A dream comes true... ich habe lange davon geträumt, einmal nach AMERIKA zu fliegen. Die Gelegenheit ist günstig, denn meine Freundin Susanne wohnt jetzt (also im Jahr 2000) in Detroit. Ihr Mann wird die nächsten drei Jahre hier arbeiten. Also ist für Kost und Logis gesorgt
Der Hase mag nicht mitfliegen... die Gründe sind ebenso vielfältig, wie bekloppt... z.B. so ein langer Flug ohne zu rauchen, geht gar nicht / die Amis sind doof usw. usw. Aber kein Problem für mich. Ich bin schon groß und beschließe allein zu fliegen. Außerdem hinterlasse ich dem Alleingebliebenen eine schöne Liste in der Form einer Rauhfaser-Rolle, auf der ich alle To-Do's hinterlasse, die in meiner Abwesenheit erledigt werden müssen
Der Bericht wird eher eine Zusammenfassung, weil ich natürlich nicht mehr alles tagesgenau weiß. Los geht's!
Der 26.5. ist ein Freitag und der Hase bringt mich zum Frankfurter Airport. Sehr merkwürdiges Gefühl, mich zu verabschieden und alleine Richtung Handgepäckskontrolle zu schreiten. Der Flieger von British Airways bringt mich erstmal nach London, wo ich etwas verloren in der großen Halle rumstehe und kein Wort von den Durchsagen verstehe. Auf einem der Monitore entdecke ich, daß für meinen Weiterflug nach Detroit ein Terminal-Wechsel ansteht. Auch das noch! Aber die Beschilderung ist kapierbar und durch den Lemminge-Faktor (einfach nachlaufen) erreiche ich problemlos per Bus mein Abflug-Terminal. Wieder rein in den Flieger und mit den dargebotenen Features (Socken, Schlafmaske, Decke) plus meinem eigenen kleinen Kissen in den Sitz gekuschelt. Meine Sitznachbarin will mich auf englisch in ein Gespräch verwickeln, was in Ermangelung diesbezüglicher Kenntnisse meinerseits kläglich scheitert. Meinen ersten Flug über 3 Stunden und außerhalb Europas, habe ich gut überstanden. Ehrlicherweise verschlief ich ihn größtenteils.
In Detroit angekommen hatte ich natürlich am meisten Respekt vor der Immigration. Vor allem wegen der oben erwähnten Sprach-Lücke. Zum Glück war die Einreise-Prozedur vor 9/11 noch etwas einfacher, als heute. Auf die Fragen des Officers murmelte ich die auswendig gelernten Worte aus meinem Langenscheidt-Reisewörterbuch "(...)visiting friends.." und wedelte mit dem Rückflug-Tickets. Ja damals gabs sogar noch "richtige" Tickets. Mann bin ich alt!
Aber ich schweife ab.. die Immigration hinter mir, wartete noch ein Zollbeamter auf mich, der mir auch noch ein paar Fragen stellte. Ich hab keine einzige verstanden und bin dennoch durchgekommen. Mit meinem Koffer kam ich erwartungsfroh aus der Tür in die Ankunftshalle und...... NICHTS!!
Keine Fahnen, Transparente oder Fanfaren... niemand da, um mich abzuholen. Ein bißchen verzweifelt guckte ich mich um, rollte mit meinem Gepäckwägelchen unentschlossen nach draußen. Aber auch dort empfing mich nur die ziemlich warme Mai-Luft Detroits. Hmmm, was tun? Ich hatte kein Handy... die gabs zwar damals schon, aber ohne die Nr. meiner Gastgeber hätte mir das wenig genutzt. Langsam fuhr ich nochmal in die Ankunftshalle. So ganz allmählich regte sich ein bisschen Panik in meiner Magengegend. Aber dann.. gaaanz am Ende der Halle sah ich die mir bekannten Gesichter. Sie kamen mir total abgehetzt entgegen. Mein Flieger war früher angekommen und Klaus hatte es im Internet zu spät entdeckt. Alles egal... überglücklich fiel ich den beiden um den Hals und wir machten uns auf den Weg nach Farmington Hills, denn dort hatten die zwei ein schickes Häuschen käuflich erworben. Während der Fahrt dachte ich dauernd "ich bin in Amerika, ich BIN in Amerika..." Eigentlich konnte ich es kaum fassen.
Im Haus angekommen, war ich sofort von dem großen Einbauschrank in meinem Zimmer, sowie dem eigenen Badezimmer begeistert. Diese Bauweise finde ich klasse! Ich lerne auch die Vorzüge des Müllschluckers kennen. Abfälle vom Salat putzen... ab in den Ausguss und auf den Knopf drücken. Mit mächtigem Brummen verschwinden die grün-braunen Blätter wie von Zauberhand
Es war bereits später Nachmittag und so fuhren wir an dem Tag "nur" noch in einen nahegelegenen Supermarkt, wo ich entgeistert vor der Auswahl an Milch stand. Oder wie Klaus es nannte "hier kriegst Du alles: Milch mit Kalzium, Milch ohne Kalzium, Milch mit Vitaminen, Milch ohne Vitamine, Milch mit Milch, Milch ohne Milch..." Witzig, wie lange man sich in einem Supermarkt aufhalten kann
Das schicke Häuschen: