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Autor Thema: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.10.01  (Gelesen 17443 mal)

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emmipiel

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Hallo miteinander,

heute fange ich an den doch recht langen Bericht in Häppchen einzustellen.

Über Fragen und Anmerkungen freue ich mich bzw. der ursprünliche Autor des Berichts, meine Mum.

Was ich nicht beantworten kann werde ich weiterleiten. Da meinen Oldies Deutschland im Winter zu kalt ist und sie sich in wärmeren Regionen aufhalten, können Antworten manchmal etwas verzögert kommen.

Da ich noch nicht in dem gesegneten Alter bin 5 Monate am Stück zu verreisen, habe ich, natürlich mit Genehmigung, den Bericht geliehen.

Ich denke gerade für WoMo Fahrer sind interessante Passagen dabei, die Preise haben sich sicherlich im Laufe der letzten 4 Jahre geändert.

So, nun viel Vergnügen mit dem ersten Teil:

Reisezeit 06.05.2001 - 02.10.2001

GO WEST ein Traum wird wahr
ein Reisebericht von Gisela und Lothar

I.   Teil

Schon lange hatten wir davon geträumt mit unserem HANNIBAL III ( Ja unser Womo hat einen Namen) Canada zu bereisen. Nachdem wir uns Reiseunterlagen von der Firma SEAbridge besorgt hatten, die uns später auch die Reederei für den Schiffstransport und die Kfz-Versicherung, speziell für Canada vermittelte, stellten wir fest das unsere Traumreise auch machbar war. Wir konnten nun mit der Planung beginnen. Die Schiffspassage für unser Reisemobil und den Flug für uns - beides nach HALIFAX, der Ostküste Canadas, buchten wir schon vor unserer Abreise in unser Winterdomizil in Spanien. Lothar plante nun in Andalusien schon mal die  Reiseroute. Grundlage dafür waren die Reiseführer von KNOW HOW einmal Canadas OSTEN/USA NORDOSTEN und Canadas GROSSER WESTEN mit ALASKA.
Ergänzend dazu hatten wir noch das Buch aus dem Antiquariat von A.E. Johann „Die Bergwelt Kanadas“. Dieser hatte als junger Mann nach dem Krieg den Auftrag einer Berliner Zeitung, sich auf die Spuren der Auswanderer zu begeben und über deren Werdegang in Canada zu berichten. Das Land Canada hat ihn so fasziniert, dass er im Laufe seines Lebens immer wieder dorthin zurückkehrte und darüber noch viele Bücher schrieb. Ein weiterer bekannter Reisebuchautor, ist Hans-Otto Meissner, welcher die Geschichte des Schotten Alexander Mackenzie, der ein Teil der Wildnis Canadas erschlossen hat, packend in dem Buch, „Immer noch 1000 Meilen bis zum Pazifik“ geschildert hat.
Für uns kam nur eine Reise im Alleingang in frage. In den veranschlagten 5 Monaten wollten wir so viel wie möglich von diesem großen Land zu sehen bekommen.
Unseren HANNIBAL lieferten wir am 20.04.2001 bei der Reederei in Bremerhaven ab. Da zu dieser Zeit gerade die Maul- und Klauenseuche grassierte, wurden die Womos vor der Verschiffung von der Reederei gegen Entgelt gereinigt. Die nun noch strengeren Einfuhrbestimmungen wurden von uns korrekt eingehalten. Nur das Erlaubte, z.B. Sauerkraut und Rotkohl in Dosen, sowie die auf  pflanzlicher Basis hergestellten Suppen und Soßen der Firma GEFRO hatten wir an Bord. Bei Verstößen gegen die Bestimmungen wurde unter Umständen eine sofortige Rückverschiffung in Aussicht gestellt. Und das war das Letzte was uns vorschwebte.
Mit dem Flieger der kanadischen AIR TRANSAT einem AIRBUS 310-300 (wegen der geringen Beinfreiheit für Überseeflüge nicht zu empfehlen),starteten wir am 06.05.2001 um 14.20 Uhr mit einer zweistündigen Verspätung von Frankfurt, um nach sechsstündigen  Flug in HALIFAX um 14.20 Uhr Ortszeit zu landen. Die Zoll- und Einreiseformalitäten waren schnell und problemlos erledigt. Da wir von Deutschland aus keine Zimmerreservierung vorgenommen hatten, widerfuhr uns das erste Mal die Hilfsbereit- und  Gastfreundschaft des uns fremden Landes. Schnell wurde für uns ein Doppelzimmer zu einem annehmbaren Preis gefunden und für eine Nacht gebucht. Der Flughafenbus fuhr uns bis zu unserer Unterkunft. Ein schöner alter Bau aus der viktorianischen Zeit, in dem die  Inneneinrichtung einem Museum entsprach. Plüsch und Plunder, aber auch richtige Kunst lösten einander ab.
Unser Abendessen nahmen wir erst mal beim Chinesen  ein. Da kann man nichts verkehrt machen.
Montag früh deponierten wir unsere Reisetaschen in der Pension, begaben uns zu einem empfohlenen Frühstücksrestaurant um anschließend die vorgegebenen Wege abzulaufen, um an unseren
HANNIBAL zu kommen. Bei der kanadischen Reederei trafen wir dann auch ein Schweizer und ein Solinger Ehepaar, die gleichzeitig mit uns in Bremerhaven die Fahrzeuge verschifft hatten. Gut, dass Brigitte und Peter aus der Schweiz der englischen Sprache sehr gut mächtig waren, was für uns die Angelegenheit erleichterte, denn wir hatten ja alle das gleiche Anliegen. Eilig hatten es weder die Reederei noch der Zoll. Wir pendelten zwischen den einzelnen Stationen hin und her. Unsere Womos hatten wir aber schon im Hafengelände gesichtet. Da noch nicht abzusehen war, wann wir unsere Fahrzeuge aus dem Hafen holen konnten, gingen wir zur Hafenmission. Es ging auf Mittag zu und der Hunger meldete sich. Auf Empfehlung des Pastors, gingen wir zum SUBMARIN, einem Schnellimbiss, der von einer deutschen Familie geführt wurde, die vor 30 Jahren in Canada eingewandert waren. Wir entschlossen uns zu einem Submarin-Sandwich, unserer ersten Begegnung mit kanadischem Fast Food. Das Sandwich war super und wir waren für ein paar can$ satt. Danach war es mal wieder Zeit, sich um unsere Womos zu kümmern. Im Hafenbüro angekommen, erklärte man uns, dass nun noch eine Desinfizierung der Fahrzeuge vorgenommen werden müsste, ehe wir damit die Straßen Canadas befahren dürften. Nach weiteren 2 Stunden wurden unserer Womos gegen eine Reinigungsgebühr von can$ 140!(Schock) - 1 can$ = DM 1,47 -, (bei späteren Preisangaben nur noch $-Zeichen) freigegeben. Bis auf einen leichten  Schaden am Fahrzeug der Solinger, hatten alle den Seetransport schadensfrei überstanden. Auch gestohlen wurde nichts. Inzwischen war es Nachmittag geworden. Wir trieben unsere Reisetaschen ein und fuhren zur vorgegebenen Tankstelle. Danach zum Gasfüllen und Erstversorgung mit Lebensmitteln. Die Dieselpreise lagen während der ganzen Reise im Durchschnitt bei 0,70 $/Liter. Die Propangaspreise waren sehr unterschiedlich. Das lag auch vielleicht daran, dass unsere 11 kg-Flaschen kein gängiges Maß waren. Mal wurden Liter, mal KG und mal Pound berechnet. Erschwerend auch noch, dass wir Alu-Flaschen hatten. Im Durchschnitt lag der Preis  für eine  11-Kilo-Flasche bei 20 $. Anschließend trafen wir 3 uns auf dem nahe gelegen Campingplatz. Lothar entfernte die Trennwand zwischen Führerhaus und Wohnbereich und alles wurde wieder an seinen Platz verfrachtet. Am nächsten Tag sollte es nun richtig losgehen. Wir drei hatten beschlossen noch ein paar Tage zusammen zu bleiben, um uns dann zu trennen, da ja jeder eine andere Route geplant hatte. Unser erstes noch gemeinsames Ziel hieß PEGGY’S GOVE, ein kleines Fischerdorf an der Südküste von NOVA SCOTIA (Neu Schottland), das 1811 von 6 deutschen Familien gegründet wurde. Ein paar KM weiter besuchten wir eine Gedenkstätte der am 22.09.1998 abgestürzten SWISS AIR bei der 229 Frauen, Männer und Kinder ihr Leben ließen. Sehr bedrückend für unsere Schweizer, denn Peter hätte normalerweise auch in dieser Maschine als Fluggast gesessen. Eine gute Schicksalsfügung, dass er aufgrund von noch dringend zu erledigender Arbeiten, erst einen Tag später flog.
Im KEJIMKUJIK-Nationalpark übernachteten wir und machten das erste Mal mit einem kanadischen Waldcampingplatz Bekanntschaft. Schöne große Plätze mit Feuerstelle und Tisch-Bank-Kombinationen. Bezahlt wurde per Selbstregistrierung. (Am Eingang nimmt man sich einen Umschlag aus dem Kasten. Schreibt Namen, Datum, Fahrzeug-Nu., Parzellen-Nu. und wie lange man bleiben will, errechnet den Betrag und legt das Geld in den Umschlag, der dann in einen Briefkasten geworfen wird). Ehrlichkeit wird groß geschrieben, aber natürlich wird auch hin und wieder kontrolliert. Leider wurde der Abend am Lagerfeuer nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Ein leichter Nieselregen, der dann zum Dauerregen überging.
Unser Ziel am nächsten Tag hieß DIGBY - auch ein kleines Hafenstädtchen. Wir besuchten die in KNOW HOW beschriebene Gaststätte CAPTAIN’S CABIN auf und verspeisten unsere erste LOBSTERROLLE. Sehr schmackhaft. Wir übernachteten mit Genehmigung des Betreibers auf einem noch geschlossenen Campingplatz. Nun schon in NEW BRUNSWICK (Neu Braunschweig) zeigte sich der Landstrich FUNDY BAY leider nicht von seiner Sonnenseite. In MONCTON wollten wir gerne die DIAMOND STONES sehen und die riesige Flutwelle, die bei Tide hereingedrückt wird. Es flutete jedoch nur sehr langsam und es dauert noch Stunden, ehe das Schauspiel beginnen sollte. Wir wurden sehr höflich gebeten die HOPEWELL ROCKS zu verlassen - aus Sicherheitsgründen. Da wir nicht so lange warten wollten, beschlossen wir weiterzufahren und evtl. auf dem Rückweg noch einmal vorbeizuschauen. Da kein Campingplatz in der Nähe war, übernachten wir auf einem Parkplatz. Tags darauf wollten wir das Museumsdorf KINGS LANDING besuchen. Es war noch geschlossen. Im Supermarkt gab’ für die Frauen eine Rose zum Muttertag. Nette Geste der Geschäftsleitung.
Unsere Wege trennten sich und wir fuhren alleine unsere Route weiter. Wir nahmen unser erstes „Kirchenasyl“. Fragten beim Referent, ob wir die Nacht auf dem Kirchenparkplatz verbringen dürften, was uns wohlwollend genehmigt wird. (Wir haben noch oft auf Kirchenparkplätzen gestanden und waren immer herzlich willkommen).
Zur Erklärung: Wegen der großen Entfernungen reisen viele Kirchgänger per Auto an, so dass überall vor den Kirchen ein Parkplatz vorhanden ist.
Mit mageren Englischkenntnissen gaben wir Auskunft über WOHER UND WOHIN. Ein Gruß aus Köln in Form von EAU de COLOGNE = 4711 und Postkarten des KÖLNER DOMS, als kleines Dankeschön kamen immer sehr gut an.
Schon hatten wir die Grenzen von NOVA SCOTIA und NEW BRUNSWICK überfahren. Hier fuhren wir auf den Highway Nr. 2 über FREDERICTON, EDMUNDSTON zum St. Lorenzstrom, den wir bei RIVIERE-DU-LOUP erreichten. Von dort ging es entlang des Flusses zur Provinz QUÉBEC. Die Uhr wurde eine Stunde zurückgestellt.
QUÉBEC-City ist Provinzhauptstadt. Hier war wieder Kultur angesagt. Vom Parlament, Place Royal, der Zitadelle und bis zur Altstadt wurde alles abgelaufen. Besondere Schwierigkeiten bereitete uns hier die französische Sprache. Das französische Flair war hier sehr ausgeprägt. Die Vorherrschaft des französischen Einflusses geht so weit, dass in manchen Geschäften besonders darauf hingewiesen wird, dass man auch englisch spricht. Typisch für diese Region, sind die silberfarbenen Kirchendächer- und Türme. Eine Freude das schmackhafte, knusprige . Und es gab sogar Bier im normalen Supermarkt. In allen anderen Provinzen gab es geistige Getränke nur in speziellen Liquerstores. McDonald, Burger King oder Kentucky-Freid-Chicken fanden wir nicht - sind zu amerikanisch und verpönt. Weiter ging die Fahrt nach MONTREAL. Hier besichtigten wir u.a. die Notre-Dome-Basilika von 1829, die ein Gefälle von 4 m vom Eingang bis zum Altar aufweist. Sehr eindrucksvoll das Innere der Basilika mit dunkelblauem Sternenhimmel und bunten Glasfenstern. Dann geht’s noch kurz ins Chinatown Gebiet. Immer wieder ein Erlebnis.
In KINGSTON sind wir schon in der Provinz ONTARIO am gleichnamigen See. In Fort Henry, einer Kadettenschule der kanadischen Armee, schauten wir uns die Probe für die große Eröffnungsparade, mit Verleihung der Orden und Aushändigung der Beförderungsurkunden  auf dem Exerzierplatz, an. Da es schon weit über Mittag war, suchten wir 10 km weiter ein China-Buffet auf. Das Angebot war riesig und alles für 7 $/pers. Beim anschließenden Schaufensterbummel besichtigte ich, von Neugier getrieben,  einen Wine-maker-shop. Hier kann man sich Wein „machen“ lassen, aber auch die Zutaten kaufen, um dann zu Hause Wein anzusetzen. Eine aufwendige, aber für kanadische  Verhältnisse preiswerte Angelegenheit. Wir übernachteten diesmal in einem Dorf kurz vor Toronto. In der Nähe war eine Verladestation der Eisenbahn. Die Loks fauchten, tuteten und zogen lange Wagenschlangen hinter sich her. Wir fühlten uns wie im wilden Westen. Ein „lauschiges Plätzchen“. Aber das sollten wir noch öfters erleben. Später zählte ich mal 160 Waggons, die von 3 mächtigen Dieselloks gezogen wurden. Elektro- oder Dampfloks haben wir nicht gesehen. Letztere kommen nur noch bei Nostalgiefahrten  zum Einsatz.

