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Autor Thema: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000  (Gelesen 12600 mal)

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Micky McBenz

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #45 am: 30.11.2005, 11:19 Uhr »
Hallo Torric!

Wirklich ein schöner Bericht  :daumen: ! Mit der Bahn kommt man ja ganz schön herum, kreuz und quer durch die Staaten. Ich lese weiter mit und bleibe dran!

torric

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #46 am: 30.11.2005, 12:16 Uhr »
Zitat von: Scooby Doo
Hast du wenigstens die Haarnadelkurve direkt hinter San Luis Obispo bemerkt, wo man im letzten Wagen sitzend die Loks praktisch am Fenster vorbeifahren sieht?

Ich kenne die Kurve von Fotos, aber leider habe ich sie nur im Dunkeln gesehen, so dass man die Loks nur erahnen konnte.

Zitat von: Scooby Doo
Der Bus, der euch in Oregon zum Empire Builder brachte, war das ein regelmäßig verkehrender oder nur wegen der großen Verspätung des Coast Starlight eingesetzt?


Der Bus war gechartert und fuhr nur an diesem Tag wegen der großen Verspätung. Die Organisation war aber auf jeden Fall perfekt. Alle Reisenden wussten schon lange vorher Bescheid und der Bus fuhr nur 10 Minuten nach Ankunft des Zuges ab.

torric

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #47 am: 12.01.2006, 11:11 Uhr »
Nach einer längeren berufsbedingten Pause folgen mit großer, AMTRAK-typischer Verspätung noch die zwei letzten Abschnitte meine Rundreise.
Also noch einmal All Abord!

torric

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #48 am: 12.01.2006, 11:12 Uhr »
03. – 05. Oktober 2000

Nach drei Tagen ohne Zug in Orlando war ich merkwürdigerweise ziemlich scharf darauf, endlich meine Reise fortzusetzen. Der Silver Meteor brachte mich in erstaunlich kurzer Zeit durch die langweiligen Sumpfgebiete in der Mitte Floridas nach Miami, in dem gerade ein kleiner Orkan sein Unwesen trieb. Selbst Schuld, was musste ich auch zu dieser Jahreszeit nach Florida. Zum Glück wartete vor dem winzigen Bahnhof der Millionenmetropole schon ein Stadtbus, der sich durch die Wassermassen nach Miami Beach kämpfte, wo ich ein kleines, für seine Top-Lage aber ausgesprochen günstiges Hotel am Strand gebucht hatte. Der Abend war natürlich gelaufen, zumal mir an der Rezeption gleich noch eine bestehende Hurrikanwarnung mitgeteilt wurde. Also wollte ich mir wenigstens einen gemütlichen Fernsehabend gönnen. Leider musste ich entdecken, das auf allen Sendern das gleiche lief, das Rededuell zwischen Al Gore und Bush Junior. Ein Film wäre mir lieber gewesen.

Am nächsten Morgen merkte man zunächst wenig von den Wassermassen, so dass ich erst einmal zu einem Bummel über den berühmten Ocean Drive aufmachte, der auch prompt alle Klischees bediente, da ich einem Modefotographen bei seiner Arbeit quasi über die Schultern schauen konnte. Die Gebäude des Art Deco-Distrikts sind schon sehr schön anzuschauen, mit voller Beleuchtung am Abend entfalten sie aber erst so richtig ihre Wirkung. Im Anschluss machte ich mich gleich auf den Weg nach Downtown, wo ich mir eine kostenlose Rundfahrt mit der Hochbahn Metromover durch die Häuserschluchten der Wolkenkratzer gönnte.

Auf dem Weg zum Bahnhof wurden dann die Ausmaße des Orkans, der eigentliche Hurrikan hatte Miami wohl doch gemieden, ziemlich offensichtlich. Neben abgedeckten Dächern stand in allen niedrig gelegeneren Gebäuden das Wasser. Ein am Bahnhof abgestellter Bus konnte wohl nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, jedenfalls schauten aus den Wassermassen nur noch das Dach und ein paar Fenster heraus. Den Busfahrer meines Stadtbusses auf dem Rückweg zum Bahnhof schien das alles wenig zu beunruhigen. Mit Höchstgeschwindigkeit buchsierte er das Gefährt über die teilweise mehr als 30 Zentimeter hoch mit Wasser bedeckten Straßen. Diese Sicherheit übertrug sich dann auch auf mich, so dass ich am späten Nachmittag auf dem Bahnhof kaum mehr über diesen Zwischenfall nachdachte, der mir erst heute, Jahre später, wieder so richtig ins Gedächtnis kommt.

Als einer von wenigen Leuten, die an diesem Tag den Zug Richtung Norden bestiegen, hatte ich schnell eine gemütliche Schlafstellung gefunden, die ich erst am nächsten Morgen, dafür um so zeitiger verlassen musste. Auf dem Rückweg zu den Metropolen der Ostküste, in denen meine große Reise begonnen hatte, wollte ich noch ein bisschen echter Südstaatenluft schnuppern. Die günstige Fahrplanlage ließ einen ganzen Ausflugstag in Charleston zu. Dabei muss man aber wissen, dass sich der Bahnhof fast 20 Kilometer außerhalb des interessanten Stadtzentrums befindet. Als einziger Reisender an diesem Morgen schien mir das Taxi auch nicht gerade die verlockendste Variante. Ich wusste auch aus dem Internet, dass eine Stadtbuslinie in der Nähe des Bahnhofs hält. Ich konnte aber die Haltestelle nicht finden, der freundliche Amtrak-Angestellte am Schalter war mit dieser exotischen Frage leider auch überfordert, so dass ich am Ende doch die $ 25 für ein Taxi investieren musste.

Charleston hat bei mir aber nicht nur deswegen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Stadt selbst, vor allem aber das historische Zentrum mit den fantastischen Prachtvillen à la „Vom Winde verweht“, haben das zeitige Aufstehen mehr als gelohnt. Auf dem Rückweg wurde mir dann auch endlich bewusst, wieso ich am Morgen die Bushaltestelle am Bahnhof nicht gefunden hatte. Das Haltestellenschild stellte sich als Telefonmast heraus, auf dem jemand mit weißer Kreide die Buslinie geschrieben hatte. Die öffentlichen Verkehrsmittel außerhalb der Großstädte sind eine wahre Herausforderung.

torric

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #49 am: 12.01.2006, 11:13 Uhr »
06. – 08. Oktober 2000

Auch der Zug am Abend Richtung New York war wieder erstaunlich pünktlich, so dass ich entgegen meiner ursprünglichen Planung nicht mitten in der Nacht in Richmond ausstieg, sondern bequemer bis Washington durchfuhr, um den Gegenzug zurück nach Virginia zu nehmen. Williamsburg ist die wohl einzige Stadt Virginias, wo man die amerikanische Kolonialzeit auch als Zugfahrer bequem erleben kann. Vom Bahnhof sind es nur ein paar Meter bis zum Eingang von Colonial Williamsburg, dem lebendigen Freilichtmuseum, das die Vergangenheit auf typisch amerikanische Weise wieder auferstehen lässt. So kann man bei einer gespielten Sitzung des Stadtrates, der darüber entscheidet, Truppen gegen die Engländer zu schicken, genauso live dabei sein, wie bei einer Gerichtsverhandlung.

Da es mal wieder Freitagabend war, füllte sich der sonst fast menschenleere Nachtzug nach New York und Boston wieder mit einer großen Menge College-Studenten, so dass die Fahrt an meinen letzten Bestimmungsort meiner Rundreise wieder sehr lustige Züge annahm. In Philadelphia hatte ich mir ein Best Western in der Nähe der großen Kunstmuseen reserviert, in dem ich mich die ganze Nacht auf das kostenlose amerikanische Frühstück am nächsten Morgen freute. Frisch gestärkt führte mein Weg am berühmten Love-Zeichen vorbei zur Innenstadt mit dem Hauptsymbol der amerikanischen Unabhängigkeit, der Liberty Bell. Die kurze Fährüberfahrt nach Delaware verschaffte wie auch schon in anderen Städten wunderschöne Ausblicke auf die Skyline. Auf dem Rückweg ins Hotel wanderten meine letzten Dollar nach Chinatown. Dort gibt es einfach die schönsten und vor allem günstigsten Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.

Mit dem inzwischen auf gut das Doppelte angewachsenen Gepäck freute es mich natürlich besonders, dass der Flughafen von Philadelphia mit der S-Bahn direkt und günstig vom Stadtzentrum zu erreichen ist. Der keine halbe Stunde dauernde Flug zum JFK war günstiger als ein Bahnticket nach New York, da mein Rail Pass inzwischen abgelaufen war. Außerdem musste ich so erst am späten Nachmittag in Philadelphia starten, um meinen Rückflug über den Atlantik zu bekommen. Spätestens im Flugzeug war ich mir aber sicher, dass dies nicht der letzte Urlaub im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war, von denen ich so viele nur angerissen hatte, und die jetzt auf eine genauere Erforschung warteten.

Scooby Doo

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #50 am: 12.01.2006, 11:34 Uhr »
Hallo Torsten,

vielen Dank für die wunderschöne Reise. Teile davon werde ich sicherlich irgendwann einmal verwenden. Plane ja selbst gerade an einer schönen dreiwöchigen Eisenbahntour, aber ich denke, das würde hier jetzt zu weit off-topic werden.
Viele Grüße, Markus

http://www.historic-route66.de

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #51 am: 09.01.2007, 12:11 Uhr »
Hallo Torric,

Danke für den tollen Reisebericht! Ich plane demnächst eine ähnliche Bahnreise und hätte da noch einige Fragen!

Hast du die Züge und Busse schon alle in Deutschland reserviert, oder kann man das auch noch während der Reise tun!?

Hattest du auch schon die Unterkünfte von Deutschland aus reserviert?

Wäre schön wenn du mir ein paar Tipps geben könntest!
Danke

P.S.: Ich werde meine Tour so Anfang, Mitte März starten!

Palo

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Re: Eisenbahnkreuzfahrt USA 2000
« Antwort #52 am: 18.01.2007, 06:43 Uhr »
Ist ja toll, wirklich kreuz und quer :lol:
Gruß

Palo