So, Tag ist geteilt, also dauert die Reise dann auch länger?
Mehr Zeit dort gefällt mir gut
Freitag, 24.06.2011Page – Grand Canyon North Rim – Page Teil1
Nach einer unerträglich warmen Nacht, wenig Schlaf und einer wenigstens etwas erfrischenden Dusche machten wir uns gegen 7:40 auf den Weg. Wir hielten zunächst am Glen Canyon Damm, über den wir ja nun schon ein paar mal gefahren waren. Im Maschendrahtzaun waren extra Löcher eingelassen, durch die man fotografieren konnte. Dieser Staudamm ist deutlich kleiner als der vor ein paar Tagen gesehene Hoover Damm.
In Page wollten wir dann an einer Shell tanken, aber die Säule verlangte wieder einen Zip, so dass wir schlauerweise unsere Kreditkarte bei der Kassiererin hinterlegten, um zu Tanken. Als es aber an die Bezahlung des Kraftstoffes ging, funktionierte die Karte nicht. Warum das nun schon wieder? Das Mädel meinte, dass es da doch diese Rufnummer gäbe, die man anrufen könne. Tja, aber wir mussten in Deutschland anrufen, was uns sicher wieder 10 Euro kosten würde und das erklärten wir ihr. Da war sie geschockt und es tat ihr auch irgendwie leid. Dennoch kamen wir natürlich nicht darum herum jetzt bar zu zahlen.
Wir parkten auf dem gegenüberliegenden Parkplatz des Walmarts und riefen wieder einmal die Bank an. Sie erklärten uns, dass, wenn die Verbindung zur Bank nicht sofort aufgebaut werden kann (warum auch immer) und man es zu oft hintereinander im kurzen Abstand versucht, dass dann die Karte automatisch gesperrt würde. Für Amerikaner kein Problem, da es da ja dann diese kostenlose Hotline gäbe…
Na, toll. Unsere Karte wurde wieder freigeschaltet und wir gingen in den Walmart um einzukaufen. Dort funktionierte dann auch die Kreditkarte. Heiko bekam bei Subway ein Sandwich, während ich am Auto mir mein Brot machte. Scheinbar fanden das andere sehr lustig, denn ich wurde oft im Vorübergehen grinsend angequatscht. Mir egal. Ich hatte Hunger.
Um 10 Uhr ging es aber nun endlich los zum Grand Canyon. Wieder befuhren wir die 89, aber dieses Mal eine lange Weile nach Süden. An vielen Stellen und Parkbuchten hatten Navajos ihre Schmuckstände aufgebaut. Sozusagen war jeder Scenic View mit ihnen bevölkert. Der Schmuck interessierte uns aber nicht und wir genossen nur jeweils die Aussicht. Um 10:40 erreichten wir dann die Navajo Bridge. Ich schaute mich ein wenig im Visitor Center um, während Heiko auf die Toilette ging. Anschließend gingen wir über die Brücke und hofften Kondore zu sehen. Hier gab es nämlich eine Aufzuchtstation und damit war die Wahrscheinlichkeit nicht allzu gering einen zu erwischen. In relativ weiter Entfernung in der Schlucht sahen wir dann auch einen sitzen. Vermuteten wir jedenfalls. Dann plötzlich flog einer über uns, wenn auch sehr hoch. Heiko fotografierte was das Zeug hält, aber sein Tele war einfach nicht stark genug. Dann plötzlich eine Frau, die ihre Familie zu einer Stelle rief, wo wohl einer unter der Brücke säße. Als nix wie hin da. Ja, und da war tatsächlich einer. Direkt unter uns. Konnte der nicht auf der gegenüber liegenden Brücke sitzen? So jedenfalls ließ er sich nicht fotografieren, es sei denn man hält seine Kamera weit über das Geländer. Die Gefahr des Absturzes der Kamera in die Schlucht des Colorado war uns dann aber doch zu hoch. Aber wenigstens haben wir einen aus der Nähe gesehen. Was für ein hässliches Vieh! Einen Spruch darüber hatte ich im Visitor Center darüber gelesen, sinngemäß: „Ein Gesicht, das nur die Mutter lieben kann“. Ja, das traf es wohl auf den Punkt!
