02.10.08 Page – Wave So nun war es also soweit, der Wavetag war angebrochen. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das erste mal auf Wavebilder gestoßen bin. Irgendwann, schon sehr bald, im Laufe meiner Reisevorbereitungen und des Lesens von Reiseberichten ist siein meinen Focus geraten. Ihrem Zauber kann man/frau ja auch gar nicht entgehen.
Doch dann diese doch scheinbar fast unüberwindlichen Hindernisse um dieses Naturwunder bestaunen zu können. Ich hatte es kaum zu hoffen gewagt, die Wave mit eigenen Augen sehen zu dürfen, aber der Wunsch war natürlich sehr stark. So führte ich natürlich 4 Monate vor dem Termin das ganze Wavepermit Lottery Procedere durch. Einmal in meinem Namen und einmal auf Herberts. Und dann die Spannung und gleichzeitig die Aussichtslosigkeit, bei dem Wavepermit Andrang.
Der erste Versuch war denn auch wie erwartet negativ. Aber ich hatte ja eine 2. Chance, denn ich hatte Page im Monatswechsel September/Oktober eingeplant.So konnte ich ja für Anfang Oktober nochmal an der Lotterie teilnehmen. Gesagt, getan und letztendlich hätte ich es ja auch noch vor Ort versuchen können. Doch diesmal war mir Fortuna gewogen und ich bekam 2 Permits für den 02.10.08, den Luftsprung hättet ihr mal sehen sollen, als ich die email erhielt. Und dann das Warten bis ich die Dinger endlich in Händen hatte. Jetzt durfte doch bitte, bitte nichts mehr schiefgehen.
Ja man/frau könnte ja noch krank werden oder die Treppe runterfallen, so ganz kurz vor der Reise und die berühmte Reiserücktrittskostenversicherung deckt zwar die entstehenden Kosten ab doch für ein neues Wavepermit sorgt sie halt nicht. Dann könnte ja noch das Wetter verrückt spielen und, und, und.
Also und nun war er da der 02.10.08 und wir waren vor Ort und der Rucksack war gepackt. Den Weg auf der House Rock Valley Road bis zum Wire Pass hatten wir auch schon bei der Anfahrt zu den Coyote Buttes South trainiert und eine detailierte Wegbeschreibung lag in meinen Händen. Was sollte denn jetzt noch schief gehen?
Wir also wieder um 05:00 Uhr durchgestartet, bei 66° Fahrenheit entspricht ca. 19° Celsius in Page. 05:30 Uhr Ankunft HRV Road und 06:08 am Wire Pass. Dort standen doch glatt schon 3 Autos. Eines schon herrenlos und an den anderen bereiteten sich ein asiatisches und ein westliches Pärchen auf den Trail vor. Also Rucksack schultern, Permit befestigen und eins in´s Auto legen und noch schnell in das Trailheadbuch eintragen und nun nix wie los. Die Wave ruft.
Wegbeschreibung in der Hand stapften wir in den Wash, der am Anfang des Trailheads ist und der auch in den Paria Canyon führt. Vor uns schon das eine Pärchen, die Asiaten waren noch nicht gestartet. Nach 10 Minuten Washwandern entdeckte mein Mann eine Abzweigung, in die verführerisch viele Fußstapfen gingen. Das Pärchen vor uns war auch nicht mehr zu sehen, also hier geht es bestimmt rein. Ich meine Beschreibung konsultiert, ja nach rechts weg müssen wir mal, das könnte stimmen. Und das war ein Fehler.
Also die Wegbeschreibung ist ja wirklich recht gut gemacht und gerade am Anfang sollte nicht gleich so ein blöder Fehler passieren, aber wir sind im Team halt besonders begabt und diese blöden Spuren in diesen blöden Canyon haben uns gleich nach 10 Minuten vom rechten Weg abgebracht.
Eigentlich hätten schon nach weiteren 5 Minuten die Alarmglocken läuten sollen, denn nun mussten wir schon kraxeln um in dem immer enger werdenden Canyon weiter zu kommen. Aber da waren ja immer noch Fußspuren und wir im Wavefieber immer weiter hinterher. Langsam aber sicher kamen mir doch ernsthafte Zweifel, das konnte nicht der rechte Weg sein. Also Beschreibung konsultieren, Kompass befragen und neu orientieren. Zurück kommt für uns doch nicht in Frage, wir finden auf den rechten Weg, komme was wolle. Na ja ich möchte jetzt nicht im Detail beschreiben wie mir zwischendurch zumute war.
Wir also über irgendeinen Bergkamm geklettert, ich unter Zedern und Jammern natürlich, und auf der anderen Seite wieder runter. Gut es waren schon ein paar landschaftliche Schönheiten zu bewundern, wie zum Beispiel ein Arch, den hoffentlich noch nie ein anderer Mensch fotografiert hat, doch ich wollte die Wave und nix anderes. Und hier verbrauchte ich doch glatt, für einen falschen Weg, schon die gesamte Energie des Tages.
