22. Tag: Samstag, 11.10.2008, und Sonntag, 12.10.2008Los Angeles - FrankfurtEinchecken schwer gemachtHeute ist der Tag des Abschieds von Amerika gekommen. Unser Flug geht zwar erst gegen 17 Uhr, aber wir wollen bereits um die Mittagszeit zum Flughafen fahren, da wir sowieso um 12 Uhr das Zimmer verlassen müssen. Bevor wir uns wieder mit den Entfernungen verschätzen oder wir uns am Ende noch im Metrodschungel verirren und dann den Flug verpassen, lassen wir sämtliche Unternehmungen für heute lieber sein.
Tja, was macht man so in einem Hotelzimmer, wenn man nichts zu tun hat und die Koffer gepackt sind? Genau, man schaut Fernsehen, nach drei Wochen ganz ohne Fernseher auch mal wieder schön, obwohl ich es nicht vermisst habe. Und was könnte passenderes laufen, wenn man in L.A. ist, als Pretty Woman? Mit den Originalstimmen mal was anderes und noch dazu wo man selbst am Ort des Geschehens ist.
Als es Mittag ist, verabschiede ich mich vom Airport Marriott mit ein paar letzten Fotos vom Pool und dem Gebäude. Diesmal hatten wir sogar einen Balkon mit Palmen direkt vor der Tür und Blick auf den Pool.
Diese Betten werde ich definitiv vermissen. Die Einzelbetten sind fast so riesig wie bei uns Doppelbetten und dann noch diese 5 Kissen
! Genial, so bequem und soooo viel Platz!
Wir checken aus und warten wenige Minuten auf das Shuttle zum Flughafen, das hier etwa alle halbe Stunde fährt. Einige andere Touristen fahren mit sowie ein paar Flugbegleiterinnen. Am Terminal 7 für United Airlines steigen wir aus, denn zurück geht es nicht mit Lufthansa wie auf dem Hinflug, sondern mit United.
Im Terminal ist eine riesige Schlange und unzählige Schalter für das Self-Check-In. Wir stellen uns an und warten. Na, hoffentlich klappt das. Es geht erstaunlich schnell voran. Am Schalter angekommen stellen wir die Sprache erstmal auf Deutsch ein – sicher ist sicher. Wir folgen der Anleitung, tippen unsere Flugnummer ein und scannen unsere Pässe. Es läuft alles gut, bis wir an die Sitzplatzauswahl kommen. Wir haben Sitzplätze reserviert, am Fenster und wieder ganz hinten. Dummerweise sind unsere Plätze schon besetzt. Wie kann das sein? Wir haben doch reserviert und noch dazu sind wir viel zu früh am Flughafen. Es sind nur noch ein paar vereinzelte Sitze quer durch’s Flugzeug verteilt frei, aber es hilft ja nichts, also lassen wir uns die Tickets halt mit irgendwelchen Sitzplätzen ausdrucken, obwohl ich darüber ziemlich stinkig bin. Im Reisebüro hatte ich extra gefragt, ob man noch irgendwas vorher online bestätigen muss oder so, aber es hieß nein. Da brauche ich auch nicht zu reservieren, wenn die Plätze am Ende doch einfach so für andere vergeben werden. Ich verstehe das nicht, wir sind fast 5 Stunden vorher am Flughafen, mehr kann man doch fast nicht mehr machen…
Na ja, als wir die Koffer dann einchecken wollen, kommt das nächste Problem. Es geht nämlich nicht. Wir warten, bis eine von den 3 oder 4 Angestellten für die etwa 25 Schalter mal Zeit hat, bei uns vorbei zu schauen. Wieso unsere Sitzplätze weg sind, weiß sie auch nicht und sie scheint sich auch nicht sonderlich für die Lösung dieses Problems zu interessieren. Es stellt sich zudem heraus, dass wir unsere Koffer erst 3 Stunden vor Abflug aufgeben können. Also ziehen wir wieder ab mit unserem Gepäck.
Wir versuchen, uns mal an einer anderen Schlange anzustellen in der Hoffnung, dass dort kein Self-Check-In stattfindet. Als wir fast vorne sind, plärrt ein Angestellter herum, dass das nur der Schalter ist, für die Leute, die noch kein Ticket haben und scheucht die ganze Reihe zu einem anderen Schalter. Warum wir nicht unsere reservierten Sitze bekommen haben, weiß er auch nicht.
