MittwochSeit nun exakt drei Wochen haben wir die Wanderstiefel an. Obwohl, ein Tag in Denver und während der Nacht war ja Pause. Und heute? Die Krönung zu diesem Jubiläum? Wir werden wir einen Hike angehen, den wir schon seit Jahren planen. Anno 2008 stehen wir das erste Mal am Eingang zum Arch Canyon. Zumindest haben wir es gedacht. Bereits zu Beginn der Offroad-Strecke waren da so kleine Felsen, die wohl nur für einen hochgebockten Wrangler zu meistern sind. In der Erkenntnis, dass ohne Ein- und Weiterfahrt im Canyon der Hike schon sehr lang wird und damit unklar ist, ob das überhaupt zu schaffen ist, haben wir diesen Canyon trotz der zwei wunderschönen Arche die Jahre hinweg einfach liegen gelassen. Erst die Planung 2011 hat das Thema erneut aufgegriffen.
Und nun stehen wir wieder hier und es ist wie in 2008. Mental haben wir uns nicht geändert, respektive verbessert, die Felsen sind auch nicht kleiner geworden, so dass wir den Mitsubishi abstellen und per pedes vorwärts kommen. Es geht bergauf. Sie finden das ungewöhnlich für eine Canyonwanderung? Ich auch. Aber erst, als wir nach 15 Minuten an der Kante des Arch Canyons stehen und es keinen Abstieg gibt, wurde aus dem Gefühl die nackte Wahrheit. So ein Mist, das geht ja schon gut los! Als wir wieder unten sind, halten vier angestrengte Auge Ausschau. Der Canyon ist praktisch nur ein paar Meter weg, aber eine Zufahrt entdecken wir nicht.
Eine junge Frau streckt sich müde vor ihrem Zelt und mein Ruf ereilt sie ziemlich unvorbereitet. Sie erschrickt, zeigt aber auf die Frage nach dem Canyon in die Richtung aus der wir eingefahren sind. Wir ins Auto. Wie gesagt, es sind nur ein paar Meter und da stand auch schon 2008 ein riesiger Wohnwagen mit Pferdeanhänger. Nicht sehr einladend und ich warte praktisch sekündlich auf den Ruf eines Hundebesitzers: Der will doch nur spielen! Wenn ich nur an diese Worte denke, bekomme ich Gänsehaut, denn ich will überhaupt nicht spielen, sondern habe Angst. Der Magendruck steigt, aber der Schäfer für Pferde lässt sich (ohne Hund) blicken und erklärt uns sehr freundlich, wo es in den Canyon geht. Gleich rechts neben uns kommt da ein Fluß, na ja, sagen wir mal es war ein großer Bach, aus den Felsen heraus. Und der Pferdeflüsterer zeigt genau dort hin. Ja, ja, der Bach ist der Eingang zum Canyon. Aus dem Felshindernis wurde sozusagen ein Wasserhindernis. Und ich bedanke mich herzlich und gebe Gas.
Wir sind im Arch Canyon. Keine 20 cm links und rechts unseres Autos Schilf und sonstiges Wasserzeugs, aber wir kommen voran. Umdrehen geht sowieso nicht mehr. Ich hoffe jetzt nur, dass der Untergrund unser Gewicht trägt. Nachdem wir ein paar schlammige Stufen auch noch gemeistert haben, geht es anständig auf Sand weiter. Aber nach einer Meile, als die Felsen wieder die Oberhand gewinnen, parken wir neben Straße. Eine gute Meile sind wir im Canyon, d.h. leider aber auch, es bleiben noch über 15 Meilen harte Bein- und Fußarbeit.
