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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: GreyWolf am 24.03.2011, 20:36 Uhr

Titel: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 24.03.2011, 20:36 Uhr
Hallo,

der ein oder andere wird mich noch aus früheren Jahren kennen, als ich hier im Forum recht aktiv war. "Kinderbedingt" sind wir nun schon einige Jahre nicht mehr in die USA gekommen, so dass ich in diesem Forum nicht mehr so aktiv wie früher bin. Aber ich lese immer noch die Reiseberichte mit und hoffe darauf, irgendwann mal mit unseren Kleinen in die USA zu kommen.  Wo die dann beim Anblick des Grand Canyon vermutlich sagen werden: "Tooooll Papa, ein tiefes Loch. Echt öde hier. Wo kann man denn hier shoppen?"  :shock:

Na egal. Nachdem ich eben selbst nicht mehr rüberkam, habe ich mich auf ältere Reiseberichte gestürzt und mehrere alte Foto-Alben so aufbereitet, dass ich sie auf meine neue Homepage "Alte Reiseberichte" stellen konnte- Ihr erinnert Euch vielleicht an meinen Reisebericht "Eine USA-Reise im Jahr 1924", wo 2 Deutsche mit einem Ford Model-T die USA durchquerten. Da habe ich noch einiges liegen, was ich genauso aufarbeiten könnte - wenn ich denn die Zeit hätte.

Na egal.
Im Rahmen eines anderen Projektes, was ich gerade vorantreibe, nämlich der Erforschung meiner Familiengeschichte, habe ich festgestellt, dass meine Eltern noch alte Dias hatten. Und beim Durchsehen dieser Dias fiel mir ein handgeschriebener Reisebericht meiner Mutter in die Hände, den sie 1962 geschrieben hatte. Von einer kleinen Rundreise im Nordosten der USA.

Insofern: den DeLorean rausholen, den Flux-Kompensator anschmeißen, anschnallen, Handy aus und ab in die Vergangenheit.

Kommt jemand mit?
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: stephan65 am 24.03.2011, 20:44 Uhr
Das klingt witzig, ich bin gespannt auf die Fotos und auf das, was deine Mutter/deine Eltern (?) damals erlebten, was die Menschen damals bewegte.

Auf gehts!
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: TheWurst am 24.03.2011, 21:26 Uhr
Insofern: den DeLorean rausholen, den Flux-Kompensator anschmeißen, anschnallen, Handy aus und ab in die Vergangenheit.

Kommt jemand mit?

Auf jeden Fall! Ich hoffe die haben viele Autos fotografiert!  :knockout:
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Angie am 24.03.2011, 21:52 Uhr

Hallo GreyWolf,


ja, ich kann mich nicht nur an dich erinnern, sondern auch an deinen Vortrag "Eine USA-Reise im Jahr 1924", das war wirklich faszinierend, nämlich schon die Vorgeschichte, wie du überhaupt diese Reise beschreiben konntest.

Gerne komme ich auf die Reise im Jahr 1962 mit und bin gespannt, was du uns alles erzählst und zeigst.


LG, Angie
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Davidc am 24.03.2011, 21:56 Uhr
Klingt nach Fun :)

Es gibt hoffentlich auch Fotos?
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: german_harm_mac am 24.03.2011, 22:20 Uhr
Aber gerne Wolfgang. Wie alt sind Deine Kinder jetzt?

Anne
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Anti am 24.03.2011, 22:54 Uhr
Uih! DeLorean wollte ich schon immer mal fahren. Reise mit.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Easy Going am 24.03.2011, 23:08 Uhr
Dann wirf mal Deine Zeitmaschine an.
Schön wieder von Dir zu lesen Wolfgang !
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Palo am 25.03.2011, 05:10 Uhr
Nostalgie pur ;-) Bin dabei

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: OstseeKelm am 25.03.2011, 05:38 Uhr
Klingt vielversprechend!
Dann werde ich auch das erste mal offiziell mitfahren ... Nicht schwarz wie sonst
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: pxl am 25.03.2011, 06:09 Uhr
Klasse Idee / ich hab erst jetzt gesehen.

Einfach ne tolle Seite
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: MacLowell am 25.03.2011, 08:13 Uhr
Wahnsinn!
Bin auf jeden Fall dabei und schon gespannt  :D
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Schneewie am 25.03.2011, 12:28 Uhr
Klar kenne ich Dich noch und Deine "Zeitreisen".   :P
Dann mal her mit einer neuen Oldie-Story!!!
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Stefan M. am 25.03.2011, 12:41 Uhr
Na da fahr ich doch gerne mit, das hört sich richtig interessant an.

Übrigens: Vergiss nicht den Flux-Kompensator auf das richtige Jahr einzustellen; im Film war nämlich 1955 programmiert. Und such Dir eine freie Fläche zum starten und landen aus, nicht dass Du wieder ein paar Fichten vom alten Peabody über den Haufen fährst!!!   :wink:
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: BigDADDY am 25.03.2011, 12:56 Uhr
Gab es die USA damals schon??

Wow, hört sich interessant an, bin dabei!
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: SusanW am 25.03.2011, 13:23 Uhr
Ohja, den alten Reisebericht kenne ich auch  8)  Bin daher gespannt auch bei diesem dabei
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: PrivatePaula am 25.03.2011, 19:17 Uhr
Wie Cool,das schau ich mir an! :hand:  Muss doch mal die Dia´s von meinem Vater anschauen,auch Alles 1960 bis 1965 in USA am Stück! :D
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Marterpfahl am 25.03.2011, 19:36 Uhr
Gab es damals die Fotos schon in Farbe?  Komme gerne mit.

Bitte aber nicht so oft die damaligen Benzinpreise benennen.
Dann wird mir immer so traurig :(


Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 26.03.2011, 17:24 Uhr
Oh so viele Interessenten  :D Muss am DeLorean liegen.

Bitte versprecht Euch nicht zu viel, es handelt sich nur um eine Kurzreise mit Fotos und ein paar zusätzliche Fotos von einer längeren Tour meiner Eltern durch die USA - alles mit etwas Hintergrund vermischt. Also wirklich nicht zu vergleichen mit meinem 1924er-Bericht.

Bevor ich den ersten Teil einstelle, hier mal kurz Eure Fragen beantwortet:


Ich hoffe die haben viele Autos fotografiert!  :knockout:

Ich fürchte nicht…. Und bei dem Auto, das sie selbst verwendet haben, wirst Du ziemlich überrascht sein über die Marke.

Es gibt hoffentlich auch Fotos?

Ja, abgescannte Farbdias, die erstaunlich gut geworden sind.
Ich muss dazu sagen, dass die reinen Landschaftsaufnahmen naturgemäß hier wenig bringen. Einmal sieht die Landschaft halt heute auch nicht viel anders aus als damals und schon aufgrund der Masse der Dias habe ich mich beim Abscannen im Wesentlichen auf Familienfotos konzentriert. Aber auch die sind schon schön – z.B. wenn man die Klamotten und die Frisuren sieht.

Wie alt sind Deine Kinder jetzt?
 

2 und 5, d.h. ab dem nächsten Herbst kommt die Große schon in die Schule. Das bedeutet, dass wir nun die nächsten x Jahre an die Schulferien und damit die Hauptsaison gebunden sind.
Die letzten Jahren beschränkten sich unsere Urlaube im Wesentlichen auf Kurzreisen in Deutschland und benachbartem Ausland. So tolle Sachen wie Ferienhaus in Dänemark. :shock:
In die USA fahren wir so schnell noch nicht. Da müssen beide schon so groß sein, dass sie die langen Flüge gut überstehen. Denn Fliegen mit Kindern ist echt nicht lustig.

