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Autor Thema: Drei freie Wochenenden im Südwesten (lang, viele Bilder)  (Gelesen 7980 mal)

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Tashville

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Im Oktober 2011 war ich anlässlich unserer Hausmesse beruflich in Utah unterwegs. Natürlich bin ich an den Wochenenden nicht im Hotel geblieben, sondern habe (auf eigene Kosten natürlich) einige Attraktionen abgeklappert, die ich noch nicht oder zumindest noch nicht im Herbst kannte.

Meine Erfahrung mit den Anschlussflügen in Denver ist ja nicht so toll, außerdem war es deutlich billiger am Freitag statt am Wochenende zu fliegen, so dass ich schon Freitagnacht in Salt Lake City ankam. Bei Nieselregen. Zu der Jahreszeit? Irgendwie unerwartet. Aber noch schnell mit dem Kollegen, der zufällig die selbe Verbindung gebucht hatte wie ich, zu Walmart und Softdrinks gekauft. Downtown SLC ist ja eher schlecht was zu bekommen, und die Getränkeautomaten in den Hotels sind eher teuer. Die Einkaufstour setzte sich dann am Samstag fort, da ich nichts geplant hatte und das Wetter noch ziemlich wechselhaft war. Der Verkehr in und um SLC treibt mich immer noch regelmäßig zur Weißglut. Wie kann man nur gleichzeitig zu schnell, rücksichtslos und unaufmerksam fahren? Muss wohl am Jetlag liegen.

Sonntag war das Wetter dann komplett schön, und ich machte mich auf nach Antelope Island State Park. Mit Zugvogelbeobachtung war noch nicht viel, aber eine schöne Landschaft zum Wandern





mit Amerikanischen Bisons, die keineswegs so furchtsam sind wie manche behaupten



Hike cut short by bovine intervention.

Was man früher mit Bisons gemacht hat, zeigt ein Denkmal:



Die Bisons sind übrigens Nutzvieh, das durch die Beweidung den ursprünglichen Charakter der Insel wieder herstellt und erhält. Es gibt auf der Insel ein (nur in der Saison geöffnetes) Steakrestaurant. Außerdem kann man auf der Insel reiten, baden gehen und Boot fahren. Leider hatte ich die Sonnencreme im Hotel vergessen, was sich gleicht gerächt hat. Aber Spaß hat es gemacht, die Insel zu erwandern. Etwa 14 km waren das, ganz locker und erfrischend mal wieder.

Die Woche über war ich dann auf der Hausmesse beschäftigt, hab mich aber Freitags dann am frühen Nachmittag abgeseilt — damit meine ich jetzt nicht, dass ich aus dem Hotelaufzug befreit werden musste, dazu reichte ein Zurücksetzen der Schlupfsicherung. Nein, ab zum Auto, die I-80 nach Westen durch die Salt Flats entlang und in Wendover die US-83 Richtung Ely runter. Eine wunderschöne, erstaunlich abwechslungsreiche Strecke mit wenig Verkehr, die man einfach mal gefahren sein muss. Tempomat einschalten und genießen!

Übernachtung in einem eher unterdurschnittlichen und für den Zustand zu teuerem Motel-6 in Ely, und gleich früh morgens weiter zum Kodachrome Basin National Park. Wenn man sich die Webseiten vom National Park Service zu dem Park ansieht, hört sich das erst mal nur mäßig interessant an. Bergwandern kann man. Und eine Tropfsteinhöhle besichtigen. Naja. Schaun wir mal. Immerhin, so etwa zehn Leute auf der Führung, sehr interessantes zur Entdeckungs- und Nutzungsgeschichte der Lehman Caves... Anfangs ja ganz interessant... Und dann geht es weiter...



Wow. Und es wird spektakulärer...



Boah. Und spektakulärer...



Man verzeih mir die Wortwahl, aber: Wie geil ist das denn bitte!

Draußen ist allerdings auch schön. Den Scenic Drive hoch zum Mt Wheeler fahren und die Wanderwege dort abklappern. Bis Wheeler Peak bin ich dann doch nicht ganz gekommen, die Wanderstöcke habe ich daheim vergessen und die Halbschuhe sind zwar geländetauglich, aber eben keine ordentlichen Wanderschuhe. Das wurde mir dann doch zu heikel:



Und kalt war dort oberhalb der Baumgrenze auch. In etwas tieferen Lagen sieht das dann so aus...





Langlebige Kiefer und andere Nadelbäume findet man dort.



Die Endmoräne vom einzigen Gletscher Nevadas:



Zum Gletscher selbst bin ich dann nicht mehr gelaufen, es ist ein steiniger Weg und ich hatte die falschen Schuhe. Und das war ja schon eine Menge Programm für einen Tag, mehr als 14 km Distanz. Aber was macht man mit dem angebrochenen Wochenende? Zurück auf die Landstraße und die wunderbare Strecke nach Osten und mit dem letzten Tageslicht auf die I-15 Richtung Süden. Irgendwo bei Cedar City Abendessen bei Wendy's. Der Kassierer war zwei Jahre als Student in Deutschland, so klein ist die Welt, und kurze Zeit später spielt der lokale Dudelfunk dort Nenas 99 Luftballons auf Deutsch. Und weiter nach Hurricane. Übernachtung bei Travelodge, 50% teurer als das Motel in Ely, dennoch preiswerter. Morgens früh raus, naja, für meine Verhältnisse, und um Neun in Zion auf der Matte stehen.

Das war, wenn ich mich nicht täusche, das vierte mal Zion National Park für mich, aber das erste mal im Herbst. Zion ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, der Herbst ist die schönste Jahreszeit. An Angels Landing bin ich mit meiner Höhenangst grandios nach nur 15 Metern gescheitert — das erste Stück ist durch Stahlketten gesichert, nur leider fehlen da fünf Meter mittendrin. No way. Naja, der Weg hoch nach Scout Overlook ist ja auch ganz schön.



Schöner Blick ins Zion Valley von Kayenta Trail:



Wasserfall:



Grauhörnchen lesen übrigens auch Reiseführer:



Und am Ende des Tages nach etwa 20 km Wanderung dann wieder zurück Richtung Norden nach Provo, ich muss ja die Woche drauf noch arbeiten.  Was für eine Gewalttour, also die Autofahrt, aber gelohnt hat es sich.

Ohne meinen Kollegen zu nahe treten zu wollen, Provo ist dröge. Also Freitag drauf zugesehen, pünktlich loszukommen, und wieder ab in den Süden. Auf dem Programm stand für den Samstag Grand Canyon North Rim, endlich einmal. Normalerweise war ich ja sonst nur in den Wintermonaten da, diesmal hat es endlich geklappt. Vor der Wanderung steht die Übernachtung, diesmal im Sun-n-Sands Motel in Kanab. Reichlich abgewohnt, aber sauber, spottbillig, funktionierendes Internet, und Wayne ist ein Original und macht tatsächlich guten Kaffee.

Es war noch dunkel als ich morgens losfuhr und ich war so gegen halb Neun an Grand Canyon Lodge. War natürlich noch alles zu, also mal gleich zum Aufwärmen zum Bright Angel Point und den Wanderweg zum Campground entlang eines Seitenarms des Canyons gegangen.



Da raschelt doch was in der Tanne... Ah, ein Grauhörnchen, und es motzt und schimpft. Ich dreh mich um und bekomme einen Tannenzapfen an den Kopf geworfen. Die Viecher sind ja frech, aber das ist geradezu unverschämt... Dem Fotobeweis hat es sich leider auch widersetzt.

Nun denn, es ist nicht ganz so warm, ich denke den North Kaibab Trail ein Stück runter sollte erfrischen sein. Ja, war es auch, die ersten 4 km bis Supai Tunnel.





Und natürlich wusste ich vorher, dass dies die Strecke mit der größten Steigung war, was mich, oder viel mehr: meinen Kreislauf, allerdings völlig aus dem Konzept gebracht hat, war die Reihenfolge der Anstrengung. Ich bin es gewohnt einen Berg erst rauf, dann runter zu laufen. Umgekehrt war eine... interessante Erfahrung. Naja, mit Pausen und viel trinken geht es, aber es ist doch weitaus anstrengender als gedacht. Die Warnungen vor Gewalttouren, die überall hängen, sind kein Witz. Und wenn ich mir vorstelle, dass Leute im Hochsommer versuchen, den weg komplett herunter und wieder rauf zu laufen, fällt mir nichts mehr ein. Selbst im Oktober war es noch knackig warm, obwohl oben auf der Ebene schon etwas Schnee lag.

