09.10.2015, Mokis und Slot CanyonsAls wir am Vorabend die Unterlagen für unser heutiges Ziel durchsehen, wird uns wieder bewusst, dass wir zum Erreichen des Trail Heads eigentlich ein 4WD Fahrzeug benötigen, das wir nicht haben. Blöd!
So fragen wir heute Morgen im Hotel nach, ob es denn wirklich so schlimm sei („ja“) und was es so für Alternativen gäbe. Eine ist uns selbst bekannt: 1,6 Meilen vor dem Trail Head parken und dann laufen. In Summe wären das rund 5 km mehr …
Die andere Alternative wäre, sich von einem örtlichen Veranstalter fahren zu lassen.
Wir besuchen ihn. Der Preis ist happig, aber für 2 x 40 km muss man auch in Deutschland für ein Taxi einiges hinblättern. Um vielleicht etwas zu sparen, erkundige ich mich, ob man „den Jeep dahinten“ auch für einen halben Tag mieten könnte.
… könnte man …,
… will ich aber nicht mehr, als ich den Preis dafür höre.
Schließlich buchen wir das Taxi und bröckeln still vor uns hin, dass wir damals in Las Vegas kein 4WD abbekommen haben. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass auch hier das Schicksal seine Hand schützend über uns gehalten hat. Wie wir später noch erfahren sollen, hat es das letzte Stück der Anfahrt in sich. Dazu später mehr.
Im Moment brauchen wir noch ein Ersatzziel für heute Morgen, da der Veranstalter eine Art Sammeltaxi organisiert und nur jeweils früh, mittags und abends Fahrten durchführt.
... und das Morgentaxi ist schon weg.
Daher nehmen wir Kurs auf eine Kinderstube der Moki Marbles, Moki Hill.
Ich gehe davon aus, dass die Mokis im Forum weitgehend bekannt sein dürften. Für alle „Informationslosen“: Es sind kleine Kugeln bis Tennisballgröße, die aus einem Eisen-Sandstein-Gemisch bestehen. Irgendwer sagt dem Eisen, dass es sich um einen imaginären Kugelmittelpunkt konzentrieren soll. So bilden sich Kugeln, die wie kleine Kanonenkugeln aussehen und im Laufe der Zeit durch Erosion aus dem Felsen "herauswachsen". Laut einem Mineralienhändler aus Orderville sind die letzten Geheimnisse um die Mokis noch nicht vollständig erforscht.
Für die Indianer haben sie mystische Kräfte.
Die Old Sheffield Road ist in keinem allzu guten Zustand. Mit unserem 2WD SUV kommen wir ohne Probleme durch, aber für einen PKW wäre es hier und da eng geworden. Nach der Beschreibung von „Zehrer“ wandern wir los. Alles ist gut zu finden.
Da liegen sie nun zu Tausenden. Besonders interessant sind die, die gerade "geboren" werden. Natürlich widerstehen wir auch hier der Versuchung, einigen Mokis bei uns Asyl zu gewähren, zumal wir vor zwei Jahren eine in einem Rock-Shop ehrlich erworben haben. Sicher hatte sie sich der Händler aus „kontrolliertem Anbau“ beschafft.
Auf dem Rückweg entdecken wir noch ein paar bunte Felsen am Wegesrand.
Mittags geht es los zu den Slots.
Wir besteigen einen alten Jeep, der so aussieht, als wenn er schon im 2. Weltkrieg dabei gewesen wäre.
Türen muss ein Jeep nicht unbedingt haben, aber wo ist die Kette? Na gut, dann ohne. Als ich den Gurt anlegen will, merke ich, dass auch dieses Detail gemeinhin überbewertet wird. Am Armaturenbrett gibt es einen Angstgriff, aber der ist zu weit weg für mich …
Also hake ich mich mit meinem linken Arm seitlich an der Rückenlehne ein und los geht es mit bis zu 80 Sachen auf die HITRR.
Als wir dann zum Trail Head hin abbiegen, wird es spannend. Auswaschungen machen den Weg zu einem Stück Off-Road, das einen ernst zu nehmenden Geländewagen und einige Erfahrung erfordert.
Gut, dass wir keinen 4WD haben und so nicht selbst in Versuchung gekommen sind. Ich hätte wohl nie mehr Medikamente gegen zu niedrigen Blutdruck nehmen müssen.
Am Ende erzählt uns unser Taxifahrer doch glatt noch, wie froh die örtlichen Abschlepp-Unternehmen über diesen Weg sind: 600-700 Bucks kostet eine Bergung. Am Ende ist es eine spezielle Win-Win Situation für die Reiseveranstalter und die Abschlepper, ... einer verdient immer.
Ach ja, die Touristen?
Amerika ist ein freies Land: wer nicht zahlen will, dem steht es frei zu laufen.
(Ich muss innerlich schmunzeln, weil ich mir gerade ausmale, was wohl mit einem Menschenfreund passieren würde, der auf der Gemeinderatssitzung von Escalante mit dem Vorschlag käme, diesen Weg instand zu setzen.)
Auf dem Programm stehen der Peek-A-Boo und der Spooky.
Etwas Theorie vor ab für alle, die noch nicht da waren:
Es sind beides in etwa parallel verlaufende Slot-Canyons. Der Peek-A-Boo ist deutlich breiter als der Spooky. Da beide bekanntermaßen durch Wasser entstanden sind, kann man die Hindernisse in den Slots je nachdem, ob man mit der Fließrichtung wandert oder entgegengesetzt, gut oder eben nicht so gut überwinden.
So ist es üblich, zuerst den breiteren Peek-A-Boo entgegen der Fließrichtung zu nehmen und danach den engen Spooky mit der Fließrichtung.
Genau so haben wir es vor.
In den letzten Tagen hat es wohl auch hier heftig geregnet. Die Kleidung der Leute, die uns entgegen kommen, sieht arg verschmiert aus. Steht uns eine Schlammschlacht bevor?
Wir kommen zum Eingang des Peek-A-Boo. Am Einstieg, wo sich unter gewöhnlichen Bedingungen eine ca. 3 m hohe Felswand mit „Trittstufen“ befindet, ist jetzt ein Pool!
Wie tief mag der wohl sein?
Wie wir noch so überlegen, kommen drei Herren fortgeschritteneren Alters des Weges. Obwohl sie die Wanderung offenbar schon hinter sich haben, bewegt sie die gleiche Frage wie uns. Ehe wir uns versehen, lässt doch einer die Hosen runter (nur seine Jeans natürlich) und nimmt persönlich eine Peilung vor.
Im Ergebnis steht ihm das Wasser bis an sein Vergnügungszentrum.
Es folgt eine klare Ansage meiner Frau und wir gehen zum Spooky.
Rucksack in die Hand und los geht es. Man ist das eng hier.
Am Ende wird der Rucksack ein paar Nahkampfspuren davon getragen haben, aber ansonsten gibt es keine Verluste. Hinweis: Wer die Möglichkeit hat, sollte auf einen Rucksack verzichten und den notwendigen(!) Wasservorrat am Körper (Gürtel) tragen.
… und es wird immer enger. Ich hab’s „dem alten Fritz“ (Zehrer) nicht geglaubt, aber es gibt wirklich Stellen, wo man mit Brust und Rücken zugleich die Felswand berührt und das bei Kleidergröße 48. Ein Foto hätte ich gern davon gemacht, aber wie denn …?
Gemeinerweise sind da auch noch diese Pocken an den Wänden, die das Hindurchschlängeln erschweren.
Irgendwann gibt es dann auch noch Gegenverkehr. Nur an wenigen Stellen überhaupt kommt man aneinander vorbei.
Was haben die gerade gesagt?