Übrigens: Vergiss nicht den Flux-Kompensator auf das richtige Jahr einzustellen; im Film war nämlich 1955 programmiert. Und such Dir eine freie Fläche zum starten und landen aus, nicht dass Du wieder ein paar Fichten vom alten Peabody über den Haufen fährst!!!   :wink:

Oh ja, danke für die Tips.

Gab es die USA damals schon??

Nein, damals war das noch englische Kolonie. :wink:

Wobei das gar keine so dumme Frage ist. Man sollte nicht vergessen, dass die USA ein noch wirklich junges Land sind. Arizona ist den USA z.B. erst 1912 beigetreten (Hawaii erst 1959). Viele heutige Millionenstädte der USA waren vor hundert Jahren noch Kleinstädte. Und der erste durchgehende Highway von Ost nach West ging 1923 in Betrieb.

Bitte aber nicht so oft die damaligen Benzinpreise benennen.
Dann wird mir immer so traurig :(
 


Die weiß ich auch leider nicht.

Ich schaue mal, dass ich den ersten Teil spätestens morgen einstelle.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 26.03.2011, 20:59 Uhr
Na, dann fangen wir mal an:

Das Jahr 1962

1962 – während in Deutschland seit 17 Jahren Frieden herrscht, befinden sich die USA zwischen zwei Kriegen. Der Korea-Krieg ist einigermaßen siegreich beendet, aber inzwischen engagieren sich die USA schon mit ersten Militärberatern in Vietnam, nicht ahnend, dass sie hier später eine heftige Niederlage einstecken würden.
Im Oktober 1962 kommt es dann zur Kubakrise, bei dem die USA und die UdSSR an den Rand eines (Atom)Krieges kommen. Präsident ist der junge und charismatische John F. Kennedy.

In der Bundesrepublik Deutschland ist nach wie vor Konrad Adenauer Bundeskanzler, inzwischen 86 Jahre alt. Das Wirtschaftswunder hat für Wohlstand gesorgt, es gibt Vollbeschäftigung. Dass ein Jahr zuvor die DDR die Mauer errichtet hat, muss letztlich hingenommen werden. Wesentliches Ereignis des Jahres 1962 in Deutschland ist die Flutkatastrophe an der Nordsee, die Hamburg und die anderen norddeutschen Bundesländer trifft.

Und anderswo auf der Welt? Die Beatles werden bei ersten Probeaufnahmen abgelehnt, da Gitarrengruppen nicht mehr gefragt seien…..

Der Reisebericht

Von diesem Reisebericht hatte ich keine Ahnung. Ich wusste zwar, dass meine Eltern 1962/1963 ein Jahr in den USA waren und davon wohl auch Dia-Bilder existierten, aber mehr auch nicht. Erst meine Bitte, doch mal die Dias sehen zu können, führte zur Wiederentdeckung dieses schönen Reiseberichts über eine 4-tägige Reise im Bereich zwischen New Jersey und Virginia.
Der Reisebericht besteht aus 14 handbeschriebenen Seiten. Eine selbst gemalte Karte als erste Seite und dann folgt der eigentliche Reisebericht, der mit einzelnen eingeklebten Bildern u.ä. aufgelockert wird. Sehr hübsch und informativ gemacht, fast wie heute ein Reisebericht im Internet.

Die Vorgeschichte

Mein Vater Hanno war 1962 33 Jahre alt und Lehrer für Englisch und Französisch an einem Freiburger Gymnasium. Mit meiner Mutter war er damals 3 Jahre verheiratet. Meine Mutter (damals 26) hatte als Chemisch-Technische Assistentin gearbeitet, aber – wie es damals so erwartet wurde, insbesondere wenn man mit einem Beamten als zuverlässigem Versorger verheiratet war – nach der Heirat ihren Beruf aufgegeben. Im Sommer 1961 war mein älterer Bruder Christian geboren worden.
Meine Eltern waren schon immer interessiert an anderen Ländern und sind schon immer gerne gereist – und tun es bis heute.

Anfang der 60er Jahre erfuhr mein Vater, dass sich deutsche Lehrer für ein Fullbright-Austausch bewerben konnten. Deutsche Lehrer sollten für ein Jahr an Highschools in den USA unterrichten und im Gegenzug amerikanische Lehrer an Schulen in Deutschland. Dabei sollte kurzerhand alles getauscht werden: Stellen, Wohnung und Auto. Prädestiniert für diesen Austausch waren entsprechend Deutschlehrer in den USA und Englischlehrer in Deutschland, damit man ohne Probleme auch die Stellen tauschen konnte.
Mein Vater bewarb sich jedenfalls dafür. Nach einem Auswahlverfahren erhielt er die Zusage, wobei er aber keineswegs wusste, wo er letztlich seinen Aufenthaltsort haben würde.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 27.03.2011, 12:41 Uhr
Eingewöhnung in den USA

Mein Vater fuhr im August 1962 mit seiner Fullbright-Gruppe vorweg auf einem Schiff in die USA, um zunächst eine Einweisung in das amerikanische System und Leben zu erhalten. Dass er mit einem Schiff fuhr, war damals durchaus noch der übliche Weg für einen Durchschnittsbürger. Zwar gab es inzwischen Langstreckenverbindungen mit dem Flugzeug von Europa in die USA, aber solche Reisen waren teuer.
Hier sieht man meinen Vater auf seinem Schiff bei der obligatorischen Rettungsübung:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196201.JPG)

Diese Reise verlief ohne Zwischenfälle und 5-6 Tage später, das war seit dem Einsatz moderner Passagierschiffe ab Ende des 19. Jahrhunderts die Standard-Reisedauer, erreichte er New York. Zwei Bilder von der Einfahrt in den Hafen:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196202.JPG)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196203.JPG)



Mit den anderen Lehrern des Austauschprogramms erfolgte dann eben die landeskundliche Einweisung. Dabei besuchten sie sogar das Weiße Haus in Washington, wo sie – kaum zu glauben, aber wahr – von Präsident John F. Kennedy empfangen wurden. Der machte zwar in seiner Rede einen kleinen Fehler – er erzählte den gerade Angekommenen, dass sie ja nun schon ein wundervolles Jahr in den USA verbracht hätten – aber was machte das schon?
Der Beweis für diesen Besuch:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196204.JPG)




Meine damals 26-jährige Mutter war kurze Zeit später sogar mit dem Flugzeug nachgekommen (ich kann nicht sagen, warum sie so privilegiert war) in Begleitung meines einjährigen Bruders Christian (Spitzname: Butz).

Inzwischen hatte mein Vater seinen Einsatzort erhalten: Belmar in New Jersey.
Belmar liegt einen Katzensprung südlich von New York City am Atlantik und ist wohl nicht gerade besonders spannend. Lediglich eine Tatsache erscheint mir von gewissem allgemeinen Interesse: die dort gelegene Straße „E Street“ war Namensgeber von Bruce Springsteens „E Street Band“ (der Gitarrist hatte dort gewohnt.).
In Belmar zogen sie dann in das wohl recht einfache Haus des Austauschlehrers ein, siehe das nachfolgende Bild (das Bild wurde ca. 1 Jahr später gemacht, zu dem Wagen links im Bild komme ich noch):

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196205.JPG)



Heute würde man sagen „Häuschen“, 3 kleine Zimmer, Küche und Bad. Mit einem großen Kühlschrank, aber ohne Waschmaschine. Zum Einkaufen in der „Mall“ wurde die Schmutzwäsche einschließlich Christians (Baumwoll)Windeln mitgenommen und dort während des Einkaufs im Waschsalon gewaschen und getrocknet.

