Nach einer berichtsfreien Studienwoche soll es nun auch endlich mal weitergehen
21.Tag: 22.09.2010Die Getränkespender und Toaster funktionieren heute mal wenigstens richtig, also fängt der Morgen in Portland schonmal gut an. Heute ist wieder so ein Tag, auf den ich mich die ganze Zeit schon gefreut habe: Der Mount St. Helens soll besucht werden. Zuvor habe ich noch mehrere Alternativen ausgehandelt, von welcher Seite man am besten heranfährt. Das Johnston Ridge Observatory ist für einen ersten Besuch wohl am besten geeignet - zudem kann man ja von da dann "mal eben" runter zum Ape Cave oder nach Windy Ridge fahren... dachte ich zumindest
- man sollte sich die Karten vielleicht doch genauer ansehen
.
[Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Diese meiner USA-Reisen war die am wenigsten zu Hause vorbereitete - aber dennoch die Reise, bei der ich das meiste gesehen habe! Es gab also viele Überraschungen.]
Also geht es erstmal auf der Interstate 205/5 raus aus Oregon - endlich wieder selber tanken - bis zum Abzweig der WA-504 in Castle Rock.
WA-504 kurz vor dem Mount St. Helens-Visitor Center
Nicht weit von der Interstate, aber ziemlich weit vom Mount St. Helens (ca. 50 mi.) befindet sich schon eines der Visitor Centers. Das fahre ich erstmal an und schaue mich ein wenig um. Ich finde es hier aber nicht sonderlich interessant. Es handelt sich um eine Art Museum über die Geschichte des Vulkans und den Ausbruch 1980. Richtig rein gehe ich nicht, da ich unter anderem schon N24-"geschädigt" bin und mich entsprechend auskenne
. Von einem Ranger bekomme ich noch eine Karte des Parks mit auf den Weg - und mich trifft der Schlag: Erst jetzt fällt mir auf, dass die Straße nach 50 Meilen am Observatorium endet und man riesige Umwege nehmen muss, um andere Gebiete zu erreichen. Vom Observatorium ist Windy Ridge zum Beispiel nur wenige Meilen Luftlinie entfernt - will man da allerdings mit dem Auto hin, muss man vom Observatorim ca. 130 Meilen und mehr als drei Stunden fahren. Ok, das schreckt mich allerdings nicht sonderlich ab und ich fahre doch zum Observatorium. Die Gegend wird ja wohl mehr hergeben als nur einen Aussichtspunkt.
Mit dem Hintergrundwissen über den erst 30 Jahre zurückliegenden Ausbruch ist der Besuch des Mount St. Helens für mich ganz besonders interessant und spannend.
Vor der Hoffstedt Creek Bridge gibt es einen Aussichtspunkt. Dies ist gleichzeitig genau die Grenze zu dem Gebiet, das damals von dem Ausbruch unmittelbar betroffen war (Edge of the blast zone):
Es ist wirklich erstaunlich. Die Bäume sind hier nur noch sehr jung und klein. Außerhalb des National Monuments wurden die Bäume schon Anfang der 1980er-Jahre wieder neu gepflanzt.
Innerhalb des Gebietes des National Monuments wiederum soll sich die Natur selbst regenerieren. Rund um Mount St. Helens gibt es also keine bzw. sehr wenige Bäume - eine sehr karge, aber beeindruckende Gegend.
Kurz vor dem Observatorium (1/2 Meile etwa) gibt es bereits einen kleinen Parkplatz, von welchem man schon ein wenig wandern kann - unter anderem auch zum Observatorium an sich. Hier bekommt man schonmal die atemberaubende Landschaft zu Gesicht -
Durch den Lavafluss geschaffene Gräben am Fuße des Mount St. Helens:
An jeder Ecke sieht man die gespenstisch anmutenden Reste der verbrannten Baumstämme:
Nach einiger Zeit fahre ich dann auch zum Observatorium. Hier muss man auch eine Fee bezahlen, sofern man keinen Annual N.P.-Pass hat. Das gleiche gilt auch für das Wandern auf den Trails. Man muss sich ein Bändchen im Observatorium holen und dies offen tragen.