- Watch the little bull snake! -
Schlangen!!! Meine besten Freunde. … und das an einer Stelle, wo weder die Schlage noch ich weglaufen kann.
„Bull Snake“, da weiß man doch auch gleich, was sie so frisst.
Nach einigen Metern sehen wir das „Untier“. Glücklicherweise bewegt es sich langsam und von uns weg. In meinem Kopfkino läuft in dem Moment ein Film, wie ich steil die Wände hochginge, wenn die Schlange schnell auf uns zukommen würde.
Die Schlage ist recht klein, etwa fingerstark und ca. 40 cm lang. Aber ob sie giftig ist, wissen wir in diesem Moment nicht und haben entsprechend Respekt. Sie zieht sich aber bald in eine „Parkbucht“ zurück, so dass wir passieren können. Wahrscheinlich ist es die diensthabende Schlange im „Spuk“-Canyon und sie wartet jetzt darauf, die nächsten Touristen zu erschrecken.
Jetzt können wir auch ein paar Fotos machen.
Später lesen wir im Internet nach:
Bull Snakes sind ungiftig, imitieren mit ihrer Zeichnung aber die Klapperschlagen, nur eben ohne die Rassel am Schwanz. Ausgewachsen werden sie bis 1,5 m lang!
Viel Spaß bei eurem Besuch im nächsten Jahr!
Im Spooky wird es jetzt auf andere Weise spannend. Gegen Ende kommen wir an eine Stufe, die wir nach oben hin überwinden müssen (herunter kommen sie alle). Allein hätten wir wahrscheinlich umkehren müssen. Glücklicherweise sind zwei andere Pärchen vor Ort und gemeinsam schaffen wir es.
Später liegen noch ein paar „Hinkelsteine“ im Weg, die aber kein Problem darstellen.
Nachdem wir den Spooky bewältigt haben, machen wir uns auf den Weg zum Hintereingang des Peek-A-Boo. Flach und weit beginnt er. Meine Frau läuft aus den bekannten Gründen oben, ich unten.
Aufmerksame Leser freuen sich jetzt schon darauf, mich baden zusehen. Daraus wird aber nichts, denn der Canyon ist so schlammig, dass es sich nicht lohnt und auch ich nach einer Weile aussteige. Den Rest laufen wir gemeinsam oben.
Gegen 18:00 Uhr sind wir zurück am Trail Head und das Jeep-Taxi nimmt uns auf.
Da ist er wieder, der schon beschriebene Weg. Die Off-Road Profis unter euch werden wohl nur milde lächeln. Alle Nachwuchs-Helden, die den Weg selbst unter die Räder nehmen wollen, mögen sich zuvor folgendes Video ansehen.
Aber vielleicht wurde der Weg ja inzwischen ausgebessert?
Das Abendessen gibt es heute im Outfitter. Lecker Pizza! Wer vom Circle D Hotel aus zu Fuß gehen will (wie uncool in Amerika), sollte eine (Handy-)Taschenlampe mitnehmen. Bürgersteige sind vorhanden, an einer durchgehenden Straßenbeleuchtung wird indes noch gearbeitet.
Morgen wollen wir dann die „Niagara-Fälle“ von Escalante besichtigen, uns am Sonnenuntergang im Capitol Reef NP erfreuen und abends in einer Cowboy-Bar in Torrey erleben, wie der Bär steppt.
Fazit:
- ein Tag Abenteuerurlaub
- Moki Hill: schön anzusehen, aber B-Ziel zum Auffüllen
- Peek-A-Boo und Spooky Slot: sehr empfehlenswert
Anfahrt zum Trail Head vorab klären
80 kg Grenze beim Spooky beachten (siehe „Zehrer“)
wenn möglich Peek-A-Boo
hin und Spooky
zurück nehmen
Wasser nach Möglichkeit am Körper mitführen (Rucksack vermeiden)
- Outfitter Restaurant: empfehlenswert