Nachdem wir nun das dritte Mal anstehen, tut sich wieder nichts. Vor uns ist zwar nur ein Pärchen, aber eine Frau um die 50, die gerade an der Reihe ist, tiert plötzlich lautstark herum, dass der Angestellte hinter dem Schalter ihren Pass nicht zurückgegeben habe. Sie durchsucht ihre Handtasche und der Angestellte den ganzen Schalter, aber der Pass bleibt verschwunden. Die Dame –sie scheint Vietnamesin zu sein- regt sich mächtig lautstark auf. Klar, das kann ich verstehen, wenn sie wirklich ihren Pass abgegeben und nicht zurückbekommen hat, ist das ärgerlich und ohne Pass wird sie kaum ein Flugzeug mitnehmen. Vielleicht ist sie aber nur eine gute Schauspielerin und hatte den Pass gar nicht abgegeben. Man weiß es nicht. Wir stehen gute 10 Minuten sinnlos herum, aber die Frau ist partout nicht bereit, den Schalter zu verlassen. Also gehen wir wieder an den ersten Schalter und stellen uns zum vierten Mal an, obwohl ich mir langsam leicht verarscht vorkomme.
Ich sehne mich nach den schönen Schaltern in Frankfurt, wo man mit einem menschlichen Wesen seine Probleme kommunizieren konnte anstatt mit einem Computer. Nach dem ganzen Theater sind auch schließlich die zwei Stunden rum, sodass wir nun tatsächlich unsere Koffer auch einchecken können. Hoffentlich klappt das und die Koffer landen auch im richtigen Flugzeug. Zu allem Überfluss ist ein Koffer noch zwei Kilo zu schwer. Also heißt es Koffer öffnen und ein Teil davon ins Handgepäck verfrachten. Ich finde es immer erstaunlich, dass die Koffer auf dem Rückweg schwerer und voller sind, wo sie doch eigentlich leerer sein müssten, da wir gar nichts groß eingekauft haben.
Wir sind die Koffer jedenfalls los und machen uns auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Zum ersten Mal bei einer solchen Kontrolle erlebe ich, dass jeder die Schuhe ausziehen muss. Aber gut, ich kann verstehen, wenn die Amis da etwas pingelig sind. Ich trotte in meinen Socken durch die Schleuse und keiner scheint einen Grund zu Beanstandung zu haben. Auch mein Rucksack und meine Schuhe kommen unversehrt wieder aus dem Röntgengerät. Mein Vater hat da schon mehr Last, da er mit seinem Herzschrittmacher nicht durch die Schleuse gehen darf, wird er von oben bis unten abgefingert, so gründlich wie er es nach eigenen Aussagen noch nie vorher erlebt hat.
Am Gate angekommen, haben wir noch deutlich über zwei Stunden Zeit. Wir gönnen uns zum Abschied noch ein letztes Mittagessen. Natürlich ganz standesgemäß Fastfood: Pommes und Chicken McNuggets bei McDonalds.
Kurz vor dem Abflug gehen wir zum Schalter um diese grünen Zettel aus dem Reisepass entfernen zu lassen. Auch hier starten wir wieder den Versuch zu klären, weshalb wir nicht unsere Sitzplätze bekommen haben, aber auch dieser Angestellte kann uns nicht weiterhelfen. Ich steigere mich rein und meine Laune sinkt immer mehr, um nicht zu sagen, ich werde pissig.
Im Flugzeug angekommen sind unsere Plätze auch tatsächlich schon besetzt. Wir verziehen uns beide frustriert auf unsere Sitze irgendwo in der mittleren Reihe. Das kann ja heiter werden, Flüge ohne Fensterplatz kommen mir immer gleich doppelt so lang vor… Wir sind in einer Boeing 777, wenigstens hat hier jeder einen eigenen Bildschirm am Vordersitz und nicht wie in der 747 auf dem Hinflug ein einziger für einen ganzen Trakt. Wenigstens kann man sich hier aussuchen, was man für Filme schauen will und sich auch jederzeit die Weltkarte einblenden lassen, um zu schauen wo man sich eigentlich gerade befindet. Zu meiner rechten sitzt ein junger Amerikaner, der Sitz zu meiner linken bleibt frei. Genial, so können der Japaner einen Sitz weiter und ich uns richtig breit machen, indem jeder die Hälfe des leeren Sitzes noch dazu nimmt. Als ich realisiere, dass es bald dunkel wird und wir in die Nacht hinein fliegen werden, stabilisiert sich meine Laune wieder, da man vermutlich sowieso kaum etwas beim Blick aus dem Fenster gesehen hätte.