Ganze Fotoserien sind von diesem Tier entstanden, die in der Bildvorschau bei mir ein schönes Daumenkino abgeben würden. Wenn, ja wenn nicht das Tele zu klein gewesen wäre oder man mit Stativ hätte fotografieren können. Auf dem Display der Kamera sahen die Bilder ja noch ganz nett aus, aber dann auf dem Laptop...
Dies hier ist noch eines der besten. Ich kann euch aber schon verraten, dass noch viele unscharfe Bilder folgten - auch mit Stativ! Dazu dann aber erst später im Urlaub.
Dann aber ging es weiter, entlang der Vermillion Cliffs und den Cliff Dwellers. Auch dort wieder Navajo-Stände, aber uns interessierten nur die riesigen Felskugeln. Die sahen aus, als ob sie gerade ein Riese den Berg herunter kullern gelassen hatte.
Wir hielten uns aber nicht lange auf und erreichten bald den Kaibab National Forest. Dort legten wir um 11:45 erst mal eine Pause ein, da Heiko langsam die Augen zu fielen. Er hatte einfach viel zu wenig geschlafen und eigentlich nicht nur die letzte Nacht. Ich war aber auch müde und wir pflegten etwas unsere Augen.
Nach etwa einer Stunde fuhren wir dann weiter. Hm, wir mussten ja bald am North Rim sein und ich war ganz verwirrt, dass hier alles bewaldet ist. Naja, hier hatte es wohl irgendwann einen Brand gegeben und wir sahen auch viele verkohlte Bäume und Baumreste. Dennoch hatte ich irgendwie gedacht, dass rund um den Grand Canyon Wüste sei. Na gut, dafür ist ja Urlaub auch da – um Neues zu entdecken und zu lernen! Um 14:10 kamen wir dann endlich am Visitor Center an und fanden zum Glück auch noch einen Parkplatz. Bisher hatten wir ja immer Glück damit und mussten nie weiter ziehen, weil keine Parkmöglichkeit mehr frei war. Wir stellten also unser Auto ab und gingen - nach wie vor durch Wald - zum Visitor Center. Hier standen jede Menge Cabins, hier zu wohnen ist sicher teuer, aber näher am Rim dran ist wohl kaum möglich.
Direkt hinter dem Gebäude-Komplex war dann der North Rim. Auf einer kleinen Aussichtplattform konnte man hinunter schauen. Der Colorado war aber nicht zu sehen. Hier ging es echt tief hinunter, aber so wirklich erfassen konnte man die Tiefe und die Größe des Canyons nicht. Es war schön hier, keine Frage, aber sprachlos war ich nicht. Entweder hatte ich schon zu viele Bilder vom Grand Canyon gesehen oder ich war zu müde oder mein fehlendes räumliches Sehen nahm mir den Wow-Effekt. Egal. Schön war es trotzdem.
Wir wanderten einen schönen Trail am Rim entlang zum Bright Angel Point. Es war furchtbar windig hier oben, fast schon stürmisch. Trotzdem genossen wir den Weg. Um 15:00 hatten wir den Aussichtspunkt erreicht. Wir ließen uns allgemein viel Zeit beim Laufen und genossen die etwas kühleren Temperaturen hier oben. Es war toll hier, aber auch hier gab es von mir kein Wow!
Der Weg da oben wird als "accessible" beschrieben und es gab tatsächlich keine Stufen oder so. Aber an einer Stelle war es so steil, dass ein Rollifahrer gute Bremsen für das Hinabfahren und einen oder zwei kräftige Kerle zum wieder hochfahren benötigt. Für alle anderen gab es alternativ Stufen...