16.10.2015, „Sunrise, sunset … laden with happiness and tiers“ (aus „Anatevka”)Morgengrauen im Monument Valley.
Mit meiner Kamera mache ich mich auf den Weg nach draußen. Hinter dem Hotel haben bereits 15-20 Fotografen Stellung bezogen. Bevor es so richtig losgeht, scheinen alle stumm an einem Wettbewerb teilzunehmen:
„Wer hat den Längsten …
… Vorbau vor seiner Kamera“.
Da ich noch nicht einmal eine Spiegelreflexkamera besitze (der Größe wegen hatte ich mich seinerzeit für eine Bridgekamera entschieden), darf ich erst gar nicht mitspielen.
… Die Trauben sind mir eh viel zu sauer.
Als sich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont zeigen, knipse ich trotzdem mit den anderen um die Wette. Am Himmel gibt es Wolken, so dass interessante Zeichnungen entstehen. Im Verlauf einer Dreiviertelstunde entstehen jede Menge Fotos, wobei ich über die Veränderung der Einstellungen und Bildausschnitte versuche, „immer noch schönere Bilder“ zu machen.
Da ist es schon etwas ernüchternd, als ich ins Zimmer zurückkomme und mir meine Frau ihre Fotos zeigt. Sie hat das Schauspiel vom Bett aus genossen und mit ihrem Handy, einem koreanischen Spitzenmodell des Jahres 2010, von Zeit zu Zeit ein paar schöne Momente festgehalten. Ihre Bilder sehen, gemessen an der einfachen Kamera und dem wenigen "Handschweiß", beschämend gut aus. Nachfolgend eine kleine Auswahl von uns beiden.
Erfüllt von so einem schönen Tagesbeginn geht es zum Frühstück. Das kostet extra. Bei den hohen Zimmerpreisen hätte es eigentlich inclusive sein können. Wenn man es anders herum sieht, sind 8 $ pro Person nicht wirklich viel. Nach den Tagen continentaler Frühstücksdiät genießen wir hier gern das Buffet.
Beim Auszug aus dem Zimmer fällt uns noch ein Bild auf, das 3 Handwerkskünste der Navajo zeigt.
Kunst 1 ist das Färben der Wolle mit Farben aus der Natur.
Kunst 2 ist das Weben schöner Muster.
Aber was ist die dritte Kunst?
Auflösung: Das Befestigen von Bildern an den Wänden.
Vielleicht wurden die Bilder aber auch zu oft gestohlen, so dass man sie jetzt „richtig fest“ anbringt?
In Kayenta besorgen wir uns ein Lunchpaket. Dann starten wir auf dem Highway 160 in Richtung Westen. Unser nächstes Ziel sind die Zipfelmützen des Blue Canyon.
Obwohl wir das Navi dabei haben, halten wir Ausschau nach den Elefanten-Füßen. Wir haben keine Größenvorstellung, wollen sie aber auf keinen Fall verpassen, zumal sie den Abzweig zum Blue Canyon markieren. Als wir sie schließlich erreichen, stellen wir fest, dass man sie gar nicht übersehen kann, wie auch der Größenvergleich zeigt.
Allerdings hat sich der Himmel zugezogen und es beginnt, leicht zu regnen. Wir betrachten die Wolken um uns herum und müssen feststellen, dass das wahrscheinlich nur der Anfang von etwas Größerem ist. Der Weg zum Blue Caynon würde ab jetzt ca. 14 Meilen über eine unbefestigte Straße führen.
„Off-Road bei Regen“, diese Lektion hatten wir doch schon …
Selbst wenn wir ohne Probleme durchkommen würden, wissen wir nicht, wie die Wetter- und Straßenverhältnisse in ca. 2 h auf der Rückfahrt sein werden.
Nein, das wird heute nichts mit dem Blue Canyon.
Der Himmel weint, unsere Herzen auch.
Und so fahren wir weiter in Richtung Grand Canyon. Eigentlich hatten wir für heute „nur“ den Sonnenuntergang dort auf dem Programm, aber so können wir uns zuvor noch ein paar View Points ansehen. Als wir vor 4 Jahren dort waren, hatten wir beginnend vom zentralen Visitor Center die westlichen View Points erkundet. Heute kommen wir von Osten in den Park.
