Hallo!
Tag 15: Lake Louise Gondola und ein Abstecher nach Banff oder Es gibt doch Bären in Kanada!
Wieder schlafen wir etwas länger, aber das hat den Vorteil, dass die Küche sich leert, als wir runter kommen.
Gestern ist eine 20er Gruppe aus Hanover angekommen. Nein, kein Schreibfehler, aus New Hampshire, USA.
Außerdem treffen wir auch noch auf unsere Zimmergenossen. Die haben heute Morgen leise alles zusammen gepackt, das Auto beladen und
sind jetzt bei der letzten Tasse Kaffee vor der Abfahrt.
Wir unterhalten uns über die Erlebnisse von gestern und dadurch kommt meine Frau auf die Idee doch auch mit der Seilbahn zu fahren.
Einen Plan für heute haben wir ja noch nicht und heute Nachmittag soll es ja ggf. auch regnen.
Auf was Frauen dann so alles kommen. Erst mal wird angeboten heute Abend noch mal selber zu kochen, um die Kosten zu decken.
Na, klar, da werden hunderte Euros für Waltouren ausgegeben und an 30 CAD soll eine Seilbahnfahrt scheitern. Ich bin eigentlich schon einverstanden, als dann auch noch der offene Sessel angeboten wird. Meine Frau bekommt ja schon ein wenig Panik in einer Gondel, aber das will ich mir nicht entgehen lassen. Meine Frau geht dann auch gleich zum Desk und fragt nach Karten für die Seilbahn und entscheidet dann, dass wir dort frühstücken können.
Also geht es nur mit einem Tee im Bauch los. Am Parkplatz vor der Seilbahn hole ich schon mal die Kamera raus, doch was ist das!? So ein Mist, ich habe nach dem Kopieren der Bilder die Speicherkarte nicht wieder in die Kamera geschoben. Zum Glück ist ja eine brauchbare Karte in der Kamera meiner Frau, also teilen wir uns die für heute.
Leider bereitet mir das später etliche Problem, weil die Karte auf Grund der unterschiedlichen Formate einen Fehler anzeigt. Also muss ich die Bilder dann einzeln über die jeweilige Kamera auf dem PC laden, eine zeitaufwendige Arbeit, die sich aber gelohnt hat.
Auf Frühstück verzichten wir dann wir erst ein Mal, weil es das nur unten in der Talstation gibt. Nach einem Kurzfilm zur Sicherheit bei der Fahrt und über das Verhalten im Grizzlygebiet fahren wir dann im Sessel auf den Berg. Der Film endet mit einem „Maybe, you will see a bear, maybe!“ und meine Frau ist schon ein wenig enttäuscht, das unter der Seilbahn keine Bären rum laufen. Oben angekommen müssen wir etwas warten, dann gibt die asiatische Reisegruppe die Aussichtsplattform frei. Wir nutzen die Tische und Bänke dann auch gleich für ein Frühstück mit Aussicht. Alleine dafür hätte sich die Fahrt schon gelohnt, alles mal aus einer andern Perspektive zu sehen.
Talstation am Morgen
Nach dem Frühstück sieht es schon besser aus, mit Sonne!
So gestärkt nehmen wir den Kicking Horse Pass Viewpiont Trail in Angriff, auf der Karte steht ein kleiner 1,7 km langer Rundweg mit angeblich nur 50 Höhenmeter. Ich sag mal glatt gelogen, denn es geht sehr steil und lange hoch, schließlich ist im Winter hier die Strecke für die Männerabfahrt, aber wenn man der Skikarte glaubt, das „flache“ Mittelstück!
Von Viewpiont aus hat man einen weiten Blick Richtung Norden und von hier oben erkennt man erst mal, wie breit das Tal um den Icefield Parkway wirklich ist. Von unten denkt man immer, die Berge sind so nah.
Hier oben fangen dann auch die Lärchen an gelb zu werden, aber nur die kleinen Bäume.
Dann geht wieder zurück zur Seilbahnstation, das ist der Wille meiner Frau, ich wäre gerne weiter hoch und dann quer, den Wartungswegen entlang, gegangen. Sagen wir mal zum Glück höre ich auf meine Frau. Erst geht es durch dichten Nadelwald, dann folgt der Weg, der „Eagle Meadows“, einer grünen, sprich leichten Piste, jetzt weiß ich auch wieder wieso ich Skifahrer für lebensmüde halte. Nicht für Ungut, wenn man es kann, macht es sicher Spaß, ist aber nicht für mich, wenn es steil sein soll, dann lieber Klettern oder im Schnee lieber Langlauf.
An der oberen Station endet der offizielle Ptarmigan Valley Trail, aber es geht ein gut sichtbarer Pfad hinter den Berg, Richtung der Snow Bowls.
In dem Tal, wird man wohl keinen anderen Menschen antreffen.
Auf dem ersten großen Schotterfeld machen wir Mittag, denn hier hoch sind es nochmals etwas mehr als 2 km bei über 200 Höhenmetern. Während wir essen, wir über uns gestritten, 2 Golden Eagle werden von 4 Raben geärgert, leider bleiben sie an der Bergkante und verschwinden immer wieder aus dem Blickfeld.
