22. – 26. September 2000Die Flucht vor dem Streik in Los Angeles nach San Diego war eine gute Idee, da bereits die Zugfahrt mit dem Pacific Surfliner bei schönstem Herbstwetter ein Genuss war. Nachdem sich der Zug aus der Großstadt herausgekämpft hatte und zwei Schulklassen auf dem Weg zu Disney in Anaheim ausgestiegen waren, näherten wir uns immer mehr dem Pazifik, um in weniger als drei Stunden und mit schönen Meerblicken begleitet San Diego zu erreichen. Der Bahnhof im Stil einer spanischen Mission liegt sehr zentral, so dass ich die Auswahl zwischen einem Abstecher mit der Stadtbahn nach Tijuana in Mexiko oder der Busfahrt zum Zoo hatte, um mich dann für das zweite zu entscheiden.
Der berühmte Zoo liegt mitten im riesigen Balboa-Park, der außerdem eine ganze Menge interessante Museen beherbergt. Nachdem ich mich für den geringsten Eintritt entschieden hatte, es gibt auch Vollversionen inklusive Zoo-Rundfahrt im Doppelstockbus, machte ich mich auf den Weg, um den besonderen Reiz des Zoos zu entdecken. Damals war es für mich noch eine Besonderheit, die Tiere nur hinter einer Glasscheibe ohne Gitter zu erleben, vor allem in der passenden Pflanzenwelt und den für Amerika typischen Animationen. Weniger reizvoll fand ich das Laufband vor dem Panda-Gehege, das verhinderte, dass die Leute auch nur eine Sekunde zu lange davor stehen bleiben.
Am Nachmittag fuhr ich mit dem Bus zurück nach Downtown, um mit der Fähre nach Coronado Island überzusetzen und das schöne Wetter zu genießen, bevor ich nach einem weiteren Abstecher ins Altstadtviertel den letzten Zug zurück nach Los Angeles gerade noch erreichte.
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Der nächste Tag sollte ganz im Sinne des Highway # 1 entlang der kalifornischen Küste von Los Angeles nach San Francisco stehen, wobei der Coast Starlight vor allem zwischen Santa Barbara und San Luis Obispo am Meer entlang fährt, während die reizvollste Strecke des Highway # 1 dort erst beginnt. Es sollte aber alles anders werden, weil der Zug den Bahnhof in Los Angeles gar nicht erst verließ, und das für geschlagene fünf Stunden. Die Ursache dafür pendelte sich gerüchteweise irgendwo zwischen Lokschaden und fehlenden Anschlussreisenden aus San Diego ein. Auch hier gab es als Ausgleich wieder kostenlose Snacks und Getränke, aber ein frustrierendes Gefühl blieb trotzdem, da ich nur eine Stunde Aufenthalt in Portland haben würde, um meinen Anschlusszug Richtung Chicago zu bekommen.
Nachdem sich der Zug dann am frühen Nachmittag endlich in Bewegung gesetzt hatte, war ich ganz froh, dass sich die reizvollen Abschnitte, auf denen die Strecke zwischen dem Pazifik und den Bergen eingeklemmt ist, soweit im Süden befinden, so dass ich sie noch bei Tageslicht zu sehen bekam, während wir noch vor San Luis Obispo in die Dunkelheit fuhren, um irgendwann mitten in der Nacht zu einer sehr ungemütlichen Zeit für Tagesreisende von Los Angeles nach San Francisco in Oakland anzukommen, wo ich froh war sitzen bleiben zu können.
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Der nächste Morgen brachte vor allem die wunderschöne Landschaft des kalifornischen Nordens zum Vorschein, die dann nach der Grenze zu Oregon in die vulkanische Landschaft rund um den Crater Lake National Park mündet. Dort, genauer in Klamath Falls, war meine Reise im Coast Starlight dann zwangsläufig beendet, da alle Reisenden, die den Empire Builder nach Chicago nehmen wollten, in einen Bus gesetzt wurden, um diesen Zug trotz der horrenden Verspätung noch zu bekommen. Die Busfahrt führte den Weg abkürzend direkt zum Columbia River, der spektakulären Grenze zwischen Washington und Oregon, dessen Verlauf wir am Abend bis Pasco folgten, wo nach nur einer halben Stunde Wartezeit pünktlich der Zugteil des Empire Builder aus Portland eintraf, der sich etwas später in Spokane mit dem anderen Teil aus Seattle triftt, um gemeinsam den langen Weg nach Chicago anzutreten.
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Das größte Highlight auf der Strecke des Empire Builder ist der Glacier National Park, den der Zug direkt berührt. Der Park ist im Winter relativ unbesucht, wird aber im Sommer zum Besuchermagneten, so dass hier ganze Reisegruppen ausstiegen, um eine Rundfahrt oder Wanderungen zu machen und abends den Zug zurück an die Westküste zu nehmen. Aber auch die Blicke aus dem Zug verheißen schon wunderschöne Landschaften, die mir einen letzten Eindruck von den Rocky Mountains gaben, bevor es ins eintönige Montana ging. Fast den ganzen restlichen Tag brauchte der Empire Builder, um sich durch die riesigen Getreidefelder zu kämpfen und hin und wieder einen kleinen Ort, der meist nur aus einer großen Farm und den zugehörigen Gebäuden bestand, anzufahren. Erst am Abend lockerte die Landschaft etwas auf, als der Zug in die Seenlandschaft um den Missouri River gelangte und am nächsten Morgen bei St. Paul / Minneapolis auch den Mississippi zu erreichen. Gerade am Abend und frühen Morgen konnte man die Vogelwelt an den Seen und am Fluss aus dem Panoramawagen eindrucksvoll beobachten, da sich die Tiere offenbar schon lange an die lauten Züge gewöhnt haben.