20.10.2013: Florida, wir kommen…Weder Doreen noch Andreas konnten gut schlafen und so war das Weckerklingeln gegen 6 Uhr dann doch eher eine Erlösung. Bei den Kindern dagegen war von Aufregung offensichtlich keine Spur, die mussten wir regelrecht aus dem Tiefschlaf reißen.
Das Frühstück im Hotel war recht ordentlich und wir fuhren gut gestärkt um 7:15 Uhr zum McParking, wo wir unser Auto für die nächsten zwei Wochen abstellten. Der Shuttleservice brachte uns zum Terminal, wo wir feststellten, dass die Schlange zum Check-in keineswegs so lang war, wie befürchtet. Möglicherweise hätte man da sogar weniger lang gewartet, als gestern Abend. Aber immerhin hat uns der Vorabend-Check-in eine zwei Stunden längere Nacht und etwas mehr innere Ruhe gebracht…
Doreen schaltete im Wartebereich schon mal vorsorglich ihr Handy aus, worauf ihr sofort einfiel, dass sie nirgends ihre PIN notiert hatte. Also schaltete sie es umgehend wieder ein, erinnerte sich natürlich in diesem Moment nicht an die sonst immer aus dem Unterbewusstsein eingegebene Nummer und machte folglich eine Fehleingabe. Panisch geworden versuchte sie es gleich noch einmal, natürlich mit dem gleichen Ergebnis.
Andreas beruhigte sie, dass die das Handy die nächsten Stunden ohnehin nicht braucht und in Miami die PIN sicher ganz unbeschwert und richtig eingeben würde… Soweit zur Theorie!
Das Boarding verspätete sich um etwa eine halbe Stunde, ging dann aber zügig vonstatten und so hoben wir um kurz nach 10 Uhr ab. Von Air Berlin waren wir sehr angenehm überrascht: Inseat-Entertainment mit einer riesigen Auswahl von Spielfilmen, Serien, Dokumentationen, Spielen und Reiseinformationen.
Die Kinder pickten sich unter anderem „Rio“, „Epic“ und „Horton hört ein Hu“ heraus, wir erwachsenen schauten „Hangover 3“, „Familie und andere Angelegenheiten“, „Star Trek – Into Darkness“ oder „Practi.com“.
Das Bordpersonal war sehr engagiert, versorgte uns regelmäßig mit Getränken und war auch sonst überaus freundlich. Selbst das Flugzeugessen, was sonst für uns eher lebenserhaltende Maßnahme als kulinarischer Genuss bedeutete, wusste zu überzeugen. Zunächst wurde eine Menükarte ausgeteilt, auf der die Speisen- und Getränkeauswahl angeführt war.
Chicken or Pasta mal anders: Hähnchen Toscana oder Pasta mit hausgemachter Tomatensauce, dazu Zucchini-Gartensalat und Cappuccino-Schnitte, Sekt, Kaffee… wir waren begeistert.
Wir nahmen die halbe Stunde Verspätung mit bis Miami und setzten dort gegen 14:30 Uhr Ortszeit butterweich auf. Nach schier endlosem Laufen durch Gänge und über Transportbänder erreichten wir die Immigration. Von 78 Schaltern waren nur zwei nicht besetzt und das Personal leitete die Passagiere mit Übersicht auch zu freien Schaltern, die eigentlich US-Bürgern vorbehalten sind, so dass es kaum Wartezeiten gab und wir bereits 20 Minuten später durch waren. Kurz darauf erreichten wir die Gepäckausgabe, wo unsere Taschen bereits vollzählig neben dem Transportband warteten. An einem Geldautomaten ließen wir schon mal die ersten Dollars raus und Doreen probierte, mit dem letzten PIN-Eingabe-Versuch, ihr Handy widerzubeleben… natürlich wieder erfolglos. Damit war das Gerät ohne Eingabe der Super-PIN für die nächsten 14 Tage tot und alle darin gespeicherten Adressen, Telefonnummern und Emails unerreichbar…
Nach einem weiterem Marsch durch die nicht enden wollenden Gänge des Flughafens erreichten wir schließlich die Halle mit den Autovermietungen. Erwartungsgemäß standen sich bei Alamo die Leute die Beine in den Bauch, während wir als Dritte an den Avis-Desk herantraten und bereits einen Augenblick später an der Reihe waren. Die erste Tankfüllung akzeptierten wir, allen anderen Versuchen, uns weitere Versicherungen, GPS und Roadside-Assistance aufzuschwatzen widerstanden wir aber erfolgreich. Auch das Angebot auf ein Upgrade auf ein „größeres Fahrzeug mit umklappbarer dritter Sitzreihe“ für nur 25$ am Tag lehnten wir dankend ab, auch wenn sich die Avis-Mitarbeiterin noch so große Mühe gab, die von uns gebuchte Klasse kleiner und schlechter erscheinen zu lassen, als sie wirklich ist und dabei wie gedruckt log, ohne rot zu werden. Choice-Line gab es bei Avis nicht, aber auf dem uns zugewiesenen Platz in der Garage stand natürlich exakt das Auto, das sie uns mit dem Upgrade geben wollte, ein silberner Dodge Grand Caravan. Als Andreas versuchte, die seitlichen Schiebetüren von Hand zu öffnen, kam ein Mitarbeiter eilig gelaufen, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und zeigte uns, dass das alles elektrisch per Knopfdruck funktioniert. Entschuldigung bitte, wir kommen halt vom Dorf…