Auf dem Rückweg, gerade als wir das steilste Stück hinter uns haben, kommt uns ein Pärchen entgegen. Wir werden vor einem Bären oberhalb der Seilbahnstation gewarnt. Der Mann war früher hier oben selber Ranger und ist per Funk mit den anderen Ranger in Kontakt. So erfahren wir, das es sich um eine Grizzlydame handelt, über die, dank Peilsender, viel bekannt ist und die bisher immer friedlich bei Menschenkontakt gewesen ist. Wir sollen aber dem eigentlich gesperrten Weg zum Wildlife Center gehen und nicht durch den Wald.
Meine Frau ärgert sich ein wenig, da läuft man an den einsamsten Stellen rum und dann kommt der Bär zu einer Stelle, wo tägliche 1000de Menschen hin kommen. Laut singend geht es dann weiter, irgendwie ist uns doch ein bisschen mulmig. In Sichtweite der Aussichtsplattform werden wir von einer Rangerin angerufen, möglichst weit links neben der Straße zu gehen und dann hinter die Gitter an der Plattform zu warten. Nach uns kommen noch ein paar Leute vom Center. Die Bärin soll oberhalb im Wald sein. Sie ist den Grizzly Gully, welch passender Name für die Skistrecke runter gekommen. Und hier erkennen wir dann auch unser Glück, wären wir, wie von mir gedacht, einfach quer gewandert, hätten wir die Grizzlydame irgendwo da oben angetroffen, alleine!. So ist es wohl besser!
Nachdem keine weiteren Leute mehr von Center hoch kommen, gehen wir als geschlossene Gruppe die 50-60 Meter hinter die Absperrung bei der Bergstation. Hier erleben wir erst ein Mal eine bizarre Szene, weil der Weg zu aussichtsplattform ja gesperrt ist, gibt es etliche Leute, die nur kurz schauen und wieder runter fahren, warten auf den angesagten Bären, Fehlanzeige. Meine Frau setzt sich erst mal hin, ich stelle mich an die Absperrung und suche mit dem Tele den Wald ab. Und tatsächlich, ein paar kleine Tannen wackeln. Das Wackeln kommt immer näher und dann sieht man etwas Braunes. Ich rufe meine Frau, die es erst gar nicht wahr haben will, doch als sie den Bären auch von weiter hinten sehen kann, kommt sie nach vorne. Wow! Endlich ein Bär in Kanada, in freier Wildbahn im 5.ten Urlaub, daher auch der Tagetitel! Ich habe ja bei meinen 4.ten Urlaub schon etliche Bären gesehen, aber die Größe der Grizzlydame beeindruckt mich sehr, dagegen war ist Grizzlymutter aus 2009 ein Winzling.
Ich ärger meine Frau noch ein wenig, dass das kein echter Bär wäre, der hätte schließlich einen Knopf im Ohr und einen Empfänger um den Hals, der ist von Steif und ferngesteuert.
Fast eine Stunde lang schauen wir der Bärin beim Fressen zu, dann machen wir uns auf den Weg nach unten. Mit Blick auf den Lake Louise geht es talwärts. Da es erst ca. 15.00 ist fahren wir über den Bow Valley Parkway Richtung Banff. Leider kommt kein Zug und am Johnston Canyon ist der Parkplatz überfüllt, obwohl, gewandert sind für heute ja genug. Also fahren wir nach Banff rein, parken hinter der Touri Information und gehen ein wenig shoppen. Es müssen noch Geschenke für unsere fleißigen Damen, die Hund, Katzen und Ponies hüten, her. Schnell sind aus Stein gefräste Ringe gefunden, noch ein Tischtuch und ein Schild mit einen Weinspruch (den habe ich leider vergessen) für unseren Freund Ralf und dann werden uns die vielen Leute auch schon zu viel. Schnell zum Auto und weg hier. Ok, man sollte Banff mal gesehen haben, aber ich kann dem Städtchen irgendwie nichts abgewinnen.
Auf der Rückfahrt wollen wir eigentlich noch kurz in den Supermarkt, doch der ist nicht mehr da, dort wo er stand, wird ein neues Hotel gebaut. Also gibt es heute keinen Salat und als Nachtisch müssen die Schokiriegel her halten.
Aber dem Abzweig des HW 93 Richtung Radium Hot Spring fängt es heftig an zu regnen, wie wir im Hostel von den zwei Jungs erfahren schon seit kurz nach 15.00. Also war der Abstecher ins trockene Banff nicht so schlecht. Die beiden sitzen schon den ganzen Nachmittag im Hostel.
Das Abendbrot fällt heute etwas variantenarme aus. Es gibt gebratenen Reis mit Wurst und Gemüse und als Nachtisch haben wir ja noch Apfelmus im Auto. Mengenmäßig ist es aber mehr als genug.
Den Tag lassen wir dann bei drei Partien Pool ausklingen, wobei ich mit Mühe und Not 2:1 gewinne, ja ist auch schon über 20 Jahre her, als wir regelmäßig gespielt haben. Aber es hat Spaß gemacht.
Verbotener Weise nehmen wir noch ein Bier mit aufs Zimmer. Die Nacht bleiben wir alleine.
Gruß Torsten