Nach einem Smalltalk mit einem amerikanischen Ehepaar, von denen der Mann natürlich auch schon in Deutschland stationiert war und durch Deutschland gereist ist... das übliche halt, besuche ich das Innere des Observatoriums. Auch hier wird nochmal ein wenig die Geschichte des Vulkans präsentiert, geologische Zusammenhänge erklärt etc. Außerdem gibt es einen recht eindrucksvollen Film im kleinen Kinosaal, der einige Minuten dauert. Das beste kommt zum Schluss: Nachdem man einen Film über den Vulkan gesehen hat, wird die Leinwand hochgefahren und das Publikum kann durch die Scheiben den echten Mount St. Helens sehen - an der Stelle, wo vorher der Film lief.
Johnston Ridge Observatory
Die kleinen Hikes rund um das Observatorium reichen mir natürlich nicht. Während schon - überspitzt ausgedrückt - zwei Schulbusse hierher - Film anschauen - und wieder weggefahren sind, suche ich mir einen schönen längeren Trail, um den Vulkan wirklich genießen zu können.
Am ehesten kommt da der Boundary Trail in Frage, der direkt vom Parkplatz aus startet.
It's a looong way ...
Diese Trails liebe ich und haben mich auch schon im Südwesten überzeugt - lange Wanderungen und völlig freie Sicht! Das hat man nicht überall im Nordwesten!
An der ersten größeren Kehre sehe ich ihn das erste Mal richtig: Spirit Lake. Als erstes fallen mir die unzähligen Baumstämme auf, die nun schon über 30 Jahre dort schwimmen, seitdem sie vom aufgetürmten See mitgerissen wurden.
Nach einiger Zeit kommt dann das erste Mal wieder ein Marker - endlich mal ein kleiner Hinweis darauf, wie weit ich bereits gegangen bin:
Ich gehe noch ein wenig weiter in Richtung des Kraters. Ein wirkliches Ziel habe ich hierbei nicht - bei diesem Trail ist eindeutig
der Weg das Ziel. Umkeheren werde ich erst ab dem Punkt, dass noch Zeit bleibt, vor völliger Dunkelheit wieder am Parkplatz zu sein.
Nach insgesamt 2,5 Stunden Wanderung, kehre ich dann wieder um. Gegen Abend kommt dann auch die Sonne ein wenig durch.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang kurz nach 19 Uhr bin ich wieder in der Nähe des Obseravtoriums - weniger der Sonnenuntergang an sich, sondern eher das dadurch entstehende Licht sind beeindruckend. Es wird mittlerweile empfindlich kalt.
19:10 erreiche ich nach knappen fünf Stunden Wanderung den völlig leergefegten Parkplatz. Es waren auch nur sehr wenige auf "meinem" Trail unterwegs:
Nach diesen wunderbaren Eindrücken muss ich mir nun noch ein Motel suchen. 60 Meilen von hier - in Castle Rock an der Interstate-5 ist mir auf dem Hinweg ein Motel 7 West aufgefallen. Allein der Name klang schon nicht sonderlich teuer, also fahre ich das einfach mal an. Die Fahrt ist unendlich - in völliger Dunkelheit zieht sich das natürlich sehr.
Ein Zimmer bekomme ich - wenn auch sehr ungemütlich und schlicht. Für die Nacht reichts. Im örtlichen Burger King hole ich mir noch etwas zu essen und plane den nächsten Tag auf dem Zimmer.
Übernachtung: 7 West Motel, Castle Rock, WA
Preis: 52,64 USD/Nacht inkl. Tax (walk-in)
Morgen geht's dann weiter nach Windy Ridge und zum Mount Rainier: Achtung! Regenkleidung sollte nicht vergessen werden
.