Und sie übernahmen seinen Wagen. Und nun muss ich Euch leider enttäuschen: im Hintergrund des folgenden Bildes, das meine Mutter mit meinem Bruder zeigt, sieht man ihn.

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196206.JPG)


Kein cooler Straßenkreuzer, sondern ein „Beetle“ – ein Käfer.

Und mein Vater unterrichtete eben Deutsch an der Highschool. Hier ein Bild, wie Schüler damals aussahen:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196207.JPG)


Und eines von Lehrerkollegen:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196208.JPG)



Genug der Vorrede, beim nächsten Mal beginnt die Reise.





Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Anti am 27.03.2011, 12:52 Uhr
Das macht ja jetzt schon richtig Spaß! Die Vorgeschichte allein finde ich schon sehr spannend. So ein Austausch war damals wahrscheinlich eine total verrückte Geschichte, während ja heute viele Schüler und Studierende an Austauschprogrammen teilnehmen - es also total normal ist.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Antje am 27.03.2011, 13:39 Uhr
Das ist echte Zeitgeschichte - ich finde diesen Bericht sensationell!

Antje
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: andi7435 am 27.03.2011, 16:05 Uhr
Bilder und Text einfach genial !

Andreas
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Kremers am 27.03.2011, 16:15 Uhr
Das fängt ja schon toll an. Da bin ich natürlich auch noch dabei. Freu mich auf den weiteren Bericht.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: joke am 27.03.2011, 16:19 Uhr

 Einfach Klasse
Bin selber Baujahr 62 und mein Sohn ist jetzt 13
dem habe ich die Story mit Fotos gezeigt
und er sagte

einfach gei.....l    die  Brille    So drücken sich die Tenneis heute aus

Papa und Sohn freuen sich auf Fortsetzung
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: usa2008 am 27.03.2011, 18:11 Uhr


Ich bin auch dabei, freu´ mich sehr über einen Bericht aus dieser Zeit.
Meine Eltern sind übrigens fast gleichaltrig, waren aber bei weitem nicht
so mutig und aufgeschlossen wie deine Eltern. Besonders mein Vater wäre
niemals in dieser Zeit in die USA gereist, allerdings hätten sie sich das mit 3 kleinen
Kindern auch gar nicht leisten können. Wir sind 1965 das erste Mal in Urlaub
gefahren, nach Hohenschwangau!!
Ich habe gerade das Highschoolbild meinem 22jährigen Sohn gezeigt, der fand´s
einfach nur geil, hat gestaunt wie ich als Kind, wenn meine Uroma mir
erzählt hat, das sie als junges Mädchen noch lange Röcke getragen hat (finstres Mittelalter  :wink:)

Gaby
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Peter S am 27.03.2011, 19:39 Uhr
Wow, wahnsinnig interessant, da bin ich auch gerne dabei.

Ich denke, dass was deine Eltern damals gemacht haben, war alles andere als alltäglich und dass deine Mutter mit deinem damals 1jährigem Bruder alleine mit dem Flieger nachkam,  :respekt:
Die Bilder sind auch richtig klasse.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

Gruss Peter
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: MacLowell am 27.03.2011, 19:46 Uhr
Wahnsinn, vielen Dank schonmal für den Bericht.
Kommt einem wie eine Zeitreise vor.
Bei den alten Bildern von New York bekommt man schon Gänsehaut.
Bin gespannt auf den Rest  :)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Angie am 28.03.2011, 00:20 Uhr

Ich kann mir meinen Vorschreiber und -innen nur anschließen: Das ist jetzt schon ein toller Bericht, obwohl er noch gar nicht richtig begonnen hat :daumen:
Dann noch von John F. Kennedy höchstpersönlich empfangen zu werden, das schlägt wohl alles. Ich bin hin und weg :D

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Load am 28.03.2011, 09:53 Uhr
Hmmm, den übernächsten Trip plane ich somit nicht im SüdWesten, sondern im Jahr 1962... Nice...  :wink:
Sehr interessant das Ganze!
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 29.03.2011, 09:36 Uhr
Herzlichen Dank für die positiven Reaktionen. Dachte gar nicht, dass das so gut ankommt.

Machen wir weiter:

Hier erst mal ein Bild von einer typischen Suburb zur damaligen Zeit:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196209)

Meine Eltern waren natürlich sehr daran interessiert, auch viel in den USA zu sehen. Das musste sich aber zunächst auf kurze Abstecher nach New York City und nach Philadelphia beschränken. Denn im Gegensatz zu deutschen Schulen gibt es bei amerikanischen ja relativ wenig Ferien zwischendurch, so dass sich mögliche Ausflüge auf die Wochenende konzentrieren mussten.
Hier mal ein Bild von so einem Ausflug, als meine Eltern mit einem kleinen Boot fuhren (fragt mich bitte nicht, wo das war):

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196210)


Und eines vom Boardwalk in Atlantik-City:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196211)


Insofern war die erste Möglichkeit, länger als ein Wochenende wegzukommen, Thanksgiving 1962. Und das nutzten meine Eltern.
Schalten wir nun um in den Reisebericht meiner Mutter:

Tag 1

"Schon lange planten wir einen Trip nach Virginia. Endlich war es soweit. 4 1 / 2 Tage schulfrei über Thanksgiving. Um 13:00 Uhr war Schulschluss und wir wollten so schnell wie möglich losfahren. Butzens Mittagessen und Mittagschlaf wurden vorverlegt. Inzwischen packte ich die restlichen Sachen zusammen. Als Hanno um 13:15 nach Haus kam, brauchte nur noch alles verstaut zu werden und um 13:30 fuhren wir los.
Viel Platz hatte ich allerdings nicht, aber es ging doch noch ganz gut. Es hatte sich eine ganze Menge Gepäck angesammelt. Kinderwagen und „Schwan“ kamen unter die Haube, Butz in den Kofferraum im Wagen, Koffer und Reisetasche vor und auf den 2. Vordersitz, der Rest – Kinderwagentasche, Wintermäntel, Picknickkorb, Hannos Schultasche, Phototasche, Kindersitz, Butzens Baby und ich wurden so verstaut, dass ich auch noch ein Plätzchen zum Sitzen hatte."


Anmerkung:
Keine Ahnung, was ein "Schwan" war - vermutlich irgend etwas für meinen Bruder.
Zum Verständnis des Packens, bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde: Beim damaligen VW-Käfer war der eigentliche Kofferraum vorne unter der Haube (der relativ kleine Motor war hinten). Mein Bruder kam dann in ein kleines, offenes Gepäck-Abteil hinter den Hintersitzen, so dass meine Mutter ihn jederzeit erreichen konnte. So sah das aus:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196212)




"Zunächst ging es in Richtung Philadelphia. Eine langweilige Strecke, die wir allmählich kennen. Wald, brach liegender Boden und nur ganz vereinzelt mal ein paar Häuser. Nach Lakehurst (Militärflughafen) ist alles restlos tot. Erst wenn es langsam an den beiden „Farm Market“ vorbei ist, wird es langsam wieder etwas belebter."

Anmerkung:
Meine Eltern sind damit über die Highways 37 und 70 gefahren (heute würde man wohl den nördlicher gelegenen Interstate benutzen). Diese Gegend ist auch heute nur schwach besiedelt. Erst im Großraum Philadelphia wird es dann wieder voller. Da müssen auch wohl auch die benannten „Farm Market“ gewesen sein.

