemperatur im Hogan zwar angenehm, es ist wärmer als draußen, aber es wird auch da drinnen sicher noch abkühlen und wir schlafen schließlich auf dem Boden.
Ruckzuck war es mehr als kuschelig warm. Justin machte sich erst mal auf die Suche nach Spinnen, denn mit denen hatte er es gar nicht, er konnte aber keine entdecken. Ich dachte mal für eine kurzen Augenblick an die Tarantula von den Cottonwood Narrows, versuchte aber schnell diese Gedanken wieder fallen zu lassen. Wir rollten unsere Schlafsäcke auf den schon ausgebreiteten Matratzen aus und richteten uns für die Nacht ein. Da wir keine Kissen hatten, mussten einige Kleidungsstücke dafür herhalten. Taschenlampen und Schuhe wurden so platziert, dass wir sie schnell finden konnten, denn nächtliche Toilettengänge waren nicht auszuschließen.
Dann machen wir das Licht aus und wünschen uns eine gute Nacht. Bequem ist freilich was anderes, aber aufregend ist es auf jeden Fall. Wer kann schon von sich behaupten mal in einem Hogan geschlafen zu haben. Nach einigem Drehen und Wenden fängt mein Schnarcher doch auch gleich das Schnorcheln an und ich muss ihn immer mal wieder stubsen.
Meine Nacht ist recht durchwachsen, ich habe das Gefühl viel wach zu liegen, aber nachdem immer viel Zeit vergangen ist, muss ich doch wohl immer längere Schlafphasen gehabt haben. Kalt ist mir nicht, aber das Schlafen im Schlafsack habe ich halt selten trainiert und die Vorstellung irgendwelche Tierchen könnten um mich herum krabbeln trägt nicht zur Nachtruhe bei. Durch die Palstikfolienluke in der Decke kann ich den Sternenhimmel sehen und das ist nun schön auch wenn es nicht beim Einschlafen hilft. Einmal in der Nacht, als ich gerade wach liege, höre ich seltsames Heulen in der Ferne. Das könnten durchaus Coyoten gewesen sein, Angst macht es mir nicht, bin ja schließlich im Hogan und Justin hat die volle Ausrüstung dabei: Pistole und Messer.
Irgendwann muss ich dann doch wirklich raus, weil meine Blase Erleichterung fordert. Ich schäle mich also aus dem Schlafsack und schlüpfe der Einfachheit halber in Herberts Sandalen, für meine Wanderschuhe hätte ich länger gebraucht. Draußen ist es ziemlich kalt und finster aber noch immer dieser fantastische Sternenhimmel mit dem großen Wagen an ganz ungewohnter Position. Ich entferne mich nicht all zu weit vom Hogan und es sind schon seltsame Empfindungen, so nachts da draußen in der Wüste pinkeln zu gehen. Immerhin sind uns jetzt schon Schlangen und eine Tarantula über den Weg gelaufen. Ich leuchte mit meiner Taschenlampe also schon etwas genauer die Umgebung ab, bevor ich zur Tat schreite und dann bin ich auch ganz furchtbar schnell. Dann kann ich entspannt weiterschlafen.
Highlight: Squawdance und Shadowhouse
Lowlight: eigentlich nix
Aussicht: Sunrise am Train Rock und Monument Valley Tribal Park Spezialtour