Tag 19: 05.06.2010
New York II
Teil 2 – Caffè Taci -Eigentlich hatten wir ja in Queens zu Abend essen wollen. Das haben wir dann doch besser gelassen und uns meinem New Yorker Wunschziel zugewandt, dem Caffè Taci.
Im deutschen Fernsehen habe ich vor ein paar Jahren einen Bericht über das Caffè Taci gesehen. Wenn es mich irgendwann einmal nach New York verschlägt, werde ich mir zumindest einmal die Örtlichkeiten ansehen, um die Atmosphäre dieser außergewöhnlichen Stätte zu schnuppern.
Im Caffè Taci treten bekannte, aber auch weniger namhafte Künstler New Yorker und anderer Opernhäuser auf – auch der Metropoliten Opera - und bieten in zwangloser Atmosphäre während des Essens und weit darüber hinaus kostenlos Arien aus Opern und andere Musikstücke dar. Dazu werden sie professionell am Klavier begleitet.
Als chronischer Nichtvorbucher auf individuellen Reisen konnte ich mit einem zufällig stattfindenden Opernabend bei zufälligem Erscheinen nicht rechnen. Und wenn, dann durfte ich nicht mit einem freien Tisch rechnen.
Heute Abend ist es dann soweit. Wir finden schnell die "heilige Stätte" unter der Anschrift 22 E. 54th Street und dem Namen Papillon direkt an der Ecke Medison Ave, also in einer ganz vornehmen Ecke.
Am Empfang wuerden wir gefragt, ob wir oben im Taci oder unten im Restaurant einen Platz möchten. "Natürlich oben", antworteten wir ob dieses Angebotes überrascht und hoffnungsschwer. Ob wir eine Reservierung hätten, kriegte unsere voreilige Freude den zu erwartenden Dämpfer.
"Nein? O.k., nicht schlimm. Es ist noch etwas frei." Zwischen mehreren Tischen wählend, kneife ich mir ins Fleisch, ob ich wache oder träume. Wir kommen genau zur rechten Zeit ins Cafe Taci, es ist Opernabend und es ist sogar noch etwas frei.
Leute, es ist ein grandioser Abend. Die Darbietungen der Sänger sind überragend.
Und das alles in einer völlig zwanglosen Atmosphäre, gewürzt mit passenden Scherzen des Personals – allen voran Kellner Francesco, der mit zerzauster Mähne zur im Hintergrund schmetternden „Carmen“ ein perfektes Playback darbietet.
Lockere Unterhaltungen mit dem Chef und zu vorgerückter Stunde auch mit den Künstlern vervollkommnen den perfekten Abend. Was meine Kamera zur Überbelichtung trieb, wird ihr Geheimnis bleiben. Wahrscheinlich war es Eifersucht.
Von den etwa 10 Künstlern des Abends sprachen einige sehr gut Deutsch. Ihr Gesangsrepertoire würde dazu führen, verrieten sie.
Sogar eine Carmen-Arie aus meinem spärlichen Laien-Repertoire durfte ich vortragen, in die dann einige Künstler mit einstimmten. Eine der Sopranistinnen sah mich dabei so liebevoll an, dass ich Text und Melodie vergessend verstummte. "Your eyes are so nice...", schaffte ich errötend gerade noch so.
Mit einem herzlichen Abschied von Francesco und allen anderen ging unsere fröhliche Opernnacht leicht angesäuselt mit einer Taxifahrt nach Jersey City zu Ende.