30.09.2010 Donnerstag Kodachrome Coyote Buttes South White Pocket KodachromeUm 3:00 Uhr kann Herbert nicht mehr schlafen, ich habe das Gefühl überhaupt nicht geschlafen zu haben. Nachdem mir aber Traumfetzen in Erinnerung sind, kann dem wohl nicht so sein. Um 3:30 Uhr stehe ich dann auch auf und wir nachtstücken und richten unseren Krempel her
. Aus diesem Grund geht es ausnahmsweise mal pünktlich um 4:30 Uhr los. Wir rechnen mit mindestens 3 Stunden Anfahrt und fahren darf ich, weil ich das Ganze ja so geplant habe, pasta. Macht mir ja auch nix aus, Hauptsache mein Herr ist zufrieden und geht mit. Er darf sich auch ganz bequem hinten rein schlichten um sein Harley Exhaust Pipe geschädigtes Bein zu schonen, indem er es hochlegen kann. Er muss ja schließlich eine Riesentour überstehen.
Die Fahrt geht über Cannonville, Tropic, vorbei am Bryce Canyon auf die 89 South und über Kanab zur Paria Outpost. Die Fahrt verläuft ungestört, es ist wenig Verkehr um diese frühe Stunde. Nur einmal steht so eine Art Hirsch, ziemlich eindrucksvoll mit großem Geweih, am rechten Straßenrand und überlegt sich Gott sei Dank den Rückzug in den Wald ohne sich mit Nevada Blacky zu konfrontieren.
Dafür bin ich ihm unendlich dankbar und sende ein Gebet an Diana, die Göttin der Jagd. In Kanab tanken wir kurz auf, Benzin für Blacky und Kaffee für uns. Der Oldy an der Kasse will wissen wo wir herkommen und wo wir hinwollen, er ist sehr nett und seine Bude hockt schon zu dieser Stunde voll mit Einheimischen Kaffeetrinkern. Von Kanab aus ist es nicht mehr all zu weit und wir sind nach insgesamt 2:45 Minuten an der Paria Outpost und das ist natürlich zu früh, es ist 7:15 Uhr und die Tour beginnt um 8:00 Uhr. Es gibt auch noch kein Lebenszeichen in der Residenz von Steve und Susan Dobson. So fahren wir ein Stück in die Pampa und genießen und fotografieren den Sonnenaufgang.
Um 7:45 Uhr trudeln wir wieder an der Paria Outpost ein und dort ist auch schon unsere Web Verabredung aus der Schweiz vor Ort. Ein kurzes Hallo und wir freuen uns dass das alles so gut klappt. Er macht einen sehr sympathischen Eindruck. Es gesellt sich ein amerikanisches GMC Vehikel zu uns und ein Pferdeschwanz-Käppi tragender junger Mann entsteigt ihm. Das ist Kurt, Köört gesprochen und er wird mit uns die Tour machen, wie wir erfahren.
Die üblichen amerikanischen Begrüßungsrituale werden ausgetauscht: „Hi, how are you doin today“? Die übliche Antwort gegeben:“ Fine, thank you“. Susan erscheint auch alsbald und wir müssen unterschreiben, dass wir für uns selbst die Verantwortung übernehmen und auch für alle Schäden die wir der Natur oder unseren Mitfahrern zufügen. Gut damit kann ich leben. Dann wird noch unser Permit kontrolliert und am Rucksack von Herbert befestigt. Susan fragt nach unseren Wünschen für die Sandwiches, zur Auswahl stehen Turkey und Ham. Alle wollen Ham. Wir laden unser Gepäck in den GMC Schlitten, er hat gehörig High Clearence und macht einen guten Eindruck. Ich bin ganz entspannt, weil wir nicht selber fahren müssen, ein echter Luxus.
Schnell noch ein letzter Besuch im Restroom und dann schlichten wir uns in das Auto. Mit uns fahren noch ein amerikanisches Pärchen, welche eine 2 Tageswanderung im Buckskin Gulch bis zum Mother Point Campground machen wollen und den Shuttleservice von der Paria Outpost in Anspruch nehmen. Sie werden uns am Wire Pass verlassen . Dann gehört noch ein 83 jähriger Amerikaner zu unserer Truppe, er hat einen seltenen Namen, ich weiß nicht wie man/frau den schreibt, es klingt wie Claim und Kurt (Köört) spricht ihn wie Klämm aus. Er sieht zwar fit aus, aber ich bin gespannt.