Wir schlendern zügig auf der Dirtroad gen Norden, überqueren mehrmals den Wasserlauf und quälen uns durch sandige Stellen. Was noch unangenehmer ist, sind die Bremsen. Diese blutsaugenden Insekten verfolgen uns. Es ist nur gut, dass die Reaktionszeit dieser Tiere länger ist als unsere. Wenn sie sich die Ärmel hochkrempeln und zu saugen beginnen, sind sie auch schon tot. Das wird Gott sein Dank besser, je tiefer wir in den Canyon eintauchen. Es bleibt wieder Zeit, während der Wanderung die Natur zu genießen. Der Canyon wird interessanter. Ein gigantischer Schokohase aus Stein beobachtet uns. Weit hinten haben riesige Alkoven damit begonnen, die massiven Felswände auszuhöhlen. Und als wir dort nach einer weiteren Stunde eintreffen: Archgebiet! Es beginnt plötzlich, dass die massiven Felswände bröckeln, aber es wird hier vermutlich noch Jahrhunderte dauern, bis weitere Steinbögen entstanden sind.
Immer weiter dringen wir in die Einsamkeit vor und nach zweieinhalb Stunden, dort, wo der Texas Canyon beginnt, geht es nach rechts zu den Steinbögen. Aus der Dirtroad wird ein Trampelpfad, der weiter am nun ausgetrockneten Fluß entlang führt.
Wir kommen der Sache näher, denn wir machen den Cathedral Arch aus. Ein wahnsinnig großes Teil steht vor einer noch größeren Felsenwand und blickt auf die zwei erschöpften und schweißgebadeten Kreaturen herab. Das Kathedralentor ist weit offen, aber den Himmel kann man hindurch leider nicht sehen. Auch so werden die gewaltigen Ausmaße deutlich. Sehr schön! Es könne aber auch ein Hund sein und keine Kathedrale. Oder ein Wolf, der den Mond anheult oder einfach nur ein schöner Steinbogen.
Noch knapp eine Meile ist es bis zum Endpunkt unserer Reise und dann thront er hoch oben: Der Angel Arch, nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter im Salt Creek. Dieser Anblick war die 7,59 Meilen und 3 Stunden Zeitaufwand wert. Wir machen Pause und ich versuche, dem Steinbogen näher zu kommen. Ab ins Gestrüpp und über Geröll, aber so wirklich gut wäre es vermutlich auf einer Anhöhe auf der gegenüberliegenden Seite des Canyons. Aber lieber hocke ich mich jetzt erst mal hin und bestaune den Engel, der mit seinen Flügeln an der Felssäule lehnt.
Wir machen uns auf den Rückweg und als der Schokohase wieder auftaucht, kommen auch die Bremsen wieder. Beim Hinweg haben wir drei Flaschen Wasser in eine Plastiktüte verpackt und ins Wasser gelegt, aber es war nicht besonders kalt. Und eigentlich können wir kein Wasser mehr sehen. Nachdem aber die Kühlbox noch etliche Meilen weg ist, zwingen wir uns zum ein oder anderen Schluck, zumal es inzwischen weit mehr als 30 Grad haben dürfte. 15,8 Meilen und 6,5 Stunden liegen hinter uns und es ist ein sehr, sehr, sehr, sehr, sehr schönes Gefühl, als das Silber unseres Autos in der Sonne glitzert. Aus dem Eisteeprozedere wird nix! Die Bremsen sind so lästig, dass wir uns in Auto schwingen, um mit einer Flußfahrt die Angelegenheit zu beenden. Aber als wir an der Einfahrt zur 95er stehen wird alles nachgeholt. Zwei Harleyfahrer aus Italien putzen ihre Gefährte, denn sie haben schon irgendwo Regen abbekommen.
Das Auto und wir bekommen unsere verdiente Dusche. Wir sitzen im Old Tymer beim Abendessen: Geiles Gefühl, we hiked the Arch Canyon!
Fortsetzung folgt ...
Nachdem die Bilder und etliche Hikes bereits online sind [siehe Updates] , werden sukzessiv und parallel zu diesem Bericht die restlichen Wanderungen erstellt. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen! Vorhandene Tip-Fehler werden erst nach kompletter Fertigstellung beseitigt ...