........................

Bis demnächst :wink:
Viele Grüße

emmi

Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit einem Radius von Null, das nennen sie dann ihren Standpunkt.....

Wolfgang

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #1 am: 16.11.2005, 12:49 Uhr »
Hi Petra,

trübes Novemberwetter, den ganzen Tag im Büro, der nächste Reiseurlaub noch soooooo weit entfernt und dann einen Reisebericht über eine 5 monatige WoMo-Reise lesen. Ich will auch weg ..................  :wink:
Gruß

Wolfgang

emmipiel

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #2 am: 16.11.2005, 19:00 Uhr »
Hallo Wolfgang,

ich gebe zu, ich habe das Wetter draussen nicht beachtet, du hast recht.

Ich will auch weg, heute morgen habe ich von meinen Oldies die Nachricht bekommen, das sie gut in Sete gelandet sind und noch heute die Fähre mit ihrem Hannibal III besteigen werden, sie sind also in ca. 36 Std. im warmen, sonnigen Marrokko zum überwintern.

Oldie müßte man sein, aber die Zeit kommt bestimmt.  :wink:
Viele Grüße

emmi

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emmipiel

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #3 am: 19.11.2005, 18:00 Uhr »
II. Teil

Leider habe ich momentan nicht die Möglichkeit Fotos einzufügen, werde das dann später nachholen, auch die Datumsangaben sind irgendwo flöten gegangen. Wenn ich Sie im Bericht vervollständigen kann tue ich das.

Ein paar Absätze habe ich eingebaut, ich fand es etwas unübersichtlich.

Und nun viel Spass beim weiterlesen :wink: .......


Am nächsten Tag fuhren wir bei Nebel in TORONTO ein.
Beim dritten Anlauf durften wir auf einem Public-Parkpatz für
3 Stunden parken und zahlten  8 $ Gebühren.

Das Wetter lud nicht zu einem ausgedehnten Stadtbummel ein. Auf den TV-Tower zu fahren lohnte sich bei dem Nebel nicht. So machten wir einen Bummel durch das neue EATON CENTRE, welches viele Geschäfte und Restaurationen beherbergt. Hochhäuser und Häuser aus der  Gründerzeit lösen sich in den Hauptstraßen ab. Interessante Zusammenstellung. Gehe in eins der Hochhäuser und fahre in sekundenschnelle in den 47. Stock, auch ein kleines Erlebnis.

Nun galt es noch einen Wunsch meiner Schwester zu erfüllen. Sie wollte ein Foto des Hauses, das sie vor 33 Jahren verlassen hatten. Eine nervige Sucherei begann. Nach einer Stunde stehen wir vor dem Haus. Das war geschafft.  
Nun kam der nächste Teil der Sucherei. In DUNDAS, einer Kleinstadt wollten wir einem ausgewanderten Kölner Ehepaar einen Besuch abstatten. Nach 2 Stunden Herumkurven und ständigem Fragen erreichten wir auch hier unser Ziel. Großes Erstaunen breitete sich aus, als ein Reisemobil mit Kölner Kennzeichen vor dem Haus, man kann auch Anwesen sagen, parkte.
Wir wurden herzlich empfangen und blieben über Nacht. Es war ein sehr schöner harmonischer Abend.

Am Morgen beobachteten wir zum ersten Mal Kolibris, die sich an den Tränken, gefüllt mit Zuckerwasser, labten. Der Waschbär, der auch am Familienleben teilnimmt, zeigte sich leider nicht. Ja, da herrschten paradiesische Verhältnisse.

Nach einem reichhaltigen canadischen Frühstück verabschiedeten wir uns und fuhren in Richtung Niagarafälle.

Die Zufahrt war gut ausgeschildert. Nur der Ort NIAGARA glich einem Nadelöhr. Wir parkten auf dem extra für Wohnmobile bezeichneten Platz und fuhren mit dem Shuttlebus nahe ans Geschehen. Mit der „MAID OF THE MIST“, einem der vielen Touristenboote, ließen wir uns, in blaue Plastikregenumhänge gehüllt, bis an den Wasserfall, der auf der canadischen Seite viel erhabener ist, fahren.

Die Gischt spritzte nur so. So entstanden bei strahlendem Sonnenschein viele Regenbogen. Nach einer halbstündigen Fahrt wurden wir wieder an Land gesetzt. Da Samstag war, waren Himmel und Menschen unterwegs. Nachdem wir alles, was es zu sehen gab besichtigt hatten, machten wir uns zur Übernachtungssuche auf.
Da es schon langsam dunkel wurde, hatten wir Schwierigkeiten einen geeigneten Stellplatz zu finden. Wir wollten gerade einen  Parkplatz verlassen, der uns nicht als geeignet erschien, als uns ein Ehepaar entgegenkam und uns anhielt. Sie hatten unser Kölner Nummernschild entdeckt und der Mann sagte, er freue sich endlich mal wieder „Kölsch kallen zu können“. Wir waren baff. Der junge Mann war gebürtig aus Troisdorf, einem Städtchen gleich neben Köln. Die beiden luden uns ein, bei sich auf dem Grundstück zu nächtigen. Ihre Trucks (alles was größer ist, als ein PKW, ist ein Truck!) wurden etwas zusammengerückt und so passte unser HANNIBAL dazwischen. Es wurde ein langer Abend.

Alfred war vor 13 Jahren nach CANADA ausgewandert und hatte eine Canadierin geheiratet. Als selbstständiger Schreiner hatte er ein gutes Auskommen und war auch sehr stolz darauf, dass er es in so kurzer Zeit zu etwas gebracht hatte. Im Laufe des Gesprächs über die alte Heimat stellte sich heraus, dass er einen meiner Vetter kannte. Ja, so klein kann die Welt sein. Es war natürlich, dass wir auch hier am nächsten Tag zum Frühstück eingeladen wurden.

Normalerweise starteten wir morgens zwischen 7.30 Uhr und 8.00 Uhr. Nun war aber erst um 9.00 Uhr Frühstück angesagt. Da mussten wir durch.

Nach der Verabschiedung fuhren wir nach ST. JACOBS - einem Menonitenstädtchen -. Spezialitäten sind u.a. Maple-Sirup und Dauerwurst. Wir kamen an einer Menonitenkirche vorbei, in der gerade ein Gottesdienst stattfand. Obwohl wir über 1  Stunde warteten, bekamen wir keinen Menoniten zu Gesicht, obwohl ca. 50 Einspänner geduldig darauf warteten wieder den Heimweg anzutreten.

Wir befanden uns nun schon auf dem HIGH Way (HWY) in Richtung WESTEN. An dieser Stelle ein paar Anmerkungen, welche für den einen oder anderen interessant sein könnten.
Autobahnen, wie wir sie kennen, gibt es in CANADA eigentlich nicht. Die großen Autostraßen haben zwar auch zwei, manchmal drei Fahrspuren in einer Richtung, werden aber oft von Kreuzungen unterbrochen. Diese sind dann allerdings durch Ampeln gesichert.

Gewöhnungsbedürftig war am Anfang die Orientierung, wenn man von „A“ nach „B“ wollte. Man fand dann auf den Hinweisschildern keine Ortsangaben, sondern nur den Hinweis auf die jeweilige Straßennummer und der Angabe „NORTH“ „EAST“, „SOUTH“ oder „WEST“. Man musste also immer einen Kompass, wenn man ihn nicht im Auto hatte, im Kopf haben.
Dann gab es noch eine Besonderheit in den Städten, die 4 Way-Kreuzungen. Wir haben immer gesagt, dass es hier nach „Schönheit“ geht. Tatsächlich hat derjenige Vorfahrt, der zuerst an der Kreuzung ankommt. Bei Unklarheiten, meistens auf unserer Seite, verständigten wir uns mit Lächeln und Handzeichen.

Die Höchstgeschwindigkeit ist von Provinz zu Provinz verschieden, liegt jedoch meistens so zwischen 80 und 100 km/h. Ganz selten einmal 110 km/h. Leitplanken gibt es nicht, dafür ist in der Mitte ein ca. 10 m breiter Streifen Brachland. Rastplätze wie bei uns sind dort nur ganz selten anzutreffen, dasselbe gilt für Tankstellen, diese liegen meist abseits der HWY's. Apropos HWY’s: HWY’s werden nicht nur die breiten Autostraßen, sondern alle Überlandstraßen genannt. Und dann gibt es noch die GRAVEL ROADS, aber davon später etwas.

Der Zustand der Straßen im Allgemeinen ist gut. Natürlich gibt es, vor allem im West und Nordwesten CANADA’s, bedingt durch die langen Winter, auch größere Baustellen. Dabei ist uns aufgefallen, dass sehr viele junge Frauen im Straßenbau beschäftigt sind, nicht nur um den Verkehr umzuleiten, sondern sie bedienen auch die Baumaschinen.

Übernachten mit dem Reisemobil:
Campgrounds (Campingplätze)  sind reichlich vorhanden.
Forrest Camps (Waldplätze) sind meist sehr einfach. Plumpsklo, Gully für Abwasser, Trinkwasser aus einer Schwengelpumpe, kein Strom, dafür aber immer eine Feuer- stelle mit Brennholz und Tisch-Bank-Kombination. Die Stellplätze sind in den Wald gehauen, so dass man den nächsten Nachbarn oft nicht sieht. Meist bemerkten wir sie nur, wenn die typischen abendlichen  Holzhackgeräusche an unsere Ohren drangen. Kosten pro Nacht und Einheit 10 bis 18 $.

Es gibt natürlich auch besser ausgestattete Plätze mit fließend Wasser, Dusche und Strom, an Seen oder Flüsschen gelegen und entsprechend teurer.
Preisunterschiede auch zwischen staatlich und privat geführten Plätzen.

In der Nähe von Städten gibt es dann die komfortablen FULL HOOK UP RV-Platz, RV heißt Recreation Vehicle/ Freizeitfahrzeug,  d.h. mit Strom/TV/Frisch  und Abwasseranschluss. Außerdem Wasch- und Trockenautomaten, sowie Einkaufsmöglichkeiten. Dafür steht man dann aber so eng wie auf einen europäischen Campingplatz und die Preise reichen bis an die 50 $.

Da ein Wäschewaschen per Hand nie möglich war, fuhren wir Waschsalons, die in Städten und Gemeinden häufig vertreten waren, an. 1 oder 2 $ (in 25 Cent auch Quarter genannt) für die Waschmaschine  und das gleiche für den Trockner lagen immer parat. Unsere Wäsche und Kleidung hat einiges ausgehalten. Das Bügeleisen kam 5 Monate überhaupt nicht zum Einsatz. War auch nicht schlecht!

Wir haben ca. 1/3 unserer Übernachtungen auf Campingplätzen gestanden, ansonsten „frei“. Das heißt aber nicht in der Wildnis, sondern meist in Dörfern oder kleinen Städtchen. Stellplätze für Mobile wie bei uns gibt es nicht. Wir haben kleine Straßen oder Sackgassen bevorzugt, haben aber immer die Anwohner gefragt und nie eine Absage erhalten. Hin und wieder wurden wir zu einer Tasse Kaffee oder Tee eingeladen, (wir nannten das dann Übernachten mit Familienanschluss) verbunden mit dem Angebot von Wasser und Strom. Letzteres nahmen wir jedoch nie in Anspruch.

Und nicht zu vergessen unser „Kirchenasyl“.

Ver- und Entsorgungsschwierigkeiten gab es überhaupt nicht. Entlang der Touristenroute gab es zahllose Möglichkeiten dies zu erledigen. Keine komfortablen oder teure Sanistationen, sondern einfach und praktisch; ein Gully für Porta und Abwasser mit einem Schlauch zum Spülen und ein paar Meter weiter ein Schlauch für Frischwasser - gut und kostenlos -. Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten oft auch an den in jedem größeren Ort vorhandenen Visitor-Centren (Touristinfos), in denen es natürlich in erster Linie Material über Sehenswürdigkeiten und Straßenkarten gab.

Zu diesem Thema passt vielleicht auch noch die Feststellung, dass es in allen Städten, auch in den großen, ausreichend öffentliche WC’s gab, vorbildlich sauber und immer kostenlos. Ebenso in den großen Einkaufszentren.
Da in CANADA nur 130 V aus der Steckdose kommen und man zwangsläufig noch einen Umformer braucht, haben wir in den 5 Monaten nie eine externe Stromversorgung in Anspruch genommen.

Obwohl in CANADA auch am Tag mit Licht gefahren wird und der Kühlschrank während der Fahrt auf 12 V lief, haben Lichtmaschine, Solarpaneele und 2 x 75 AH-Gelbatterien für die Stromversorgung immer ausgereicht.

Die Versorgung mit Propangas war völlig unproblematisch, da man  an fast jeder Tankstelle die Gasflaschen füllen lassen konnte,  vorausgesetzt man hatte den dafür nötigen Adapter. Wir hatten unseren Adapter bei SEAbridge schon in Deutschland gekauft.

Einfach war auch der Einkauf von Lebensmitteln, denn die Supermärkte hatten zeitweise rund um die Uhr geöffnet. Schwierig war es sehr oft, Brot für unseren Geschmack zu finden. Die Regale in den Supermärkten sind zwar voll, aber meist ist das verpackte Brot pappig und schwammig. Rechnet man DM 1,oo = 1 $, so nahmen sich die Preise nicht viel. Luxusgüter sind hüben wie drüben etwas teurer.

Über die Trinkwasserqualität im  Allgemeinen können wir nichts sagen, da wir unser gesamtes Brauchwasser, außer der Toilettenspülung, durch einen SEAGULL-Wasserfilter laufen ließen, und das war dann o.k.

Nach diesem Abstecher in die Reisemobil-Praxis geht es nun weiter auf unserem Weg nach WESTEN….
Viele Grüße

emmi

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emmipiel

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #4 am: 19.11.2005, 18:13 Uhr »
III. Teil  
........
In SUDBURY besichtigen wir den größten „Nickel“ die
canadische 5 Cent Münze, 9 m hoch. Wir  befuhren nun den HWY 17 oder auch TRANS CANADA HIGH WAY (TCH) der die Ost-West-Verbindung CANADA’s herstellt. Die Einweihung des TCH, der von St.-Johns auf Neufoundland bis Victoria auf Vancouver Island reicht,  erfolgte 1962. Drei Jahre später war auch der letzte KM asphaltiert und die Strecke damit ganzjährig witterungsunabhängig  befahrbar.

In SAULT STE. MARIE wollten wir eigentlich eine Fahrt mit dem Nostalgiezug  machen. Aber wir waren noch zu früh im Jahr dran. So fuhren wir mit dem Schiff zur Besichtigung der
9 Schleusenanlagen. Hier werden die Hochsee- oder Containerschiffe, die vom Atlantischen Ozean zum St. Lorenzstrom oder umgekehrt fahren wollen, durchgeschleust. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses liegt MICHIGAN/USA. Wir fuhren unter der natürlich mal wieder „längsten Eisenbahnbrücke der Welt“ durch.

Auf USA-Seite stand noch eine riesige Baracke, in der früher die  Auswanderer auf Herz und Nieren geprüft wurden, um dann evtl. ins gelobte Land einreisen zu dürfen.

Wieder an Land begaben wir uns in ein Internet-Cafe und ich machte meine erste Gehversuche in Sachen e-mailen. Der Grund dafür war das schwierige Zustandekommen einer Telefonverbindung mit Deutschland.    

Ich hatte Null Ahnung, aber unsere Tochter hatte mir in weiser Voraussicht eine kostenlose  e-mail-adresse über gmx eingerichtet. Im Cafe ging es zu, wie in einem Taubenschlag, trotzdem widmete man sich mir mit einer Engelsgeduld und nach vielen Mühen sandte ich meine erste e-mail an unsere Tochter, in der Hoffnung, dass sie auch ankommt.

Der nächste Tag brachte nach dem nächtlichen Regen wieder Sonnenschein und wieder mal ein Superlativ in Form einer riesigen WAWA-Gans, 9 m hoch und aus Stahl. WAWA-Gans deshalb, weil hier in der Umgebung des gleichnamigen Ortes und Sees, die CANADA-Gänse auf ihrem alljährlichen Flug in den Süden, Zwischenstation machen.

Des Weiteren ein riesiges Thermometer in WHITE RIVER, welches den kältesten Tag CANADA’s mit Minus 58 Grad anzeigte.

So wird aus allem etwas Großes gemacht. Am nächsten Morgen steuerten wir schon sehr früh einen Campground im Provinzialpark NEYS an. Standen auf einem sehr schönen Platz mit Seeblick. Toilettenanlagen und Duschen sehr komfortabel. Die  Waschmaschinen wurden bestückt. Nach 20 Minuten war die Wäsche fertig. Da kein Trockner vorhanden war, wurde die Wäsche in den Wind gehängt, war auch bald trocken und die Betten wurden wieder bezogen.

Ein Arm voll Holz kostete hier 5 $. Selbst Holz zu sammeln, war strengstens verboten. Was an Laub und Ästen den Boden bedeckte, diente als Humus.

Der nächste Tag war trübe und wir waren froh, unseren Service erledigt zu haben. Wir zogen weiter. Beim Tanken ließen wir auch eine bereits - natürlich nachts - leer gewordene Gasflasche wieder füllen und waren angenehm vom Gaspreis überrascht. Da hatten sie uns in HALIFAX ganz schön über den Tisch gezogen.

Von NIPPIGON bis hinter THUNDER BAY trägt der TCH nun die Bezeichnung „TERRY FOX COURAGE HIGH WAY“.

TERRY FOX hatte mit 18 Jahren durch ein Krebsleiden ein Bein verloren und trug  seit dem eine Prothese. Um Lebensmut zu demonstrieren und Geld für die Krebsforschung zu sammeln, startete er den „MARATHON OF HOPE“, der von ST. JONE’s in NEUFOUNDLAND über den gesamten TRANS CANADA HIGH WAY bis zu dessen Endpunkt in VICTORIA auf VENCOUVER ISLAND führen sollte. Er brach am 12.04.1980 auf; geplant waren Tagesetappen von ca. 40 KM. Anfangs blieb das Unternehmen ziemlich unbeachtet, erst allmählich wurden die Medien auf TERRRY FOX’s Lauf aufmerksam.

An den Zielen seiner Tagesetappen kam es schließlich zu regelrechten Volksfesten, auf denen der tapfere junge Mann gefeiert wurde.

Dabei kamen 25 MIO Dollar Spenden für die Krebshilfe zusammen. TERRY FOX musste den Lauf nach 5.372 km abbrechen. Er wurde nur 22 Jahre alt und sein Leben später verfilmt. Bis heute finden in ganz CANADA nach ihm benannte Läufe statt.

Ihm wurde am TCH kurz vor THUNDER BAY ein Denkmal errichtet, welches wir besuchten.

Auf der Weiterfahrt machten wir  zum ersten Mal mit Großwild
Bekanntschaft. Zwei, leider tote Elche im Straßengraben und ein Lebender, der am Waldrand äste. Ganz schön große Kameraden. Wir konnten uns vorstellen, dass die Elche von Fahrzeugen an- oder totgefahren wurden. Es ist schon am Tag nicht ungefährlich, weil die Tiere blitzschnell aus dem Wald auftauchen. Man musste also immer ein Auge auf den Waldrand haben. Dies blieb auch  während der ganzen Reise Gefahrenpunkt Nr. eins.

FORT WILLIAM war unser nächstes Ziel.
Ein LEBEND MUSEUM, in welchem versucht wurde, die alte Zeit den Besuchern nahe zu bringen. Nach THUNDER BAY passierten wir die ARKTISCHE WASSERSCHEIDE. Von hier fließen alle Flüsse nach NORDEN ins Meer.

Wieder begegneten uns ein Elch und ein Fuchs.

Auf dem Weg zur Provinz MANITOBA fliegt uns der erste Stein in die Frontscheibe. Gott sei Dank so, dass der Riss die Sicht nicht beeinträchtigte. Nach ca. 600 KM haben wir MANITOBA hinter uns gelassen. Die Provinzhauptstadt WINNIPEG wollten wir auf dem Rückweg besuchen.

Die nächste Provinz, die wir erreichten, war SASKATCHEWAN. REGINA ist nicht nur Hauptstadt dieser Provinz, sondern auch wichtigste Ausbildungsakademie für CANADA’s berühmte und legendäre Polizeitruppe; die ROYAL CANADIAN MOUNTED POLICE, der berittenen Rotröcke mit den breitkrempigen Hüten.

In diesem Ausbildungszentrum, dem auch ein Museum angeschossen ist, haben wir uns einen halben Tag aufgehalten. Dabei konnten wir auch zuschauen, wie die angehenden jungen Polizisten/innen gedrillt wurden.
 
Die Uhren wurden wieder 1 Stunde zurückgestellt.
Noch am gleichen Tag erreichten wir ALBERTA und stellten die Uhren wieder 1 Stunde zurück. Wir sahen die ersten Ölbohrtürme. ALBERTA ist reich an Bodenschätzen. An diesem Tag kam schon früh ein starker Wind auf, der in Sturm überging. Lothar hatte alle Hände voll zu tun, um unseren HANNIBAL auf der Straße zu halten. Über 70 Km/h, und das im vierten Gang, lief nichts.

Aber wir wurden schon mal mit einem  wunderschönen Anblick auf die Rocky  Mountains  in der Ferne, belohnt, falls uns nicht gerade vorbeifahrende Trucks mit einer Staubwolke die Sicht versperrte.

Noch fuhren wir jedoch durch flaches Ackerland und ließen die Provinz ALBERTA hinter uns, um in BRITISH COLUMBIEN einzufahren und die Uhren wieder 1 Stunde zurückzustellen.
In SPARWOOD machen wir Halt um uns den größten! Truck der Welt -TERREX TITAN - anzusehen. Wir kamen uns daneben wie Zwerge vor. Raddurchmesser übermannshoch.

Die nächste Sehenswürdigkeit ist FORT STEELE. Die Entstehung ist eng verbunden mit der Entdeckung von GOLD im WILD HORSE CREEK in den 1860er Jahren, als ungefähr fünftausend Goldsucher hier in der Gegend ihr Glück versuchten. Der Goldfund war groß und wie man nachlesen kann, sollen etliche Goldgräber zwischen 40.000 und 60.000 Dollar in jenem Sommer verdient haben.

Im Herbst des Jahres waren die leicht zugänglichen an der Oberfläche liegenden Goldfunde zum größten Teil erschöpft und das Schürfen wurde sehr mühsam. Die meisten Bergleute waren aber nur am schnellen Gewinn interessiert und zogen weiter. 1882 zählte die KOOTENAY-Gegend nur noch 11 Siedler.

Der Bau der CANADIAN PACIFIC RAILWAY ein paar Jahre später, regte viele Prospektoren und Siedler an, zurückzukehren.

Je mehr Leute in diesen Landstrich, desto mehr entspann sich auch ein Disput mit den Indianern wegen der Landansprüche. Der Disput erreichte seinen Höhepunkt zwischen Häuptling ISADORE und Oberst James BAKER über ein Stück Land „JOSEFPH’s PRARIE“ genannt, die Stelle, an der heute die Stadt CRANBROOK steht, als ein Wachtmeister 2 junge Mitglieder der ISADORE-Bande festnahm, die verdächtigt wurden vor Jahren 2 Bergleute ermordet zu haben. Häuptling ISADORE stürmte das Gefängnis mit 30 Mann und befreite die Gefangenen.

Und nun kam Kommissar Samuel B. STEEL und 75 Mitglieder der NORTH-WEST MOUNTED POLICE und löste den Konflikt.

Sie bildeten den ersten Posten westlich der ROKY MOUNTAIN. 1888 verließen sie Galbraiths Ferry, nachdem er die Landesansprüche ausgehandelt hatte. Die Bewohner der Gegend ersuchten nun die Regierung Galbraiths Ferry in FORT STEEL zu  Ehren des Kommissar zu ändern.

Der erneute Niedergang war jedoch nicht aufzuhalten, da auch die Eisenbahnlinie in FORT STEEL nicht ausgebaut wurde. FORT STEEL fiel 1906 einem Feuer zum Opfer. Was Feuer nicht erreicht hatte, verfiel. Ende der 50er Jahre wurde FORT STEEL wieder aufgebaut und 1961 zur historischen Stadt erklärt.

Im Nachhinein gesehen, war dies das besthergerichtete Fort und natürlich auch wieder ein LEBEND MUSEUM, wo wirklich alles vertreten war. Friseursalon, Bar, Konditorei, Hotel, Gemischtwaren- und Futtermittelhandlung, Telegrafenamt, Zigarrengeschäft, Schneiderei, Kirche, Schule, Tipis (Indianerzelte), einfach alles was so ein Städtchen zu beherbergen hat.

Der BLACKSMITH (Schmied) schenkte mir ein abgelaufenes Hufeisen als Souvenir.

Auf dem Weg zum Naturpark-Campingplatz begegneten uns die ersten Mufflons.
Feuerholz lag am Eingang bereit und wir nahmen es gleich mit. Wir wurden das erste Mal mit den Gebräuchen auf einem Campingplatz vertraut gemacht, wo es nicht nur Kleintier, sondern auch Bärenbesuch geben kann. Für uns unvorstellbar, denn wir hatten ja noch keinen Bären in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen.

Die Mülltonnen hatten einen besonders schwierigen Öffnungs- und Schließmechanismus. Für Bärentatzen nicht geeignet. Für Lebensmittel - hier war an die Zeltler gedacht - gab es extra Lebensmittelaufbewahrungsboxen.

Am nächsten Morgen besuchten wir die RADIUM HOT SPRINGS. Lockere 38 Grad fanden unser Wohlgefallen und für 6 $/Person ein preiswertes Vergnügen.

Bei der Weiterfahrt sahen wir zum ersten Mal in unserem Leben drei Schwarzbären und wenig später fünf Cariboos, die gemütlich neben der Straße mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt waren. Ein tolles Erlebnis. Obwohl die Bären so zum knuddeln aussahen, sind sie gefährlich.

Bedingt durch den Badeaufenthalt brachten wir es heute nur auf knappe 400 KM.

In REVELSTOKE am See ließen wir uns auf einem RV-Platz (für Recreation-Vehicles) nieder. Es wurde nun fast nicht mehr dunkel. Die Zeit der weißen Nächte hatte begonnen, so wie wir sie in St. Petersburg, Finnland oder Norwegen schon einige Male erlebt hatten.

Beim Tagebuchschreiben und gelegentlichen Rausschauen auf den See, entdeckte ich mehrere Biber die rege hin- und herschwammen, mal mit und mal ohne „Bauholz“.
Da mal wieder eine Eisenbahnstrecke am anderen Ufer verlief, hatte ich  Gelegenheit, die Waggons zu zählen und kam auf 160 Stück, die wie schon erwähnt von 3 Loks gezogen wurden.. ......



Fortsetzung folgt.
Viele Grüße

emmi

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emmipiel

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #5 am: 19.11.2005, 18:27 Uhr »
IV. Teil

 :rv:  
.......
Am EAGLE Pass war eine Gedenktafel auf der zu lesen war, dass hier im November  1895 der letzte Schienennagel der Ost/West-Verbindung der PACIFIC RAILWAY eingeschlagen wurde. Für die Befahrung des Passes wurde eine Maut von 10,oo $ erhoben.

Wir hatten schon längere Zeit beobachtet, dass an den HWY’s in regelmäßigen Abständen Fahrzeugwaagen installiert waren, auf die die Trucks fahren mussten, wenn Blinklichter dies signalisierten. Natürlich haben wir diesen Service auch (freiwillig) wahrgenommen.

Die Polizisten schmunzelten nur, als wir unser Anliegen vorbrachten und wogen unseren „Minitruck“.  :lol:

Am Nachmittag erreichten wir VANCOUVER, eine der attraktivsten Großstädte CANADA’s mit ihrer Lage zwischen Küstengebirge, Fraser River und dem Meer. 1886 erhielt sie die Stadtrechte, wurde aber im gleichen Jahr noch vom Feuer zerstört. Als im darauffolgenden Jahr der erste Zug aus den Ostprovinzen in VANCOUVER einlief, waren wortwörtlich die Weichen für den wirtschaftlichen Aufschwung der jungen Stadt gestellt. Viele Chinesen, die beim Bau der Eisenbahn mitgewirkt hatten, wurden hier sesshaft und begannen Handelsbeziehungen mit Asien aufzubauen.

1889 segelten Schiffe der CANADIAN PACIFIC FLEET regelmäßig zu fernöstlichen Märkten. Für Tausende von Goldsuchern war sie, neben SEATTLE, 1897/98 zum Ausgangspunkt und Hauptversorgungsstation für die Schiffsreise zu den Goldfeldern an KLONDIKE und YUKON River.

Gastown, der ursprüngliche Ortskern verkam im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allmählich zu einem slumartigen Stadtviertel. Es entging in den 60er Jahre nur knapp einer „Totalsanierung“ und wurde mit dem benachbarten CHINATOWN zum historischen Stadtteil erklärt.
 
In CHINATOWN fühlten wir uns sehr in die Zeit unserer China-Reise zurückversetzt. Wir konnten herrlich in den verwinkelten Chinaläden stöbern. Ein Großteil des Handels spielte sich, wie wir es kennen gelernt hatten, auf der Straße ab.  

Die quirlige Geschäftigkeit und die Gerüche, ließen Wehmut aufkommen.
Wir waren mit dem Bus in die Stadt gefahren und mussten am Abend mit Erstaunen feststellen, dass nun keine Busse mehr fuhren. Ein schon monatelanger Streik, traf uns nun auch. Also mit dem Taxi zum Platz zurück. Der für den nächsten Tag geplante Ausflug zum STANLEY Park fiel dem Streik zum Opfer.

Beim Service im Waschsalon, schwärmte mir ein Ehepaar von VANCOUVER ISLAND vor.

Wir wurden überhaupt oft angesprochen und die erste Frage von den Leute, welche wohl nur neugierig waren, lautete immer: where you came from and what is it for a licence plate. (Wo kommt Ihr her, und was ist das für ein Nummernschild?

Die zweite Gruppe konnte mit unserem Nummernschild schon etwas anfangen, das waren Canadier die mit der Armee in  Deutschland waren, meist bei der Luftwaffe in Lahr im Schwarzwald.

Die dritte Gruppe waren ehemalige Deutsche, die oft schon vor Jahrzehnten ausgewandert und nun canadische Bürger waren. Bei denen fiel uns auf, dass sie noch ein akzentfreies Deutsch sprachen.

Und die letzte Gruppe waren deutschen Touristen, welche für ein paar Wochen mit Leihmobil- der Wagen unterwegs waren.
Einsam mussten wir uns also nicht fühlen, obwohl wir immer allein waren.

Ein älteres Ehepaar staunte, als wir erzählten, das wir u.a. auch in ALASKA waren: was, soweit oben, toll, da möchten wir auch einmal hin. Sie lebten schon 40 Jahre in CANADA und fingen nun im Rentenalter erst an, ihre „neue“ Heimat zu erkunden.  

Eigentlich haben wir nur nette, freundliche und  aufgeschlossene Leute kennen gelernt und alle sagten uns am Ende eines, wenn auch oft kurzem Gesprächs, ein herzliches: YOU ARE WELCOME.

Wie gesagt, die Insel VANCOUVER ISLAND stand nicht auf unserem Reiseplan. Aber wozu fährt man alleine, wenn man nicht schnell mal die Reiseroute wechseln oder erweitern kann. (Ist uns noch häufiger passiert). So nahmen wir am nächsten Tag die Fähre von HORSESHOE-BAY nach NANAIMMO auf VANCOUVER ISLAND.

Gegen Mittag sahen wir in DUNCAN im Vorbeifahren eine Ansammlung von Oldtimern/Mobile. Wenden und hinfahren. Es war sehr interessant, was da alles zu besichtigen war. Chrom und Lack blitzte nur so. Die häufigste Marke war FORD.
Unweit machte der größte Puck und Hockeyschläger der Welt auf sich aufmerksam.

70 KM weiter erreichten wir den WEST BAY MARINA CAMPING gegenüber von VICTORIA der Landeshauptstadt von BRITISH COLUMBIEN, die am Ende des südlichsten Zipfel von VANCOUVER ISLAND liegt. Sie ist wetterbegünstigt gegenüber der Westküste, an der es häufig in Strömen gießt.

Mit dem Wassertaxi fuhren wir in  die Stadt, besuchten das ROYAL BRITISH COLUMBIA Museum, in dem als Glanzpunkt eine vollständige Pionierstadt aus dem 19.Jahrhundert in Originalgröße, ein  ganzes Stockwerk ausfüllte. Es wäre schade gewesen, wenn wir uns hier keine Zeit genommen hätten. Im IMAX-Kino wurde ein Film über ALASKA gezeigt, gerade richtig, um uns etwas auf den hohen Norden einzustimmen.

Gleich neben dem Museum lag der kleine THUNDERBIRD Park mit seinen charakteristischen Totempfähle der Nordwestküste. Auch das älteste, am Originalstandort verbliebene, 1852 erbaute HELMCKEN HOUSE, steht hier im Park. Es beherbergt u.a. eine furchteinflößende Sammlung chirurgischer Instrumente aus der Zeit, als Dr. Helmcken hier praktizierte.

Nachdem wir das Parlament und auch die Meile „O“ des TRANS CANADA HIGH WHY absolviert hatten, begaben wir uns wieder zum Platz und am nächsten Tag zurück über DUNCAN - wo wir wieder anhielten, um die vorgezeichnete Route der TOTEMS, abzulaufen. Wir hatten gelesen, dass es hier die meisten TOTEMS zu sehen gäbe. Wir besichtigten noch ein College und Werkstätten der Indianer.

Weiter ging es zu den Stromschnellen des LITTLE QUALICUM CANNYON. (Auch ein touristisches MUSS, meinen die Bücherschreiber). Leider war es sehr feucht und trübe. Aber auch kein Wunder, denn wir befanden uns ja im REGENWALD.

Ein ebensolches MUSS, ist der MAC MILIAN PARK. Bei einem Spaziergang durch diesen Park kam man sich wie in einem verwunschenen Wald vor. Sir DOUGLAS hatte vor über 800 Jahren 200 Pflanzen hierhin transportiert  und „wachsen“ lassen. Hier steht auch die nach ihm benannte DOUGLAS TANNE von über 90 m Höhe und einem unwahrscheinlichen Umfang.

Und mal wieder... der größte Baum der Welt.  1997 wurden bei einem Wind (so zu lesen auf den Tafeln, und da haben sie wohl mal gründlich untertrieben, denn ich denke, dass es ein Sturm war) der 36 Ha Wald in 20 bis 30 Minuten vernichtet. Alles bleibt liegen, und so entsteht aus Totem ganz langsam wieder Leben.  Ich konnte mir gut vorstellen, dass ein nächtlichen Besuch unheimlich wäre.

.......bis später
Viele Grüße

emmi

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #6 am: 20.11.2005, 17:43 Uhr »
V.Teil

................

In TOFINO an der CRISTAL COVE BEACH RESORT belegten wir einen Platz innerhalb des Geländes. Wegen der Feuchtigkeit klappte es nicht so richtig mit dem Feuermachen. Ein hilfsbereiter Nachbar spendierte uns irgendein Hexenmittel, das aufs Holz gesprüht wurde. Und siehe da, schon hatten wir auch ein loderndes Feuerchen.        
Nach und nach trafen insgesamt 54 Leihmobile ein. Eine geführte Tour des ADAC München.

Vorbei am Butterfly-Museum in COOMBS und zurück zur Fähre, die und wieder ans Festland brachte. Wir hielten bei den SHANON FALLS an. Das Gebirgswasser kommt 335 m im freien Fall heruntergeschossen.

In WHISTLER suche ich eine Zahnarzt auf, der mir meine Beißerchen wieder kleben soll. Ein für mich ganz neues Verfahren wird praktiziert, mit Sprühkleber wurde die Prothese im Mund geklebt. Der Geschmack ist einfach ekelhaft. Wir sind von diesem Verfahren nicht ganz überzeugt. Nach Zahlung von 141, oo $ verlassen wir die Praxis und besichtigten noch das Städtchen - ein sehr teures Wintersportpflaster, mit St. Moritz zu vergleichen.

Auch die Campingplatzpreise erreichten hier astronomische Höhen und so  suchten wir uns einen Platz außerhalb aus. Für 10, oo  $ landeten wir auf einem Ackerplatz, ganz ohne Komfort.

Am 07.06.2001 (Juhu ich habe ein Datum entdeckt) waren wir einen Monat unterwegs und hatten schlappe 8.800 KM zurückgelegt und nur noch ca. 8.000 KM bis zur Grenze nach ALASKA. Von nun an ging es nach NORDEN.

In LILLOET campten wir auf einem HYDRO-Forrest-Recreation-Campground der an einem Wildbach lag. Ein sehr gepflegter Platz und völlig kostenlos. Sobald jemand den Platz verließ, wurde dieser geharkt und die Tisch-Bank-Komibnationen mit dem Feudel gereinigt.

Hier war rechtzeitiges Erscheinen angesagt, denn diese kostenlosen Plätze waren natürlich sehr begehrt. Als Brennholz dienten uns  g e h o b e l t e  Holzreste, die am Holzplatz geholt wurden.
Das Visitor-Center, 1862 die ST.MARY’s CHURCH, beherbergte gleichzeitig ein Museum, in dem viele Gegenstände aus der Goldgräberzeit liebevoll zusammengetragen und aufbewahrt wurden.

Von Frau SUE BELL wurden sie uns mit Hingabe erklärt.

Beim deutschen Bäcker, aus Hannover, kauften wir „richtiges“ Brot und verspeisten es mit Genuss.

Wir besahen uns die „Brücke der 23 Camele“ über die 1858, Pferde, Elche, Hunde und Dromedare, beladen mit den Ausrüstungen für die Goldgräberei, durchs wilde CARIBOO, starteten. Von den 23 Dromedaren überlebte nur eins, welches dann aber 1905 in der Nähe von Grand Prärie/ALBERTA, starb.

Und wieder eine „Meile O“, diesmal der CARIBOO WAGON ROUTE, die in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu Berühmtheit in LILLOET gelangte.

LILLIOET war seinerzeit eine der größten Städte  nördlich von San Francisco. Die Route ging über das 47 Meilen-Haus, benannt nach seiner Entfernung zu LILLOET. Der damalige Ort ROADHOUSE war auch Mautstation. Der Wegezoll betrug pro Tier einen Shilling und einen Penny pro Ladung.

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #7 am: 20.11.2005, 17:50 Uhr »
VI. Teil


.................
Wir besuchten die HAT CREEK RANCH, wo wir Gebäude und Gegenstände der Vergangenheit anschauten.

Nicht so interessant wie FORT STEEL.

Dann passierten wir das 100-Meilen-Haus und kurz darauf die „längsten Skier“ der Welt. Wir fahren durch eine grandiose Landschaft.

Das nächste Ziel ist QUESNEL. Ebenso ein geschichtsträchtiger Ort im Zusammenhang mit dem Goldrausch. Die Goldsucher mussten in QUESNEL den Raddampfer verlassen und weitere 80 KM auf dem Landweg bis BAKERVILLE zurücklegen. Aus den alten Tagen existiert nur noch der HUDSON’s BAY STORE, der heute ein Restaurant beherbergt.

Im  Visitor-Center ist auch gleichzeitig ein Museum untergebracht, welches das Ansehen lohnt. DUMP-STATION (Entsorgungsanlage) und Frischwasser stehen auch hier zur freien Verfügung.

Die Gelegenheit war günstig und ich buchte mal wieder eine Stunde „e-mailen“ in der Bibliothek. Ich hatte nun schon ein bisschen Erfahrung, war jedoch immer noch auf Hilfe angewiesen, denn ich hatte schnell festgestellt, dass Internet nicht gleich Internet war und es doch viele Möglichkeiten gab, in das System hineinzukommen.

Die französische Tastatur machte mir besondere Schwierigkeiten. Aber Dank der guten Geister klappte es dann doch noch.

Für BAKERVILLE unserer nächsten Station hatten wir einen Tag veranschlagt. Die Stadt wurde nach BILLY BAKER benannt, der dort 1862 auf eine ergiebige Goldader stieß. Im daraufhin einsetzenden CARIBOO GOLDRUSH wurde aus BAKERVILLE, allerdings nur für kurze Zeit, die größte Stadt nördlich von SAN FANCISCO.

Als die Vorkommen erschöpft waren, verfiel der Ort wie so viele andere. BRITISH COLUMBIEN übernahm 1958 die Aufgabe aus den verbliebenen Resten ein Museum zu machen, um das geschichtliche Erbe der Region zu pflegen.

Es ist heute eines der besten LIVE  MUSEEN und wird auch sehr gut besucht. Das Dorf ist ganzjährig geöffnet. Es gibt viele Bilder und Filme aus den wilden Jahren zum Thema „Goldrausch“.

Das fürs Goldwaschen konstruierte Wasserrad funktioniert noch und es finden hier Vorführungen zum Thema statt. Wir wohnten auch einer Gerichtsverhandlung bei. Gute schauspielerische Leistung.

Auf dem Weg 20  KM zurück in Richtung QUESNEL ist es ein muss den Rundweg der STANLEY ROAD zu fahren und dort den Friedhof zu besuchen. Hier wurden auch viele Chinesen begraben. Viele Jahre später wurden sie von ihren Familienangehörigen wieder ausgegraben, nach CHINA transportiert, um sie in der heimatlichen Erde zu beerdigen. Die Aushebungen sind heute noch klar erkennbar.

Die Räder unseres HANNIBALS führten uns nun auf den HWY Nr. 16, der den Namen YELLOHEAD trägt. Die Bezeichnung der Straße geht auf den   Halbblutindianer PIERRE BOSTONAIS zurück, der wegen seiner blonden Haarfarbe von den französischen Trappern „Téte Jaune“ genannt wurde.

Als Expeditionsleiter der HUDSON BAY COMPANY soll er regelmäßig den dann ebenfalls nach ihm benannten  Pass in den ROCKY MOUNTAINS im heutigen JASPER NATIONALPARK benutzt haben. 1827 wurde er und seine Familie von Indianern in TÉTE JAUNE CACHE ermordet.

Mit einer Gesamtlänge von 2.652 KM ist der YELLLOHAED HIGHWAY nach dem TRANS CANADA HIGHWAY der Zweitwichtigste der canadischen Ost-West-Route.

Über PRINCE GEORGE und mit Zwischenstop in HAZELTON Old Village schauten wir uns eine Menge TOTEMPFÄHLE an und besichtigten den letzten Schaufelraddampfers, der um 1900 herum die letzte Fahrt auf dem SHEENA-RIVER machte. Über TERRACE machten wir einen Abstecher nach PRINCE RUPERT. Hier machen auch die Kreuzfahrtschiffe, die die INSIDE PASSAGE von PORT HARDY auf VANCOUVER ISLAND kommend und in Richtung SKAGWAY fahren, einen Zwischenstop.

Uns hatte diese Stadt überhaupt nicht gefallen. Der Gestank, der von der Papiermühle ausging, lud nicht zum Verweilen ein.
Die 300 KM Umweg hätten  wir uns getrost sparen können.

Am Abend gingen meine oberen Beißerchen zu Bruch. Nun ist guter Rat teuer. Lothar, der fast immer einen Ausweg findet, griff zu UHU-PLUS und fing an zu werkeln.

Wir fuhren nun die landschaftlich schöne Strecke, wo natürlich auch wieder Bären, Elche und ein Fuchs unseren Weg kreuzten, bis KITWANGA zurück und fuhren auf den HWY Nr. 37 weiter nach NORDEN.

In MEZIADIN JUNCTION , wo wir vor dem Dörfchen auf einen wunderschön am See gelegenen Campground übernachteten.

Am nächsten Morgen fuhren wir zur Grenzdorf STEWART. Da wir nicht die Absicht hatten, die Grenze zu den USA zu passieren, machten wir kehrt. Auf diesem 68 KM langen Rückweg, fuhren wir an dem kleinen blau/grünschimmernden BEAR-Gletscher, am gleichnamigen Fluss vorbei und durch den malerischen CANYON.

Auf diesen paar KM begegneten uns auch ein DUTZEND! Schwarzbären. Einmalig in dieser Häufigkeit.  

Wieder an der JUCTION angekommen frühstückten wir in einer TRUCKER STATION. Gut, deftig und reichlich. (Bacon, Eier, Bratkartoffeln, gebutterter Toast, Marmelade und Kaffee bis zum Abwinken).


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Viele Grüße

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #8 am: 20.11.2005, 18:00 Uhr »
VII. Teil

.................
Wir fuhren weiter in Richtung WATSON  LAKE in der Provinz YUKON. Diese 600 KM Strecke wurde immer wieder von GRAVEL ROAD-Passagen unterbrochen. Mal 20 KM, mal 40 KM lang. Insgesamt 120 KM.

Von nun an wird es laut Straßenkarte, nicht nur asphaltierte Straßen geben, sondern immer wieder Streckenstücke, die als GRAVEL ROAD bezeichnet werden.

Eine GRAVEL ROAD ist schlicht und einfach eine unbefestigte Straße, wörtlich übersetzt Kiesstraße. Meist ist es festgefahrener Dreck. Im trockenen Zustand ziehen die Fahrzeuge ungeheure Staubwolken hinter sich her. Der Staub nimmt einem die Sicht und dringt auch in den Innenraum des Fahrzeuges. Bei starkem Regen wiederum sammelt sich das Wasser in den Fahrrillen und Schlaglöchern, so dass die Fahrzeuge nach kurzer Zeit völlig zugedreckt sind.

Meist ist die GRAVEL ROAD für zwei Fahrspuren ausgelegt, aber es gibt oft praktisch nur eine Spur in der Mitte, weil an den Seiten beiseite gefahrener Schotter und Split liegt. Wenn nun einer entgegenkommt, oder man überholt wird, fliegt einem das Steinzeug an Blech und Scheiben. (Aus diesem Grund untersagen viele canadische und amerikanische Reisemobilvermieter ihren Kunden die Benutzung solcher Straßen).

Die „Qualität“ der Straßenoberfläche ist sehr unterschiedlich. Wenn man Glück hat, sind die Spurrillen glatt- und festgefahren und man kann mit 90  Sachen „drüberbrettern“, wenn man es weniger gut antrifft, was meist überwiegt, gibt es auf zig KM, es können 30 oder auch 130 KM sein, ein Schlagloch am anderen oder „Waschbrett“, dann ist bei höchstens 20 KM/h Ende.

Ein Ohr ist dann immer nach hinten gestellt, um den evtl. „Absturz“ der Hängeschränke zu registrieren. Zwischen diesen  beiden Extremen ist alles Unmögliche an Fahrbahnoberfläche zu finden.

Am Idealsten ist sie, wenn sie glatt gefahren ist und einen Tag  nach dem Regen, dann ist der Schlamm weg und der Staub noch nicht wieder da, diese Situation kommt aber leider sehr, sehr selten vor.

GRAVEL ROADS allgemein können unterschiedlich lang sein. Die längste die wir gefahren sind, war der LIARD TRIAL mit 455 KM am Stück und das im Regen. Das hatte den Vorteil, dass es nicht staubte, dafür sah das Auto aus, als hätte es unter einem Betonmischer gestanden.

Insgesamt sind wir auf unserer Reise ca. 1.500 KM GRAVEL ROAD gefahren und nichts ist  „abgestürzt“ oder kaputtgegangen.

Ein Lob der Firma EURA-Mobil, dasselbe gilt für das Basisfahrzeug FIAT.

Die Strecke von STEWART zum ALASKA HIGH WAY (gute 500 KM) hatte landschaftlich fantastische Abschnitte, vor allem in der südlichen Hälfte des ALASKA HWY, die kaum in ähnlicher Art erreicht, geschweige denn überboten werden  konnten.

Nach jeder Kurve zeigte sich ein anderes Bild und wir konnten uns an der Schönheit der Landschaft nicht sattsehen.

In den Provinzen YUKON und NORTHWEST TERRITORIUM, in denen wir jetzt unterwegs waren, war der Straßenverkehr sehr dünn. Wenn uns innerhalb einer halben Stunde 3 bis 5 Fahrzeuge entgegenkamen, vermuteten wir, dass irgendwo eine RUSH HOUR ausgebrochen sei.

In WATSON LAKE stießen wir dann auf den ALASKA HWY Nr.1.

WATSON LAKE ist nach WHITEHORSE der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des YUKON Territorium. Siedlung und See wurden nach dem Trapper FRANK WATSON, den es vor fast 100 Jahren mit seiner indianischen Frau in die Abgeschiedenheit dieser Gegend zog. Der See wurde in den 30er Jahren für Starts und Landungen von Wasserflugzeugen benutzt und an seinem Ufer Benzindepots angelegt.

1941 erhielt das Dorf eine „richtige“ Landebahn. Beim Bau des ALASKA HWY’s hatte WATSON LAKE eine nachschubtechnische Schlüsselrolle, die trotz der veränderten Lage bis heute nicht verloren ging.

In einem Umkreis von 300 km ist WATSON LAKE der einzige Ort mit einer Versorgungsinfrastruktur. Auch wir versorgten uns hier mit den nötigen Lebensmitteln und Diesel.

Klar, dass unser  HANNIBAL hier auch einer Grundreinigung unterzogen wurde. Ein schönes Stück Arbeit, den festgebackenen Dreck zu entfernen.

Berühmtheit erlangte der Ort auch wegen seiner Schildersammlung, die die Größe eines halben Fußballfeldes hat und inzwischen auf ca. 40.000 Stück angewachsen ist.

Wir spazierten gut eine Stunde durch den Schilderwald und hatten längst nicht alle Nummernschilder studiert.

Angefangen soll alles haben, als der an Heimweh leidende amerikanische Soldat CARL K. LINDLE aus Danville in Illinois, während der Bauarbeiten zum ALASKA HWY mit dem Schild seines Heimatortes den Anstoß zu dieser Sammlung gab.

Andere Arbeiter, Truckfahrer und später Touristen folgten diesem Beispiel.

Wir hatten 12.122 KM von HALIFAX nach WATSON LAKE zurückgelegt und stießen hier auf den legendären ALAKSA HIGH WAY, die 2.238 KM lange Straße zwischen DAWSON CREEK in British Columbien (B.C.) und DELTA JUNCTION in Alaska.

ALAKSA, welches die Amerikaner, am 18.10.1867 für 7.200.000 $ - das waren 5 $ pro Quadratkilometer - von den Russen kauften, war von Amerika aus nur mit dem Schiff oder Flugzeug zu erreichen, da die Canadier sich weigerten, den Bau einer Straße zuzulassen.

Das änderte sich schlagartig, als die japanische Luftwaffe am 7. Dezember 1941 in PEARL HARBOUR ein Großteil der amerikanischen Kriegsflotte versenkte.

Nun schlossen die Amerikaner und die mit ihnen verbündeten Canadier auch einen  Angriff auf ALASKA nicht mehr aus, so dass eine, vor allen Dingen militärischen, Versorgung auf dem Landweg erforderlich wurde.

Im Februar 1942 beschloss man den Bau einer Straße und 4 Wochen später begann man schon damit in BIG DELTA in ALAKSA und DAWSON CREEK in B.C. bis dorthin gab es schon eine Straße.

Unter unbeschreiblichen Schwierigkeiten und Strapazen, trieben 11.000 amerikanische! Soldaten und 16.000 zivile Arbeiter die Straße durch Urwälder und Sümpfe, über Berge und durch Täler und Flüsse, begleitet von einer unermesslichen Moskitoplage.  

Nach nur 9 Monaten und 3 Tagen trafen sich die Baukolonnen von Norden und Süden. Die ersten Armeefahrzeuge konnten die Schneise im Urwald, denn mehr war es am Anfang nicht, befahren.

Am 1. April 1946 wurde dieser HIGH WAY von den Amerikanern an CANADA übergeben. Die Canadier bauten sie dann weiter aus und begradigten sie horizontal und vertikal, soweit die Landschaft das zuließ.

Heute findet man entlang des ALASKA HIGH WY kleine Museen, in denen Fotos, Filme und Arbeitsmaschinen- u. Geräte aus der Zeit des Straßenbaus gezeigt werden. Ein unbekannter Autor schrieb ein paar treffende Zeilen über den ALASKA HWY:

" THE ALASKA HIGH WAY  WINDING IN AND WINDING OUT          
LEAVES A LOT OF SERIOUS DOUBT  IF THE LOUT WHO BUILT THIS ROUT  WAS GOING TO HELL OR COMING OUT."


"Der ALASKA HIGH WAY windet sich rein und raus hinterlässt ehrliche Zweifel und der Lümmel, der diese Route gebaut hat, ging zur Hölle, oder kam heil raus."


Heute ist der ALASKA HWY 2-spurig befahrbar und zum größten Teil asphaltiert. Berge und Täler sind soweit das möglich war, begradigt.

Trotzdem gibt es immer wieder, bedingt durch den
langen Winter, zahlreiche Baustellen

..............
Viele Grüße

emmi

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #9 am: 20.11.2005, 18:09 Uhr »
VIII. Teil

............
Im Visitor Center WATSON LAKE gab es auch eine YUKON-Strassenkarte und den Reiseführer ALASKA-YUKON in DEUTSCH.

Wir stellten zum letzten Male unsere Uhren eine Stunde vor auf Pacific Standard Time. Hier konnten wir uns auch mit Campinggutscheinen (Permit) versorgen.

Diese sind für die GOVERNMENT CAMPGROUNDS im Wert von
8 $. Bevor man in die Anlage einfährt, füllt man den Gutschein aus mit Datum, Kfz. Nr. und legt die Kopie gut sichtbar ins Führerhaus.

Von hier aus fuhren wir zum TESLIN LAKE. Die Moskitos wurden langsam immer lästiger und so hatten wir auch da mal wieder „Stubenarrest“, denn selbst das qualmende Lagerfeuer, aus feuchtem Holz, konnte die Quälgeister nicht vertreiben.

So blieb uns nur der Blick durch das Fenster, um die zahlreichen Biber zu beobachten. Das Moskitonetz zierte schon einige Zeit unseren Alkoven und so war wenigstens die Nachtruhe gesichert. Das einzige Mittel, was die Moskitos einigermaßen in Schach hielt,  war OFF von der Fa. Johnsson, in Form von Spray und Lotion.

Auf diesem Campingplatz lernten wir auch ein junges Ehepaar aus Köln, mit 2 kleinen Kindern und Leihwohnmobil unterwegs, kennen.

Der Vater der jungen Frau wurde bald 66 und sie wollte ihm ein Video mit Glückwünschen senden. Nun suchte sie noch Mitstreiter/Sänger/innen, die ihm mit dem Lied „Mit 66 Jahren“ von Udo Jürgens, ebenfalls gratulieren sollten.

Sie staunten nicht schlecht, als ich mit einer Kassette aufwartete, auf der gerade dieses Lied war. Wir hatten bei unserer Marokko-Tour Waldemar ein Geburtstagsständchen gebracht und so befand sich die Kassette zufällig noch an Bord.

In JAKES CORNER verließen wir den ALASKA HWY und fahren auf dem KLONDIKE HWY in Richtung Grenze USA.

Nach 12.634 gefahrenen KM und Befahren einer Strecke mit immer wieder grandioser Aussichten, überquerten wir die Grenze von CANADA nach ALASKA/ USA, nachdem wir je 6 US$ für ein dreimonatiges Kurzvisum bezahlt hatten.

Nun stand einem Befahren ALASKA’s nichts mehr im Wege. Die 160 KM zwischen ALASKA HWY und SKAGWAY gehören wohl zu den schönsten und spektakulärsten Strecken im canadischen hohen Norden, so steht es oft geschrieben und wir können dies nur voll bestätigen.

Wir überfuhren die geschichtsträchtige MOORE BRIDGE, die den YUKON mit 100 m überspannt.

Unsere erste Rast in diesem schönen Land, machten wir auf dem                   1003 m hohen WHITE Pass, über welchen 1897/98 die Goldgräber (Stampeder) zu den Goldfeldern am KLONDIKE zogen.

Nach einem Fotostop ging es in steilem Verlauf den Pass hinunter nach dem 23 KM entfernten SKAGWAY.

Die Anfahrt und die einzigartige Lage des langgestreckten Fjords LYNN CANAL und SKAGWAY RIVER sind es schon wert sich in die nördliche Ecke von Alaskas INSIDE PASSAGE zu begeben.

Das uns immer wieder Bären, Elche, Cariboos, Füchse, Dallschafe, Hasen und Erdhörnchen begegneten, war uns schon zur Gewohnheit geworden und nichts Neues mehr.

So schnell gewöhnten wir uns an das  Außergewöhnliche.

Unsere Planung sah vor, blauäugig wie wir waren, dass wir  mittags in SKAGWAY eintreffen, um dann am Abend die Fähre nach HAINES zu nehmen. Pünktlich um 12.10 Uhr Ortszeit fuhren wir auf den Parkplatz der Reederei, gingen zum Büro und wurden dann davon in Kenntnis gesetzt, dass wir heute, am Dienstag, als auch am Mittwoch keine Chance hätten, eine Passage zu buchen.

Frühestens sei dies am Donnerstag möglich, aber auch nur im STAND BY-Verfahren. D.h. morgens um 11.00 Uhr antreten, Passage bezahlen (71 US$ 1 US$ = DM 2,30) und bis abends 23.00 Uhr warten, in der Hoffnung mitgenommen zu werden. Die Entfernung SKAGWAY - HAINES beträgt auf dem Wasser 21 KM, auf dem Landweg jedoch 578 KM. Wir waren natürlich enttäuscht ob des ungeplanten Aufenthaltes. Im Nachhinein gesehen, hätte uns gar nichts Besseres passieren können.

Dadurch hatten wir Zeit, uns mit der Geschichte dieses Städtchens eingehender zu befassen, die eng mit dem Namen des Captains William  „Billy“ Moore verbunden ist.

Bereits 1887 steckte er sich (so einfach war das zu jener Zeit) ca. 60 Hektar Land am LYNN CANAL ab und baute eine Sägemühle, um die zukünftige Stadt mit Bauholz zu versorgen. Obwohl schon in den 70zigern, unterhielt er auch eine Postroute von JUNEAU an der Küste nach FORTYMILE und CIRCLECITY am YUKON.

Er brachte im Herbst 1896 die spektakuläre Geschichte aus dem YUKON mit, dass am RABBIT CREEK, einem Seitenbach des KLONDIKE, Gold gefunden worden sei.

Richtig wachgerüttelt wurde die „Außenwelt“ erst von der Ankunft des schwer mit Gold beladenen Dampfers EXCELSIOR am 16.07.1897 in San Francisco.

Nur 10 Tage später landete das erste Schiff mit goldhungrigen Stampedern (Goldsuchern) in SKAGWAY. 4 Monate später beheimatete das Städtchen schon 20.000 Menschen, die in Bretterbuden und Zelten hausten.

Von hier aus gelangte man über den steilen Pfad des CHILKOOT Passes, der nur aus 1.500 ins Eis gehackten Stufen bestand, zu den Goldfeldern des KLONDIKE, die ab dem LAKE BENNETT auf dem Wasserweg erreicht werden konnten.

Zum Sommeranfang taute der Boden auf und wer dann am Ziel sein wollte, musste den schroffen Pass im Winter erklimmen, am Seeufer beim Bootsbau mitmachen (oder sogar in Einzelteile zerlegte Boote über den Pass schleppen, was auch vorgekommen sein soll), um dann nach Aufbrechen des Eises in Richtung YUKON RIVER abzulegen. Ein Unternehmen was an gnadenloser Härte seines Gleichen sucht.    

Ab Februar 1898 kontrollierten die canadischen Grenzer hinter der Passhöhe, ob auch jeder den geforderten Einjahres-Vorrat mitbrachte. Die legendäre TON OF GOODS bestand aus 520 kg Lebensmitteln, 180 kg an Ausrüstungsgegenständen und Kleidung und setzte sich wie folgt zusammen:

Lebensmittel:
Speck, Mehl, Reis, Kaffee, Tee, Zucker, Bohnen, kondensierte Milch, Haferflocken, Butter, Dörrfleisch, getrocknetes Gemüse.

Kleidung:

1 Mantel, 3 Satz wollene Unterwäsche, 2 Paar lange Hosen, 1 Dutzend wollene Socken, 6 Paar wollende Handschuhe, 2 wollene Pullover, 2 Paar Gummistiefel, 2 Paar feste Schuhe, 3 Wolldecken, 2 Gummiplanen, 4 Handtücher, 2 Paar Overalls, 1 Regenmantel, div. Sommersachen,

Gebrauchsgegenstände:

Kocher, Goldwaschpfanne, eiserne Eimer, Tassen und Teller, Essbesteck, Kaffee- und Teekanne, Hacke und Spaten, Säge, Meißel, Hammer, Nägel, Beil, Schaufel, Drahtzange, Kompass, Streichhölzer und Verbandszeug.

Packtiere kamen wegen der kolossalen Steigung nicht in Frage. Die Goldsucher mussten den Transport selbst übernehmen.

Die Bilder der endlosen Menschenkolonnen auf dem verschneiten Pfad hinauf zum CHILKOOT Pass sind berühmt geworden. Scherte jemand aus der Schlange aus, so musste er oft stundenlang warten, bis er sich erneut einreihen konnte. Der Rückweg war da schon einfacher, manche rutschten einfach auf dem Hosenboden hinunter.

Für die 53 KM bis zum BENNETT LAKE wurden gute 3 Monate benötigt, bis die komplette Ausrüstung Stück für Stück transportiert war. 2.000 Km Fußmarsch und mehr kamen da bei Eis und Kälte zusammen, davon die Hälfte mit schwerem Gepäck.

Dennoch überstanden 1897/98 über 30.000 Männer und auch Frauen diese Tortur. Viele erreichten in diesem strengen Winter ihr Ziel nicht und fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof.

Eine Alternative zum CHILKOOT Pass war der längere Weg über den WHITE Pass. Hier konnten  auch Maulesel und Pferde eingesetzt werden. Es sollen über 3.000 Transporttiere verendet sein.

Egal, wie sich die Goldsucher entschieden, es war eine elende Schinderei.

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Viele Grüße

emmi

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emmipiel

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #10 am: 20.11.2005, 18:20 Uhr »
IX. Teil
Tja schreibt man jetzt VIIII. oder IX.  :?: , ich glaube letzteres ist richtig

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Wir mieteten uns im GARDEN CITY RV PARK, nahe dem Zentrum, ein.

Da wir ja nun genügend Zeit hatten, wurde gleich ein Service eingelegt. Dann ging es ins Städtchen.

Auf Schritt und Tritt verfolgte uns hier die Vergangenheit. Die alten Bauten sind wieder hergerichtet und zu besichtigen. Das Angebot an Sehenswürdigkeiten ist überreichlich.

SKAGWAY lebt  überwiegend vom Tourismus. Die Einwohnerzahl beläuft sich heute auf ca. 800 Personen, die irgendwie fast alle rund um den Tourismus beschäftigt sind.

Viele Souvenirgeschäfte, Museen, Bars - hier sind besonders der ONION SALOON, PURPLE MOOSE Bar, THE MASCOT, in welchem die Geschichte von Jefferson Randolph, „Soapy“ Smith nachgespielt wird, der in den Gold-Rush-Tagen die Neuankömmlinge mit gefälschten Telegrammen dazu brachte, hohe Dollarbeträge an in Not geratene Familienangehörige zu schicken, die jedoch in seine Tasche wanderten, hervorzuheben.

Soapys „Herrschaft“ fand im Sommer 1898 ein jähes Ende, als er in einem Pistolenduell gegen Frank Reid unterlag. Reid erlag ein paar Tage später seinen Verletzungen. Beide Gräber haben wir u.a. auf dem GOLD RUSH CEMENTERY besichtigt. Das Grab von Reid gepflegt und mit Blumen geschmückt, das von Soapy fast verfallen.

Von da an verlief das Leben in SKAGWAY wieder in geregelten Bahnen.

Das heutige rege Treiben steht dem in der Vergangenheit wenig nach. Dass 2 bis 3 Kreuzfahrtschiffe pro Tag anlegten, war keine Seltenheit. Die Passagiere wurden dann „ausgespuckt“ und zu den einzelnen Attraktionen „gekarrt“.

Die Museumsbahnen der YUKON Route standen schon abfahrbereit. Ebenso Riesentaxis für Stadtrundfahrten.

Auch wurden Fahrten zur Grenze angeboten. Wer Lust hatte konnte mit dem Mountain Bike talwärts fahren. Helicopter standen bereit zu Gletscherflügen. Die Souvenirläden wurden gestürmt und vollbepackt begaben sich die Ausflügler wieder an Bord.

Es waren wieder mal viele Dollars in Umlauf gebracht worden. Wir konnten uns diesem „Kaufrausch“ natürlich auch nicht ganz entziehen. Etliche Fläschchen mit Goldplättchen, welche im Wasser schwimmen, wanderten in die Mitbringsel-Abteilung unseres HANNIBALS.

Gegen 19.oo Uhr war dann der ganze Spuk vorbei und es trat die abendliche Ruhe ein. Die Bürgersteige wurden bis zum nächsten Tag „hochgeklappt“.  

Da wir sehr von SKAGWWAY und seiner Vergangenheit angetan waren, entstand der Wunsch ein Nummernschild, auf dem das Wahrzeichen dieses Landstrichs, nämlich die den CHILKOOT Pass emporsteigenden „Stampeder“  zeigte, zu erstehen. Das war ein  schwieriges Unterfangen.

Wir haben 3 Stunden für das Unternehmen gebraucht und waren ganz happy, als uns ein gebrauchtes Nummernschild, in der PURPLE MOOSE Bar, mit einem Lächeln, als  Souvenir überreicht wurde.

Der Donnerstag kam viel zu schnell. Wir stellten uns in den  Hafen, bezahlten die Passage und harrten der Dinge. Als die Fähre „TAKU“ einlief, konnten wir auch verstehen, wieso man rechtzeitig reservieren sollte. Im Land der Superlativen war die Fähre etwas klein ausgefallen.

Wir hatten Glück und durften als vorletzte aufs Schiff. Mit knapp 2 Stunden Verspätung legte die Fähre ab um nach 1 ¼ Stunden in  HAINES anzulegen. Weiterfahren lohnte sich nicht und so übernachteten wir gleich im Hafen. Wir wollten noch einen Abstecher über den LYNN CANAL machen. Leider war es regnerisch, trotzdem war diese Landschaft mit seinen Gletschern und dem Fjord wieder atemberaubend schön.

Wir pendelten einige Male zwischen den USA und CANADA, dem YUKON und B.C. hin und her. Hier verwischen sich die Grenzen von Staaten und Provinzen.

Auf dem GOVERNEMENT PARK PINE LAKE wurden wir schon wieder von den Moskitos empfangen. Sicher ging schon bei der Einfahrt die Mähr um; „fresh german blood“. Dank OFF hatten wir sie aber ausgetrickst. Frisch eingesprüht konnten wir uns nach draußen wagen. Lothar musste schließlich auch seine Pflicht als Holzhacker erfüllen. Die Moskitos flogen uns an, stutzten und zogen wieder ab. Ein wunderbares Gefühl.  

Weiter geht es auf dem ALASKA HWY Nr. 1 und wieder waren mal eben 40 KM GRAVEL ROAD abzufahren. Wir machten einen Abstecher zum KLUANE LAKE an dem SILVER CITY liegt.

Früher ein schillerndes Nest und heute nur noch verfallene Hütten. Schade, dass hier nichts restauriert wird. Einige Unentwegte haben  ihre Zelte in der Botanik aufgeschlagen und schürfen nach Silber.

Sicher träumen sie noch von einem großen Fund, der sie reich macht. Nach der Besichtigung fuhren wir zurück auf den HWY Nr. 1, wo uns weitere 40 KM GRAVEL ROAD erwarteten.

Lothar hatte alle Hände voll zu tun, den Schlaglöchern auszuweichen. Aber wir hatten es auch wieder mit einem der schönsten Abschnitte des ALASKA HWY’s zu tun.

Man kann die Vielfalt an Land- und Bergwelt, die sich uns bot, gar nicht anschaulich genug beschreiben.

35 KM vor TOK passierten wir die Grenze nach ALASKA endgültig.

Hier konnten wir uns wieder in einem großen Visitor Center schlau machen. Da Frau Hildes Eltern Deutsche waren und sie die deutsche Sprache vorzüglich beherrschte, stand einem ausführlichen Gespräch nichts im Wege. Sie meinte auch, dass man wenigstens 5 Sommer in ALASKA verbringen müsste, um dieses Land ein wenig kennen zu lernen.

Am Abend stellten wir mal wieder einen kleinen Einschuss in der Frontscheibe fest.

Wir übernachteten auf dem EAGLE STATE CAMP, der 12 KM abseits des HWY’s lag. Für die 2 x 12 KM Schotter hin und retour brauchten wir je 35 Minuten. Toller Schnitt! Übernachtungspreis 10,oo US$.

Nach 15.000 KM war der 1. Ölwechsel fällig. Altöl konnten wir an der Tankstelle, wo wir tankten, abgeben. Beim Tanken wurden wir zum ersten Mal mit der Umrechnung Gallonen/Liter konfrontiert.

Hier war nun der einfache Dreisatz gefragt. Eine Gallone = 3,79 Liter und eine Gallone kostete 1,879 US$. An ein Pfund, das nur 450 g wiegt hatten wir uns ja schon länger gewöhnt.  

Hinter dem MENTASTA Pass (808 m) zweigte der GLENN HWY nach ANCHORAGE ab. Die Straße wieder vom „Feinsten“. Alle 100 m eine Querrille, bedingt durch eine Rohrverlegung. Das hieß, bremsen, runterschalten, beschleunigen, hochschalten, kuppeln nicht vergessen und alles wieder von vorn.

Das zog sich so um die 30 KM hin. Zwischenstop, um von einer Erhöhung den MATAUSKA Gletscher zu sehen. In der Sonne schimmerte das Gletschereis blau/grün.

Nach anfänglich bewaldetem HWY, konnten wir bald wieder die unendliche Berg- und Gletscherwelt ALASKAS bewundern. Dieser Tag war mal wieder von einer großartigen Landschaft geprägt, aber auch komplett eine Hommage an die GRAVEL ROADS.

Wir waren durchgeschüttelt und unser HANNBAL hat sein graues Tarnkleid angelegt.

Wir fuhren zur Kurzbesichtigung nach ANCHORAGE. Die Hauptstadt ist mit rund 260.000 Einwohnern und somit der halben Gesamtbevölkerung des Staates, ALASKAS größte Stadt.

Wir fanden auf Anhieb einen (kostenlosen 2 Stunden) Parkplatz nahe der Information. Kontrolliert wird die „Standzeit“ nicht mit Parkscheibe, sondern durch Parkhüter, die ein Rad mit verschieden farbiger Kreide markieren. Beim nächsten Rundgang kann dann festgestellt werden, ob die Fahrzeuge widerrechtlich parken. Da kann nicht gemogelt werden.

Die Zeit reichte für uns, denn es gab nicht so viel zu sehen. Erwähnenswert die bunte Pracht und die leuchtenden Farben der Blumen. Erstaunlicherweise schadet das Klima dem Wachstum der insgesamt 100.000! (Einhunderttausend) Pflanzen, die in Blumenkübeln, Rabatten und Hängekörben, letztere an Straßenlaternen, nicht.

Ein  schönes Bild. Um die Blumen mit Wasser zu versorgen fuhr eine ältere Dame mit einem Art Strandbuggy, auf dem ein Wassertank und flexibler Stielbrause montiert war, durch die Straßen und versorgte die Blumen.

Nachdem wir uns wieder mit Infomaterial versorgt und unsere Post aufgegeben hatten, fuhren wir zum schneebedeckten Mount ALYESKA und ließen uns mit der Gondelbahn zum Gipfel bringen.

Von hier oben hatten wir einen Superrundblick. Wir hatten gleich einen Lunch für nur 2, oo $ mit gebucht und waren sehr überrascht, was uns dafür alles geboten wurde, und zwar; je 1 Suppe, 1 Sandwich, 1 Salat, 1 Getränk und noch als Nachtisch ein Riesencookie.

Wir genossen unseren Lunch und den Ausblick, u.a. auch auf den TURNAGAIN ARM, der im Gezeitenwechsel einen Tidenhub von ca. 12 m haben soll.

Wieder unten angekommen, besuchten wir CROW CREEK MINES von 1898, ein wieder hergerichtetes Goldgräberdörfchen mit insgesamt 8 Blockhütten. Interessant war, dass alles, bis auf die Blockhütten, naturbelassen war und wie im richtigen Leben vor sich hingammelte oder verrostete.

Hier konnte man auch „GOLD waschen“. Wir nahmen das Angebot nicht in Anspruch.

Der Rückweg zum HWY ist wieder geschottert. Wir fahren eine Waschanlage an und unser HANNIBAL wird vom Dreck befreit, um Neuem Platz zu machen. Ein gutes Stück Arbeit.

Bären waren z. Zt. out und wurden von Elchen mit Kälbern und Mountain Goast, eine Art Bergziegen, sowie Dallschafen, die ebenfalls ihre Jungen auf den Ernst des Überlebens vorbereiteten, abgelöst. Letztere bewegten sich waghalsig in den Felsen.  

Den Ort KIKISKI zu besuchen war keine gute Idee. Es liegt „am Ende der Welt“ und ist natürlich wieder nur über GRAVEL ROADS zu erreichen.

Der Platz bot auch nicht die erhoffte Aussicht auf das COOK Inlett. Was soll’s. Wir fuhren am nächsten Morgen wieder sehr zeitig ab. Den gleichen schottrigen Weg. Und da sich wieder fingerdicker Dreck am HANNIBAL breitgemacht hatte, opferten wir ein paar Dollar für eine Unterbodenwäsche.

In KENAI liefen die Elche, wie bei uns Hunde, über den HWY. Ein Warnschild von Tierschützern zeigte an, dass im vergangenen Winterhalbjahr 2000/2001, 157 Elche zu Tode kamen.

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Viele Grüße

emmi

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #11 am: 20.11.2005, 18:28 Uhr »
Hallo zusammen,

ich hoffe euch gefällt was ihr lest, für heute mache ich Feierabend aber es geht bald weiter........ versprochen.

Eine Info für die tapferen Leser ca. 1/3 des Bericht ist jetzt gelesen. :rollen:
Viele Grüße

emmi

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Flocke

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #12 am: 20.11.2005, 20:06 Uhr »
Hallöchen!

Keine Angst, mir wird nicht langweilig.
Ich helfe auch beim Saubermachen und putze die Fenster, damit wir wieder ordentlich rausschauen können.
Bevor ich einsteige, putze ich auch immer schön meine Füße ab.