"Bei Camden fuhren wir auf den New Jersey Turnpike und waren nach 26 Meilen die ersten 40 Cents los, weiter ging es über die Delaware-Memorial-Bridge (25 cts) nach Delaware. Leider ist Halten auf allen Brücken verboten, da sonst der Verkehr stockt. Bevor wir nach Baltimore kamen, mussten noch über den Susquehanna. Jetzt wurde es allmählich dunkel und es fing mit regnen an, so dass wir von Baltimore nicht sahen außer einem im Regen verschwimmenden Lichtermeer. Für Hanno war es ein schweres Fahren. Es goss in Strömen, dichter Verkehr und alles rast mit ca. 50 Meilen über die Straßen.
Wir waren froh als wir den Abzweig Washington hinter uns ließen und die Straße leerer wurde. Aber sie wurde zu leer, weit und breit kein Haus, es goss! Da plötzlich ein Schild „... Motel 60 miles“. Ein Stückchen weiter „.... Motel 45 miles“. Wir befürchteten, dass wir noch ca. 1 Stunde im Regen fahren mussten. Aber schon kurz danach tauchte ein Motel auf. Wir hielten sofort an. Wir hatten Glück und bekamen für $ 7 ein großes Zimmer (mit extra Babybett) – wie üblich stark überheizt – TV und Bad bzw. Dusche. Wir waren heilfroh, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten. Nach dem Essen legten wir Butz ins Bettchen. Er schlief und wir sahen uns im TV „Concert for Young People“ mit Leonard Bernstein an."


Ein Bild von einem damaligen Motel - klein davor meine Mutter mit meinem Bruder auf dem Arm:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196213)



Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: BigDADDY am 29.03.2011, 09:41 Uhr
Ja,

wuunderbar! - Als die Welt noch in Ordnung war...
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Saguaro am 29.03.2011, 09:49 Uhr
Uiiihh 1962 war ich noch nicht mal geplant  :grins:. Den Outfits nach zu urteilen, war man damals sehr chic unterwegs - nicht wie heute in Wanderhose und Shirt  :grins:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Load am 29.03.2011, 09:51 Uhr
„Concert for Young People“ mit Leonard Bernstein" :)

Und die Motelpreise...  :shock: Herrlich
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Sunrise1508 am 29.03.2011, 10:01 Uhr
Toll! Wie gerne hätte ich diese Zeit damals miterlebt....  :)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: SusanW am 29.03.2011, 10:30 Uhr
Das ging ja schon sehr interessant los - eine echte Zeitreise  8) Das mit den Outfits ist mir auch gleich aufgefallen  :D 
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: salial am 29.03.2011, 10:47 Uhr
Super Reisebericht - freue mich schon auf die Fortsetzungen.
Ist ja mal was ganz anderes. Ich bewundere deine Eltern für den Mut das damals zu machen - war sicherlich nicht immer ganz einfach.

Vielen, vielen herzlichen Dank für die Mühe die du dir machst um diesen persönlichen Bericht mit uns zu teilen.

LG
Salial
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: bowiepit am 29.03.2011, 10:49 Uhr
Bei dieser Zeitreise bin ich dabei. Ein interessanter Berich- die Begegnung mit JF, die Fotos der Motels und dann eine Reise mit dem Käfer. Ich selbst bin 1970 für 4 Wochen mit einem Käfer von El Paso zum Pacific gefahren.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: mrh400 am 29.03.2011, 11:16 Uhr
Hallo,
ein superstarker Bericht mit superstarken Bildern! Vielen Dank dafür.

Bärenstark ist das Outfit der jungen Leute hier:
Hier ein Bild, wie Schüler damals aussahen:
Ergänzende Erläuterung: zu den Zeiten waren an vielen Schulen Hosen für Mädchen (übrigens teilweise auch in D) nicht geduldet oder zumindest verpönt (und wir regen uns über Kopftücher auf ...).

Und sie übernahmen seinen Wagen. Und nun muss ich Euch leider enttäuschen: im Hintergrund des folgenden Bildes, das meine Mutter mit meinem Bruder zeigt, sieht man ihn.
Da konnte Dein Vater ja gleich einsteigen und ohne zu üben losfahren :lol:

sondern ein „Rabbit“ – ein Käfer.
kleine Korrektur: "Rabbit" (= Karnickel) steht für den Golf; der Käfer hieß "Beetle", z.T. auch "Bug".

bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde
Ich habe als Kleinkind auf Reisen sogar mal da drin geschlafen - runterkullern ausgeschlossen  :lol: :lol:

zu dem Wagen links im Bild komme ich noch
haben Deine Eltern etwa so etwas gekauft (und dann auch noch mitgenommen?)?; Ford Country Sedan Station Wagon (http://www.autowallpaper.de/gallery2/v/Autoveranstaltungen/Events2007/techno_classica_2007/435_Ford+Country+Sedan+Station+Wagon.JPG.html) 1959 (Werbebild (http://farm5.static.flickr.com/4039/4611212097_4660a61e51.jpg))
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Palo am 29.03.2011, 19:38 Uhr
Den Outfits nach zu urteilen, war man damals sehr chic unterwegs - nicht wie heute in Wanderhose und Shirt  :grins:.



Nix chic, man hat sich damals noch anständig angezogen wie es sich gehört. Heute läuft alles in Zigeunerzivil rum.

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: usa2008 am 29.03.2011, 20:13 Uhr
Zitat
Zum Verständnis des Packens, bevor Proteste kommen, dass mein armer, gequälter Bruder einfach in den Kofferraum gepackt wurde

Och, das find´ ich jetzt gar nicht so dramatisch. Mein Vater durfte in den späten 60zigern den
Firmenwagen ab und an nutzen, ein VW-Bus, allerdings ein Kastenwagen, also ohne Fenster hinten.
Da wir zu fünft waren, durfte ich dann immer hinten sitzen:

AUF EINEM KÜCHENSTUHL IM LADERAUM  :shock:

Gaby

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 29.03.2011, 20:15 Uhr
Wow, großes Interesse. Bin ganz gerührt :-)

Danke für den Hinweis mit der falschen Wagen-Bezeichnung, werde ich gleich ändern.

Und zu dem anderen Wagen: wer wird denn hier vorsagen?
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Antje am 29.03.2011, 20:21 Uhr
Kicher - wir hatten nen VW-Käfer - und für die Urlaubsreisen wurde die Rückbank ausgebaut, eingeladen, oben drüber kamen Schlafsäcke und Decken und Kissen und kurz unters Dach die Kinder. An sowas erinnere ich mich bis mind. 1978. Im Urlaub - wenn alles ausgepackt und Zelt aufgebaut war etc. bei Ausflügen: Brett drauf und Kinder drauf.... Kindersitze und Gurte hinten waren eh ein unbekanntes Konzept...

Antje
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Anti am 29.03.2011, 23:10 Uhr
Mitte / Ende der 70er bekam mein kleiner Bruder dann so eine Art Kindersitz mit Ablage zum Malen. Unser VW K70 hatte, glaube ich, auch schon Gurte. Aber der Gepäckträger auf dem Dach war meterhoch bepackt...
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Angie am 29.03.2011, 23:33 Uhr

Hallo Wolfgang,

kleine Korrektur: "Rabbit" (= Karnickel) steht für den Golf; der Käfer hieß "Beetle", z.T. auch "Bug".

ich habe den "Rabbit" auf "Beetle" geändert.