Natürlich liess sich auch die hintere Sitzreihe komplett umklappen und versenken, so dass sich eine riesige, ebene Ladefläche für unser Gepäck ergab. Also einladen, reinsetzen, anschnallen und los. Ähm: Change Oil, sagt der Bordcomputer beim Anlassen, ist nach den ersten Metern aber still. Naja, was solls, Tauschen können wir ja jederzeit. Bei der Ausfahrt gab es dann aber doch noch eine Überraschung: Ja, wir haben das Fahrzeug vom Platz, der auf dem Avis-Zettel markiert war; im Vertrag stand aber ein anderer Stellplatz (klar, wir hatten ja das Upgrade abgelehnt). Es wäre zwar exakt das gleiche Modell, wir sollten es aber dennoch tauschen. Also noch eine Runde durch das Parkhaus drehen, Gepäck raus, Gepäck wieder rein und wieder zur Ausfahrt. Diesmal gabs auch keine Ölwarnung, außerdem war die Ausstattung eine Klasse besser und bei der Ausfahrt war auch alles ok.
Miami erwartete uns mit Regen, wir wollten aber ohnehin gleich bis nach Fort Pierce weiterfahren, nur eventuell einen Stop bei einem Supermarkt unterwegs machen. Da Doreens Telefon außer Gefecht war, navigierte uns Andreas´ Handy aus Miami heraus. Das machte sich aber den Spaß, uns bei jeder Abfahrt vom Highway runter und anschließend gleich wieder drauf zu lotsen. Nach der dritten Wiederholung hatten wir die Spielregeln begriffen und ignorierten die Abfahrtshinweise.
Die Fahrt war sehr zäh; es herrschte dichter Verkehr und der Regen ging allmählich in Wolkenbruch über. Der Scheibenwischer schaffte es kaum und es ging nur in Schrittgeschwindigkeit vorwärts. Irgendwann hatten wir die Nase voll, verließen den Highway und fanden einen K-Mart, wo wir einen ersten Einkauf machten. Besonders gut sortiert war der zwar nicht, ein paar Getränke, Kekse und Chips fanden wir aber schon. Eigentlich wollten wir ja für Lisa eine einfache Sitzerhöhung kaufen, denn ihren eigenen Sitz hatten wir diesmal bewusst zu Hause gelassen. In dieser Beziehung bot der Markt leider absolut gar nichts. Auf Nachfrage erklärte uns ein Mitarbeiter jedoch, dass für unsere Tochter in ihrem Alter ohnehin kein Kindersitz mehr vorgeschrieben sei. Damit gaben wir uns vorerst zufrieden; mit entsprechenden Einstellungen von Sitz und Gurt konnte Lisa auch ohne Erhöhung bequem und sicher im Auto sitzen.
Allmählich machte sich bei uns Hunger bemerkbar und wir entschieden uns für eine schnelle Pizza. Nebenan bei Little Cesars gab es gerade noch vier Slices, die uns zwar teurer kamen, als eine ganze Pizza, dafür aber eine längere Wartezeit ersparten.
Inzwischen war es dunkel geworden und die Kinder schliefen bei der Weiterfahrt Richtung Fort Pierce ein. Doreen fand inzwischen heraus, dass sie auch ohne PIN alle Funktionen ihres Handys bis auf das Telefonieren benutzen konnte. Schlagartig besserte sich ihre Stimmung wieder und so konnte sie aus ihren Mails auch die Telefonnummer heraussuchen, an die wir eine halbe Stunde vor Ankunft eine SMS schicken sollten. So wurden wir am Eingang des Resorts bereits erwartet und bekamen eine Registrierung für unser Auto, welche uns für die kommende Woche das Passieren der Schranke ermöglichte. Anschließend brachte uns
Jürgen Fassbender persönlich zu unserem Appartement, half uns beim Gepäck ausladen, zeigte uns unsere Unterkunft und gab uns eine erste Einweisung. Nach ein paar hilfreichen Tipps zu Einkaufs- und Frühstücksmöglichkeiten verabschiedete er sich von uns und lud uns für den nächsten Tag zu einem kurzen Treffen auf den Tennisplatz ein.
Wir packten rasch das Nötigste aus, machten eine kurze Katzenwäsche und verkrochen uns dann todmüde im Bett…
Gefahrene Strecke: 210 km
Übernachtung: Florida Ocean Club, Fort Pierce