Wir werden für die Fahrt schon mal mit Wasserflaschen versorgt und haben vorher von Susan schon den Hinweis bekommen, das die CBS Tour ungefähr 3 Stunden dauert und wir dafür 3 Flaschen im Rucksack mitnehmen sollen, für White Pocket bräuchten wir dann nur noch eine. Alles bestens durchorganisiert. Und dann geht es los.
Die Paria Outpost, gesprochen Bähreia Oudposd, ist nicht weit von der House Rock Valley Road entfernt uns so biegen wir bald dort ein und das Gehoppel geht los. Ich bin gespannt wie die Straße ist, wir sind sie 2008 ja schon mal gefahren. Es ist auch wirklich gleich ein ziemliches Gehoppel geboten. Doch der GMC ist gut gefedert und so ist das nicht unangenehm. Die Straße ist wirklich sehr viel schlechter als vor 2 Jahren. Im Juli gab es wohl sehr starke Monsunregen und eine sehr große Flashflood im Cottonwood Creek, man kann an einigen Stellen noch sehen wie hoch das Wasser stand oder besser geflossen ist. Köört kennt die Straße wohl in und auswendig, er macht die Tour im Schnitt 4 x pro Woche. Ich bin froh, das wir nicht selbst fahren müssen auch wenn für Herbert alles kein Problem wäre. Wäre es zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, das kommt später erst.
Rein gefühlsmäßig sind wir schnell am Wirepass, wo das Buckskin Gulch Hikerpärchen uns verlässt, es stehen schon einige Autos dort und hier besteht die letzte Möglichkeit einer Restroom Nutzung, bevor es ins absolute Outdoor geht. Die ersten Gruppenbilder werden geknipst und schon geht es weiter. Die Straße ist wirklich extrem schlecht aber unser Gefährt und unser Fahrer extrem gut. Bald kommt die Lone Tree Abzweigung und dann wird die Spur erst richtig abenteuerlich und ich bin schon wieder extrem froh gefahren zu werden. Herberts Kommentar brauche ich sicher nicht zu wiederholen.
Also es geht in tiefem Sand recht steil hoch und die berühmte Steinstufe wäre für mich ein Grund auszusteigen, bzw mich zu weigern überhaupt weiter zu fahren. Unser Kurt und sein GMC 4x4 high clearence meistert das mit links. Er sitzt meist ganz lässig am Steuer und lenkt nur mit einer Hand. Es gilt regelrechte Treppen zu überwinden und tiefe Sandcreeks zu durchfahren. Diese Strecke gefahren zu werden ist ein echt, entspannter Luxus. Auch unser Kompanion aus der Schweiz würd e eine solche Strecke nie selber fahren und schon gar nicht mit einem Mietwagen. Ich würde sie mit Herbert nur fahren, wenn er genauso einen echten Geländewagen wie Köört hätte. Schon die Reifen sind ein anderes Kaliber wie unser Straßenprofil und Kurt fährt auch mit reduziertem Reifendruck. Es gibt keine einzige Passage die für sein Gefährt schwierig wäre.
So genieße ich die Anfahrt zur Cottenwood Cove in vollen Zügen. Am Trailhead steht schon ein ähnliches Gefährt wie unseres. Wir schultern die Rucksäcke und Köört versorgt uns mit Wasserflaschen. Dann marschieren wir los. Eine viertel Stunde geht es durch Make up farbenen Sand, meist bergauf in Richtung der lockenden Ceijoti Bjudies Sauth (so wird es von Köört ausgesprochen). Der Marsch ist schweißtreibend und wir kommen alle ins Schnaufen nur Köört nicht. Unser 83 jähriger Claim aus Cape Cod Massachusets, hält gut mit. Wir halten uns Richtung Nordwesten und erklimmen alsbald die ersten Sandsteinpassagen und schon geht die Knipserei natürlichlos. Köört führt uns in Ecken in denen wir vor 2 Jahren nicht waren und er zeigt uns auch die schönsten Spots. Diese wundervolle Landschaft könnte der Fantasie des begnadeten Designers entsprungen sein und das ist sie ja auch. Nur ist der Name des Künstlers Natur oder Gott oder Schöpfung.
Ich weiß nicht mehr wie lange wir durch dieses traumhafte Gebiet gelaufen sind und fotografiert haben. Köört hat uns überall genügend Zeit gelassen. Ich habe all die bekannten Spots getroffen, die ich schon aus dem Internet kannte. Ich habe nun eigene Fotos vom Half and Half Rock und all den viel fotografierten Formationen. Wir sehen eine Waveartige Formation, denn Claim ist ganz wild auf so was und er hat es leider noch nicht geschafft selbst zur Wave zu gelangen. Er entdeckt die Erde mit seinen 83 Jahren via Google Eearth und weil ihm diese Ecke so gefallen hat ist er nun hier.
die Wave der Coyote Buttes South
Wir wandern bestimmt über 3 Stunden durch die CBS, wir treffen keinen Menschen, sehen aber ab und an welche von Ferne und hören auch noch andere Besucher. Als wir Foto gesättigt an den Trailhead zurück kehren sitzt die andere Gruppe schon gemütlich beim vespern im Schatten. Kurt begrüßt den anderen Tourguide und ich erkenne ihn von Webbildern her. Er heiß Frank ist ebenso wie Köört pferdeschwänzig und zusätzlich gewaltig tätowiert. Ich sage ihm in englisch das ich schon Bilder von ihm im Web gesehen habe und dann antwortet er mir in deutsch, da erinnere ich mich gelesen zu haben das er ja Deutscher ist.
Kurt hat Campingstühle dabei und wir machen es uns im Schatten eines großen Lebensbaumgewächses gemütlich, dann verteilt er die Lunchpakete mit den Sandwiches, ein paar Natchos und Keksen. Jeder bekommt Softdrinks oder Wasser frisch gekühlt wie es uns beliebt. Es ist herrlich gemütlich mit all diesem Zivilisationsluxus hier mitten im Irgendwo. Schweigend kauen wir, genießen den Schatten und verdauen gleichzeitig die vielen großartigen Eindrücke der Wanderung. Dann packen wir zusammen und laden alles ein. Köört verteilt gleich wieder eine Ration Wasserflaschen, denn das nächste Ziel wird angesteuert, die White Pocket.
Wir verlassen den Cottenwood Cove Trailhead und es geht weiter Richtung Osten, ich walte noch einige male meines Volunter Amtes und öffne und schließe Weidegatter auf dem Weg. Der Weg zieht sich ziemlich und er ist noch eine Nummer schrecklicher, wenn ich an´s selbst fahren denke. Aber so, ein entspanntes Vergnügen. Steile, unendliche Sandpassagen wechseln sich mit Felsstufen und Waschdurchquerungen ab. Claim, der auf dem Beifahrersitz ist, erkundigt sich bei Köört immer wieder nach technischen Details des 4x4. Steve kauft die Autos immer gebraucht und richtet sie selbst wieder her, da er Mechaniker ist. Unser Gefährt hat schon 170.000 Meilen auf dem Buckel und Köört ist noch nie damit stecken geblieben. Er erklärt uns die tiefen Löcher in den Sandabschnitten sind meist durch steckengeblieben Autos entstanden. Diese Strecken werden auch nicht gepflegt, sondern einfach nur benutzt und so wie es aussieht wird die Route auch ab und an einfach einmal neu gepflügt, wenn die alte Route zu schlecht geworden ist.
Kurz nach Verlassen der Cottenwood Cove passieren wir einen riesigen Wassertank, der wird von einem Brunnen versorgt und per Leitung gelangt das Wasser dann zu den verschiedenen Tränken. Es ist das Gebiet der Poverty Flat Ranch. Wir passieren ein Cattleguard, welches ich aus Webbeschreibungen als Trailhead kenne. Man kann auch das riesige Massiv der White Pocket schon sehen, aber von hier möchte ich nicht hinlaufen müssen. Köört bringt uns natürlich viel näher ran, dafür müssen wir aber auch noch eine ganze Weile fahren. Es geht um tausend Kurven und Berg rauf und runter, durch ganz viel Sand und über lange Steinstufen Abschnitte. Wir genießen die Fahrt wirklich richtig.
Am Trailhead ist eine großen Parkfläche und dort campen Einige. Ich kann 3 Zelte bei einem Auto erkennen. Köört versorgt uns noch mal mit Wasser, einige Herren müssen auch erst mal um die Ecke, ich freue mich, dass ich scheinbar alles was ich trinke wieder verdampfe, denn meine Blase lässt mich wunderbar in Frieden.