LG, Angie

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Dreamer am 30.03.2011, 09:44 Uhr
Der Käfer weckt wirklich Erinnerungen - natürlich hatten meine Eltern auch einen ... und wenn wir nach Kärnten zu den Verwandten in Urlaub gefahren sind (damals noch ohne Tauerntunnelautobahn oder Umgehungsautobahn bei Stuttgart oder München), dann war der Gepäckträger auch meterhoch bepackt - aber ich drufte immer auf dem Rücksitz sitzen - mit Mama oder Oma und war dann immer von meinen Stofftieren begraben, die uuuuuunbedingt mit in den Urlaub mussten - war das immer ein Drama, wer von denen zu Hause bleiben muss!!!  :D
Ich finde den Reisebericht auch klasse. Vielen Dank fürs Einstellen.
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Marterpfahl am 30.03.2011, 09:58 Uhr
Da wir zu fünft waren, durfte ich dann immer hinten sitzen:
AUF EINEM KÜCHENSTUHL IM LADERAUM  :shock:

Gaby

Das fällt nach heutigen Maßstäben unter die Rubrik:  "schwere Kindheit" und wird im
Strafrecht mit Bonuspunkten belohnt.    :mrgreen:

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: squirrel am 30.03.2011, 10:06 Uhr
Super toller Bericht - vielen Dank Grey Wolf - bitte schnell weitermachen!
Ich liebe diese alten Bilder!

Gruß

Anja
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Palo am 30.03.2011, 10:23 Uhr

Das fällt nach heutigen Maßstäben unter die Rubrik:  "schwere Kindheit" und wird im
Strafrecht mit Bonuspunkten belohnt.    :mrgreen:




Das sollte einem mal zu denken geben, damals war die Welt noch einigermaßen FREI und wir wurden noch nicht so vom Staat unterdrückt und manipuliert

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Antje am 30.03.2011, 21:28 Uhr
Uns ist der meterhoch bepackte Dachträger mal aufm Wurzenpaß zusammengekracht und die Ladung mußte irgendwie auch noch ins Innere. Wir müssen hinten direkt unterm Dach geklebt haben....

(http://666kb.com/i/bs7wqdlbs8ax4k4cp.jpg)

Was man da sah, dürfte nur ein Bruchteil des Gerümpels sein - da war bestimmt Zelt etc. nicht sichtbar und noch aufgebaut...

Antje
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 31.03.2011, 09:17 Uhr
Wenn wir schon in Kindheitserinnerungen schwelgen: ich erinnere mich genau, wie in den späten 70ern die Diskussion über Gurte auf den Rücksitzen aufkam. Als wir Kinder meine Eltern fragten, ob man das nicht bei unserem damaligen Mercedes nachrüsten könne (technisch kein Problem), meinten meine Eltern, dass das ja wohl unnötig sei.
Ein paar Monate später wurde einer meiner Klassenkameraden schwer verletzt, als er unangeschnallt bei einem Unfall in die Vordersitze flog.


Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 31.03.2011, 09:38 Uhr
So nun geht`s weiter:

Der zweite Tag

Bevor wir weiterfahren, ein Blick auf die (handgemalte, vermutlich durchgepauste) Karte, die meine Mutter in ihren Reisebericht aufnahm:

(http://www.alte-reiseberichte.de/karte1962.jpg)



"Als wir am nächsten Morgen aufwachten, regnete es immer noch etwas. Aber gegen 9:00 Uhr hörte es auf und da der Wetterbericht ordentlich war, fuhren wir nach Süden weiter.
Wir wurden sogar belohnt und es wurde warm und sonnig. Zuerst führte uns unser Weg durch sehr hübsches, welliges Farmland bis zum Potomac und Rappahannock. Die Landschaft wechselt häufig. Wald, Farmland und Sumpf über- und durchquert man, wenn man der Straße parallel zum Rappahanock folgt, um endlich auf der südlichen Seite des York-Rivers auf den sogenannten „Kolonial Parkway“ zu kommen. Er führt von Yorktown durch Sumpf- und parkartiges Waldgebiet bis nach Williamsburg und Jamestown.
„The official information center of Colonial Williamsburg“ erwies sich als sehr nützlich, da die Motelpreise hoch sind. Außerdem ist es schwer, eine Unterkunft zu finden. Man telefonierte für uns und wir bekamen im Fitchett`s Tourist Home für $ 6 ein Zimmer einschließlich eines Klappbettes für unseren Butz."



Anmerkung: Nach einer eingeklebten Karte stand dieses Tourist Home in 1426 Richmond Road (U.S. 60), Williamsburg, VA und pries sich selbst als „most modern and exclusive“ an. Das Teil gibt es heute unter diesem Namen nicht mehr. In unmittelbarer Nähe der alten Adresse stehen heute mehrere Motels, u.a. ein Comfort Inn Suites Colonial (1420 Richmond Road). Das dürfte einer der Nachfolger des Tourist Homes sein.


"Williamsburg ist das alte Verwaltungszentrum der Kolonie Virginia. Die Hauptblüte war im 18. Jahrhundert und die Hauptpersonen der Revolution lebten alle eine Zeit da. Später wurde die Hauptstadt verlegt und Williamsburg zerfiel. Rockefeller ließ es rekonstruieren, es herrscht eine romantische Atmosphäre, da weder Autos noch elektrisches Licht zu finden sind. Dagegen Geschäfte, Tavernen und Werkstätten im alten Stil."


Anmerkung: Man muss dazu sagen, dass Colonial Willamsburg teilweise ohne jegliche Vorlage wieder aufgebaut wurde. Man hat also einfach die Häuser so gebaut, wie man sie sich damals vorgestellt hat, egal ob das zutraf oder nicht.


"Kein Wunder, dass es so viele Touristen anlockt. Abends, als Christian schlief, wollten wir unseren Durst mit einem Glas Bier löschen. Wir versuchten zuerst unser Glück in einer alten Taverne"


Anmerkung: nach einem eingeklebten Bild wohl die Raleigh Tavern,


"verließen aber schnell wieder das Lokal. Erstens hätten wir anstehen müssen, um einen Platz zu bekommen. Und zweitens kam es uns komisch vor, nur etwas zu trinken, während die anderen beim „Thanksgiving Dinner“ saßen. Wir mussten eine ganze Weile suchen, bis wir ein kleines Restaurant fanden,"


Anmerkung: nach einem eingeklebten Zuckertütchen die Josiah Chowning Tavern


"wo wir nur ein Glas (dünnes) Bier trinken konnten. Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben, da wir uns ja auch noch Jamestown ansehen wollten."


Da ich für diesen Tag keine so richtig passenden Bilder gefunden habe, stelle ich einfach mal drei Bilder mit dem Titel „Nahrungsaufnahme“ ein (das letzte ist wohl deutlich später aufgenommen).

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196215.jpg)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196216.jpg)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196214.jpg)



Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: MacLowell am 31.03.2011, 12:29 Uhr
6$ für eine Unterkunft und 25 cts Straßen-Maut..... schon lustig :)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: stephan65 am 31.03.2011, 12:56 Uhr
Die Karte ist ja mal schön, herzallerliebst  :)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Load am 31.03.2011, 13:03 Uhr
Hamburger, yummie :)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: USAflo am 31.03.2011, 20:56 Uhr
Cooler Bericht!
Erinnert mich an die TV-Serie "Mad Men"!

Bin dabei!

Und wenn Deine Eltern es mit Kleinkind geschafft haben, dann schafft ihr es mit Kindern auch in die USA! Wir sind auch schon nun 2x mit unserem nun 4-jährigen nach Florida bzw. Atlanta geflogen und es war no Problem! Mit unserem zweiten Kind planen wir auch schon für das nächste Jahr!

Also traut Euch!

