Tag 23 Sonntag 10.07.2011Visalia – Stovepipe Wells / Death ValleyHeute geht es ins Death Valley! Heiko machte morgens vor dem Auschecken noch ein paar Fotos von der wirklich schönen Motelanlage in Visalia. Die Sachen sind gepackt und um kurz vor neun wird ausgecheckt. Zuvor wollen wir aber noch einmal ein paar Quarter für meine Sammlung organisieren, das heisst: Waschsalon! Wir sammelten dort fleißig Quarter, so dass meine Sammlung jetzt fast komplett ist. Außerdem waren wieder total verschiedene Leute dort. Alle Hautfarben waren vertreten. Total nett war die kleine Familie mit etwa 2 jähriger Tochter. Total entspannt genossen die drei scheinbar ihren Aufenthalt hier. Eine winzig kleine alte Omi betrat das Geschäft und gab ihre Wäsche ab. Sie sah aus, wie man sich so eine alte amerikanische Lady vorstellt. Graues hochgestecktes weißes Haar und ihre Lippen auffällig mit rotem Lippenstift geschminkt. Irgendwie total süß „die Kleine“. Heute hatten wir nicht so recht Lust zu Flippern und gingen nach draußen. Es war schon morgens gleich sehr warm. Vor dem Waschsalon stand ein uraltes total verbeultes Auto. Und wer schlief darin über das Lenkrad gebeugt? Die kleine Oma! Und das bei der Hitze! Sie war noch dort, als wir mit unserer Wäsche fertig waren. Ich hoffe nur, dass sie wirklich nur ein kleines Nickerchen gemacht hat….
Das Auto wurde noch einmal vollgetankt, denn im Death Valley ist es ja bekanntermaßen sehr teuer. Um halb 12 machten wir dann unseren ersten Zwischenstopp bei Taco Bell in Bakersfield. Ich holte mir nur einen Slushy und nutzte die Örtlichkeiten. Für mich gibt es da nichts Leckeres, jedenfalls habe ich da keinen Veggie Taco als solchen identifizieren können. Auch Heiko hatte nicht so recht Appetit auf irgendwas von dort, also ging es weiter.
Die Landschaft war wieder sehr wüstenmäßig geworden und die Fahrt zog sich in die Länge. Auf dem irgendwann sehr einsam gewordenen Highway kam uns der Sheriff entgegen und wir sprachen gerade darüber, dass die hinter jeder Ecke lauern, als ich plötzlich rief, dass wir hier abbiegen müssten um gleich wieder zu korrigieren, „nee, doch nicht!“ Heiko jedoch war schon abgebogen und mehr oder weniger vor Schreck wendete er sofort und überfuhr dabei eine durchgezogene Linie. Wir kamen auch direkt auf die Strecke, die wir zuvor gefahren waren zurück. Puh, da habe ich ja fast wieder richtig Mist gebaut… Aber was war das? Wir konnten sehen, dass die Patrol soeben gewendet hatte und mit Blinklicht hinter uns heran kam.
Ach du Sch…! Jetzt geht es uns an den Kragen. Würden wir uns nun richtig verhalten? Würden wir sehr viel Ärger bekommen? Hoffentlich ist das Ticket nicht so teuer… Die Patrol kam näher und näher, was wir im Rückspiegel beobachteten. Jedoch fuhr sie nicht direkt hinter uns sondern überholt. Hä? Ach, meinte der gar nicht uns? Da purzelten so einige Steine von unserem Herzen!
Kurze Zeit später war eine kleine Tankstelle samt Souvenirshop. Heiko hatte den Schrecken sozusagen verdaut und wollte ihn endgültig entsorgen. An derselben Tanke hielt nun auch der Sheriff. Er hatte aber gar kein Interesse an uns, sondern tankte einfach nur…
Es ging weiter und kurze Zeit später sahen wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite mehrere Fahrzeuge der Highway Patrol und einen Officer mit einer Radarpistole. Ach so, dann war „unser Sheriff“ hinter einem Raser her! Da konnte er uns ja nicht meinen
Kurz vor dem Death Valley tankten wir noch einmal in Pearsonville und eine Stunde später (kurz nach drei) hatten wir den Death Valley NP erreicht. Das war aber noch nicht das Death Valley selbst, sonder es ging erst mal ins Panamint Valley. Valley heißt ja Tal. Und was muss man tun, um in ein Tal zu kommen? Richtig, die Berge drum herum überqueren oder umfahren. In unserem Fall ging es darüber. In Serpentinen natürlich. Im Nachhinein frage ich mich, ob mir im Auto die etwas weichere Federung die Beschwerden verursacht. Aber heute war es nicht so schlimm. Die Klimaanlage blieb übrigens weiterhin an und wir beobachteten die Temperatur des Motors. Kein Problem. An einer Stelle hielten wir an und neben uns hielt auch jemand, der nur außer Atem sagte: „Yeah, we survived!“ Ja, es war schon sehr warm hier, aber nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Heiko hatte mir echte Horrorgeschichten erzählt, wie sie damals nur kurz ausgestiegen seien und man nicht schwitzen würde, da alles sofort verdampft. Und dass man immer nur am Trinken sei. Deswegen bin ich mit einem etwas mulmigen Gefühl hier her gekommen. Jetzt war ich schon fast enttäuscht, denn mir ging es echt prima!
Um halb vier haben wir am Panamint Springs Resort angehalten. Eigentlich hatten wir ja für heute Nacht hier den Campingplatz gebucht, den wir nun nicht mehr brauchten und ich wollte meine Schulden begleichen. Von meiner bei der Buchung angegebenen Kreditkartennummer konnten sie nämlich nicht mehr abbuchen, da meine Bank umfirmiert hatte und ich eine neue Karte und Nummer bekommen hatte. Die beiden jungen Frauen waren dort sehr nett und ich äußerte ihnen gegenüber, dass ich mit höheren Temperaturen hier gerechnet hätte. Ja, es sei heute etwas kühler, da es vor drei Tagen ein Unwetter gegeben hätte und es hätte sich noch nicht richtig wieder aufgeheizt. So, dann erlebte ich hier das Death Valley gar nicht mit voller Kraft!
Ja, das war wohl so, denn die Temperaturanzeige war eindeutig: 108°F. 107°F hatten wir ja schon im Zion. Na gut, dadurch wird es ja nur leichter für uns. Heiko war aber schon etwas enttäuscht, da er mir seine Erzählungen ja nun nicht beweisen konnte. Aber wir fuhren ja nun aus dem Panamint Valley hinaus und hinter dem Berg ging es in das Death Valley hinein.
Und als wir Stovepipe Wells erreichten, war die Temperatur immerhin auf 116°F gestiegen. Ach ja, getankt haben wir in Panamint Springs nicht
Und dies wäre unser Campingplatz gewesen, sehr gemütlich
Irgendwelche Nachbarn hätten uns da sicher nicht belästigt...
Beim Einchecken in Stovepipe Wells fiel es uns wieder ein: Der Badwater Ultramarathon! Der fand ja genau zu unserem Aufenthalt statt. Außer uns beim Check In waren noch drei andere Deutsche. Wir fragten, ob sie laufen würden oder „nur“ begleiten. Zwei von ihnen waren Begleiter, der Dritte der Läufer: Jens Vieler. Wir drückten unseren höchsten Respekt vor diesem Vorhaben aus, aber der Sportler lächelte nur. Er war scheinbar in höchster Konzentration. Sein Team war da schon etwas aufgeschlossener, aber aufhalten oder belästigen wollten wir sie natürlich auch nicht. Sie hatten morgen Großes vor.
Wir bekamen unser Zimmer. Wie befürchtet stand darin nur ein Doppelbett. Also würde ich diese Nacht auf der Isomatte schlafen. Bei der Hitze sich zu zweit in ein so kleines Bett zu zwängen machte absolut keinen Sinn. Vor allem da Heiko mittlerweile kreislaufmäßig nicht ganz auf der Höhe war.