Auf das nächste Drittel.

Gruß Flocke

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #13 am: 28.11.2005, 08:42 Uhr »
Hallo zusammen,
alle noch an Bord? Heute geht es wieder ein Stück weiter.
Nach einer Woche Renovierung  :twisted: ein paar Zeilen von Go West.

Viel Spass dabei

X. Teil

Am RUSSIAN RIVER bestaunten wir die Angler, die bis fast an die Brust im reißenden Wasser standen und auf Lachse warteten.

In PORTAGE GLACIER nahmen wir die Gelegenheit wahr, mit dem Ausflugsschiff PTARMIGAN bis nahe an den Gletscher zu fahren, um einmal einen kalbenden Gletscher zu erleben. Ein wirklich großes Erlebnis,  wenn Eisbrocken mit ohrenbetäubendem Lärm in den See stürzen.

Nach 1,5 Stunden Schifffahrt  fahren wir zurück auf den HWY und auf den terrassenartig angelegten, BIRD CREEK OVERFLOW STATE CAMPGROUND. Von hier aus hatten wir einen tollen Blick über den der TURNAGAIN ARM.

BELUGA-Wale, die sich hier tummeln sollten, haben wir nicht gesehen.

Es  ging zurück über ANCHORAGE, wo wir kurz anhielten um unsere elektronische Post in der Bücherei zu erledigen. Wir kauften hier auch noch einige Souvenirs und vor allen Dingen ein paar  ULU-Messer. (ULU-Messer sehen aus wie bei uns Wiegemesser und sind dem Werkzeug aus Bein oder Stein nachempfunden, welches die Eskimos zum Säubern der Robbenfelle benutzt haben, oder auch sonst zum täglichen Gebrauch).

Wieder war ein Abstecher, diesmal nach TALKEETNA, einem Museumsdorf mit 500 Seelen, fällig. Es gilt als Anglerparadies und ist auch wichtigster Ausgangspunkt für die Besteigung des DENALI.

Wir machten unsere Runde durch das Dorf und landeten in „German-Chocolate“ Souvenirladen. Gisela - eine Namensvetterin - stammte aus Köln-Lindenthal und besorgte den Laden schon 12 Jahre. Unsere Unterhaltung drehte sich natürlich in erster Linie um Köln.    
 
Am nächsten Tag war schon 7.oo Uhr Start. Wenn wir dachten, früh dran zu sein, so hatten wir uns getäuscht. Auf dem am Vorabend vollbesetzten Platz, standen nur noch einige Womos.

Über den GEORGE PARKS HWY Nr. 3 fuhren wir zum Visitor Center des DENALI NATIONAL PARKS.

Aber schon weit vorher sahen wir den höchsten Berg Amerikas, den 6.194 m hohen  MCKINLEY, benannt nach dem ehemaligen US-Präsidenten William McKinley (1897-1901).

Wir hatten unwahrscheinliches Glück die weißen Gipfel des Berges gegen den strahlendblauen Himmel zu sehen. Ursprünglich wollten  wir eine Fahrt durch den DENALI PARK buchen. Da wir keine Reservierung vorgenommen hatten,  bestand nur die Möglichkeit, auch hier wieder in Warteposition zu stehen und das hätte bis zu drei Tagen dauern können.

Gewarnt durch das zweimalige Nichtreservieren einer Attraktion, buchten wir vom hiesigen Center aus eine Fahrt mit dem STERNWHEELER (Schaufelraddampfer) und einen Besuch der Goldmine ELDORADO in FAIRBANKS.

Gewöhnungsbedürftig war, dass sofort eine Abbuchung per VISA-Karte vorgenommen wurde. Wenn aus unserem Parkbesuch auch nichts wurde, so entschädigte uns die traumhafte Landschaft und schneebedeckte Berge auf der Weiterfahrt nach FAIRBANKS.

Ein Schild, das den besten „Hamburger Alaskas“ anpries, lockte uns an. Wir können die Restauration nur wärmstens weiterempfehlen, denn es war wirklich der beste Hamburger, den wir in den 5 Monaten verspeisten. Gestärkt fuhren wir weiter bis auf den Parkplatz des Fähranlegers in FAIRBANKS.

In der Information lagen unsere Karten für beide Veranstaltungen schon bereit. Mit 132, oo US$ waren wir dabei. Eine Übernachtung auf dem Parkplatz wurde uns gestattet. Nach 19.oo, Uhr wurden die Schranke geschlossen.

Der nächste Morgen zeigte sich wieder von seiner besten Seite. Strahlender Sonnenschein. Eine gute Voraussetzung für unsere  Schiffstour. Wir sicherten uns einen Platz auf dem Sonnendeck.

Pünktlich legte der vollbesetzte „Mississippidampfer“, mit Namen NENANA, ab. 16 Reisebusse hatten die Fahrgäste „umgeladen“, dazu kamen natürlich noch die Fahrgäste der Privatfahrzeuge und Reisemobile.

Die Fahrt ging auf der SHEENA, dem einst goldhaltigsten Flüsschen Alaskas, entlang. Ein kleines Busch- oder Wasserflugzeug startete und flog extra eine Runde für uns, um dann wieder perfekt zu landen.

Ein paar hundert Meter weiter fand eine Unterhaltung per Mikrofon, von Land zu Bord mit Susan Butcher, einer Schlittenhunde-Züchterin und mehrmaligen Siegerin des schwersten Schlittenhunderennens der Welt, statt.

Dieses Rennen wird jedes Jahr im Februar ausgetragen und führt über 1.000 Meilen von FAIRBANKS nach WHITEHORSE.

Immer wieder gab es eine Unterhaltung mit den Bewohnern rechts und links des Flusses. Als nächstes sahen wir einen Fishwheeler der sich laufend im Flusswasser dreht und darauf wartet, dass sich Lachse in ihm verfangen, die gleich verarbeitet, sprich aufgeschlitzt, ausgenommen und auf einer speziellen Vorrichtung nach alter indianischer Art geräuchert wurden.

Eine Indianerin führte uns die Prozedur vor. Wir fuhren noch bis zur Einmündung in den TANANA River, wo wir sehen konnten, wie aufgewühlt der Fluss durch das Einfließen der SHEENA war.

Hier drehte unser Dampfer und begab sich flussaufwärts zu einem alten indianischen Dorf (SHEENA INDIAN VILLAGE). Wir stiegen aus und man erklärte uns die Lebensweisen in verschiedenen  „Abteilungen“. Einmal ging es um Hundezucht,  natürlich Schlittenhunde.  Dann um die Bevorratung für den Winter und  Bearbeitung von Fellen für Sommer- oder Winterkleidung.

Bei einer kleinen Modeschau wurden verschiedene Modelle vorgeführt.
U.a. auch eine Winterjacke, die aus Pelz, Tierhaaren und Perlen besteht und einen Wert von 15.000,oo US$ bis 16.000,oo US$ hat.

An so einer Jacke wird 6 bis 7 Monate von morgens 7.oo Uhr bis abends 18.oo Uhr gearbeitet. Solch kostbare Stücke werden in erster Linie vererbt, da sie durch ihre Muster clanbezogen sind.

Wieder an Bord, wurde uns geräucherter Lachs offeriert. Schmeckte super. Die Getränke an Bord, natürlich alkoholfrei, waren im Preis inbegriffen. „High noon“ legte der Sternwheeler an und es war nur natürlich, dass wir uns einige Dosen des schmackhaften  Lachses kauften.

Es war ja erst Mittag und so fuhren wir in die Stadt zum ALASKALAND. Zu so früher Stunde ist allerdings noch „tote Hose“.

So besichtigten wir nur die Außenanlagen. Hier ging es natürlich, wie sollte es anders sein, um Geräte der Goldgewinnung vergangener Tage. Und dann gab es da noch das Flugzeugmuseum. Wirklich sehenswert. Klein aber oho.

Ein paar hundert Meter weiter, eine Ver- und Entsorgungseinrichtung, die wir auch wieder in Anspruch nahmen.

Nach dem Einkauf in MEYERS Supermarkt trollten wir uns wieder in Richtung Anleger. Unterwegs machte sich schon  Brandgeruch bemerkbar und der Himmel war kaum noch zu sehen. Sah aus wie Nebel. Auch auf dem Parkplatz war der Gestank  kaum auszuhalten. So fuhren wir weit raus, bis die Luft etwas besser war und verbrachten die Nacht in einer ruhigen, rauchfreien Zone.

Man sagte uns, dass jeden Sommer viele große Feuer wüten und viel Wald dabei zu Schaden kommt. Die letzten Tage waren es auch immer lockere 30 Grad.

Aufgrund dieses Erlebnisses beschlossen wir nicht mehr ohne Kopien unserer Pässe und Fahrzeugpapiere auszugehen, die wir ansonsten immer im Fahrzeugsafe hatten.

Der nächste Tag führte uns erst in die Library (Bibliothek) zum mailen und dann wieder zum Parkplatz des Anlegers, von wo aus der Shuttle-Bus uns zur Gold Mine ELDORADO beförderte. Nach ¾ Stunden waren wir vor Ort und stiegen in ein Schmalspurdampfeisenbähnchen um.

Hier wurden wir von einem Fiedler und Sänger, der auch gleichzeitig Lokomotivführer war, begrüßt. Wirklich ein „fideler Bursche“.

Er versprühte Frohsinn. Die Fahrt ging durch Tunnels, in denen die Arbeit der Goldsucher oder wie man hier sagt „Miners“ nachgestellt wurde. Sie alle besaßen ein schauspielerisches Talent. Nach dem Aussteigen wurden wir ganz langsam durch den Souvenirladen geführt, um am Ausgang je ein Säckchen, welches mit Dreck / Erde gefüllt war, entgegenzunehmen.

Goldwaschpfannen standen schon an den Waschtrögen bereit. Die Säckchen wurden in die Pfannen geschüttet und die „Goldwäscherei“ konnte beginnen. Wir füllten die Pfannen mit etwas Wasser und schwenkten nun den Inhalt ungelenk im Kreis herum.

Und wirklich, es zeigten sich winzige Goldkörnchen, die wir mit angefeuchtetem Finger herausholten, um sie in einer bereitgelegten Filmdose zu deponieren. Sicher ging auch einiges in den Trog, aber wir freuten uns über jedes Körnchen, dessen wir habhaft wurden.

Nach ca. ½ Stunde wurden wir geschickt in den Souvenirladen gelockt. Spaßeshalber fragte ich, wo man denn das Gold wiegen könne. Mit der Antwort, wir möchten uns in irgendeine Schlange einreihen, hatte ich natürlich nicht gerechnet.

Und siehe da, wir beide hatten für insgesamt 17, oo US$ „Gold gewaschen“. Wir haben unser Gold gleich, gegen den entsprechenden Obolus, in ein Medaillon einarbeiten lassen.

Ein super Geschmeide und wunderschönes Souvenir. Nach dem Genus von Kaffee, Kuchen und den üblichen Coockies, fuhren wir in umgekehrter Reihenfolge zurück zum Parkplatz.

Die beiden Veranstaltungen waren perfekt ausgerichtet. Auch hier stellten wir fest, dass 1 Arbeitnehmer, wie z.B. der Busfahrer nicht nur den Bus fährt, sondern auch gleichzeitig  Stadtführer und Mitarbeiter im Souvenirladen war.

Und immer wieder wurde uns ein herzliches „you are wellcome“ zuteil.

Die letzte Nacht verbrachten wir noch auf dem Parkplatz des Anlegers. Das waren zwei wunderschöne, erlebnisreiche Tage in FAIRBANKS.


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Viele Grüße

emmi

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Re: Go West - ein Traum wird wahr Canada vom 06.05.01 - 02.1
« Antwort #14 am: 28.11.2005, 08:53 Uhr »
Hallo Flocke,

spät aber herzlich meine Antwort auf dein Posting.

Schön das du Fenster putzt und dir die Füße abtritts, meine Mum wird begeistert sein. sie ist kein Putzteufel und auf dem engen Raum kann es je nach Reiseland und Wetter schnell unübersichtlich werden.

Ein paar fleißige Helferlein tun da gut. :hand:

Und wenn man nach Ende der Reise das Womo nicht wieder abgibt geht man da auch noch etwas anders damit um (da liegt ja schließlich auch ein kuschelig weicher Teppich auf dem Boden).

Ich erinnere mich an die Chinareise meiner Oldies, wo gerade in der Wüste Gobi von diversen Sandspielen (immerfleißig fegen, der Sand beim Sturm und auch sonst ist geschickt, er findet jede Ritze  :teufel: ) und Regenfällen die Rede war. Der Hannibal  :rv: wurde nach Aussgae meiner Mum dann erst gebadet und danach gepudert. Selbst nach Ankunft im heimischen Köln war in fast jeder Ritze noch Sand zu finden.

Ich schau mal die Fortsetzungen etwas zügiger online zu setzten, damit es nicht langweilig wird.  :wink:
Viele Grüße

emmi

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