Viel Lust auf Wanderungen hatte ich danach nicht mehr, ein paar Aussichtspunkte bin ich dann noch angefahren. 13 km reichen auch für den Tag.






Ursprünglich dachte ich daran, am nächsten Tag nach Bryce zu fahren, aber beim Blättern im Reiseführer ist mir aufgefallen, dass ich noch nie in Kodachrome Basin State Park war. Übernachtung also im Bryce Valley Inn in Tropic, das (in der Nebensaison zumindest) ein unschlagbar günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Ich hatte ein modernes, großes, sauberes Zimmer für etwa 50 Dollar (inkl. Steuern) im Neubau.

Kodachrome Basin ist sozusagen der kleine Bruder von Valley of Fire. Sandstein in unterschiedlichsten Farben, und ich musste mich echt zusammenreißen, Bildern in der Nachbearbeitung nicht ein Kodachrome-Farbprofil zu geben. Die natürlichen Farben sind so schon spektakulär genug.



Bekannt ist Kodchrome Basin nicht nur für sein Farbspiel, sondern auch für die Sandpipes, oder Chimney Rocks. Das ist eine vergleichsweise seltene Gesteinsformation, die vermutlich dadurch zustande kommt, dass heiße Quellen oder Geysiere kalkhaltiges Schlammwasser durch das Sediment gedrückt haben, und sich dadurch ein Kalksandstein an den Rändern gebildet hat, das härter ist als der umliegende einfache Sandstein.



Es gibt da etliche solcher Sandpipes, das sieht ganz witzig aus





Natürlich gibt es auch ganz normale Wüstenmotive:



Mein Flug zurück ging am Montag gegen Mittag, meine Wasservorräte waren am Ende, die Füße nach 15 km am maulen, also schleunigst zurück nach SLC. Das waren ein paar schöne Tage und eindrucksvoller Landschaft, mehr als ich mir erhofft hatte. Und ein schöner Ausgleich für die Arbeit, derer wegen ich ja drüben war.
Is it that things really change? Or does the outside rearrange?
Is perception genuine? Or does truth lie deep beneath the skin?
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Angie

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Re: Drei freie Wochenenden im Südwesten (lang, viele Bilder)
« Antwort #1 am: 05.02.2012, 21:50 Uhr »

Hallo Tashville,


das ist ja ein schöner, kurzweilig geschriebener Bericht über deine drei freien Wochenenden im Südwesten. Toll ist auch, dass dich immer schönes Wetter begleitet hat, so konntest du unheimlich viel unternehmen, wenngleich auch mitunter mit viel Fahrerei. Aber wie du selbst schreibst: Es hat sich gelohnt.

Die Lehman Cave muss wirklich toll sein. Bei diesen Bildern bin ich übrigens draufgekommen, dass sich deine Bilder vergrößern, wenn man sie anklickt :lol:

Das Reiseführer-lesende Grauhörnchen ist süß!

Herzlichen Dank für deinen tollen Bericht, der wirklich erfrischend zu lesen war :dankeschoen:


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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zzyzx

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Re: Drei freie Wochenenden im Südwesten (lang, viele Bilder)
« Antwort #2 am: 05.02.2012, 21:56 Uhr »
Schöner Report und tolle Fotos :daumen:

Anti

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Re: Drei freie Wochenenden im Südwesten (lang, viele Bilder)
« Antwort #3 am: 05.02.2012, 22:06 Uhr »
Hi, nach deiner Winterreise letztes Jahr nun ein Herbstkurztrip. Da hast du ja einige Meilen sowohl unter die Räder als auch unter die Füße genommen... Danke für die schönen Impressionen!

Hast du im Reiseführer Kekse versteckt?  :nixwieweg:

Tashville

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Re: Drei freie Wochenenden im Südwesten (lang, viele Bilder)
« Antwort #4 am: 05.02.2012, 23:17 Uhr »
Hast du im Reiseführer Kekse versteckt?  :nixwieweg:

Es ist ja noch nicht einmal mein Reiseführer. :-)

Genauso vorwitzig sind die Streifenhörnchen, aber die sind so flink, dass man selbst bei kurzen Belichtungszeiten Probleme bekommt. Wenn man nicht aufpasst, klauen die einem das Studentenfutter aus der Tüte. Naja, versuchen es zumindest:

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— Alexander James Adams, Blood and Passion