Tschau
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: leia am 31.03.2011, 21:25 Uhr
Ich bin jetzt auch mal hinterher gefahren. Echt toller Bericht, es scheint eine tolle Zeit gewesen zu sein damals - ich kanns ja nicht beurteilen, an mich hat man da noch lange nicht gedacht :wink: Aber ich find es richtig cool 8) und stell mir grad vor, wie wohl der unser Reiseberichte irgendwann einmal "wirken" , das ist dann ja wirklich wie "Zurück in die Zukunft" :?
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Angie am 03.04.2011, 22:53 Uhr

Hallo Wolfgang,


ich muss mich vorläufig ausklinken, wir haben Besuch und sind viel unterwegs. Deinen Reisebericht bzw. eigentlich den deiner Eltern möchte ich nicht einfach rasch überfliegen, sondern genüsslich lesen, das hole ich ab dem 12. 4. nach.


LG, Angie

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: usa2008 am 04.04.2011, 20:20 Uhr
Zitat
as fällt nach heutigen Maßstäben unter die Rubrik:  "schwere Kindheit" und wird im
Strafrecht mit Bonuspunkten belohnt.

Jetzt weiß ich auch, warum ich auf Bewährung bin   :smiledance:
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: wuender am 04.04.2011, 21:30 Uhr
GreyWolf gräbt wieder alte Reiseberichte aus - super.

Das bisher gelesene gefällt mir sehr gut: Schöne Bilder und zusätzlich sehr interessante Informationen zum Autoverkehr und Transport von Kindern in früheren Zeiten :D Ich bin ja erst seit Ende der 70er, Anfang der 80er bewusst mit dabei. Da gab es ja sogar schon Anschnallgurte im Heck 8)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 05.04.2011, 11:35 Uhr
Hallo,

technische Probleme haben mich leider aufgehalten. Ich hatte da ein kleines Problem mit dem Raum-Zeit-Kontinuum, als ich zu oft ins Jahr 1962 zurückgehüpft bin .....

Egal.
Es freut mich, dass mein Bericht so gut ankommt. Heute stelle ich die Tage 3 und 4 rein und in den nächsten Tagen den letzten Tag dieses Reiseberichts.
Aber dann gibt es noch einen Bonus! Im Anschluss stelle ich noch eine Reihe Bilder von weiteren Reisen meiner Eltern in diesem USA-Jahr ein, leider ohne einen Reisebericht dazu.

Und ich bin gerade dabei, ein schon lange angefangenes Projekt, eine USA-Reise eines deutschen Ehepaars im Jahr 1933 in die USA aufzubereiten, fertigzustellen, so dass ich dass dann auch mal hier einstellen kann.

So, nun aber weiter:

Tag 3

"Am anderen Morgen fuhren wir bei herrlicher Sonne über den Parkway zum Jamestown Festival Park, der auf dem Festland liegt, während das eigentliche Jamestown auf einer kleinen Halbinsel im Jamesriver lag."

Anmerkung: Jamestown ist die erste dauerhafte englische Siedlung in Amerika. Davor gab es schon einen Versuch auf Roanoke Island, dessen Bewohner aber spurlos verschwanden.

"Man kann eine Indianerhütte besichtigen, eine Neuanlage der alten Siedlung mit sämtlichen Gebäuden und einigen Figuren in alten Trachten, sowie die Rekonstruktionen der ersten drei englischen Schiffe. Einen ehemaligen Uniprofessor trafen wir da (Butz: „Tanta, Tanta“), der uns nicht eher gehen ließ, bis er uns sämtliche Hütten gezeigt und in deutsch erklärt hatte."

Das wird er wohl gewesen sein(?):

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196217.jpg)


"Das alte Jamestown liegt in einer sehr armen, sumpfigen Gegend und es ist nicht verwunderlich, dass man es aufgegeben hat, zumal im Westen besseres Anbaugebiet vorhanden war.
Heute kann man nur noch ein paar Mauerreste und einen Kirchturm besichtigen; trotzdem bekommt man einen recht guten Eindruck, da viele Karten, Bilder und Bandapparate (self service) aufgestellt sind. Für Christian war es zu uninteressant und er zog es vor, im Wägelchen zu schlafen."


(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196218.jpg)

"Gegen 17:00 Uhr waren wir wieder in Williamsburg, denn wir wollten uns den Film über die Geschichte der Städte ansehen. Aber wir mussten bald das Kino wieder räumen, da unserem Butz zu sehr interessierte und laut erzählte, was er sah (Unkle, Tanta, Auto, wau-wau!)."


Tag 4

"Virginia gehört zu den Südstaaten und so findet man da viele Neger, vor allem in den untergeordneten Stellungen. Motels und Toiletten sind getrennt. Man kommt oft an sehr ärmlichen Negersiedlungen vorbei, vor denen große – allerdings ältere – Autos stehen.
 Von Williamsburg fuhren wir über Richmond (Sitz der Tabakgesellschaften), Lynchburg ins Gebirge. Wir fuhren den „Blue Ridge Drive“, einer Kammstraße bis zu 1.000 Meter Höhe entlang. Er erinnerte uns oft an den Schwarzwald, allerdings muss es ein Kalkgebirge sein, denn man findet Naturbrücke und Höhlen.
Gegen Abend fuhren wir ins Shenandoah-Tal herunter, denn auf der ganzen Kammstraße ist kaum ein Haus. Außerdem ist alles während des Winters geschlossen.
Kurz vor Harrisonburg fanden wir ein Motel, was vom amerikanischen Automobilclub empfohlen wird. „How are you today, my friends?“ wurde Hanno begrüßt und wir bekamen ein sehr schönes Zimmer mit Babybett. Butz schlief dann auch nach dem Essen bald ein."



Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Anti am 05.04.2011, 15:34 Uhr
Da haben die doch glatt den Almöhi samt Ziegenpeter aus der Schweiz entführt...  :wink:
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: wuender am 05.04.2011, 20:20 Uhr
Zwei interessante Tage. Sehr interessant finde ich die Kommentare zum einen des Bruders zum Erlebten (ist das tatsächlich ein Gemisch aus Englisch und Deutsch?) und zum anderen der Eltern über die USA, zum Beispiel über die Lebensbedingungen der dunkelhäutigen Bevölkerung.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Bookworm am 06.04.2011, 08:09 Uhr
Hallo GreyWolf!

Was hälst Du davon, diesen Bericht auf Spiegel.de "einestages" zu veröffentlichen. Ich könnte mir das als Dokument der Zeitgeschichte dort sehr gut vorstellen.

Nur als Anregung...!

Im übrigen: Tolle Zeitreise, vielen Dank für diesen Bericht!

Gruß

Mathias
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 07.04.2011, 09:28 Uhr
Was hältst Du davon, diesen Bericht auf Spiegel.de "einestages" zu veröffentlichen. Ich könnte mir das als Dokument der Zeitgeschichte dort sehr gut vorstellen.

Diesen eher persönlichen Reisebericht würde ich bei einestages nicht einstellen wollen. Ich werde ihn wohl auch nicht auf meine Homepage packen.
Bei meinen anderen Reiseberichten überlege ich mir das, muss dazu aber noch ein paar Fragen klären - z.B. Copyright.

Sehr interessant finde ich die Kommentare zum einen des Bruders zum Erlebten (ist das tatsächlich ein Gemisch aus Englisch und Deutsch?) und zum anderen der Eltern über die USA, zum Beispiel über die Lebensbedingungen der dunkelhäutigen Bevölkerung.