Der Start verzögert sich, da das Flugzeug laut Durchsage Probleme mit der „engine“ hat. Besonders vertrauenserweckend klingt das ja nicht.
Schließlich geht es doch los, aber der Flug ist sehr unruhig. Es gibt einige Turbulenzen und sogar die Essensausgabe muss abgebrochen werden. Blöd ist es für mich, da ich langsam mal für kleine Mädchen müsste. Bereits etwa drei Stunden leuchtet ununterbrochen das Anschnallzeichen auf, als es endlich kurz erlischt. Ich ergreife die Gelegenheit, doch bevor ich mich in der Toilette niederlasse kommt eine Durchsage, dass man sich doch wieder hinsetzen soll und ich muss unverrichteter Dinge abziehen.
Irgendwann wird es dann ruhiger und wir kriegen auch unser Essen. Bei United kriegt man nicht nur diese kleinen Plastikbecherchen mit Getränken sondern gleich eine ganze Dose. Da ist wenigstens ordentlich was drin und man muss nicht alle paar Minuten vorgehen und sich was neues holen.
Ich schaue mir eine Folge von „Everybody loves Raymond“ an und höre ansonsten Musik, als mein Sitznachbar mich plötzlich fragt, ob ich nicht lieber seine Ohrstöpsel haben möchte, da die „more compfortable“ seien. Hach, ein letztes Mal bin ich hin und weg von der amerikanische Freundlichkeit… Ich würde nie einem Wildfremden meine Kopfhörer anbieten und schon gar nicht, wenn derjenige auch selbst welche hat, die nur ein bisschen unbequemer und nicht gepolstert sind. Aber so sind sie halt, die Amerikaner, einfach nett und hilfsbereit...
Ich versuche, ein bisschen zu schlafen. Das Flugzeug wird abgedunkelt und die Fensterläden runtergelassen. Etwa drei Stunden döse ich ein wenig, dann bin ich hell wach, obwohl es ja eigentlich mitten in der Nacht ist. Ich zappe weiter durch das Programm, aber so wirklich interessant scheint mir keiner der laufenden Filme zu sein. Ich schaue mir die Bilder vom Hinflug an und damit dieser Tag heute nicht so gänzlich bilderlos ist, stelle ich mal ein paar vom Hinflug rein, als es hell war und wir am Fenster saßen.
Links Downtown L.A. mit Smog und rechts Las Vegas
Und hier links Kanada und rechts nochmal Grönland
Schließlich wird es hell draußen und laut Karte sind wir auch schon wieder in Europa. Es ging schneller als ich dachte, denn wir hatten mächtig Rückenwind und waren teilweise über 1100 km/h schnell, also viel schneller als beim Hinflug, wo wir eher "nur" um die 950 Sachen drauf hatten. Die Landung in Frankfurt verläuft problemlos, allerdings ist das Wetter wirklich frustrierend; trüb, wolkig und es nieselt. Deutschland halt. Hier ist schon Sonntag und früher Nachmittag.
Als wir an unserer Parkposition angekommen sind, tut sich erstmal nichts. Wie immer steht die Hälfte der Leute schon ungeduldig im Gang. Schließlich kommt eine Durchsage, dass sie die Tür nicht aufkriegen; nicht die Tür am Flugzeug, sondern die Tür außen an der Schleuse. Wir warten weitere 10 Minuten und dann können wir endlich nach etwa 10 Stunden raus aus dieser Kiste.
Am Gepäckband angekommen herrscht mal wieder leichte Anspannung, ob unsere Koffer auch wirklich im richtigen Flugzeug waren, obwohl man natürlich weiß, dass die Chance, dass der Koffer nicht dort ankommt, wo er ankommen soll, sehr sehr gering ist. Wir warten aber gar nicht lange, da kommen unsere beiden Gepäckstücke schon auf dem Fließband angefahren.
Der Durchgang für den Zoll ist unbesetzt, so ein Mist, da hätten wir ja doch ordentlich shoppen gehen können!
Wir rufen Zuhause an und lassen uns abholen. Ich werde noch die nächsten beiden Nächte mit dem Jetlag zu kämpfen haben und ein paar Mal nachts aufwachen und hell wach sein, aber ansonsten haben wir die Umstellung ganz gut verkraftet. Etwas ungewohnt sind nur plötzlich diese unfreundlichen und distanzierten Menschen um uns herum.
Das war dann wohl meine erste USA-Reise. Ein Fazit wird wie gesagt noch folgen.
Grüße