Dann geht die Neue Eroberung los, es geht natürlich wieder durch feinen Sand uphill in Richtung der weiß leuchtenden Brainrocks. Die Farben entdecken wir erst als wir schon direkt dort sind. Es ist ein unglaublicher Anblick, von unwirklicher Schönheit. Extraterrestrisch ist der Ausdruck den jemand gebraucht. In Beschreibungen habe ich von Schlagsahne mit Erdbeer und Karamell, mit dem Schneebesen verquirlt, gelesen und das ist wirklich ein gelungener Vergleich. Leider ist es so, dass alle Bilder die Wirklichkeit nicht wiedergeben können, das ist uns klar und trotzdem fotografiert natürlich jeder drauf los. Der Name White Pocket kommt von der dominierenden Farbe Weiß und Pocket steht für die Wasserlöcher, welche vielfach zu finden sind.
Köört führt uns wieder eine schöne Route und ich bin erstaunt über die Weitläufigkeit des Gebietes. Wir begehen nur einen Teil davon, doch die Farbenpracht ist einfach überwältigend. Brainrocks in weiß und rosa, karamellfarbene Streifen, streiten mit dem kräftigen Rot um die Dominanz und wellen sich in großen und kleinen Schleifen und wilden Formen. Wunderschöne Muster von Flechten überziehen den Fels und sorgen zusätzlich für Struktur. Es gibt auch herrliche Blicke in die Ferne bis zu Mollis Nipple und zum Bryce Canyon, der Top Rock ist ebenfalls zu erkennen und viele, viele Teepees.
Es erstaunt mich, dass ich noch kein bisschen müde bin, sind wir doch schon seit 3:30 Uhr auf den Beinen, aber es ist einfach so aufregend, dass gar keine Zeit zum müde werden ist. Wir streifen ungefähr eine Stunde über die White Pocket, leider lässt die Sonne uns immer mal wieder im Stich, so dass wir uns mit Schattenbildern zufrieden geben müssen. Doch das tut der Schönheit, zumindest der, die wir mit eigenen Augen sehen, keinen Abbruch. Wir müssen uns jedoch losreißen, denn es ist noch ein weiter Weg zurück zu fahren.
Auf dem Rückweg sehe ich noch eine kleine Klapperschlange ins Gebüsch huschen, ich schieße schnell ein Foto bevor sie verschwunden ist. Die Männer jagen ihr natürlich hinterher und sind mindestens eine viertel Stunde damit beschäftigt eine gute Aufnahme zu bekommen. Ich gehe derweil weiter zum Parkplatz und genieße die Abendstimmung in dieser Landschaft. Die vor Ort Camper haben sich mittlerweile mit Stativen bewaffnet auf Sunset Bilder Jagd gemacht. Ich begutachte noch mal in Ruhe das Gefährt, welches uns so gut hierher gebracht hat. Mittlerweile steht auch Franks Auto, dem wir schon an den CBS begegnet sind am Trailhead.
Die Rückfahrt ist spannend und kurzweilig, trotz der langen Strecke. Köört manövriert sein Auto sozusagen mit links über diese Sand- und Steinpiste. Es gibt wieder ein paar Gatter zu öffnen und zu schließen und unser Senior, als Beifahrer reißt sich richtig darum. Er hat sich fantastisch gehalten für seine 83 Jahre. Irgendwie geht es recht schnell und wir sind wieder am Paw Hole Trailhead und können noch schöne Sunsetbilder von der Paw Hole Sektion der CBS machen. Sie ist nicht ganz so farbenprächtig wie der Bereich der Cottonwood Cove. Sandhügel und Steinstufe machen unserem Gefährt auch auf der Rückfahrt nicht das mindeste aus.
Wir sind ruckzuck wieder an der Paria Outpost. Dann heißt es Abschied nehmen von der Tourtruppe und ab auf den Rückweg, schließlich liegen noch mal fas 3 Stunden Autofahrt vor uns.
Der Rückweg zieht sich und da schlägt dann auch die Müdigkeit entsprechend zu
. Ich fahre die erste Etappe und gebe dann aber an Herbert ab, denn ich merke wie meine Konzentration erlahmt. Kurz vor dem Bryce Canyon wechseln wir dann noch mal, ich konnte schließlich inzwischen etwas dösen. Ich glaube es ist 22:30 Uhr als wir vor unserer Cabin vorfahren, wir laden nur noch das wichtigste aus und fallen sofort in unser Kingsizebett. Das war ein verdammt langer, aber ein grandioser Tag.
In dieser Nacht schlafen wir beide bis 7:30 Uhr komplett durch und Herbert möchte am liebsten gleich liegen bleiben, er ist immer noch geschafft, ich bin schon wieder fit für neue Abenteuer.
Highlight: die gesamte Tour zur CBS und White Pocket
Lowlight: die lange An-und Abfahrt
Aussichten: Relaxen im State Park