Mein Bruder, der ja zu diesem Zeitpunkt gerade sprechen lernte, dürfte wohl tatsächlich deutsch mit englischen Einsprengseln gesprochen haben.
Hinsichtlich der schwarzen Bevölkerung ist das ein Thema, das in fast jedem alten Reisebericht (also den als Büchern gedruckten) aus den USA vorkommt. Schon deshalb, weil zur damaligen Zeit Deutschland eben - abgesehen von den Besatzungsmächten ab 1945 - praktisch keine andersfarbige Bevölkerung hatte. So finden sich unter den Bildern, die mein Vater geschossen hat, auch einige, die ganz speziell Schwarze ablichten. Ich werde darauf in meinem Reisebericht über eine Reise im Jahr 1933 genauer eingehen.

So nun der Abschluss dieser 5-tägigen Reise.


Tag 5

"Am anderen Morgen – das Wetter war nicht mehr ganz so schön wie die vorhergehenden Tage – fuhren wir zunächst nach Harrisonburg. Von da an ging es wieder östlich durch sehr hübsches Farmland (Butz: „Guh, guh“=Kuh) zum „Blue Ridge Drive“, der jetzt durch den Shenandoah National Park führt und „Skyline Drive“ genannt wird. Immer wieder findet man Parkplätze und hat von da aus die herrlichsten Überblicke über das Shenandoah-Tal.
Plötzlich stand neben der Straße ein riesiger Hirsch. Ich hatte ihn zuerst nicht gesehen, da ich Butz irgend etwas erklärte. Aber als Hanno den Wagen zurückgefahren hatte, stand er noch immer da und Butz staunte mächtig. Leider konnten wir aus Zeitmangel nicht den ganzen Shenandoah National Park durchfahren, sondern wir fuhren über Washington (VA), über Alexandria und Washington D.C.

Gegen 12:00 Uhr besichtigten wir das Lincoln Memorial Butz war froh, dass er ein paar Schritte laufen durfte. Allerdings sollte es zu schnell gehen und er fiel tüchtig auf die Nase. Ich wollte gerne noch etwas von Washington sehen und Hanno machte noch eine Stadtrundfahrt."


Anmerkung:
Gemeint ist, dass mein Eltern einen Rundfahrt durch die Stadt mit dem eigenen Auto machte, also keine Stadtrundfahrt mit einer Tourgruppe.

Aber es war eine ungünstige Zeit. Butz hatte Hunger und wollte schlafen und war dem entsprechend quengelig. Außerdem wurde der Verkehr zusehends dichter und es keine schöne Fahrerei. Zu unserer größten Freude mussten wir noch durch das Verkehrsgewühl, welches sich vor einem Fußballstadion staute. Wir waren froh, als wir es hinter uns hatten und nach Annapolis weiterfahren konnten.
Bei Annapolis mussten wir über eine lange Brücke über den Potomac. Von Virginia führt sie hoch über den Fluss, so dass auch ganz große Schiffe durchkommen, und läuft ganz flach am anderen Ufer aus. Wir fuhren nun nördlich nach Wilmington, von da aus dem Turnpike nach Philadelphia. Der Verkehr wurde immer stärker. Ab Philadelphia fuhren wir praktisch in einer Schlange bis Belmar, aber auch auf der Gegenbahn kam Auto an Auto. Nach 18:00 Uhr waren wir erst in New Jersey – zu spät zum Einkaufen an einem Sonntag. Auch in allen anderen Staaten waren die Lebensmittelgeschäfte geschlossen, uns so hatten wir an diesem Abend und am Montagmorgen weder Brot noch Milch im Haus. Trotzdem sind wir nicht verhungert, denn der Eisschrank war gut gefüllt. Nur warten wir wieder auf die nächste Gelegenheit, um noch mehr zu sehen und zu erleben."


Ganz interessant finde ich hier den Passus, dass man am Sonntag nach 18 Uhr nicht mehr einkaufen konnte. Interessant aus zwei Gründen: In Deutschland war zum damaligen Zeitpunkt die Sonntagsöffnung vomn Läden undenkbar. Und in den USA kann man ja natürlich heutzutage auch sonntags abends einkaufen.

So, das war dieser kurze Reisebericht.

Wie ging es weiter mit meinen Eltern?

Die nächste kurze Reise machten sie dann in den Weihnachtsferien, wo sie dann die Küste runterfuhren bis nach Flordia. Silvester verbrachten sie in Miami.
Hierzu gibt es leider keinen Reisebericht. Aber ein schönes Bild von meinem  Vater und meinem Bruder am Strand unter Palmen.

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196219)

Nach dem Ende des Schuljahres blieben meinen Eltern noch 10 Wochen Zeit, bevor in Deutschland die Schule wieder anfing.
Daraufhin kauften sie einen alten Kombi und ein Zelt und zogen damit diese Zeit durch die Staaten. Da darf man mal neidisch werden.

Hiervon gibt es noch ein paar sehr schöne Bilder, die ich demnächst einstelle.




Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Anti am 07.04.2011, 11:42 Uhr
Super toll, diese Zeitreise. Ich werde mich dann auch mal auf deiner Homepage umsehen. Ein interessantes Hobby hast du dir da zugelegt. Sehr spannend. Ich habe diesen Bericht genossen, da er ein wenig in die Zeit fällt, in denen meine Eltern auch jung waren und vor allem mein Vater viel auf Tour war (50er und 60er mit Fahrrad in England oder mit der Vespa in Schweden...) Diesen Geschichten habe ich als Kind gerne zugehört und daher steckt mir das Fernweh im Blut... Vielleicht sollte ich meinen Vater mal dazu animieren, seine Erlebnisse aufzuschreiben, auch wenn sie schon ewig her sind.

Vielen Dank für den Einblick in das Privatleben deiner Eltern (Dank auch an deine Eltern) und ich freue mich auf mehr!

Liebe Grüße, Andrea
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: KarinaNYC am 10.04.2011, 13:35 Uhr
Eine ganz tolle Idee, so ein alter RB!  :D
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: wuender am 10.04.2011, 20:22 Uhr
Danke für diesen schönen (Zeit)Reisebericht!

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Kauschthaus am 10.04.2011, 22:24 Uhr
Einfach nur klasse, vielen Dank für diesen Bericht.

Ich würde ja viel darum geben, um diese Zeit in den Staaten herumgereist zu sein. Andererseits würden wir uns heute wohl über so manche Einstellung wundern. Wie bei uns in den 50-60ern natürlich auch.

Wenn ich überlege, dass ich "nur" 16 Jahre später in den USA war, und wie anders das alles war. Oder besser gesagt, wie anders das gewirkt hat von den Autos und vor allem von der Kleidung her.

Vielen lieben Dank für den Bericht, viele Grüße, Petra

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: GreyWolf am 12.04.2011, 20:31 Uhr
Hallo,

ich weiß gar nicht, ob "die gute alte Zeit" wirklich so gut war. Ich denke, wir würden uns ziemlich umgucken, wenn wir auf 60er-Jahre-Motels und 60er-Jahre-Autos ohne Klimaanlage angewiesen wären. Andererseits war natürlich damals der Massenbetrieb an vielen Sehenswürdigkeiten bei weitem nicht so groß wie heutzutage.

Aber egal, hier kommen nun die letzten Fotos.

Bei dieser Auswahl habe ich mich auf die Fotos konzentriert, die uns etwas über das damalige Reisen und die damalige Welt verraten. Was gar nicht so viele waren, denn von den vielen, vielen Dias, die mein Vater gemacht hat, sind halt die meisten Landschaftsaufnahmen - und gerade da hat sich natürlich recht wenig geändert.