Bevor wir den Grand Canyon erreichen, machen wir Halt am Historic Cameron Trading Post, einem Gift Shop von der geschätzten Größe eines halben Fußballfeldes. Hier gibt es alles, was der Tourist nicht braucht.
Schließlich erreichen wir den Osteingang des Grand Canyon NP. Gleich dahinter liegt der Desert View Tower, den wir besuchen. Der Grand Canyon ist natürlich groß und mächtig, erscheint uns aber nicht mehr so beeindruckend wie beim ersten Mal.
Dann kommt es zur Begegnung mit einem Raubtier.
Die Tarantel (?) ist knapp Handteller groß und bewegt sich sehr langsam. Offenbar ist sie verletzt und besitzt nicht mehr alle Gliedmaßen. Daher traut sich auch meine Frau auf einen Meter an das Untier heran. So wie ich meine Probleme mit Schlangen habe, geht Uta schon mit den größeren Spinnen in Deutschland sehr „respektvoll“ um.
Es hat sich eine kleine Gruppe gebildet, fast alles Deutsche, wie wir später feststellen. Ein hinzukommender Amerikaner wendet sich mit einem „ah, just a spider“ gelangweilt ab.
Das Wetter hat uns verfolgt. So zieht es jetzt auch hier am Grand Canyon gefährlich dunkel auf. Wir beschließen, zunächst ins Hotel zu fahren, um dann zum Sonnenuntergang zum Lipan Point zurückzukehren.
Als Hotel haben wir uns das Best Western in Tusayan ausgesucht (das mit dem Adler am Eingang). Hier entschädigt uns das Schicksal für den ausgefallenen Blue Canyon:
Statt des gebuchten „Traditional Double Room“ erhalten wir ein „Double Queen Room“. Auch insgesamt macht das Hotel einen recht guten Eindruck.
Nach einer Pause geht es zurück zum Lipan Point. Der Weg zieht sich, aber 26 Meilen sind nun mal rund 40 km und bei maximal 45 mph dauert das eben eine Weile.
Während es am Aussichtspunkt noch trocken ist, regnet es in der Ferne schon recht heftig.
Ab und zu gewittert es. Mit Tricks schaffe ich es sogar, im Hellen einen Blitz zu erwischen. (... habe ich Lucky Luke gelernt)
Wir hoffen die ganze Zeit auf eine Wolkenlücke, durch die sich die untergehende Sonne zeigt.
Vergebens.
Was bleibt, sind diese Bilder von einem Sonnenuntergang der etwas anderen Art am Grand Canyon.
Die 40 km zurück ins Hotel fahren wir bei Dunkelheit und strömendem Regen den Rücklichtern unseres Vordermanns hinterher. Das ist nicht wirklich erstrebenswert.
Zum Abendessen gehen wir in das hoteleigene Restaurant, den Coronado Room. Leider haben auch andere diese Idee, so dass wir eine ganze Weile warten müssen. Tusayan bietet zwar essenstechnisch eine Menge Alternativen, da es aber draußen weiter in Strömen regnet, warten wir hier lieber in der Hotel-Lobby.
Das Essen ist gut und das Restaurant durchaus empfehlenswert.
Zurück im Zimmer schauen wir uns sorgenvoll noch eine Weile den strömenden Regen an. Für morgen haben wir nämlich einen Hubschrauberflug über den Grand Canyon gebucht, von dem wir uns sehr viel versprechen. Wenn es auch morgen regnet, besteht die Gefahr, dass er abgsagt wird.
Drückt uns die Daumen, dass uns der zuständige Wettergott für morgen gutes Wetter beschert!
Fazit:
- ein durchwachsener Tag
- Sonnenaufgang im MV: einfach nur schön
- Elefantenfüße: mitnehmen, wenn man vorbeikommt
- Desert Watch Tower am Grand Canyon: durchaus sehenswert, Entfernung nach Tusayan beachten
- Restaurant „Coronado Room“ im Best Western von Tusayan: empfehlenswert, Tisch vorab reservieren