Also etwas Bergerfahren sind wir ja schon, waren immerhin schon 4-7 mal in den Alpen beim Kraxeln. Nun nach einem Umweg von 1,5 Stunden waren wir endlich wieder auf der Route und immerhin schon am Punkt 4 der Wegbeschreibung angelangt.
Jetzt hatte ich auch wieder Lust zu fotografieren und meine Stimmung besserte sich merklich. Vor uns, mit Sonnenschirm bewaffnet, das asiatische Pärchen, welches wohl erst lange nach uns auf die Route gegangen ist.
Zum Glück fanden sich auch immer wieder Steinmanderl, wie in den Bergen, denn ganz so einfach wie es mit der Wegbeschreibung scheint, ist es nun doch nicht. Von jedem Standpunkt sieht die Landschaft wieder anders aus und Twinbuttes gibt es hier des öfteren. Doch mit Hilfe von den Steinmanderln und asiatischer Vorhut gingen wir keine Umwege mehr.
Die Gehzeit wird mit 1,5 Stunden beschrieben, wir hatten das glatt in 3 Stunden geschafft. Wurscht egal, wie der Franke und die Fränkin sagt, mir warn da. Nach einem recht steilen und doch sandigen Aufstieg stehen wir am Einstieg in die Wave und der ist schon traumhaft schön.
Erst mal Kräfte sammeln:
und dann den Hang hoch:
Von drinnen sind Stimmen zu hören, sie ist also schon besetzt. Wir betreten den Landschaftstraum und staunen wie die anderen, die mit uns hier sind.
Hier geht es rein:
So guckt sichs raus:
Es sind insgesamt 4 Pärchen vor Ort, außer uns, und ich glaube auch genauso viele unterschiedliche Staatszugehörigkeiten. Es quasselt einmal englisch, dann französich und ein slawischer Slang gesellt sich zu unserem deutschen und den natürlich englisch sprechenden Asiaten. Erst wird mal gestaunt und genossen und Brotzeit gemacht und dann wird natürlich geschossen, mit scharfen Fotos.
Alle sind begeistert und verlustieren sich hier und dort. Jeder hat mal die Chance die Wave für sich alleine zu haben, denn die Umgebung ist ebenfalls sehr schön und will erkundet werden.
Wir machen uns auf die Suche nach der Second Wave, ich habe eine Wegbeschreibung von Karsten Rau bei mir und wir werden diesmal ohne großen Umweg fündig. Sie ist ja auch sehr nahe bei der Wave.
Für die Second Wave ist erst am späten Nachmittag oder bei Sunset das beste Licht, aber so lange werden wir wohl nicht bleiben. Wir wollen ja schließlich keinen Fotowettbewerb gewinnen und in Anbetracht unserer pfadfinderischen Fähigkeiten ist der Rückweg im Düstern wohl auch nicht ratsam. Ich finde sie auch so schon sehr schön und knipse sie ausgiebig. Für die Wave ist das Licht schon sehr gut, wenn sich nicht gerade eine Wolke vor die Sonne schiebt.
Wir kraxeln hier und dort umher, ich finde die Umgebung hier auch wirklich wunderschön. Einige machen sich an den steilen Aufstieg zu einem Arch hoch über uns, ich brauche das heute nicht mehr. Mein Steilkraxelbedarf ist voll gedeckt. Im Waveumfeld gibt es viele schöne Motive, wie den Hamburgerfelsen und wunderschöne Farben an den nahen Buttes. Es gibt also viel zu klicksen für unsere Kameras.
Wir kraxeln und klicken und kraxeln und klicken bis wir satt sind und machen uns dann auf den Rückweg, ohne Umweg, dank vieler Steinmanderln.Dank an die Erbauer und an die BLM Ranger, die sie nicht weggeräumt haben, denn manchmal ist der Weg so ganz und gar nicht klar. Hier ist alles irgendwie so unwirklich, wie in einer Kunstwelt, fast irreal. Doch gerade deshalb traumhaft schön.
Beim Rückweg ist es dann ganz schön heiß und unser Wasservorräte sind längst aufgebraucht, dank des Umweges hin natürlich. Gott sei Dank wartet im Auto noch genügend Wasser und Obst auf uns.
Ich finde dann noch ein Handtuch mit japanischen Schriftzeichen, hat das wohl das asiatische Pärchen verloren? Nun für mich wird es eine Erinnerung an die Wavetour werden. Um 13:05 Uhr sind wir wieder am Wire Pass und um 14:20 Uhr in Page in der Travellodge, wo der Pool auf mich wartet und ich müde aber um eine wundervolle Erfahrung reicher, mich ausgiebig relaxe.
Und hier noch ein paar Impressionen:
Rauhes Leben, wenn man sich gegenseitig auffressen muss:
Das war nun wirklich ein absolutes Highlight. Jetzt kann es vollkommen entspannt weitergehen. Kein festes Programm mehr, nur noch nach Lust und Laune. Vielleicht noch mal den South Rim vom Grand Canyon? Mal sehen.
Bis morgen Zimmerfrau