Wie schon gesagt, hatte meine Eltern das Glück, zum Abschluss des USA-Jahres noch 10 Wochen Ferien zu haben. Da sie ja in der Zeit bis dahin recht günstig gelebt hatten (das Haus bekamen sie ja im Tausch kostenlos und den Wagen auch), konnten sie es sich leisten, einen gebrauchten Kombi zu kaufen und damit kreuz und quer durchs Land zu fahren. Ein User hat ihn ja schon identifiziert, was ich als absoluter "Nicht-Auto-Experte" unbesehen glaube.
Übernachtet wurde im Zelt, das meine Eltern ebenfalls günstig erwarben (und was uns dann tatsächlich bis in die 80er Jahre hinein bei Familienurlauben gute Dienste leistete). Einmal die Woche (und bei besonders schlechtem Wetter) ging es ins Motel zum "Großreinemachen".

Hier sieht man das Zelt bei Probeaufbau in Belmar (daneben mein Bruder höchst "indecent"):

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196220)

Innen ließ es sich auch gut aushalten

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196221)

Und hier das Ganze auf einem Zeltplatz am Bryce Canyon:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196222)

Ein besonders schönes Mutter-Kind-Bild in Neuengland:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196223)

und eine Strandszene, ich tippe mal am Lake Mead, mit vielen schönen Autos

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196224)

Nochmals viele alte Autos, diesmal in Santa Fe

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196225)

Die nächsten 3 Bilder zeigen eine Prozession in Albuquerque

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196226)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196227)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196228)

Ein Liquor Store in the middle of nowhere

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196229)

Die folgenden Bilder entstanden im Yellowstone

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196231)

Murmeltier füttern (nicht nachmachen, liebe Kinder)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196232)

Erinnert Ihr Euch, wie ich bei meinem 1924er Reisebericht geschrieben habe, dass es keinen älteren Reisebericht ohne eine Beschreibung der Fütterung von Bären im Yellowstone gab? Na, dann schaut mal hier - auch 1962 hatte sich noch nichts geändert:

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196233)

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196234)

Mahlzeit!

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196235)

Drive through.....

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196236)

Und noch ein schönes Foto aus den Rockies - hier dampft ein Motor (nein, nicht der vom Wagen meiner Eltern) - will wirklich jemand einen solchen Wagen fahren?

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196237)

Meine Eltern und mein Bruder verabschieden sich mit diesem schönen Bild aus der Sierra Nevada

(http://www.alte-reiseberichte.de/usa196238)

Wie gesagt, bin ich angesichts der so positiven Resonanz dabei, ein Fotoalbum aus dem Jahr 1933 aufzubereiten. Wird aber noch eine Weile dauern.....



Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Palo am 12.04.2011, 23:18 Uhr
Hallo,

ich weiß gar nicht, ob "die gute alte Zeit" wirklich so gut war. Ich denke, wir würden uns ziemlich umgucken, wenn wir auf 60er-Jahre-Motels und 60er-Jahre-Autos ohne Klimaanlage angewiesen wären.


das stimmt nicht ganz, in den 60ern gab es schon A/C in den Autos, allerdings war es damals noch ein optional add on Wenn man durch die Wüste fuhr wurden Wassersäcke vor den Kühler gehängt

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Angie am 12.04.2011, 23:27 Uhr

Das war wieder ein ganz toller Zeit-Reisebericht :daumen: Ganz herzlichen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast :D

Es ist immer wieder faszinierend, solch aufbereitete Reiseberichte zu lesen, wobei ich mich jetzt selbst in die 60er zurück versetzt fühlte. Bei den Motel-Preisen musste ich schmunzeln.

Ganz besonders freut mich, dass du beim Aufbereiten eines Fotoalbums von 1933 bist. Ich bin schon sehr gespannt darauf, auch wenn es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bist du es fertig hast. Wann immer es ist, ich bin dabei.


LG, Angie
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: MacLowell am 13.04.2011, 09:08 Uhr
Vielen Dank für den tollen Reisebericht!!
Deine Eltern waren ja wirklich überall in den USA...
Die Bilder sind der Wahnsinn  :)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: SusanW am 13.04.2011, 12:15 Uhr
Das sind ja nochmal interessante Bilder  :D

 :dankeschoen:  für diesen tollen historischen Reisebericht -bin schon gespannt auf den nächsten
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Schneewie am 13.04.2011, 12:50 Uhr
Danke für den Reisebericht, das war wirklich toll.  :P
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: DocHoliday am 13.04.2011, 13:19 Uhr
Hochinteressanter Bericht.

In mehr als einer Hinsicht eine Reise in eine andere Welt ;)

Danke dafür!  :clap: :clap: :clap:
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Peter S am 14.04.2011, 15:48 Uhr
Eine tolle Zeitreise, vielen Dank dafür. :clap:
Es hat sehr viel Spass gemacht den Bericht zu lesen und die schönen Fotos zu bestaunen.

Gruss Peter
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Palo am 14.04.2011, 21:27 Uhr
Danke für diesen schönen Reisebericht
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Marterpfahl am 20.04.2011, 17:00 Uhr
Von mir etwas verspätet auch ein großes Dankeschön.   :applaus:

Zu der Zeit war das Reisen ein größeres Abenteuer und bestimmt in alle
Richtungen auch wohl spannender. Es gab noch keine Überflutung an
Informationen u.a. über das Internet. Heute ist alles schon überschaubarer,
planbarer geworden, :lesend:

wenn auch immer noch schön.  Aber eben anders halt.

Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: usa2008 am 20.04.2011, 18:28 Uhr


Ich bin auch mal wieder etwas spät dran,
aber besser spät als nie: :oops:

DANKE für den Reisebericht und vor allem für die Fotos,
ich finde das sehr interessant zu erfahren wie´s in den USA
in meinen Kindertagen aussah.


Gaby
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: HAJler am 21.04.2011, 09:17 Uhr
Auch ich möchte mich noch ganz herzlich für das Einstellen dieses Berichtes bedanken. LEider hatte ich zuvor keine Zeit gefunden, alles in Ruhe zulesen, habe es aber heute morgen nachgeholt und bin fasziniert von den Aufnahmen und den Eindrücken! Vielen Dank!
Grüße
David
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: BigDADDY am 21.04.2011, 12:08 Uhr
Eine wahrhafte ZEITREISE: dankeschön!
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Manwi72 am 21.04.2011, 12:14 Uhr
Auch von mir vielen Dank.... das hat richtig Spaß gemacht ;-) Da ich in den 70ern in der DDR aufgewachsen bin, sahen unsere Reisen ähnlich aus ;-))) Da werden Erinnerungen wach ;-)
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: PrivatePaula am 25.04.2011, 13:31 Uhr
Spitzenidee mit dem alten Reisebericht,liest sich prima!Lese sowas richtig gern,obwohl ich da noch nicht mal in Planung war! :oops:   :dankeschoen:
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Anti am 25.04.2011, 18:25 Uhr
Als ich vorhin meinen Eltern von diesem Reisebericht erzählte, sagte meine Mutter, dass ich auf dem Weg nach Dänemark auch unter der Hutablage gesessen hätte. So reisten also 2-jährige auch noch 1972.... Wollte ich nur noch mal anfügen.

Mein Vater hat leider auf seinen Reisen kein Tagebuch geführt und auch kaum Fotos gemacht. Schade, einen Aufarbeitung hätte seinen Rentneralltag etwas aufpeppen können...
Titel: Re: Eine USA-Reise im Jahr 1962
Beitrag von: Gandalf am 29.04.2011, 12:53 Uhr
Vielen Dank für den tollen historischen Bericht. Fand ihn echt klasse. Schade, daß es nicht mehr davon gibt...

Habe selber jetzt ca. 150 Dias von meinem Vater eingescannt, der um 1969 drei Jahre in den USA stationiert war bzw. dort gelebt hat. Genial und toll, diese alten Bilder anzuschauen...

Vielen Dank!