Diese Zwei gehören dort wohl zum Inventar
Ich hatte mich ja über die anderen Nationalparks und so weiter informiert und was man dort so machen könnte. Heiko hatte dies für das Death Valley getan. Und er hatte für heute noch den Ubehebe Crater auf dem Plan. Es war halb sechs, als wir zum Visitor Center gegenüber kamen. Das in Furnace Creek wurde ja umgebaut und war deshalb geschlossen und hier in Stovepipe gab es so eine Art Nebenstelle. Die aber war auch schon geschlossen. Heiko war aber gut informiert und meinte, dass es so ca. 40 Meilen zum Krater seien. Also los.
Immer wieder hielten wir an, da wir die Landschaft total faszinierend fanden. Immer wieder andere Farben.
Auf den Straßen waren hin und wieder noch die Spuren von Flash Floods zu sehen, ja, das muss wohl ein anständiges Unwetter gewesen sein. Wir fuhren immer weiter nach Norden, bis wir zu der Abzweigung zum Ubehebe Crater kamen. Noch 5 Meilen. Allerdings war eine Straßenseite abgesperrt, aber die Schilder schon zur Seite geräumt. Dann war wohl eine Weiterfahrt möglich. Die Straße wurde immer schmutziger und am Rand waren teilweise Stücke aus der Straße weggerissen. Wow! Wenn man in so eine Flood gerät, hat man bestimmt nichts mehr zu lachen! Nach einer Weile – ca. 2 Meilen vorm Krater – gaben wir auf. Das schien uns hier nun doch zu gefährlich. Etwas Abenteuer ist ja nicht schlecht, aber in Gefahr wollten wir uns nun doch nicht begeben. Super enttäuscht drehten wir um. Wir konnten es nicht fassen. So kurz vor dem Ziel! Vor allem Heiko wollte so gerne mal einen Krater sehen! Schon hier stand fest, dass wir das Death Valley nicht zum letzten Mal besuchen.
Aber da das noch nicht alles für heute gewesen sein sollte, hielten wir noch an den Sanddunes an. Es war total toll dort mit der langsam untergehenden Sonne. Es war inzwischen schon 19:30 geworden. Ich war total begeistert, Heiko aber hatte immer noch Schwierigkeiten mit seinem Kreislauf. Dennoch hielten wir uns hier eine Weile auf, schließlich war Heiko ja auch hoch motiviert hierher gekommen. Ein Ziel, auf das er sich schon so lange freute.
Unser Motel war nicht weit von den Sanddunes entfernt. So langsam wurde es Zeit zu Essen. Heiko fühlte sich zwar gar nicht nach essen, aber er sah auch die Notwendigkeit. Also gingen wir in das dortige Restaurant. Es war voll. Sehr voll. Wir mussten etwa eine halbe Stunde auf unseren Tisch warten, Ob das nur wegen des Marathons hier so voll war?
Dann aber hatten wir unseren Tisch. Das Restaurant hat uns beiden sehr gut gefallen. Daran änderte auch das Essen nichts, denn auch das war sehr lecker: Chili für Heiko und einen Veggie-Burger für mich. Heiko und ich tranken reichlich, denn obwohl wir die ganze Zeit getrunken hatten, ging noch immer genug Flüssigkeit in uns hinein. Wir hofften damit auch Heikos Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Ich machte mir ernsthaft Sorgen. Er hing da wie ein Häufchen Elend. Das einzige, was mich beruhigte, war, dass hier sicher auch einige Leute waren, die sich mit Kreislaufproblemen auskannten, denn das Restaurant war ja voller Sportler und ihrer Begleitteams.
Gerne hätte ich noch eine Sternentour gemacht oder auch mit Heiko allein irgendwo noch den Sternenhimmel betrachtet. Das ging nun aber nicht und wir gingen nach dem Essen in unser Zimmer und versuchten zu schlafen. Das ging aber nicht wirklich, denn hier lärmte die lauteste Klimaanlage der Welt. Wenn sie wenigstens dauerhaft an gewesen wäre, aber Nein! Sie ging immer mal für eins, zwei Minuten aus um dann gefühlt noch lauter wieder anzuspringen. Ohne Klimaanlage konnte Heiko aber auch nicht schlafen, da es sich irgendwie kaum abgekühlt hatte. Das heißt, wir hatten immer noch um die 40 Grad draußen und drinnen war es auch nicht viel kühler...
Unterkunft: Stovepipe Wells Village $106.40
gefahrene Meilen: 394